STAATLICHE UNIVERSITÄT SANKT PETERSBURG
Philologische Fakultät
Lehrstuhl für Deutsche Philologie
Ekaterina Vadimovna Antonova
Verbalisierung der Antonymiekonzepte „Sieg – Niederlage“, „победа –
поражение“ im russischen und deutschen Mediendiskurs
Вербализация антонимических концептов «Sieg – Niederlage», «победа –
поражение» в русском и немецком медийном дискурсе
MASTERARBEIT
Fachrichtung: 45.04.02 LINGUISTIK
Masterstudiengang: «Interlinguale Kommunikation als Kulturdialog»
Wissenschaftliche Betreuerin:
Dr. Phil. Elena Anatoljevna Kovtunova
Sankt Petersburg
2016
Inhaltsverzeichnis
Einleitung.................................................................................................................. 4
Kapitel I. Konzept als zentrale Kategorie der kognitiven Linguistik und der
Linguokulturologie....................................................................................................7
1.1. Begriffsbestimmung........................................................................................7
1.2. Konzept-Typologie........................................................................................12
1.3. Struktur des Konzeptes................................................................................. 13
1.4. Andere komplexe mentale Strukturen...........................................................17
1.5. Methoden der Konzeptuntersuchung............................................................ 20
Zwischenfazit.......................................................................................................... 23
Kapitel II. Konzepte „Sieg“/“победа“ und „Niederlage“/“поражение“ nach den
lexikographischen Angaben.................................................................................... 25
§1. Konzepte „Sieg“, „победа“........................................................................... 26
2.1.1. Etymologischer Aspekt...........................................................................26
2.1.2. Bedeutungs-, Derivations- und syntagmatischer Aspekte......................26
2.1.3. Paradigmatischer Aspekt........................................................................ 29
2.1.4. Feste Wortkomplexe............................................................................... 30
§2. Konzepte „Niederlage“, „поражение“.......................................................... 32
2.2.1. Etymologischer Aspekt...........................................................................32
2.2.2. Bedeutungs-, Derivations- und syntagmatischer Aspekte......................32
2.2.3. Paradigmatischer Aspekt........................................................................ 34
2.2.4. Feste Wortkomplexe............................................................................... 34
Zwischenfazit.......................................................................................................... 35
Kapitel III. Mediale Ausprägung der Konzepte „Sieg“/„победа“ und „Niederlage“/
„поражение“........................................................................................................... 37
3.1. Mediendiskurs als Raum der Konzeptrealisierung.......................................37
3.2. Methodische Vorgehensweise....................................................................... 42
§1. Konzepte „Sieg“, „победа“........................................................................... 45
3.1.1. Eigentlicher Kernbereich........................................................................45
3.1.2. Uneigentlicher Kernbereich....................................................................50
2
3.1.3. Synonymreihen.......................................................................................53
3.1.4. Nahe Peripherie...................................................................................... 58
3.1.5. Ferne Peripherie......................................................................................63
§2. Konzepte „Niederlage“, „поражение“......................................................... 64
3.2.1. Eigentlicher Kernbereich........................................................................65
3.2.2. Uneigentlicher Kernbereich....................................................................67
3.2.3. Synonymreihen.......................................................................................68
3.2.4. Nahe Peripherie...................................................................................... 71
3.2.5. Ferne Peripherie......................................................................................77
§3. Korpora-basierte Analyse...............................................................................78
Zwischenfazit.......................................................................................................... 80
Zusammenfassung................................................................................................... 83
Literaturverzeichnis.................................................................................................85
Quellenverzeichnis.................................................................................................. 93
Anhang.................................................................................................................... 94
3
Einleitung
Die konzeptuellen Untersuchungen erfreuen sich in den letzten Jahrzehnten
einer großen Beliebtheit. Das ist mit vielen Faktoren verbunden. Zum einen hat die
„kognitive Wende“ diese neue Forschungsrichtung stark beeinflusst, zum anderen
gewinnt eine anthropozentrische Sichtweise an Bedeutung, was dazu führt, dass
mentale Einheiten im Zentrum vieler Forschungen stehen.
Die vorliegende Arbeit soll die sprachliche Darstellung der
Antonymiekonzepte „Sieg“ – „Niederlage“/„победа“ – „поражение“ im Diskurs
der Massenmedien untersuchen.
Sieg und Niederlage begleiten uns auf Schritt und Tritt, sind ein
unentbehrlicher Teil des menschlichen Lebens. Daher ist die Realisierung dieser
Konzepte in verschiedenen Bereichen vom besonderen Interesse. Bislang wurden
die Antonymiekonzepte „победа“ – „поражение“ im Russischen von T.G.
Smotrova erforscht. Forschungen der Antonymiekonzepte „Sieg“ – „Niederlage“/
„победа“ – „поражение“ im interkulturellen Vergleich liegen bislang noch nicht
vor. Zudem untersuchte T.G. Smotrova die russischen Konzepte im Rahmen ihrer
Analyse nach den Wörterbüchern und Werken der schönen Literatur. Diese
Tatsachen machen die vorliegende Arbeit besonders aktuell.
Das Hauptziel der vorliegenden Arbeit ist zu analysieren, wie die jeweiligen
Konzepte im Deutschen und Russischen allgemeinsprachlich und vor allem
mediensprachlich realisiert werden und welche Modelle der Konzeptdarstellung in
verschiedenen Bereichen zum Ausdruck kommen. Außerdem wird den
Unterschieden und Gemeinsamkeiten in der medialen Verbalisierung der Konzepte
im Sprachenpaar Russisch – Deutsch Aufmerksamkeit geschenkt. Es ist überdies
zu fragen, ob und welche kulturellen Unterschiede die Antonymiekonzepte
aufweisen.
Das Ziel der Arbeit setzt die Lösung folgender Aufgaben voraus: 1) den
Begriff „Konzept“ und seine Besonderheiten zu erörtern; 2) die Konzeptfelder
nach den Wörterbüchern zu beschreiben; 3) den Begriff „Mediendiskurs“ und seine
Rolle bei der Konzeptrealisierung darzulegen; 4) lexikalische Mittel der
4
Konzeptrealisierung, welche den Kern und die Peripherie ausmachen, zu
bestimmen; 5) Konzepte repräsentierende sprachliche Mittel einzuordnen; 6) die
kulturellen Besonderheiten bei der Aktualisierung der Antonymiekonzepte zu
verfolgen und festzustellen.
Für die Lösung der gesetzten Aufgaben werden die Methode der wahlfreien
Stichprobe, das Verfahren der lexikalisch-semantischen und strukturellsemantischen Analyse, das Deskriptionsverfahren, Methode der kontrastiven
Analyse und Methode der statistischen Analyse verwendet.
Die Untersuchung wird in erster Linie auf Basis von 354 Zeitungsartikeln
(davon 182 deutsche und 172 russische) durchgeführt, die aus den OnlineVersionen von „Spiegel“, „Bild“, “Комсомольская правда“ und „Газета. ru“
stammen. Weitere Beispiele wurden den 20 Print-Zeitschriften „Psychologie
heute“ und „Наша психология“ entnommen. Es wurden dabei nur solche Artikel
gewählt, die bestimmten Themen aus vier Bereichen (Sport, Politik, Kultur und
populärer Wissenschaft) gewidmet sind. Als zusätzliche Quelle wurden Korpora
herangezogen.
Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit wurden in Form eines Vortrags auf
der Internationalen Philologischen Studentenkonferenz am 22.04.2016 vorgestellt.
Struktur der Arbeit. Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptkapitel. Im ersten
Kapitel, das sich aus fünf Abschnitten zusammensetzt, werden das Wesen des
Konzeptes und sein Stellenwert im kognitiven System behandelt. Mit diesem
Problem haben sich viele Wissenschaftler beschäftigt. Darunter sind folgende
Namen zu nennen: M. Schwarz-Friesel, S. Löbner, W. Teubert, M. Bierwisch, G.
Harras, W. Croft, A. Cruse, W.I. Karasik, I.A. Sternin, Z.D. Popova, J.S. Stepanov,
M.W. Pimenova, W.A. Maslova. Werke dieser Linguisten bilden theoretische
Grundlage des ersten Kapitels.
Das zweite Kapitel enthält zwei Paragraphen. In beiden Paragraphen werden
Schritt für Schritt analog zueinander Konzepte „Sieg“/“победа“ „Niederlage“/
„поражение“ nach den lexikographischen Angaben beschrieben.
5
Das dritte Kapitel konzentriert sich auf die Verbalisierungsmöglichkeiten der
jeweiligen Konzepte im Mediendiskurs. Zunächst wird der Begriff
„Mediendiskurs“ erläutert und seine Rolle in der Konzeptforschung bestimmt.
Diesem Thema ist eine relativ große Anzahl von Werken gewidmet (Werke von
E.A. Kozhemjakin, E.S. Kubrjakova, E.O. Mendzherizkaja, T.G. Dobrosklonskaja,
I.W. Rogozina, M. Schwarz-Friesel, H. Kämper). Im Anschluss daran kommen
zwei weitere Paragraphen. Hier werden die lexikalischen Mittel des Ausdrucks der
Konzepte in den Medientexten stufenweise erforscht. Der dritte Paragraph setzt
sich mit der Analyse der Korpora-Daten bezüglich einiger Fragen auseinander.
Abschließend werden die Forschungsergebnisse zusammengefasst. Es folgen das
Literatur- und Quellenverzeichnis und der Anhang (mit Tabellen).
6
Kapitel I. Konzept als zentrale Kategorie der kognitiven Linguistik und der
Linguokulturologie
1.1. Begriffsbestimmung
Schon über Jahrhunderte hinweg steht die menschliche Kognition im
Mittelpunkt des Forschungsinteresses. Zunächst wurde sie lange Zeit als
Hauptgegenstand der Philosophie betrachtet. Seit ungefähr dem letzten Jahrhundert
wurde sie ins psychologische Paradigma miteinbezogen. Der Prozess, der sich
Anfang der sechziger Jahre vollzog, wurde als „Kognitive Wende“ bezeichnet.
Somit lässt sich die Kognitionsforschung als vor und nach der „Kognitiven
Wende“ beschreiben. Die wichtigsten Leistungen der kognitiven Linguistik
bestehen
darin, dass sie sich von einer beschreibenden zu einer erklärenden
Wissenschaft entwickelt hat, die sich auch mit den in dem menschlichen Geist
dargestellten mentalen Einheiten beschäftigt.
Das Hauptaugenmerk der Kognitionsforschung ist darauf gerichtet, wie der
menschliche Geist funktioniert. Zu den Kernfragen, mit denen sich die
Kognitionsforscher befassen, gehört auch, wie eine Menge von Informationen, die
man von außen bekommt, wahrgenommen und verarbeitet wird. Damit dieser
Prozess zustande kommt, werden die erhaltenen Informationen in die Kategorien
eingeordnet. W. Croft und A. Cruse bezeichnen die Fähigkeit zur Kategorisierung
als „eine der wesentlichsten menschlichen Handlungen“ [Cruse, Croft 2004: 74].
Sie ermöglicht uns, sich in der Welt zu orientieren: Dinge wiederzuerkennen, sie
den bestimmten Gruppen zuzuschreiben und das Wissen über die Welt diesen
Kategorien entsprechend zu speichern [Schwarz-Friesel 2013: 38]. Zu den
ausschlaggebenden Funktionen der Kategorisierung zählt A. Cruse außerdem die
Ökonomie. Die verallgemeinerten Informationen über ein neues Mitglied der
Gruppe können dem bereits vorhandenen Wissen über die anderen Mitglieder
dieser Gruppe entnommen werden [Cruse 2006: 30]. Dabei erfolgt die
Kategorisierung erst dann, wenn das kognitive System in irgendeiner Art und
Weise über diese Kategorien verfügt [Löbner 2003: 257]. S. Löbner geht davon
7
aus, dass „eine Kategorie in unserem kognitiven System durch ein Konzept für
seine Mitglieder […] repräsentiert ist“ [ibid.].
Der seit den letzten Jahrzehnten grundlegend gewordene Terminus ist aber
nicht eindeutig zu definieren. Der Begriff des Konzepts ist im Allgemeinen von
zwei Standpunkten aus zu betrachten: aus dem linguokognitiven und dem
linguokulturellen. Aus der linguokognitiven Sicht lassen sich Konzepte als
„mentale Organisationseinheiten definieren, die die Funktion haben, Wissen über
die Welt zu speichern“ [Schwarz 2008: 108]. Darüber hinaus hebt Schwarz-Friesel
hervor, dass sie die Sprachrezeptionsprozesse bestimmen [Schwarz-Friesel
2014:12]. E.S. Kubrjakova vertritt auch die Meinung, dass Konzepte Bauelemente
unseres kognitiven Systems sind. Laut ihrer Definition ist das Konzept ein
„Terminus, der dem Erklären der Einheiten der mentalen und psychischen
Ressourcen unseres Verstandes und dieser Informationsstruktur dient, die das
Wissen und die Erfahrung eines Menschen widerspiegelt; operative inhaltsreiche
Gedächtniseinheit des mentalen Lexikons, des konzeptuellen Systems und der
Gehirnsprache (lingua mentalis), des ganzen Weltbildes, die in der menschlichen
Psyche abgespiegelt ist“ [Кубрякова 1997: 93].
Nach dem linguokulturellen Ansatz wird Konzept als eine Basiseinheit der
Kultur verstanden, „mittels derer der Mensch die Kultur betritt und sie in einzelnen
Fällen sogar beeinflusst“ [Степанов 2001: 43]. W.I. Karasik spricht in diesem
Zusammenhang von Kulturkonzepten, die unser sprachliches Weltbild prägen
[Карасик 2004: 109]. Seiner Definition zufolge wird das Kulturkonzept als „eine
mehrschichtige Sinnbildung betrachtet, in der man Wert-, bildliche und begriffliche
Seiten unterscheidet“ [ibid.]. Kulturkonzepte sind dadurch gekennzeichnet, dass es
entweder keine Übersetzung dieser Konzepte aus einer Sprache in eine andere gibt
oder dass diese Konzepte in einer anderen Kultur sogar fehlen [Медведева,
Опарин, Медведева 2011: 21]. W.I. Karasik (2005) zählt Kulturkonzepte zu einer
kollektiven Leistung, weil sie die Besonderheiten der jeweiligen Kultur darstellen.
Hinsichtlich dieser Feststellung nehmen die Linguisten widersprüchliche
Positionen ein. W.I. Karasik selbst zieht eine Grenze zwischen den kognitiven und
8
Kulturkonzepten, indem er die ersten zu den kollektiven und die zweiten zu den
individuellen Erscheinungen zurechnet [ Карасик,
Прохвачева,
Зубкова,
Граборова 2005: 29]. T.S. Medvedeva, M.W. Oparin und D.I. Medvedeva zufolge
dienen die Kulturkonzepte der Entschlüsselung einzelner Besonderheiten der
jeweiligen Nationalmentalitäten [Медведева, Опарин, Медведева 2011: 8].
Obwohl G. Harras Konzepte aus der linguokogitiven Perspektive behandelt, hält
sie sie für die kollektiven mentalen Einheiten [Harras 2000:13].
Die Frage, ob man Konzepte den individuellen oder kollektiven Leistungen
zuweist, ist eng mit einer anderen verbunden und zwar, ob Konzepte als universale
und angeborene Entitäten einzuschätzen sind. A. Wierzbicka unterscheidet
Basiskonzepte (die sog. „semantic primes“) –
eine begrenzte Anzahl der
Konzepte, die vererbt sind und aus denen sich komplexere Konzepte bilden lassen.
Diese Annahme basiert auf der Theorie von G.W. Leibniz, der behauptete, dass
man mit einem „Alphabet menschlicher Gedanken“ zur Welt kommt. Dieses
Alphabet stellt sich als eine Liste der Konzepte vor, aus denen alle Ideen entstehen
[nach: Aitchison 1997: 95].
Außerdem führt J. Aitchison aus, dass die
Basiskonzepte auf einer tieferen Ebene bestehen, wo einzelne Konzepte wie z.B.
Ereignisse oder Dinge zu bestimmen sind [Aitchison 1997: 98]. Der Parameter der
Angeborenheit erstreckt sich nicht auf die kulturspezifischen Konzepte, sondern
nur auf diejenigen, die in jeder Sprache erhalten sind (wie z.B. „person“, „thing“,
„do“, „happen“, „where“, „when“, good“, „bad“ usw.) [Wierzbicka 1996: 19].
Im Hinblick auf das Weltbild, das laut W.I. Karasik (2004) durch Konzepte
dargestellt ist, unterscheiden die Forscher zwei Arten der möglichen Weltbilder:
das konzeptuelle und das sprachliche. Die Sprache wird dabei als Mittel betrachtet,
mit derer Hilfe sich die Konzeptualisierung der Wirklichkeit vollzieht [nach:
Кондратьева, Пименова 2011: 35]. Das konzeptuelle Weltbild bezieht sich nach
G.A. Brutjan „nicht nur auf das Wissen, das als Ergebnis der Denkwiderspiegelung
der Wirklichkeit vorhanden ist, sondern auch das Resultat der sinnlichen
Erkenntnis […]“ [zitiert nach: Кондратьева, Пименова 2011: 35].Das sprachliche
Weltbild hingegen sind die ganzen Informationen, die durch die sprachlichen
9
Mittel vermittelt werden [ibid.]. Die Unterscheidung zwischen beiden Weltbildern
wird unterschiedlich getroffen. Für G.A. Brutjan hat das sprachliche Weltbild
breitere Grenzen als das konzeptuelle, das nur den Kern, Hauptteil bildet [ibid.,
36]. Eine andere Meinung äußern O.G. Kondratjeva, M.W. Pimenova, I.A. Sternin,
Z.D. Popova, die dem konzeptuellen Weltbild im Vergleich zum sprachlichen eine
übergeordnete Rolle zuschreiben: „das sprachliche Weltbild wird als Repräsentant
des konzeptuellen betrachtet“ [ibid., 37]. Das konzeptuelle Weltbild ist nach Z.D.
Popova und I.A. Sternin in Form der Konzepte vorgestellt, während das
sprachliche – in Form der sprachlichen Zeichen [ibid., 38]. Das konzeptuelle
Weltbild ist relativ flexibel: sie wird ständig erneut, wogegen das sprachliche eher
stabil ist [ibid.]. Somit kommen O.G. Kondratjeva und M.W. Pimenova zum
Schluss, dass das sprachliche Weltbild als Bestandteil des konzeptuellen
funktioniert, indem es das konzeptuelle Weltbild durch die sprachlichen Mittel
ausdrückt [ibid., 39].
An dieser Stelle ist es unseres Erachtens notwendig, zwei Begriffspaare zu
erläutern, die bei einigen Forschern gleichgesetzt sind. J.S. Stepanov und N.A.
Krasavskij machen auf die Unterscheidung zwischen „Begriff“ und „Konzept“
aufmerksam. Nach J.S. Stepanov gehören diese Termini unterschiedlichen
Wissenschaften an. Der erste wird hauptsächlich in der Logik und Philosophie
verwendet, wohingegen der zweite in der Kultur, Kulturologie, Linguokulturologie
[Степанов 2001: 42]. J.S. Stepanov weist darauf hin, dass einen Begriff „der
Umfang“ (Klasse der Dinge, die diesem Begriff entspricht) und „der Inhalt“
(Menge der allgemeinen und wesentlichen Merkmale, die zu dieser Klasse passen)
ausmachen. Im Vergleich zum Begriff besteht das Konzept nur aus dem „Inhalt“
[ibid., 44]. Es ist anzumerken, dass die bereits angesprochenen Termini bei J.
Dietze als identisch betrachtet werden [Dietze 1994:15].
Das zweite Problem, das in Betrachtung einbezogen werden soll, ist die
Frage, ob „Konzept“ und „Bedeutung“ als deckungsgleiche Phänomene gelten
können. Bezüglich der Frage der Trennung zwischen beiden Termini sind die
Linguisten nicht einig. Die Anhänger der Ein-Stufen-Semantik (wie z.B.
10
Jackendoff) nehmen keine Unterscheidung vor [Schwarz 2008: 62]. Andererseits
sind die meisten Forscher (wie E. Lang, M. Bierwisch, M. Schwarz-Friesel, H.
Skirl, S. Löbner, E.S. Kubrjakova, Z.D. Popova, I.A. Sternin, Th. Hermann, J.
Grabowski, K. Schweizer, R. Graf) davon überzeugt, dass Konzept und Bedeutung
deutliche Unterschiede aufweisen. Zum einen stehen Konzept und semantische
Form in keinem 1:1 Verhältnis zueinander. Am Beispiel des Wortes „open“ zeigen
D. Sperber und D. Wilson, dass sich viele Konzepte durch ein Wort darstellen
lassen. Nach ihrer Auffassung beweist die Existenz der Synonyme die Tatsache,
dass eine Reihe von Wörtern zu einem einzelnen Konzept gehören kann und die
Homonymie ihrerseits ein Nachweis der Zugehörigkeit eines einzigen Wortes zu
den verschiedenen Konzepten ist [Sperber, Wilson 1998: 186]. Einige Wörter
bringen nach G. Harras keine Konzepte zum Ausdruck, wobei einzelne Konzepte
nur durch die ganze Phrase verbalisiert werden können [Harras 2000: 14 ff.].
Zum anderen sind Konzepte im Gegensatz zur semantischen Form
sprachunabhängig [Lang 1994: 28]. Nicht jedes Konzept, das uns zur Verfügung
steht, kann verbalisiert werden [Schwarz-Friesel, Chur 2014: 28; Bierwisch 1983:
63]. Beim Erstspracherwerb fehlen den Kindern laut M. Schwarz-Friesel, J. Chur
einige Wörter, wobei sie dazugehörende Konzepte schon beherrschen. M.
Bierwisch begründet diese These anhand der Beispiele über Konzepte „Musik“
und „Gesichter“, die nicht völlig mit den sprachlichen Mitteln einer Sprache zum
Ausdruck gebracht werden können [Bierwisch 2008: 340 ff.]. Außerdem können
nicht nur den Kindern die passenden Ausdrücke zu einem Konzept fehlen, sondern
einem kann das passende Wort-Repräsentat erschwert oder gar nicht einfallen
[Hermann, Grabowski, Schweizer, Graf 1996:129].
Die Wortbedeutungen haben im Vergleich zu den Konzepten (vgl. die oben
erwähnten sprachlichen und konzeptuellen Weltbilder) einen relativ stabilen
Charakter [Skirl 2009: 43]. Die Veränderungen im Sachwissen betreffen die
lexikalische Bedeutung nicht [Bierwisch 1983: 97]. S. Löbner greift auf die
Barsalous Auffasung, dass sich semantische Konzepte durch große Flexibilität
auszeichnen, d. h. dass sie „nach Bedarf angepasst, ergänzt oder reduziert werden
11
können“ [Löbner 2015: 369]. Diese These betrifft aber keine fest abgespeicherten
lexikalischen Konzepte [ibid.].
Obwohl viele kognitive Linguisten auf der Abgrenzung zwischen Konzept
und Bedeutung bestehen, weist W. Teubert zu Recht darauf hin, dass die Konzepte,
mit denen sich viele Linguisten befassen, materiell sind, d.h. sie bestehen aus
Inhalt und Form [Teubert 2006: 298]. Man vermag nach seiner Auffassung nicht
verbalisierbare Konzepte, die in unserem Kopf bestehen, nur zu vermuten.
1.2. Konzept-Typologie
In diesem Abschnitt wollen wir uns der Frage der Konzept-Typologie
zuwenden.
M. Schwarz-Friesel nimmt eine Unterscheidung zwischen den „TypeKonzepten“ (bzw. Kategorienkonzepten) und „Token-Konzepten“ (Partikular-,
Individuenkonzepten) vor [Schwarz 2008: 109; Schwarz-Friesel, Chur 2014: 27].
Beide Typen unterliegen ihrer Meinung nach den Prinzipien der Identität und
Äquivalenz. Während die Token-Konzepte die subjektiven Informationen über uns
bekannte einzelne Gegenstände, Personen oder Sachverhalten schildern, werden
die Informationen über die ganze Klasse durch Type-Konzepte repräsentiert.
In Entsprechung zu der Klassifikation von W. Croft und A. Cruse
unterscheidet man zwischen „Individualkonzepten“ und „generischen“ Konzepten
[Croft, Cruse 2004:74]. Laut ihrer Einordnung gehört das Wissen über bestimmte
Personen zu den Individualkonzepten. Generische Konzepte wiederum werden
durch Informationen von Klassen gebildet.
Eine ausführliche Klassifikation von Konzepten bietet W.I. Karasik. Die
Konzepte lassen sich nach ihm in zwei Gruppen unterteilen, nämlich die
„parametrischen“ und die „nicht parametrischen“
[Карасик, Прохвачева,
Зубкова, Граборова 2005: 30]. Die parametrischen Konzepte sind als
“klassifizierende Kategorien für die Gegenüberstellung der realen Merkmale der
Objekte“ (wie z.B. Raum, Zeit, Menge, Qualität)
vertreten [ibid.]. Die nicht
parametrischen Konzepte eröffnen zwei Untergruppen: „regulative“ und „nicht
12
regulative“ Konzepte. Die regulativen Konzepte setzen ein wertvolles Element
voraus und können somit zur Beschreibung der typischen Verhaltensweisen in der
jeweiligen Gesellschaft angewendet werden [ibid.]. In diese Gruppe lassen sich
folgende Konzepte wie „Glück“, „Pflicht“ oder „Freigebigkeit“ einteilen. „Glück“
und „Liebe“ bestimmen nach W.I. Karasik (2005) außerdem den Sinn des Lebens.
Zu den nicht regulativen Konzepten gehören mentale Einheiten vom verschiedenen
Charakter wie „Reisen“, „Geschenk“ oder „Gesundheit“. Weitere Typen sind als
universale beschrieben, die allen Menschen innewohnend sind [ibid., 32].
Die Konzepte „Sieg“, „победа“ kann man der Klassifikation von W. Karasik
(2005) zufolge zu den regulativen Konzepten zählen, d.h. sie bestimmen und
steuern die Verhaltensweise. Das Streben nach dem Sieg ist für die Vertreter
sowohl der „individualistischen“ als auch der „kollektivistischen“ 1 Kulturen
charakteristisch. Und Niederlage ist ein ewiger „Gefährter“ des Sieges. Denn es ist
gesetzmäßig, wenn einer gewinnt, bleibt in der Regel dem anderen nur Niederlage
übrig. Somit können die Konzepte „Niederlage“, „поражение“ als universale
Konzepttypen eingeordnet werden.
1.3. Struktur des Konzeptes
Das Konzept als ein kompliziertes strukturell-sinnliches Gebilde verfügt
über eine gewisse Struktur. I.A. Sternin und W.I. Karasik (2009) verbinden das mit
seiner dynamischen Rolle im Denkprozess: „es funktioniert ständig, wird in seinen
Bestandteilen und Aspekten aktualisiert, schließt sich mit anderen Konzepten
zusammen und geht über ihre Grenzen hinaus“ [Стернин 2001: 58].
Um die Struktur des Konzepts oder ihm zugrundeliegende Kategorien zu
verdeutlichen, sollen wir Modelle der Kategorisierung näher betrachten. Laut der
traditionellen Theorie der „notwendigen und hinreichenden Bedingungen“, die
noch auf Aristoteles zurückzuführen ist, sollen alle Kriterien erfüllt werden, damit
das Objekt in diese Kategorie fallen kann [nach: Loppe 2010: 35]. T. Loppe führt
1 „Individualistische“ und „kollektivistische“ Kulturen sind Termini der interkulturellen Kommunikation, die von G.
Hofstede stammen und in seinem Werk „Interkulturelle Zusammenarbeit: Kulturen – Organisationen –
Management“ (1993) behandelt wurden.
13
unter anderem folgende Grundannahmen dieses Modells an: erstens haben die
Kategorien scharfe, klar definierte Grenzen; zweitens basiert die
Kategorienzugehörigkeit auf dem wahr-/falsch- Prinzip und drittens haben die
Vertreter derselben Kategorie den gleichen Status [ibid.]. Die scharfen und klaren
Grenzen, die laut dem Modell der notwendigen und hinreichenden Bedingungen
innewohnend sind, lassen sich damit erklären, dass jedes potenzielle Mitglied
entweder die Bedingungen erfüllt und somit ein Teil dieser Kategorie wird, oder
wenn nicht – dann bleibt es außer dieser Kategorie [nach: Löbner 2003: 259]. Da
die Grenzen klar definierbar sind, werden alle Mitglieder einer Kategorie gleich
behandelt.
Nach den 70er Jahren wurde das Aristotelische Modell stark kritisiert und
durch die von E. Rosch entwickelte Prototypentheorie abgelöst. Die
Prototypentheorie beruht auf dem Gedanken, dass es „bessere Beispiele“ für eine
bestimmte Kategorie gibt [nach: Löbner 2003: 260 ff.]. Der Prototypentheorie
gemäß haben die Kategorien eine abgestufte Struktur. Das Zentrum einer Kategorie
bilden die „besten Vertreter“ bzw. die „besten Exemplare“, die einem als Erste
durch den Kopf schießen, alle anderen Mitglieder sind auf den Rändern gelagert.
Im Vergleich zum Aristotelischen Modell besagt das, dass alle Bedingungen
unabdingbar sind; in der Prototypentheorie müssen „die Mitglieder einer Kategorie
[…] durch einige überlappende Merkmale miteinander verbunden sein“ [nach:
Loppe 2010: 45]. Diese allen Mitgliedern inhärente Eigenschaft wird als
„Familienähnlichkeit“ bezeichnet [nach: Löbner 2003: 263].
Eine Reihe von Experimenten hat gezeigt, dass die Kategorien durch
unscharfe Grenzen gekennzeichnet sind. Die Ergebnisse der Experimente haben
ergeben, dass man nicht alle Objekte als gleichrangig abstuft. Im Experiment von
E. Rosch wurden die Probanden darum gebeten, verschiedene Vogelarten als mehr
oder weniger typische Vögel einzuordnen. Als typische Vögel haben die
Versuchspersonen „Rotkehlchen“ eingestuft, als letzte wurden „Strauße“ und
„Pinguine“ genannt [nach: Aitchison 1997: 66 ff.].
14
Ähnliche Ergebnisse wurden durch von W. Labov durchgeführtes
Experiment mit Gefäßen ermittelt. Das Experiment hat gezeigt, dass in den
Vorstellungen der Menschen die prototypischen Tassen einen Henkel besitzen,
während die Vasen weiter und höher sind und keinen Henkel haben [nach: Löbner
2003: 262 ff.].
Obwohl „Pinguine und Strauße“ nicht fliegen können oder Gegenstände
ohne Henkel oder wenn ihre Größe die normale Größe eine Tasse überschreitet –
demnach eine Bedingung nicht erfüllt wird – fallen sie trotzdem in die Kategorie
„Vogel“ bzw. „Gefäß zum Kaffeetrinken“, weil sie dem Prototypen einigermaßen
ähnlich sind. Die Bedingungen, die „das beste Exemplar“ bestimmen, sind nicht
für alle Mitglieder einer Kategorie gültig [ibid., 263 ff.].
Wie in der Prototypentheorie ein Prototyp ein Zentrum besitzt, hat jedes
Konzept nach I.A. Sternin eine Basisschicht. Diese Basisschicht stellt sich als ein
gewisses sinnliches Bild heraus [Стернин 2001: 58]. Sie kann mit dem Inhalt des
Konzepts übereinstimmen, wenn es die konkreten Empfindungen präsentiert.
Hinzuzufügen ist, dass die Bilder der abstrakten Konzepte
subjektiver
sind
[Попова, Стернин 2007: 106]. Metaphorisch stellen Z.D. Popova, I.A. Sternin das
Konzept als eine „Wolke“ (Попова, Стернин 2009) und I.A. Sternin als eine
„Frucht“ (Стернин 2001) dar. Wenn man sich das Konzept als eine Frucht
vorstellt, so ist die Basisschicht der Kern und die zusätzlichen kognitiven
Merkmale das Fruchtfleisch. I.A. Sternin unterscheidet drei Strukturtypen der
Konzepte: mit einer Ebene, mit mehreren Ebenen und segmentare [Стернин 2001:
59 ff.]. Das Konzept mit einer Ebene besteht nur aus einer Basisschicht. N.N.
Boldirev bezeichnet Konzepte dieser Art als Gegenstandsbilder [ibid]. Solche
Struktur haben die Konzepte im Verstand eines Kindes oder bei den nicht
intellektuell entwickelten Personen. In den meisten Fällen zeichnen sich die
Konzepte durch eine kompliziertere Struktur aus [Стернин 2001: 59 ff.; Попова,
Стернин 2009: 12 ff.]. Das Konzept kann auch mehrere Ebenen haben, d.h. es
beinhaltet viele kognitive Schichten, die sich auf die Basisschicht ablagern. Der
letzte Typ der Konzepte – die segmentaren Konzepte stellen eine Basisschicht dar,
15
die von vielen Segmenten umfasst ist [Попова, Стернин 2009: 14]. Der Kern des
Konzeptes besteht aus dem Inhalt, der das Minimum der kognitiven Merkmale
darstellt und sich daher den Definitionen der Wörterbücher annähert [Попова,
Стернин 2007: 109]. Außer dem Kern hat das Konzept auch einen inhaltsreichen
Interpretierungsteil, der von I.A. Sternin als „eine Gesamtheit schwach
strukturierter Aussagen, die die Interpretation einzelner konzeptueller Merkmale
und ihre Verbindung in Form Behauptung, Einstellung des Verstandes
widerspiegeln, die in dieser Kultur aus dem Konzeptinhalt hervorgehen“ aufgefasst
ist [Стернин 2001: 61]. Während die Basisschicht der Kern des Konzepts ist,
bildet das Interpretierungsfeld seine Peripherie. I.A. Sternin betont, dass man bei
der Untersuchung des Konzepts sowohl auf den Kern, als auch auf die Peripherie
das Augenmerk richten sollte [ibid.]. Aber nicht zu vergessen ist, sie aufzugliedern,
denn ihr Status und ihre Rolle in der Verstandsstruktur und im Denkprozess sind
unterschiedlich.
Das Modell von W.I. Karasik ähnelt dem vom Z.D. Popova und I.A. Sternin.
W.I. Karasik
unterscheidet auch 3 Teile des Konzepts: bildlichen (образный),
begrifflichen (понятийный) und Wert-Teil (ценностный) [Карасик 2004: 129].
Der bildliche Teil umfasst durch Perzeption gewonnene Informationen in unserem
Gedächtnis, die mit einigen Gegenständen, Ereignissen oder Qualitäten verbunden
sind (vgl. das Bild von Попова, Стернин 2007: 106 ff.). In Bezug auf konkrete
Gegenstände greift W.I. Karasik auf die Auffassung der Prototypen von E. Rosch.
Nach ihm ist die bildliche Seite des Konzeptes durch den Frame zu repräsentieren,
der die Vorstellungen über stereotype Situationen enthält. Der begriffliche Teil des
Konzeptes wird im Verstand in der Verbalform bewahrt (vgl. der „Inhalt“ bei
Попова, Стернин 2007: 109). Der bildliche Teil ist dagegen nonverbal und lässt
sich nur beschreiben und interpretieren. Die Wert-Seite ist ihrerseits dafür
zuständig, die für das jeweilige Konzept Schlüsselbegriffe auszusuchen (vgl. das
„Interpretierungsfeld“ bei Стернин 2001: 61; Попова, Стернин 2007: 111). Das
dreidimensionale konzeptuelle Modell lässt sich der Auffassung von W.I. Karasik
zufolge mit den Prinzipien der sprachlichen Wahrnehmung der Welt erklären,
16
indem man den aktuellen Teil der Erfahrung aussondert (der Wert-Teil),
anschließend diese Erfahrung in der Form eines Bildes speichert (der bildliche
Teil) und abschließend das Erlebte deutet (der begriffliche Teil) [Карасик 2013:
94].
J.S. Stepanov spricht von drei Teilen oder drei Schichten des Konzeptes: (1)
das Grundmerkmal, das aktuelle Merkmal: In der aktiven Schicht existiert das
Konzept für alle Sprachbenutzer als ihr Kommunikations- und
Verständigungsmittel; (2) das zusätzliche Merkmal oder mehrere zusätzliche,
„passive“ Merkmale, die nicht aktuell, „historisch“ geworden sind (das Konzept ist
dabei nur für einige Sozialgruppen aktuell); (3) und die innere Form, die in der
äußerlichen, wörtlichen Form geprägt ist. Diese Schicht ist häufig nur für die
Forscher klar. Es schließt aber nicht aus, dass sie für die Sprachbenutzer als eine
Grundlage besteht, auf der die anderen Schichten entstanden sind [Степанов 2001:
46 ff.]. J.S. Stepanov schenkt große Aufmerksamkeit der Untersuchung der
Herkunft der Wörter, der Analyse des Wortgebrauchs und der Deutung der Wörter
und Begriffe. Unter der passiven, historischen Schicht wird der historische
Hintergrund verstanden, der das Konzept in seinem Werden begleitet hat. Die
passive Schicht wird der aktuellen entgegengestellt, die in der Festlegung des
Konzepts im kollektiven Verstand besteht.
1.4. Andere komplexe mentale Strukturen
Da die Konzepte nur als „Basiseinheiten“ (Schwarz 2008),
„Grundkomponenten“ (Schindler 1988) im Langzeitgedächtnis funktionieren, ist es
anzunehmen, dass unserer Kognition auch weitere übergeordnete komplexere
mentale Strukturen zur Verfügung stehen, die auch eine Organisationsfunktion
ausüben. In dieser Hinsicht sagt M. Schwarz-Friesel Folgendes: „Konzepte sind im
LZG nicht isoliert, sondern durch verschiedene Relationen verknüpft
abgespeichert“ [Schwarz-Friesel 2013: 38]. Als komplexe Strukturen, die zur
Abbildung aneinander angekoppelter Konzepte dienen, werden Schemata
angesehen [ibid.]. Es sei hier anzumerken, dass diese Wissenskomplexe auch als
17
Frames, Szenarios und Skripts bezeichnet sind. Im folgenden Abschnitt machen
wir einen Versuch, diese Begriffe und ihre Bedeutung für die Konzeptforschung zu
erläutern.
Die oben genannten Termini wurden in den 70er Jahren in der kognitiven
Psychologie eingeführt, aber haben während der vergangenen Jahrzehnten nicht an
Bedeutung verloren, sondern gewinnen einen Stellenwert in den neuen
wissenschaftlichen Auseinandersetzungen. Die zu betrachtenden Termini werden
bei Z.D. Popova und I.A. Sternin Konzepttypen genannt [Попова, Стернин 2009:
23 ff.]. Wir werden im Anschluss an M. Schwarz-Friesel, W. Schindler, S. Löbner,
A. Ziem, D. Busse davon ausgehen, dass diese Begriffe komplexe kognitive
Strukturen sind. Unter Schema versteht W. Schindler eine „generische kognitive
Struktur von stereotypischem Charakter zur Integration von Umweltinformationen,
die typische bzw. normale Komponenten, Attribute und Relationen einer Klasse
von Gegenständen und Sachverhalten umfasst und damit als deren prototypische
Repräsentation anzusehen ist“ [Schindler 1988: 97]. Wie aus der Definition folgt,
sind die von Schemata erfüllten Funktionen, und nämlich, die Verarbeitung der
Umweltinformationen und Bildung unserer Erfahrung, denen von den Konzepten
gleich. Analog zu den Konzepten sind sie hierarchisch aufgebaut [Schwarz-Friesel
2013: 38; Schwarz 2008: 118; Schindler 1988: 98 ff.]. Als Basiseinheiten der
Schemata gelten Konzepte [Schwarz-Friesel 2013: 39]. Die konzeptuellen
Einheiten sind als Variable aufgefasst, die „in Verstehensprozessen mit konkreten
Werten besetzt“ sind und je nach der Situation verändert bzw. mit neuen
Informationen ergänzt werden können [Schwarz 2008: 117]. Variablen bilden die
typischen Merkmale eines Sachverhaltes ab [Schwarz-Friesel 2013: 39]. Aufgrund
des flexiblen Charakters können Schemata sogar nicht komplette Informationen
aufnehmen und bearbeiten, dabei haben die neu erhaltenen Informationen einen
Vorrang vor den alten [Schwarz 2008: 117 ff.].
Bei den Skripts handelt es sich um „[…] ereignisbezogene komplexe FrameStrukturen mit temporal und / oder kausal miteinander verknüpften Teil-EreignisFrames […]“ [Busse 2012: 543].Im Vergleich zu den Schemata, in denen
18
Handlungen repräsentiert sind, stellen Skripts Reihenfolge von Ereignissen dar
[Schwarz 2008: 118 ff.; Schwarz-Friesel 2013: 39 ff.]. So sind nach M. Schwarz
im Restaurant-Schema verschiedene Konzepte auszusondern: Rollen-Konzepte
(Gast, Kellner, Koch), Requisiten-Konzepte (Tisch, Speisekarte),
Voraussetzungskonzepte (Hunger haben, Geld haben), Resultatskonzepte (weniger
Geld haben, keinen Hunger mehr haben) [Schwarz 2008: 118]. Im RestaurantSkript sind dagegen einige Teile vom gleich genannten Schema involviert, in dem
die Reihenfolge von Handlungen in Mittelpunkt der Betrachtung rückt. So wird es
thematisiert, wie man das Essen bestellt, auf welche Art und Weise man bedient
wird, dass man Essen bekommt und abschließend sich bedankt und bezahlt
[Schwarz-Friesel 2013: 39; Schwarz 2008: 118 ff.]. Es sollte geklärt werden, dass
man Skripts und Szenen voneinander abgrenzt. Zu unterscheiden sind sie
mindestens in einem Punkt: D. Busse meint, dass die Skripts von ihrem Wesen her
eher dynamisch sind, während Szenen als statisch beschrieben werden können
[Busse 2012: 543].
Als Oberbegriff zu den oben genannten Begriffen wird der Theorie von D.
Busse nach „Frame“ aufgefasst [ibid.]. Frames dienen unter anderem wie auch
Konzepte, Schemata, Skripts und Szenen der Organisation des Wissens. D. Busse
führt in diesem Zusammenhang Folgendes aus: „menschliches Wissen ist selbst
grundsätzlich in Form von Frames strukturiert und wird in dieser Form im
Langzeitgedächtnis gespeichert und situationsbezogen abgerufen“ [ibid., 539]. Die
Kategorisierungsprozesse, auf denen Frames fußen, ermöglichen es, die wichtigen
Informationen von den unwichtigen zu unterscheiden, diese in Beziehung zu setzen
und zu beurteilen [Ziem 2008: 249 ff.]. Laut der Hypothese von L. Barsalou
verfügen die Konzepte in der menschlichen Kognition über Framestruktur [nach:
Löbner 2015: 374]. So kann anhand der Framestruktur der Aufbau des Konzeptes
beschrieben werden. Als Parameter zur Beschreibung gelten Attribute, die „[…]
Werte für den potenziellen Referenten zuweisen“ [ibid., 375]. Der grundlegende
Prozess besteht in der Zuordnung eines Attributs für ein Element in dem Frame
[ibid., 372]. Die Frame-Struktur unterliegt bestimmten Bedingungen: es handelt
19
sich nur um ein Element, das den Referenten vorstellt, alle anderen Elemente sind
Werte einer Kette von Attributen und letztendlich kann jedem Element im Frame
nur ein Attribut zugewiesen werden [ibid., 375].
1.5. Methoden der Konzeptuntersuchung
In diesem Abschnitt wird der Frage nachgegangen, wie man das KonzeptFeld beschreiben und analysieren kann. Da das Konzept eine mehrschichtige
Struktur aufweist, erfolgt seine Untersuchung stufenweise.
Im Anschluss an M.W. Pimenova werden wir mit der Aufzählung der
Merkmale beginnen, die die konzeptuelle Struktur prägen:
determinierendes/motivierendes Wortmerkmal repräsentiert das
Konzept, ist innere Form des Konzepts;
bildliche Merkmale, die durch die Kombinierbarkeit des Wortes
festzustellen sind;
begriffliche Merkmale, die in Form der semantischen Komponenten
des Wortes dargestellt sind. Dazu gehören auch Synonyme. Für die
Analyse der begrifflichen Merkmale sollen Wörterbücher benutzt
werden;
Wert-Merkmale sind in der Form der Konnotationen zu finden. Ein
genauerer Blick soll auf die Bewertungen des KonzeptRepräsentanten geworfen werden.
funktionale Merkmale spiegeln den funktionalen Stellenwert des
Referenten, der hinter dem Konzept steckt;
symbolische Merkmale repräsentieren komplexe mythologische,
religiöse und andere kulturelle Begriffe [Пименова 2010: 66 ff.].
Die Merkmale des Konzepts sind nach M.W. Pimenova in den abgeleiteten
Lexemen, Phraseologismen, Sprichwörtern, in Wortgruppen und festen
Wortverbindungen verbalisiert [ibid., 68]. Die Untersuchung beginnt mit der
Analyse des determinierenden Merkmals. Anschließend werden die Möglichkeiten
der Konzeptualisierung bei der Umdeutung des Lexems (Metapher und
Metonymie)
bestimmt. Der dritte Schritt umfasst die Beschreibung der
20
funktionalen und Wert-Merkmale. Im vierten Schritt werden die begrifflichen
Merkmale klargestellt, indem man die Bedeutung des Wort-Repräsentanten des
Konzeptes bestimmt und die Synonymreihe wiedergibt. Abschließend werden die
symbolischen Merkmale erforscht.
Eine ähnliche Untersuchungsmethode bietet I.A. Sternin an [Стернин 2001:
61 ff.]. In der ersten Stufe erfolgt nach ihm die Bestimmung der repräsentierenden
Schlüsselwörter (vgl. determinierende Merkmale bei Пименова 2010). Als
Kriterien der Aussonderung nennt er die Häufigkeit, genügende Abstraktion der
Bedeutung und allgemeine Bekanntheit. Der nächste Schritt ist die Feststellung der
Synonym- und Antonymreihe des Konzeptes (vgl. Analyse der begrifflichen
Merkmale bei Пименова 2010). Es wird detailliert die Semantik dieser Einheiten
analysiert und die Hauptsememe und Peripheriebestandteile jedes Semems
entdeckt. Die Sememe sind in verschiedenen Lexemen, Synonymen und
phraseologischen Einheiten zu suchen. Auf der Basis der gefundenen Sememe
kann man neue konzeptuelle Merkmale aussuchen. Im dritten Schritt werden die
Methoden der Kategorisierung des Konzeptes im sprachlichen Weltbild
beschrieben. Die Kategorisierungsmethoden bekommt man aus der
Kombinierbarkeit der Lexeme. Die Analyse der Kombinierbarkeit der Lexeme
ermöglicht es, einige Bestandteile des Konzeptes zu untersuchen. Die
ausgesonderten Seme werden mit konzeptuellen Merkmalen gleichgesetzt und die
Sememe – mit konzeptuellen Schichten. Als nächster Schritt werden die Arten der
Konzeptualisierung bestimmt, konzeptuelle Metaphern und Metonymien
untersucht (vgl. bildliche Merkmale bei Пименова 2010). Auf der Peripherie des
Konzeptinhalts gibt es verschiedene Definitionen und Deutungen, die in den
Parömien, Aphorismen, geflügelten Worten und Fabeln zum Vorschein kommen.
Daraus kommt das Interpretationsfeld, in dem man zahlreiche Sinnmerkmale
entdecken kann. Dadurch wird die Mehrschichtigkeit des Konzepts, seine
mehrdimensionale Struktur veranschaulicht. Aber I.A. Sternin verweist darauf,
dass nicht für alle Konzepte Sprichwörter und Aphorismen bestehen.
21
Der Methode von W.A. Maslova zufolge sind sechs Aufgaben bei
Beschreibung des Konzepts zu erledigen:
1. die Situation zu bestimmen, zu der das zu untersuchende Konzept
gehört;
2. den Stellenwert des Konzeptes in dem jeweiligen Weltbild und dem
sprachlichen Bewusstsein der Nation zu bestimmen;
3. die Besonderheiten der Herkunft zu berücksichtigen;
4. bei der Analyse möglichst verschiedene Kontexte (poetische,
wissenschaftliche, philosophische, publizistische usw.) zu benutzen;
5. die gewonnenen Ergebnisse mit der Analyse der assoziativen
Beziehungen der Schlüssellexeme zu vergleichen;
6. das Konzept mehrmals in der Malerei, Musik und Skulptur zu
wiederholen und zu interpretieren (dieser Schritt ist zu befolgen nur,
falls für die Analyse ein Kulturkonzept gewählt wurde, das für die
jeweilige Kultur eine herausragende Rolle spielt) [Маслова 2011: 58
ff.].
Allen der oben angeführten Methoden ist gemeinsam, dass man die
Erforschung eines Konzeptes mit der Bestimmung der inneren Form beginnt. Im
Anschluss daran wird die mögliche Kombinierbarkeit analysiert. Zu beachten sind
dabei Metaphern und Metonymien, Synonymreihen. Außerdem sind
Konnotationen festzustellen, die axiologische Bedeutung liefern.
W.A. Maslova weist darauf hin, dass trotz der hohen Anzahl der
Untersuchungsmethoden, je nach dem konkreten Konzept die Methode variieren
wird und daher soll in jedem Fall die als Muster benutzte Methode an das jeweilige
Konzept angepasst werden [ibid., 59].
Die behandelten Verfahren sollen eine Grundlage für die in dieser Arbeit
angewandte Analysemethode bilden. Eine ausführliche Darstellung unserer
Methode der Konzeptuntersuchung in den Medien erfolgt im dritten Kapitel.
22
Zwischenfazit
Die oben angeführten theoretischen Hintergründe in Bezug auf den Begriff
„Konzept“ kann man in folgenden (fünf) Punkten zusammenfassen:
Unter dem Konzept wird im Rahmen dieser Arbeit mentale Einheit
verstanden, die der Informationsspeicherung und deren effektiver Einteilung in die
Kategorien dient. Eine der wichtigsten Funktionen, die die Konzepte ausführen, ist
die Orientierungsfunktion. Seit der Entwicklung der Linguokulturologie als
Abzweig der kognitiven Linguistik, die von den einheimischen Forschern
herausgearbeitet wurde, wird das Konzept überdies als kulturell beladenes
Phänomen betrachtet.
Es gibt verschiedene Klassifikationen der Konzepte, die sich im
Allgemeinen auf zwei Prinzipien der Systematisierung gründen. Während die
Konzepttypologie der westlichen Sprachwissenschaftler auf Gegenüberstellung
„Wissen über einzelne Dinge – Wissen über die Klasse von Dingen“ beruhen,
liegen die Funktionen, die jedes konkrete Konzept erfüllt, der anderen Typologie
zugrunde.
Konzept weist eine mehrschichtige Struktur auf. In Bezug auf seine Struktur
gibt es verschiedene Modelle der Strukturbeschreibung. Diesen Modellen ist
gemeinsam, dass sie den Kern und die Peripherie in der Konzeptstruktur
aussondern.
Neben den Konzepten sind in unserem Gedächtnis auch andere mentale
Kategorien vorhanden wie Schemata, Szenarios, Scripts und Frames, die die
gleiche Funktion wie Konzepte ausüben.
Die Erarbeitung der Untersuchungs- und Beschreibungsmethoden der
Konzepte in der Linguistik ist das Verdienst der russischen Forscher, insbesondere
der Wolgograder und Woronezh’ linguistischer Schulen. Obwohl Forscher
verschiedene Untersuchungsmethoden bieten, sind sie einig, dass die Analyse
schrittweise durchzuführen ist.
23
Kapitel II. Konzepte „Sieg“/“победа“ und „Niederlage“/“поражение“ nach
den lexikographischen Angaben
Bevor wir die sprachlichen Repräsentationen von Konzepten
„Sieg“/“победа“ und „Niederlage“/„поражение“ in den Medientexten behandeln
können, ist es notwendig, die Darstellung der zu analysierenden WortRepräsentanten nach den Wörterbüchern zu klären.
Für diesen Zweck wurden folgende deutsche Wörterbücher benutzt:
„Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache“ von Kluge (2011), „Duden –
Das Herkunftswörterbuch“ (2007), „Duden – Das große Wörterbuch der deutschen
Sprache“ (Band 5,6),
„Duden – Deutsches Universalwörterbuch“ (2007),
„Deutsches Wörterbuch“ von G. Wahrig (2000), „Duden – Synonymwörterbuch“
(2014), „Немецко-русский
синонимический
словарь/ Deutsch-russisches
Synonymwörterbuch“ hrsg. von И.В. Рахманов, Н.М. Минина, Д.Г. Мальцева,
Л.И. Рахманова (1983), „Duden – Redewendungen“ (2013), „Deutsches
Sprichwörterlexikon. Ein Hausschatz für das deutsche Volk“ (Band 4) (1963),
„Geflügelte Worte“ von G. Büchmann (1959).
Die russischen Beispiele wurden den folgenden Wörterbüchern entnommen:
„Этимологический словарь русского языка“ von M. Vasmer (2009), „Толковый
словарь русского языка“ v o n С.И. Ожегов u n d Н.Ю. Шведова (2000),
„Толковый словарь русского языка. Современная версия“ von В.И. Даль
(2000),“Словарь сочетаемости слов русского языка“ hrsg. von П.Н. Денисов,
В.В. Морковкин, „Словарь синонимов и антонимов русского языка“ (2005),
„Словарь синонимов русского языка“ von А.Ю. Мудрова (2009),
„Фразеологический словарь русского языка“ (1995), „Большой словарь
крылатых слов и выражений русского языка“ von В.П. Берков (2009).
25
§1. Konzepte „Sieg“, „победа“
2.1.1. Etymologischer Aspekt
Im ersten Schritt ist es sinnvoll, sich einen Überblick über die
sprachgeschichtliche Entwicklung des Wortes „Sieg“ im Deutschen und „победа“
im Russischen zu verschaffen.
Nach F. Kluge ist die heutige Wurzel schon im Gotischen sigis,
Althochdeutschen sigu und Mittelhochdeutschen sige, sic zu finden. In anderen
indogermanischen Sprachen gibt es auch Wörter mit der gleichen Bedeutung: sigi
im Altsächsischen, sigr im Altnordischen, sige im Altenglischen und sī im
Altfriesischen. Die herangezogenen Wörter sind auf die indogermanische Wurzel
seĝh zurückzuführen, die „festhalten, im Kampf überwältigen“ bedeutet. In den
außergermanischen Sprachen stehen vor allem das altindische Substantiv sáhas,
das Verb sáhatē in der 3. Person Singular im Sinne „er bewältigt, vermag, erträgt“,
sed, seg mit der Bedeutung „Stärke“ im Mittelirischen und das Verb échein –
„halten, besitzen, haben“ der indogermanischen Wurzel am nächsten.
Das russische Wort „победа“ geht auf das altrussische Wort побѢда zurück,
das auch in der Bedeutung „Niederlage“ bestand. Das altslawische Wort побѣда ist
eng mit dem altgriechischen νίκη verwandt. Nach M. Vasmer wurde das Wort
möglicherweise von den Wörtern беда, бедить abgeleitet, was auch durch
Wortkomplexe wie победная головушка Berechtigung hat. Das Adjektiv
победный tritt in diesem Fall im Sinne „unglücklich“ auf.
2.1.2. Bedeutungs-, Derivations- und syntagmatischer Aspekte
Im zweiten Schritt erfolgt die Bestimmung der
determinierenden/motivierenden und bildlichen Merkmale (nach M.W. Pimenova
2010), des begrifflichen Teils (nach W.I. Karasik 2004).
Die Bedeutung des Wortes „Sieg“ kann wie folgt beschrieben werden:
„Erfolg der darin besteht, sich in einer Auseinandersetzung, im Kampf, im
Wettstreit o.Ä. gegen einen Gegner, Gegenspieler o.Ä. durchgesetzt zu haben, ihn
überwunden“ [Duden – Deutsches Universalwörterbuch 2007: 1542].
26
Außerdem liefern das „Deutsche Universalwörterbuch“ und das
„Wörterbuch der deutschen Sprache“ eine Vielzahl von möglichen Kollokationen
mit der Komponente „Sieg“. Darunter sind Adjektive, die das Wort mit einer
Bewertung versehen: ein glorreicher, knapper, deutlicher, diplomatischer, leichter,
militärischer Sieg. Neben den Adjektiven sind auch Verben für das Konstruieren
des Konzept-Feldes unentbehrlich: den Sieg davontragen, erringen, feiern, jmdm.
entreißen, jmdm. zu Sieg verhelfen, auf Sieg spielen. Über den Charakter des
Sieges sprechen folgende Wortgruppen: der Sieg war schwer erkämpft, teuer
erkauft, es war ein Sieg der Gerechtigkeit, es war ein Sieg über sich selbst.
Die Untersuchung auf dieser Stufe impliziert auch Betrachtung der
Komposita. Das Substantiv Sieg lässt sich als eine Ableitung vom Verb siegen
bezeichnen. Sehr produktiv sind Komposita mit dem Bestimmungswort „Sieg“:
Siegesbanner, Siegesbotschaft, Siegeschance, Siegesfahne, Siegesfanfare,
Siegesfeier, Siegesfreude, Siegesgeschrei, Siegesgewißheit, Siegesgöttin,
Siegesjubel, Siegeskranz, Siegeslärm, Siegeslauf, Siegeslorbeer, Siegesmarsch,
Siegesmeldung, Siegesmünze, Siegesnachricht, Siegespalme, Siegesparade,
Siegespodest, Siegesprämie, Siegespreis, Siegesrausch, Siegessäule, Siegesserie,
Siegesstimmung, Siegessymbol, Siegestaumel, Siegestor, Siegestreffer,
Siegestrophäe, Siegestrunkenheit, Siegeswille, Siegeszeichen, Siegeszug,
Siegeszuversicht, Siegheil, Siegheilruf.
Das Konzeptfeld prägen darüber hinaus substantivische Ableitungen vom
Ve r b siegen
– Siegerin, Sieger, die ihrerseits Möglichkeiten für weitere
Zusammensetzungen bilden: Siegerehrung, Siegerkranz, Siegerland, Siegerlorbeer,
Siegermacht, Siegermannschaft, Siegermiene, Siegernation, Siegerpodest,
Siegerpokal, Siegerpose, Siegerpreis, Siegerrunde, Siegerseite, Siegerstaat,
Siegerstolz, Siegerstraße, Siegervolk, Siegerwette.
Adjektivische Ableitungen, die mittels des Suffixes gebildet sind: sieghaft,
sieglos, siegreich. Hier sind auch mit „Sieg“ gebildete adverbiale Komposita zu
verzeichnen: siegesbewusst, siegesfroh, siegesgewiß, siegessicher, sieggekrönt,
sieggewohnt.
27
Das russische Wort „победа“ beinhaltet wie auch das deutsche zwei
Bedeutungen: Erfolg im Kampf, Krieg oder in einem Wettbewerb.
Das Russische sowie das Deutsche verfügt über eine Menge von
Kombinierbarkeitsmöglichkeiten sowohl des Wortes „победа“ selbst mit den
anderen Wortarten als auch mit den Ableitungen vom gleichen Stamm. Um sie zu
beschreiben, wurden zwei Bedeutungswörterbücher von S.I. Ozhegov, N.Ju.
Schwedova und W.I. Dal’ und auch das Wörterbuch der Valenzmöglichkeiten im
Russischen von P.N. Denisov, W.W. Morkovkin benutzt. „Победа“ erscheint als
Objekt zusammen mit den Verben одержать, завоевать, приблизить,
принести, отметить, торжествовать, праздновать, присудить победу;
радоваться п о б е д е ; кончиться, увенчаться, гордиться п о б е д о й . Als
Präpositionalobjekt tritt „победа“ in folgenden Wortgruppen auf: верить в
победу; быть уверенным, [не] сомневаться в победе; делать что-л. для
победы; бороться, сражаться до [полной] победы; бороться за победу,
стремиться, вести кого – что-л. к победе; рассчитывать, надеяться на
победу; писать, рассказывать, сообщать, мечтать о победе; вернуться,
возвратиться, прийти с победой. Der Charakter des Sieges kann mit folgenden
Adjektiven beschrieben werden: блестящая, убедительная, заслуженная,
трудная, долгожданная, неожиданная, очередная, спортивная, крупная,
полная, историческая, славная. Im Russischen trägt der Wortkomplex день
Победы einen besonderen Wert für die ganze Nation.
Das Verb „победить“ zeichnet sich auch durch eine Vielfalt von
Kombinierungsmöglichkeiten. Auf welche Art und Weise der Sieg errungen wird,
wird durch die Substantive силой, хитростью und Adverbien легко, с трудом,
быстро, сразу, неожиданно, окончательно verwiesen. Außerdem sind für dieses
Verb Sphären von Bedeutung, in denen gesiegt werden kann: победить в
соревновании, состязании, в каком-л. чемпионате, в каком-л. турнире, матче,
в розыгрыше чего-л., в финале, в многоборье, в беге на сколько-л. метров, на
каком-л. снаряде, на какой-л. дистанции.
28
Während es im Deutschen zahlreiche Zusammensetzungen mit dem Wort
„Sieg“ gibt, werden im Russischen äquivalente Ausdrücke mit den die Wurzel
„побед“ enthaltenen Adjektiven gebildet: победный конец, победоносная война,
победоносные войска,
победный трофей, победительная десница,
победительские приемы, победительская осанка.
2.1.3. Paradigmatischer Aspekt
Dem Untersuchungsmodell von M.W. Pimenova folgend sollte man nach der
ausführlichen Beschäftigung mit dem motivierenden/determinierenden Merkmal
des Weiteren das begriffliche Merkmal bedenken, das eine Analyse der
Synonymreihe von Sieg betrifft. Beispiele im Deutschen sind hierfür:
Anerkennung, Durchbruch, Erfolg, Errungenschaft, Gewinn, großer Wurf,
Triumph, Fortune, Sukzess.
Zum Verb „siegen“ liefert das Synonymwörterbuch folgende Varianten:
besiegen, bezwingen, sich durchsetzen, als Sieger hervorgehen, Erste[r] sein, für
sich entscheiden, gewinnen, schlagen, Sieger[in] sein, triumphieren, überlegen
sein, übertrumpfen, niederstrecken, obsiegen, kleinkriegen, das Rennen machen.
Synonyme zum Russischen Wort „победа“ sind: виктория (jetzt selten
gebräuchlich), одоление, лавры (победителя) , лавровый венок, пальма
первенства, успех, удача. Das Verb „победить“ verfügt im Russischen über eine
Vielzahl von Synonymen, durch die es in verschiedenen Kontexten ersetzt werden
kann: пересилить, осилить, одолеть, побить, разбить (наголову, в пух и
прах) , выиграть сражение, нанести поражение, обратить в бегство,
сокрушить,
раздавить,
расколотить,
повергнуть,
сломить,
расколошматить,
попрать,
сразить,
побороть,
расчесать,
выиграть
нокаутировать.
29
перебороть,
раздолбать,
у
сломать,
поразить,
кого-л. , передюжить,
2.1.4. Feste Wortkomplexe
Besondere Aufmerksamkeit gilt den idiomatischen Wendungen und
Sprichwörtern, die sich außer dem Kern des Konzeptes befinden und den sog.
Interpretierungsteil (I.A. Sternin 2001) bilden.
Die Phraseologismen und Sprichwörter mit dem Bestandteil „Sieg“ wurden
dem Duden: Redensarten und Deutschen Sprichwörterlexikon entnommen.
Sprichwörter unterteilen wir in drei semantische Klassen, je nach dem
Aspekt, der darin hervorgehoben wird:
1. der Preis des Sieges steht im Fokus:
Der ist der beste Sieg, der am wenigsten Blut kostet; Es ist der schönste
Sieg, an dem kein Blut klebt; Sieg ohne Blut ist vor allem gut; Besser den
Sieg verlieren als das Leben, Es erstattet nimmer der Sieg, was verloren
wird durch den Krieg; Große Siege kosten viel Leut.
2. Sieg impliziert Anstrengungen (Um den erwünschten Sieg zu
erringen, soll man sich Mühe geben, sich sogar selbst überwinden
oder sich klug verhalten):
Den Sieg erringt, wer sich bezwingt; Der größte Sieg ist, sich selbst
überwinden; Es ist kein schönerer Sieg, als sich selbst bezwingen ; Kein
Sieg ohne Kampf; Sieg liebt Sorge; Wer den Sieg davon will tragen, muss
feststehen und wagen; Je näher dem Siege, je schwerer der Kampf; Wer
des Siegs begehrt, der übe fleißig seine Knecht; Wer endlich will den
Sieg heimtragen, der muss feststehen und alles wagen; Wer will den Sieg
erreichen, muss klug dem Gegner weichen; Wer will den Sieg gewinnen,
muss nicht zu rasch den Kampf beginnen.
3. Sieg wird von jemandem bestimmt:
Aller Sieg von Gott; Dein Sieg soll dich nicht überheben, denn alles wird
von Gott gegeben; Den Sieg hat Gott in seiner Hand; Der Sieg ist Gottes,
Der Sieg kommt vom Herrn.
4. Es ist ein schlechtes Zeichen, frühzeitig vom Sieg zu sprechen:
30
Man soll nicht eher vom Sieg sprechen, bis der Geschlagene mit den
Prügeln heimgeht; Mancher hat den Sieg besonnen, doch im Jähzorn nie
gewonnen.
5. Paradoxe, die aber aufgrund der Erfahrung Berechtigung haben:
Der Sieg ist bei den Überwundenen; Es ist kein größerer Sieg als der,
den die Überwundenen selbst bekennen müssen; Noch ein solcher Sieg
und ich bin verloren, sagte jener; Sieg ist schwerer zu ertragen als
Niederlage.
Zum Interpretierungsfeld des Konzeptes „Sieg“ rechnen wir auch
Phraseologismen mit der Bedeutung „siegen, gewinnen“, die nicht unbedingt das
Wort Sieg enthalten: den Sieg an seine Fahnen heften, jmdn. an die Wand spielen,
jmdn. auf die Plätze verweisen (gebräuchlich im Sport), die Oberhand gewinnen /
bekommen, den Vogel abschießen.
Darüber hinaus sind im Deutschen Geflügelte Worte wie Pyrrhussieg (Sieg,
der zu teuer erkauft wurde) und „Und ihr habt doch gesiegt!“ (früher bezog sich
auf das nationalsozialistische Alltagsleben, heute auch ironisch gebraucht)
vorhanden.
Im Russischen gibt es idiomatische Wendungen, die die Komponente
„победа“ nicht enthalten, aber trotzdem sich als Teil dieser semantischen Gruppe
erweisen. Das sind Phraseologismen, in denen viel Wert auf die starke
Überlegenheit über den Gegner gelegt wird: класть/положить на обе лопатки
кого-л., заткнуть за пояс кого-л., разделать под орех кого-л., закидать
шапками кого-л., обращать в бегство кого-л., брать/взять голыми руками
кого-л., оставлять за собой (позади себя) кого-л., давать/дать фору кому-л.,
давать/дать сто очков вперед кому-л., протереть глаза кому-л., брать/взять
верх над кем-л.
In den russischen Wörterbüchern sind folgende geflügelte Worte
aufgezeichnet: пиррова победа, „у победы тысяча отцов, а поражение всегда
сирота“ (den Ursprung dieses Ausspruchs schreibt man verschiedenen Personen
zu: dem amerikanischen Präsidenten J. Kennedi, Tazitus und Italiens
31
Außenminister G. Ciano) und die kulturspezifische Wendung „победителей не
судят“, die angeblich Katharina die Große äußerte, als sie den Feldherrn A.
Suworow vor der Hinrichtung schützen wollte.
§2. Konzepte „Niederlage“, „поражение“
2.2.1. Etymologischer Aspekt
Wie oben angedeutet, steht als Ausgangspunkt für die weitere Analyse die
Beschreibung
der etymologischen Bedeutung des Wortes, das entsprechendes
Konzept sprachlich konstituiert.
Das Wort „Niederlage“ kommt schon im Mittelhochdeutschen niderlāge mit
der gleichen Bedeutung vor. Auffallend ist, dass das Verb „niederlegen“
ursprünglich in der Bedeutung „eine Niederlage beibringen“ (mittelhochdeutsche
Form – niderlegen, ahd. nidarleggen) zum Einsatz kam, aber diese Bedeutung tritt
im heutigen Deutschen hinter der Gesamtbedeutung „absetzen, hinlegen,
aufgeben“.
Das russische Wort „поражение“ stammt nach M. Vasmer vom Verb
„поражать/поразить“. Vom gleichen urslawischen Stamm entstanden auch andere
Wörter wie z.B. die russischen „раз, разить“ und eine Reihe von anderen, die in
slawischen Sprachen existent sind: das ukrainische Wort рази́ти, das
weißrussische разíць, das slowenische ráziti, rȃzim, das tschechische razit, das
slowakische razit’ und das polnische razić. In anderen Sprachen gibt es
Entsprechungen zu diesem Verb wie z.B. das albanische rrah „ich schlage,
zerschlage“.
2.2.2. Bedeutungs-, Derivations- und syntagmatischer Aspekte
Um den Konzeptkern beschreiben zu können, müssen an dieser Stelle die
Bedeutungen, die hinter den Wörtern „Niederlage“, „поражение“ stehen, und
Kollokationen ermittelt werden.
32
Das große Wörterbuch der deutschen Sprache und Deutsches
Universalwörterbuch liefern drei Bedeutungen von „Niederlage“:
1. das Besiegtwerden, Unterliegen in einem Wettkampf, einer
Auseinandersetzung;
2. Zwischenlager (bes. für Bier);
3. (veraltend) Zweiggeschaft.
Natürlich stehen im Zentrum unseres Interesses die erste Bedeutung des
Wortes und mögliche Kollokationen. In den Wörterbüchern finden sich in
Verbindungen mit dem Nomen „Niederlage“ folgende Verben eingesetzt: eine
Niederlage erleben, erleiden, hinnehmen, einstecken [müssen], jmdm. eine
Niederlage zufügen, beibringen, bereiten. Es sind auch Ausdrücke mit Adjektiven
vorhanden: eine schwere, militärische, persönliche, demütigende, schmächliche,
kannensische Niederlage. Ursprünglich geht die Bezeichnung einer Niederlage als
kannensische auf Cannae, Ort in Süditalien zurück, wo Hannibal 216 v. Chr. dem
römischen Heer eine vernichtende Niederlage zufügte. Prädikativ kann das Wort
vernichtend zur Beschreibung der Niederlage verwendet werden.
„Поражение“ wird nach den russischen Bedeutungswörterbüchern als
Schaden eines Teils sowie Gesundheitsschaden und Misserfolg im Kampf oder
Wettbewerb beschrieben. Das Wort kann in Verbindungen mit den Verben
нанести, предотвратить, предсказать, признать, расценить, потерпеть
поражение; ждать, ожидать, добиваться, бояться, избежать поражения;
не знать поражений; удивиться, обрадоваться поражению stehen. Als
Präpositionalobjekt ist das Substantiv in folgenden Wortgruppen verfügbar: идти,
выступать без поражений, отвечать перед кем – чем-л., нести
ответственность перед кем – чем-л. за поражение, переживать, не пройти
куда-л., не попасть куда-л. из-за поражения, приготовиться, относиться
как-л., что-л. привело к поражению, привыкнуть к поражениям, продолжать
делать что-л., бороться, не пасть духом несмотря на поражение, помнить,
вспоминать, напомнить кому-л., узнать, прочитать, рассказать кому-л. о
поражении, спасти кого – что-л., уйти от поражения. Außerdem kann das
33
Substantiv zu einer Vielzahl von Adjektiven zusammengeschlossen werden wie:
неизбежное, неожиданное, настоящее, крупное, жестокое, тяжелое,
окончательное, военное, спортивное, первое, последнее, единственное,
очередное поражение; многочисленные, отдельные, постоянные поражения.
Noch eine Verwendung des Nomens „поражение“ als Bestandteil einer
Wortgruppe kann man im juristischen Terminus „поражение в правах“ treffen.
2.2.3. Paradigmatischer Aspekt
Eine große Reihe von nominalen Ausdrücken wird synonym verwendet, die
wir unter dem semantischen Aspekt in folgende Gruppen eingeteilt haben:
Niederlage als negativ konnotiertes Ereignis (mit schweren Folgen):
Debakel, Desaster, Fehlschlag, Fiasko, GAU, Katastrophe,
Misserfolg, Misslingen, Schiffbruch, Schlappe, Treff;
mit konkretem Ereignissen verbunden: Kannä, Waterloo,
Armageddon;
umgangssprachliche und saloppe Ausdrücke: Flop, Durchfall,
Reinfall, Einbruch, Pleite, Super-GAU, Topflop;
österreichische umg. Ausdrücke: Aufsitzer, Schraufen;
aus dem Sportbereich: Abfuhr, Ausrutscher, Packung.
Die Liste der russischen Synonyme zum Wort „поражение“ ist im Vergleich
zur deutschen relativ gering. So kann das Wort „поражение“ durch folgende
Varianten ersetzt werden: разгром, неудача, проигрыш, крах, фиаско.
2.2.4. Feste Wortkomplexe
„Niederlage“ kann auch durch andere sprachliche Mittel dargestellt werden,
die das Konzeptfeld prägen. Zu diesen Mitteln gehören Phraseologismen und
Sprichwörter, ungeachtet dessen, dass sie das Wort „Niederlage“ nicht beinhalten:
sich blutige Köpfe holen, [mit etw.] Schiffbruch erleiden, ein Schlag ins Wasser
34
[sein], zweiter Sieger bleiben, sein Waterloo erleben, die/seine Wunde lecken, die
rote Laterne, das Schlusslicht sein/bilden.
Die gegensätzlichen Verhältnisse von „Niederlage“ und „Sieg“, „Verlierer“
und „Sieger“ vermitteln Sprichwörter:
Einer verliert, der andere gewinnt.
Einmal verloren ist nicht ganz verloren.
Mancher verliert, wenn er gewinnt, und mancher gewinnt, wenn er verliert.
Wer nicht zu verlieren weiß, versteht auch nicht zu gewinnen.
Wer verliert, der gewinnt.
Zur semantischen Gruppe „поражение“ gehören auch idiomatische
Wendungen wie уйти с носом, потерпеть крах, потерпеть фиаско, давать
промах/промашку.
Zwischenfazit
Aufgrund der Untersuchung der jeweiligen Konzepte nach den
lexikographischen Angaben lassen sich folgende Schlüsse ziehen:
Etymologisch gesehen hat das deutsche Wort „Sieg“ seine ehemalige
Bedeutung aufrechterhalten, während die ursprüngliche Bedeutung des russischen
„победа“, das im Altslawischen Bezug auf „Niederlage“ nimmt, nur noch in
einzelnen Wörtern mit dem gleichen Stamm nachvollzogen werden kann. Dem
Prozess des Bedeutungswandels unterlag auch das deutsche Verb „niederlegen“,
dessen ehemalige Bedeutung im heutigen Deutschen abhanden gekommen ist.
I m V e r g l e i c h z u d e n W ö r t e r n „ S i e g “ , “победа“
sind
„Niederlage“,“поражение“ polysemantisch. Sowohl die Wurzel „sieg“ als auch
“побед“ bilden Basis für Derivation. Zahlenmäßig überlegen sind dabei Derivate
vom Wortstamm „sieg“. Beide Wortpaare „Sieg“/„победа“ sowie „Niederlage“/
„поражение“ zeichnen sich durch eine Vielzahl der Kombinierungsmöglichkeiten
aus.
35
Bezogen auf den paradigmatischen Aspekt ist festzustellen, dass die Anzahl
der Synonyme zu den deutschen Substantiven „Sieg“, „Niederlage“ im Vergleich
zu den russischen „победа“, „поражение“ deutlich höher ist.
Als Teil eines festen Wortkomplexes tritt das Wort „победа“ ganz selten auf,
während seine Antonyme „Niederlage“/„поражение“ überhaupt nicht in dieser
Form in den Wörterbüchern verzeichnet sind. Das deutsche Substantiv „Sieg“
beinhalten viele Sprichwörter. Es gibt doch eine Reihe von idiomatischen
Wendungen, die die jeweiligen Wörter nicht enthalten, aber trotzdem zum Feld der
zu untersuchenden Konzepte gehören.
36
Kapitel III. Mediale Ausprägung der Konzepte „Sieg“/„победа“ und
„Niederlage“/„поражение“
Nach der Betrachtung des lexikographischen Ausdrucks der Konzepte
„Sieg“/“Niederlage“, „победа“/“поражение“ sollen wir uns mit der Analyse der in
den Medientexten ausgesuchten lexikalischen Repräsentationen der jeweiligen
Konzepte beschäftigen.
In diesem Kapitel soll es aber zuerst auf das Wesen des Mediendiskurses,
seine Rolle bei der Entstehung und Offenbarung der mentalen Einheiten und
dessen Einfluss auf die lexikalischen Mittel, die die kognitiven Strukturen
repräsentieren, eingegangen werden. Im weiteren Verlauf der Arbeit (in zwei
nachfolgenden Paragraphen) wird eine detaillierte Analyse dargestellt.
3.1. Mediendiskurs als Raum der Konzeptrealisierung
Im Folgenden wird den Fragen nachgegangen, die die Behandlung des
Diskurses und u.a. Mediendiskurses aus einer neuen kognitiven Perspektive und
seine Rolle für die vorliegende Untersuchung betreffen. Das damit angeschnittene
Problem ist in der letzten Zeit besonders intensiv behandelt worden. Davon zeugt
eine Reihe von einschlägigen Beiträgen und Monografien, die vor kurzem
erschienen (wie z.B. von E.A. Kozhemjakin, E.S. Kubrjakova, E.O.
Mendzherizkaja, T.G. Dobrosklonskaja, I.W. Rogozina, M. Schwarz-Friesel, H.
Kämper usw.).
Zunächst möchten wir den Begriff „Diskurs“ erörtern und anschließend
Aufschluss über das Verhältnis vom massenmedialen Diskurs und der kognitiven
Linguistik geben.
Der viel diskutierte Terminus „Diskurs“ und die Antwort auf die Frage, was
hinter ihm steckt, bleiben ambig. Um den Begriff deuten zu können und seine
Grenzen für unsere Arbeit bestimmen zu können, gehen wir kurz auf seine
Forschungsgeschichte ein.
Wenn man die Anfänge bei der Erforschung des Diskurses betrachtet, so fällt
auf, dass es keine klare Trennlinie zwischen dem Diskurs und der einzelnen
37
Aussage bzw. Sprachhandlung gezogen wurde. P. Serio nennt acht mögliche
Bedeutungen des Diskurses (darunter auch Diskurs als „Einheiten, die ihrer Größe
nach einer Aussage überlegen sind“ oder „Gespräch als Haupttyp der Aussage“),
ohne in seinem Hintergrund stehender komplizierter Wissensstruktur
Aufmerksamkeit zu schenken [nach: Кубрякова 2012: 114]. In dem heutigen Sinn
begann Z. Harris den Begriff zu gebrauchen, indem er der diskursiven Analyse
zwei Aufgaben zumaß: einerseits die Fortsetzung der deskriptiven Linguistik
mittels der Betrachtung des ganzen Textes und andererseits die Abschätzung der
Bedeutung der Sprache für die Kultur und umgekehrt. Trotzdem wurde ihm der
äquivalente Gebrauch der Termini „Text“ und „Diskurs“ vorgeworfen [ibid., 116].
Da sich der Diskurs ursprünglich auf die Rede bezieht und an den Gesprächsakt
gekoppelt ist, wird er bei dem Prager Linguistischen Zirkel sowohl als Prozess als
auch als Resultat betrachtet. Nach den 80er Jahren nahm die Beschäftigung mit
dem Diskurs einen Aufschwung. In Foucaults Verständnis kann Diskurs-Begriff
nicht primär als Textkorpus konzipiert werden, sondern als intertextuelle
Beziehungen [nach: Busse, Teubert 1994: 15]. Eine zentrale Stelle nimmt bei ihm
die Auffassung des Diskurses als „Zwischenebene zwischen Denken und
Sprechen“ ein [nach: Busse 2000: 40]. M. Foucault und seine Anhänger verwiesen
demnach darauf, dass hinter dem Begriff bestimmte Wissensstrukturen
festzustellen sind [nach: Кубрякова 2012: 118]. Die Erscheinung der Arbeiten von
T. van Dijk hat eine neue Etappe in der Diskursforschung eröffnet. Von diesem
Zeitpunkt an wird Diskurs als „eine komplexe kommunikative Erscheinung“
gedeutet, die Rolle der verschiedenen Faktoren wird dabei in Rechnung gestellt
[Кубрякова 2000: 14]. Daher wurden auch die Kenntnisse über die Welt,
Einstellungen und Ziele des Autors ins neue interdisziplinäre
Forschungsparadigma involviert. Als Teil der Semantik im weitesten Sinne– wie es
D. Busse (2000) vorführt – zeigt Diskurs Relationen zwischen den
Ordnungsmitteln
auf [Busse 2000: 46-47]. Dementsprechend lassen folgende
Ausführungen darauf schließen, dass der Diskurs uns einen Einblick in die
mentalen Strukturen und ihre Besonderheiten gestatten kann. Bezüglich der Rolle
38
des Diskurses zur Aufdeckung der mentalen Einheiten schreibt E.S. Kubrjakova
Folgendes: „Seinem Wesen nach erweist sich Diskurs als eine kognitive
Erscheinung, d.h. er hat mit der Wissensvermittlung, Nutzung der Kenntnisse einer
besonderen Art, und hauptsächlich mit dem Erzeugen der neuen zu tun“
[Кубрякова 2000: 23]. Insofern lassen sich Texte als Quellen, in denen mentale
Phänomene repräsentiert sind, ansehen.
Erwähnenswert ist, dass es in der modernen Linguistik traditionell
Unterscheidung zwischen dem Text und dem Diskurs getroffen wird. Im Vergleich
zum Text, der mit der Schriftsprache verbunden ist, bezieht sich der Diskurs auf
die mündliche Kommunikation und wird der Definition von N.D. Arutjunova
zufolge als „Rede, die ins Leben eingetaucht wurde“ bezeichnet [Арутюнова
1990: 136]. Hierbei ist der Text das Ergebnis der kommunikativen Handlung
[Кубрякова 2012: 123 ff.].
Das zweite unterscheidende Merkmal betrifft die
zeitliche Diskontinuität zwischen Produktions- und Rezeptionssituation [Burger
2005: 10] . Di e Tat s ache, das s di e Pr ozes s e, di e i nner hal b der
Informationsbearbeitung vom Autor und der Perzeption vom Adressaten, nicht
simultan ablaufen, trifft bis jetzt zu. Trotzdem kann man die Zusammenarbeit des
Autors und des Rezipienten in den Prozessen der Entstehung und Vermittlung der
Informationen in der Form der mentalen Strukturen nachvollziehen [Кожемякин
2010: 73]. In diesem Zusammenhang spricht E.A. Kozhemjakin von einem
komplexen kommunikativ-kognitiven Prozess der Wissensgewinnung, dem
sogenannten Mediendiskurs – Untertyp bzw. Abart des Diskurses.
Zu unterscheiden sind zwei Aspekte, die den Umfang des Begriffes
Mediendiskurs festlegen. Laut der ersten These lässt sich Mediendiskurs als „ein
spezifischer Typ der kommunikativen und Denkhandlung, der ausschließlich für
das Informationsfeld der Massenmedien charakteristisch ist“, definieren [ibid.].
E.A. Kozhemjakin betont, dass es dabei um den Mediendiskurs und andere
Diskurstypen geht, wie z.B. den politischen, religiösen oder wissenschaftlichen
Diskurs [ibid.]. In der zweiten Auffassung rückt die Rolle des Mediendiskurses als
Handlung, in derer Laufe sich die Entwicklung und Vermittlung der Informationen
39
im massenmedialen Raum vollzieht, in Mittelpunkt der Forschung
[Добросклонская 2008: 153]. Als Resultat dieser Handlung können Texte
aufgefasst werden [Кожемякин 2010: 78].
Der Kognitionsforschung und den Medien ist gemein, dass sich beide an der
Arbeit mit Informationen orientieren [Вацковская 2008: 544]. Während sich die
Kognitionsforschung mit den Problemen des Erhaltens und der Verarbeitung der
Kenntnisse beschäftigt, üben die Medien in der ersten Linie Informationsfunktion
aus, d.h. ihr Hauptziel besteht in der Wiedergabe der Informationen an Empfänger
[Добросклонская 2008: 156 ff.; Менджерицкая 2008: 201; Володина 2007: 38
ff.]. Die Verbreitung der Informationen durch die Medien trägt außerdem zur
Beeinflussung der Meinungen und Meinungsbildung bei [Burger 2005: 23].
Aufgrund vom kognitiven Charakter des Diskurses lässt sich nicht nur die
Darstellung der Informationen in den Medientexten verfolgen, sondern auch ihre
Wahrnehmung vom Rezipienten [Менджерицкая 2008: 201; Рогозина 2003: 6;
Будаев, Чудинов 2006: 168]. Denn die mentalen Strukturen entstehen nicht nur im
Laufe der kognitiven Prozesse, sondern auch durch die soziale Interaktion
[Кожемякин 2010: 74]. Die Rolle der Medien ist aber keineswegs nur noch auf die
Informationsfunktion zu beschränken. Sowie die konzeptuellen Strukturen
verrichten auch Medientexte eine Organisationsfunktion, indem sie die
Informationen strukturieren [Добросклонская 2005: 182].
Zur Behandlung des Mediendiskurses und seiner Rolle in den
Informationsverarbeitungs- und Darstellungsprozessen aus der kognitiven Sicht
greifen wir in Anlehnung an T.G. Dobrosklonskaja (2008), I.W. Rogozina (2003),
E.O. Mendzherizkaja (2008) auf das kommunikative Modell zurück. In Fokus der
Betrachtung rücken seine Akteure – der Produzent und der Adressat bzw. der
Empfänger, der Rezipient und das Objekt – der Text. Zudem nimmt T.G.
Dobrosklonskaja auch andere Faktoren – das Übertragungskanal, die
Rückverbindung, Prozesse der Kodierung und Dekodierung der durch den Text
vermittelten Nachricht und die Kommunikationssituation bzw. den Kontext in
Rücksicht [Добросклонская 2008: 153-154]. In Bezug auf dieses Modell wird
40
Medientext nach T.G. Dobrosklonskaja als Nachricht mit Übertragungskanal
bezeichnet, Mediendiskurs lässt sich wiederum als Nachricht mit allen anderen
Kommunikationsbestandteilen exponieren.
Der kognitiv-diskursive Zugang ermöglicht es, die Beziehungen, die
zwischen den ins kommunikative Modell eingeschlossenen Akteuren, Objekten,
anderen Faktoren und der Sprache bestehen, festzustellen. Die Sprache dient nicht
nur der Beschreibung der Sachverhalte, vielmehr gilt sie als eines der
Repräsentanten der vielfältigen mentalen Strukturen, die sich in Medientexten
entfalten [Рогозина 2003: 3-4]. Hierbei ist zu bemerken, dass bereits im
Mediendiskurs das Zusammenwirken von Sprache und den Erkenntnisprozessen
deutlicher zu sehen ist. Denn die Art und Weise, in der die Konzepte in den
Medientexten sprachlich ausgedrückt werden, kann viel darüber sagen, wie es in
den Köpfen sowohl des Produzenten als auch des Adressaten aussieht und abläuft.
Demzufolge kann man vermuten, dass Medientexte das Weltbild und es prägende
konzeptuelle Strukturen anschaulicher als andere Quellen wiedergeben können.
Insbesondere Massenmedien spielen eine wesentliche Rolle in der Entstehung des
Weltbildes, wobei sie die Ereignisse der Wirklichkeit in einer der Medienformen
darstellen [Добросклонская 2005: 183]. Durch Medien gestaltete Bilder formen
die mentalen Strukturen, aus denen sich das Weltbild des Empfängers
zusammensetzt [Рогозина 2003: 13 ff.]. Denn, wie J. Spitzmüller und I. H. Warnke
festhalten, neigen die Menschen mehr dazu, „das Wissen durch Beschreibungen zu
erlangen, etwa aus Massenmedien, als durch eigene unmittelbare Erfahrungen“
[Spitzmüller, Warnke 2011: 42].
Die bisher genannten Punkte belegen, dass Medientexte als Einheiten bei der
Konzeptualisierung der Wirklichkeit funktionieren. Sie ermöglichen mithin die
Konstituierung der Konzepte unmittelbar im Rahmen des Mediendiskurses zu
untersuchen.
Das heißt
aber zugleich, dass sich die sprachliche Darstellung der
kognitiven Strukturen je nach dem Thema, das den Aufbau und Gehalt jedes
Medientextes bestimmt, variiert. Bedingt vom jeweiligen Thema, sind Medientexte
41
durch lexikalisch-semantische Spezifik markiert [Гарская 2008: 546]. Das bietet
wiederum große Auswahl an Konzepte repräsentierenden sprachlichen Mitteln für
die vorliegende Arbeit.
Zu vermerken ist auch die Tatsache, dass der bereits erwähnte kognitive
Ansatz zur Analyse kognitiver Einheiten im Mediendiskurs zur Verwendung
kommt. In den Beiträgen von M. Schwarz „Metaphern der Gewalt:
Konzeptualisierungen von Terrorismus in den Medien vor und nach 9/11“ und von
H. Kämper „Gewalt-Konzepte der späten 1960er Jahre am Beispiel“ ist die
Untersuchung der kognitiven Metapher kognitiv-diskursiv angelegt. Die Analyse
zeigt die Gebundenheit der Kategorisierungsprozesse und ihrer diskursiven
Darstellung. Darüber hinaus wird dem schwierigen Verhältnis von Massenmedien
und Konzeptualisierungen von Sachverhalten Rechnung getragen. Daraus ergibt
sich die Schlussfolgerung, dass die Massenmedien nicht nur
informationsvermittelnd und meinungsbildend wirken, sondern auch als Raum für
das Erzeugen der durch die sprachlichen Mittel repräsentierten mentalen Modelle.
3.2. Methodische Vorgehensweise
Da die Wörterbuchangaben für die Rekonstruierung des Konzeptfeldes nicht
reichen, ist es nicht auf die in sie eingetragenen Möglichkeiten der
Konzeptrealisierung einzuschränken. Es ist offensichtlich, dass die Analyse der
sprachlichen Mittel, die die Konzepte verbalisieren, nach den lexikographischen
Angaben nicht einmal alle Kombinierungsmöglichkeiten und Synonyme
gewährleisten kann. Unsere Vorgehensweise erhebt auch keinen Anspruch auf die
Vollständigkeit, aber mit der Einbeziehung der Medientexte kann der Umfang der
die Konzepte repräsentierenden Mittel deutlich erweitert werden. Wir haben auch
zum Ziel, den Blick auf den peripheren Teil zu lenken, wo Kulturspezifisches zu
verfolgen ist (sprachliche Mittel der sekundären Nomination).
Die detaillierte Analyse wird
anhand vom selbst erstellten Korpus
durchgeführt. Er setzt sich aus den Artikeln der Online-Versionen von „Spiegel“,
42
„Bild“ „Комсомольская правда“ „Газета. ru“ und aus den Printzeitschriften
„Psychologie heute“ und „Наша психология“ zusammen.
Um eine möglichst große Reichweite von Beispielen zu erzielen, wurden
Artikel aus vier Bereichen ausgewählt: Sport, Politik, Kultur und populäre
Wissenschaft. Aus diesen Bereichen wurden wiederum Artikel genommen, die den
bestimmten Themen gewidmet sind und für russische und deutsche Kulturen von
Bedeutung sind. Das sind Olympia 2014, WM Fußball 2014, die für beide Länder
von Interesse waren. Die Ergebnisse dieser Wettbewerbe wurden ausführlich in
russischen und deutschen Medien geschildert. Aus dem Bereich Politik wurden für
Deutschland wichtige Themen Bundestagswahlen 2013 und Landtagswahlen, die
neulich im März 2016 stattgefunden haben, gewählt. Für Russland sind es Wahlen
des Präsidenten 2012 und Wahlen in die Staatsduma 2011. Aus der Kultursphäre
wurden Artikel ausgesucht, die über Musikwettbewerbe „The Voice Kids“ 2016
und „Голос. Дети“ 2016 berichtet haben.
Die Gesamtzahl der deutschen Artikel beträgt 182, der russischen – 172.
Darunter sind 83 aus „Spiegel“, 99 aus „Bild“, 109 aus „Комсомольская правда“
und 63 aus „Газета. ru“ Außerdem wurden 10 Zeitschriften von „Psychologie
heute“ (aus den Jahren 2013 – 2016) und 10 von „Наша психология“ (aus den
Jahren 2014 – 2016) für die Analyse verwendet.
Basis für unsere Untersuchung bildet das Modell der Konzeptanalyse von
M.W. Pimenova und grundlegende Prinzipien der Prototypen-Theorie, die aber an
unsere Zwecke und Beispiele angepasst wurden (im Vergleich zum zweiten
Kapitel). Die Bewegung geht vom Kern zur Peripherie, wobei auch jeder Kreis
(jede Stufe) im Fünf-Stufen-Modell beleuchtet wird.
Die Gedankenfolge kann anhand der angefertigten Grafik 1. nachvollzogen
werden, die sich auf die Grafik zur Darstellung der Prototypentheorie von E. Rosch
aus der Monografie von J. Aitchison stützt, aber auch modifiziert und
weiterentwickelt wurde.
43
5. Ferne Peripherie
1. Eigentlicher Kernbereich
4. Nahe Peripherie
2. uneigentlicher Kernbereich
3. Synonymreihen
Grafik 1.
Angefangen wird mit den „besten Beispielen“, die den eigentlichen Kern
ausmachen und sich im inneren Kreis befinden. Dazu gehören HauptRepräsentanten der Konzepte, d.h. Kollokationen mit den Wörtern „Sieg“/“победа“
und „Niederlage“/“поражение“. Anschließend werden metaphorische
Umdeutungen und andere Mittel der Bildkraft analysiert, die in Verbindung mit
Hauptrepräsentanten der jeweiligen Konzepte vorkommen. In einem weiteren
Schritt wird Synonymreihen (besonders kontextuellen Synonymen) und möglichen
Verbindungen mit ihnen Aufmerksamkeit geschenkt. Im vierten Schritt erfolgt die
Betrachtung der auf die bestimmten Sphären/Bereiche bezogenen metaphorischen
Bezeichnungen und der mit anderen stilistischen Mitteln ausgedrückten Konzepte.
Im letzten Schritt werden Ausdrücke beleuchtet, derer Zugehörigkeit zu der
semantischen Gruppe nur aus dem Kontext erschließbar ist.
Abschließend werden auch Befunde der russischen und deutschen Korpora
herangezogen. Der Einbezug der Korpora ist aus mehreren Gründen nützlich:
einerseits erlaubt er statistische Angaben zu erhalten, andererseits ermöglicht er es,
einige Hypothesen, die im Laufe der Beispielsanalyse auftauchen, entweder zu
bestätigen oder zu widerlegen.
44
§1. Konzepte „Sieg“, „победа“
3.1.1. Eigentlicher Kernbereich
Wie oben ausgeführt, wird die Analyse der sprachlichen Mittel, die die
jeweiligen Konzepte repräsentieren, in fünf Stufen entsprechend jedem in der
Grafik dargestellten Kreis durchgeführt.
Als „beste Exemplare“ dienen Verben, Substantive (inklusive Komposita),
Adjektive mit der Wurzel „sieg“ und mögliche Kollokationen mit ihnen, die im
inneren Kreis landen. Häufig kommt das Verb siegen in den ausgesuchten Texten
vor.2
(1) „Die AfD siegt und sieht sich als Retterin der Demokratie, ewig verkannt, ewig
unterschätzt“ (Spiegel 13.03.2014)
Das Wort „Sieg“ tritt oft auch in Verbindungen mit den Verben auf: Sieg
feiern, Sieg bringen, sich den Sieg sichern, sich zum Sieg kämpfen, Sieg erringen,
Sieg besiegeln, jmdm. gelingt der Sieg:
(2) „Der Russe Alexander Subkow sicherte sich in 3:45,39 Minuten überlegen seinen
ersten Olympiasieg – es ist das erste Bob-Gold für den Gastgeber seit 1988“ (Spiegel
17.02.2014);
(3) „Gegen Griechenland kämpfte sich das Team in Unterzahl zum Sieg, Torwart Keylor
Navas überragte“ (Spiegel 30.06.2014);
Die Analyse der Zeitungsartikel hat ergeben, dass folgende bewertende
Epitheta in Verbindung mit „Sieg“ zustande kommen: historischer, klarer,
deutlicher, dramatischer, fulminanter (gehoben) Sieg. Auffallend ist eine relativ
hohe Anzahl von Verbindungen mit dem Epitheton historisch:
(4) „Ministerpräsident Winfried Kretschmann kann nach letzten Umfragen mit einem
historischen Sieg rechnen: Über 30 Prozent wollen für die Grünen stimmen – so viele wie nie
zuvor bei einer Landtagswahl“ (Bild 12.03.2016);
(5) „Das sensationelle 7:1 gegen Brasilien! Selbst in der US-Metropole New York wurde
der historische Sieg unserer Nationalelf im WM-Halbfinale gefeiert“ (Bild 09.07.2014);
Im Deutschen werden neben den hohen Anstrengungen und dem glanzvollen
Charakter des Sieges auch Schwierigkeiten, die Tatsachen, dass man dem Gegner
2 Statistische Angaben bezüglich der Verwendungshäufigkeit sind tabellarisch im Anhang dargestellt.
45
nicht viel überlegener ist und dass der Sieg im letzten Moment errungen worden
ist, hervorgehoben. So wird der Sieg – wie auch in den Wörterbüchern markiert –
auch als knapp bezeichnet:
(6) „Es war kein schönes, aber ein spannendes Spiel: Uruguay hat dank eines knappen
Siegs gegen Italien das Achtelfinale der WM in Brasilien erreicht“ (Spiegel 24.06.2014);
Neben dem Adjektiv knapp ist auch Bestimmungszusammensetzung wie im
Beispiel (7) mit dem Grundwort „Sieg“ mit der ähnlichen Bedeutung in den
Zeitungsartikeln zu finden: Last-Minute-Sieg.
(7) „Die muss auch SPD-Chef Gabriel fürchten – doch er berauscht sich fürs Erste an
Malu Dreyers Last-Minute-Sieg“ (Spiegel 13.03.2014);
In den untersuchten Medientexten wurde auch synonymes Kompositum zum
knappen Sieg und Last-Minute-Sieg mit dem Grundwort „Sieg“ – Zittersieg
gefunden. Ein Beispiel dafür folgt im nächsten Abschnitt.
Bei der Erstellung des Korpus wurde eine hohe Anzahl der die Konstituente
„Sieg“ enthaltenen Komposita festgestellt, die sich in zwei Gruppen unterteilen
lassen:
1. Komposita mit „Sieg“ oder „Sieger“ als Grundwort:
Gruppensieg, Olympiasieg, Doppelsieg, Sensations-Sieg, Seriensieger,
Laufsieger
(8) „Der Russe Alexander Subkow sicherte sich in 3:45,39 Minuten überlegen seinen
ersten Olympiasieg – es ist das erste Bob-Gold für den Gastgeber seit 1988“ (Spiegel
17.02.2014);
(9) „Der Sensations-Sieg der Templiner Pfarrerstochter!“ (Bild 23.09.2013)
2. Komposita mit „Sieg“ bzw. „Sieger“ als Bestimmungswort:
Siegtreffer, Siegtor, Siegestaumel, Siegertreppchen, Siegerehrung
Die Komposita der zweiten Gruppe kommen auch in den Wörterbüchern
vor. Im Vergleich zu den Wörterbücherangaben treten in den Medientexten
Siegtreffer und Siegtor ohne Bindeelement „s“ auf.
(10) „Matchwinner war der viermalige Weltfußballer Lionel Messi, der in der
Nachspielzeit mit einem Traumtor den Siegtreffer erzielen“ (Spiegel 21.06.2014);
(11) „Spätes Siegtor: Messis Kunstschuss rettet Argentinien gegen Iran“ (Spiegel
21.06.2014);
46
Was die russischen Beispiele dieses Kreises angeht, so kann man schon beim
ersten Blick darauf eine Vielzahl der Verwendungen vom Verb победить
feststellen. Das Verb ist mit verschiedenen Adverbien играючи, сенсационно,
уверенно verknüpfbar, die den Sieg charakterisieren. Das Beispiel (12) zeigt, dass
unsere Sportlerin nicht nur gesiegt hat, sondern ihre Hauptgegnerin wesentlich
übertroffen hat:
(12) „Аделина победила кореянку играючи“ (Комсомольская правда 21.02.2014);
In den Medientexten sind viele Beispiele zu finden, in denen zusammen mit
dem Wort „победа“ verschiedene Verben vorkommen. Die gebräuchlichsten
Varianten sind darunter – wie auch die Wörterbücher zeigen – одержать und
принести победу:
(13) „Россиянки одержали вторую победу на олимпийском турнире по керлингу“
(Комсомольская правда 11.02.2014);
(14) „Я отчетливо помню, каким счастливым был Антон 13 декабря, когда
во Франции ураганно пронесся по последнему этапу эстафеты, принес нам победу, а
после нее сиял, как сияют дети на папиных плечах“ (Комсомольская правда 10.02.2014);
Eine herausragende Rolle bei der Wiedergabe des Sachverhaltes (in unserem
Fall des Resultats) kommt den emotionalen Epitheta zu, die unter anderem
„persönliche Beziehungen des Senders zum Gegenstand der Darstellung
offenbaren“ [Riesel, Schendels 1975: 239].
Die Analyse der Beispiele hat ergeben, dass im Russischen das Substantiv
„победа“ besonders oft mit den Epitheta уверенная, убедительная Verbindung
bildet. In Bezug auf diese Tatsache (und auch Verknüpfungen des Verbs mit den
Adverbien in Beispielen oben) kann angenommen werden, dass für die russische
Kultur ein sicherer Sieg von Bedeutung ist. Davon zeugen Beispiele:
(15) „Мировые издания обращают внимание не столько на высокий процент
Путина, сколько на его реакцию на уверенную победу“ (Газета ру 05.03.2012);
( 1 6 ) „Мы собрались, чтобы отметить те результаты, которые
характеризуем, как убедительную победу на выборах“ (Комсомольская правда
05.03.2012);
47
Dieselbe Gruppe wie Epitheta уверенная, убедительная победа stößt das
Beiwort четкая an, aber im Vergleich zu den zwei erst erwähnten verliert es an
Gebrauchshäufigkeit.
(17) „Если председатель Еврокомиссии Жозе Мануэл Баррозу и председатель
Европейского совета Херман ван Ромпёй от комментариев по итогам российских выборов
воздержались, то глава европейской дипломатии баронесса Кэтрин Эштон заявила:
„Европейский союз отмечает предварительные результаты президентских выборов и
четкую победу Владимира Путина“ (Газета ру 06.03.2012);
„Победа“ wird auch durch eine Fülle von emotionalen Epitheta wie
невероятная, блестящая, потрясающая, безоговорочная, выдающаяся,
триумфальная, историческая, большая charakterisiert. Unter den genannten
Varianten scheint nur das Epitheton большая weniger emotional zu sein:
(18) „Я счастлив, это большая победа для России, - делится эмоциями после
финиша Смышляев. – Со времен серебра в Лиллехаммере-94 моего земляка Сергея
Щуплецова это первая медаль за 20 лет в нашем виде спорта“ (Комсомольская правда
11.02.2014);
Auffallend ist, dass der Gebrauch der oben angeführten bewertenden
Epitheta in den Medientexten von Situation zu Situation schwankt. Während im
Sport diese Epitheta sowohl die eigenen, als auch fremde Spitzenergebnisse
(Beispiele (19), (20)) beschreiben, ist es nicht immer für die Politik der Fall.
(19) „Накануне одержали блестящую победу российские фигуристы Татьяна
Волосожар и Максим Траньков, взявшие золото, серебро забрали Ксения Столбова и
Федор Климов“ (Комсомольская правда 13.02.2014);
(20) „Южноамериканцы в прошлой игре смогли одержать потрясающую победу
благодаря усилиям своего лидера Луиса Суареса“ (Комсомольская правда 24.06.2014);
Die Charakteristik des Sieges des russischen Präsidenten als фактическая
scheint in diesem Zusammenhang eher bewertungsfrei, die Tatsache konstatierend
zu sein:
(21) „Президент Сирии Башар Асад в понедельник направил поздравительную
телеграмму Владимиру Путину с фактической победой на президентских выборах,
сообщает арабское агентство SANA“ (Газета ру 05.03.2012);
48
Für den Politikbereich ist die Bewertung des Sieges sowie Wahlergebnisses
als ehrlich und transparent relevant. Davon zeugen Beispiele:
( 2 2 ) „Митинг „Честные выборы — честная победа!“ в поддержку Владимира
Путина прошел в понедельник во Владивостоке“ (Газета ру 05.03.2012);
(23) „Премьер убежден, что мы одержал чистую победу на выборах президента“
(Комсомольская правда 05.03.2012);
Sowohl im Deutschen, als auch im Russischen kann man Beispiele wie
минимальная победа, победить с минимальным счетом (inklusive auch
synonymer Wendungen переиграть с трудом, обыграть с минимальным
перевесом) treffen, die den Erfolg im Wettkampf bezeichnen, dessen Ergebnis bis
zum letzten Moment unklar war:
( 2 4 ) „В 1/8 финала прошли южноамериканцы, которые смогли одержать
минимальную победу над вице-чемпионами Европы“ (Комсомольская правда
24.06.2014);
( 2 5 ) „Сборная Германии с минимальным счетом победила Францию в
четвертьфинальном матче чемпионата мира — 2014“ (Газета ру 04.07.2014);
Zu bemerken ist auch die Tatsache, dass im Gegensatz zu den deutschen
Beispielen, in denen mit knapper Sieg, Last-Minute-Sieg (auch Zittersieg/ZitterSieg) der Sieg des eigenen Landes bzw. Teams beschrieben werden kann, werden
russische Entsprechungen hauptsächlich in Bezug auf die Leistungen der anderen
verwendet. Das mag von der Zugehörigkeit der deutschen Kultur zu den „lowcontext-cultures“3 zeugen, die durch eine explizite und direkte Darstellung der
Sachverhalte gekennzeichnet sind. Die russische Kultur ihrerseits tendiert eher zu
den „high-context-cultures“, bei denen Wortwahl und Wortverwendung von
Bedeutung sind. Die Vertreter dieser Kulturen sind imstande, selber implizit
dargestellte Informationen aus dem Text zu erschließen. Diese Hypothese wird
weiter anhand von anderen Beispielen bestätigt.
3 „Low-„ und „high-context-cultures“ sind Termini der interkulturellen Kommunikation, eingeführt von E.T. Hall.
Mit diesen Themen befasst er sich in seinem Buch „Beyond Culture“ (1976).
49
3.1.2. Uneigentlicher Kernbereich
Den nächsten Kreis bilden Beispiele, in denen sich mit „Sieg“/„победа“ in
Verbindung gebrachte Komponente durch eine besondere Form der Verwendung
auszeichnen.
Da sich Mediensprache eines hohen Grades an Expressivität und Bildkraft
erfreut, finden in den Medientexten mannigfaltige stilistische Figuren Verwendung,
die zusammen mit den Wörtern „Sieg“,„победа“ auftreten. Sie tragen zur
Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit des Lesers bei.
Das kann anhand des Beispiels (26) veranschaulicht werden. In diesem
Kompositum kommt als Bestimmungswort Zitter vor, das vom Verb zittern
abgeleitet ist. Das Verb seinerseits bedeutet „die Bewegung hin und her“. Hier
erfolgt die Umdeutung seiner Komponente. Die Zusammensetzung erhält neue
Bedeutung des unsicheren Sieges. Zitter-Sieg bzw. Zittersieg ist Synonym zum
knappen Sieg, Last-Minute-Sieg.
(26) „Nach dem Zitter-Sieg gegen Algerien (2:1 n.V.) befürchten viele, dass wir jetzt
gegen die Franzosen ausscheiden“ (Bild 04.07.2014);
Im Beispiel unten kommt stilistisches Mittel – Kontamination zum Einsatz,
die aufgrund der lautlichen Ähnlichkeiten zwischen dem Namen des Spielers Mats
Hummels und dem Adjektiv himmlisch entstand, indem sie miteinander
verschmolzen wurden. Das dadurch gewonnene Adjektiv hummlisch, das hier
prädikativ verwendet wird, betont den glanzvollen Charakter des Sieges und
erzeugt dazu noch einen komischen Effekt.
(27) „Dieser Sieg ist einfach hummlisch“ (Bild 05.07.2014);
Interessant ist auch die metaphorische Verbindung des Substantivs Sieg mit
dem Verb bescheren. Der Sieg wird dadurch als Geschenk verstanden, dass der
Fußball-Spieler seinem Team und Land überreicht hat:
(28) „Das Spiel war entschieden, Neymar hatte wie im Eröffnungsspiel gegen Kroatien
geglänzt und seinem Team einen 4:1-Sieg beschert“ (Spiegel 24.06.2014);
Wesentlich sind auch Metaphern, die sich auf eine bestimmte Sportart
beziehen:
50
(29) „4:1 gegen Kamerun: Der Superstar schießt Brasilien zum Gruppensieg“ (Spiegel
24.06.2014);
(30) „Felix Loch ist im Sanki Sliding Center zum Olympiasieg gerodelt“ (Spiegel 09.02.
2014);
(31) „Der Schweizer Sandro Viletta ist überraschend zum Olympiasieg in der SuperKombination gefahren“ (Spiegel 14.02.2014);
In diesen Beispielen wird Sieg zusammen mit Verben schießen, rodeln,
fahren gebraucht, die auf drei Sportarten verweisen – Fußball, Rodeln,
Skirennfahren.
Wie die Beispiele unten zeigen, können auch Abstrakta mit dem Verb
„siegen“ kombiniert werden. Als Agens tritt hierbei eine abstrakte Entität hervor,
der menschliche Eigenschaften zugesprochen werden. Bei diesen Beispielen
erfolgt die Übertragung der menschlichen Züge auf Abstrakta – Personifizierung:
(32) „Wenn es um die konkrete Zusammenstellung unserer Speisen geht, siegt häufig der
Appetit über den Verstand“ (Psychologie heute compact 2016, Heft 44, S. 23);
(33) „Höflichkeit siegt – zumindest im Märchen“ (Psychologie heute 2015, Heft 9, S. 8);
(34) Mehr als 200 Befragten, darunter 37 Chinesen, wurden immer zweifarbige
Rechtecke gezeigt unter denen sie ihre Lieblingsfarbe auswählen sollten. Die bläulichen
Farbtöne siegten“ (Psychologie heute 2015, Heft 10, S. 45);
Interessant ist, dass Abstrakta auch in Kombination mit Kompositum
„Siegeszug“ (Siegeszug der digitalen Medien, Siegeszug der digitalen Technik) zu
finden sind wie in (35):
(35) „Der Siegeszug der digitalen Medien stellt neue Herausforderungen an unsere
Konzentrationsfähigkeit“ (Psychologie heute 2014, Heft 2, S. 28);
Sowie in den deutschen Zeitschriften, kann man auf ähnliche Beispiele auch
in den russischen stoßen wie z.B. победа над оценками, победа над страхом.
D a s m e i s t i n Ve r b i n d u n g m i t „победа“ gebräuchliche Verb
вырывать/вырвать tritt in den gefundenen Beispielen nicht in seiner
konventionellen Bedeutung auf, indem das Nomen als etwas materielles jemandem
gewaltsam entnommen wird:
(36) „И драматургически, и объективно все сложилось так, что 14-летний Данил
выстрадал и вырвал эту победу“ (Комсомольская правда 01.05.2016);
51
Hier kommt noch ein Verb выстрадать zusammen mit „победа“ zur
Anwendung, das in diesem Fall den hohen Wert vom Sieg betont.
Eine ähnliche Bedeutung wie вырывать liefert das Verb выгрызать, wirkt
aber emotionaler als вырывать/вырвать und lenkt daher Aufmerksamkeit auf
sich:
(37) „Когда, если не сейчас выгрызать победу. Только не столь буквально, как
Суарес“ (Комсомольская правда 25.06.2014);
Außerdem wird damit auf den Vorfall während des Spiels verwiesen (Biss
eines Spielers von einem anderen). In den deutschen Artikeln wurde diese
Situation mit dem Verb wegbeißen beschrieben.
Ein weiteres Beispiel lässt sich zweierlei deuten. Einerseits bezieht sich das
Wort „Победа“ auf den Triumph der jungen Sportlerin bei den Olympischen
Winterspielen in Sotschi und das Verb оседлать ist daher metaphorisch
verwendet. Andererseits verweist „Победа“ auf das Pferd mit dem gleichen
Rufnamen, das die Oma der Sportlerin besitzt. Und daher kommt im zweiten Fall
die Hauptbedeutung des Verbs оседлать zum Tragen:
(38) „Еще в детстве Юля Липницкая оседлала Победу“ (Комсомольская правда
12.02.2014);
Das Substantiv „победа“ kommt in manchen Sätzen als eine konkrete
Entität vor, die man beschützen oder begrüßen kann:
(39) „Участников завершающегося на Манежной площади многотысячного митинга
в поддержку Путина призвали "защищать победу" в свете возможных "нападок. "Нам
надо удержать победу, поскольку будут нападки, нам надо ее защищать", - заявил,
выступая на манифе ст ации, предс едатель Федерации не зависимых
профсоюзов России Михаил Шмаков“ (Комсомольская правда 05.03.2012);
(40) „Лишь ведущий японский телеканал приветствовал победу Путина и назвал
ее „ожидаемой“ (Комсомольская правда 06.03.2012);
Das Substantiv „победа“ ist auch als Agens zu finden, indem sie als
Besucher oder Gast gehen und kommen kann:
(41) „Постепенно Вик обрусел, научился пить водку и на больших турнирах к нему
стали приходить победы“ (Комсомольская правда 18.02.2014);
52
Vom besonderen Interesse ist okkasioneller Gebrauch des Adjektivs
слезоточивый mit dem Substantiv победа in (42). Das Adjektiv, das in der Regel
in Verbindung слезоточивый газ verwendet wird, ist hier auch als Tränen
erregend zu verstehen. Aber im Vergleich zur gebräuchlichen Wortgruppe sind hier
nicht die Sinnesorgane betroffen, sondern Gefühle. Das Epitheton beinhaltet auch,
dass es auf dem Weg zum Sieg viele Hindernisse gab und der Sieg besonders
erwartet war.
(42) «Впервые в истории мы выиграли «золото» в женском одиночном катании на
Олимпиаде. Это сделала 17-летняя Аделина Сотникова. И это одна из самых важных
побед нашего спорта. И одна из самых слезоточивых» (Комсомольская правда
21.02.2014);
Im darauffolgenden Beispiel kommt der allen bekannte Ausspruch
„Победителя не судят“ in einer rekonstruierten Form „Победитель не судит“
vor. An der Stelle des Agens tritt das ehemalige Patiens, indem der Sinn des
ganzen Ausdrucks verändert wird. „Победитель“ erscheint in der neuen Variante
selbst als Richter, der aufgrund des Sieges Nachsicht übt.
(43) „Победитель не судит“ (Газета ру 05.03.2012);
3.1.3. Synonymreihen
Die erhobenen Beispiele zeigen, dass die zu untersuchenden Konzepte nicht
allein mit den Lexemen „Sieg“ bzw. „победа“ zum Ausdruck gebracht werden
können, sondern auch mit vielfältigen Synonymen bezeichnet werden, die
ihrerseits mit anderen Wörtern gemeinsam auftreten. Synonymreihen bilden nach
unserem Modell den dritten Kreis.
Das Verb siegen zeichnet sich durch eine Vielzahl von Synonymen aus.
Darunter sind Verben wie gewinnen, triumphieren, die dem Verb siegen am
nächsten sind und in denen der Sieg als solcher im Vordergrund steht:
(44) „Dario Cologna aus der Schweiz hat den Skiathlon-Wettbewerb bei den
Olympischen Winterspielen in Sotschi gewonnen“ (Spiegel 09.02. 2014);
53
(45) „Es ist die achte deutsche Goldmedaille bei den Olympischen Winterspielen in
Sotschi: Beim Team-Wettbewerb von der Großschanze triumphierte die DSV-Mannschaft um
Top-Springer Severin Freund“ (Spiegel 17.02.2014);
Weiter folgt eine Gruppe von Verben, die nicht nur den Sieg bezeichnen,
sondern auch das Unterlegen der Verlierer implizieren und somit ein
Akkusativobjekt erlangen: schlagen, besiegen, bezwingen:
(46) „Deutschland schlägt Klinsmanns US-Team 1:0, kommt als Gruppensieger weiter“
(Spiegel 26.06.2014);
(47) „Adieu, les Bleus! 1982 und 1986 haben wir die „Grande Nation“ bei der WM
besiegt“ (Bild 05.07.2014);
(48) „Im Halbfinale hatte Kanada China 10:6 bezwungen“ (Spiegel 21.02.2014);
Wie die weiteren Beispiele zeigen, kann das Verb besiegen mit Abstrakta
(darunter meist negative Gefühle: Wut, Angst, Unruhe) kombiniert werden, die hier
in der Funktion des direkten Objekts zu betrachten sind. Gefühle werden hier
verlebendigt, werden als realer Gegner dargestellt, über die man siegen kann.
(49) „Wir leben jetzt in einer Welt der Unruhe, aber wenn wir uns klug anstellen und uns
des Beistandes der Philosophie versichern, der Vernunft, dann mag es uns gelingen, Seelenruhe
zu finden. Aber das ist paradoxerweise ein lebenslanger Kampf: Wir müssen uns der Unruhe
stellen, sie besiegen“ (Psychologie heute 2016, Heft 1, S. 41);
(50) „Die Wut lässt sich am besten besiegen, wenn Fairness und Gerechtigkeit im Alltag
eines Landes gelebt werden“ (Psychologie heute 2015, Heft 2, S. 93);
(51) „Doch erst einmal muss ich im Wortsinn begreifen, dass es furchtbar anstrengend ist,
die Angst als Feind zu betrachten, den ich besiegen muss. Es geht nicht darum die Angst zu
bewältigen – denn das ist mit Gewalt verbunden. Man muss sie vielmehr mitnehmen auf die
Lebensreise“ (Psychologie heute 2015, Heft 7, S. 75);
Eine weitere Synonymgruppe kann als kontextuelle Synonyme aufgefasst
werden, deren Bedeutung nur aus dem Kontext erschließbar ist. Die kontextuelle
Bedeutung der Verben zerlegen, zerpflücken weicht deutlich von den in den
Wörterbüchern gegebenen ab (zerlegen – 1. auseinandernehmen, in seine
[Einzel]teile auflösen; 2. in Teile schneiden, zerteilen; 3. analysieren; zerpflücken –
1. zupfend, brechend in kleine Stücke reißen, zerteilen; 2. in kleinlicher Weise
Punkt für Punkt untersuchen und schließlich negativ beurteilen). Aus den
Beispielen (52) und (53) wird klar, dass es bei diesen Verben nicht nur um die
54
Tatsache des Sieges geht, sondern darum, dass der Sieger den Gegner wesentlich
übertrifft.
(52) „Da zerlegt die deutsche Mannschaft den Gastgeber Brasilien auf unglaublich
beeindruckende Weise 7:1“ (Spiegel 09.07.2014);
(53) „8:0 hatte die DFB-Elf zum Auftakt Saudi-Arabien zerpflückt“ (Spiegel
20.06.2014);
Das Verb packen taucht auch unter anderem als Synonym zum Verb siegen
in den Medientexten auf, lässt sich aber als umgangssprachlich oder salopp
bezeichnen:
(54) „Darum packen wir Brasilien und kommen ins Finale!“ (Bild 08.07.2014);
Synonym zum Verb siegen wird auch das Verb verdrängen benutzt, das in
der Beschreibung des Sieges in einem Wettbewerb mit mehreren Etappen
gebräuchlich ist:
(55) „2:1 gegen Honduras: Ecuador verdrängt Schweiz und hofft aufs Achtelfinale“
(Spiegel 21.06.2014);
In der gleichen Bedeutung wie das Verb verdrängen kommt auch das Verb
wegbeißen zur Verwendung, die auch eine Anspielung an den Vorfall mit dem
Spieler – Angreifer Suárez, der seine Gegner im Spielrausch gebissen hat:
(56) „WM in Brasilien: Uruguay beißt Italien weg“ (Spiegel 24.06.2014);
In den Sportartikeln ist auch das Verb abräumen für Bezeichnung des Sieges
einsetzbar. Es kommt sowohl alleine vor, als auch mit einem direkten Objekt –
Medaille, die Metonymie zu Sieg ist:
(57) „Die deutschen Rodler räumen bei den Winterspielen in Sotschi ab“ (Spiegel 12.02.
2014);
(58) „Frankreichs Skicrosser haben bei den Olympischen Winterspielen von Sotschi alle
Medaillen abgeräumt“ (Spiegel 20.02.2014);
Nach der Analyse der Synonymreihe zum Verb „siegen“ ist es notwendig die
russischen synonymen verbalen Ausdrücke zu „победить“ aufzulisten.
Die erhobenen Beispiele lassen sich in zwei Gruppen einordnen. Die erste
davon machen Verben выиграть, обыграть, одолеть, переиграть aus. Bei den
Verben обыграть, одолеть, переиграть ist wie bei den deutschen schlagen,
besiegen, bezwingen ein Akkusativobjekt erforderlich:
55
(59) „Точный удар, который помог выиграть южноамериканцам, нанес форвард
Лионель Месси“ (Комсомольская правда 21.06.2014);
(60) „Сборная России в с е р и и б у л л и т о в с м о г л а обыграть Словакию на
Олимпийских Играх в Сочи - 1:0“ (Комсомольская правда 15.02.2014);
(61) „Женская сборная России по керлингу одолела сборную США в рамках второй
сессии кругового турнира на Олимпиаде в Сочи“ (Комсомольская правда 11.02.2014);
(62) „Коста-Рика сенсационно переиграла Италию на ЧМ“ (Газета ру 20.06.2014);
Die zweite Synonymgruppe bilden Verben разгромить, растоптать, die
zwar als Entsprechungen zu den deutschen Verben zerlegen, zerpflücken anzusehen
sind, weisen aber eine andere bildliche Grundlage auf. Die deutschen Verben fußen
auf dem Bild „Verletzung der Ganzheit“ (als Ganzheit ist hier die Mannschaft bzw.
Partei zu verstehen), wohingegen die russischen – „etw./jmdm. dem Boden
gleichmachen“. Überdies sind die Verben разгромить, растоптать in der
Bedeutung „jmdn. besiegen“ in den Wörterbüchern kodifiziert. Im Vergleich zur
ersten Gruppe (russischer Verben) haben die Verben dieser Gruppe eine intensivere
Auswirkung.
(63) „Франция разгромила со счетом 5:2 команду Швейцарии на чемпионате мира
по футболу“ (Комсомольская правда 18.06.2014);
(64) „Немцы вышли в финал чемпионата мира. Не просто победили, а унизили,
растоптали Бразилию – 7:1!“ (Комсомольская правда 09.07.2014);
Dazu gehören noch Verben разобраться, расправиться:
(65) „В своих первых матчах обе команды одержали уверенные победы.
Американцы разгромили сборную Словакии со счетом 7:1, а вот россияне благодаря голам
Малкина, Овечкина и остальных расправились с командой Словении“ (Комсомольская
правда 14.02.2014);
(66) „Сборная Франции уверенно разобралась с командой Нигерии (2:0) в матче
1/8 финала чемпионата мира — 2014“ (Газета ру 30.06.2014);
Die Analyse ergab auch eine Liste von Synonymen zum Wort „Sieg“ und
mögliche Kombinationen von Synonymen mit anderen Wörtern. Das am meisten
gebräuchliche Synonym zum Sieg ist Erfolg, das eigentlich ein selbständiges
Konzept darstellt.4 Insofern kann man über Überschneidungen des Konzeptes
4 Das Konzept „Erfolg“ wurde in der kontrastiven Studie – „Лингвокультурная специфика концепта „успех/
Erfolg“ (2009) von Е.Н. Хрынина behandelt.
56
„Sieg“ mit anderen Konzepten sprechen, die aufgrund der in sich involvierten
Gefühle sinnverwandt sind. Dem Sieg ähnlich kann man Erfolg bringen, feiern und
über Erfolg jubeln:
(67) „Zwei Joker brachten dem Team von Trainer Louis van Gaal den Erfolg“ (Spiegel
23.06.2014);
(68) „Zum Auftakt hatten die Schweden einen 4:2-Erfolg gegen die Tschechen gefeiert“
(Spiegel 14.02.2014);
(69) „Russland jubelt über Dreifacherfolg im Langlauf-Marathon“ (Spiegel
23.02.2014);
Erfolg wird auch mit dem Epitheton grandios versehen:
(70) „Wie jetzt auch in Brasilien hatte das DFB-Team mit einem grandiosen 4:0 Erfolg,
damals gegen Australien, die Weichen für ein großartiges Turnier gestellt – wenn da nicht wieder
einmal der Schönheitsfehler des zweiten Spiels gewesen wäre“ (Spiegel 20.06.2014);
Erfolg tritt auch als Teil der Komposita als Grundwort auf:
(71) „Riesen-Erfolg für die CDU im Bund – und auch in Hamburg kann die Partei von
Bundeskanzlerin Angela Merkel (59) und Landeschef Marcus Weinberg (46) feiern“ (Bild
23.09.2013);
Das zweithäufigste Synonym in der Synonymreihe ist das Substantiv
Triumph. In den Schlagzeilen ist das Wort Triumph zur Schilderung des
Ergebnisses eines Wettbewerbes zu finden:
(72) „Deutschlands Triumph über Brasilien: Nur der Titel zählt“ (Spiegel 09.07.2014);
(73) „Erneuter Triumph für Schweden: Die Staffel der Männer hat beim Skilanglauf
über 4 x 10 Kilometer Gold geholt“ (Spiegel 16.02.2014);
In Verbindung mit Triumph treten Verben wie sich sichern, gelingen, feiern
auf:
(74) „Die 21 Jahre alte Bundespolizistin Vogt behauptete im zweiten Durchgang ihre
Führung und sicherte sich mit Sprüngen auf 103 und 97,5 m den Triumph“ (Bild 11.02.2014);
(75) „In Baden-Württemberg gelingt den Grünen ein historischer Triumph“ (Spiegel
13.03.2016);
(76) „Merkel feiert ihren größten Triumph, die FDP fällt so tief wie nie – die Rollen der
Gewinner und Verlierer bei der Bundestagswahl sind klar verteilt“ (Bild 23.09.2013);
Analog zu Sieg wird das Nomen Triumph mit dem Epitheton historisch
verknüpft:
57
(77) „Das Team um Skip Brad Jacobs bezwang im Finale Großbritannien – es ist ein
historischer Triumph“ (Spiegel 21.02. 2014);
Noch als ein Synonym zu „Sieg“ erweist sich das Substantiv Abschneiden,
das unter der Bedingung, dass es in Verbindung mit einem seinen Charakter
bestimmenden Adjektiv (z.B. stark) gebracht wird:
(78) „Zweite große Überraschung ist das starke Abschneiden der AfD“ (Bild
22.09.2013);
Sonst als Teil einer Wortgruppe mit dem Adjektiv mit der negativen
Konnotation (z.B. schlecht, schwach) führt das zum Gegensatz und bedeutet
„Niederlage“. Das Beispiel wird im nächsten Paragraphen beleuchtet.
Schaut man sich die russischen Synonyme zum Substantiv „победа“ an, ist
eine niedrige Anzahl der Varianten zu sehen. Synonym werden vor allem успех
(auch zusammen mit Epitheton исторический) und триумф verwendet:
(79) „На пресс-конференции наставник сборной Германии Йоахим Лев выглядел
триумфатором, как и подобает в таких случаях. Он заявил, что исторического успеха его
команда добилась благодаря успешной реализации голевых моментов, а также отметил
бомбардирский рекорд, установленный Мирославом Клозе“ (Газета ру 09.07.2014);
(80) „Триумф немецкой машины“ (Газета ру 14.07.2014);
3.1.4. Nahe Peripherie
Auffallend ist, dass je weiter vom Konzeptkern, desto facettenreicher die
Beispiele sind. Den vorletzten Kreis bilden verschiedene stilistische Mittel der
Bildkraft zur Darstellung der zu untersuchenden Konzepte. Sie können auch Bilder
hervorrufen, die dem Vertreter einer bestimmten Kultur verständlich sind.
Dazu gehören auch die Bezeichnungen der Sieger bzw. Siegerinnen. Wie es
in den Beispielen (81) und (82) dargestellt wird, die aus den Schlagzeilen
stammen:
(81) „GOLD-MARIA. „Es ist wie im Märchen“ (Bild 10.02.2014);
(82) „GOLD-CARINA. Mit Erkältung zum Triumph“ (Bild 11.02.2014);
Die Form des zusammengesetzten Nomens lässt sich als eine Kombination
aus zwei Mitteln der Bildkraft deuten. Einerseits kommt hier Antonomasie
58
zustande, indem Siegerinnennamen durch aufgrund der logischen Beziehungen
(Goldmarie – fleißiges und zielstrebendes Mädchen, das letztendlich Erfolg
verdient hat und Maria Höfl-Riesch und Carina-Vogt, die durch harte Arbeit
Spitzenleistungen erbracht und Sieg errungen haben) entstandene Substantive
ersetzt worden sind, wobei sein Bestimmungswort selbst eine Anspielung an die
Protagonistin des Märchens „Frau Holle“ ist und das Grundwort – der Vorname der
Sportlerin. Andererseits kann diese stilistische Figur als eine modifizierte Variante
der Allusion unter Bezugnahme auf das allen Deutschen bekannte Märchen
gedeutet werden.
Die Sieger können auch umschreibend als Maß der Dinge bezeichnet
werden wie es im Beispiel (83) der Fall ist:
(83) „Doppel-Gold zum Abschluss: Die niederländischen Eisschnellläufer waren auch am
vorletzten Wettkampftag bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi das Maß der Dinge.
Sowohl die Männer als auch die Frauen triumphierten im Team“ (Spiegel 22.02.2014);
Mit der folgenden Bezeichnung werden die niederländischen Sportler als
Vorbild dargestellt, an dem sich alle anderen orientieren sollten.
Häufig und mehr erwartet sind Beispiele (84) und (85), in denen Gewinner
mit dem König verglichen wird und die sowohl in den Artikeln über Sport als auch
Politik vorkommen:
(84) „Der neue König von Olympia heißt Matthias Mayer (23)! Der Österreicher
gewinnt sensationell die Abfahrt der Herren in Sotschi“ (Bild 09.02.2014);
(85) „Der Stimmenkönig unter den direkt gewählten Abgeordneten kommt aus
Niedersachsen: Mit 66,3 Prozent erringt den Titel Franz-Josef Holzenkamp (CDU) im Wahlkreis
Cloppenburg-Vechta“ (Bild 23.09.2013);
Ebenso wie im Deutschen kann der Sieger als король bezeichnet werden.
Die Bezeichnung kann auch durch das Genetivattribut präzisiert werden, wobei der
Bereich genannt wird, bei dem man sich besonders gut abgeschnitten hat:
(86) „Королем в миру зовут 40-летнего норвежца Улле Ойнара Бьорндалена.
Король даже приобнял Антона, прервав свое чемпионское интервью“ (Комсомольская
правда 10.02.2014);
(87) „Не менее уникальна и „бронза“ короля фристайла Александра Смышляева“
(Комсомольская правда 12.02.2014);
59
In den Medientexten können Siegerinnen auch als красавицы charakterisiert
werden. Es wird in diesem Fall nicht auf die Schönheit der Personen hingewiesen,
sondern auf ihre Leistungen. Der Ausdruck nimmt wohl Bezug auf die im
Russischen bestehende Wendung умница и красавица.
(88) „До этого наши красавицы обыграли в стартовом матче датчанок со счетом
7:4“ (Комсомольская правда 11.02.2014);
In diesem Kreis landen auch metaphorische Umschreibungen des Sieges,
die sich auf Ruhm, den der Sieger genießt, beziehen. Die Beispiele (89) und (90)
lösen auch Bilder des Erfolgs als Aufstieg aus:
(89) „Holt er in Sotschi am Sonntag bei seinen vierten Olympischen Spielen Gold, steigt
er endgültig auf ins Pantheon der größten Wintersportler der Geschichte“ (Spiegel 09.02.
2014);
(90) „Ich stand da und konnte mir nicht vorstellen als erste auf das Podium zu
springen. Ich stand unter Shock“ (Bild 09.02.2014);
Ähnliche Bilder des Aufstieges sind auch in den russischen Zeitungsartikeln
zu finden. Darunter подняться/взойти/попасть на пьедестал [почета].
(91) „Российские пары Татьяна Волосожар и Максим Траньков, а также Ксения
Столбова и Федор Климов взошли на пьедестал почета“ (Комсомольская правда
10.02.2014);
Sieg einer Person bzw. eines Teams bedeutet immer Niederlage für den
Gegner. Somit wird der Erfolg des Siegers metaphorisch beschrieben: jmds.
Träume [auf den Sieg] beenden, jmdn. vom Platz fegen:
(92) „In der 40. Minute beendet ein perfekter Konter endgültig die Schweizer Träume
auf einen Sieg“ (Spiegel 20.06.2014);
(93) „Mit 7:1 hat die deutsche Elf den WM-Gastgeber und fünfmaligen Weltmeister vom
Platz gefegt“ (Bild 11.07.2014);
In den Sportartikeln findet oft metonymische Übertragung aufgrund der
Beziehung „Sieg – Preis“ statt. Der Preis wird als Gold, Silber, Bronze, Gold-,
Silber-, Bronzemedaille oder Edelmetall dargestellt, die in Verbindung mit den
Verben gewinnen, [sich] holen, sich sichern kommen:
(94) „Die Polin Justina Kowalczyk hat bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi
Gold über zehn Kilometer im klassischen Stil gewonnen“ (Spiegel 13.02.2014);
60
(95) „Österreich und Lettland holen sich Silber (Linger/Linger) und Bronze (Sics/Sics)
(Bild 12.02.2014);
(96) „Der Schweizer Skirennfahrer Sandro Viletta hat sich die Goldmedaille gesichert“
(Spiegel 14.02.2014);
Darüber hinaus sind auch umgangssprachliche verbale Ausdrücke sich
schnappen, ergattern zu verzeichnen, die die Ergebnisse des Wettbewerbes
emotional wirksamer darstellen:
(97) „Das Königspaar sah auch, wie sich Ireen Wüst über 3000 Meter das dritte Gold und
die siebte Eisschnelllauf-Medaille insgesamt schnappte“ (Bild 11.02.2014);
(98) „Deutsche Damen ergattern an Tag vier Edelmetall“ (Bild 11.02.2014)
Die oben erwähnten Nomen treten auch mit dem Verb stürmen auf, das den
emotionalen Effekt steigert und somit den ganzen Satz aussagekräftiger macht:
(99) „Unsere Frauen-Langlauf-Staffel stürmte sensationell zu Bronze!“ (Bild
16.02.2014);
In den russischen Zeitungsartikeln treten analoge Beispiele auf: выиграть/
принести/завоевать/взять
золото/серебро/бронзу,
золотую/серебряную/бронзовую
медаль,
золото/серебро/бронза
досталось/досталась, добраться до наград высшей пробы.
In (100) wird Sieg als langer Weg bzw. lange Reise dargestellt, auf die man
sich begibt und am Ende das Ziel erreicht:
(100) „Первое золото пришло к России на второй день Олимпиады. Причем
случилось это концептуально: сперва в воскресенье бронзу взяла конькобежка Ольга Граф,
затем серебро в биатлонном спринте завоевала Ольга Вилухина, и, наконец, уже совсем
под вечер до наград высшей пробы добралась сборная России в командном первенстве
по фигурному катанию“ (Комсомольская правда 09.02.2014);
Im nächsten Beispiel wird das Verb настрелять in einer ungewöhnlichen
Weise für ihn mit dem Substantiv медали verwendet. Das Verb kommt dabei nicht
in seiner konventionellen Bedeutung vor. Nach den Wörterbüchern wird das Verb
hauptsächlich zur Beschreibung des Vorgangs in Jagd gebraucht, der als Resultat
geschossene Tiere oder Vögel hat. Zweitens besteht das Verb in der übertragenen
Bedeutung „erflehend etwas bekommen“ (z.B. настрелять сигарет). Im Beispiel
unten bezieht sich das Verb auf die Sportart – Biathlon:
61
(101) „Девушка с винтовкой настреляла для страны уже три золотые медали!“
(Комсомольская правда 19.02.2014);
Außerdem wird der Hauptwert des Goldes auf das Adjektiv übertragen.
Somit erhält die ganze Wortgruppe das goldene Tor machen die Bedeutung „Sieg“.
Unter dem goldenen Tor wird das entscheidende Tor gemeint, das zum Sieg geführt
hat. Dies wird anhand des folgenden Beispiels veranschaulicht:
(102) „Überragend: Mats Hummels. Unser Super-Verteidiger köpft Deutschland ins
Glück, macht das goldene Tor“ (Bild 04.07.2014);
Ebenso wie Gold, Silber oder Bronze kann eine Platzverteilung (von eins bis
drei) als übertragene Beschreibung des „Sieges“ gedeutet werden. Die
Platzbenennungen treten in folgenden Kombinationen auf: auf Platz/Rang
eins/zwei/drei fahren oder landen; auf dem ersten/zweiten/dritten Platz liegen;
erster, zweiter, dritter werden. Dazu Beispiele (103), (104):
(103) „Auf den zweiten Platz fuhr die Österreicherin Nicole Hosp (2:35,07 Minuten),
Julia Mancuso, Führende nach der Abfahrt, gewann Bronze (2:35,15)“ (Spiegel 10.02. 2014)
(104) „Auf Platz zwei landet Daniela Irischka-Stolz (246,2 Punkte/Österreich). Dritte
wird Coline Mattel (245,2 Punkte/Frankreich)“ (Bild 11.02.2014);
Im
russischen
gibt
es
auch
ähnliche
Beispiele:
прийти/финишировать/стать первым/вторым/третьим, занять
первое/второе/третье место, расположиться на первой/второй/третьей
позиции.
Es sei hier aber anzumerken, dass die oben erwähnten Beispiele nur im
Bereich Sport auf „Sieg“ Bezug haben. Während im Sport die drei ersten Plätze –
natürlich mit verschiedener Intensität und verschiedenen vom Ergebnis abhängigen
Emotionen verbunden – dem Sieg gleichzusetzen sind, zählt z.B. in der Politik nur
der erste Rang. Davon zeugen folgende Beispiele, in denen der zweite und dritte
Rang faktische Niederlage ist:
(105) „Со вторым результатом президентскую гонку завершил лидер
коммунистов Геннадий Зюганов“ (Газета ру 05.03.2012);
(106) „Третьим финишировал единственный самовыдвиженец Михаил Прохоров“
(7,98%) (Газета ру 05.03.2012);
62
Der gleiche Sinn wie in den angeführten Beispielen kann mit dem deutschen
Phraseologismus zweiter Sieger bleiben wiedergegeben werden.
3.1.5. Ferne Peripherie
In den letzten Kreis (am Rande) können Ausdrücke eingeschlossen werden,
die nur partiell zur semantischen Gruppe des „Sieges“ gehören.
So wird im Sport oder im Musikwettbewerb – insbesondere im Wettbewerb
mit mehreren Etappen, in dem ein/eine Teilnehmer/Teilnehmerin oder ein Team
aus ist und durch diese Aussonderung der/die/das Stärkste gewählt wird – das
Erzielen einer neuen Etappe dem zeitweiligen Sieg gleichgestellt. Das Erreichen
einer Etappe (Achtel-, Viertel-, Halbfinale) kommen in folgenden Wortkomplexen
zum Ausdruck: das Achtel-, Viertel-, Halbfinale erreichen; ins Achtel-, Viertel-,
Halbfinale einziehen; im Achtel-, Viertel-, Halbfinale stehen; nächste Runde
erreichen, Einzug ins Achtel-, Viertel-, Halbfinale schaffen; sich den Einzug ins …
sichern. Hierzu Beispiele:
(107) „Schanice (14) zog ins Finale der Sat. 1-Castingshow „The Voice Kids“ ein“ (Bild
21.03.2016);
(108) „Dank dreier Treffer innerhalb von zehn Minuten kam Mexiko zu einem 3:1 (0:0)
-Erfolg und sicherte sich zum sechsten Mal nacheinander den Einzug ins Achtelfinale“
(Spiegel 24.06.2014);
Besonders interessant für die Analyse scheinen aber Beispiele (109) und
(110) mit den Verben tanzen und sich retten aus den Schlagzeilen, mit deren Hilfe
der ganzen Aussage mehr Expressivität zukommt, was auch die Aufmerksamkeit
des Lesers erweckt:
(109) „Traumtore von James – Kolumbien tanzt ins Viertelfinale“ (Spiegel 29.06.2014);
(110) „Erlösungstreffer in der Verlängerung: Argentinien rettet sich ins Viertelfinale“
(Spiegel 01.07.2014);
Es sei anzumerken, dass besonders ausdrucksvolle Beispiele öfters schon in
der Schlagzeile oder im Lead vorkommen. Das ist einerseits mit dem Anliegen
verbunden, die wichtigsten Informationen am Anfang darzustellen und durch eine
63
ungewöhnliche Formulierung andererseits die Aufmerksamkeit des Publikums auf
den Artikel zu lenken.
Sowie die deutschen Beispiele zeigen auch die russischen, dass der Einzug
in die neue Etappe auch als „победа“ betrachtet werden kann. Diesen Übergang
bezeichnen folgende Wendungen: выйти/попасть/пробиться
в 1/8
финала/четвертьфинал/полуфинал:
(111) „Вслед за Ярославой Дегтяревой и Даниилом Плужниковым из команды
Димы Билана в финал детского „Голоса“ прошли Азер Насибов и Таисия Подгорная“
(Комсомольская правда 09.04.2016);
Wenn es im Sport oder im Musikwettbewerb das Erreichen einer neuen
Etappe z. T. dem Sieg gleich ist, so bedeutet in der Politik etwa der Einzug in den
Bundestag (Landtag) den Erfolg, der mittels folgender Ausdrücke zum Vorschein
kommt: den Einzug in den Bundestag schaffen, in den Bundestag/Landtag
einziehen/kommen, ins Parlament schaffen, пройти в Госдуму:
(112) „Gewinner: die FDP zieht mit 6,1 Prozent wieder in den Landtag ein und kann bei
der Koalitionsbildung das Züglein an der Waage sein“ (Bild 13.03.2016);
(113) „Die FDP legt etwas zu und schafft es ins Parlament“ (Bild 13.03.2016);
(114) „Единая Россия набирает 48,5 %, в Госдуму проходят также КПРФ, ЛДПР и
СР“ (Комсомольская правда 04.12.2011);
§2. Konzepte „Niederlage“, „поражение“
In den gleichen Medientexten kommen parallel zu den lexikalischen Mitteln,
die Konzepte „Sieg“, „победа“ verbalisieren, auch sprachliche Repräsentanten der
antonymen Konzepte „Niederlage“, „поражение“ vor. Solche Konzepte, die sich
im gleichen Diskurs, einer gleich hohen Verwendungshäufigkeit erfreuen, stehen
zueinander nach A. Prichod’ko in koordinierenden Verhältnissen [Приходько
2009: 133]. Die Analyse der Konzepte „Niederlage“/„поражение“ erfolgt auf der
gleichen Weise wie im ersten Paragraphen.
64
3.2.1. Eigentlicher Kernbereich
Ebenso wie die Analyse der Konzepte „Sieg“/“победа“ werden am Anfang
Wörter mit dem gleichen Stamm wie „Niederlage“ und „поражение“ behandelt.
Da das Verb „niederlegen“ im heutigen Deutschen eine andere Bedeutung als im
mhd. hat, wird mit der Untersuchung des Substantivs „Niederlage“ und der
möglichen Kombinationen mit ihm begonnen.
Die gefundenen Beispiele zeigen, dass das Nomen „Niederlage“ mit den
bewertenden Epitheta wie die schlimmste, historische, schreckliche, peinliche,
fürchterliche, katastrophale, krachende, beispiellose, schwere Niederlage
kombiniert wird.
Am häufigsten kommt zusammen mit dem Nomen das Epitheton schlimm in
der Superlativform zum Ausdruck. Dabei wird die Wortgruppe oft durch ein
substantivisches Genetivattribut aller Zeiten oder ein präpositionales Attribut in
[ihrer/seiner] Geschichte erweitert, was dem ganzen Ausdruck mehr Emotionalität
verleiht:
(115) „Das ist die schlimmste Niederlage aller Zeiten. Das Ergebnis fällt auf mich
zurück, ich bin der Verantwortliche“ (Bild 09.07.2014);
(116) „Die Abwesenheit von Thiago Silva und Neymar, die vernünftige Gründe gewesen
wären, eine Niederlage zu rechtfertigen, reicht nicht, um das zu erklären, was man sah: die
schlimmste Niederlage der Fünffachweltmeister in ihrer glorreichen Geschichte“ (Spiegel
09.07.2014);
Nicht selten wird „Niederlage“ sogar mit einer Aneinanderreihung von
Epitheta beschrieben, indem sie den Grad der Expressivität steigert:
(117) „Es war eine fürchterliche, eine katastrophale Niederlage, die schlimmste
Niederlage aller Zeiten“ (Bild 09.07.2014);
Das Substantiv „поражение“ findet Anwendung mit bewertenden Epitheta
жестокое, крупное, разгромное. Auffallend ist, dass genauso oft wie mit dem
deutschen Substantiv „Niederlage“ zusammen mit „поражение“ eines der
angeführten Adjektive (auch prädikativ gebraucht) in der Superlativform
verwendet wird. Genauso wie im Deutschen intensiviert das Präpositionalattribut в
истории, за всю историю die Charakteristik der Niederlage.
65
(118) „Это поражение стало самым крупным в истории „пентакампеонов“ (хуже
было только в 1920 году с Уругваем - 0:6, но тогда бразильцы были никем, и звали их
никак)“ (Комсомольская правда 09.07.2014);
(119) „Это был лучший матч Германии. Бразилия потерпела самое жестокое
поражение за свою историю, но жизнь продолжается“ (Газета ру 09.07.2014);
Das Adjektiv разгромный, das zur Bewertung des Substantivs „поражение“
dient, ist wohl eine wiederholte Charakteristik des im „поражение“ schon
gegebenen Sems „Unterlegensein“, weil das vom gleichen Stamm wie eines der
Synonyme zum „поражение“
– разгром – gebildet worden ist. Das Wort
„поражение“ allein ist als neutral anzusehen, das nur das negative Ergebnis des
Wettbewerbs wiedergibt. Mit der Verknüpfung mit dem emotionalen Epitheton
разгромный wird eine hohe Auswirkung auf den Leser erzielt, da sich
разгромить in erster Linie auf eine vernichtende Niederlage bezieht, die man
dem Gegner zufügt:
(120) „Теперь же, после разгромного поражения в первой игре, у болельщиков
появились сомнения в том, смогут ли действущие чемпионы мира и Европы повторить
этот результат“ (Комсомольская правда 18.06.2014);
Als Hauptrepräsentant des Konzeptes „Niederlage“ unter den Verben gilt das
Verb verlieren:
(121) „Algerien hatte als einer der absoluten Außenseiter der Fußball-Weltmeisterschaft
in Brasilien gegolten und erwartungsgemäß sein Auftaktmatch gegen Belgien verloren“ (Spiegel
21.06.2014);
Man findet auch das Verb verlieren in Verbindung mit Adverbien
dramatisch, extrem, massiv eingesetzt, die die Intensität der Handlung darstellen
und somit den Vorgang präziser charakterisieren:
(122) „Auch die SPD verliert dramatisch, büßt mehr als 10 Prozentpunkte ein und
kommt nur noch auf 12,7 Prozent“ (Bild 13.03.2016);
Unter den russischen Verben nimmt diese Rolle das Verb проиграть ein.
Wie aus den Beispielen ersichtlich wird, bedient sich das Verb oft eines
Akkusativobjekts, das besagt, was man verloren hat (z.B. das Spiel):
(123) „Африканская сборная проиграла все игры на этом турнире“ (Комсомольская
правда 23.06.2014);
66
3.2.2. Uneigentlicher Kernbereich
In diesem Abschnitt wird die Analyse auf die Beispiele ausgerichtet, in
denen ein mit der „Niederlage“/„поражение“ in Verbindung gebrachter Teil
metaphorisch gebraucht wird.
So wird beispielsweise das Substantiv „Niederlage“ zusammen mit dem
Verb einräumen verwendet.
(124) „Grüne raümen bittere Niederlage bei der Bundestagswahl ein“ (Bild
23.09.2013);
Auffallend ist, dass der „Sieg“ zusammen mit dem Verb abräumen auftritt,
während die „Niederlage“ mit einräumen.
Das Beispiel illustriert auch der metaphorische Gebrauch des Adjektivs
bitter, das hier mit „Niederlage“ kombiniert ist. Das Adjektiv bitter, das in der
Regel zur Beschreibung des Geschmacks zur Anwendung kommt, misst dem
Ausdruck die Bedeutung „kränkende, als schmerzlich empfundene Niederlage“
bei. Diese Metapher scheint aber eher eine tote Metapher zu sein, weil in den
Wörterbüchern Wortgruppen wie bittere Enttäuschung, Erfahrung oder bitteres
Ende kodifiziert sind, denen dank dem Adjektiv bitter die gleiche Bedeutung
zukommt.
Genauso wie in den Beispielen aus dem ersten Paragraphen, wo Abstrakta
siegen oder besiegt werden können, können sie auch verlieren:
(125) „Если в течение месяца в соревнованиях проигрывает, скажем, среда,
четверг или другой день недели – снизьте нагрузку, перенесите посещение кружков на
другие дни или вообще избавьтесь от непосильной ноши“ (Наша психология 2016, Heft 3,
S. 81);
3.2.3. Synonymreihen
Einen Großteil der zusammengetragenen Beispiele bilden Synonyme zu den
Wörtern „Niederlage“, “поражение“. Dies ist durch das Anliegen der Adressaten
67
zu erklären, Sachverhalte möglichst variabel, präzis und emotional zu schildern
[Ольшанский, Гусева 2005: 60 ff.].
Zu den meist verwendeten Synonymen kann man Debakel und Pleite
rechnen. Die Substantive Debakel und Pleite kommen wie auch die „Niederlage“
mit dem Verb erleben, Adjektiv historisch zur Anwendung. Dafür Beispiele:
(126) „Deutsche Biathletinnen erleben Debakel bei Domratschewa-Sieg“ (Spiegel 11.02.
2014);
(127) „Trotz historischen Wahldebakels für seine Partei will der CDU-Spitzenkandidat
Guido Wolf weiter Fraktionschef im Landtag bleiben“ (Bild 13.03.2016);
(128) „Deutsche Bob-Fahrer erleben historische Pleite“ (Spiegel 17.02.2014);
Zu vermerken ist, dass das Wort Pleite für die Wirtschaft üblich ist. Hier
kann man daher die Übernahme des Wortes in einen anderen Fachbereich
feststellen.
Neben dem Epitheton historisch, das mit dem Nomen Pleite vorkommt,
stehen auch andere Möglichkeiten der Wertung in den Medientexten zur
Verfügung:
(129) „Nach der peinlichen Pleite gegen Costa Rica findet die italienische Presse harte
Worte“ (Spiegel 21.06.2014);
(130) „Der Wahlabend hat die SPD wegen der üblen Pleiten in Sachsen-Anhalt und
Baden-Württemberg ebenfalls heftig durchgeschüttelt“ (Spiegel 13.03.2014);
Überdies sind die oben erwähnten Synonyme mit anderen Gefühlen wie
Demütigung Schande, Schmach, Blamage eng verbunden, die der Verlierer
empfindet. In den untersuchten Medientexten sind sie als kontextuelle Synonyme
zu betrachten.
(131) „Sie sprechen von „Demütigung“ und „ewiger Schmach“: die internationalen
Zeitungen leiden mit dem WM-Gastgeber Brasilien und feiern das deutsche Team
überschwänglich“ (Spiegel 09.07.2014);
(132) „Die größte Schande in der Geschichte. Es wird schwer sein, an jenes 2:1 gegen
Uruguay (Niederlage Brasiliens 1950 bei der ersten Heim-WM) zu erinnern, angesichts dessen,
was Deutschland in diesem Halbfinale gemacht hat“ (Spiegel 09.07.2014);
(133) „Pressestimmen zu Italien und Frankreich: „Was für eine Blamage!“ (Spiegel
21.06.2014);
68
Außerdem können Substantivierungen wie das Scheitern, Aus, Ausscheiden
synonym zur „Niederlage“ gebraucht werden. Während in (134) geschildertes
Beispiel sich näher zur Synonymgruppe befindet, kann man das Aus, das
Ausscheiden in bestimmten Kontext zum Misserfolg im Wettbewerb und daher zur
Niederlage zählen:
(134) „Spaniens frühes Scheitern ist eine der größten Überraschungen der WM“ (Spiegel
23.06.2014);
(135) „Nach dem Aus im Achtelfinale gegen Costa Rica (3:5 n.E.) verzichten die
Griechen auf ihre WM-Prämie“ (Bild 02.07.2014);
(136) „Sie kennen die spanische Mannschaft gut, wie haben Sie ihr frühes Ausscheiden
erlebt?“ (Spiegel 23.06.2014);
Das im ersten Paragraphen erwähnte Beispiel mit dem Substantiv
Abschneiden kann in Verbindung mit dem Epitheton schlecht (schwach) als
Niederlage interpretiert werden:
(137) „Angesichts des schlechten Abschneidens der CDU sieht er sich in seinem
Merkel-kritischen Kurs bestätigt“ (Bild 13.03.2016);
Die russische Synonymreihe zum Substantiv „поражение“ ist relativ gering.
Die Synonymgruppe setzt sich aus den Substantiven разгром, проигрыш, провал,
вылет, крушение, die man nach dem semantischen Prinzip in drei Gruppen
einordnen kann.
Die erste davon bildet das Wort проигрыш, das unter den oben genannten
am nächsten stehende zum „поражение“ sein mag. Das Substantiv проигрыш ist
zur wertfreien Schilderung des Wettbewerbs genauso gut wie „поражение“
passend:
(138) „Проигрыш со счетом 0:1 не позволил Хорватии пройти групповой этап“
(Комсомольская правда 23.06.2014);
Zu der zahlreichsten Gruppe gehören разгром, провал, крушение, die als
besonders emotional bezeichnet werden können. Sogar jener Charakteristik
entzogen wirken sie expressiver im Text als поражение oder проигрыш. Während
die Substantive разгром und провал in den Wörterbüchern in der Bedeutung
„Niederlage“ kodifiziert sind, ist die Bedeutung des Nomens крушение aus dem
69
Kontext zu erschließen. Das Nomen крушение bezieht sich ursprünglich auf
Fachbereich „Schiffswesen“. Dazu Beispiele:
(139) „Разгром Германией Бразилии по масштабу можно сравнить с крахом
Советского Союза“ (Комсомольская правда 09.07.2014);
(140) „Зрители о провале сборной России на ЧМ: Алжир побеждает с помощью
лазерных технологий“ (Комсомольская правда 27.06.2014);
(141) „Крушение сборной Бразилии на чемпионате мира – совершенно логичное
развитие сюжета всего турнира“ (Комсомольская правда 09.07.2014);
Man kann auch eine relativ hohe Anzahl der sinnverwandten Wörter zum
Verb verlieren feststellen. Darunter nimmt das Verb scheitern eine höhere Position
ein:
(142) „Kanzlerkandidat Peer Steinbrück scheiterte in seinem Wahlkreis Mettmann I“
(Bild 23.09.2013);
In (143) verhilft das Adverb gigantisch die Situation zu intensivieren:
(143) „Er habe bereits erklärt, dass man mit dieser Politik „ gigantisch scheitern“ werde“
(Spiegel 13.03.2016);
Die nächste Synonymgruppe machen das Verb ausscheiden und der
Ausdruck raus sein aus, die sich auf die Niederlage in einem mehrtägigen
Wettbewerb beziehen:
(144) „0:1 gegen Nigeria: Bosnien enttäuscht und scheidet aus“ (Spiegel 22.06.2014);
(145) „Italien ist raus: Uruguay dank eines 1:0-Sieges gegen die Europäer das
Achtelfinale der Weltmeisterschaft in Brasilien erreicht“ (Spiegel 24.06.2014);
Gefolgt wird die Synonymreihe von Verben unterliegen, verspielen:
(146) „0:1 unterlag die Schweiz, ein spätes Tor von Angel di María in der Verlängerung
(118. Minute) besiegelte die Pleite des Außenseiters“ (Spiegel 01.07.2014);
(147) „So haben sie verspielt!“ (Bild 25.09.2013);
Als Synonym zum russischen Verb проиграть tritt oft das Verb уступить
auf:
(148) „Австралия крупно уступила Испании в своем последнем матче на ЧМ-2014
по футболу“ (Газета ру 23.06.2014);
An zweiter Stelle befindet sich das Verb провалиться:
(149) „И тогда российская команда тоже провалилась, не пройдя в четвертьфинал
после поражения от Греции 0:1“ (Комсомольская правда 27.06.2014);
70
Synonym zu проиграть funktioniert auch das Verb продуть, das in den
Wörterbüchern mit dem Vermerk ugs. steht. Die Wörterbücherangaben teilen auch
mit, dass sich das Verb in der Bedeutung „Misserfolg“ auf Verlust im Kartenspiel
bezieht. In (150) nimmt das Verb продуть Bezug auf den Misserfolg der
russischen Eishockey-Mannschaft und liefert eine negative Bewertung des
Spielresultats:
(150) „Наша сборная продула финнам и выбыла из олимпийского турнира. И еще
убила мечту…“ (Комсомольская правда 19.02.2014);
Im gleichen Beispiel kommt noch ein Synonym zum Verb проиграть zum
Vorschein. Zusammen mit вылететь bildet das Verb выбыть eine Gruppe der
kontextuellen Synonyme, die das Ende der Teilnahme an einem Wettbewerb
bezeichnen und in diesen Umständen auch als „Niederlage“ betrachtet werden
können. Noch ein Beispiel dafür:
(151) „Марсель Сабиров (11 лет, Уфа) и вовсе вылетел после поединков“
(Комсомольская правда 29.04.2016);
3.2.4. Nahe Peripherie
Betrachtet man die sprachlichen Mittel der Darstellung der Konzepte
„Niederlage“, „поражение“, so springt sofort ins Auge, dass diese Wörter in den
Pressetexten oft ausgelassen werden und an ihrer Stelle verschiedene bildliche
Mittel der Ausdrucksweise auftreten. Eines davon ist die Metapher. Das kann aber
auf viele Faktoren stützend ausgelegt werden. Der Theorie von G. Lakoff und M.
Johnson zufolge ist Metapher zunächst ein kognitives Phänomen, das nicht bloß
stilistischen Zwecken dient, sondern ein unumgänglicher Bestandteil unseres
Denkens ist [Лакофф, Джонсон 2004: 27]. Neben der Informationsfunktion üben
die Massenmedien Einfluss auf die Schilderung der Wirklichkeit. Dabei spielen
Metaphern eine wesentliche Rolle, weil mit ihrer Hilfe Ereignisse am besten
veranschaulicht werden können [Skirl, Schwarz-Friesel 2007: 72].
Wenn es sich um den „Sieg“ handelt, so treten metaphorische Ausdrücke wie
„in den WM-Himmel köpfen“, „auf ins Pantheon steigen“ oder „auf das Podium
71
springen“ (wie oben angedeutet) auf, die sich auf die Bewegung nach oben
beziehen. Geht es um eine „Niederlage“, fallen gegensätzliche Bilder auf. Wie
Beispiele (152) – (156) zeigen, ist „Niederlage“ mit der gegensätzlichen Bewegung
(nach unten) verbunden:
(152) „Die SPD rauscht im Südwesten und in Sachsen-Anhalt in den Keller“ (Bild
13.03.2016);
(153) „Die FDP stürzt regelrecht ab, hat nach ARD-Information mit 4,7 Prozent der
Stimmen den Einzug in den Bundestag wohl verpasst“ (Bild 22.09.2013);
(154) „Wahl-Desaster: Piraten saufen ab“ (Bild 22.09.2013);
(155) „Ecuador hatte gegen die Schweiz durch einen Treffer in letzter Sekunde verloren,
Honduras war gegen Frankreich untergegangen, außerdem sah Wilson Palacios der wichtigste
Spieler Gelb-Rot“ (Spiegel 21.06.2014);
(156) „CDU bricht laut erster Hochrechnung ein“ (Bild 13.03.2016);
Die Beispiele (153)-(155) charakterisieren den Vorgang als eine Katastrophe
(abstürzen – Flugzeugskatastrophe, absaufen, untergehen – Wasserkatastrophe),
infolgedessen alles zugrunde gegangen ist. Durch das in (154) zusammen mit dem
Parteinamen Piraten gebrauchte Verb absaufen wird noch komischer Effekt
(Doppelsinn/Wortwitz) erreicht, weil die Partei nicht bloß scheitert, sondern „wie
die besiegten Piraten in einem Seegefecht unter Wasserfläche verschwinden“
dargestellt wird. Während in den Beispielen (153)-(155) enthaltene Verbmetaphern
in der Bedeutung „Misserfolg“ in den Wörterbüchern nicht markiert sind, gilt das
Verb einbrechen als eine saloppe Wendung für „Scheitern“, „schwere Niederlage“
und ist in dieser Bedeutung kodifiziert.
Die Metaphern, die mit der räumlichen Orientierung (oben – unten, hoch –
tief, nah – fern) zu tun haben, werden nach G. Lakoff und M. Johnson
Orientierungsmetaphern genannt [Лакофф, Джонсон 2004: 35].
Auf einer ähnlichen bildlichen Grundlage der Bewegung nach unten fußt der
metaphorische Ausdruck скатиться вниз турнирной таблицы:
(157) „Потом у сборной Германии возникли проблемы с оружием и очень быстро
немки скатились вниз турнирной таблицы“ (Комсомольская правда 21.02.2014);
Außer den Orientierungsmetaphern, die Bilder des Absturzes, Untergangs
liefern, sind in den Medientexten auch metaphorische Ausdrücke vorhanden, in
72
denen „Niederlage“ mit etwas Gebrochenem, Vernichtetem, Zerbrochenem
assoziiert wird:
(158) „Die FDP steht zunächst vor einem Scherbenhaufen“ (Spiegel 23.09.2013);
(159) „Die Grünen haben ihren Stolz verloren. Sie stehen auf einem Trümmerfeld“
(Bild 25.09.2013);
Noch eine weitere bildliche Basis, nämlich ein intensiver und heftiger
Schlag, der der Verlierer einzunehmen hat, liegt der dritten Gruppe der Beispiele
zugrunde:
(160) „Die CDU kassiert in ihrem einstigen Stammland eine deutliche Klatsche, kommt
nur noch auf 27,0 Prozent (2011: 39,0 Prozent). Ein historisch schlechtes Ergebnis“ (Bild
13.03.2016);
(161) „Merkels CDU wurde von den Wählern in Baden-Württemberg abgestraft, verlor
über 10 Prozent der Stimmen. Erstmals in der Geschichte des Landes ist die CDU nicht mehr
stärkste Kraft. Nummer eins im Ländle sind jetzt die Grünen! Auch in Rheinland-Pfalz mussten
die Christdemokraten eine schwere Schlappe hinnehmen“ (Bild 13.03.2016);
Das meist mit dem „Sieg“ assoziierte Bild – Aufstieg aufs Siegerpodest
erhält mit dem Verb vorbeifahren eine gegensätzliche Bedeutung:
(162) „Denn bei den ersten zwei Rennen waren seine Biathleten jeweils am Podest
vorbeigefahren, auch wenn Simon Schempp in der Verfolgung nur ein finaler Fehlschuss den
Griff zum Edelmetall verhinderte“ (Spiegel 13.02.2014);
Das unerreichte Ziel wird in den Beispielen Medaille/Gold/Silber/Bronze,
Achtel-/ Viertel-/ Halbfinale, Einzug in den Bundestag/ins Parlament, Sieg
verpassen, verfehlen; Medaille futsch, sich mit dem Sieg verabschieden
hervorgehoben:
(163) „Die CDU verpasst zwei sicher geglaubte Siege, Kanzlerin Merkel drohen interne
Debatten“ (Spiegel 13.03.2016);
(164) „WM-Gruppe F: Bosnien verabschiedet sich mit Sieg gegen Iran“ (Spiegel
25.06.2014);
In den Beispielen (165), (166) kommt noch metonymische Übertragung vom
Sieg auf Medaille, Achtel-/Viertel-/ Halbfinale, Einzug in den Bundestag/ins
Parlament hinzu:
(165) „Biathletin Sachenbacher-Stehle verpasst Bronze im Massenstart“ (Spiegel
17.02.2014);
73
(166) „Die Piraten haben ihr großes Ziel verfehlt, sie verpassen den Einzug in den
Bundestag“ (Bild 22.09.2013);
Eine weitere Möglichkeit den verlorenen Erfolg darzustellen bietet das
saloppe Adjektiv futsch an:
(167) „Medaille futsch! Freund gestürzt“ (Bild 09.02.2014);
Das nicht erreichte Ziel und der Misserfolg können außerdem mit den
geplatzten Träumen verbunden werden, wie im Beispiel (168):
(168) „Der Traum von der zehnten Olympia-Medaille ist geplatzt“ (Bild 19.02.2014);
Obwohl diese Metapher (am Podest vorbeifahren, sich mit dem Sieg
verabschieden, Sieg verpassen) keine angenehmen Ergebnisse wiedergeben,
mögen sie wohl schonender auf den Leser wirken als Ausdrücke, in denen
„Niederlage“ explizit genannt wird.
Besonders im Sportbereich, in dem man erwartet, dass die Leistungen mit
Medaillen bekräftigt werden, sind keine Medaillen oder kein Platz auf dem
Siegerpodest einer Niederlage gleichzustellen:
(169) „В очередной раз упускаем медаль сами“ (Комсомольская правда
10.02.2014);
(170) „А российские биатлонистки оказались д а л е ко за чертой призеров
индивидуальной гонки в Сочи“ (Комсомольская правда 10.02.2014);
Im Sport kann der vierte Platz (den vierten Rang belegen, Vierte/Vierter
sein, auf den vierten Platz laufen/fahren, auf dem vierten Platz landen, auf Rang
vier schaffen) eine bittere Niederlage betonen:
(171) „Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle hat ein starkes Massenstart-Rennen hingelegt
und ist auf den vierten Platz gefahren“ (Spiegel 17.02.2014);
Anhand des Epithetons undankbar wird der vierte Platz anschaulicher
umgerissen:
(172) „Severin Freund (25) landet mit zwei guten Sprüngen auf dem undankbaren 4.
Platz“ (Bild 15.02.2014);
Besonders bitter wird sowohl von den Sportlern selbst als auch von ihren
Fans der vierte Platz empfunden, deswegen wird die Darstellung des
unangenehmen Resultats in den Medien mit einem Nachtrag versehen, in dem es
um die hohe Wahrscheinlichkeit des Sieges geht:
74
(173) „Увы, но российский лыжник Максим Вылегжанин, остается на четвертой
строчке: от бронзы спортсмена отделило всего 0,1 секунды“ (Комсомольская правда
09.02.2014);
In manchen Fällen wird der vierte Platz nur angedeutet. Das reale Ergebnis
wird verschleiert und somit wirkt die ganze Situationsschilderung mildernder:
(174) «Между тем, накануне россияне уже были буквально в шаге от медали лыжника Максима Вылегжанина от бронзы отделило всего 0,1 секунды» (Комсомольская
правда 09.02.2014);
Allgemein bekannt ist die Tatsache, dass die Medien zur Meinungsbildung
beitragen. So erschienen in Bezug auf den vierten Platz des russischen Sportlers
(faktische Niederlage) folgende Ausdrücke:
(175) „Медали в полушаговой доступности“ (Комсомольская правда
10.02.2014);
(176) „Ну вот, полночи не спал из-за Шипулина, смазавшего последний выстрел и
отдавшего „золото“
в протянутые руки великого и у ж а с н о г о Бьорндалена“
(Комсомольская правда 10.02.2014);
Besonders prägnant in diesem Zusammenhang ist das Beispiel (176), in dem
eine Tatsache durch eine günstigere wiedergegeben wird. Obwohl der russische
Sportler nur den vierten Platz belegt hat, wird über den unerreichten ersten Platz
statt des dritten gesprochen.
Gerade in diesen Beispielen kann man wohl die Tendenz der russischen
Kultur zur impliziten Darstellung der Sachverhalte nachvollziehen. Dies mag auch
für die Zugehörigkeit der russischen Kultur zu den high-context-cultures sprechen.
Neben dem vierten Platz gilt selbstverständlich der letzte Rang als
Niederlage. Beispiele dafür sind in beiden Sprachen erhältlich:
(177) „Die deutschen Curler haben auch ihr fünftes Spiel verloren und bleiben als
einziges punktloses Team Letzter der Tabelle“ (Spiegel 14.02.2014);
(178) „Ванесса Мэй заняла последнее место на Олимпиаде в Сочи в горных
лыжах“ (Комсомольская правда 18.02.2014);
(179) „А вот Ванесса Мэй показала худший результат среди всех участниц, но это
не расстроило ни ее саму, ни ее поклонников“ (Комсомольская правда 18.02.2014);
75
Sowie die Bezeichnungen der Gewinner kommen auch in den
massenmedialen Texten Bezeichnungen der Verlierer vor. In der Stilistik werden
solche Mittel der Umschreibung bildliche Periphrasen genannt, die nach E. Riesel
und E. Schendels in der Publizistik hohe Popularität genießen [Riesel, Schendels
1975: 233].
So wird traditionell Verlierer als Pechvogel bezeichnet:
(180) „Schließlich hatte der als Schlussspringer besonders unter Druck gestanden, weil er
eben Severin Freund ist. Der Pechvogel der Großschanze, ach was, seit Jahren. Der Mann der
vierten Plätze“ (Spiegel 17.02.2014);
In demselben Beispiel ist noch eine Periphrase der Mann der vierten Plätze
zu finden. Diese Umschreibung fußt auf der Idee, dass derjenige, der in einem
Sportwettbewerb Vierter wird, eine der schlimmsten Niederlagen erleidet.
Darüber hinaus treten im Vergleich zu den Sieger/SiegerinnenBezeichnungen, die auf die Märchenprotagonistin Goldmarie anspielen, auch ihre
Antagonistin Pechmarie in der Rolle der Verliererin auf:
(181) „Aus Großbritanniens Gold-Else Olympias Pech-Marie!“ (Bild 16.02.2014);
3.2.5. Ferne Peripherie
Im letzten Kreis landen Ausdrücke, deren Zugehörigkeit zur semantischen
Gruppe „Niederlage“, „поражение“ ziemlich schwach ist und nur aus dem
Kontext erschließbar ist.
Dazu gehören Ausdrücke wie aus dem Bundestag/Parlament/ der Regierung
fliegen, raus aus dem Bundestag sein, die für die Politiker bzw. Parteien als
schwere Niederlage anzusehen sind:
(182) „Niemand hatte das auf der Rechnung: dass die Liberalen aus dem Bundestag
fliegen würden“ (Spiegel 23.09.2013);
(183) „Der bisherige Koalitions-Partner ist raus aus dem Bundestag“ (Bild 22.09.2013);
Im russischen ist es z.B. не пройти в Госдуму:
(184) „Не проходят в Госдуму, согласно предварительным данным, „Яблоко“
(4,2%), „Правое дело“ (1,1%), „Патриоты России“ (0,9%)“ (Газета ру 04.12. 2011);
76
Es sind auch Beispiele festzuhalten, in denen metonymische Periphrasen
stattfinden. Die Übertragung erfolgt von „Niederlage“ auf einen Tag bzw. Stunde,
wobei das Nomen zusammen mit einem negativ konnotierten Epitheton bzw. das
Grundwort mit dem Bestimmungswort mit einer negativen Wertung versehen ist.
Einige Beispiele dafür:
(185) „Für Kanzlerin Angela Merkel ist es ein schwarzer Sonntag“ (Spiegel
13.03.2016);
(186) „FDP-Vize Christian Lindner tritt vor Kameras: „Es ist ohne Zweifel die bitterste
Stunde für die Liberalen seit Jahrzehnten“ (Bild 23.09.2013);
(187) „Groko erlebt Wahl-Debakel in der Flüchtlingskrise. Horror-Tag für Merkel und
Gabriel“ (Bild 13.03.2016);
In (185) zeigt sich, dass feste Wendung schwarzer Donnerstag, schwarzer
F r e i t a g in andere Bereiche übernommen wird. Der ursprüngliche
Verwendungsbereich der Wendungen der schwarze Donnerstag und der schwarze
Freitag ist Wirtschaft, da sie für konkrete historische Ereignisse stehen. Beide
bezeichnen Börsenstürze von 1929 und 1927. Eine allgemeine Bezeichnung der
schwarze Tag ist auch in den Wörterbüchern kodifiziert und bedeutet „ein
Unglückstag“. Am Beispiel (185) wird
illustriert, wie die Periphrase in einem
anderen Bereich (Politik) – in Analogie dazu mit anderen Wochentagen gebildet –
realisiert wird. Erfolgreich wird das gleiche Modell im Sport verwendet, wie im
Beispiel aus der russischen Zeitung zu sehen ist:
(188) „Черный вторник“ бразильского футбола“ (Комсомольская правда
09.07.2014);
§3. Korpora-basierte Analyse
Abschließend, um mögliche Unstimmigkeiten zu vermeiden, ist Rückgriff
auf die Korpora notwendig. Für die Analyse wurden die Daten der Zeitungskorpora
von „dwds“ und „Национальный корпус русского языка“ herangezogen. Der
Zeitraum, in dem Artikel erschienen, wurde auf die Periode 2000-2016 begrenzt.
In diesem Paragraphen sollen einige Annahmen geprüft werden, die sich in
drei Fragen fassen lassen.
77
Die erste davon ist, ob Wörter „Sieg“, „победа“ im Vergleich zur
„Niederlage“, „поражение“ wirklich häufiger in den Medientexten vorkommen.
Eine Suche nach den Lemmata „Sieg“, „победа“ und „Niederlage“,
„поражение“, samt allen Deklinationsformen und Pluralformen, hat folgende
Anzahl der Treffer ergeben, die in der Tabelle 1. zusammengefasst ist.
Tabelle 1.
Sieg
Niederlage
победа
поражени
Anzahl der Treffer in den
65
29
94
е
12
ausgesuchten Medientexten
Anzahl der Treffer in den
76299
32827
54301
23068
Korpora
Für die Anschaulichkeit wurden in die Tabelle neben der Zahl der Treffer aus
den Korpora-Daten auch die Anzahl der Treffer in den Texten eingetragen. Wie aus
der Tabelle ersichtlich wird, ergibt sich das Verhältnis von ca. 2:1 von „Sieg“ zu
„Niederlage“. Dieses Verhältnis ist sowohl für die ausgesuchten Medientexte als
auch Korpora relativ gleich. Wenn wir die Zahlen der russischen Wörter „победа“
und „поражение“ betrachten, so ist auffallend, dass sich dieses Verhältnis für die
ausgesuchten Medientexte und Korpora unterscheidet. Während das Verhältnis von
„победа“ zu „поражение“ für Korpora ungefähr 2:1 beträgt, liegt das Verhältnis
für die Medientexte etwa bei 8:1.
Diese Berechnungen mögen davon zeugen, dass sowohl im Russischen als
auch im Deutschen die Wörter „Niederlage“, „поражение“ oft vermieden werden.
Sie können durch andere lexikalische und stilistische Mittel ersetzt werden (etwa
Synonyme, Metaphern, Periphrasen).
Die nächste Frage, die im diesen Paragraphen zu beantworten ist, betrifft die
kontextuelle Umgebung, in der Ausdrücke wie knapper Sieg, Zittersieg, LastMinute-Sieg, минимальная победа, победить с минимальным счетом,
переиграть с трудом, обыграть с минимальным перевесом auftreten.
78
Die Anzahl der Treffer im Korpus von knappen Sieg beträgt 255 Treffer,
Zittersieg – 178, Last-Minute-Sieg – 139. Die Anzahl der russischen Treffer zur
sinnverwandten deutschen Ausdrücken ist niedriger: минимальная победа – 169,
победить с минимальным счетом – 11, переиграть с трудом – 5, обыграть с
минимальным перевесом – 0.
Es hat sich gezeigt, dass die erwähnten deutschen Ausdrücke zur
Anwendung kommen, wenn es sich sowohl um Leistungen des eigenen Landes als
auch fremden handelt. In etwa 2/3 von den russischen Treffern kommen folgende
Ausdrücke in Bezug auf den unsicheren Sieg eines fremden Teams oder Landes
vor. Somit wurden die bisherigen Annahmen bestätigt.
Es soll außerdem geprüft werden, ob Gebrauch einiger Wörter und
Wortgruppen okkasionell ist.
Vom Interesse sind in dieser Hinsicht das Verb wegbeißen und die
Wortgruppe выгрызать победу, die in den Zeitungsartikeln während der WM
2014 in Bezug auf den Sieg der Mannschaft von Uruguay über Italien erschienen
sind. Laut der Angaben des deutschen Korpus wurde das Verb wegbeißen in den
letzten 16 Jahren 40 Mal verwendet. Den Angaben des russischen Korpus zufolge
wurde die Wortgruppe выгрызать победу 4 Mal benutzt. Interessant ist, dass diese
Wortgruppe in den russischen Beispielen in Bezug auf Sportbereich gebraucht wird
und als Sportjargon gelten kann, während das deutsche Verb wegbeißen auch der
Beschreibung der Ergebnisse in der Politik dient.
Die Korpora-basierte Analyse hat gezeigt, dass das Adjektiv hummlisch
zusammen mit Sieg weder als Adjektiv noch prädikativ zu finden ist. Die
Wortgruppe слезоточивая победа und оседлать победу haben sich auch als
einzigartig erwiesen.
Zwischenfazit
Unter dem Begriff Mediendiskurs wird eine kognitive Erscheinung
verstanden, die an Prozessen der Wissenserzeugung, Wissensgestaltung und
79
Wissensrepräsentation beteiligt ist. Medientexte, die als Resultat der diskursiven
Handlung funktionieren, sind als reicher Boden für die Untersuchung der
Konzeptmanifestation anzusehen.
Wörter, die zum konzeptuellen Feld „Sieg“/„победа“ oder „Niederlage“/
„поражение“ gehören, treten häufig schon in der Schlagzeile oder im Lead – in
der starken Position des Textes – auf. Dies ist anhand ihrer Funktion erklärbar: das
Wichtigste aus dem Artikel kurz und bündig am Anfang für den Leser darzustellen.
Die Analyse der Konzepte „Sieg“/„победа“ und „Niederlage“/„поражение“
hat ergeben, dass die Darstellung ihrer Repräsentanten in fünf Stufen
(entsprechend jedem Kreis) zu beschreiben ist. Dabei werden der eigentliche
Kernbereich, der uneigentliche Kernbereich, Synonymreihen, nahe und ferne
Peripherie unterschieden.
Die lexikalischen Möglichkeiten des ersten Kreises, mittels derer Konzepte
zum Ausdruck gebracht werden, stimmen im Großen und Ganzen mit den in den
Wörterbüchern gegebenen, ausgeschlossen von einigen Beispielen, überein.
Da Medien u.a. an der Lenkung der Aufmerksamkeit des Lesers orientiert
sind, kommen in den Artikeln verschiedene stilistische Mittel zur Anwendung.
Darunter sind bewertende Epitheta zu erwähnen, die das Verhältnis zum
Sachverhalt wiedergeben und unter anderem kulturelle Besonderheiten enthüllen.
Zu betonen ist auch die Tatsache, dass diese von verschiedener Intensität sind.
Neben den Epitheta sind zahlreiche metaphorische Ausdrücke mit den
Wörtern „Sieg“/„победа“ und „Niederlage“/„поражение“ zu nennen, die den
uneigentlichen Kern ausmachen.
Eine der Sonderformen der Metapher – Personifizierung – kommt in den
Texten (vorwiegend in den psychologischen Texten) zum Einsatz, indem eine
abstrakte Entität siegt bzw. verliert oder besiegt werden kann.
Neben den schon genannten stilistischen Mitteln treten auch kontextuelle
Synonyme, metonymische Übertragungen und Periphrasen in die konzeptuelle
Struktur ein.
80
In den Medientexten kommen auch Ausdrücke zur Verwendung, die in den
Wörterbüchern in der Bedeutung „Sieg“/„победа“ und „Niederlage“/„поражение“
nicht markiert sind.
Die Medientexte enthalten außerdem Wörter, die aus einer Sphäre in die
andere zur Repräsentation der Konzepte „Sieg“/„победа“ und „Niederlage“/
„поражение“ übernommen wurden.
Wesentlich ist auch, dass manche Konzept-Repräsentanten, die sich
überwiegend in zwei letzten Kreisen befinden, nur noch in einer bestimmten
Situation sowie vom bestimmten Bereich abhängig, den Konzeptfeldern „Sieg“/
„победа“ und „Niederlage“/„поражение“ angehören.
Die korpora-basierte Analyse hat zur Ermöglichung der Schlussfolgerung
beigetragen:
Es hat sich bestätigt, dass die Wörter „Sieg“, „победа“ ungefähr zweimal
öfter
als „Niederlage“, „поражение“ gebraucht werden. Dies mag mit dem
Anliegen verbunden sein, das unangenehme, peinliche Wort zu vermeiden oder das
Resultat durch andere lexikalische Mittel zu intensivieren.
Nicht alle auf den ersten Blick okkasionell wirkenden Wörter und
Wortgruppen sind einzigartig. Viele davon sind zum festen Vokabular der Autoren
geworden.
81
Zusammenfassung
Die Konzepte „Sieg“/„победа“ und „Niederlage“/„поражение“ sind mit
dem menschlichen Handeln verbunden, durchdringen alle Sphären des
menschlichen Lebens und sind daher reichlich in der Sprache repräsentiert.
Es hat sich gezeigt, dass diese antonymen Konzepte in den gleichen Texten
koexistieren können. Allerdings ist es mitunter kaum möglich, eine klare Grenze
zwischen ihnen zu ziehen oder sie einander gegenüberzustellen. Die Grenzen
zwischen ihnen erweisen sich meistens als fließend und vage. Was für einen
Bereich dem „Sieg“/„победа“ oder „Niederlage“/„поражение“ gleich ist, ist für
einen anderen nicht der Fall.
Der Einbezug von Texten aus den verschiedenen Bereichen hat ermöglicht,
die für jeden Bereich spezifische Wortkombinierbarkeit festzustellen. Dabei hat
82
sich herausgestellt, dass es Wörter und Wendungen gibt, die die zur Beschreibung
eines Sachverhalts für eine Sphäre aus einer anderen Sphäre übernommen wurden.
Eine Schritt-für-Schritt-Herangehensweise hat es außerdem erlaubt,
Möglichkeiten des sprachlichen Ausdrucks der jeweiligen Konzepte festzustellen,
die noch nicht in den Wörterbüchern präsent sind, aber doch – wie es die Kontexte
beweisen – zur Anwendung kommen. Zur Entdeckung der aktuellen lexikalischen
Mittel der Konzeptmanifestation hat auch die Benutzung der Medientexte
beigetragen. Ihre Rolle dabei ist nicht zu unterschätzen. Medien, die sich auf das
Erreichen des breiten Publikums konzentrieren, können neue Möglichkeiten der
Konzeptrealisierung liefern. D.h. sie ermöglichen, die Konzeptfelder neu zu
gestalten.
Die konzeptuelle Analyse am Material der Medientexte hat außerdem
erlaubt, kulturelle Besonderheiten zu entschleiern. Diesbezüglich scheinen sich
zwei Tendenzen abzuzeichnen. Einerseits bestehen sie in den Verweisen auf
kulturell spezifische Tatsachen (darunter z.B. Märchenfiguren) und Wendungen,
die nur den Vertretern der bestimmten Kultur bekannt sind. Andererseits mögen sie
sogar die Einstellungen von Russen und Deutschen zu Sieg oder Niederlage
betreffen, die in Bezug auf verschiedene Darstellung des positiven und negativen
Ergebnisses zu verfolgen sind. Die Deutschen neigen in diesem Zusammenhang
zur Offenheit. Sogar, wenn es um eigene Schwächen bzw. Fehler geht, scheinen sie
bereit zu sein, diese kritisch im öffentlichen Diskurs zu beurteilen.
Für die
russische Kultur ist eher eine implizite Wiedergabe des Resultats (insbesondere
eines negativen oder schwachen) typisch, indem man versucht, sie in einem
günstigen Licht erscheinen zu lassen.
Beiden Kulturen ist gemeinsam, dass sich die Konzeptrepräsentationen
durch eine Vielzahl der stilistischen Mittel auszeichnen. Zahlenmäßig überwiegen
Metaphern, gefolgt von Epitheta, Periphrasen usw.
Die Funktionen, die die Metaphern in den ausgesuchten Texten ausüben,
sind auf zwei wichtigste zurückzuführen: zum einen intensivieren sie die
Darstellung eines guten oder schlechten Abschneidens; zum anderen treten sie
83
anstelle der Wörter „Niederlage“/„поражение“, um den Sachverhalt zu
vermildern.
Die gewonnenen Erkenntnisse ließen sich jedoch durch weitere
Untersuchungen ergänzen. Es wäre von großem Interesse im Rahmen einer größer
angelegten kontrastiven Studie als eine weitere Untersuchungsmethode eine
Umfrage durchzuführen, um weitere mögliche Vorstellungen von Deutschen und
Russen in Hinsicht auf „Sieg“/„победа“ und „Niederlage“/„поражение“
herauszufinden.
Da es in der vorliegenden Untersuchung die Korpora-Angaben nur teilweise
zur Analyse herangezogen wurden, könnte eine korpusbasierte Analyse für die
Ausweitung der Möglichkeiten des sprachlichen Ausdrucks der Konzepte „Sieg“/
„победа“ und „Niederlage“/„поражение“ behilflich sein.
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Anhang
Tabellen 2, 3
Verwendungshäufigkeit der Epitheta in den ausgesuchten Texten
Sieg
historischer
knapper
deutlicher
klarer
dramatischer
fulminanter
hummlischer
победа
5
3
2
1
1
1
1
убедительная
уверенная
триумфальная
чистая
честная
четкая
невероятная
блестящая
потрясающая
безоговорочная
выдающаяся
историческая
важная
большая
93
8
5
2
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
Niederlage
die schlimmste
historische
bittere
schreckliche
peinliche
fürchterliche
katastrophale
krachende
beispiellose
schwere
4
3
2
1
1
1
1
1
1
1
фактическая
минимальная
слезоточивая
1
1
1
поражение
(самое) крупное
жестокое
разгромное
4
3
2
Tabellen 4, 5
Verwendungshäufigkeit der Synonyme zu den Verben „siegen“, „победить“
und „verlieren“, „проиграть“ in den ausgesuchten Texten
siegen
gewinnen
triumphieren
schlagen
besiegen
abräumen
bezwingen
verdrängen
zerlegen
zerpflücken
packen
wegbeißen
10
54
12
6
6
4
3
3
2
1
1
1
победить
выиграть
разгромить
обыграть
одолеть
переиграть
расправиться
растоптать
разобраться
32
28
11
10
4
2
2
1
1
verlieren
scheitern
ausscheiden
raus sein
unterlegen
verspielen
20
8
7
5
2
1
проиграть
уступить
провалиться
вылететь
выбыть
продуть
11
5
4
3
2
1
94
Tabellen 6, 7
Verwendungshäufigkeit der Synonyme zu den Substantiven „Sieg“,
„победа“ und „Niederlage“, „поражение“ in den ausgesuchten Texten
Sieg
Erfolg
Triumph
(starkes) Abschneiden
победа
10
8
1
успех
триумф
Niederlage
Debakel
Pleite
Aus
Scheitern
Demütigung
Schande
Schmach
Blamage
(schwaches/schlechtes) Abschneiden
Ausscheiden
2
1
поражение
15
14
9
5
4
4
3
3
2
1
95
разгром
провал
проигрыш
крушение
4
3
2
2
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