Metaanalysis
of
psychoanalysis
by
Dr. Andrej Poleev
Print edition 2019
Известно, что целые рассуждения проходят иногда в наших
головах мгновенно, в виде каких-то ощущений, без перевода на
человеческий язык, тем более на литературный. Но мы
постараемся перевесть все эти ощущения ... и представить
читателю хотя бы только сущность этих ощущений, так сказать
то, что было в них самое необходимое и правдоподобное.
Потому что ведь многие из ощущений наших, в переводе на
обыкновенный язык, покажутся совершенно неправдоподобными.
Вот почему они никогда и на свет не являются, а у всякого есть.
Ф.М. Достоевский. Скверный анекдот (1862).
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Mehr als 100 Jahre nach der Begründung der Psychoanalyse erscheint es als
eine notwendige, aber keinesfalls überfällige Aufgabe, diesen Wissenszweig,
unter Einbeziehung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse, einer
kritischen Betrachtung zu unterziehen, dennoch nicht, um die Psychoanalyse
samt allen, von ihr erbrachten Erkenntnissen und Methoden zu entwerten,
sondern um die Gesamtheit des von Sigismund Freud errichteten Gebäude
zu aktualisieren, d.h. auf dem neusten Stand des Wissens zu bringen, und in
diesem Wissen neu zu positionieren.
Als selbstverständliche Voraussetzung der Renovierungsarbeit, die an einem
alten Gebäude vorgenommen wird, gilt die Berücksichtigung des Vorhabens
seines ursprünglichen Architekten. Sicherlich, haben an diesem Gebäude
viele andere Personen mitgewirkt, dennoch oft nicht als seine Mitschöpfer
sondern als mehr oder weniger willkommene oder eben unerwünschte
Bewohner. Im Laufe der Jahre wurde das Gebäude in einzelne Quartiere
aufgeteilt, und die Wissenschaft selbst wird nur durch die Außenwände
zusammengehalten. Die sichtbare Intaktheit der Fassade täuscht aber über
den Zusammenhalt des Gebäudes, das längst schon seinem Zweck
entfremdet wurde.
Die Zweckentfremdung der Psychoanalyse äußert sich in erster Linie in der
Verfälschung und mißbräuchlicher Verwendung, welche Psychoanalyse unter
Fremdeinwirkung erfuhr, um das Verhalten der Menschen, die zu bloßen
Untersuchungs- und Versuchsobjekten der Pseudowissenschaft degradiert
wurden, zu manipulieren. Der aufklärerische Ansatz der Psychoanalyse
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wurde zum Werkzeug der Ermittler, um verdächtige Personen zu überwachen
und denunzieren. Aus Wissenschaft wurde Geschäft und das Mittel zur
Befriedigung der Egomanie seiner Betreiber. Insbesondere in Deutschland
wird die Frage vermieden, inwieweit kommerzielle Nutzung der Psychoanalyse ihre Berechtigung hat, nachdem ihr Begründer von Deutschen
vertrieben wurde und seine Werke ins Feuer geworfen wurden, wenn man
auch die Rehabilitierung, die posthum geschah, um das Geschehene
ungeschehen zu machen, berücksichtigt.
Eine weitere Entartung der Psychoanalyse, die zu einem Götzenbild,
ereignete sich bei diversen Schulen, einschließlich Internationale Psycho–
analytische Vereinigung (IPA). Statt die Entwicklung der Theorie in alle
Richtungen voranzutreiben, begrenzte und begnügte man damit, papageien–
artig die von S. Freud eingeführte Begriffe nachzuplappern. Das Ergebnis
dieser Bemühungen, die Tradition zu erhalten, ist das Unvermögen, die
bewahrte Lehre zu erneuern und für die Aufnahme neuer Herausforderungen zu öffnen.
Die Aufnahmefähigkeit ist ein wichtiges Kriterium, wenn es um eine Theorie
geht. Wenn diese Theorie unvollständig ist, kann sie korrigiert und ergänzt
werden, ohne daß sich ihre Grundthesen als falsch erweisen und in
Widerspruch zu neuen Erkenntnissen treten. Falls aber die Theorie
vollkommen und abgeschlossen ist, kann sie nicht fortgeführt werden, es sei
denn, in ständiger Wiederholung des Gleichen und Beteuerung der
Wahrheitsansprüche trotz erwiesener Falschheit und Widersprüchlichkeit.
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Wenn es um die Motive des Begründers der Psychoanalyse geht, so steht
außer Zweifel: Erstens, sein Streben nach Wissen, was insbesondere für
Menschen, die wissenschaftliche Neigung haben und entsprechenden
Laufbahn eingeschlagen haben, charakteristisch ist, und zweitens, sein
Wunsch, eine sinnvolle Verwendung für seine umfangreiche Kenntnisse zu
finden. Diese Suche nach der Wahrheit und Nützlichkeit war auch doppelt
erfolgreich. Dieser Erfolg zog nach sich, wie immer in solchen Fällen, das
Mißgunst und war von zahlreichen Vorwürfen begleitet, er strebe nach Ruhm
statt nach Sorgfalt. Und wie kann man etwas mit Sicherheit über Träume
sagen, die keiner Vermessung, ja, nicht einmal einer Objektivierung
zugänglich sind, deren Beschreibung spekulativ ist, deren Inhalte kaum
fassbar sind und daher unglaubwürdig erscheinen, und selbst für Träumende
nichts anderes sind, als bruchstückhafte Spuren, die sehr schnell nach dem
Erwachen aus dem Gedächtnis verdampfen?
Wenn man eine Wissenschaft begründen möchte, ist die Unwissenschaftlichkeit der größte mögliche Einwand dagegen (Mikkel Borch-Jacobsen,
1997; Han Israëls, 1999). Und dieser Einwand kam von der Seite derer, die
an eigenen Wissenschaften bastelten, und darum wenig oder kein
Verständnis für die Arbeit von S. Freud hatten, darunter Josef Breuer, der
sich mit Mechanismen der Hysterie und mit der Katharsis-Theorie befasste,
Jean-Martin Charcot, der Begründer der Neurologie, Emil W. G. M. Kraepelin
mit seiner Psychopathologie und Psychiatrie, sowie anderer Ärzte.
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Darüber, was die Medizin im 19. Jahrhundert war, gibt es zahlreiche
Zeugnisse, und die Ärzteschaft war dementsprechend nichts anderes als die
Schamanenzunft, deren Mitglieder überwiegend damit beschäftigt waren,
böse Geister aus ihren Patienten auszutreiben und neue Mittel zu solchen
Austreibungen zu finden oder zu erfinden, wobei das, womit sie beschäftigt
waren, sie für echte Wissenschaft hielten, so z.B. Wilhelm Fliess aus dem
Bekanntenkreis von S. Freud. In diesem Milieu glaubte man an Autoritäten,
während Patienten sprachlos oder vielmehr entmündigt waren, also reine
Objekte der „Wissenschaft“. Die Umkehrung dieser Verhältnisse findet bis
heute nicht statt, und im 19. Jahrhundert war es daran nicht zu denken. Die
Perspektive der Berichterstattung umzukehren war schwierig, nicht, weil
nicht genügend Patienten zur Verfügung standen, die gebildet und redlich
waren, sondern, weil dieser Umkehrung die Bedeutung eines sozialen
Umsturzes beigemessen wurde. Niemand wollte Gleichheit und Brüderlichkeit, geschweige denn, mit Personen, die verdächtig waren, nicht normal
zu sein.
Fortis fortuna adiuvat - Wer wagt, gewinnt. S. Freud wagte, die
Erzählperspektive des Leidens umzukehren. Warum eigentlich? Erwähnenswert in diesem Zusammenhang seine Beschäftigung mit sozialistischen
Lehren, von seiner jüdischen Identität ganz zu schweigen. Ein anderer
wichtige Grund ist der Druck der Umstände. Und diese Umstände waren so,
daß man keine andere Stütze hatte außer eigener Umgebung, und er war
auf diese Umgebung angewiesen, aber nicht im Sinne von Verhältnissen
einer beruflichen oder völkischen Sippe, sondern als Teil einer menschlichen
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Gemeinschaft, deren Werte nicht durch Geld oder sippenhafte Hierarchie
beherrscht und verfälscht waren, und daher für ihn selbstverständlich und
logisch war, dieser Gemeinschaft seine Aufmerksamkeit zu widmen. In
Übereinstimmung mit milieubedingter Einstellung stand für S. Freund der
Patient im Zentrum seines Interesse.
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst ! Dieses Gebot, wenn ernst
genommen wird, weist auch in die andere Richtung: Erkenne dich selbst !
Das klingt plausibel, und die Psychoanalyse wäre dann nichts anderes als
das Mittel der Selbsterkenntnis, weil man in analysierten Personen sich
selbst wiederfindet und das reflektiert, was bei sich nur schwerlich zu finden
und zu erkennen ist. Wir erkennen uns in anderen als ob sie der Spiegel
wären, der die Selbsterkenntnis ermöglicht.
Die Selbstfindung ist ein schwieriges Unterfangen, weil das Meiste, was
wahrgenommen wird, d.h. gesehen, gehört, geschmeckt, gespürt, von
außen kommt, wobei im Strom des Gefühlten die Existenz des Selbst
unerkannt bleibt und im Laufe biogenetischer Evolution erst mit der
Herausbildung selbstreflexives Vermögens gelingt.
Die Psychoanalyse ermöglichte Einblick in die Zusammenhänge, die vorher
unbekannt waren (über die Vorgeschichte berichteten u.a. Georges DidiHuberman, 1982, und Peter Sloterdijk, 1985). Aber darüber hinaus,
markierte die Psychoanalyse das Aufkommen einer neuen Form der
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Intelligenz und des Bewußtseins, das sich selbst prüfend untersucht, und in
die Tiefen eigenes Universums und eigener Beschaffenheit eintaucht.
Die Geschichte der Gattung Homo ist in erster Linie die Geschichte des
psychosozialen, mentalen Fortkommens, die sich durch Änderung der
Selbstwahrnehmung und des Selbst- sowie Weltbildes auszeichnet. Sobald
eine neue Entwicklungsstufe erreicht wird, ändert sich das Verhalten und
soziale Ordnung.
Die Lehre von S. Freud, die unter der Bezeichnung Psychoanalyse bekannt
geworden ist, brachte ihre Neologismen in den Umlauf, womit zum ersten
Mal gelungen ist, flüchtige Zustände zu er/fassen, sie in sprachliche Formen
zu überführen, psychische Funktionen und Instanzen zu definieren, für sie
sprachliche Äquivalente bzw. Korrelate zu finden, die Seele einzuteilen und
psychische Vorgänge zu artikulieren. Zum Anfang war es eine noch grobe
Einteilung, die aber in weiterem Verlauf differenzierter und präziser wurde.
Man muß bedenken, daß erst in Kürze die Entdeckung des Neurons mit
seiner verzweigten Struktur von Neuriten und Dendriten erfolgte, wobei S.
Freud zu dieser Entdeckung seinen Beitrag leistete, während solche
Wissenszweige wie Halbleiterphysik, Kybernetik, Genetik, Molekularbiologie
mit entsprechenden technischen Errungenschaften wie Computertechnik,
Massenspektrometrie und Magnetresonanztomographie nicht einmal
existierten. Von heutiger Sicht mögen diese erste Begriffe naiv erscheinen,
damals war es aber ein großer Fortschritt.
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Jeder Begriff grenzt sich von anderen durch seine Beschreibung und
Bedeutung ab. Eine Theorie, die sich durch eine Fülle theorieeigener Begriffe
beschreiben lässt, hat selbstverständliche Berechtigung, sich von anderen
Theorien abzugrenzen.
Angesichts der Umstände, in denen die Psychoanalyse begründet wurde,
waren die Maßnahmen berechtigt, welche S. Freud veranlaßte, um die
Theorie von der Verfälschung zu bewahren. Es ging dabei keineswegs um
die Gründung eines „Komitee zur Überwachung der Reinheit der Lehre“, wie
Werner Huth (1984) sarkastisch bemerkt. Die Notwendigkeit ergab sich aus
der Überlegung der Sorgfaltspflicht, was auch dringend geboten wurde, und
was die Geschichte der Psychoanalyse bestätigte.
Solche ödipale Verehrung, wie z.B. Werner Huth exponiert, kommt oft vor
und bedeutet eine Verachtung und Beseitigung verehrter Person, im
Gegensatz zu Ehrung als Würdigung der Verdienste geehrter Person, der
wahrhafter und aufrichtiger Respekt entgegengebracht wird. Die Verehrung
der Kruzifix ist ein klassisches Beispiel solches Verhaltens, worüber bereits
an anderer Stelle die Rede war (Poleev, 2007; 2013).
Dennoch, wenn man die Psychoanalyse so beläßt, wie sie uns von S. Freud
überliefert wurde, unterliegt sie dem gleichen Schicksal wie alle heiligen
Schriften: Sie verkommt zu Orthodoxie. Sicherlich war das keine Intention
von S. Freud. Um zu veranschaulichen, wie orthodoxer Umgang mit der
Psychoanalyse ohne Anknüpfung an andere Disziplinen in ein Kreislauf
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ausläuft, in dem sie erstickt bzw. ad absurdum geführt wird, verweise ich auf
die Abhandlung von Judith Le Soldat (1994). Obwohl die Anfänge ihres
Vorhabens unbestritten gute Ergebnisse liefern, entartet ihre Analyse in
späterem Verlauf zu einem spekulativen Gequatsche, womit die oben
geäußerte These bestätigt wird. In ihrer Theorie des menschlichen Unglücks
kommt zur Verwechslung zwischen dem Menschlichen und dem Weiblichen,
was konsequenterweise zu falschen Schlüßen führt. Es muß bezweifelt
werden, daß Frauen die Empfindungen eines männlichen Körpers in
gleichem Maße nachvollziehen können, wie Männer das tun, und umgekehrt,
weswegen jede Psychoanalyse geschlechts- sowie altersspezifische
Unterschiede berücksichtigen muß.
Die von S. Freud initiierte unendliche Analyse hatte bedeutenden
erkenntnistheoretischen Ansatz, weil man durch diese Analyse die Antworten
auf existenziellen Fragen zu finden hoffte: Was ist der Traum und was ist die
Realität? Was ist der Ursprung des Psychischen? Was ist Kultur und wie
verhält sie sich zu Religion und Tradition? Wie unterscheiden sich Instinkt
und Intuition? Schließlich, was kann man wissen?
Die Bedeutung der Psychoanalyse besteht darin, daß sie nicht nur diese, für
manche als sinnlos bedachten Fragen formulierte, sondern auch durch die
Formulierung dieser Fragen und durch die Suche nach den Antworten das
Schaffen des Wissens vorausbestimmte. Dennoch ist Psychoanalyse keine
selbsterfüllende Prophezeiung: Sie ist seit ihrer Begründung zum
einflußreichen wissenschaftlichen Paradigma geworden.
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Travelling into deep space of human mind.
Die Psychoanalyse war eine schwere Geburt, mit viel Selbstüberwindung
verbunden, d.h. mit der Aufhebung der Widerstände im Inneren und im
Außen, die, wie S. Freud betont, ihm viel Zeit und Mühe kostete, und der
Empfang, das bleiche und gedunsene Frauengesicht, die Furcht von
geschlechtlichen Krankheiten und Infektionen, die bei jedem Empfängnis
und während der Schwangerschaft zu Komplikationen und in schlimmstem
Fall zu Fehlgeburt führen können, die Konsultationen mit Kollegen, sind
berechtigt und erscheinen in besagtem Zusammenhang im Traum von Irmas
Injektion in zahlreichen symbolischen Darstellungen.
Cherchez la femme! Am Anfang stand eine Patientin, deren Leidensgeschichte einen Traum auslöste, und die Aufgabe war, die Rätsel dieses
Traums zu lösen und seine Absonderlichkeiten zu begreifen. S. Freud
träumte unzweifelhaft von Anna Lichtheim-Hammerschlag, obwohl Emma
Eckstein und andere Frauen sich im Traum vermischten. Das gleiche geschah
mit männlichen Gestalten in diesem Traum. Der Inhalt war konfus genug,
um diesen Traum für einen Alptraum zu halten und möglichst schnell zu
vergessen. Der Traum wurde nur ansatzweise gelöst, seine Bedeutung nicht
geklärt, aber eins ist nicht zu bestreiten: Es war dieser Traum, der im
Zentrum psychoanalytischer Theorie stand und möglicherweise immer noch
steht.
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Andererseits ist an dieser Stelle zu vermerken, daß S. Freud in seinem Buch
über die Traumdeutung die Werke von Aristoteles und Artemidoros aus
Daldis zitiert, wobei ihre Beiträge wissenschaftlich unbedeutend und ihre
Darstellungen anekdotenhaft sind, während das Werk von Philo von
Alexandria nicht erwähnt wird, oder vielmehr verschwiegen, obwohl dort
alles Grundsätzliche, was später der Öffentlichkeit als Psychoanalyse
präsentiert wurde, bereits vorliegt.
Was ist der Traum, was ist seine Funktion? Berücksichtigt man alles, was
über Träume bekannt ist, ist es anzunehmen, daß Träume selbst keine
Funktion haben, und sind Nebenprodukte psychischer Zustände wie der
Schlaf, in denen nur der Abglanz der Funktion oder Funktionserfüllung
sichtbar wird, sie erscheinen nach dem Prinzip der Visualisierung oder des
Imaginierens dessen, was sich im Kosmos der menschlichen Seele abspielt.
Der Traum gleicht einer Collage, in der solche Inhalte aus dem
Assoziationskontext wiedergegeben werden, die aktualisiert, d.h. in
zerebralen Kernen und Arealen prozessiert werden.
Die Metamorphose kann man als Schlaf begreifen, in dessen Verlauf die
Larve über ihre zukünftige Form träumt. Nach dem Erwachen geht ihr Traum
in Erfüllung und der Wunsch wird Realität.
In Anlehnung an die Vorstellungen der Antike könnte man meinen, der
Schlaf ist ein kleiner Tod, was nicht stimmt, weil der Tod Nichtexistenz
bedeutet, während im Schlaf die Existenz nicht aufhört. Tendenziell reiht sich
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der Schlaf an vorgeburtlichen Zustand, in dem der Embryo, wie die Larve,
die ganzkörperlich in die Imago übergeht, von seinem zukünftigen Dasein
träumt.
Der Schlaf selbst ist eine Wunscherfüllung, sich nach den Anstrengungen des
Tages auszuruhen, und in dieser Hinsicht gleicht anderen Bedürfnissen d.h.
physiologischen Notwendigkeiten, die befriedigt werden müssen, wie z.B.
essen, trinken, ausscheiden, atmen, bewegen, sich sexuell zu betätigen. Die
Impulse dafür kommen ins Bewußtsein, und sobald das Bedürfnis mit
symptomatischer Ermüdung wahrgenommen wird, wird auch bewußt
entschieden, zu schlafen oder der Ermüdung zu trotzen. Der Traum als die
Begleiterscheinung des Schlafs unterliegt keiner bewußten Entscheidung,
und somit kein willentlicher Akt: Man träumt, weil man dazu fähig ist, und
nicht, weil jemand wünschte, schöne Träume zu haben.
Die Antike war ein Reich der Phantasie, in dem noch keine Grenze zwischen
real und nicht real gezogen wurde, so daß Traum, Traumdeutung,
Wunschvorstellung, Einbildung, Illusion und Gedanken zu gleichberechtigten
und gleichbedeutenden Inhalten der Realität angehörten. Damals wurde
alles in linearer Abfolge ins Bewußtsein aufgenommen, weswegen alles als
Wissen galt, und was man nicht wußte, füllte mit Dichtung auf.
Entsprechend diesem Zustand glich der Assoziationskomplex einem
Labyrinth und begrifflicher Zusammenhang hielt sich mit ungesichertem
Wissen notdürftig zusammen. Dennoch war dieser Zustand ein Anfang auf
dem Weg zur Aufklärung und Selbstverständigung.
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So z.B. assoziierte man den Hypnos mit der Nacht, der Ruhe, dem Tod, dem
Vergessen, der Unterwelt, dem Traum, der Gestalt, dem Schrecken, der
Phantasie, dem Schlafmohn, dem Asklepios. In antikem Assoziogramm des
Schlafes kommen bereits wesentliche Elemente vor, die auch in heutigem
Verständnis bestehen. Der wesentliche Unterschied zwischen damals und
heute ist die Umwandlung der Mythologie in die Epik, in der die Götter ihrer
Göttlichkeit enthoben und zum Bestand wissenschaftlicher Terminologie
wurden.
»Alle Träume sind vielleicht nur Erinnerungen«, führt S. Freud die Formel
von Hebbel auf. Soviel mir bekannt ist, ist Traum keine Erinnerung sondern
eine Neuinszenierung, deren Ausgangspunkt eine oder mehrere Erin–
nerungen sein können, die auch seine Wendungen beeinflussen, aber
niemals seinen Ausgang: Sonst wären wir als Zuschauer unserer Träume
gelangweilt, so wie wir beim Zuschauen eines Spielfilms, beim Lesen eines
Romans oder beim Hören einer Erzählung, deren Ausgang uns bekannt ist,
gelangweilt sind. Die Geschichte kommt im Traum wie auch im Wachen nur
als Lehrstoff vor, um daraus die Erinnerung an die Zukunft abzuleiten; nur
Homo idioticus ist unfähig, die Gegenwart zu begreifen, aus der
Vergangenheit zu lernen und in die Zukunft zu blicken.
Im Schlaf entspannt sich der Körper wie die Seele. Diese Dämpfung der
Gefühle und Vorsätze findet im Traum ihre Entsprechung als Wunscherfüllung, Entstellung, Umwertung. Alles, was schlafstörend auswirkt, wird
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ausgeglichen und umgewertet. In dieser Hinsicht kann die Verdrängung im
Wachzustand nur eine Aufschubleistung sein, im Schlaf endet der
Aufschubfrist und beginnt die Verarbeitung des Verdrängten. Alles Latente,
was im Wachzustand durch die Fülle der Wahrnehmung übertönt wurde,
wird im Traum manifest. Unzweifelhaft erscheint, daß im Gedächtnis alles
gelagert wird, was vorher eine Komprimierung und Verarbeitung erfuhr, und
solange die Vorgaben für die Aufnahme nicht erfüllt sind, bleibt das
Wahrgenommene ein Bestandteil des Aktuellen und darum spontan in den
Träumen auftaucht. Im Prozess des Vergessens wird die Topologie des
Erinnerns festgelegt. Das Vergessen ist nur die Löschung der Inhalte aus
dem Aktuellen, dem operativen Gedächtnis. Der Traum ist ein Versuch, das
Aktuelle zu vergessen, aber nicht vollständig zu vergessen, sondern es in
den Gedächtniskontext zu integrieren, was durch die Assoziationsbildung
und die Umwandlung des operativen ins langfristige Gedächtnis geschieht.
Gelingt diese Integration, beruhigen sich die Störgeister (der Kampf
zwischen Regung und Zensur, wie Freud es definiert), gelingt es nicht,
kommt es im schlimmsten Fall zu Neurose und entsprechenden Symptomen
(ein Anteil des Symptoms entspricht unbewußter Wunscherfüllung, ein
anderer der Reaktionsbildung gegen dieselbe, sie verhalten zueinander wie
Wirkung und Gegenwirkung), zur Stockung im Getriebe der Konversion. Die
Behebung neurotischer Zustände beginnt mit der Feststellung der Ursachen
und mit deren Bewußtwerdung. Weil die Lösung bestehender Konflikte im
Unbewußten und im Schlaf nicht gelungen ist, werden die Symptome
bewußt analysiert, bewertet, um ursachliches Problem zu identifizieren, und
danach gleiche Versuche unternommen, wie im Normalfall im Schlaf. Dazu
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muß aber betont werden, daß, wenn die Wunscherfüllung und die
Befriedigung der Bedürfnisse nicht möglich ist - und daß kann meistens nicht
an der Person, sondern an ihre Umgebung liegen, kann die Umwertung in
eine Verleugnung resultieren - weit schlimmeren Zustand als vorher. So
flüchten ganze Völker in das Reich der Phantasie und der Dichtung, und das
Erwachen aus diesem kollektiven Tag/Traum wird später schwer.
Die Abenteuer, welche das Ich im Traum erlebt oder erleidet, sind die
Widerspiegelung der Betroffenheit dieser Instanz angesichts des Tages–
geschehens sowie seines Eingebundenseins in die Flüße und Prozesse, die
sich im Inneren ablaufen, wobei nicht zu vergessen ist, daß alle Akteure und
Dekorationen, die im Traum vorkommen, die Abkömmlinge des Ichs und
Bestandteile des Gedächtnisapparats sind, und ihr Erscheinen und
Zusammenspiel nur der Abglanz körpereigener, eigenständiger Funktionen
sind. Der Traum visualisiert diese Prozesse und Funktionen in entstellter,
befremdlicher Form, wobei es keine Gestalt und Anschauungsform des
Traumes gibt, die nicht vorher im Bewußtsein kreiert wurde. Obwohl
Chimären, die im Traum auftauchen, befremdlich aussehen, dennoch werden
sie aus Elementen zusammengesetzt, die an sich nichts Unbekanntes
darstellen. Die Bilder, die wir im Wachen sowie im Traum sehen, enthalten
nur bekannte, im Bewußtsein bereits vorhandene Elemente, und die
Neuaufnahme des noch Unbekannten geschieht unter dem Einbeziehen der
Instanzen, die solche Objekte vor der Aufnahme einer eingehender
vergleichenden Analyse unterziehen und sie für die Aufnahme bewilligen
oder verwerfen.
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Die bereits vorhandene Information ist die Voraussetzung für die
Neuaufnahme, wobei im Prozess der Prüfung die Bewertung und Einordnung
(Indizierung) stattfinden, damit spätere Identifizierung, Abgrenzung und
Verwertung möglich wird.
Die im Gedächtnis gespeicherte Informationseinheit ist aber keine
Konstante, sondern Variable, und unterliegt Editierung und Aktualisierung im
Verlauf des Lebens, womit sie kontextuell an dem Zusammenhang
angepasst wird. Wäre das nicht der Fall, wäre uns der Sinnzusammenhang
der Information, die in unserem Gedächtnis aufbewahrt wird, längst
entgangen, wie das oft in pathologischen Fällen geschieht.
Offensichtlich widmet sich der Hirn im Schlafzustand, d.h. im Zustand
körperlicher Entspannung, in zunehmendem Maß der Aufgabe, die
Gedächtnisinhalte zu aktualisieren, wie auch neurobiologische Forschung
bestätigt. Während im Wachen ständiger Eingang äußerer Einwirkungen und
entsprechender Empfindungen sowie die Prozessierung ganzkörperlicher
Neupositionierung, was notwendig ist, um die Bewegungen und
Betätigungen zu meistern, für korrekte Ausführung der Aufgabe der
Aktualisierung hinderlich sind, summieren sich
diese Aufgaben zu einem
Tagesrest, der im Schlaf in sinnlich-topologischen Zusammenhang
eingebunden wird, wobei die prägendsten Eindrücke der Vergangenheit
entsprechend ihrer Aktualität in Träumen erscheinen. Entsprechende
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neuronale Strukturen, die im Wachen die Sinneseindrücke speichern, um sie
im Schlaf einzuordnen, arbeiten auf analoge Weise wie Akkumulatoren.
Im Traum werden nicht nur symbolisch-repräsentative Inhalte des mentalen
Raumes erneuert, es findet auch die Erneuerung des gesamtkörperlichen
Zusammenhangs, d.h. der Körper wird neu hergestellt im Verlauf
regenerativer Prozesse.
Aufgrund der Zunahme der Information, die im Verlauf des Lebens
gesammelt wird, besteht die Aufgabe der Aktualisierung nicht nur darin,
frühere Inhalte zu erneuern sondern vielmehr sie mit neuen Inhalten zu
ergänzen. Diese Erneuerung und Ergänzung des Gedächtnisses erfordert
Wachstum, das nur in räumlich begrenztem Raum stattfinden kann, und das
nur aufgrund fraktaler Organisationsstruktur des Mediums, in dem dieses
Wachstum erfolgt, zustande kommt. Offensichtlich geschieht auch Selektion
im Prozess der Erweiterung der Erfahrung, die zu einer Erfahrung wird,
wenn ihre Inhalte im Gedächtnis angemessen positioniert und indiziert
werden.
Warum veraltete Inhalte weiterhin repliziert werden und eine Aktualisierung
entkommen, ist erkenntnistheoretische Fragestellung, die in wissenschaftlicher Literatur, die selbst ein Phänomen der Auslagerung mentaler
Inhalte darstellt, selten behandelt wird, obwohl diese Fragestellung
bedeutsam ist angesichts eines rasanten Wachstums wissenschaftlicher
Produktion, das im Gedächtnis sowie außerhalb des Gedächtnisses in
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diversen Informationsträger festgehalten wird, infolge dessen mentale
Kapazitäten der Wissenschaftler überfordert sind und sie nicht imstande
sind, die Fülle der Information, die sie gemeinschaftlich produzieren, zu
erfassen und einzuordnen, wobei maschinelle Kapazitäten in dieser Hinsicht
nur begrenzte Hilfestellung leisten. Wie diese reflexive Arbeit geschieht,
illustriert der Aufsatz von Schurr (2014), der sich mit einem Aspekt der
Aktualisierungsaufgabe befasst.
Anstrengung, Entspannung, Olympia.
Die für körperliche Entspannung optimale Position, in der sich alle
Körperteile auf einer Ebene befinden, kann wahrscheinlich nur vom Zustand
der Schwerelosigkeit übertroffen werden, die allerdings die Überwindung viel
größerer Widerstände erfordert (womit die Erdschwerkraft und technische
Realisation ihrer Überwindung gemeint sind). In diesem Wechselspiel von
Spannung und Entspannung vollzieht sich die Existenz. Die Helden
altgriechischer Sagen vollbringen ihre Taten so, als ob sie süchtig nach der
Betätigung wären, und im Sinn hätten, die Götter in allem zu übertreffen.
Heros leitet sich von Eros ab. Die Besteigung von Olymp war in diesen
Zeiten noch nicht realisierbar, aber schon vorstellbar und dem wurde
symbolisch die Gleichstellung mit den dort lebenden Götter beigemessen. In
Vorbereitung auf diese Hochleistung übte man schon fleißig in Olympiaden,
die aber de facto nicht dem Zweck dienten, das Niveau der Götter zu
erreichen, sondern die Elitesoldaten zu produzieren, und die meiste Kraft,
die in solchen Wettkämpfen erprobt wurde, verschwendete man später in
kriegerischen Handlungen.
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Heutzutage wird diese Tradition der Kräfteverschwendung fortgeführt, wobei
statt Wettbewerb übt man sich in Spielsucht. Nicht viel anders als in der
Antike, werden Olympische Spiele zur Befriedigung der Tobsucht der Massen
abgehalten, um deren Gehorsam und bodenständige Dummheit mit Brot und
Spielen zu erkaufen. Die selbsternannten Götter, die diese Unterschiebung
veranlassen, führen ihr unbetrübtes Dasein in den Hochhäuser im Luxus, der
für Olympische Götter unerschwinglich und undenkbar wäre. Der
narzisstische Pandemie, von der sowohl die Eliten als auch die Massen
befallen sind, scheint ihnen nicht weiter zu stören, obwohl gerade sie die
Ursache fortschreitender Selbst- sowie Umweltzerstörung ist. In der
Beziehung zwischen Führer und Geführten (oder besser gesagt, Verführten
und Getriebenen) findet gegenseitige narzisstische Bestätigung statt, und
wer sich außerhalb dieser Bestätigung positioniert, wird in narzisstischen
Sozietäten abgesondert oder er verweigert selbst die Teilnahme an dem
Geschehen. Eine ausgezeichnete Analyse psychosozialer Kausalität in
besagtem Zusammenhang lieferte Herbert Jäger (1967).
In einem ihrer Werke beschreibt Anna Freud (1936) einen Jungen, der seine
mäßige Erfolge auf dem Fußballfeld einsieht, infolge dessen er sich über
Nacht vom Fußballspiel abwendet und der Literatur zuwendet. In
geschildertem Fall ist eine Intellektualisierung stattgefunden, man kann sich
aber umgekehrten Fall vorstellen: die Abkehrung von der Literatur aus
Unwillen, intellektuelle Leistungen hervorzubringen, und die Zuwendung
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dem Fußballspiel infolge der Regression, was offensichtlich häufiger
geschieht als eine Intellektualisierung.
Die positive Bilanz menschlicher Anstrengung und Betätigung kann dennoch
nicht übersehen werden; sie bleibt aber kein ausreichender Gegengewicht
zur Massendummheit. Zu seiner Zeit konnte S. Freud die Dummheit nicht
aufhalten, dennoch leistete er einen wertvoller Beitrag und sein
Unternehmen war, trotz Mißerfolg am Ende seines Lebens, erfolgreich, was
sich in der Zukunft sicherlich noch bestätigt.
Der Traumdeutung ist die Erforschung der Wirkung von Cocain
vorausgegangen, worüber S. Freud in mehreren Publikationen berichtete,
und wodurch ihm möglich geworden ist, die Zusammenhänge zwischen
Traum und Cocaineinwirkung herzustellen.
Wie auch spätere Forschung bestätigte, entsteht der Traum unter
Einwirkung endogener narkotisierender Substanzen wie z.B. Endorphine, die
auch halluzinogen auswirken. Für diese Hypothese sprechen mehrere
Indizien: Deutliche Unterscheidung der Wahrnehmungsinhalte im Traum von
denen im Wachzustand; Ähnlichkeit zwischen Trauminhalten und Visionen,
die von verschiedenen Drogen ausgelöst werden; häufige Verletzung
sinnlich-topologischer Zuordnung, was sich in der Bildung von Chimären
äußert; Imaginieren kinetischer Zustände in Atonie als Ersatz- bzw.
Wunschvorstellung für Fortbewegung; Tagträume, die mit akinetischen,
atonischen Zuständen verbunden sind (Meditation, Gebet, Hypnose); je
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tiefer der Schlaf, desto weniger sind die Trauminhalte für das Bewußtsein
zugänglich; Realitätsflucht in die Phantasie. Das bedeutet, daß der Traum
einen Zustand begleitet, in dem das Bewußtsein zwischen Aktivität und
Inaktivität schwebt. Vermutlich, können in diesem Schwebezustand einige
Aufgaben besser gemeistert und die Funktionen optimal erfüllt werden, so
z.B. das Integrieren und Indizieren der Tagesreste. Unter Bedingungen
körperlicher Stilllegung und umfangreicher Reduktion der Einwirkung
prädominanter Sinnesorgane wendet sich das schwebende Bewußtsein
innerkörperlichen Empfindungen zu, was seine Entsprechung in manifesten
Trauminhalten findet. In Übereinstimmung mit solcher Wendung von außen
nach innen haben latente Trauminhalte ihren Ursprung immer in den
Sinneseindrücken des vergangenen Tages (Tagesreste) sowie in Erinne–
rungen, die mehr oder weniger einen Bezug zum aktuellen Geschehen
haben, wie S. Freud in Traumdeutung darlegte. In diesem schwebenden
Zustand des Bewußtseins fallen äußere und manche innere Taktgeber, die
unsere Wahrnehmung im Wachzustand bestimmen und strukturieren, weg,
weswegen innere Arbeit und innere Impulse wie z.B. Erfüllungswünsche
sichtbar und wahrnehmbar werden. Es ist angebracht, in diesem
Zusammenhang eine Metapher zu verwenden, die allerdings auch im
analogen Sinn treffend ist: So wie der Mond beim Tageslicht unsichtbar wird,
und in der Nacht hell scheint, so sind die Inhalte, die im Traum erscheinen,
im Wachsein vom Tagesgeschehen überdeckt.
Obwohl Traum keine eigenständige physiologische Rolle spielt, die Reflexion
und Intellektualisierung seiner Inhalte, was infolge Selbstanalyse oder
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exogener Traumdeutung geschieht, trägt dazu bei, daß seine Rolle an
Bedeutung gewinnt und, statt die Quelle abergläubischer Vorstellungen zu
sein, kann der Traum in analytisch-diagnostischen Verfahren verwertet
werden, um Erkrankungen zu erkennen und vorzubeugen.
Daß im Schlaf nicht nur körperliche und geistige Entspannung geschieht,
sondern auch die Selbstfindung, d.h. die Wiederherstellung des Selbst und
der Selbstidentität durch die Zuordnung neuer Sinneseindrücke, was in
wissenschaftlicher Literatur als Gedächtniskonsolidierung bezeichnet wird,
und daß die Psychoanalyse an diesen mentalen Prozess anknüpft und ihn
nachbildet, beweist mein Traum vom 6.09.2016, dessen Inhalte, obwohl in
etwas reduzierter Form, sich in nachfolgendem Traum am 13.10.2016
wiederholten. In beiden Fällen gab es Interferenz zwischen Erinnerungen an
traumatische Erlebnisse und aktuellen Aufgaben der Zuordnung beim
Verfassen dieses Manuskripts.
Die Traumdeutung wie auch die Psychoanalyse insgesamt werden von vielen
Personen, die sich mit exponierter Überheblichkeit als Wissenschaftler
offerieren, als unwissenschaftlich abgetan, wobei solche abwertende Haltung
als eine der Folgeerscheinung des Ödipuskomplexes interpretiert werden
kann. Darüber hinaus, können solche komplexe Zusammenhänge, wie sie
die Psychoanalyse aufdeckt, gar nicht mit gegenwärtigem Instrumentarium
erfasst werden, und die Vorwürfe der Unwissenschaftlichkeit ist demnach
übereilt, was in wissenschaftlichem Hochleistungsbetrieb mit chronischer
Regelmäßigkeit passiert, weil man sich oft die Zeit und Mühe spart, um
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nachzudenken. Anstelle von Rekonstruktion der Abfolge psychogenetischer
Ereignisse durch Befragung auf einer Liege werden Patienten in die
Maschinen geschoben, und ihnen die Aufgaben delegiert, deren Lösungen
nur in Interaktion gleichwertiger Organisationsformen gefunden werden
können. Was kann ferner der Intention der Psychoanalyse liegen? Eine
berechtigte Frage, die auch Gregory A. Miller (2010) stellt.
Angesichts unklarer Interpretierbarkeit der Daten, die z.B. mit dem BOLDVerfahren gewonnen werden, erscheint auch der Wert dieser Daten für
psychoanalytische Zwecke fragwürdig, obwohl damit unzweifelhaft
psychische Korrelate registriert werden, wenn man ursprünglichen Sinn des
Wortes bedenkt (Tozzi et al., 2016; Johnston and Parens, 2014; Tong and
Frederick, 2010; Boubela et al., 2015).
Gleichfalls erscheint es unsinnig, die Psychoanalyse mit der Neurobiologie zu
vermischen und daraus neuropsychoanalytische Chimäre zu kreieren (Ruby,
2011), weil metasprachliche Konstruktion keine Reduktion zuläßt. Obwohl
aufgrund neurobiologischer Erkenntnisse stochastische Modelle des
Verhaltens erstellt werden können, wäre es unangebracht, psychische
Phänomene in solchen Schemen zu beschreiben oder mit Patienten über ihre
Neurobiologie zu sprechen. Die Betrachtung eines Bildes mit Mikroskop
vermittelt keine Vorstellung über abgebildete Inhalte, dafür bedarf es
angemessenen Abstand, um das Bild zu überblicken. Wie neurobiologische
Erkenntnisse strukturiert werden können, veranschaulichen Benítez-Burraco
und Murphy (2016).
24
Die Unzugänglichkeit unbewußter Inhalte für die Betroffenen und die
Schwierigkeit der Aufgabe, sie zu analysieren und zu interpretieren, erklärt
sich durch ihre Multikausalität. Außer Übung bedarf es umfangreiche
Kenntnisse, um psychoanalytische Aufklärung zu meistern. Selten gibt es
einfache Erklärung für die Symptome oder Trauminhalte, weil das zu
erforschende Problem delokalisiert ist, über ganzes Hirn verteilt, weswegen
dieses oder jenes Problem zu fassen eine eingehende Untersuchung
erfordert. Die psychoanalytische Methode ist eine Detektivarbeit, die darin
besteht, eine Reihe von Indizien zu sammeln, und aufgrund der
Assoziationen zumindest ein Teil mentaler Komplexität zu rekonstruieren,
was zur Ergreifung der „Täter“ führen kann. Erst wenn die Zusammenhänge
zwischen manifest und latent verstanden werden, können Rückschlüße auf
evidente Ursachen gezogen werden. Was natürlich nicht funktioniert, wenn
man statt Intellekt dieses oder jenes Instrument einsetzt.
Opponieren heißt nicht, alles zu bezweifeln und zu verwerfen, es sei denn,
das, dem opponiert wird, ist generalüberholt und kann nicht in Teilen
gebessert werden. Eine Theorie mit beträchtlichem empirischen Gehalt wie
die Psychoanalyse zu verwerfen, bedeutet, daß der Opponent sich keine
Mühe gab, mit theoretischen Inhalten vertraut zu machen, oder er sie nicht
verstanden hat, und handelt entsprechend seinen ödipalen Regungen in der
Hoffnung, alte Autoritäten umzustürzen und sich an deren Stelle zu
positionieren.
25
Die Aufgabe der Theorie besteht darin, die Realität, reale Verhältnisse,
wahrheitsgetreu nachzubilden und in die Sprache zu überführen. Wenn
Theorie beginnt, die Realität mit dem Abbild der Realität zu verwechseln
(und in BOLD-Verfahren werden Korrelate psychischer Funktion detektiert),
dann wird sie zur Verblendung, zum Realitätsverlust.
Die Psychoanalyse wurde zu einem Prüfstein, zu einer Möglichkeit, den
Wahrheitsgehalt und die Wissenschaftlichkeit anderer Lehren zu überprüfen.
Nichts zufällig finden in Traumdeutung die Prüfungsträume eine Erwähnung,
wobei die Theorie des Traumes selbst in der Traumdeutung einer Prüfung
unterzogen wurde und sie offensichtlich bestand.
Obwohl S. Freud sich gegen jegliche Parteilichkeit der Psychoanalyse
sträubte (mit Ausnahme der Parteinahme für behandelte Patienten), selbst
hatte er umfangreiches politisches Programm, dessen Ziele mit klassischen
aufklärerischen Ansatz erreicht werden sollten.
Die Anhänger der Psychoanalyse trugen zur Entwicklung und Verbreitung
neuer Wissenschaft bei, womit die Voraussetzungen für die Einflußnahme
psychoanalytisches Denkens geschaffen wurden. Aus dieser Anlage ist zwar
psychoanalytische Gemeinde entstanden, dennoch wurden die Erwartungen
allen Anstrengungen zum Trotz nicht erfüllt, und politische Ziele, wie die
Abschaffung der Barbarei und die Übernahme politischer Macht bzw.
wirkungsvolle Positionierung im Prozess politischer Entscheidungen, nicht
erreicht, worüber u.a. Alexander Etkind berichtet (1993).
26
Einerseits lag das daran, daß die Psychoanalyse im Entstehen begriffen war,
ihre logische Konstruktion noch lose und unvollständig in der Luft hing, und
konnte deswegen nicht am Baum der Erkenntnis positioniert werden und
fruchten. Unwiderlegbare Fakten, Daten und Querverbindungen zu anderen
Wissenschaften fehlten noch.
Andererseits ließ sich die Psychoanalyse nur bis zu einem bestimmten Grad
popularisieren, weil die Verwicklung ihrer Begriffe und komplizierte
Zusammenhänge ihrer Phänomene nur schwer vermittelbar waren außerhalb
des engen Kreis der Auserwählten.
Im Gegensatz zu Auslegungen von Karl Marx, die einen klaren Adressat
hatten, waren die Botschaften der Psychoanalyse nur an elitäres Publikum
gerichtet, während alle anderen, bedingt durch ihren ungenügenden
Bildungsgrad oder wegen ihres fehlenden Interesse aus den Reihen der
Empfänger psychoanalytischer Botschaften ausgeschlossen waren.
Nicht zuletzt spielten rassistische und andere Vorurteile eine Rolle.
Alle diese Faktoren trugen dazu bei, daß die Psychoanalyse, ungeachtet
unbestrittener Erfolge und ihres Erkenntnispotenzials, nicht imstande war,
die Barbarei aufzuhalten, so daß S. Freud am Ende seines Lebens selbst von
diesem Mißerfolg betroffen war und ins Exil gehen mußte.
27
So wurde das 20. Jahrhundert zum Jahrhundert von Adolf Hitler, und aus
„Mein Kampf“ und Tausendjährigem Reich „Unser Jahrhundert“ (Schmidt und
Stern, 2009).
Nichts anderes war von der Demokratie, in der das Mittelmaß höchste
Autorität hat, zu erwarten. Alle andere Mißstände demokratischer
Desorganisation leiten sich von diesem Mißverhältnis ab.
Genauso wie Marxismus eine Rebellion gegen zeitgenössische Heuchelei
darstellte, rebellierte auch S.Freud gegen die Scheinheiligkeit seiner
Zeitgenossen, die ihre Geilheit hinter der Fassade der Keuschheit verbargen.
Dennoch wird das Verhalten von äußeren Umständen bestimmt, und, obwohl
der geniale S. Freud perspektivische Revolution veranstaltete, war auch der
Veranstalter dieser Revolution nicht imstande, sich von den Zwängen seiner
Umgebung zu lösen.
Obwohl sich S. Freud (1921) in gleiche Zeit wie auch W. M. Bechterew
(1921) mit der Analyse psychischer Massenphänomene befasste, entging er
selbst nicht solcher Beeinflussung, was sich u.a. in seiner Parteilichkeit am
Beginn des 1. Weltkrieges äußerte und mit der Beteiligung seiner Söhne an
den Kriegshandlungen bestätigte. Interpretiert man nachträglich solche
Symptome im Sinne psychoanalytischer Theorie, erkennt man darin
unschwer die Äußerung ödipaler Regungen unter induktiver Einflußnahme
der Umgebung, d.h. Suggestionen und Nachahmungsmuster, die daraus
ausgingen.
28
Gleichfalls konnte er sich nicht von seiner jüdischen Identität lösen, oder
auch sein Suchtverhalten unter Kontrolle bringen.
***
Vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges widmet S. Freud seine Aufmerksamkeit
einem Manuskript, in dem er einen Versuch unternimmt, die Lustökonomie
des Narzissmus zu untersuchen, um die Verteilung seelischer Kräfte
vorzustellen, welche, wie er glaubte, diesen Charakter bestimmen (Freud,
1914).
Es ist offensichtlich, daß sich entsprechende Gedankenfolge aus
vorangehenden Texten ableitete, die er in diesem Manuskript zitiert. In
seinen Überlegungen über die Natur und Ursprung des Narzissmus setzt er
sich mit bekannten psychischen Phänomenen auseinander, die auch in
anderen seinen Werken vorkommen, aber diesmal werden sie aus
narzisstischer Perspektive betrachtet und im Zusammenhang mit dem
Narzissmus erläutert. Die auf diese Weise hergestellten Verbindungen
zeigen, daß Narzissmus der Psyche innenwohnend ist, und nur infolge
diverser Abweichungen von seinem Normalzustand als narzisstische
Krankheit in Erscheinung tritt, d.h. ätiologisch relevant wird.
In seinem Manuskript gibt S. Freund kurze, aber treffende Darstellung dieses
Phänomens, die damaligen Wissensstand voll und ganz entspricht, und die
29
aus heutiger Sicht nicht zu beanstanden ist, obwohl an manchen Stellen
obsolet geworden (referiert von Kernberg, Hartmann, Diamond und anderen,
2006). Zu unserem allgemeinen Bedauern wurden seine Gedanken von
diesem Thema durch die Ereignisse des Krieges abgelenkt, so daß er sich,
von äußeren Umständen beeinflußt, zurück zu der Geschichte von Ödipus
kehrte, und sich in nachfolgenden Schriften mit dem Todestrieb befasste
(Freud, 1915), was im Nachhinein als großer Verlust für seine Lehre und für
die Allgemeinheit bewerten kann.
Hier spielt noch eine Rolle, daß die Begegnung mit Ödipus für S. Freud
schicksalhaft war. Bereits 1873 las er „König Ödipus“ von Sophokles im
Original, später verarbeitete er klassisches Sujet zum psychoanalytischen
Konzept (1900, 1909, 1913, 1924). In gewissem Sinn wurde Ödipus zu
seiner idée fixe, die er oder sie ihn im Laufe seines Lebens verfolgte.
Von Ödipus zu Narziss: Die Veränderung des Paradigma oder nur die
Verschiebung der Symbole?
Ich meine, Ödipale Prozesse sind nur ein spezifischer Fall der Psychogenese,
die von genetischen und epigenetischen Programmen kontrolliert und von
induzierenden Umwelteinflüßen bestimmt wird, während das eigentliche Ziel
dieser Genese die Ausformung eines Individuums darstellt, das mehr oder
weniger über sich selbst und die Prozesse, die zu seiner Entstehung führen
und in seinem Inneren ablaufen, informiert ist, und mehr oder weniger seine
Entwicklung und diese Prozesse beeinflussen kann, also der Herr in seinem
30
Hause ist. Wenn man die Psychogenese so versteht, symbolisiert Narziss
mehr als Ödipus die Möglichkeit, sich selbst zu erkennen und darüber hinaus
noch in die Tiefen eigener Seele zu blicken.
Wie tief?
Narziss stand zu Freud‘s Zeiten im Schatten von Ödipus, obwohl es schon
damals zu überlegen war, ob nicht Ödipus sondern Narziss in den
Vordergrund psychoanalytischer Theorie treten sollte. Nach S. Freud hat
man ihm ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt, nicht zuletzt, weil der
Selbsterhaltungstrieb, der, im Gegensatz zum Todestrieb, als Oberbegriff für
Vitalität, Sexualität und Individualität zu verstehen ist, ins Zentrum der
Verhaltensforschung rückte, und somit zur treibenden Kraft des
wissenschaftlichen Interesse wurde.
Und tatsächlich, was kann offensichtlicher sein als die Regung, die Gefahr zu
entkommen, um eigenes Leben zu retten, sowie die Bestrebung jedes
Lebewesens, sich zu ernähren und besseres Schicksal zu suchen? Diese
Regungen waren auch für Ödipus sowie für seine Eltern keinesfalls fremd.
Im Gegenteil, suchten sie, jeder für sich, ein besseres Schicksal; wer von
ihnen daran Schuld war, das ihnen etwas anderes zugefallen ist, als sie
suchten?
Auf der Suche nach den Ursprüngen des Verhaltens und nach den Gründen
für Verhaltensunterschiede, wie sie auf so eindrucksvolle Weise in
31
altgriechischen Sagen geschildert sind, stoßt man unweigerlich auf
Prädispositionen. Das frühere Schicksal heißt heute Veranlagung und
Lebensumstand, während Diagnose und Prognose den Orakelspruch
ersetzen. Trotz bisherige Erklärungsansätze bleibt vieles rätselhaft,
weswegen angebracht scheint, einige Schritte zurück zu gehen, um das
Gesamtbild ins Auge zu fassen.
In diesem Gesamtbild bleibt die Rolle der Psychoanalyse in der Aufklärung
psychischer Vorgänge unbestritten, obwohl manche das bezweifeln und
fragen, ob es überhaupt Psyche gibt.
Die Atembewegung repräsentiert wie keine andere Lebenserscheinung
psychische Evidenz. Kein Wunder, daß im Altgriechischen der Begriff der
Seele ψυχή vom Verb ψύχω atmen, wehen abgeleitet wurde.
Ein biologisches Individuum mit ihm innewohnender Psyche bestehen vom
ersten bis zum letzten Atemzug, obwohl das Atmen in menschlichem
Lebenszyklus nie aufhört. Das Atmen ist die Umkehrung der Photosynthese
und somit ihr Kompliment, und, obwohl Pflanzen gleichfalls atmen, sind sie
die Voraussetzung für die Existenz der Tiere, die sich nicht nur vom
Sauerstoff leben sondern auch von den Pflanzen ernähren, womit sie zum
Bestand des Bodens beitragen, welcher für die Pflanzen, die am Land leben,
unentbehrlich ist.
32
Solche Verbundenheit hat ursprünglichen Charakter; manche sprechen vom
Panpsychismus, was seine Berechtigung hat, die wissenschaftliche Erklärung
besteht darin, daß biologische Systeme keinen Kopf oder das Nervensystem
brauchen, um intelligent zu sein und sich intelligent zu verhalten, eine
Zusammenfassung findet man bei Baluška und Levin (2016).
Dennoch entwickelt sich sowohl das Nervensystem als auch der Kopf bei
manchen Lebewesen, was infolge der Komplexitätssteigerung ihres
Verhaltens geschieht. Die Grundlagen des Verhaltens sind seine Beweg–
gründe, die in Tropismen und Taxien realisiert werden, wobei auch
Emotionen und Motiven höher entwickelter Organismen dazu gerechnet
werden müssen.
Der Hauptmotiv jedes Lebewesens ist die Selbsterhaltung, und der
Selbsterhaltungstrieb erklärt sich aus dem Zusammenwirken einzelner
Elemente eines Systems, das aus Detektoren des inneren Zustandes sowie
aus Effektoren besteht, welche bei jeder Verletzung der Homeostase zur
Wiederherstellung des optimalen physiologischen Zustandes beitragen. In
diesem Sinne sollen gleichfalls psychische Zustände und Reaktionen als
Wiederherstellung des psychischen Gleichgewichts verstanden werden, so
z.B. die Wunscherfüllungsträume. Die Wahrnehmung innerer Zustände ist
einer der Hauptgründe für die Entwicklung des Bewußtseins mit allen seinen
Einzelfunktionen, u.a. Reflexivität (self-reference), Selbstbild (self-concept),
Selbstfürsorge (self–care), Selbsterhaltung (self-preservation).
33
Individualisierung läuft bekanntlich über und auf die Wahrnehmung innerer
Stimme, eigener Interessen, Bedürfnisse, Wünsche, innerer, subjektiver
Realität, auf und über das, was als selbstreflexives Vermögen bezeichnet
wird, und was die Wahrnehmung der Unterschiede zwischen Selbst und
anderen, auf das Hinterfragen der Tradition hinausläuft.
Das Auftauchen des Individuums in einer Menge, die noch als Herde existiert
und vom Herdentrieb zusammengehalten wird, bedeutete qualitativen
Sprung zur Auflösung des unbewußten Zustandes und des Erlangens des
Bewußtseins, des Bewußtwerdens eigener Regungen und Wünsche, die oft
konträr zum Herdentrieb waren und diesem widersprachen. Ein Widerspruch
erheben gegen das, was selbstverständlich schient, was immer schon so und
nicht anders war, ist eine schwere Aufgabe, wie jeder Anfang.
Biologische Systeme sind nicht nur der Zusammenhang der Elemente
sondern auch ihre Zuordnung. Der Selbsterhaltungstrieb leitet sich von
dieser Zuordnung ab als Reaktion auf die Änderung der Umgebung und als
Adaptation auf diese Änderung. Das Nervensystem vermittelt zwischen
Umwelteinflüssen und Bedürfnissen des Körpers, und errechnet die
Verhältnisse, die notwendig wären, um Gefahren zu entkommen und
optimalen innerkörperlichen Zustand zu erreichen. Nach der Errechnung des
Verhaltens erfolgt die Neupositionierung durch die Bewegung, und, während
errechnete Bewegung ausgeführt wird, werden schon nächste Schritte
prospektiv berechnet.
34
Das Lernen ist dichotomisch strukturiert: Adäquate Handlungen, die im
Nachhinein positiv bewertet werden, bleiben in Erinnerung, d.h. werden
strukturell im Neurom festgehalten, falsche Handlungen, dagegen, werden
verworfen und aus dem Gedächtnis gestrichen, weil aus Mißerfolgen nur
schwer lernen kann, oder sie werden zu Last und Hemmung.
In diesem prospektivischen und prognostischen modus operandi kreiert das
Neurom unmittelbare oder entfernte Zukunft, die zur Grundlage der
Handlung wird; die Zukunft entsteht sozusagen neu in jedem Moment
unseres Daseins als eine Hypothese und die damit verbundene Erwartung.
In weiteren Schritt erfährt diese hypothetische Zukunft eine Prüfung, woraus
Rückschlüsse auf die Korrellierbarkeit zwischen Erwartung und Wirkung
gezogen und, falls notwendig, entsprechende Korrekturen vorgenommen
werden. In paradoxer Umkehrung der Abfolge von Zukunft und Gegenwart
geschieht die Prüfung ihrer Entsprechung im Prozess neuronaler
Kommunikation und Synchronisation, was eine koordinierte Handlung in
variabler Umgebung ermöglicht.
Durch den Umstand, daß die zum Inhalt des Gedächtnisses gewordene
Vergangenheit etwas mit der Zukunft zu tun hat, ist genannter
Zusammenhang von der Peripherie ins Zentrum wissenschaftliches Interesse
gerückt (Ingvar, 1985; Gilbert and Wilson, 2007; Schacter et al., 2012;
Szpunar et al., 2014; Benoit et al., 2014; Barrett and Simmons, 2015;
Underwood et al., 2015; Friston and Buzsáki, 2016).
35
Die Tendenz und der Inhalt psychischer Entwicklung ist die Erweiterung des
Weltbildes und die Positionierung des Selbst in diesem Weltbild. Das
geschieht in Interaktion, Erleben und Erfahren, Findung und Erfindung, was
im Hirn in entsprechenden Repräsentanzen festgehalten wird.
Bei dieser Entwicklung geht es um die Beherrschung und die Beherrschbarkeit. Die Außenwelt wird als veränderungsanfällig und unkontrollierbar
empfunden, als unfassbar, unbegreiflich und bedrohlich erfahren, weil davon
die Beständigkeit und Beherrschbarkeit eigenes Körpers bedroht wird. Die
Welt ist erdrückend groß und kann nur in Teilen beherrscht werden. Ein
Subjekt, der im Normalfall unter Bedingungen mütterlicher Fürsorge
aufwächst, erwartet von seiner Umgebung, daß sie als Mutterersatz fungiert,
ihn ernährt, wärmt, ausreichenden Schutz bietet. Falls die Umgebung diesen
Erwartungen nicht entspricht, muß sie reguliert und kontrolliert werden,
erzwungen so zu sein und das zu tun, wie und was von dieser Umgebung
erwartet wird.
Ein schwieriges Unterfangen angesichts der Größenverhältnisse, welches
dennoch eine Lösung erfordert. Ein vielversprechender Lösungsansatz
erscheint in sukzessiver Welterfassung und der Erweiterung des eigenen
Wirkungskreises, zuerst mental, dann tätlich. Um zu handeln, braucht man
zu wissen, wo man sich befindet, die Gefahren zu kennen, die Umgebung zu
kartieren.
36
Das Auffüllen des mentalen Raumes mit den Inhalten, die aus Selbst- und
Welterfahrungen bestehen, geschieht im Prozess sinnlich-topologischer
Zuordnung dieser Erfahrungen und mit der Ausbildung entsprechender
Repräsentanzen, die als Modelle der Wirklichkeit zu begreifen sind, die
Nachbildung realer Verhältnisse darstellen und summarische, komprimierte
Form aller Interaktionen und des modus operandi enthalten. Diese
Zuordnung (Referenzierung) und Prozessierung eingehender Inhalte findet
ihre strukturelle Entsprechung in neuronalen Verbindungen des Kortex, und
reproduziert sich in assoziativen Verbindungen, die mit psychoanalytischen
Methoden nachgewiesen und rekonstruiert werden können. Die Psychoanalyse erlaubt, in die Vergangenheit eines Individuums zu blicken und die
Vorstufen seiner psychogenetischen Entwicklung nachzuvollziehen. Daß die
Psychoanalyse darüber hinaus ermöglicht, nicht nur die Gegenwart und die
Vergangenheit sondern auch entfernte, d.h. phylogenetische Vergangenheit
aufzuklären sowie in die Zukunft zu blicken, erübrigt sich zu erwähnen. Das
wurde bereits nach der Erstellung psychologischer Profile im Verlauf des 2.
Weltkrieges des 20. Jahrhunderts bewiesen.
Das, was als Potenz, als Anlage vorliegt, kann unter adäquaten Bedingungen
eine weitere Entwicklung erfahren. Eine Repräsentanz der Hand ist im
Gehirn seit der Geburt vorhanden, es bedarf aber induktiver Einflüsse, um
diese Hand zu bedienen und vielfältige Bewegungen, die mit dieser Hand
möglich sind, zu erlernen. Erst nachdem der Körper vielfältige Verbindungen
mit sich selbst herstellt, kann oberste Instanz, die uns als Ich und Selbst
37
bekannt ist, beginnen, sich zu entwickeln; zum Leben wird sie viel später
erweckt, nachdem und falls ihre Entwicklung abgeschlossen ist.
Unzweifelhaft erscheint die Eigenständigkeit des Ichs als einer Körperfunktion, die beim Kind als eine noch nicht entwickelte Anlage vorliegt. Das
infantile Ich dient noch ausschließlich den Wunschäußerungen, ähnlich wie
infantiles Genital nur dem Zweck des Urinierens dient, und erst später
kommt noch die Funktion dazu, die Sperma auszuscheiden (als Bestandteil
des generativen Subsystems des Körpers und als sein Zweck in
reproduktivem Zyklus). Zwischen Eros und Uros, d.h. Urophilos, bestehen
vielfältige Beziehungen, die sowohl psychoanalytisch als auch molekularbiologisch und neurophysiologisch gut aufgeklärt sind (Christoffel, 1935;
Blum und Blum-Sapas, 1946; Lincke, 1953; Graber, 1954; Hafner, 2014;
Wikipedia:Enuresis).
Von primären Anlagen und Verbindungen, die als primer, als Kristallisationspunkte der Selbstorganisation dienen, wächst das Nervensystem unter
äußeren und endogenen Einwirkungen fraktal nach innen. Dieses fraktale
Wachstum unterliegt genetischer Kontrolle, was sich in kritischen Phasen
psychogenetischer Entwicklung äußert.
Die Entwicklung des Körpers - Morphogenese oder auch Metamorphose geht parallel und in bedeutendem Ausmaß unabhängig von der Psycho–
genese: Während Morphogenese abgeschlossen sein kann, schreitet
Psychogenese im günstigsten Fall fort, und kann erst viel später im
38
Lebensverlauf eine Stufe der Reifung erreichen. 3 Phasen individueller
psychogenetischer Entwicklung – Identifikation, Personifikation und
Individualisation, entsprechen 3 philosophischen Grundfragen, welche die
Menschen seit alters her an sich stellen: Woher komme ich? Wer bin ich?
Wohin gehe ich? (Wer möchte ich werden?)
Genauso wie es keine Wirkung ohne Gegenwirkung gibt, gibt es keine
Funktion ohne Struktur. Das Hirn ist ein zusammengesetztes Gebilde, dessen
strukturelle Teile nachbarschaftlich mehr oder weniger zueinander passen
wie die Teile eines Puzzle. Wenn sogar funktionale Überdeterminiertheit
morphologischer Einheiten des Hirns berücksichtigt wird, ist es unvorstellbar,
daß alle bekannten Funktionen und Objektrepräsentanzen, so z.B. für die
Mutter, auf begrenztem Raum untergebracht werden und eindeutige
Lokalisation erhalten.
Andererseits repräsentieren die Begriffe entsprechende Objekte sowie
Subjekt-Objekt- bzw. Objekt-Objekt-Beziehungen, und je mehr es solchen
Objekt- sowie Beziehungsrepräsentanzen gibt, desto umfangreicher ist das
Weltbild. Die Sprache repräsentiert in ihrer Struktur diese Beziehungen, folgt
und bildet deren Regelmäßigkeiten nach.
Die Worte, die Begriffe dienen der Bezeichnung und Unterscheidung der
Mengen und ihrer Teile, während in den Sätzen die Verhältnisse zwischen
ihnen bestimmt werden, ihre Wesensgleichheit oder Verschiedenheit
festgestellt wird. In der Sprache, im Erzählen werden die Verhältnisse
39
wiedergegeben, welche denen entsprechen, die in der Umgebung
beobachtet oder erfahren werden. Alles, was gedacht, gesprochen, auf
Papier gebracht oder in anderen Informationsträger festgehalten wird, ist die
Wiedergabe und Widerspiegelung der Mengen und Verhältnisse zwischen
ihnen. Im Prozess der Überlegung geschehen nicht nur Vergleichsoperationen sondern auch Ausgrenzung des Einzelnen aus den Mengen und
Vereinigung des Einzelnen in die Mengen entsprechend bestimmter
Vorgaben. Zum Beispiel bedeutet der Begriff Mensch eine Menge im
biologischen und sozialen Sinne. Der Satz „Der Dieb muß im Gefängnis
sitzen“ gibt die Verhältnisse zwischen einzelnen Mengen „Dieb“ und
„Gefängnis“ wieder, aber wer ist Dieb und wie lange und in welchem
Gefängnis er sitzen muß, bedarf ergänzender Erklärung.
Man kann die Entwicklung, die Genealogie einzelner Symbole nachvollziehen,
wenn man sie miteinander vergleicht, und sie auf einer Zeitlinie stellt,
bestimmten Epochen zuordnet. Eine solche Vergleichsstudie erlaubt
Rekonstruktion begrifflicher Zusammenhänge, die mit diesen Symbolen
assoziiert waren. Die Macht der Symbole oder symbolische Macht war
notwendiger Bestandteil des historischen Geschehens, weil sie zu
wesentlichen, sinngebenden Elementen der Wahrnehmung angehören, zu
den Grundsteinen des Selbst- sowie Weltbildes.
So lässt sich die Verwandlung von Schwert in ein Kreuz oder Cadeus
beobachten, wobei weitere Attribute dieses Symbols - Schlangen und Flügel,
40
als Band der Wahrheit und geflügelte Sonne (winged sun, flying eye) bzw.
Waage (scale) zu interpretieren sind.
Während der Schwert als ein Kampfinstrument benutzt wird, steht seine
zweischneidige Klinge für erigierten Penis, während der Griff masturbierender Hand entspricht (das erklärt, warum der Griff oft mit den Flügeln
in symbolische Verbindung gebracht wird).
Die Flügel und Waage findet man in der Darstellungen von Archangel
Michael: Er ist ein oberster Richter, und sein Schwert dient ihm als
straffendes Werkzeug, nachdem der Maß an Verschuldung bzw. Versündigung festgestellt wird. Im Gegensatz dazu, ist Justicia eine mißlungene
und entsinnlichte Nachahmung ihrer Vorgänger: Themis, Dike, Nemesis,
Archangel Michael (in etwas ausführlicherer Form wurde darüber in meinem
anderen Manuskript berichtet: Poleev, 2009b).
Als strafendes Werkzeug Gottes wurde Heuschrecke angesehen. Die Raketen
sind in dieser Hinsicht eine Weiterentwicklung gleiches Thema.
Das altgriechische Sujet, in dem Damoklesschwert vorkommt, fand eine
Weiterentwicklung im Neuen Testament, in dem Gottes Wort mit zwei–
schneidigem Schwert verglichen wird (Offenbarung 1:16). Bei der
Übertragung dieser Metapher in Kontext der Aufklärung komplizierter
Verwicklungen des körperlichen und mentalen Innenraums erscheint
41
psychoanalytische Sprache als Domoklesschwert, womit der Gordische
Knoten zerhaut wird.
Perzepierte Objekte im Verlauf der Prozessierung eingehender Empfindungen zerfallen in multiple Teilrepräsentanzen, in denen einzelne Qualitäten
dieser Objekte repräsentiert werden: Größe, Farbe, Form, Position, sonstige
Beschaffenheiten. Diese Teilrepräsentanzen werden analysiert und aus
dieser Analyse gehen Vorstellungen über perzepierte Objekte hervor, die mit
dem Original bzw. Vorbild nichts gemeinsames haben, d.h. sie sind virtuelle
Existenzen, inhaltlich subtrahierte Schemen, subjektiv reduzierte Abbilder im
Kontext subjektiver Realität, die nur für den Gebrauch im System, in dem sie
geschaffen wurden, bestimmt sind. Solche Zerlegung der Objekte und
inhaltliche Reduktion rezepierter Realität auf Grundmuster und Verhältnisse
erlaubt modellhafte Nachbildung und Modellierung realer Verhältnisse, was
zum Teil in verbaler, zum Teil in nicht verbaler Form geschieht. Auf
reduktionistische Weise wird aus äußerer Komplexität das Wesentliche und
Nützliche extrahiert, ein Extrakt bzw. Filtrat hergestellt, in dem dennoch die
ganze Information in komprimierter Form enthalten ist. Diese Eigenschaft
der Information nutzen alle Lebewesen, um sich in komplexer Umgebung
zurechtzufinden, ohne sich in laufende Rechner und Datenträger zu
verwandeln und zulässige energetische sowie körperliche Dimensionen zu
überschreiten.
Die Psychoanalyse erkannte diesen modus operandi der Wahrnehmung. So
z.B. deutet Anna Freud (1936) das Verhalten ihres (damals) sechsjährigen
42
Patienten als Identifikationsspiele, in denen nur emotional belegte Anteile
wahrgenommener Inhalte präsentiert werden: „Seine Identifizierung betrifft
nicht die Person des Gegners, nur dessen Aggression.“ Ein anderes Mal:
„Was er vorspielt, ist diesmal auch nicht dessen Aggression. Seine Waffen
und Ausrüstungsgegenstände bedeuten offenbar als männliche Attribute die
Stärke des Lehrers und dienen, ähnlich wie die Attribute des Vaters in den
Tierphantasien, der Identifizierung mit seiner Männlichkeit...“ Wie diese
Identifikationsspiele beweisen, ist analytisches Vermögen des Kindes
imstande, mit Teilaspekten der Realität zu operieren, um sie auf spielerische
Weise in den Kontext seines Realitätsbildes zu integrieren bzw. in den
symbolisch-begrifflichen Zusammenhang einzuordnen. Das ganzkörperliche
Einbezogensein des Kindes bei der Einordnung entsprechender Teilaspekte
ist für infantilen Zustand charakteristisch, während bei Erwachsenen solche
Integration weitgehend asymptomatisch verläuft oder äußert sich als
emotionale Betroffenheit in reduzierter Form. Diese reduzierten Formen
nonverbaler Kommunikation sind dennoch nicht zu übersehen, und spielen
bedeutende Rolle im Alltag.
Die Einverleibung, d.h. Internalisierung der Realität geht über Spaltung der
Sinneseindrücke und spätere Verwendung des gespaltenen Materials im
Prozess der Rekonstruktion der Realität (Abraham und Torok, 1979;
Alexander Etkind, 1993). Eine analoge Vorgehensweise findet bei der
Nahrungsaufnahme und Verdauung im Digestorium statt, in dem organische
Umwelt in ihre molekulare Bestandteile zerlegt und aufgespalten wird, um
anschließend die eigenkörperliche Neubau zu ermöglichen.
43
Das Saugen am Mutterbrust ist eine der ersten und prägenden Erfahrungen
über die Außenwelt, und die Sprache, die sowohl mit dem Atmen, dem
Ursprung der Psyche, als auch mit der Nahrungsaufnahme, die, wie auch
das Atmen, das Aufsaugen der Außenwelt darstellt, und somit der
Lebenserhaltung dient, steht mit beiden in enger Verbindung. Der Schrei des
Säuglings, der nach Essen und Mutternähe verlangt, ist der Vorläufer der
Sprache, die in weiterem Lebensverlauf differenzierter wird. Zu schreien
verlernen wir aber nie.
„An der Frauenbrust treffen sich Liebe und Hunger.“ Daß Ödipus zu Brust
seiner Mutter zurückkehrt, bestätigt doch die Annahme über lebenslanger
Fortbestand infantiler Regungen alias psychogenetischer Programme, die
zum Bestandteil des kindlichen Verhaltens als auch jedes Erwachsenenverhaltens gehören.
Die Sphinx ist noch keine Mutter sondern ein fragendes Orakel, und weil
diese Gestalt aus dem Traum kommt, und, wie viele solche Gestalten, eine
Chimäre ist, in diesem Fall sowohl die Mutter als auch den Vater, das
Männliche und das Weibliche in sich vereint, ist sie ein Hindernis auf dem
Weg zur Erfüllung ursprünglicher Prophezeiung. Darum sollen das Bild der
bösen Mutter zusammen mit den Resten des Vaters, eines Rivalen, endgültig
verschwinden. Nach der Überwindung aller Hindernisse, erhält Ödipus als
Beilage zur Mutterbrust noch das Königreich, das als Erweiterung des
44
beherrschbaren Raumes außerhalb der Mutterbrust und als Revier im
ethologischen Sinne zu interpretieren ist.
Das Weltbild muß ein Bestandteil des Selbstbildes sein, oder/und umgekehrt,
weil die Wahrnehmung nur über Empfindung stattfindet, d.h. über
Sinnesorgane. Ein weiterer Hinweis zur Bestätigung dieser These ist die
Abwehrreaktion, die auf Kritik der Weltanschauung erfolgt, was beweist, daß
jedes Weltbild mit dem Selbstbild eng verknüpft ist, und jeglicher Versuch,
eigenes Weltbild in Zweifel zu ziehen, als Angriff auf das Selbst interpretiert
wird und aggressive Reaktion hervorruft. Weil die Erfahrungen und
Erlebnisse über Interaktion des Körpers mit den Objekten der Umwelt
gesammelt werden, müssen Repräsentationskarten des Körpers und der
Außenwelt so miteinander verknüpft sein, daß das Außen der Bestandteil
und die Ausweitung des Körpers, des inneren Raums darstellt, wobei
mentale Landschaften von entsprechender Landschaftspflege begleitet
werden.
Die Bestrebung der Selbstkontrolle kann unter begünstigenden Bedingungen
in wahnhaften Zwangsgedanken- und Handlungen entarten, die Umwelt
sowie andere Personen zu kontrollieren und zu bestimmen. In schlimmsten
Fällen solcher psychischen Entartung versucht die Mehrheit oder auch die
Minderheit, das Verhalten gesamter Bevölkerung zu kontrollieren und nach
eigenen Vorstellungen zu formen (Poleev, 2010).
45
Die Verteidigung des Reviers bzw. der Identität erstreck sich auf alles, was
den Stellenwert eines Eigentums einnimmt und zum virtuellen Bestandteil
des Körpers wird. Weil solche Besitzansprüche auch andere Personen
erheben, entwickeln sich daraus unvermeidlich Streitigkeiten, bei denen
geklärt wird, was wem gehört und wer darauf welche Rechte hat. Diese
Revierkämpfe werden regelmäßig abgehalten wie das in übriger Tierwelt
üblich ist, um im Kräftemessen sexuelle Vorzüglichkeit zu beweisen, vor oder
für wen auch immer, und sei es auch für sich selbst.
Brunft, Balz, Überkompensation - damit erklären sich schon die meisten
Phänomene des Verhaltens und der Kultur. So z.B. Tanz, Ballett, Uniform und
Mode insgesamt entsprechen dem Balzverhalten, und die Kriege wie auch
die Waffen sind nichts anderes als Brunftkämpfe und dafür benötigtes
Geweih.
Die Ursache für verschiedene Formen sozialer Diskriminierung ist die
Bestrebungen jedes Einzelnen, eine höhere Stellung innerhalb der
Gruppenhierarchie zu erlangen, was permanent im Kräftemessen erprobt
wird und bei jeder Gelegenheit erkämpft wird.
Weil biologische Reproduktion eine präzise Koordination der Beteiligten
während der Paarung erfordert, kann jede Störung oder Behinderung
negativ auf das Ergebnis auswirken. Aus diesem Grund wird in der Gruppe
jede Abweichung in sexuellem Verhalten oder sonstige verhaltens–
spezifischen oder körperlichen Auffälligkeiten als Bedrohung für den
46
Fortbestand der Gruppe angesehen und aufgrund dieser Bewertung
verurteilt. Obwohl solche Bedrohung infolge psychosozialer Evolution nicht
mehr besteht und keine reale Gefahr für das Individuum darstellt, wird
immer noch jedes abweichende Verhalten missbilligt, weswegen Homo–
sexuelle, Intellektuelle, Sonderlinge und übrige Menschen, die viel anders
sind oder weil sie sich auffällig verhalten, verdächtigt werden, gebräuchliche
Sitten, Gesetze oder sonstige Regeln zu verletzen, wobei auch oft genug
solche Abweichungen und Auffälligkeiten gewalttätiges Vorgehen provo–
zieren, oder ihre Rechtmäßigkeit bestritten wird.
Narziss stirbt, wenn er sich erkennt. Warum? Weil das Selbstbild mit dem
Selbst identifiziert wird, und die Gefahren, die diesem Selbstbild drohen, für
reale Gefahren für das Selbst, für eigene körperliche Unversehrtheit gehalten
werden, weswegen alles abgewehrt wird, was diesem Selbstbild droht.
Nichts anders steht es mit dem Selbst/Bildnis von Dorian Gray: Solange das
Bildnis sicher aufbewahrt wird, kann Dorian nichts geschehen; in dem
Moment, wann das Bildnis zerstört wird, stirbt auch sein Vorbild.
Nachdem Ödipus zur Einsicht über wahre Verhältnisse im neugewonnenen
Paradies kommt, d.h. seine Augen für offensichtliche Wahrheiten öffnen,
verblendet er sich, um sich für diese Erkenntnis zu bestrafen, wobei diesmal
geschieht das sozusagen auf Eigeninitiative und ohne göttliche Vorgaben.
„Erkenne dich!“ – das ist wovor sich die Meisten fürchten, um ihr
(narzisstisches) Selbst– sowie Weltbild nicht zu gefährden und die
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Selbstliebe nicht zu verlieren. Jede Aufklärung, im Altgriechischen
ἀποκάλυψις Enthüllung, Entschleierung, wird mit dem Weltuntergang
gleichgesetzt und in diesem Sinne interpretiert.
In alttestamentarischer Darstellung ist der Baum der Erkenntnis todbringend, und das unerlaubte Vergreifen an seine Früchte wird mit der
Aufkündigung des ewigen Lebens und mit der Verbannung aus dem Paradies
bestraft. In dieser pervertierten Logik drucken sich psychische Vorgänge aus,
zu deren Aufklärung die Psychoanalyse ihren Beitrag leistete: „Vorgänge wie
Regression, Verkehrung ins Gegenteil, Wendung gegen die eigene Person,
die ausschließlich am Trieb selbst vor sich gehen, könnten vom Stand des
strukturellen Aufbaus unabhängig und so alt sein wie der Trieb selbst oder
doch so alt wie der Kampf zwischen Triebregungen und irgendeinem
Hindernis der Triebbefriedigung. Man wäre nicht erstaunt, sie als die
allerfrühesten in der Verwendung vorzufinden.“
Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß S. Freud die
Geschichte von Dorian Gray bekannt war, allerdings lässt sich spekulieren,
inwieweit diese Geschichte zu den Ursprüngen der Psychoanalyse gezählt
werden kann. Sie hatte aber alle Voraussetzungen dafür: Mit dem Bildnis,
das im Hinterzimmer von den Blicken der Außerstehende versteckt wird, ist
Oscar Wilde die Darstellung und die Trennung des Bewußten, Offen–
sichtlichen, Sichtbaren vom Unbewußten, Verborgenen, Versteckten
gelungen. Die Elternteile von Dorian Gray fehlen in der Geschichte, dafür
aber beispielhaft die Verdrängung und Unsichtbarmachung innerer Triebe
48
dargestellt sowie deren Auswirkung auf die Seele geschildert, weswegen
diese schriftstellerische Leistung als Vorläufer der Neurosenlehre würdigen
kann. In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert symptomatische
Beseitigung des Malers und Schöpfers des Bildnisses im Verlauf der
Handlung im Roman.
„Die Abspaltung vom Ich, die sich durch den Bewußtseinsentzug für ganze
Gebiete des Affekt- und Trieblebens herstellt, kann ein für allemal die
Intaktheit der Persönlichkeit zerstören. Die Verdrängung wird dadurch zur
Basis für die Kompromiß- und Neurosenbildung.“
Schizophrenie, neurobiologisch definiert, ist Reduktion oder Ausfall
neuronaler Verbindungen zwischen ursprünglich synton verbundenen
Hirnarealen, die danach weitgehend autonom voneinander existieren und
funktionieren, was der Dissoziation in psychoanalytischem Sinne entspricht.
Infolge Unterbrechung der Kommunikation zwischen betroffenen Arealen
findet keine Übereinstimmung, d.h. Synchronisierung der Informationsflüße
(input-output flows) statt, was dazu führt, daß diese Areale voneinander
dividieren und entsprechende Repräsentationen/Widerspiegelungen der
Realität zu konkurrierenden (inkohärenten) Realitäten werden. Diese
Spaltung der Realität koinzidiert mit der Spaltung der Persönlichkeit, die
abwechselnd von verschiedenen Realitäten ergriffen und von verschiedenen
instruktiven Zentren kontrolliert wird.
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Psychosoziale Schizophrenie entsteht, wenn die Kommunikation und der
Austausch zwischen Personen und Personengruppen gestört wird, und die
Personen selbst infolge dieser Störung schizophren werden, so daß sie die
Fähigkeit verlieren, die Realität ganzheitlich wahrzunehmen, die Gemeinschaft zu bilden und koordiniert füreinander zu agieren.
Für diverse dogmatische Lehren ist charakteristisch, immer wieder den
gleichen Versuch zu unternehmen, die Welt auf ein mehr oder weniger
ausgedehntes Weltbild zu reduzieren, was, erstens, unter Wiederholungszwang geschieht, und, zweitens, die Bestrebung widerspiegelt, die
Kopfarbeit sowie mit der Kopfarbeit verbundene Anstrengung zu minimieren,
um gesamten energetischen Körperhaushalt nicht zu überlasten und keine
Kraft auf etwaige Suche (nach der Wahrheit, Gerechtigkeit, Neuland u.s.w.)
zu verschwenden. Bekanntlich gehen anteilsmäßig überproportional hohe
energetische Ausgaben des Körpers auf das Konto des Hirns, weswegen für
die Hirnbesitzer eine ständige Herausforderung bleibt, die Aufteilung
vorhandener Ressourcen zwischen Körper und Geist gerecht zu gestalten.
Gott ist charakteristisches Beispiel dafür, wie vorgeformte Wahrnehmung die
Umwelt strukturiert, sie pandemisch physiognomiert, anthropomorphisiert,
weiße Flecken (Wissenslücken) mit phantasierten Inhalten (falschen
Vermutungen) ausfüllt. Die projektive Tätigkeit befangener Hirne beschränkt
sich nicht nur damit, Illusionen zu erzeugen und sich mit ihnen umzugeben;
von dieser Befangenheit betroffene Personen sind in zunehmendem Ausmaß
bestrebt, diese Illusionen zu verwirklichen und sie in die Welt zu setzen.
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Glaube hat mit Vertrauen zu tun, und Vertrauen mit dem Trauen, dem
Heirat, und mit allen anderen lustvollen Betätigungen, deren Ursprung in
reproduktiver Regung alias Sexualität zu finden ist.
Glaube ist Vertrauen, verifiziertes Wissen, das nicht zu bezweifeln ist, das
Selbstverständliche und das Richtige enthält. Das vertraute Bild der Realität
ist die Grundlage der Wahrnehmung. Die Übereinstimmung zwischen
Sinneswahrnehmung, Handlung und zu erwartenden Folgen der Handlung
erlauben die Konstruktion eines Weltbildes, dem geglaubt werden kann, weil
dessen Zusammenhalt erfahrbar, begreifbar und nachprüfbar ist, und dessen
einzelne Bestandteile in geordneter weise und nach bekannten Regeln
zusammenhängen.
Jede Abweichung von der Ursprünglichkeit hat Realitätsverlust und Verlust
der Koordinationsfähigkeit zur Folge. Falls zur Verwechslung zwischen
Original und seinem Abbild kommt, und noch mehr, das Abbild zur
Grundlage der Wahrnehmung wird, entwickelt sich ein Realitätsersatz, ein
Doppelgänger der Realität. Sobald solche Spaltung vollzogen ist, hat das
Auswirkung auf Hierarchie der Bilder, deren Zuordnung nicht bestimmt und
deren Echtheit nicht überprüft werden können. Beim Ausfall entsprechender
Funktionen, erlangen die Bilder, die ihren Ursprung im Inneren haben, eine
Gleichstellung und Gleichberechtigung mit übrigen Abbilder der Wirklichkeit,
und wenn diese Wahnbilder in die Wahrnehmung gelangen, geschieht das
auf gleiche oder ähnliche Weise wie im Traum, so daß die wahrnehmbare
51
Realität aus Echt- und Trugbilder zusammengesetzt wird, deren anteils–
mäßige Verhältnis den Schweregrad des Realitätsverlustes bzw. Wahn–
zustandes bestimmt.
Wahnsinn hat System, und innerhalb jedes Wahn/sinn/systems entwickelt
sich eine Methode, um die Richtigkeit und Unfehlbarkeit dieses Systems zu
beweisen, und die Beweisführung zu einem Kanon unzweifelhafter
Behauptungen und Glaubensgrundsätze zusammenzufassen. Ein solcher
Kanon dient u.a. dem Zweck, nicht mehr denken zu müssen, und nur dem
zu folgen, was als heilig und glaubwürdig angesehen wird. Wenn man an
etwas glaubt, dann wird das wahr, und was wahr ist, darf nicht bezweifelt
werden: auf solche Weise entsteht ein Kreislauf des Glaubens und
selbsterfüllender Prophezeiungen.
Psychische Krankheit entsteht, wenn die betroffene Person nicht imstande
ist, psychische Belastung auszuhalten, und infolge dessen ihr Verstand
verliert. Man spricht von psychosomatischer Erkrankung, wenn der Verstand,
d.h. das Urteilsvermögen, nicht betroffen ist, aber die Fähigkeit, psychische
Belastung abzuwehren, nachlässt und sie in den Körper bzw. in die
Körperrepräsentanzen verschoben wird - so entstehen Schmerzen in
verschiedenen Körperteilen stellvertretend für oder anstelle von Kopf–
schmerzen und mentale Dissoziation.
52
Die Trugbilder sind aber nicht ausschließlich der Bestandteil innerer Realität,
sie können auch außerhalb des Psychischen vorkommen, wie man das
überall beobachtet, wo natürliche Umgebung durch künstliche ersetzt wird.
Es ist anzunehmen, daß unser ursprünglicher Lebensraum der Wald war,
wobei bereits entfernte Vorfahren der Affen die Bäume besiedelten. Darauf
weisen nicht nur anatomische Formen sondern auch archetypische
Wahrnehmungsstrukturen hin, welche psychogenetischen Anteilen des
Genoms entsprechen müssen. Außer physiologischen Änderungen, die sich
beim Betreten des Waldes im Körper spontan einstellen, können die Träume
von Fliegen als Wiederbelebung vergangener Realitäten identifiziert werden.
Berücksichtigt man phylogenetische Bedeutung des Waldes, wird
verständlich, warum der Ausgang aus dem Wald und insbesondere die
Entwaldung gravierende Folgen für die Psyche hatte. Der Wald bat seinen
Bewohner nicht nur regelmäßige Beschäftigung sondern auch vermittelte
Grundformen des Daseins und gab dem Körper adäquaten Entfaltungsrahmen, in dem er und seine psychische Komponente festigten, geschweige
denn die Produktion des molekularen Sauerstoffs, der für die Psyche
unentbehrlich ist. Allein schon die Abwesenheit natürlicher Düfte in
städtischen Gebieten irritiert die Empfindung, geschweige denn abstoßende
Gerüche und Gifte, die sich unmerklich ausbreiten und nicht nur Stress
verursachen sondern auch für viele Todesfälle verantwortlich sind. Für
verlorenes Paradies gibt es keinen adäquaten Ersatz, und solange das nicht
53
anerkannt wird, gibt es auch keine Aussicht, psychische Störungen zu heilen,
die sich aus diesem Verlust ableiten.
Die Unterscheidungsfähigkeit zwischen echt und unecht, richtig und falsch
ist immanente Qualität des psychischen Systems, das grundsätzlich imstande
ist, sowohl innere als auch äußere Ungereimtheiten wahrzunehmen. Diese
Qualität gründet sich in der Beständigkeit der Welt, die sich in genetischer
Beständigkeit reproduziert. Der Mensch wie auch andere Lebewesen sind
empfindliche Detektoren der Störungen und Dissonanzen, die sowohl
innerhalb als auch außerhalb ihrer Körper stattfinden. In dieser Hinsicht sind
psychische Störungen zum überwiegenden Anteil nosologisch und ätiologisch
als Reaktion gesunder Körper auf Erkrankungen des sozialen Körpers zu
interpretieren, und die Symptome, die dabei auftreten, sind nichts anderes
als Folgen chronischer Abwehr oder eines, mehr oder weniger erfolgreichen,
Widerstandes.
Die Psychoanalyse deckt Störungen des sozialen Körpers auf, die
irrtümlicherweise Personen als psychische Störungen zugeschrieben oder zu
Last gelegt werden, je nachdem, ob darüber pseudowissenschaftlicher Arzt
oder ignoranter Jurist entscheidet (Poleev, 2014).
Die Fähigkeit, psychosoziale Zerfallserscheinungen zu detektieren, und
daraus resultierende Versuche, sie zu korrigieren oder zu kompensieren, sind
analog zu allergischen Reaktionen auf Umweltverschmutzungen oder infolge
immunogenetischer Prägung der Allergene, die normalerweise keine Gefahr
54
für den Organismus darstellen. Solche und andere Beobachtungen geben
ausreichende Gründe zur Annahme, daß psychische Funktionen solche
kongruent oder analog nachbilden, welche die Instandsetzung des
phylogenetischen Gedächtnisses, des Genoms, bewerkstelligen. Das
molekularbiologische Apparat, das die Reparatur und Korrektur von DNA
ausführt (repair and proofreading complex), ist gleichfalls die Grundlage der
Referenzfähigkeit des Nervensystems und seiner psychischen Epiphänomene
wie die Wahrnehmung und das Bewußtsein. Die Prüfung der inneren und
äußeren Realität geschieht über den Vergleich der Archetypen mit aktuellen
Bilder bei der Gegenüberstellung, und die Ergebnisse dieser vergleichender
Analyse sind entweder die Korrekturen, die an genetischem Material durch
seine epigenetische Modifikation vorgenommen werden, oder auch die
Verhaltensänderungen, die entweder Anpassung ermöglichen oder im
Gegenteil, neue Verhaltensvarianten hervorbringen, welche erlauben, sich
dem Druck der Umwelt zu entziehen (Poleev, 2008).
Die Referenzfähigkeit ermöglicht Kommunikation, d.h. dialogischen
Informationsaustausch zwischen phylogenetischer und ontogenetischer
Informationsebenen, die entsprechend im Genom und in epigenetischen
Speicher lokalisiert sind, über verschiedene Signalübertragungswege bei der
Übersetzung und Rückübersetzung der Sequenzen der DNA in morphologische Strukturen und neuronale Impulse und umgekehrt.
Während Schuebel et al. (2016) beabsichtigen, den Sinn der Epigenetik zu
erklären, verfälschen sie ganz am Anfang ihres Manuskripts diesen Sinn,
55
indem sie ursprüngliche Definition von Conrad Waddington (1942)
umformulieren. In solchen Versuchen, zu widersprechen statt nachzudenken
und zuzustimmen, können unschwer Ödipale Tendenzen erkannt werden.
Gleichen Unsinn wiederholen auch andere Autoren, so z.B. Willbanks et al.
(2016).
Die Richtigkeit ursprünglicher Definition bestätigt die Epigenetik selbst.
Während Akkumulation, Auswertung und Speicherung des phylogenetisch
relevanten Inputs im Verlauf der Epigenese, d.h. lebenslang, geschieht,
entspannt sich epigenetische Prägung des Genoms in der Nullphase des
reproduktiven Zyklus (Reik et al., 2001; Drewell et al., 2014; Marcho et al.,
2015; Leseva et al., 2016). Epigenese bedeutet Entfaltung der Information,
die im Genom enthalten ist, und während dieser Entfaltung konstituiert sich
Epigenom, in dem u.a. genetische Reorganisation stattfindet, die mit dem
Verlust des genetischen Materials einhergeht wie z.B. in den Zellen des
Immunsystems. Die Konsequenz der Epigenese sind auch epigenetische
Phänomene wie Individualität, Bewußtsein (dessen modische Bezeichnung
cognom ist) und Sozium (Jang and Serra, 2014; Marczylo et al., 2015; Lyko
et al., 2010; Cini et al., 2015; Holman et al., 2016; Marshall and Bredy,
2016).
An dieser Stelle ist der Zusammenhang zu vermerken, der zwischen dem
Atmen, d.h. dem Einbeziehen des Sauerstoffs in innerkörperliche Kreisläufe,
und vielfältigen oxidativen und Reduktionsprozessen besteht, die daraus
56
resultieren, wobei epigenetische Modifikation des Genoms als Teil dieser
Prozesse zu verstehen ist.
Das Selbst ist ein selbstreferenzierendes System, in dem eigene Existenz,
eigene Handlungen, eigene Wünsche und alles, was zum Selbst gehört, als
zu Selbst zugehörig referiert und wahrgenommen wird.
Nach Trauma erfolgt Enttraumatisierung mit entsprechenden Vorgängen wie
Abwehrreaktion und Reduktion, so wie nach der Beschädigung der DNA ein
repair complex gebildet wird und notwendige Reparaturen ausgeführt
werden, wodurch Erbinformation aufgrund vorhandener Information
wiederhergestellt wird. Trauma unterscheidet sich von nicht traumatischen
Einwirkungen durch seine Stärke, weswegen es sich nicht nur im Gedächtnis
einprägt und entsprechende Gedächtnisspuren hinterläßt sondern auch
reparaturbedürftige genetische Brüche und psychische Dissoziationen
verursacht, so wie bei einem Klavier, der beim Tragen fallengelassen wird,
was seine Verstimmung verursacht.
Jede prägende, traumatische Einwirkung verletzt bestehende sinnlichtopologische Einordnung und bewirkt ihre Neuordnung. Das ist die Erklärung
dafür, warum bei Traumatisierten und Ver-rückten der begriffliche
Zusammenhang auseinanderfällt, und erst im Laufe der Zeit und bei
günstigen Bedingungen wiederhergestellt wird. Oder verletztes Ego erfährt
narzisstische Pathologisierung und die Umwertung aller Werte, wie das mit
57
Adolf Hitler geschehen ist, und was in „Mein Kampf“ zum manifesten
Ausdruck gebracht wurde.
Die Überführung linearer Abfolge von Nukleotiden in körperliche Multi–
dimensionalität geschieht mittels Herausbildung von Repräsentanzen, die auf
autokatalytische Weise den Prozess der Repräsentierung beeinflussen. Die
Morphogenese ist dementsprechend die Reproduktion solcher Reprä–
sentanzen, deren Selbstorganisation genetisch und epigenetisch reguliert
wird.
In linearer Abfolge der Nukleotiden in DNA sind nicht nur die Morphogenese,
d.h. die Entfaltung von Strukturen höherer Dimensionalität, enthalten,
sondern auch potenzielle Struktur des Agierens und Interagierens in der
Umgebung. In diesen, als psychogenetische Verhaltensprogramme
bezeichnete Bestandteile des Genoms, die in der Psychogenese evident
werden, sind artspezifische Interaktionsstrukturen gespeichert, wobei das
funktionelle Zustandekommen entsprechender körperlichen Strukturen eine
komplimentär strukturierte Umgebung voraussetzt, die als notwendiger
äußere Teil der Interaktionsstruktur anzusehen ist. Wie bereits an anderer
Stelle erklärt wurde (Poleev, 2006), bilden jede Form und ihre Ungebung
eine Einheit, deren Informationsgehalt zwischen Umgebung und Form
aufgeteilt wird. Überträgt man dieses allgemeingültige Prinzip auf das
Verhalten, so ergibt sich ein Zusammenhang zwischen psychogenetischen
Programmen (logos), Körperstrukturen (bios) und Umwelteinflüssen (topos),
58
die einander ergänzen müssen, um entsprechendes Verhalten und
artspezifische Interaktionsstruktur zu realisieren.
Vereinfacht dargestellt, die Existenz der Luft bzw. des Wassers mit darin
enthaltenem Sauerstoff ist eine notwendige Voraussetzung für das Atmen,
während die Mutterbrust mit der Milch die Voraussetzung für morphologische und psychogenetische Strukturen darstellt, die einem Säugling die
Nahrungsaufnahme ermöglichen. Die schlaffördernde Wirkung der Milch
erklärt sich nicht nur aus der Prägung, die im Säuglingsalter stattfindet,
sondern vielmehr auf ihre stoffliche Zusammensetzung zurückzuführen ist.
Diese spezifische Milchsignatur wird vom Körper erkannt und induziert den
Schlaf. Im Fall des sexuellen Dismorphismus handelt es sich um die
Herausbildung einer Selbst-Umwelt-Interaktionsstruktur, deren Inhalt die
Paarung und Reproduktion sind, und deren Konsequenz die zweite Natur,
das Sozium ist. Den Körper kann man als eine Umgebung für darin
innewohnenden Geist ansehen. Das Streicheln der Haare wird meistens als
angenehm empfunden, was in der Zweckmäßigkeit dieses atavistischen
Verhaltens liegt, und dessen Interaktionsstruktur außer 2 Personen noch
eine Umgebung beinhaltet, in der diverse Exoparasiten leben. Gleichfalls
wurde nachgewiesen, daß die Entwicklung des Immunsystems eine
Umgebung voraussetzt, die diese Entwicklung induziert.
Eine treffende Metapher für beschriebene Verhältnisse ist das Musizieren:
die Musik (das Verhalten) kommt zustande durch die Einwirkung von Finger
des Spielers (die Umwelt) auf Klaviatur des Musikinstruments (der Körper).
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Auf analoge Weise, wie die Musik zustande kommt, wird auch die Sprache
realisiert: Einzelne Tasten des Musikinstruments entsprechen einzelnen
Tönen bzw. Noten, d.h tonalen Frequenzen oder Frequenzspektren, und die
Betätigung der Tasten erzeugen unverwechselbare Melodien, so wie einzelne
Buchstaben bzw. Laute kombiniert werden, um sprachliche Sequenzen, d.h.
Worte hervorzubringen.
Die Umwelteinflüsse sind prädominante Taktgeber der Entwicklung und
körperliches Funktionierens; körperliche Teilautonomie gewährleisten
innerkörperliche Taktgeber. Zu letzten gehören neben physiologischen und
neurophysiologischen Taktgeber psychogenetische Strukturen, die in
psychoanalytischer Theorie als Ich, Es und Über-Ich bezeichnet werden, und
die sich als Regungen und Triebe in der Form von Wunschäußerungen einer
Person oder Willensäußerungen eines Individuums manifestieren.
Psychologie als Phänomenologie des Geistes.
Um die Phänomenologie des Geistes zu verstehen, muß psychologische
Untersuchung notwendigerweise mit seiner Reflexologie befassen, d.h. mit
dem Phänomen der Widerspiegelung, das für das Nervensystem spezifisch
und charakteristisch ist. Zu diesen Reflexen gehören a) angeborene Reflexe,
die, durch spezifische Reize ausgelöst, im Verhalten resultiert, dessen Verlauf
von psychogenetischen Programmen kontrolliert wird, sowie b) erworbene
Reflexe, die sich als Automatismen, routinemäßig ausgeführte Bewegungen
und Abläufe manifestieren, was als innerkörperliche Anpassung auf häufig
wiederholende Umstände oder Umwelteinflüsse anzusehen ist, und in
60
entsprechender Neuorganisierung neuronaler Schaltkreise ihre Entsprechnung findet. Reflexe dienen dem Zweck, das Nervensystem zu
entlasten und die Reaktionszeit zu verringern. Solche adaptive und
zweckmäßige Anpassung kann sich auch entarten, falls Automatismen zum
überwiegenden Anteil des Verhaltens, alltäglicher Handlungen werden. In
letztem Fall besteht die Gefahr, daß die Menschen zu willenlosen Automaten,
zu austauschbaren Ersatzteilen einer durchorganisierten sozialen Maschine
werden.
„Deux dangers ne cessent de menacer le monde: l'ordre et le désordre“, Zwei Gefahren bedrohen die Welt: die Ordnung und die Unordnung, wie das
Paul Valéry treffend formulierte. Zusammenfassende Darstellung neurophysiologischer Grundlagen des freien Willens ist im Buch von Peter Ulric Tse
(2015) enthalten.
Wie das Verhalten zustande kommt, wird fortschreitend aufgeklärt
(Gentilucci and Dalla Volta, 2008; Lindsey et al., 2012; Brown, 2012; Smith
et al., 2013;
Guyenet, 2014; Feldman and Kam, 2015). Aus dieser
Aufklärung ergibt sich ein plastisches Bild, in dem modulare Verhaltensstruktur das Hauptmotiv ist, und demgemäß das Verhalten aus einzelnen
Modulen aufgebaut wird, deren Kombination verschiedene Verhaltensweisen
hervorbringen. So z.B. Sprechen ist ein modulares Verhalten, in dem
Atembewegungen, Zungenbewegungen, Bewegungen, die dem Essverhalten
zugeordnet werden können, mit der Beteiligung sowohl basaler als auch
kortikaler Schaltkreise koordiniert ausgeführt werden. Auf solche
61
koordinierte Weise efüllen einzelne morphologische Strukturen verschiedene
Funktionen in einzelnen modi operandi wie z.B. Nahrugsaufnahmemodus,
Atemmodus, Sprachmodus, Schlafmodus u.a. Die motorische Ausführug
dessen, was als genetisches Verhaltensprogramm vorliegt (Atmungsreflex)
oder situationsbedingt aus bereits vorhandenen Modulen neu zusammengesetzt wird (Sprechen, Essen), die Existenz gewisser Hirnareale
voraussetzt, in denen solche Programme generiert, miteinander kombiniert
und an entsprechende efferente Neuronen übertragen werden.
Atomare Theorie des Verhaltens postuliert das Verhalten, das aus
Verhaltenseinheiten besteht und sich bei deren Kombination in Verhaltensketten organisiert, so wie verschiedene Moleküle in Kettenreaktionen aus
einzelnen chemischen Elementen, d.h. Atomen, zusammensetzen.
Im Laufe der Evolution geschieht Selektion der Moleküle sowohl nach ihrer
Komplimentarität als auch in Bezug auf ihre Fähigkeit, selbstorganisierende
Strukturen zu bilden. Infolge dieser Selektion werden nur solche Moleküle
und supramolekulare Komplexe im Kreis des Lebens aufgenommen, welche
die Aufnahmekriterien erfüllen.
Die Beständigkeit und funktionelle Effizienz des Körpers mit allen seinen
oszillierenden Einheiten, angefangen von Atomen, woraus Moleküle und
supramolekulare Komplexe bestehen, bis zu Organen und
körper-
übergreifenden Taktgeber wie z.B. neuromodulatorisches System, erklärt
sich wellentheoretisch aus Überlagerung der Schwingungen, die summarisch
62
stabiles und zugleich plastisches Verhalten ermöglichen. Eine weitere
unentbehrliche Grundlage dafür ist beständige innenzelluläre und
interzelluläre Kommunikation, wodurch sich der Körper in ständigem innerem
Dialog mit sich selbst befindet. Die innerkörperliche Reflexivität geht mit der
Reziprozität der Beziehungen einher, in welchen der Körper zur Umwelt
steht, und welche sich in bereits erwähnten Interaktionsstrukturen
realisieren.
Aus dem Ineinandergreifen vielfältiger Zyklen, in welche strukturelle
Untereinheiten involviert sind, ergibt sich harmonischer Zusammenhang des
Körpers und reibungsloser Ablauf seiner Funktionen.
Körperliche Komplexität hat auch ihren Preis. Die Verletzung bestehender
Ordnung hat phylogenetisch bedeutenden oder pathologischen Pleiomorphismus zur Folge, was sich in produktiver Weise in der Entstehung
neuer Zelltypen und entsprechender Lebensformen äußert (Herb, 2014) oder
beim Zerfall körperliches Zusammenhangs zu verschiedenen Krankheiten
führt (referiert von Bjornsson, 2015).
Neuronale und psychische Struktur ist nicht nur plastisch, was eine
Anpassung und Verhaltensänderung ermöglicht; sie ist auch labil und
verletzlich. Psychopathische psychosoziale Umgebung wirkt pathologisierend
auf psychische Struktur, deformiert oder in schlimmstem Fall zerbricht sie.
Die häufige Folgeerscheinung solcher Einwirkung sind destruktive psychische
Prozesse, die zur Desorganisation psychischer Struktur führen, so z.B.
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Persönlichkeitsspaltung oder Regression. Bereits anfangs des 20.
Jahrhunderts wurden die Ursachen psychosozialer Pathologie eingehend
analysiert und später entsprechende neurophysiologische Grundlagen
aufgeklärt (Freud, 1921; Bechterew, 1921).
Wie sich eine Person in eigenem Körper oder innerhalb eines Soziums fühlt,
hat Auswirkung auf ihre Psychogenese.
Psychische Struktur, die in der Gegenwart als normal, d.h. nicht pathologisch
bezeichnet wird, ist Resultat der Psychogenese, die, abhängig von
Bedingungen psychischer Entwicklung, verschiedene Varianten hervorbringen kann. Über frühere phylogenetische Formen psychischer
Organisation kann zur Zeit nur spekuliert werden, aber die Analyse
psychischer Pathologien und die Ergebnisse der Verhaltensforschung sowie
ethnologische Vergleiche können in dieser Hinsicht hilfreich sein, um
evolutionäre Vorstufen zu verstehen und zu rekonstruieren.
Wie auch in der Morphogenese, sind für korrekte Psychogenese
bestimmende Gradiente wichtig, die in psychogenetische Struktur der
Erwachsenen übergehen, und deren Ausfall zu Ausfällen psychischer
Funktionen oder zu psychischen Mißbildungen resultiert, so wie Defizite oder
Störungen der Morphogenese zu Ausfällen körperlicher Funktionen und zu
körperlichen Mißbildungen führen. So z.B. die Willenlosigkeit ist das Ergebnis
des schwachen Ichs, das infantile Wünsche äußert, eine Entsprechung oder
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Ersatz für Mutterbrust in der Umgebung sucht und findet, und ständig damit
beschäftigt ist, sich mit gefundenem Ersatz zu sättigen.
Die Willenlosigkeit ist die Folge unterlassener Willenseinwirkung der
Erwachsenen, die meistens mit sich selbst beschäftigt sind und aus diesem
Grund vergessen, adäquate Vorbilder für das Kind zu liefern, weswegen er in
dieser Hinsicht sich selbst überlassen wird, und in der Regel aus eigener
Kraft die Herausbildung entsprechender Fähigkeit nicht zustande bring. Die
sich selbst überlassene Kinder erfahren eine Vernachlässigung, woraus
defekte Charakterbildung resultiert, obwohl sie angeblich von ihren Eltern
mit allem möglichen versorgt werden. Diese Überversorgung mit allem
möglichen außer notwendiger menschlicher Zuwendung ist die Hauptursache
für die Gefühllosigkeit multimedialer Generation, deren Kommunikationsfähigkeit an starre, automatische, smartphonähnliche Muster angelehnt ist,
und in denen nichts menschliches vorkommt. Der Ausfall der Zuwendung
und Willenseinwirkung verursacht psychisches Durcheinander, in schlimm–
stem Fall fuhrt das zur unumkehrbaren Festigung psychopathischer
Persönlichkeitsstruktur.
„Die Machtlust ist nur das Symptom einer echten Geisteskrankheit, die auf
dem Verlust der Autonomie beruht“ (Gruen, 1987; Stone, 2006; Wirth, 2006;
Volkan, 2006; Buckholtz et al., 2010; Richter, 2014; Watanabe and
Yamamoto, 2015).
65
Die Wunschäußerungen erwachsener Säuglinge ersetzen die Willensäußerungen, und anstelle von Entscheidungen und Handlungen eines
vollbewußten Individuums sind sie nur imstande, psychogenetische
Programme aus dem Es in ihr unterentwickeltes Bewußtsein zu befördern
und sie in ihrer Umgebung zu kommunizieren. Eine regrediente Lust–
gewinnung ist die Befriedigung infantiler Wünsche auf Umwegen an eine
regulierende, überprüfende Instanz, die entweder nicht ausgebildet oder
gehemmt ist, was in gewissenloser und kritikloser Selbstbefriedigung
resultiert, wie z.B. Selbstbereicherung auf Kosten von anderen, worüber in
der Beamtenrepublik die Rede ist (Poleev, 2015b).
Das Konzept der Staatsgewalt entstammt der Vorstellungen der Wilden,
während sie mit ihren Familienangehörigen sowie mit allen übrigen innerhalb
der Sippe, die ihnen unterlegen waren und keinen Widerstand leisten
konnten, auf die Art und Weise umgegangen sind, wie das mit den
Nutztieren üblich war. In Schutz zu nehmen bedeutete und bedeutet immer
noch heute nichts anderes als zu dominieren und nach Belieben mit denen,
die in Schutz genommen wurden, umzugehen. Solche archaischen
Vorstellungen fanden Ausdruck in religiösen Texten, wie z.B. im Alten
Testament, in dem ein Biblischer Gott das Bibelvolk beherrscht und bestraft,
wie ihm zumute ist: „Gottes Wille ist unergründlich, und man muß ihm
beugen wie dem Schicksal“ - so hieß es lapidar. Die alttestamentarischen
Passagen über die Unbegreiflichkeit Gottes und Unergründlichkeit seiner
Wege werden in verschiedenen Gesetzestexten sinngemäß wiedergeben, so
im Artikel 20 des Deutschen Grundgesetz, demnach alle Staatsgewalt vom
66
Volke ausgeht, wobei das Gewaltmonopol dem Staate obliegt. Der Staat in
Person zahlreicher Staatsdiener betreibt Schutzgelderpressung erhebt Steuer
und erlässt Gesetze, die für das Staatsvolk, das unter dem Schutz des
Staates gestellt wird, obligatorisch und zu befolgen sind. In dieser Hinsicht
unterscheidet sich jeder Staat konzeptuell nicht von altertümlichen
Despotien vorchristlicher Zeit, deren einzige Grundlage und Begründung die
Machtbestrebung bis zu Machtbesessenheit selbsternannter Despoten war.
Die Ödipus-Sage veranschaulicht gleichfalls, zu welchen schlimmen
Konsequenzen die Verlagerung innerer Realität nach außen führen kann: Die
Kämpfe, die sich im Inneren abspielen, toben dann in der Wirklichkeit,
fordern ihre Opfer und vermehren das Leid. Nachdem innere Realität nach
Links gezogen wird, folgt die Pervertierung zwischenmenschlicher
Verhältnisse, und alles kommt durcheinander. Ist das nicht eine Erklärung,
wie das Böse in die Welt kommt?
Lust, Unlust, Verlust.
Die Entdeckung eigenes Körpers vollzieht sich in Jahren des wiederholten
Abtastens, Ausprobierens und Interagierens, wobei im Laufe dieser
Untersuchung diverse Lustquellen erfahren werden, die eine sinnlichtopologische Entsprechung im Hirn finden und vermutlich auf der Karte
körperlicher Repräsentationen als solche eingetragen und betont werden.
Erfährt das Kind Schmerz, Unwohlsein, oder Scham, die einzelne Körperteile
betreffen oder mit solchen assoziiert werden, hat das Auswirkungen auf
entsprechende Körperrepäsentanz. Aus erklärtem Grund muß man
67
annehmen, daß die Kastrationsangst keine so große und universelle
Bedeutung hat, die ihr beigemessen wird. Vielmehr entstehen solche Ängste
bei erfahrener Verletzungen oder Einbildung solcher Verletzungen oder bei
Befürchtung eines Verlustes. Sicherlich manifestiert sich die Kastrationsangst
öfter in Familien, in denen, einer irrtümlicher Tradition folgend, die
Beschneidung der Penisse vorgenommen wird. Weibliche Personen können
öfter als männliche Personen von Kastrationsangst betroffen sein, nachdem
sie bei sich die Abwesenheit eines männlichen Gliedes feststellen.
Daher ist Kastrationsangst als spezifischer Fall der Verlustangst anzusehen,
die in verschiedenster Formen und Ausprägungen fast immer vorhanden ist,
und bezieht sich auf Objekte, Körperteile und Personen.
Die Menschen, wie auch viele andere Tiere, haben einen weichen Körper:
Sie sind von Geburt aus nackt und schutzlos. Das prägt entscheidend ihr
Verhalten: Sie versuchen, sich zu schützen. Aus diesem Grund graben sie
Löcher im Boden, wo sie ungestört schlafen können, oder, wie bei Menschen
der Fall ist, bauen Grubenhütten, Häuser, Fahrzeuge, entwickeln kulturelle
Umgebung und tragen Kleider. Kleidung ist die zweite Haut, die allerdings
nicht nur die Funktion einer Schutzhülle erfüllt: Sie exponiert geheime
Wünsche der Träger, ihre innere Welt, dient als Tarnung oder als Werbung.
Kein Tier der Welt kann so oft häuten, wie das die Modebranche von ihren
Konsumenten verlangt. Der Körper selbst ist eine Hülle für die darin
lebenden Zellen, insbesondere für die Eizellen und Spermatozoiden, deren
Reproduktion eigentlichen Sinn und Zweck körperlicher Existenz und seiner
68
verzweigten Organstrukturen darstellt. Die Gameten bestimmen viel mehr
als alle anderen Zellen das Grundmuster unseres Verhaltens.
Die Äußerungen des infantilen Eros, die S. Freund als anale, orale, und
genitale Phase frühkindlicher psychischer Entwicklung bezeichnete, sollte im
Kontext der Aufforderungen der Körperhygiene und der Ökonomie des
Lustgewinns neu interpretiert werden. Grundsätzlich sind 2 mögliche
Entwicklungen in dieser Hinsicht realisierbar: entweder wird der Körper als
Gefängnis und Zuchthaus oder als Lustschloß empfunden und wahrgenommen und entsprechend der Wahrnehmung und Empfindung realisiert.
Der gesunde, innewohnende Narzissmus alias Selbstliebe, der zu
immanenter Grundausstattung und zu Wesensmerkmalen jedes Ichs gehört,
bedeutet lustvoll besetztes Ich, das innere Lustschloß. Ein prognostischperspektivisch optimistischer Entwurf des Selbst motiviert in reziproker
Weise wie selbsterfüllende Prophezeiung. Im Gegenteil dazu, wirkt ein
abschreckendes, mit der Angst und mit enttäuschender Erwartung belegtes
Selbstbild hemmend und hat persönlichen Rückzug zur Folge, was
Regression und Rückbildung des Ichs verursacht.
Lustökonomie.
Das Zusammenspiel von Lust und Unlust, das in begrifflichem Gebäude der
Psychoanalyse vielseitig aufgeklärt wird, findet seine Entsprechung in der
Funktion neuraler Strukturen, in denen die Quantitäten der Lust oder Unlust
produziert werden, und von wo sie verteilt werden. Eine fast unerschöpfliche
69
Quelle der Lustsubstanz Dopamin befindet sich im Stammhirn, und zwar in
Ventralem Tegmentum, Nucleus arcuatus, Substantia nigra, und von dort
projizieren dopaminerge Neurone in Präfrotalen Kortex, Nucleus accumbens,
Amygdala, Hypophyse und Striatum über mesokortikale, mesolimbische,
tuberoinfundibuläre und nigrostriatale Bahnen. Die Auslöser und Empfänger
mesokortikaler und mesolimbischer Subsysteme des Hirns, die über
entsprechende Bahnen miteinander verbunden sind und kommunizieren,
sind Bestandteile dopaminerges Belohnungssystems, wodurch sinnlichtopologische Zuordnung der Glücksgefühle geschieht.
Es ist anzunehmen, daß gleiche Instanzen, die bei der Prozessierung von
Lust und Unlust beteiligt sind, in psychische Prozesse involviert sind, die in
der Psychoanalyse als Primär- und Sekundärvorgänge bezeichnet werden,
und deren Zustandekommen entsprechend mit Lust- und Realitätsprinzip
erklärt wird. Die Funktion des Belohnungssystems entspricht dem
Lustprinzip, die Lustquantitäten sind das Geld, womit das Verhalten belohnt
wird, die Unlust bedeutet Geldentzug oder -Verlust, und die Empfindungen,
die aus Drogenkonsum resultieren, sind eine Art Falschgeld (Tuesta and
Zhang, 2014). Ob Schmerz als Lust oder Unlust empfunden wird, wird
vermutlich im Belohnungssystem entschieden (Spitzer, 2012c, 2016a).
Dennoch ist das Verhalten nicht nur von der Lust bestimmt, und das, was
jenseits des Lustprinzips liegt, war gleichfalls der Gegenstand der
Untersuchung von S. Freud (1920), wobei kriegerische Handlungen sowohl
der Ausgangspunkt dieser Untersuchung waren als auch auf ihre Ergebnisse
70
auswirkten, infolge dessen, wie ich bereits vermerkte, die Gedankenfolge,
die zum Manuskript über Narzissmus führte, abgebrochen wurde. Von
Grausamkeiten des Krieges beeindruckt, befasste sich S. Freud mit den
Ursachen destruktives Verhaltens, was er, im Gegensatz zu lebensbejaenden,
vitalen Trieben als Todestriebe bezeichnete. In dieser Gegenüberstellung
wurde übersehen, daß Todestrieb, heute als Apoptose bekannt, einen
notwendigen Teil des Lebenszyklus darstellt. So z.B. trennt sich eine
Eidechse von ihrem Schwanz, um ihr Leben zu retten. Der Körper erneuert
sich und beugt krankheitsauslösende Entartung vor dank täglichem
Absterben von Millionen von Zellen. Der Tanatos ist kein Gegensatz zum Eros
allein schon aus dem Grund, weil das Spermium jedesmal stirbt, wenn er in
die Eizelle übergeht, geschweige denn das Massensterben aller übrigen
Spermien, die diese Fusion nicht vollzogen haben. *
Die Lust ist ein Motiv, um sich zum Objekt der Lust fortzubewegen oder sich
fortzupflanzen; somit kann in dieser ursprünglichen Bewegung positive
taxische Reaktion identifiziert werden. Die Gegenbewegung ist von der Angst
bestimmt, zu sterben, wenn man aus der Gefahrenzone nicht wegkommt,
oder die Umgebung nicht erreicht, die für das Fortbestehen existentiell ist.
Daher ist der Gegensatz zur Lust und zum Eros der Phobos, die Angst.
Dieser Gegenüberstellung entsprechen enge Verhältnisse, d.h. situationsbedingtes Zusammenwirken oder Gegenwirken zwischen Zentren der Lust
und Angst, Eros und Phobos, Himmel und Höhle, die reziprok im
mesolimbischen System miteinander verbunden sind. Das es sich beim
71
Amygdala um das Zentrum handelt, in dem Angst, Unbehagen und übrige
negative taxische Reaktionen prozessiert werden, gilt als gesichert (Feinstein
et al., 2011; Stuber et al., 2011; Murray et al., 2014; Land et al., 2014;
Lalumiere, 2014; Riga et al., 2014; Wassum and Izquierdo, 2015; Li et al.,
2015; Weymar and Schwabe, 2016; Kragel and LaBar, 2016; Heller et al.,
2016).
Angst ist Reaktion auf Gefahr, die vermieden werden soll. Vielfältigen
Angstformen entsprechen verschiedene Reaktionen zur Vermeidung der
Gefahr: flüchten, verstecken, erstarren, verteidigen, angreifen (aggression,
regression, subversion, paralysis), die sich ins Pathologische entarten, wenn
die Vermeidungsreaktion behindert wird (Freud, 1926; Fonagy, 2006; Milch,
2006; Yu et al., 2014; Malki et al., 2016; Golden et al., 2016; Liu et al., 2016;
Khalsa et al., 2016).
Es gibt mehrere Erklärungen für die Selbstverliebtheit des Ichs. Einerseits,
die Selbsterhaltung erfordert entsprechende Selbstachtung und Selbstfürsorge. Andererseits, wie oben erklärt, optimistisches Selbstbild und
progressive Psychogenese beeinflussen einander in positiver Weise (Anna
Freud, 1936; Deyoung, 2013; Shakeshaft et al., 2015). Drittens, im
narzisstischen Kosmos dreht sich alles um das Selbst, und aus verschiedenen
Instanzen des Selbst besteht die Spieltruppe der Wunscherfüllungsträume,
deren Hauptmotiv die Selbstbejaung, Selbstbestätigung und Selbst–
belohnung ist. Viertens, es gibt ergonomische Ursachen für die Selbstliebe
bzw für die Selbstverliebtheit des Hirns: Nur 2% des Körpergewichts
72
entfallen auf das Gehirn, aber es erhält 15% des gesamten Blutstroms, den
das Herz-Kreislauf-System liefert, und es verbraucht 25% der Glukose sowie
20% des Sauerstoffs, die dem Organismus im Ruhezustand zur Verfügung
stehen, wobei jede Denktätigkeit diesen anteiligen Verbrauch noch erhöht !
Das Lustschloß des männlichen Körpers wird zum fantasierten Ersatz eines
ideelen Körpers, in dem die Möglichkeit, die infantilen und adoleszenten
Bedürfnisse zu befriedigen, welche zum Teil nur männlicher, zum Teil nur
weiblicher Körper bietet, zu einer Einheit verschmolzen sind, und deren
Körperteile eine mehr oder weniger passende Verwendung finden, u.a. als
Spielobjekte. So z.B. werden männliche Brustdrüsenansätze oder der Penis
zu Orten der Zungenbetätigung, welche milchsaugende Bewegungen
rekapitulieren, oder der Anus zum phantasierten Ersatz der Vagina. Die
Körperrepräsentanzen eines narzisstischen Eroten erfahren eine Neubewertung, und ganzkörperliche Repräsentanz wird somit neu strukturiert.
Ein perfektes Liebesverhältnis führt man bekanntlich nur mit sich selbst. „In
die gleiche Richtung weist übrigens, daß einige Platoniker den NarzissmusMythos als Symbol für die Selbstgenügsamkeit der vollkommenen Liebe
verstehen: Diese Beziehung ist erkennbar noch in Freuds Gleichsetzung des
„Liebestriebs“ mit dem platonischen Eros.“ (Laplance, 2006)
Jede sexuelle Handlung ist eine Selbstbefriedigung, und in jedem Liebesakt
liebt man in erster Linie sich selbst, während andere Körper als Mittel zum
Zwecke der Erzeugung von Lustempfindungen benutzt werden. Daher sind
73
die Liebe zum äußeren Objekt sowie Zuneigung und Empathie spätere
Abkömmlinge ursprünglich ungeteilter Selbstliebe, deren Überwindung und
Teilung im Gebot der Nächstenliebe gefordert wird. Die Fähigkeit, die
Eigenliebe zu teilen bzw, zu verteilen, bedeutet nichts anderes, als die
Inklusion der Objektrepräsentanzen in den Wirkungskreis des Ichs, wodurch
das Ich einen Zuwachs, eine Ausdehnung erfährt, ohne die Grenzen
zwischen Ich und Objekt aufzuheben oder sie zu überschreiten. Falls aber
solche Repräsentanzen vom Ich abgespaltet werden, d.h. von der
Versorgung mit der Lust ausgeschlossen werden, sind sie dazu verdammt,
ihr tristes Dasein im mentalen Raum außerhalb des Ichs zu führen, versinken
in die Gewässer von Acheron, werden zu Abbilder toter Dinge, zu abstrakten
Begriffen, denen Liebe entzogen wurde und mit denen keine gefühlsmäßigen
Beziehungen unterhalten werden, mit anderen Worten, sie erfahren geistige
Verarmung wie vernachlässigte Kinder, denen mütterliche Fürsorge und
Liebe entzogen wurde.
Was Mutter dem Säugling vor seinen Augen hält ist ihr eigenes Gesicht und
darüber hinaus noch die Widerspiegelung emotionaler Zustände des
Säuglings: In dieser Interaktion und Widerspiegelung emotionaler und
mentaler Zustände werden Grundsätze interpersönlicher, sozialer Kommuni–
kationsfähigkeit festgelegt. Die Physiognomie, die Mimik der Mutter prägt
sich ins Gedächtnis des Zuschauers ein, und dient später als Vorlage, um
mentale Zustände anderer Menschen zu erkennen und mitfühlen zu können,
was als Einfühlvermögen bezeichnet wird.
74
Die allererste Liebe ist die Mutter, und aus diesem Liebesverhältnis gehen
alle andere Liebesverhältnisse hervor. In dieser ersten Liebesbeziehung wird
die Interaktivität und Intersubjektivität jeder Beziehung erlernt: Aus
interpersönlicher Interaktion entsteht zuerst eine Repräsentanz der Mutter,
und aus internalisiertem Mutter-Selbstobjekt gehen durch Identifikationen
innerpsychische Strukturen hervor. Das Bedürfnis, zu lieben und geliebt zu
werden, wird, nachdem erste Liebe zu Ende geht, in anderen Beziehungen
realisiert.
Primäre Interaktionsstruktur der Mutter-Kind-Beziehung kann auf andere
Beziehungen übertragen und sowohl im homosexuellen als auch im
heterosexuellen Verhalten realisiert werden. Dabei kommt es an die Wahl
des Objektes an, das libidinös besetzt wird. Diese Wahl wird aber nicht in
der Adoleszenz sondern im frühen Kindesalter getroffen.
So wie im Prozess der Konditionierung das Immunsystem lernt, zwischen
eigenem und fremden Körper zu unterscheiden, so ist die Person davon
abgeneigt, ihre Familienangehörige als Objekte sexueller Betätigung zu
betrachten. Aus diesem Grund gibt es im Normalfall keine inzestiöse
Regungen und Bindungen, es sei den, der reguläre Ablauf familiärer
Verhältnisse wird durch widersinnige Handlungen der Erwachsenen unter–
brochen, was als pathogene Abweichung und Störung im Psychischen
geprägt wird, und in weiterem psychogenetischem Verlauf zur Entstehung
psychischer Pathologien, wie z.B. Wiederholungszwang, resultieren kann.
75
Welche Beziehungen eine Person nach der Erreichung des reproduktiven
Alters eingeht oder zu eingehen versucht, bestimmen die Umstände ihrer
Psycho- bzw. Psychopathogenese, d.h. ausschließlich epigenetische
Faktoren, nachdem entsprechende Voraussetzungen und Prädispositionen im
Verlauf morphogenetischer Entwicklung entstanden sind. Der Prototyp der
Sexualität wird im Kindesalter geprägt, und spätere Wahl der Sexualobjekte
entspricht dieser Prägung (Imprinting).
Ich kann immer noch gut daran erinnern, welche Freude mir freund–
schaftliche Beziehung mit gleichaltrigem Kind im Kindergarten bereitete, mit
dem ich mich lustvoll an den Raupen und anderen Insekten betätigte,
während ich mit ihm spielte und seine Wesenszüge bewunderte. Auf der
Gelände des Kindergartens entdeckte ich eine Stelle, wo dickförmige Larven
in der Erde lebten, woraus sich männliche und weiblich Nashornkäfer
entwickelten. Unzweifelhaft stammt aus dieser Zeit meine Interesse für
Entomologie, die später in meine berufliche Beschäftigung überging.
Erwähnenswert in diesem Zusammenhang, daß, wenn ich mich richtig
erinnere, mein damaliger Spielkamerad Жуков hieß, was im Deutschen dem
Käfermann entsprechen würde.
In meinem Freund aus der Kindheit fand ich offensichtlich eine spiegel–
förmige Entsprechung meines Selbst, eine Vorstellung, die sich in perfekter
Anpassung unserer asexueller Interaktion bestätigte. Es war eine prägende
Erfahrung zur richtigen Zeit, die ihre Spuren im Gedächtnis hinterließ, und
vermutlich eine nicht zu unterschätzende Rolle in späterer Objektwahl
76
spielte. Wie der Traum vom 1.03.2015 veranschaulicht, handelt es sich bei
gleichgeschlechtlicher Objektwahl in diesem Fall um narzisstische Selbst–
widerspiegelung im Alter von etwa 5-6 Jahren, und darüber hinaus noch um
die Vermischung der Selbst-Objektbeziehungen infolge Projektion des Selbst
auf männliche Objekte sowie Introjektion männlicher Objekte, deren
Bestandteile zum Teil der Selbstrepräsentanz geworden sind. Diese
innerpsychische Vorgänge, welche im Traum zum manifesten Ausdruck
kamen, formulierte S.Freund (1914) folgendermaßen: „Man liebt, was man
selbst ist, was man selbst war, sowie die Personen, die ein Teil des eigenen
Selbst waren.“
Im Unterschied zum geschilderten Fall, besteht in der Päderastie die
Fixierung auf das Alter gewählter Objekte fort, so daß keine Aktualisierung
dieser Objektrepäsentanzen stattfindet. Wegen dieser Asynchronität und
Adaptationsverlust durch den Ausfall adäquater Indizierung früherer
Eindrücke im Gedächtnis, kann man päderastische Neigung als eine mehr
oder weniger ausgedehnte mentale Zurückgebliebenheit und päderastische
Regung als regressive Zwangserinnerung bewerten. In anderen Aspekten
ihrer Charakterpathologie unterscheiden sich solche Personen unwesentlich
von anderen Infantilen mit psychopathischer Persönlichkeitsstruktur, worüber
an anderer Stelle ausführlich berichtet wurde.
Aber auch eigener Körper wird weniger wahrgenommen und gerät teilweise
in die Vergessenheit, solange seine lebenserhaltenden Grundfunktionen
reibungslos ablaufen, und sobald nicht zu deren Unterbrechung kommt, was
77
als Selbstverlust empfunden wird und die Angst um die Selbstbeherrsch–
barkeit weckt. Neue Herausforderungen und Aufgaben können den Zustand
der Selbstvergessenheit unterbrechen und zur Erweiterung des Bewußtseins
führen. Eine paranoidale Entgleisung dieses inneren Wachstums ergibt sich
in Situationen, in denen der Prozess der Wiederherstellung der Selbst–
beherrschbarkeit in regressiver Weise als zwanghafte Selbstüberwindung
bewältigt wird. Aus erklärtem Grund sollten die Kinder wie auch Erwachsene
mit intellektuellen Aufgaben konfrontiert werden, und nicht nur mit
sportlichen, insbesondere gemeinschafts-sportlichen, bei denen die Spieler in
ödipale Konkurrenzkämpfe verwickelt werden, welche regressive Tendenzen
verstärken.
Wenn innere oder auch äußere Realität in die Schieflage gerät, erlaubt der
Realitätssinn, ähnlich wie der Gleichgewichtssinn, diese Schieflage
wahrzunehmen. Diese Wahrnehmungs- und Unterscheidungsfähigkeit bedarf
einer Vorstellung von der Norm, die sich offensichtlich in einer Struktur
gründet, die ein Etalon der Norm, der Normalität darstellt. Dieses
immanente Referenzwertesystem mit entsprechenden molekularen
Detektoren und Indikatoren entstehet im Laufe der Evolution infolge der
Anpassung an die Umweltbedingungen und der Interaktion mit und in dieser
Umwelt. Die Ergebnisse dieser Anpassung und Interaktion summieren sich
im Genom, das als Informationsträger fungiert, in dem auch die Abfolge
phylogenetischer Ereignisse eingeprägt ist. In Ontogenese, deren Inhalt
morphologische und psychogenetische Entwicklung ist, geschieht Rekon–
struktion phylogenetischer Entwicklung, die mit der Ausformung eines
78
Individuums endet. Die Reproduktion des biologischen Individuums hat zur
Voraussetzung seine sexuelle Reife, während psychogenetisch vestandenes
Individuum für seine Reproduktion die Zeit und das Vermögen braucht, um
die kulturelle Hinterlassenschaft zu erwerben und sie weiterzugeben. Die
Verzögerung sexueller Reife bei Menschen im Vergleich zu Affen erklärt sich
aus dieser Notwendigkeit (näheres darüber erfährt man von Manfred Spitzer,
2016c; Caroline Ross, 2003; Karen Strier et al., 2010; Patrick Onyango et al.,
2013; Lee and Lee, 2001).
Die menschliche Sexualität ist ein Beispiel dafür, wie epigenetische
Modifikation genetische Prädisposition beeinflussen und beliebig viel
Variationen des Sexualverhaltens hervorbringen kann. Das, was anscheinend
physiologisch, morphologisch und reflektorisch festgelegt ist, lässt viele
Abweichungen zu, die in vielerlei Hinsicht vorteilhaft und evolutionär wertvoll
sein können und sich tatsächlich als solche erweisen.
Das parasitische Verhalten ist angeboren: Der Mensch beginnt sein Leben als
Endoparasit im Mutterleib, und setzt es nach der Geburt als Exoparasit fort.
Erst im Laufe der Jahre und mit intellektueller Reifung entwöhnt er sich
allmählich, auf Kosten anderer zu existieren. Aber einige lernen es nie, ein
selbständiges Leben zu führen, und stattdessen entwickeln und probieren sie
immer neue Möglichkeiten und Strategien, um eine parasitische Lebensweise
fortzuführen, wie bereits früher erläutert wurde (Zimmer, 2000; Poleev,
2011, 2012a, 2012b).
79
Das Kind ist ein durchaus egoistisches Wesen, und erst langsam, im Zuge
der Sozialisation, begreift es die Vorteile, welche ein altruistisches Verhalten
mit sich bringt. Solange der Mensch versorgungsbedürftiges Kind bleibt, ist
er nicht imstande, altruistisch zu handeln, erst später kann er altruistisch
erzogen werden oder infolge von Umständen selbst zur Versorger werden:
In dieser Rolle ist der Heranwachsender oder Erwachsener gezwungen oder
veranlasst, zu teilen oder im Dienst anderer Personen zu stehen.
In frühkindlicher Wahrnehmung wird die Mutter mit infantiler Selbstverständlichkeit als Eigentum betrachtet, und alle anderen Personen und
Objekte, die störend sind oder den Verdacht erwecken, die gleichen
Eigentumsansprüche auf die Mutter zu erheben, werden als feindlich
empfunden. Die baulichen Elemente der Siegessäule in Berlin symbolisieren
die Konkurrenzkämpfe um die Mutter, und die Säule gipfelt erwartungs–
gemäß in vergoldeter Darstellung der Mutter als Engel.
Im Film The good son (1993) wird die Auswirkung psychogenetisches
Programms, das für genanntes Verhalten verantwortlich ist, veranschaulicht.
Jede Mutter hat nur 2 Brüste, und kann abwechselnd nur diese 2 Brüste
einsetzen, um einen Säugling zu ernähren. Wenn sie mehr als ein Kind auf
einmal zur Welt bringt, verringert das die Überlebenschancen für alle
Neugeborene. Aber auch nach dem Beenden von Stillen hängt das
Überleben der Kinder von mütterlicher Fürsorge ab, und jedes weitere Kind
in den nächsten 10 bis 15 Jahren nach der Geburt des ersten erschwert
diese Aufgabe. Die Überlebenschancen und die Lebensqualität der
80
Nachkommenschaft stehen also in direktem Verhältnis zum reproduktiven
und fürsorglichen Verhalten der Eltern, und dieses Verhältnis findet seine
Entsprechung im Genom.
Eltern, die ein Kind nach dem anderen in die Welt setzen, handeln
unverantwortlich gegenüber ihrer Kinder und der Gemeinschaft, und somit
verhalten sie sich unvernünftig und asozial, wie bereits an anderer Stelle
erläutert wurde (Pädophilie).
Obwohl im Alter von 5 Jahren die Interesse am sexuellen Verhalten und
altersgemäße Betätigungen ihren ersten Höhepunkt erreicht, was als
phylogenetische Überbleibse in Ontogenese aufzufassen ist, wie vorher
bereits erklärt wurde, hat das Kind in diesem Alter noch keine Möglichkeit,
sich sexuell auf erwachsene Weise zu betätigen, und hat noch nicht die
mentale Reife, die notwendig wäre, um sich vorzustellen, was eine solche
Betätigung bedeutet, wie sie zu realisiert ist, und zu welchen Konsequenzen
sie führt. Aus diesem Grund waren frühere psychoanalytische Interpretationen frühkindliches Verhaltens in diesem Punkt falsch, als sie,
ausgehend von theoretischer Vorstellung, im Kind ausschließlich einen
Ödipus sahen und in ihm einen Narziss vernachlässigten. So äußert sich
Anna Freud (1936) zu Tierphobie des kleinen Hans, worüber S. Freud (1909,
1926) berichtete. Aus erklärten Gründen, handelt es sich nicht um die
Eifersucht, weil das Kind seinen Vater als einen Rivalen nach dem Vorbild
des Königs Laios empfindet, sondern weil das Kind jede Person, die auf eine
oder andere Weise die Mutter für sich beansprucht, darin verdächtigt, ihm
81
die Mutter und somit die mütterliche Fürsorge zu rauben, zu stehlen. Und
falls solche Personen noch im Bett zusammen mit der Mutter ihre Zeit
verbringen, werden sie höchstens daran verdächtigt, sich als Säuglinge am
Brust der Mutter zu bedienen. Entsprechende Verschiebung der Angst auf
verunglücktes Pferd erklären sich dann als die Vermischung väterlicher
Repräsentanzen mit denen des Pferdes, wie das im Traum bei der
Ausbildung von Chimären oft geschieht aufgrund der Kombinierfähigkeit
einzelner Elemente im Pool der Repräsentanzen.
Das Kombinieren selbst ist ein Spiel, das einerseits die Funktion erfüllt, die
Situationen im Spiel zu modellieren, ein situationsbedingtes Verhalten im
Spiel zu erlernen, andererseits erlaubt es, sich in verschiedenen Rollen zu
versetzen. Beim Verhalten des siebenjährigen Hans, dem Löwenbesitzer, und
zehnjährigen Knaben, dem Zirkusdirektor, handelt es sich gleichfalls um ein
Rollenspiel, in dem sich Realität mit Phantasie vermischen. Die Kinder
ergreifen oft die Flucht in die Phantasie, in ein Wunderland, das ihnen als ein
Realitätsersatz dient, um die Wirklichkeit zu entkommen und ihre
Komplexität auf diese Weise zu reduzieren (Bettelheim, 1976).
Die Aufgabe der Psychoanalyse besteht in solchen Fällen darin, diese Inhalte
aufzuklären und dem Kind zu helfen, das, was er durcheinanderbrachte
(engl. dislocated), wieder zu ordnen, in richtiges Verhältnis zu bringen.
Aber auch Erwachsene, die nicht zu psychischen Individuen geworden sind,
nutzen kompensatorische Funktion der Phantasie, um ihre Identität zu
82
erfinden, um die Flucht aus der Wirklichkeit zu begehen, oder die
Wirklichkeit in ihrer Phantasie umzugestalten, d.h. die Wahrheiten zu
verdrehen (prevarication).
Anna Freud erwähnt in der oben genannten Abhandlung die Fälle, in denen
„unter dem Eindruck ... eines plötzlichen Objektverlustes leugnet [das Ich
des Individuums] den realen Tatbestand und ersetzt ein Stück unerträglicher
Wirklichkeit durch die Produktion eines erwünschten Gebildes.“ Diese
Interpretation des Geschehens ist nicht korrekt, weil es sich nicht um eine
produktive Phantasie, wie sie in den Identitätsspielen der Kinder oder im
Traum vorkommt, sondern um eine Objektrepräsentanz handelt, die ihre
Aktualität trotz des Verschwindens des realen Objekts behält.
Das Wahngebilde der Erwachsenen kommt aus anderen Gründen, als die
von Anna Freud erwähnten, zustande. Einerseits, aufgrund der Verwirrung,
die in den Köpfen meisten Personen entsteht, weil sie nie lernen, logisch und
konsequent zu denken, und mit Begriffen gemäß ihrer Natur umzugehen. In
ihren Köpfen verirren sie sich ständig und permanent wie in einem
Labyrinth; diesen permanenten Verwirrungszustand begünstigen noch
Begriffe, die eine verwirrungsstiftende Wirkung haben, wie z.B. Gott und
Demokratie, oder auch Wahnsysteme, wie z.B. Katholizismus und
Nationalsozialismus. Andere Umstände und Bedingungen erleichtern oder
provozieren das Aufkommen des Wahns: Zu solchen wahnauslösenden oder
begünstigenden Faktoren gehören Tabakrauchen, Bierkonsum, Monotonie
und Sinnlosigkeit der Arbeit und andere. An dieser Begünstigung des Wahns
83
hat sich in Bayern, dem Heimatland von NSDAP, SS, SA und CSU, bis heute
kaum etwas geändert. Der Irrsinn der Realität ist dort zu einem
Dauerzustand geworden, weil, einerseits, die Teilnehmer diesen Wahnsinn
verinnerlichen, andererseits, exponieren sie seine Wesensmerkmale und
tragen mit ihrem irren Verhalten zur Aufrechterhaltung psychosozialer
Pathologie bei.
Andererseits, verfallen die Erwachsene oft in den Wahn aus Vernachlässigung der Pflicht, sich geistig weiter zu entwickeln, ihr mentales
Apparat für Denktätigkeit zu stärken, um nicht in infantilem Zustand des
Geistesschwäche zu verbleiben. Diese stetige geistige Übung ist notwendig,
um perzepierte Information zu ordnen, und weil ohne diese Ordnung die
Innenwelt in Unordnung gerät und auseinanderfällt. Die wesentlichen
Begleiterscheinungen des Wahns kommen immer wieder zum manifesten
Vorschein und äußern sich in der Reduktion der Wahrnehmung, des
Weltbildes, zwischenmenschlicher Beziehungen und im Rückzug aus der
Realität durch vielerlei Einschränkungen. Wie nicht schwer zu erraten ist,
steht hinter solchen symptomatischen Erscheinungen ein neurophysio–
logischer Schutzmechanismus, der emotionale Überreizung und Reiz–
überflutung im Allgemeinen verhindert. Die Überflutung mit Information
bewirkt Reduktion der Aufnahmefähigkeit, und je reduzierter die Aufnahme–
fähigkeit selbst ist, desto schneller geschieht die Reduktion. Nicht zufällig
spricht man im Zusammenhang mit Intelligenz über die Bewußtseins–
erweiterung, welche eine wichtige Voraussetzung für die Aufnahmefähigkeit
darstellt, weswegen Intelligenz und Wahn gegensätzliche Begriffe sind und
84
sowohl begrifflich als auch zustandsmäßig einander ausschließen, wie bereits
erläutert wurde (Poleev, 2013-2014).
Die altgriechische Sage, weil sie zumeist mündlich überliefert wurde, war
keine ausgedehnte Anekdote, die zum Zwecke der Unterhaltung erzählt
wurde, sondern eine sprachliche und mnemotechnische Übung, was ihr
Fassungsvermögen für darin enthaltene Sinneszusammenhänge, Redewendungen und Begriffe erklärt. Demzufolge waren die Sagenerzähler
prähistorischer Völker mnemotechnische Genies, die ohne Aufzeichnungen
und Festhalten in anderen Medien außerhalb des Hirns ihr Wissen und
Können bewahrten und in der Reihe der Generationen weitergaben. Die
Erfindung und Verwendung externer Speicher hat mit der Knoten- und
Kerbschnitttechnik angefangen, und in heutiger digitalen Technik ihre
Fortsetzung erfahren. Allerdings ist diese Auslagerung des Gedächtnisses,
obwohl durch die immense Ausdehnung der Sprache unvermeidlich und
berechtigt ist, hatte auch weniger erwünschte Auswirkungen, die unter dem
Begriff digitale Demenz bekannt sind (Manfred Spitzer, 2012a).
Eine der Folgen meines Interesse an Entomologie war häufiges Gebrauch
eines Buches zur Bestimmung der Insektenarten (Плавильщиков, 1950),
was meinen Geist disziplinierte und meinen Sinn für begriffliche Einordnung
stärkte. Solche Beschäftigungen wie z.B. Klassifizierung von Lebensformen
hat fördernde Auswirkung auf Indizierungsvermögen des Hirns, was zur
Herausbildung der Intelligenz beiträgt, deren wesentliche Qualität in der
Unterscheidungsfähigkeit besteht (Karl Faulmann, 1880), im Gegensatz zu
85
nicht intelligenten Personen, die offensichtlich niemals lernen, zu
unterscheiden und zu indizieren, infolge dessen ihr Weltbild aus groben
Schemen der Wirklichkeit besteht, wie Werner Huth (1984) darlegte: „Durch
schizophrenen Verdinglichungsprozess verwandeln sich für den Patienten
menschliche Qualitäten und zwischenmenschliche Bezüge in ihrer Viel–
schichtigkeit in dingliche, objektive Sachverhalte, an denen man nicht mehr
rütteln kann ... .“ Vor allem, darf man an eigenem Selbstbild nicht rütteln,
um eigene Position innerhalb demokratischer Desorganisaton nicht zu
gefährden (Poleev, 2015a, 2015b).
Eines Tages beobachtete ich einen etwa 10 Jahre alten Jungen, der entlang
der Schulstraße in Surwold auf seinem Zweirad fuhr. Plötzlich zog er an dem
Lenker, hob vorderen Rad hoch in die Luft, und fuhr die Pedale tretend eine
Weile nur auf dem hinteren Rad. Nach ein Paar Minuten setzte er seinen
gewöhnlichen Fahrstil fort.
Diese Episode illustriert die Spontanität des Verhaltens, und zeigt die
Notwendigkeit der Abweichung, die zur Steigerung der Variabilität und
Plastizität des Körpers und seiner Bewegungsmöglichkeiten beiträgt. Die
Abweichung dient dem Zweck, spielerisch etwas Neues auszuprobieren, um
die Erfahrungen zu sammeln, die beim Bedarf zum Einsatz kommen. Soziale
Ordnungen, in denen es keinen Raum für Abweichungen gibt, und
stattdessen die Verhaltenskontrolle ausgeübt wird, um systemkonforme
Verhaltensnormen aufzuzwingen, sind lebensfeindlich, lernunfähig und
können nicht lange bestehen.
86
Die Reduktionsschemen, egal welcher Ausprägung - ideologische, religiöse,
gebräuchliche, traditionsbetonte, an denen nicht rütteln darf, weil sie den
Status heiliger Texte, Vorschriften, Vorgaben, Vorurteile u.d.g. erlangen, und
welche im Wesentlichen den Inhalt der Wahrnehmung bestimmen, erzeugen
permanenten Wahnzustand, in dem einzelne Personen oder mehr oder
weniger ausgedehnte Personengruppen gefangen sind. Wie jede Krankheit,
hat der Wahn eigene epidemische Dynamik: Während Suggestibilität,
Aufnahme- und Nachahmungsbereitschaft prädisponierende Faktoren sind,
die diese Dynamik positiv im negativen Sinne beeinflussen, wirken
geographische Grenzen, Hindernisse anderer Art oder die Widerstandsfähigkeit, die sich in der Geisteshaltung gründet, entgegen.
Bei der Realitätsflucht in Phantasie, Ideologie, Religion, Wahn, handelt es
sich um die Produktion von Reduktionsschemen, die 1. die Realität falsch
abbilden, und 2. deren Reduktionsgrad weit unter solchen liegt, der für
adäquate Realitätswahrnehmung notwendig wäre, was im Gegensatz zu
rationalen Erkennungsmuster und Hypothesen steht, mit deren Produktion
unser Hirn im Normalfall ständig beschäftigt ist, weswegen zu seiner
Überforderung kommen kann, falls man seine Bedürfnisse vernachlässigt.
„ „Was das Ich von der äußeren und von der Libidogefahr im Es befürchtet,
läßt sich nicht angeben; wir wissen, es ist Überwältigung oder Vernichtung,
aber es ist analytisch nicht zu fassen." Robert Wälder bezeichnet es als
„Gefahr, in seiner Organisation zerstört, überflutet zu werden." Diese Angst
87
des Ichs vor der Triebstärke wirkt nicht anders als die Über-Ich-Angst oder
die Realangst, die wir bisher verfolgt haben. Sie setzt Abwehrmechanismen
gegen den Trieb in Bewegung, die dann zu allen uns bekannten Folgen für
die Neurosen- und Charakterbildung führen.“
In den Fallbeschreibungen des Wahns, welche psychiatrischer Psychotherapeut Werner Huth in seinem Buch anführt, fehlt das Wesentliche, die
Angaben betreffend sexuelle Betätigung oder Unterlass solcher Betätigung,
was laut S.Freud (1898) als eine der häufigsten Ursachen psychischer
Pathogenese darstellt. Depression und Lustlosigkeit, die aus Unmöglichkeit
und Unterlass sexueller Handlung resultieren, bewirken persönlichen
Rückzug, weil die Lustquellen, aus denen das Ich seine Lebensenergie
bezieht, versinken und ihm abgezogen werden. Das symptomatische
„Vergessen“, diese wesentliche Gründe zu nennen oder sie zu untersuchen,
ist symptomatischer Bestandteil psychiatrisches Wahngebildes, das sich
gerne mit Zitaten, die aus dem Werk von S. Freud entnommen sind,
schmückt, aber nicht imstande ist, ausgehend aus eigenen pseudowissenschaftlichen Prämissen die Natur des Wahns aufzuklären. „Uns fehlt
aber noch ein synthetisches, nicht eklektisches Erkenntnismodell, das sowohl
naturwissenschaftliche als auch geisteswissenschaftliche Aspekte in sich
vereinigt, ohne im einen oder im anderen aufzugehen, und das genügend
flexibel ist, um in allen Detailfragen durch neue Einsichten in Frage gestellt
zu werden“, obwohl ein solches Erkenntnismodell am Anfang des 20.
Jahrhunderts entwickelt wurde, aber immer noch nicht akzeptiert wird, weil
88
es von einem gehassten Juden und Klugscheißer stammt, und darüber
hinaus noch pseudowissenschaftlicher Logik widerspricht.
Die Nachahmung ist eine notwendige Vorstufe auf dem Weg zur Bildung der
Identität; aus diesem Grund identifizieren sich Mädchen häufiger mit der
Mutter in ihrer Liebesbeziehungen zum Vater, und Jungen identifizieren sich
mit dem Vater in gleichem Verhältnis zur Mutter. Wenn Identifikationsprozess
anders verläuft, ergeben sich daraus andere als gewöhnlich Variante des
Verhaltens wie etwa Homosexualität oder auf sich bezogene, autoerotische
Sexualität. Erneut sollte betont werden, daß jegliche Sexualität das Selbst
zum Objekt hat, und jede sexuelle Handlung, wenn daran auch andere
Personen teilnehmen, immer eine egoistische Betätigung ist, deren
Zustandekommen die Reizung eigener erogenen Zonen zur Voraussetzung
und zum Ziel hat.
Bei vielen Identifikationen, die jedes Kind durchlebt, handelt es sich um die
Rollenspiele, die aufgrund von Nachahmungsinstinkt spontan abgehalten
werden. Die schauspielerische bzw. schaustellerische Tätigkeit des Kindes
erlaubt ihm, sich in die Gegenstände und Personen zu versetzen, um für sich
ihre Existenz und Qualitäten verständlich zu machen. Erst nachdem das Kind
viele Charaktere und Zustände durchlebt und nachempfindet, ist er
imstande, sich zu personifizieren und sich selbst als etwas eigentümliches
wahrzunehmen und zu verstehen. Damit ist aber seine psychogenetische
Entwicklung nicht zu Ende: er muß noch ein Individuum werden, sich als
eigenartig und unabhängig zu begreifen, um seine Lebensziele und
89
Prioritäten zu definieren, sein Lebensweg zu bestimmen und ihn selbständig
zu gehen.
Die Überwindung des frühkindlichen grenzenlosen Narzissmus beginnt im
Zuge der Individualisierung während der Phase psychologischer Trennung
von elterlicher Instanz und kognitiver Differenzierung des Selbst von der
Umwelt. Psychische Individualisierung besteht in der Einschränkung des
Beherrschbaren auf die eigene Person, in der Erkenntnis und Anerkennung
des Unterschieds zwischen dem Selbst und den Anderen, und äußert sich
verhaltensmäßig in der Aufgabe der Versuche, andere Personen als
untrennbare Bestandteile des Selbst zu betrachten und sie entsprechend zu
behandeln: äußere Objekte werden zu Begriffen und zu mentalen
Repräsentanzen (Personen– und Objektrepräsentanzen).
Aus dem Wechselspiel von Bindung und Trennung, über das Rollenspiel in
der Identifikationsphase, erwächst die Vorstellung über eigene Persön–
lichkeit, und das führt letztendlich zur Entwicklung der Autonomie eines
Individuums. Daher muß eine Mutter-Kind-Beziehung eine Interaktion sein,
nicht die Befehlserteilung und die Wunscherfüllung, wie auch Arno Gruen
(1987) erklärt.
Empfindung, Emotion, Motivation, Aktion.
Der Ursprung des Selbst ist nicht nur verinnerlichte Interaktionsstruktur
zwischen Säugling und Mutter sowie anderen Bezugsobjekten, wie das die
Anhänger der Objektbeziehungstheorie postulieren, sondern auch und vor
90
allem die Selbstempfindung, die zur Selbstwahrnehmung wird, und sich in
der Abgrenzung von anderen Objekten und Subjekten konstituiert.
Das Ich erwächst aus der Bewußtwerdung innerpsychischer Vorgänge („Wo
Es war, soll Ich werden“), und aus zunehmender Selbstbeherrschung, d.h.
bewußter Kontrolle innerkörperlicher Funktionen, die mit der Stärkung der
Willensäußerung einhergeht.
Die Wille ist summarisches Ergebnis aller Einwirkungen, welche die
Herausbildung von Zentren psychischer Autonomie induzieren, in denen
selbstreferentieller Bezug hergestellt und Motivation in Aktion umgesetzt
wird, entsprechend der Eigen/Interessen, die beständige Formulierung der
Ziele darstellen, die zu erreichen das Ich bestrebt ist.
Infolge der Nachahmung und äußerer Einwirkung das, was gezogen und
erzogen wird, zieht später selbst und geht Beziehungen ein, übernimmt die
Rolle und Aufgabe des Erziehers oder Anführers.
Über Introjektion und Proejktion, die Verinnerlichung und Ausgrenzung
rezepierter Inhalte bzw. Selbstpositionierung konstituiert sich das Ich,
definiert und schafft seine Umgebung, und stellt das Bezugssystem des Ichs
und zum Ich her. Widerspiegelung des Lächelns, Grimassieren eines
Schülers, was Anna Freud in ihrem Buch erwähnt, sind Beispiele des
Wiedererkennens des Selbst in den Anderen, der Identifikation durch
Nachahmung, der Reproduktion der Selbstähnlichkeit in sozialer Interaktion.
91
Die Nahrungsaufnahme und Ausscheidung, das Atmen, das Rezepieren und
Wiedergeben rezepierter Inhalte, die Beantwortung der Fragen, sich nähern
und entfernen sowie andere Vorgänge vermitteln die Vorstellung vom
Internalisieren und Externalisieren, die zum Bestandteil des abstrakten
Denkens wird.
Der Prozess biologischer Individualisierung ist mit der Geburt abgeschlossen,
nach der Geburt beginnt individuelle psychische Entwicklung, Psychogenese,
die im günstigsten Fall zu psychischer Eigenständigkeit, zur Ausformung des
psychischen Individuums führt. Die Reifung des Individuums verläuft in
mehreren Phasen und dauert mehrere Jahre. Allein die psychische Trennung
von den Eltern, falls überhaupt zustande kommt, nimmt über 15 Jahre in
Anspruch. In der Phase der Trennung wird Ersatz für die Eltern gesucht, und
zumeist in einer mehr oder weniger großen und abgegrenzten Gruppe
gefunden. Die Identifizierung mit der Gruppe ist ein vorübergehender oder,
falls der Übergang zum Individuum nicht gelingt, ein dauerhafter Zustand, in
dem nur die Gruppen gewechselt werden, mit denen man sich identifiziert.
Eine wichtige Voraussetzung für das Erreichen psychischer Eigenständigkeit
ist die Überwindung äußerer und innerer Abhängigkeit/en sowie
intellektuelle Reife, welche die Einsicht in eigene Reifungsprozesse
ermöglicht.
Das Individuum ist die höchste bisher bekannte oder mögliche Form
psychischer Entwicklung, die sich dadurch charakterisiert, daß sie das
92
Wissen für eigenes Bewußtsein entwickelt, d.h. ein selbstreflektorisches
Vermögen hat, womit sie sich als eigenständige Einheit und Gesamtheit
begreift, nur mit eigenem Ich identisch ist, und sich selbst oder eigenes Ich
nicht mit verschiedenen Selbst- oder Objektrepräsentanzen oder -Instanzen
sowohl im Wachen als auch im Traum verwechselt. Das Individuum ist die
Selbst-Identität, das Ich, das sich kennt, erkennt, anerkennt, versteht und
begreift, die selbstreflexive und selbstregulierende Form des Ichs, das neben
seiner Begrenztheit und Abgegrenztheit von anderen noch das Einfühlvermögen hat (d.h. imstande ist, sich in die Seelenzustände anderer
Personen bzw. Individuen zu versetzen) und beweglich ist (d.h. in sozialem,
psychischem, symbolischem, und physischem Raum koordiniert agiert und
interagiert, ohne sich dabei zu verlieren oder zu vergessen).
Das Individuum ist eine Bewußtseinsform, deren psychische Organisation,
d.h. die Gesamtheit ihrer psychischen Organe bzw. Instanzen, durch selbst–
bestimmtes und selbstbestimmendes, selbstregulierendes Ich zusammen–
gehalten wird.
Zu Ich-Instanzen gehören das Bewußtsein (das Wissen über sich selbst), das
Über-Ich (das Gewissen, das an dem Zustandekommen und an der
Bewertung von Entscheidungen und Handlungen beteiligt ist), der Wille, das
Können. Der Wille macht das Ich handlungsfähig, d.h. der Wille ermöglicht,
das Wissen und Können in Willensakten umzusetzen.
93
Das Nervensystem und seine psychischen Epiphänomene sind analog zu
hardware und software eines Computers, wobei, wie auch im Computer, das
Virtuelle vom Visuellen zu unterscheiden ist. „Alles, was Gegenstand unserer
inneren Wahrnehmung werden kann, ist virtuell“, bemerkt S. Freud in
Traumdeutung, weil Bestandteile und Phänomene des Nervensystems wie
z.B. Impulse, Neurone, Nervenfaser, neurochemische Komponente u.s.w.
sowie die Außenwelt physikalische und stoffliche Entitäten sind, und erst in
unserer Wahrnehmung und im Zusammenhang und Zusammenspiel des
Begrifflichen und Verständlichen zu einer virtuellen Realität wird. Diese
phantasierte Realität ist der Gegenstand der Psychoanalyse, die als
epiphänomenologische Metaanalyse zu begreifen ist, welche tiefe Einsichten
in psychogenetische, psychosoziale und neurophysiologische Prozesse und
Zusammenhänge ermöglicht. Bei Betrachtung von Malereien, die nichts
anderes als Leinwände mit darauf aufgetragenen Pigmenten sind, wird auch
nichtstoffliche Dimension erfasst, die darin enthalten ist und erst in
menschlichen Augen, d.h. in der Wahrnehmung bzw. im Bewußtsein sichtbar
wird. Die Malereien sind Informationsträger, die darin enthaltene Information
kann gelesen, interpretiert, bewertet und verwertet werden.
Die oberste psychische Instanz verhält sich zum restlichen Nervensystem wie
der Nutzer zum Computer, der ihm die Möglichkeit bietet, die Inhalte seines
Speichers am Monitor zu sichten und sie mittels einer Tastatur zu
manipulieren.
94
Während ein Computer nur fremdgesteuert wird und keine Kenntnis über
sich selbst und über eigene Funktionsweise hat, ist der Mensch imstande,
das Selbstbewußtsein zu entwickeln und eigenes Verhalten zu bestimmen.
Wie bereits erwähnt, verläuft Psychogenese in mehreren Phasen. Die
Steuerung der Psychogenese ist komplex, von äußeren Umständen und
inneren Bedingungen abhängig, weswegen jegliche Ausfälle und Defizite zu
Defekten oder Unterbrechung der Entwicklung führen können. Die
Symptome möglicher Fehlentwicklung sind kognitive Defizite, psycho–
pathologische Erscheinungen, psychopathische oder auch infantile
Charakterzüge.
Die intellektuelle Reifung ist Teil der Psychogenese, und sie ist sowohl vor als
auch nach der Volljährigkeit, d.h. im Alter von 18 Jahren, noch längst nicht
abgeschlossen. Es bedarf gewisser Anstrengungen, um eigenes
intellektuellen Potenzial zu entwickeln, die Intelligenz voranzutreiben, und
intellektuelle Reife zu erlangen. Diese Reifung hat 2 Komponenten:
einerseits, die Entwicklung begriffliches Denkens, d.h. begrifflicher,
sprachlicher und logischer Denkweise, andererseits, des Urteilsvermögens,
welches begriffliches Denken voraussetzt, um die Begriffe in richtigen
Zusammenhang und in das richtige Verhältnis bringen zu können. Um
denken und urteilen zu können, braucht man den Verstand und die
Fähigkeit, eigenen Verstand zu bedienen.
95
Die Bedingungen für die Entwicklung der Intelligenz bis zu einem zumindest
zufriedenstellenden Reifegrad sind zahlreich, weswegen zur Zeit prozentuell
nur wenige schaffen, diesen Reifegrad zu erreichen. Schon unsere Mütter
müssen sich anstrengen, damit die Voraussetzungen für Intelligenz–
entwicklung erfüllt werden. Nach der Geburt gehört wieder der Mutter die
Hauptrolle bei der Entwicklung der Intelligenz des Kindes, angefangen von
fürsorglichem Umgang mit dem Säugling, Empathieäußerungen gegenüber
dem Kind, zahlreichen Interaktionen, einschließlich Sprachbegabtheit und
Opferbereitschaft. In der Mutter-Kind-Beziehung entsteht das Bewußtsein
des Kindes, und je intelligenter diese Beziehung ist, desto höher die
Wahrscheinlichkeit fortschreitender Intelligenzentwicklung beim Kind.
„Reale Gefahr und reale Entbehrung spornen den Menschen zu intel–
lektuellen Leistungen und Lösungsversuchen an, während reale Sicherheit
und Überfluß eher dumm und bequem machen. ... Die theoretische
Unterschätzung der Einstellung des kindlichen Ichs auf Unlustvermeidung ist
mitverantwortlich für das Mißlingen mancher pädagogischer Experimente der
letzten Jahre. Die moderne Pädagogik will dem wachsenden Ich des Kindes
größere Handlungsfreiheit, vor allem freie Wahl der Tätigkeit und Interessen
sichern. Absicht ist die bessere Entwicklung des Ichs und die Unterbringung
aller Sublimierungen. Aber das Kind der Latenzperiode kann die Aufgabe der
Angst- und Unlustvermeidung noch höher stellen als direkte oder indirekte
Triebbefriedigung. Es wählt in vielen Fällen, wo es nicht von äußeren
Forderungen gelenkt wird, seine Beschäftigungen nicht nach Begabung und
Sublimierungsmöglichkeit, sondern nur nach schneller Sicherung vor Angst
96
und Unlust. Zur Überraschung der Erzieher ist dann der Erfolg solcher
Wahlfreiheit nicht Persönlichkeitsentfaltung, sondern Ich-Verarmung.“ Zum
Vergleich: Der Aufsatz von Manfred Spitzer (2016b), woraus schließen kann,
daß nicht zu viel oder zu wenig entscheidend ist, sondern das Richtige zur
richtigen Zeit und in richtigem Ausmaß.
Intelligenz und Diet.
Intellektuelle Entwicklung ist ein langer Prozess, der in mehreren Phasen
verläuft, und in keiner dieser Phasen abgeschlossen ist. Dabei entwickeln
sich einige Areale des Hirns weiter, während andere in ihrem infantilen
Zustand zurückbleiben. So entsteht ein neurophysiologisches Mosaik, was
sich im Verhalten manifestiert. Während einige Fertigkeiten beansprucht
werden und sich fortschreitend entwickeln, zeichnen sich andere durch
Unvermögen, die Leistungen, die einem biologischen Alter entsprechen
würden, hervorzubringen. Solche mosaische Zurückgebliebenheit bedarf
gezielter Förderung, damit die Person ganzheitlich reift und fortschreitet.
Ohne diese Förderung entsteht geistige Behinderung ähnlich wie bei dem
Savant-Syndrom, oder die Person wird nur zum Teil erwachsen, zu anderem
Teil bleibt weiterhin ein Kind nach der Art genetischer Mosaiken.
Die Erkenntnis ist die Frucht reifer Intelligenz. Nicht zufällig wachsen am
Baum der Erkenntnis die Äpfel, deren Verzehr kluger macht, genauso wie die
Mutterbrust die Quelle des Lebens für Säuglinge darstellt. Diese sprachlichen
Parallelen werden in ursprünglichen Begriffen festgehalten: educatio(n) von
edo die Nahrung, im Russischen воспитание von еда, питание (Gomez97
Pinilla and Tyagi, 2013; Hammamieh et al., 2014; Georgieff et al., 2015;
Cusick and Georgieff, 2016; VanHook, 2016).
Und wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, so daß die ersten Stufen auf
dem Weg der Intelligenzentwicklung überwunden sind, so bedarf es
permanenter Übung, um diese Fähigkeit zu erhalten und voranzutreiben,
denn die Aufgabe besteht nicht allein darin, körperliche Kraft zu vermehren,
sondern sie richtig, d.h. intelligent einzusetzen.
Das Verbleiben in der Infantilität äußert sich in den Rollenspielen der
scheinbar Erwachsenen, und zwar in ihrer Unfähigkeit, zwischen aktueller
Identifikation und eigenem Selbst, zu unterscheiden. Wenn die Person nur
ihre eingeübte Rolle spielt, wird sie von dieser Rolle absorbiert, und verliert
ihre Selbstständigkeit. So kommt es immer wieder zur Verwechslung
gespielter Rollen, zwischen dem, was im Berufsleben, bei der Ausübung
eines Amtes oder in sexueller Identifikation, ausgelebt wird und realem
Selbst.
Falsche Identifikationsbilder, womit die Wahrnehmung heutiger Bürger
überfüllt sind, bewirken konsequenterweise falsche Handlungsweisen:
Passivität anstelle von aktiver, lebensbejaender Positionierung und dem
Eingebundensein in die Gemeinschaft; narzisstische Selbstbehauptung auf
Kosten anderer anstelle der Hingabe; die Befolgung und Übernahme der
Suggestionen wie z.B. vom Tellerwäscher zum Millionär aufzusteigen; die
Selbstüberschätzung anstelle von Anerkennung der Autoritäten u.s.w. Am
98
Ende solcher Ketten falscher Entscheidungen unter Einwirkung irreführender
Vorbilder stehen diverse Persönlichkeitssurrogate, körperliche und seelische
Invaliden, von verfehlter Individualität ganz zu schweigen.
Um sich von dem Auseinanderfallen in die schizophrene Spaltung oder
Asozialität zu bewahren, muß jedes Individuum nicht nur eigenen Körper
sondern auch intakten sozialen Körper, dessen er oder sie selbst ein Teil ist,
wahrzunehmen, und sich um seine Harmonisierung zu bemühen.
Der Mensch ist ein Verdrängungskünstler, und er nutzt die Verdrängung zur
Trennung von Aufgaben und Funktionen seines Körpers, die, falls sie
gleichzeitig (synchron) ausgeführt werden, zu ihrer Vermischung und zur
Funktionsstörung führen. So z.B. trennt man zwischen der Nahrungsaufnahme und dem Ausscheiden; zwischen diversen sozialen Aktivitäten und
sexueller Betätigung; zwischen Äußerungen von Freundschaft und
Zuneigung und der Abneigung oder Gleichgültigkeit im Umgang mit
Fremden, Leichen und toten Tieren. Durch eine solche temporale
Abgrenzung und Verdrängung psychischer Abläufe werden Erlebnisse und
Aufgaben in täglichem Ablauf nacheinander erfüllt und voneinander
getrennt. Diese Trennung entlastet das Bewußtsein, verhindert Reizüberflutung, und dient dem Zweck der Konzentration der Aufmerksamkeit
auf das, womit man sich gerade beschäftigt. Die periodische Abfolge von
Konzentration und Entspannung ist physiologisch notwendig, und reiht sich
damit in die Menge anderer periodischen Prozessen ein: Muskelkontraktionen, Atemzuge, Wechsel zwischen Schlaf- und Wachzustand,
99
Herzschlag u.a. Verschiedene Biorhythmen sind aufeinander abgestimmt,
greifen kausal ineinander und bewirken einander. Der Körper bleibt solange
bestehen und behält seine Integrität und Gesundheit, solange sein
biorhythmisches Gleichgewicht intakt ist. Häufige Ursache psychischer
Abweichungen und krankhafter Zustände ist die Vernachlässigung
funktionell-räumlicher Aufteilung, oder Unfähigkeit bzw. die Unmöglichkeit,
solche Trennung zu vollziehen.
Die Notwendigkeit, den Tagesablauf zu strukturieren, vollzieht sich oft in
räumlicher Trennung einzelner Aufgabebereiche und Funktionen, was sich in
der Bautätigkeiten und Inneneinrichtung der Wohnräume äußert: dadurch ist
die Existenz von Arbeitsplätzen, Bürogebäuden, Schlafzimmer und Toiletten
erklärt. Diese funktionelle und räumliche Trennung kann sowohl Ausdruck
psychischer Gesundheit sein und gesundheitsfördernd wirken als auch
symptomatisch für psychische Pathologie sein bzw. deren Entstehung
begünstigen. Das chrestomathische Beispiel dafür ist der KZ-Aufseher, der
tagsüber grausam und mörderisch ist, während er abends in einer anderen
Kulisse einen liebevollen Vater und Ehemann spielt.
Das Transzendieren bedeutet etwas anderes als schizophrener Verdinglichungsprozess und autistische Abkapselung von der Realität: sich für
die Welt zu öffnen, offen zu sein, sich als Teil der Welt und der Gemeinschaft
zu begreifen.
100
Wie vergleichende Verhaltensforschung zeigt, haben nur Menschen eine
Vorstellung vom Selbst. Übrige Tiere bilden zwar in ihren Hirnen vielfältige
Objektrepräsentanzen, sind aber nicht imstande, ein Bewußtsein zu
entwickeln und sich von anderen Objekten zu unterscheiden. Die
Wahrnehmung der Tiere ist objektbezogen, sie leben in einer Umgebung, die
nur aus Objekten und Objektbeziehungen besteht, und darüber hinaus gibt
es für sie keine andere Realität. Im Gegensatz dazu, haben die Menschen
außer Außenwelt noch ihre Innenwelt, die aus Überlegungen, Vorhaben,
Träumen, Gefühlen, Vorstellungen und übrigen Inhalten besteht. Wie bereits
an anderer Stelle erklärt wurde (Poleev, 2007), unterscheiden sich Menschen
von den Affen durch transzendente Erfahrungen, welche unmittelbare,
gegebene Realität komplementieren und die bloße Rezeption in die
Wahrnehmung verwandeln. Eine gelungene Metapher zur Veranschaulichung
der Transzendenzfähigkeit ist der Roman Fahrenheit 451 von Ray Bradbury
(1953), in dem die Menschen, um ihr gemeinsamer Erbe zu erhalten, zu
laufenden Bibliotheken werden.
Ursprung des Textuellen ist gesprochene Sprache (Wahrnehmung und
Wiedergabe der Töne), obwohl sie zum Zwecke der Beschreibung, d.h.
Festhalten und Wiedergabe visueller Inhalte, der Bilder, entstanden ist.
Daher ist Text eine audiovisuelle Synthese verschiedener Befähigungen und
Sinne, und der Hauptbestandteil des Bewußtseins.
Das Wort ist ein komprimiertes Bild bzw. eine komprimierte sinnliche
Empfindung, weshalb sie im Kosmos des menschlichen Gedächtnisses
101
weitgehend gleichgestellt sind. Auf das Wort ist Verlaß. In der Abfolge der
Kodierung und Dekodierung, sozialer Kommunikation und Interaktion
wurden diese Vorgänge unzählige Male wiederholt und verifiziert, so daß die
Sprache zu immanenter Form und zum Bestandteil des menschlichen
Daseins wurde. Die Sprache ist in alle neurogenetische Prozesse strukturell
integriert, und die Übersetzung neuronaler Impulse erfolgt im Bewußtsein
auf die gleiche Weise, unabhängig davon, welche menschliche Sprache dafür
verwendet wird.
D.h., was im Gedächtnis gespeichert wird, sind sequenzbezogenes
Referenzsystem und die Sequenzen oder zumindest kodierte Repräsentanzen
neuronaler Impulse, die von äußeren und inneren rezeptiven Felder kommen
und durch verschiedene Filter gehen, wo sie kodiert und dekodiert werden.
Bei jeder Erinnerung werden entsprechende Erinnerungssequenzen
assoziativ und referentativ wiedergefunden und wiedergegeben, und mit
solcher Wiedergabe ist möglich, ursprüngliche Empfindung zu rekonstruieren (nachzuempfinden).
In diesem Zusammenhang wird an das Konzept des Symboloms erinnert,
das als hypothetisches Referenzsystem für Symbole funktionieren kann.
Strukturelle Einheit des Hirns ist die Nervenzelle, deren Form und Funktion in
superpositiven Substrukturen des Hirns - Hirnkernen, Modulen, Netzwerken kongruent wiedergegeben wird.
102
Die Nervenzellen wie das Hirn sind fraktale Strukturen, deren Verzweigungen, Teilungen und Variabilität ins Unendliche tendiert. Einzelne
Nervenzellen können sich über ganzen Körper ausbreiten, andere nehmen
weniger Raum in Anspruch, obwohl dieser Raum unbestimmt bleibt und die
Nervenzelle innerhalb des Körpers delokalisiert ist. Über die Reichweite der
Nervenzelle entscheidet nicht die Ausdehnung ihrer Fortsätze, sonder ihr
Wirkungsgrad, der sich mit dem Grad ihrer Konnektivität korreliert. Dank
dieser Ausdehnung in alle Richtungen, projektive und introjektive
Ausbreitung ihrer Fühler und ihres Fühl- und Aufnahmevermögens,
konserviert und repräsentiert die Nervenzelle in ihrer epigenetischen Struktur
ihre Umgebung, wird zur Schaltzentrale eingehender Impulse, und zur
Modulator der aus der Interferenz resultierenden Impulssequenzen nach
dem Prinzip der Wirkung und Gegenwirkung. Die Information der Interaktion
wird epigenetisch, d.h. ganzstrukturell, in jeder Nervenzelle gespeichert, und
somit zum Bestandteil holographisch organisierter Gesamtinformation, deren
Abrufbarkeit und Aktualisierbarkeit fortlaufend durch episodische Aktionen
und Reaktionen in ihren Teilrepräsentanzen stattfindet (referiert u.a. von
Stein et al., 2014; Gash and Deane, 2015).
Der Informationsfluß zwischen Neuronen erfolgt in der Form wellenartiger
Ausbreitung von Schwankungen in Ionenverteilung entlang Membranen in
die Richtung seines Bestimmungsortes, die durch synaptische Assoziation
programmiert wird. Am Bestimmungsort wird die Information aktualisiert,
d.h. über Ligand-Rezeptor-Bindung moduliert, was entsprechende
Auswirkung auf nachfolgende neuronale Kettenreaktion hat.
103
Das übergreifende Prinzip, das sowohl für Morphogenese als auch für
Physiologie gilt, ist die Gradientenherstellung: Im ersten Fall führt es zur
Ausbildung von Strukturen, die im zweiten Schritt bzw. Fall physiologisch in
Betrieb genommen werden. In beiden Fällen, die voneinander zeitlich
getrennt sind, geht es um transiente, d.h. flüchtige Zustände, die aber
nachfolgende Zustände nachhaltig bestimmen. Sowohl morphogenetische als
auch physiologische Gradiente dienen der Informationsvermittlung, und wie
jede Vermittlung erfüllt sie die Aufgabe des Ausgleichs. Das Nervensystem
verteilt etsprechend ihrer Aufgabe die überwiegende Menge an Information
aus der Umgebung an die Bestandteile dieser Umgebung, wobei diese
Verteilung portionsweise und selektiv geschieht. Den Vorgang kann man mit
der Funktionsweise einer Standuhr vergleichen, in der die Schwerkraft über
die Bauelemente wie Pendel und Räder frequntiert in die kreisende
Bewegung im Zifferblatt überführt wird. Mit der Überführung überflüssiger
Information in eine sinnliche und nützliche Form, d.h. mit der Informations–
verwertung beschäftigt sich das Nervensystem (das Neurom).
Der Gegenstand psychischer Organisation ist die Information, und der
Umgang mit der Information ist der Inhalt psychischer Funktion. Daher
erscheinen Einwände, welche Robert Epstein (2016) erhebt, gegenstandslos.
Spannung und Entspannung, addieren und subtrahieren, Schwankung und
Schwingung.
104
Die Schwankungen in der Umgebung werden von Empfindungsorganen
registriert und in Sequenzen neuronaler Impulse überführt, die im Verlauf
der Prozessierung sukzessive Dämpfung erfahren, bis sie in die Eigen–
schwingung des Neuroms als deren komplimentäre Bestandteile übergehen.
Jede äußere Einwirkung kann als Störung des Systems, das sich im
gleichwertigen, d.h. selbstidentischen Zustand befindet, angesehen werden.
Der Körper befindet sich in einem dynamischen Gleichgewicht, und die
Abweichungen von diesem Gleichgewicht müssen kompensiert werden, was
entweder durch die Eigenbewegung geschieht oder durch die Bewegung der
Teile der Umgebung. Information beseitigt Störung, und die Funktion des
Nervensystems besteht darin, aus einer Störung die Information zu
extrahieren. Das geschieht über logische Selektoren, die als Filter
funktionieren: Sie lassen nur solche Anteile der Störung durch, die für den
Erhalt körperliches Gleichgewichts von Bedeutung sind. Bereits beim
Rezepieren der Störung geschieht Selektion, da von allen möglichen
Einwirkungen der Verursacher einer Erregung nur solche wahrgenommen
bzw. übernommen werden, die von Rezeptor absorbiert werden. So z.B. vom
reflektierten Licht wird nur kleinster Teil seines Spektrums rezepiert, und
vom ursprünglichen Licht bleibt nur seine Entsprechung in der Form der
Isomerization des Retinals, was über Opsin in die nachfolgende molekulare
Ereignisse resultiert (Signalübertragung und Polarisierung der Membran),
referiert von Wright et al. (2015).
105
Am Eingang der Rezeption erfährt die Umwelt eine radikale Reduktion, und
wird im Nachfolgenden nur als Sequenz neuronaler Impulse, d.h.
Schwankungen der Ionen-Gradiente repräsentiert.
Empfindung ist Projektion, die zu Introjektion wird (Internalisierung oder
Einverleibung Ich-fremder Inhalte), und später werden diese Inhalte im
mentalen Raum verteilt und entsprechenden Repräsentanzen zugewiesen.
Das Perzept ist ein Spektrogramm, d.h. ein Wellenmuster, das im Neuron
entweder keine Reaktion verursacht, oder eingehende Schwingung mit der
Eigenschwingung des Neurons interferiert und diese Interferenz in die
Resonanz übergeht, was als Erkennung zu deuten ist, und wodurch das
Neuron erregt oder gehemmt wird, g.h. der eingehende Signal wird verstärkt
oder auch geschwächt (im Fall destruktiver Interferenz), worauf das Neuron
mit der Produktion eigener Sequenz antwortet (feuert) oder verstummt.
Interferenz führt zur Resonanz, und Resonanz wird kreisläufig.
Der Übergang äußerer Objekte in entsprechende Perzepte ist ein
Phasenübergang, an dessen Grenze rezepierte Objekte bzw. entsprechende
Gradiente ihre reale Form verlieren und im Verlauf der Perzeption in virtuelle
Formen transformiert werden, die als objektbezogene subjektive Repräsen–
tanzen im mentalen Raum fortbestehen und dort assoziativ strukturiert
werden. Diese Transformation ist von der Information abhängig, die in der
Form präexistierender Archetypen enthalten ist, welche im aktuellen
106
spektralen Kontext wiedererkannt werden. Die Kombination dieser
Archetypen macht objektbezogene Perzepte erkennbar und unterscheidbar,
wobei die Prozessierung rezepierter Spektren unabhängig von Empfindungsart geschieht, d.h. visuelle, tonale, odorische, gustatorische, taktile
und andere Empfindungen werden auf gleiche Weise verarbeitet. Die
Ergebnisse dieser Verarbeitung sind transiente oder bleibende Eindrücke, die
als Kurzzeit- oder Langzeitgedächtnis bekannt sind, und die nichts anderes
als transiente oder bleibende Gradiente darstellen.
Wie die Information im Neurom gesammelt, erhalten, verwertet und
modifiziert wird, hängt von der Positionierung und epigenetischer Prägung
einzelner Neurone ab, die im Laufe ihrer Entwicklung unter Einwirkung
verschiedener Gradiente selbst zur Bestimmungsort der Gradientenverteilung
werden, und entsprechend dieser Rolle individuelle Eigenschaften erwerben,
wodurch sie mit ihren spektralen Charakteristika zum ganzkörperlichen
Verhaltensspektrum beitragen. Ein Neuron erfüllt gleichzeitig die Funktion
eines Filters, eines Speichers, und eines Auslösers, und wirkt als multimodale
und elementare Organisationseinheit des Neuroms und des Verhaltens, die
in ihrer fraktalen Struktur die Beschaffenheit des Neurons widerspiegeln.
Als eigenständiges Schwingungssystem mit vielzähligen Komponenten, die
parallel und sequentiell zu seinem Schwingungsspektrum beitragen,
partizipiert ein Neuron in der Wellendynamik des übergeordneten Systems,
und die Wellen, die am einzelnen Neuron eintreffen, gehen in seine
Eigenschwingung ein (referiert u. a. von Smythies, 2015). Die Überlagerung
107
der Wellen (Interferenz) mit entsprechenden Kohärenz- und Resonanzeffekten in Bezug auf das eingehende Signal seine Stärkung oder
Schwächung bedeutet, während modulatorisches Neuron verstummt, feuert
oder reprogrammiert wird. Dieses Eigenleben jedes einzelnen Neurons
(Anderson et al., 2013; Harbom et al., 2016) organisiert neuronales Gewebe
multizentrisch und unterordnet hierarchische Verhältnisse dem Zweck der
Kommunikation und Synchronisation, so daß einzelnes Neuron in Abhängig–
keit vom Gesamtzustand des Körpers erregt und gehemmt wird, was den
Gesamtzustand rückwirkend beeinflußt. Die Rückkopplung wird über globale
und lokale Kommunikation realisiert.
Nach der Zerlegung der Empfindung in spektrale Bestandteile, die in einem
Perzept summiert und fixiert werden, entsteht ein Interferenzbild
(Spektrogramm), in dem spektrale Kodierung der Empfindung wiedergegeben wird. Die Überlagerung spektraler Bestandteile alias Teilrepräsentanzen ermöglicht beliebige Reproduktion der Perzepte, die
kongruent der Abfolge neuraler Sequenzen entsprechen, die bei ihrer
Entstehung im rezeptiven Feld generiert wurden (Charcot, 1883; Wilbrand,
1892; Bischof and Bassetti, 2004; Stokes et al., 2009; Stein et al., 2014;
Watson and Buzsáki, 2015; Leaver and Rauschecker, 2016; Carlile et al.,
2016).
Nach der Aufklärung der Rolle, welche die Gradiente im Körper spielen, wird
uns der Umstand nicht wundern, daß gleiche Faktoren, die während der
Embryogenese für morphogenetische Gradiente verantwortlich sind, auch im
108
ausgereiften Nervensystem aktiv sind (referiert von Pai et al., 2015; Brown
et al., 2012; Berto et al., 2016).
Durch Kommunikation zwischen phylogenetischem Gedächtnis, das im
Genom lokalisiert ist und eine summarische Interaktionsstruktur in der
Vergangenheit darstellt, die während embryonaler Entwicklung mithilfe
morphogenetischer Gradiente und Determinanten in morphologische
Struktur überführt wird, und ontogenetischem Gedächtnis, das mittels
physiologischer Gradiente aufgrund Signalprozessierung entsteht und im
Nervensystem sowie in gesamtem Körper verteilt ist, erfolgt Bewertung und
Verifizierung phylogenetischer Programme in aktuellem Kontext, was
notwendige situationsbedingte Korrektur des Verhaltens und epigenetische
Reprogrammierung phylogenetisches Gedächtnisses zur Folge hat, wie
bereits oben ausgeführt.
Die Überführung neuronaler Impulse ins virtuell Visuelle ist ein
Visualisierungsvorgang, zu dessen Erklärung und Beschreibung das Konzept
des Visualisierungsrahmens (visualization frame) eingeführt wurde;
entsprechend bedeutet die Textualisierung die Überführung des Visuellen ins
Textuelle. Diese Überführungsvorgänge sind möglich, weil das Bild und
dessen Beschreibung synonymische Darstellungsformen des gleichen
Inhaltes sind, die im mentalen Raum miteinander verknüpft, und sinngemäß
identisch sind (referiert von Pearson and Kosslyn, 2015). In synonymischer
Koinzidenz textuell-symbolischer und bildlicher Duplikate kommt die
109
Redundanz neurogenetisches Systems als seine charakteristische und
immanente Qualität und als Ausdruck seiner Komplexität vor.
Das innere Auge erlaubt, die neuronale Ströme, die von inneren oder
äußeren rezeptiven Felder fließen, zu rezepieren, d.h. wahrzunehmen und
erkennen. Das Wahrgenommene und Erkannte erscheint im Bewußtsein als
eine Vorstellung, in der die Inhalte der Wahrnehmung in visueller oder
anderer darstellbaren Form erscheinen. Das innere Auge ist ein Sinnesorgan,
in dem die Prozessierung der Information geschieht, und die Ergebnisse
dieser Informationsverarbeitung sind die Gedanken, die im Bewußtsein
stromartig fließen und die Entscheidungen, Erinnerungen, Willensakte,
andere Gedanken induzieren sowie im Gedächtnis ihre Spuren hinterlassen.
Der Innenraum ist ein Resonator und Modulator dessen, was zu seinem
Inhalt geworden ist, und in Traumdeutung wurde dieser Zusammenhang als
Überdeterminiertheit der Symbole beschrieben.
Ein Ton in einem Hohlraum oder in einem Hohlkopf klingt schnell ab und
verschwindet in Transienz, ohne jede Spur seiner Existenz zu hinterlassen. In
klugem Kopf resonieren manche Töne sehr lange, solange bis signifikante
Komponente dieser Töne in neuronale Struktur übergehen und zu
Gedächtnis werden. Beim Räsonieren geschieht Prozessierung eingehender
Impulse, aus denen bewußte oder auch unbewußte Gedankengänge
werden, die sich entlang des Prozessierungsorgans wellenartig ausbreiten
und in assoziativen Kreisen neu belebt werden.
110
Weil der Kopf mit dem Hirn ein Resonator ist, in dem die Wellen selektiv
verstärkt oder gedämpft werden, und sich in reziproken Kreisen zirkulieren,
entstehen dort auch stehende Wellen, welche die Verbindung zwischen
Hirnarealen und funktionalen Einheiten widerspiegeln (referiert von Buzsáki
et al., 2013). Da der Hirn modular und fraktal aufgebaut ist, erfüllen einzelne
Fraktalabschnitte funktional ähnliche und dennoch verschiedene Aufgaben,
die parallel oder sequentiell bearbeitet werden. Aus Grenzzyklen einzelner
Zellen gehen Grenzzyklen funktionaler Einheiten hervor, und nach dem
Abschluß der Prozessierung werden deren Ergebnisse an andere logische
Einheiten übertragen.
Die Geschwindigkeit der Übertragung neuronaler Impulse entlang der
Nervenfasern ist ungefähr gleich (maximal 100 Meter pro Sekunde), was
variiert ist ihre Häufigkeit bzw. Frequenz, die in superpositiver Weise über
Interferenz zu Rhythmen des Hirns wird, die in Oszillogrammen registriert
werden. Oszillogrammen sind graphische Korrelate neuronaler Aktivität, und
widerspiegeln interzelluläre Kommunikation, und innerhalb dieser
Kommunikation rekursive Operationen bei der Synchronisation und die
Prozessierung anderer neurophysiologischen Aufgaben.
Die Vorgänge, die in sensorischem Eingang und beim Ausgang nach der
Prozessierung geschehen, entsprechen der Absorption und Extinktion, die
elementär für alle Prozesse im Universum sind. Im Verlauf zuerst
molekularer und später biogenetischer und biogeochemischer Evolution
111
verkomplizieren sich elementare Zustände und Vorgänge, werden in die
Kreisläufe verwickelt, die sich in reziproker Weise erhalten. Analytische
Zerlegung kausaler Ketten, die zur Verkomplizierung führten und die
Entstehung des Hirns bewirkten, erlaubt den Einblick in seine Funktionsweise. Eine dieser Funktionen besteht darin, die Empfindungen zu
generalisieren und aus ihnen ein begriffliches Modell der Realität zu
konstruieren.
„Wir erinnern uns daran, daß in der psychoanalytischen Metapsychologie die
Verbindung von Affekten und Triebvorgängen mit Wortvorstellungen als der
erste und wichtigste Schritt zur Triebbeherrschung geschildert wird, den das
Individuum in seiner Entwicklung durchzumachen hat. Das Denken wird dort
überhaupt als „ein Probehandeln unter Verwendung kleinster Triebquantitäten" bezeichnet. Diese Intellektualisierung des Trieblebens, der
Versuch, der Triebvorgänge dadurch habhaft zu werden, daß man sie mit
Vorstellungen verknüpft, mit denen sich im Bewußtsein hantieren läßt,
gehört zu den allgemeinsten, frühesten und notwendigsten Erwerbungen
des menschlichen Ichs. Wir empfinden sie als unentbehrlichen Bestandteil
des Ichs, nicht als eine Tätigkeit, die es ausübt.“
Die Sprache als das Mittel interpersönlicher, d.h. sozialer Kommunikation,
ermöglicht Vermittlung mentaler Inhalte und Metaprogrammierung neuro–
genetischer Programme, was über assoziativen Zusammenhang abstrakter
Repräsentanzen realisiert wird. Dieser Zusammenhang wird im Verlauf des
Lebens erworben, und stellt terminale Differenzierung neuronaler Strukturen
112
dar. Das erklärt, warum Assoziationen in einigen Fällen einzigartig, in
anderen Fällen die gleichen sind, und warum die Persönlichkeitsstruktur in
einem Fall gesund, in anderem Fall pathologisch ist. Von bestehenden
Assoziationen abzuweichen ist oft ein Ding der Unmöglichkeit, weil der
Bewegungsrahmen einzelner Neurone morphologisch eingeschränkt ist, und
die mentale Bewegung nur über Reorganisation neuronaler Verbindungen
zustande kommt, wozu viele Personen unfähig sind.
Diese funktionelle Unfähigkeit ist oft das Ergebnis fehlerhafter Bildung, bei
der rigide Schemen statt plastische Inhalte der Sprache vermittelt werden,
was nach dem Vorbild angeborener Verhaltensprogramme geschieht, die
immer nach gleichem Muster ablaufen und deren funktionale Rigidität
ontogenetisch und strukturell bedingt ist.
Sprachliche Rigidität ist die Ursache für gemeinschaftliche und persönliche
Krisen aufgrund der Unfähigkeit zu verstehen und zu artikulieren was
geschieht und was kommt, und aufgrund verlorener Reflexivität.
Auf den Zusammenhang zwischen schwerfälligem Begriffsapparat und dem
Aufkommen des demokratischen Faschismus wies seinerzeit Jose Ortega y
Gasset (1930) hin, was sich im Nachhinein noch bestätigte. Der Zerfall
sozialer Kommunikation wird von lexikalischer Inflation begleitet. Solche
sklerotische und Zerfallserscheinungen, die historisch belegt sind und
dokumentiert wurden, sind der Bestandteil der Gegenwart, obwohl sie für
die Allgemeinheit keinen Grund darstellen, sich darüber ernsthafte Sorgen zu
113
machen. Aber ich mache mir ernsthafte Sorgen, weil die meisten dazu nicht
einmal fähig sind (referiert von Sharot et al., 2011), und weil alles, was ich
bisher in die Öffentlichkeit brachte, von dieser Öffentlichkeit völlständig
ignoriert oder verschwiegen wurde, was unzweifelhaft auf das erneute
Aufkommen des Faschismus hindeutet, wenn man überhaupt über das
erneute Aufkommen sprechen darf und nicht vielmehr über kontinuierliche
Fortführung des Faschismus (Wandrey, 1976).
Produzierendes Gewerbe, das den Wahn zur Wirklichkeit werden lässt,
exekutiert wahnhafte Vorhaben pseudowissenschaftlicher Eliten, die
Verursacher des Massenwahns.
Akademischer Faschismus und demokratischer Faschismus stehen in
direktem Zusammenhang, dessen Übergänge und Bindungsglieder klar zu
identifizieren sind: industrieller Faschismus, Schulfa/ch/schismus, Medien–
faschismus, Faschismus eingetragener, nicht eingetragener und gemein–
nütziger Vereine, Justizfaschismus, Polizeifaschismus, Faschismus der
Minderheiten, ärztlicher Faschismus, institutionalisierter und diffuser
Faschismus, geschweige denn sprachlicher und intentionaler Faschismus, der
überall vorkommt.
Den Beweis, daß die Angehörigen der Gattung Homo vom Sex besessen
sind, kann man aus dem Literaturverzeichnis PubMed entnehmen, in dem
fast ausschließlich von der Sexualität im Zusammenhang mit dem Verhalten
die Rede ist, während menschliches Verhalten außer Kopulation im Sinne von
114
Sexualakt oder Geschlechtsverkehr noch die Paarung im Sinne von
Zusammenkommen beinhaltet. Die Reduktion des reproduktiven Verhaltens
auf Sex bedeutet nichts anderes als psychische Regression, und die
Personen, die von dieser Regression betroffen sind, vermehren und
verhalten sich wie Tiere (Spitzer, 2016c). Diese Verwechslung und
Verdrängung der Komplexität mit und durch Regression, welche sich im
Züge der Vulgarisierung der Sprache ereignete, verfälschte die Bedeutung
und den Stellenwert des Menschlichen im sozialen Kontext, wodurch das
Sozium eine Deformation erfuhr, und in eine Richtung transformiert wurde,
die auf Unmenschlichkeit hinausläuft.
„Der Mensch ist ein Wesen von schwacher Intelligenz, das von seinen
Triebwünschen beherrscht wird“, wie S. Freud (1927) treffend formulierte.
Das bedeutet, daß der Mensch viel leichter zu einen niederen Zustand
gelangen kann als er imstande ist, sich aus eigener Kraft zu erheben oder
aus seinem niederen Zustand herauszukommen, falls seine Intelligenz nicht
gefördert wird. Weil Intelligenz von der Komplexität sozialer Umgebung
abhängig ist, hat soziale oder sprachliche Primitivierung entsprechende
Auswirkung auf Intelligenz.
Der Mensch muß in seine Umgebung auf vielfältige Weise eingebunden sein
und sich daran beteiligen, aber nicht im Sinne der Integration, wie das
schwachsinnige BRD-Propaganda definiert in Anlehnung an reduktionistisches Schema katholischer Kirche und des Nationalsozialismus („Von der
Wiege bis zur Bahre“, Hitler, 1938). Zwischen Partizipation und Integration
115
besteht gleicher Unterschied wie zwischen Parallelschaltung und Gleich–
schaltung: Im ersten Fall trägt jede Einheit zur Vielfalt bei, was
Komplexitätsteigerung zur Folge hat, im zweiten Fall geschieht Kurzschluß
oder Einreihung, Komplexität sinkt.
Philologie ist keineswegs nur die Liebe zur Sprache, vielmehr ist sie der
Ausdruck der Liebe zum Menschen, in der die Achtung von seinen
Ausdrucksformen stattfindet. Aus diesem Grund, wenn man etwas
beschreiben und umschreiben möchte, sollte man auf die Wortwahl achten,
insbesondere dann, wenn wissenschaftliche Texte verfasst werden, in denen
nicht nur Worte sondern auch Termine, d.h. wissenschaftliche Definitionen
mit eindeutiger Bedeutung verwendet werden. Die Abweichungen von
diesem Ideal sind zahlreich, und das Bewußtsein für bestehende
Sorgfaltspflicht ist so gut wie nicht vorhanden. Dieses Thema wird auch
selten in wissenschaftlicher Literatur reflektiert, und wenn doch, dann
bestätigen die Inhalte meine These.
Beispielhaft dafür ist der Aufsatz von Edelman und Gally (2001), in dem über
Degeneriertheit und Komplexität in biologischen Systemen diskutiert wird.
Allein schon diese Gegenüberstellung ist irreführend, weil die Autoren von
Überfluß reden, während sie an Komplexität denken. Wenn man unter
Degeneriertheit funktionale Gleichwertigkeit versteht, im Unterschied zur
Wesensgleichheit in Redundanz, dann kann weder mit erstem noch mit
zweitem Begriff die Komplexität biologischer Systeme erklären. Zuerst sollte
116
man über die Bedeutung gebrauchter Begriffe nachdenken, um im zweiten
Schritt sie zu gebrauchen.
Seit meiner Jugend werde ich mit begrifflicher Absurdität konfrontiert, die
sich in der Bezeichnung des genetischen Kodes als degeneriert ausdrückt,
was allgemeinem Gebrauch dieses Wortes widerspricht. Degeneriert können
biologische Systeme sein, wenn es ihnen etwas fehlt oder in ihnen zu viel als
notwendig vorhanden ist, was zur Funktionsverlust oder Funktionsstörung
führt (loss of function or misfunction as a consequence of gain of function).
Das Gleiche geschieht mit der Sprache, aber nicht infolge ihres Reichtums,
sondern aufgrund unangemessener Verwendung der Worte, woraus sich die
Zerfallserscheinungen resultieren, die ich als sprachliche Inflation (lexical
Inflation) bezeichnete.
Um sich der Bedeutung gebrauchter Worte klar zu werden, sollte man sich
auch mit anderen Worten befassen, die in enger Beziehung zueinander
stehen. In aktuellem Zusammenhang wären solche Worte analog, homolog,
heterolog, tautolog, Oxymoron, homogen, heterogen u.a. Wenn man diese
Hausarbeit sorgfältig erledigt, wird verständlich, daß „degeneriert“ „entartet“
bedeutet, während „homolog“ ist „ursprungsgleich“. Weiterhin, wenn
Redundanz der Äquivalenz entspricht, dann soll Degeneriertheit als
Äquipotenz alias Wirkungsgleichheit übersetzt werden (redundancy is
equivalence, degeneracy is equipotence). Bei Äquipotenz sollte man auch in
wissenschtlichen Texten verbleiben, um die Leser nicht in die Verlegenheit zu
bringen. Darüber hinaus, offenbart ein richtig gebrauchtes Wort den Sinn
117
seines Gebrauchs, in diesem Fall erklärt Äquipotenz die Entstehung der
Artenvielfalt: infolge der Divergenz geht aus dem Gleichen Verschiedenes
hervor, und das Verschiedenes zum Gleichen (oder eben Ähnlichen)
konvergiert. Ob geochemische, biogenetische oder biomolekulare Evolution,
sie ist in die Zyklen der Existenz einbezogen, in denen oszillierende
Formumwandlung stattfindet.
In anderen Fällen, die zu kritisieren sind, handelt es sich um wissen–
schaftlichen Jargon (slang) oder Automatismen, bei denen z.B. die Begriffe,
die in einem Kontext gebraucht wurden, in anderen Kontext überträgt, ohne
auf Sinnverlust zu achten, der bei solcher Übertragung geschieht.
Was gedrückt wird, ist für die Ewigkeit bestimmt. Daraus resultieren
zahlreiche Mißverständnisse bei der Aktualisierung des Wissens, weil die
Sprache und die Beschreibung der Realität sowie die Realität selbst
evolutionieren und sich kontinuierlich verändern. Was gestern wahr war, ist
heute obsolet geworden: Darauf sollte man ständig Rücksicht nehmen. In
diesem Zusammenhang ist der Begriff Retrojektion (retrojektiver Projektion
und Introjektion) hilfreich.
***
Nachdem im Verlauf dieses Manuskripts einige Schritte zurück getan
wurden, um die Bedeutung der Psychoanalyse in gesamtwissenschaftlichem
Zusammenhang zu erfassen bzw. aufzuzeigen, möchte ich an dieser Stelle
118
einen Versuch unternehmen, bisherige Gedankengänge zusammenzuführen,
um die Synthese zu vollziehen, und von dort zum letzten Teil des
Manuskripts zu übergehen.
Wie der Schlaf mit dem Erwachen endet und uns manifeste Inhalte unserer
Träume bewußt werden, erwacht auch unser Bewußtsein, mit dessen
Erwachen uns möglich wird, latente Inhalte der Träume zu enträtseln.
Obwohl im Wach-Schlaf-Rhythmus periodische Zustände im Sonnensystem
widerspiegelt werden, in dem übergeordneten Taktgeber für alle
biogeochemische Prozesse auf der Erde erkennen kann, dennoch sind die
Konsequenzen dieser Widerspiegelung und des Eingeschlossenseins für
lebendige und nicht lebendige Bestandteile der Erde unterschiedlich, was
sich in entsprechender Zustandsdynamik äußert. Ein Stein wird unter
Sonnenlichteinwirkung warm und seine Struktur schwankt etwas dadurch,
aber das ist schon fast alles, was mit einem Stein geschehen kann. Im
Gegensatz dazu, erreicht das Repertoire des Verhaltens der Lebewesen bei
gleicher kosmischen Schwankung ein sehr weites Spektrum.
Merkwürdigerweise findet man im Pantheon altgriechischer Götter keine
Entsprechung für das Leben, bios, das ihnen gegeben ist, aber nie endet.
Diese Merkwürdigkeit erklärt sich aus dem Umstand, daß sich die
Unsterblichkeit in der Abfolge der Generationen realisiert, was sowohl für
sterbliche als auch für unsterbliche Wesen gilt.
119
Biologie ist keine Lebenslüge, mit und in der viele Personen leben, womit sie
permanenten Flucht aus der Realität begehen, und aus deren Vorein–
genommenheit die Lügenwissenschaften und Lügengebäude erwachsen,
sondern die Logik des Lebens, deren Elemente unverwechselbar einfach
sind: sich zu erhalten, zu reproduzieren, die Vielfalt in die Einheit zu
überführen und aus der Einheit die Vielfalt zu schaffen, auf der Treppe der
Evolution aufzusteigen...
Das Leben ist ein Balanceakt in den Wellen der
Existenz, die in ständigem Entstehen und Vergehen begriffen ist, und deren
unüberschaubare Dimensionalität und die Logik lebensfeindlich und
erdrückend wirken, aber dank dieser Überschwänglichkeit entstehen im
Universum die Räume, in denen sich das Leben entfalten kann. Spektraler
Umfang der Lebensräume ist relativ klein, dennoch ausreichend, um sie als
notwendiger Bestandteil des kosmischen Geschehens anzuerkennen.
So z.B. haben kleine Temperaturschwankungen und Wärmegradiente eine
große Bedeutung für physiologischen Zustand: Verhalten, Temperament,
Stimmung oder gesellschaftliche Tradition sind davon sehr betroffen. Das
gleiche gilt auch für Salz- und Wassergehalt des Körpers, Sauerstoffgehalt
der Umgebung, Lichtverhältnisse und vieles mehr. Das Wohlbefinden ist von
vielen Faktoren abhängig, die in der Medizin überhaupt keine Beachtung
finden, weil sie nicht am Wohlbefinden sondern am Profit interessiert ist.
Dank neuesten Analysemethoden werden überall im Universum die
Bausteine entdeckt, aus denen sich das Leben zusammensetzt, sobald die
Voraussetzungen für solche Zusammensetzung vorhanden sind (Jorgensen
120
et al., 2012; Dolomatov and Zhuravleva, 2014; Boersma et al., 2014). Diese
Spontanität der Entstehung des Lebens gründet sich in der Gesetzmäßigkeiten, die sich aus der Logik der Natur ableiten, worüber an anderer
Stelle die Rede war.
In den Sternen existieren chemische Elemente nur in ihrer atomaren Form,
molekulare Verbindungen sind nur in permissiver Umgebung außerhalb der
Sterne möglich. Die molekulare Form der Existenz chemischer Elemente
bedeutet Zuwachs an Ordnung, die mit Information gleichbedeutend ist. Der
Entstehung des Lebens auf der Erde ging natürliche molekulare Evolution
voraus, in deren Verlauf der Informationsgehalt der Umgebung solange
wuchs, bis eine kritische Grenze erreicht und errechnet wurde, nach deren
Überschreitung die Logik chemischer Reaktionen in die Logik der Evolution
der Lebensformen überging, und die geochemische Umgebung biogeochemisch wurde (Keller et al., 2014; Keller et al., 2015; Piedrafita et al.,
2015; Nghe et al., 2015; Rey et al., 2016).
Im Übergang wirkten die Retorten, in denen die Alchemie des Lebens
abspielte. Zur Zeit wird dieses Thema noch spekulativ behandelt, weil die
Abschätzung der Kombinierfähigkeit chemischer Vielfalt, die auf der Erde
möglich wurde, die Vorstellungskraft der Menschen, die Kapazität ihrer
Laborräume und Rechner übersteigt. In welchen kreativen Phasen sich die
Entstehung des Lebens vollzog, wird noch aufgeklärt, unstrittig ist, daß jede
Lebensfunktion einer Struktur folgt, während die Struktur aus der Logik der
Funktion erfolgt.
121
Wie bereits erwähnt, stellt chemische Verbindung die Voraussetzung und
Vorstufe des Gedächtnisses dar, wobei jede kovalente Bindung als Iteration
in nachfolgenden Schritten der Komplexitätsteigerung übernommen wird,
während reversible Modifikation und nicht kovalente Assoziation als
Analogon des Kurzzeitgedächtnisses zu begreifen ist. Nach molekularer
Evolution folgte molekulare Selektion im Grenzzyklus der Reaktionsräume,
die sich durch die Unterteilung der Umgebung in die Innen- und
Außenräume bildeten. Die Phasentrennung ereignete sich gleichfalls spontan
durch die Bildung prototypischer Membranen, deren einheitliche Struktur auf
physikalische Eigenschaften der Lipiden und ihr Verhalten zurückzuführen
ist. Bei der Zyklisierung der Lipidschichten wurde die Heterogenität der
Umgebung in einzelnen Reaktionsräume verteilt, was offensichtlich zu
verschiedenen Ergebnissen bei der Interaktion darin eingeschloßener
Komponenten führte. Als Folge der Rekombination und Selektion der
Diversität, die beim Austausch der Inhalte einzelner Liposomen durch ihre
Fusion und Teilung entstanden ist, entwickelten sich die Protozellen.
Das Wasser, in dem alle diese Reaktionen abspielten, und das in der Folge
der Zyklisierung und Grenzbildung miteingeschloßen wurde, ist der
Taktgeber molekularer Selbstorganisation und das Medium biologischer
Interferenz. Das Wasser ist nicht nur die Umgebung und der Inhalt des
Lebens, es ist auch wesentlicher Bestandteil biochemischer Reaktionen und
Biomoleküle, wobei die Eigenschwingung des Mediums die Voraussetzung
122
Wasser-vermittelter Prozessierung der Interaktion ist, die gleichzeitig eine
Kommunikation darstellt.
Diese bedeutende Rolle, welche das Wasser bei der Entstehung des Lebens
spielte und bei dessen Fortbestehen spielt, erklärt sich durch seine
Beschaffenheit und aus dem daraus resultierenden Verhalten, das an sich
schon komplex und vielfältig ist (referiert von Martin Chaplin, in PubChem
und in anderen Quellen), und das zum intergralen Bestandteil biologischer
Systeme wird und zu ihrer Verhaltensvariabilität beiträgt.
Das Leben wurde im Wasser errechnet. Die Brown‘sche Bewegung
nichtorganischer Partikel ist chaotisch; im Gegensatz dazu, wird sum–
marische Anisotropie der Lösung durch die Zugabe organischer Moleküle
erhöht. Schon in einfachen Konstellationen hat das autokatalytische Wellen
und molekulare Verhaltensstrukturen, die prototypisch für Lebensfunktionen
sind, zur Folge. Die Wellen, die sich im Wasser ausbreiten, erfahren neue
Qualität bei der Überschreitung der Grenze, werden zu vitalen Wellen.
Anisotrope Komplementierung innerhalb des zellulären Grenzzyklus ist die
Ursache für die Entstehung biologischer Formen und des Verhaltens, deren
fraktale Struktur aus ursprünglichen Interaktionen kongruent erwächst.
Im Vakuum verbreiten sich die Wellen isotrop, in anisotropen Medien ist ihre
Verbreitung strukturiert und geschieht entlang formspezifischer Strukturen.
So z.B. beschäftigt sich Elektrodynamik mit Phänomenen des Elektro–
magnetismus, d.h. mit der Regelmäßigkeiten der Verbreitung elektrischer
123
Ströme und elektromagnetischer Wellen in anisotropen Medien (Leiter). In
Biosystemen ist die Wellendynamik besonders komplex aufgrund deren
strukturellen Komplexität, wobei im Gegensatz zu elektrischen Strömen, in
denen Elektrone bewegt werden, kommen vitale Ströme infolge Fluktuation
in der Verteilung der Ionen und Moleküle zustande, in denen Elektrone
gebunden sind und deren elektromagnetische Eigenschaften auf
unregelmäßig verteilte elektrische Ladung zurückzuführen ist. Trotz der
Wesensgleichheit elementarer Grundlagen komplexer Strukturen und
Prozessen, die für Lebewesen spezifisch und charakteristisch sind, mit
solchen aller anderen Formen im Universum, unterscheiden sich lebendige
und nicht lebendige Formen in superpositiver Organisationsgrad und
Lenkung der Elemente. Spezifische Rolle, welche einzelne Elemente in
Lebenskreisläufen spielen, werden fortschreitend aufgeklärt.
Eine besondere Funktionalität ist mit dem Kalzium verbunden. Die
Empfindung, Bindung, Überführung, und Ablagerung der Kalzium-Ione
geschieht fortwährend. Die Beschäftigung der Zellen mit dem Kalzium
spiegelt phylogenetische Bedeutsamkeit dieses Elements für das Leben
wieder (Bäuerlein, 2007; Dash et al., 2007; Cuif et al., 2011; Mellström et
al., 2014; Ma and Tsien, 2015; Checchetto et al., 2016). Im Übergang von
atonischem und sessilem Zustand zu ganzkörperlicher Beweglichkeit wirkte
Kalzium-Ionen-übermittelte Kommunikation, die zu notwendigem Bestandteil
vitaler Wechselwirkungen wurde. Aber ist der Gegensatz zwischen
lebendigen und nicht lebendigen Formen nicht der Gegensatz zwischen
beweglicher Substanz Wasser und nicht beweglichem Grund? Wobei im
124
weiteren Verlauf der Evolution zu Wirbeltieren das Kalzium innerhalb des
Körpers abgelagert wurde, und diese Ablagerung zur Grundlage der
Beweglichkeit wurde.
Elektrisches Potenzial bzw. elektrische Ladung der Moleküle hat eine
Signifikanz in biologischem Zusammenhang, und die Fluktuation bzw.
Schwankung elektrischer Ladung bzw. des Potenzials führt zur Änderung
elektromagnetischer Eigenschaften der Moleküle, ihrer Bioreaktivität und
Potenzialität, was einer der wesentlichen Gründe für ihre Bewegung,
Verteilung und Assoziation darstellt.
Die Ionen-Kanäle tragen zur Verteilung der Biomoleküle eine bedeutende
Rolle bei, indem sie die Zellen verschieden polarisieren. Diese Differenz in
zellulärer Polarisierung wurde neulich als Determinierungsfaktor morphogenetischer Konstituierung und als physikalische Ursache interzellulärer
Kommunikation, welche die Diffusion molekularer Determinanten über gapjunction bewirkt, und somit zur Herstellung morphogenetischer Gradienten
beiträgt, wieder/erkannt (referiert von Pai et al., 2015; Cervera et al., 2015;
Law and Levin, 2015; Sullivan et al., 2016). Unter Einwirkung
morphogenetischer Felder, die über Verteilung und Konzentration von
Determinanten im Körper zustande kommen, differenzieren und spezialisieren sich die Zellpopulationen in verschiedenen Körperteilen, die zu Kopf,
Rumpf, Extremitäten oder Organen werden, abhängig davon, welche Teile
des Genoms epigenetisch freigeschaltet sind. Über epigenetische
Freischaltung entscheiden entsprechende Regulatoren, deren Bedeutung
125
und Zusammenwirkung fortschreitend aufgeklärt wird (Oyarce et al., 2014;
Chen, 2015; Davila-Velderrain et al., 2015; Bale, 2015; Torday, 2015; Torday
and Miller, 2016; Roundtree and He, 2016; Nampoothiri and Rajanikant,
2016; Li et al., 2016; Schmitz et al., 2016; Hart and Goff, 2016; Helder et al.,
2016; Suelves et al., 2016; Liu et al., 2016; Gurdon, 2016; Lin et al., 2016).
Transiente Gradiente, die sich von dendritischen zu axonalen Synapsen
entlang der Membrane der Nervenzelle verbreiten, und in der Mitte am
Colliculus axonis summieren, interferieren mit übrigen Komponenten der
Zelle, so daß zwischen neuronalen Impulsen und deren metabolischer
Prozessierung ein reziproker Zusammenhang besteht. Die Schwankungen
der Ionen am Zellmembran entsprechend Sequenzen neuronaler Impulse
bewirken synchrone Schwankungen innerzellulärer Gradiente, was langfristige oder transiente epigenetische Konsequenzen hat. Entsprechend
epigenetischer Reorganisation des Genoms, reorganisieren sich übrige
zellulare Komponente über verschiedene Wege der Signalübertragung
(Yamashita, 2011; Housden and Perrimon, 2014; Smythies, 2015).
Die Schwankungen der Gradiente im Inneren des Körpers und außerhalb des
Körpers ist der Grund des Verhaltens, das darauf abzielt, diese
Schwankungen auszugleichen oder ihnen anzugleichen, um körperliche
Homeostase zu bewahren oder optimalen Zustand zu erreichen, wofür
ganzkörperliche Bewegung notwendig ist.
126
Eine plausible Darstellung prototypischer Ereignisse, die zum Ausgangspunkt
logischer Trennung der Funktionen und zur Entwicklung von Ektom, Myom
und Neurom führte, geben Brunet und Arendt (2016). Demgemäß, bewirkt
kontrollierter Ionenfluß transiente oder permanente Krümmung der
Membrane, was entsprechende Bewegung oder Formbildung zur Folge hat,
abhängig davon, welche Proteine und Proteinkomplexe beim Zustandekommen dieser Krümmung involviert sind.
Die Funktion molekularer Pumpen reproduziert sich in höher dimensionierten
Strukturen, die entweder Substanzen innerhalb des Körpers (wie z.B. Herz,
Darm und osmoregulatorisches System) oder außerhalb des Körpers
bewegen (was ganzkörperliche Bewegung zur Folge hat, wie z.B. bei
Medusen). Solche Kongruenz morphogenetischer Reproduktion der Pumpen
weist darauf hin, daß diese Struktur seit frühester phylogenetischer Zeit ins
Genom als dessen Bestandteil aufgenommen wurde, und wird immer wieder
in aktuellem morphophysiologischem Kontext verwendet.
Es ist kaum ein Zufall, daß die Form eines typischen Neurons eine
Ähnlichkeit mit Flagellata hat: Von einem Ende strecken sich die Dendriten
wie die Fühler in alle Richtungen aus, an anderem Ende befindet sich das
Axon, wobei die Richtung der Polarisationswellen entlang der Membrane
förmlicher Polarisierung entspricht. Im Gegensatz zu beweglicher Flagellata,
die sich in die Richtung schwimmen, die von ihrem Flagellium vorgegeben
wird, sind Neurone in ihrem Gewebe fixiert, aber die Bewegung wird von
Dendriten zu Axon übertragen. Dank dieser Wellen schwimmen Neurone
127
virtuell, während die von ihnen ausgehenden Impulse reale Bewegungen
auslösen. Die Flagellata-Form wiederholt sich im Spermatozoon, das eine
terminale Differenzierung im Lebenszyklus darstellt, und dessen Ziel und
Erfolg von Neuronen vorgerechnet werden (Jikeli et al., 2015; Kuo et al.,
2016; Suarez, 2016; Estomba et al., 2016; Flegel et al., 2016).
Ein Neuron zeichnet sich durch die in der Bewegung realisierte Konstanz
aus. Die positionelle, d.h. topologische Bestimmtheit jedes einzelnen
Neurons ist mit seiner einzigartigen Beschaffenheit verbunden, die sich im
Spektrum seines Verhaltens äußert. Das Neuron ist nicht nur eine
morphologische und topologische Einheit, woraus sich mentale Topographie
zusammensetzt; es ist auch eine logische Einheit, die eine Prozessierung
eingehender Information bewerkstelligt, um sie in eine Form zu überführen,
die geeignet ist, von anderen logischen Einheiten des Körpers verwertet zu
werden. Die Konversion der Information in interpretierbare und verwertbare
Form bedeutet ihre Umformung entsprechend der Information, die im
Neuron vorhanden ist, und die infolge kausaler Kette entstanden ist, deren
Anfänge in seiner phylogenetischen Vorgeschichte zu finden sind, und deren
Verlauf seine ontogenetische Geschichte umfasst. Während phylogenetischer
Teil kausaler Kette in der Abfolge der Nukleotiden im Genom fixiert ist,
speichert sich ontogenetischer Teil epigenetisch, d.h. als morphogenetische
Realisation des Genoms in neuronaler Form und als epigenetische
Modifikation neuronales Genoms.
128
Einzelne Zelle ist synchron und in einem Grenzzyklus mit sich selbst
verbunden. Im Prozess der Reproduktion teilt sich die Zelle. Die Teilung führt
zur Trennung geteilter Zellen und ihrer Grenzzyklen. Wenn die Zellen
unabhängig voneinander leben, divergieren sie nicht nur räumlich sondern
auch inhaltlich, was die Vorteile erneuter Fusion und Rekombination erklärt.
Wenn die Zellen zusammen bleiben, umfasst sie ein summarisches
Grenzzyklus, innerhalb dessen logische Aufgabe entsteht, sie miteinander zu
koordinieren. Im Verlauf der Evolution multizellularer Organismen erfolgte
ständige Teilung logischer Aufgaben, die ursprünglich in einer Zelle vereint
waren, so daß einzelne Lebensfunktionen einzelnen Strukturen bzw.
Organen delegiert wurden, die über verschiedene Systeme, welche
integralen Zustand des Körpers erhalten, miteinander verbunden sind.
Die Einheit des Körpers, d.h. seine morphogenetische Struktur, gewährleistet
die Kontinuität und Permanenz seiner Funktionen im Prozess rekursiver
Kommunikation, d.h. übereinstimmender Komplementierung einzelner
Unterstrukturen und Unterfunktionen.
Die Verbindung funktionell getrennter Teile geschieht durch innerkörperliche
Schwingungen. In einem Baum besteht diese Schwingung aus 2 gegen–
gerichteten Bewegungen: Von den Wurzeln wird das Wasser und darin
gelöste Mineralstoffe zur Baumkrone transportieren, in die Gegenrichtung
werden Produkte der Photo– und Biosynthese geliefert. Die Schwingungen
zwischen funktionalen Einheiten, Hirnarealen, und vor allem, auf der Ebene
129
einzelner Segmente sowie zwischen den Ebenen ist die Erklärung dafür, wie
in menschlichem Körper alles miteinander verbunden ist.
Während des Schlafs ändert sich die Ausrichtung der Schwingungen:
vertikale Achse wird horizontal, was für das Neurom keine große Änderung
darstellt, aber für das Myom, das daran geknüpft ist, und im Schlaf
entspannt ist, oder für das Herz, das entlastet wird, hat das wesentlich
größere Bedeutung, was reziprok auf das Neurom auswirkt, und zu seiner
progressiven Entspannung beiträgt. Das entlastete Neurom hat die
Möglichkeit, sich auf solche Aufgaben zu konzentrieren, die im Wachen
vernachlässigt werden, wobei im Kreis nächtlicher Aufgaben die
Regeneration im Vordergrund steht.
Die Besonderheit der Schwingungen im Hirn besteht in der Verwicklung
seiner Strukturen in die Aufgaben der Berechnung der Schwingungen, die
sowohl von außen kommen, und von Empfindungsorganen rezepiert werden,
als auch der Eigenschwingungen des Körpers und seiner Bestandteile. In
diesem Sinne erscheint der Körper für neuronales System als äußere
Umgebung, obwohl dieses System im Körper als dessen Bestandteil
enthalten ist. Dieser paradoxen Aufgabe entspricht ontogenetischer
Ursprung neuronales Systems aus dem Ektoderm, das im Laufe embryonaler
Entwicklung zur Innenhaut wird.
Der Körper entsteht durch die Teilung der Zellen, die sich morphologisch
divergieren und funktionell spezialisieren, und das Ziel dieser Divergenz und
130
Spezialisierung besteht darin, die Reproduktionszyklen zu ermöglichen, was
in der Bildung der Gameten realisiert wird. Ontogenetische Entwicklung
rekapituliert phylogenetische Ereignisse durch die Reduktion des diploiden
Zustandes zu haploiden, und in nachfolgender Fusion und Wiederherstellung
des diploiden Zustandes. Die Teilung und Fusion sind die Bestandteile der
Schwingung, woraus das Lebenszyklus besteht. Das Lebenszyklus unterteilt
sich in weitere Zyklen: der Wach-Schlaf-Rhythmus, der Atem, der
Herzschlag, die Fortbewegung in Schritten, die Nahrungsaufnahme und die
Ausscheidungsvorgänge, der Rhythmus physiologischer Abläufe und
biochemischer Reaktionen (referiert von Bedont and Blackshaw, 2015; Husse
et al., 2015; Evans, 2016; McGinnis and Young, 2016; Tucci, 2016).
Alle diese Bewegungen sind in die Phasen der Beweglichkeit und des
Ruhestandes, der Spannung und Entspannung unterteilt.
Die Positionierung jedes einzelnen Neurons geschieht infolge genetischer
und epigenetischer Vorgaben, und die Verknüpfung einzelner Neurone
erfolgt aufgrund der Verteilung logischer Funktionen. Bekanntlich teilen sich
Neurone in solche, die Empfindungen rezepieren (afferente Neurone), die
Empfindungen prozessieren (efferente Neurone), und die Ergebnisse der
Prozessierung an die Zellen, Gewebe und Organe leiten, welche
Bewegungen ausführen (motorische Neurone). Während der Embryogenese
entwickelt sich das Nervensystem zu einer Anlage, die nach der Geburt in
Betrieb genommen wird und adäquaten Umgang erfahren muß, um einen
reifen Zustand zu erreichen, in dem es seine Funktionen erfüllt. Die Geburt
131
bedeutet einen Phasenübergang aus einer Umgebung in die andere, viel
komplexere Umgebung, und der Körper erlebt bei diesem Übergang
phasenbezogene Änderung der Funktionsweise, die eine Adaptation
erfordert.
Das Verhalten ist eine Entsprechung und die Anpassung an die Umwelt–
bedingungen, die immer neue Positionierung erfordert, was eine koordinierte
Bewegung und Handlung voraussetzt, die als Verhältnis zur Umgebung
errechnet wird. Diese Berechnung ist rationale Grundlage jedes nicht
pathologischen Verhaltens. Im Verhalten wird das realisiert, was notwendig
ist, um das Leben zu erhalten und fortzuführen.
Eine Biene, Ameise oder Fruchtfliege sind mit angeborenen Verhaltensprogrammen ausgestattet, an die sie gebunden sind. Im Gegensatz dazu,
hat der Mensch eine Potenz, sein Verhalten unendlich zu variieren und die
Vorlagen dafür selbst zu erzeugen und auszuführen.
Im Verhalten summiert sich das Verhalten einzelner Atome, Moleküle,
molekularer Komplexe, Organellen, Zellen, Organen, und es besteht aus
einzelnen Reaktionen und Aktionen, die an sich schon komplex sind. Die
Verhaltensketten bzw. Verhaltenssequenzen benötigen eine vorexistierende
Vorlage, ein Programm, das flexibel genug ist, um koordiniertes Verhalten
hervorzubringen, d.h. es muß notwendigerweise rekursiv sein und iterative
Schritte enthalten, welche mögliche Eventualitäten berücksichtigen und
entsprechende Verhaltenskorrektur und -Variabilität erlauben, um
132
vordefinierte Ziele zu erreichen. Im Verhalten muß der Zusammenhang
zwischen möglichen Aktionen und Reaktionen herstellbar sein, um innerhalb
speziesspezifischer Interaktionsstruktur kontinuierlich und kohärent zu sein.
Das bedeutet, daß die Anzahl sinnvoller Interaktionen, für welche das
angeborene Verhalten der Biene prädisponiert ist, weit unter dem Niveau
liegt, das für höher organisierte Tiere möglich ist.
Darüber hinaus, muß genetische Kontrolle des angeborenen Verhaltens die
Koordination einzelner Verhaltenselemente umfassen, aus denen die
Verhaltensketten bestehen. Diese modulare Verhaltensstruktur ist für alle
offensichtlich, die intelligent genug sind, um das zu merken: Atmen ist
teilautonom zum Gehen, Intelligenz ist getrennt von sexuellen Vorlieben,
Sprechen und Verstehen ist getrennt von Hören und Reden, Sehen ist
getrennt von Handgreifen. Was im Körper topo-morphologisch verbunden
ist, wird im Hirm morpho-funktional assoziiert, um es zu koordinieren, z.B.
Hand mit Darm, indem Hand die Handlungen ausführt, damit Darm gefüllt
wird. Wie die Synchronisierung der Körperteile funktioniert, wird u.a. in
diesem Manuskript aufgeklärt.
Der Anfang machte S. Freud mit der Analyse freier Assoziationen, ihm
folgten Ethologen, wie z.B. Oskar Heinroth, Konrad Lorenz, Nikolaas
Tinbergen, Conrad Waddington und Karl von Frisch, die Synthese scheint in
absehbarer Zeit dank neuester Methoden der Molekularbiologie, Spektro–
skopie und Tomographie zu gelingen. Auf dem Weg zu diesem Ziel erscheint
es als bedeutender Schritt die Aufklärung der Homologie zwischen dem
133
Zentralkomplex der Insekten und basalen Ganglien der Vertebraten, worüber
Fiore et al. (2015) berichten, und wodurch die Vorhersagen, die noch zu
Zeiten von S. Freud gemacht wurden, eine Bestätigung finden.
Wie in diesem Bericht erläutert wird, ist die Grundlage des angeborenen
Verhaltens morphogenetische Prozessoren, in deren Struktur deren Funktion
enthalten ist, und die eingehende Information in der Art und Weise
verarbeiten, daß sie nach der Verarbeitung und Übertragung an motorische
Einheiten dieses Verhalten verursacht.
Die Prozessierung der Information in einem Computer ist die Aufgabe der
Prozessoren, die strukturell weit von Neuronen abweichen, aber funktionell
neuronale Netze nachbilden. Diese Nachbildung hat ihre Grenzen, weil die
Logik eines Computers von seinen Schöpfer vorgegeben wird und alles, was
ein Computer tut oder in dem geschieht, folgt diesen metalogischen
Vorgaben.
Dennoch geschieht die Prozessierung der Information im neuronalen Netz
oder im einzelnen Neuron auf analoge Weise wie in einer Rechenmaschine,
die ein reflexives Modell der Intelligenz darstellt. Dabei sollte man aus dem
Abbild kein Götzenbild machen, wie das oft in der Gegenwart geschieht,
indem seelenlose Sachen kultisch verehrt werden, während ihre Schöpfer zu
ihren Diener werden, die Maschinen nachahmen, und durch diese Verehrung
und Nachahmung selbst zu Automaten degradieren.
134
Die logische Beschaffenheit eines Neurons erklärt sich am besten durch die
Funktionsweise eines triggers. Ein trigger, zu Deutsch: Auslöser, ist der
Bestandteil elektronischer Stromkreise und hat alle Grundeigenschaften, die
für die Funktionsweise eines Neurons charakteristisch sind. Erstens, ein
trigger kann Information speichern; zweitens, diese Information kann
portionsweise empfangen und weitergeleitet werden; drittens, der Eingang
und der Ausgang der Informationsleitungen sind reziprok miteinander
verbunden; und viertens, ein trigger kann in die fraktale Struktur
zusammengeschalteter trigger eingehen, die sich als ein höher
dimensionierter trigger funktioniert.
Innerhalb eines Neurons können logische Untereinheiten eines triggers
identifiziert werden, wie z.B. die Ionen-Kanäle, die, wie die Logikgatter eines
triggers, logische Operationen realisieren und zum logischen Ergebnis
umwandeln, das als Sequenzen der Ausgangssignale weitergegeben wird.
Die Synapsen sind biologisches Analogon zu Kondensatoren in Elektro–
technik, weil die Signalübertragung über Induktion geschieht. Im Struktur
der Signalsequenz ist neuraler Kode enthalten, während Zustände
neuronaler Hemmung und Aktivierung in Abhängigkeit von Polarisationsgrad
der Membrane bistabiler Kode entspricht.
In pränataler Entwicklung entstehen neuronale Strukturen ansatzweise im
Prozess morphogenetischer Konstituierung, überwiegend koordiniert durch
chemotaxische Reaktionen und Gradiente, d.h. die Verteilung morphogenetischer Determinanten, die zu treibender Kraft der Morphogenese
135
werden. Postnatal erfahren neuronale Anlagen exponentielle Steigerung
strukturrelevanter Determinanten, die quantitativ und qualitativ neuwertig
sind, und deren Einwirkung in strukturdynamischer Adaptation resultiert.
Die Neuronen und das Neurom differenzieren sich, wobei sinngemäße
Bedeutung dieser Differenzierung in der Kompetenzsteigerung bei der
Signalprozessierung besteht, im Vermögen, die Signale in der Reihe
einzelner Neurone zu prozessieren, d.h. ursprüngliche Impulse zu dämpfen
und zu subtrahieren. Die eingehende Spannung wird im Prozess des
Subtrahierens entspannt, was nicht bloß eine Minderung durch das Abziehen
gewisser Quantitäten bedeutet, sondern vielmehr die Teilung, was die
Ordnung und Neuordnung ermöglicht, die Aufteilung und Aussortierung
dieser Teile ihrer Ähnlichkeitsgrad nach. Entsprechend dieser logischen
Tendenz verläuft postnatale Entwicklung des Neuroms in die Richtung
terminaler Differenzierung, d.h. Verbalisierung primär nicht verbaler Inhalte,
die in weiterem Verlauf soziale Dimensionssteigerung erfahren, werden
sprachlich vermittelbar und zum Inhalt intersubjektiver Kommunikation.
Die Ebene symbolischer Repräsentation ist der Wendepunkt in der
Prozessierung sensorischer Information, die an diesem Ende ihre
abstrakteste Form erreicht, und in das Abbild der Realität übergeht, in dem
sie als Zusammenhang der Symbole existiert. Die Modalitäten der Perzepte
werden in symbolischem Raum durch Wertungen repräsentiert. Aus
Objekten werden Bedeutungen, die im Verhältnis zu anderen Bedeutungen
stehen und sequenziell definiert werden, und aus Einwirkungen werden die
136
Gewichte, die den Amplituden der Sequenzen entsprechen. Die sensorische
Information geht auf diese Weise nicht verloren sondern wird generalisiert,
d.h. in Verhältnissen der Symbole und ihrer Attribute nachgebildet, die als
Assoziationen bekannt sind.
Statt sich zu bewegen, bewegen Neurone ganzen Körper über
entsprechende motorische Kapazitäten des Körpers. Auf gleiche Weise, wie
wir unsere Bewegungen planen und ausführen, geschieht die Planung und
Ausführung der Sprache, die in geordneten Reihen der Worte mental,
schriftlich oder vokal ausgegeben wird. Solche sprachlichen Sequenzen
realisieren sich über entsprechende motorische Aktionen, deren leiseste
Form willentliche Verbalisierung ist, die als innere Stimme oder innere
Visualisierung entsprechende Funktionen der Empfindung nachbildet.
Um ein Beispiel zu geben: Hand ist eine Vorstellung vom Hand, „meine
Hand“ ist die Vorstellung von der Zugehörigkeit, und „meine Hand heben“
verleiht dieser Vorstellung eine Dynamik, so daß die Vorstellung von
Bewegung die Bewegung in Gang setzt.
Symbolische Repräsentanz ist keine ausschließliche Qualität des mensch–
lichen Hirns, vielmehr hat sie eine universelle Bedeutung. Die Sonne
repräsentiert sich auf der Erde durch ihre Strahlung und Einwirkung. Die
Umgebung wird in einem Bakterium auf vielfältige Weise repräsentiert. Das
geschieht aus dem Grund, daß jede Form ein Bestandteil ihrer Umgebung
137
ist, und somit diese Umgebung repräsentiert, wie bereits erklärt wurde
(Poleev, 2006).
Symbolische Repräsentanzen in menschlichem Hirn müssen im Umfang eines
Neurons und seiner rezeptiven Felder auffindbar sein, was sich noch durch
den Umstand bekräftigt, daß die Neurone nicht linear sondern zirkular, d.h.
reziprok und perpetual mit sich selbst und mit ihrer Umgebung verbunden
sind, was die Selbstreferenzierung der Information zur Folge hat. Vermutlich
repräsentieren einzelne Neurone mehrere Symbole, abhängig von der
Kombination hemmender und aktivierender Faktoren, und von der Anzahl
der Neurone, die an der Produktion symbolrepräsentierender Sequenzen
beteiligt sind, die im Assoziationskortex als sensorische Information rezepiert
und in die Perzepte umgesetzt wird. Diesmal erscheinen solche Perzepte
nicht als visuelle, termische, taktile und ähnliche Empfindungen sondern als
Ideen und Symbole, die diese Empfindungen repräsentieren (Gallistel, 1996;
Poleev, 2010; Marshall and Bredy, 2016). Bis dahin wurde die Realität
nachgebildet, ab jetzt wird diese Nachbildung tätlicher Prüfung unterzogen
und notfalls korrigiert, um koordiniertes Verhalten in sozialem Raum zu
ermöglichen.
Die Sprache formt sich aus Begriffen, die eine individuelle assoziative
Signatur haben, und aufgrund dieser Signatur erfolgt die Aufbau der Sätze
oder Gedankenzüge. Der begriffliche Inhalt umfasst wesentliche assoziative
Verbindungen und daher ein Massiv der Information, die jedesmal aus dem
Gedächtnis abgerufen und aktualisiert wird, wann entsprechender Begriff
138
verwendet wird. Der gedankliche Prozess begleitet die Erinnerungsarbeit, die
alle assoziative Felder einbezieht, die im Gedächtnis vorhanden sind,
angefangen von jemals wahrgenommenen und eingeprägten visuellen
Symbolen, bis zu sinnlichen Wahrnehmungen der Geräusche, vestibularen,
temporalen, termischen und taktilen Empfindungen.
Mit dem Übergang aus seinem naturgegebenen Zustand des Jägers und
Sammlers zum Tierhalter und Erdbebauer ereignete sich erste Kulturrevolution in der Geschichte der Menschheit: Durch seine Kulturarbeit entriss
sich der Mensch der Wildnis, und versetzte sich in ein selbsterschaffenen
Kulturkreis, wobei seine Seele, seine psychische Organisation zum Hauptfeld
seiner Kulturtätigkeit wurde (Poleev, 2008).
Sowohl der Körper als auch das Verhalten sind Ergebnis kontinuierlicher
Kulturarbeit, die generell in eine Richtung geht: die Ausformung eines
vernunftgetriebenen Spezies, des Homo sapiens. Die Aufgabe dieser
Selektion, die man seit einiger Zeit bewußt betreibt, besteht darin, einen
harmonischen Zustand zu erreichen, in dem Vernunft Rücksicht auf den
Körper hat, so daß Ratio und Emotio ausgewogen koexistieren, einander
ergänzen, kompensieren und mäßigen.
Was zuerst psychoanalytisch festgestellt wurde, bestätigten später
bildgebende Verfahren zur Visualisierung neurophysiologischer Vorgänge. So
z.B. die multisensorische Integration bei den Neugeborenen ist nicht
vorhanden oder rudimentär, und entsprechendes Vermögen entsteht erst
139
später, nachdem Selbstempfindung und entsprechende Differenzierung
beginnen, und zwar im Alter zwischen 7 und 15 Monaten. Das Kind beginnt
zu sprechen, sobald entsprechende neuronale Strukturen, welche die
Sprachfähigkeit ermöglichen, ausreichend ausdifferenziert sind.
Das Lernen besteht im Wiederholen dessen, was Gegenstand des Lernens
ist. Es kann auch aus einmaligen Ereignissen, Begegnungen, Vorfällen
gelernt werden, wenn sie durch ihre emotionale oder kognitive Bedeut–
samkeit hervorheben. Das Gedächtnis ist ein biographisches Gedächtnis, das
aus personenbezogenen Geschichten besteht, in denen einzelne Episoden
festgehalten wurden.
Lernen ist das Einbeziehen einzelner Episoden in biographischen
Sinnzusammenhang. Sinnzusammenhang ist das, was in neurobiologischer
Literatur als multisensorische Integration bezeichnet wird, wobei begrifflicher
Zusammenhang mit diesem Begriff nicht hergestellt werden kann, weil in
dieser Definition ein bedeutendes Element des mentalen Prozesses
unterlassen wurde, der Sinn. „Aus der Perspektive der Physik hat der
Mensch keine Perspektive. Diese Perspektive entsteht nur in den
menschlichen Augen“ (Poleev, 2005)
bei der Phasenübergang von Außen
nach Innen. Ohne Unterscheidungsfähigkeit zwischen sinnvoll und sinnlos
kann nicht gelernt werden, weil sonst alles sinnliches erfasst und eingeprägt
werden muß, was unmöglich und sinnlos ist. Erst Selektion dessen, was
bedeutsam ist und was nicht, ermöglicht Lernen und das Herstellen von
Sinnzusammenhänge.
140
Offensichtlich fehlt ein Verständnis dafür in den Schulen, in denen Kinder wie
Säuglinge behandelt und wie Schlachtvieh mit überflüssigem Wissen
vollgestopft werden, bis ihr Verstand einschläft und sie für den Arbeitsmarkt
reif werden, um nach dem Schulabschluß das zu tun und sich so zu
verhalten, was und wie sie „gelernt“ haben und wurden. Kein Wunder, das
bei solchen Methoden die Kinder zu Krüppel werden, und Fabriken zu
Behindertenwerkstätten, in denen das erzeugt wird, was für allgemeine
Verdummung förderlich ist.
***
Die Lösung einer Aufgabe oder eines Problems (engl. solution) besteht in
der Auflösung der Aufgabe oder des Problems in die Bestandteile
(Komponente): Reduktion und Vereinfachung erleichtern Findung von
Teillösungen, die anschließend zu einer Gesamtheit zusammengeschlossen
werden. Jede Analyse beinhaltet operationalisierte Spaltung des zu
analysierenden Stoffes, nach der Subtraktion erfolgt Extraktion wesentlicher
Komponente, woraus funktionales Modell hergestellt wird, das anschließend
auf seine Anwendbarkeit geprüft wird. Hält dieses Model die Prüfung, kann
es in jeweiligen synthetischen Vorgang verwendet werden. In erklärtenm
Sinne besteht die Aufgabe der Psychoanalyse in der Aufklärung psycho–
genetischer Vorgänge, um im zweiten Schritt funktionale Korrektur zu
ermöglichen.
141
Strukturen des Wahns.
Pathologie beschäftigt sich mit der Pathogenese, d.h. mit der Findung der
Ursachen für eine Fehlentwicklung. Die fehlerhafte Psychogenese bringt
Vielzahl psychischer Fehlentwicklungsformen hervor, mit deren Beschreibung
und Aufklärung die Psychopathologie beschäftigt ist. Eine Abweichung
resultiert nicht notwendigerweise in einer Mißbildung, sie kann auch eine
genetisch oder epigenetisch bedingte Steigerung, eine progressive
Entwicklung bedeuten: Es kommt nur darauf an, zu welchem Ergebnis
Verlust oder Zugewinn, loss or gain of function, führt. Ein kleiner
Unterschied macht viel aus, insbesondere in fraktal organisierten Formen,
und je früher in der Entwicklung er vorkommt, desto größer ist seine
Auswirkung.
Allgemeingesellschaftliche Pathologie besteht aus Einzelpathologien, die
summarisch das hervorbringen, was man als psychosoziale Pathologie
bezeichnen kann.
Die meisten Menschen sind in dieser Pathologie gefangen, ohne die Gründe
und Zusammenhänge zu verstehen oder auch verstehen zu wollen, wofür
gewisse intellektuelle Anstrengungen nötig sind. Aufgrund massenhafter
Verdrängung und gegenseitiger narzisstischer Bestätigung, was in Festigung
des pathologischen Zustandes resultiert, gestaltet sich die Aufklärung
schwierig, wenn sie überhaupt möglich wird.
142
In Anlehnung an das Werk von S. Freund (1904) schrieb Erich Fromm
(1953) über die Gründe soziopathischer Stabilisierung:
„Der Anpassungstheorie liegen folgende Annahmen zugrunde: 1. Jede
Gesellschaft als solche ist normal; 2. seelisch krank ist, wer von dem von der
Gesellschaft favorisierten Persönlichkeitstyp abweicht; 3. das Gesundheitswesen im Bereich von Psychiatrie und Psychotherapie verfolgt das Ziel, den
einzelnen auf das Niveau des Durchschnittsmenschen zu bringen ... Es zählt
nur, daß der einzelne angepaßt ist und daß er das gesellschaftliche Gefüge
nicht stört.“
Das Ergebnis solcher Anpassung bzw. des Angepasstseins ist atomisierte
völkische Masse unselbständiger Kreaturen, die ihre Stimme bzw. ihre
Selbstbestimmung an ihre Diener abgeben, die sich infolgedessen für die
Herren und Machthaber halten. Entsprechende Selbstaufgabe und
Delegierung eigener Stimme geschieht in den Wahlverfahren, bei denen
nichts zu wählen ist, weil alle Wahlteilnehmer im regressiven Zustand eines
Säuglings befinden, und von gewählter Dienerschaft die Befriedigung ihrer
unvernünftiger, infantiler Wünsche erwarten. Diese regressive psychosoziale
Konstellation ist charakteristisch für Demokratie, die als eine der
schlimmsten Formen des Totalitarismus zu bewerten ist, in der bewußtlose
Subjekte agieren, ohne Einsicht in den Zustand, in welchem sie sich
befinden.
143
Bei demokratisch hergestellten Automaten ist urteilende Instanz ausgeschaltet oder nicht vorhanden, und die Bewertung der Information
geschieht aufgrund von Vorurteilen und Suggestionen, die von außen
erfolgen und kritiklos übernommen werden, weswegen sie im automatischen
mentalen Prozess wie die Befehle wirken. Mit solchen Vorurteilen und
Suggestionen, die in einem unlogischen Undenksystem aneinander reihen
und einander begründen, sind die Hirne nicht intelligenter Massenmenschen
überfüllt.
Bekanntlich steht der Totenkopf für hirntot: man hat dieses Symbol intuitiv
und in Anlehnung an das Kruzifix gewählt, um eigenes Unvermögen zu
deuten. Über automatischen Gehorsam schrieb Herbert Jäger (1967): „Bei
einer bestimmten Form des Gehorsams kann von einer Zwangslage schon
deshalb nicht gesprochen werden, weil es für die Täter ganz selbstverständlich war, die ihnen erteilten Befehle zu befolgen; sie kamen nicht
einmal auf die Idee, sich der Ausführung zu entziehen, noch hatten sie das
Bewußtsein, unter äußeren Druck zu handeln. ... Charakteristisch für den
hier beschriebenen Gehorsamtyp ist also die Eliminierung des eigenen
Urteils; es fehlen nicht nur persönliche Überzeugungen und Eigeninteressen,
sondern umgekehrt auch Konfliktmöglichkeiten. Ein Angeklagter, der an
Einsatzkommandomorden teilgenommen hatte, schilderte das so: „Wir waren
instrumentalisiert und funktionalisiert ... Innerlich lehnte ich diese
Erschießungen zwar ab, ich hatte aber zu funktionieren.“ Aus seinen
weiteren Aussagen ergibt sich, daß er nicht etwa aus Angst vor einer
144
Bestrafung mitgemacht hatte, sondern weil er es gewöhnt war, Befehlen zu
gehorchen.“
Das ist ja wohl die erklärende Darstellung, wie das Hitlerreich funktionierte,
und was das Merkelreich zusammenhält: Die Instrumentalisierung der
Menschen, ihre willenlose Unterwerfung und fügsamer Mißbrauch als
Werkzeuge der Staatsgewalt oder Rädchen im Getriebe staatlicher Maschine,
was schon vielmals kritisiert wurde (beachtenswert in dieser Hinsicht ist das
Buch von Peter Sloterdijk, 1983), aber an diesen Verhältnissen ist kaum
etwas anders geworden.
Das, was üblicherweise irrtümlich und irreführend als Individuum bezeichnet
wird, ist ein biologisches, nicht unbedingt ein psychisches Individuum. Diese,
aus dem Unverstand resultierende Verwechslung zwischen Person und
psychischem Individuum, grassiert sowohl in der Fachliteratur als auch in
den Köpfen von Personen, die sich für etwas halten, was sie in Wirklichkeit
nicht sind, wobei der Irrtum nicht nur das Selbstbild betrifft sondern auch
die Regierungsform, die Sprache, schulische Unterrichtsform, industrielle
Produktion und vieles mehr.
Weil die Personen in demokratischer Umgebung desorientiert und
desinformiert sind, positionieren sie sich falsch, und zahlreiche Berufe, die
sie ausüben (darunter auch prominente Berufe wie z.B. Prinz/essin, König/in,
Generalsekretär/in, Präsident/in, Kanzler/in), werden ihnen nur als
beschäftigungstherapeutische Maßnahmen zur Festigung ihrer Dummheit
145
vorgeschoben bzw. verordnet. Die beispielhafte, obwohl nicht nach–
ahmungswerte Konsequenz dieses Irrtums ist die Verdrängung, Mißhandlung
und Tötung von Intellektuellen zu den Zeiten von S. Freud wie auch heute
noch, was in allgemeiner Verdlödung resultiert, deren integrale Bestandteil
aufgeblasene Gestalten offiziöser Wissenschaft, die zum Instrument des
demokratischen Staates verkommen ist. Dieses unerfreuliche Bild ergänzen
Akademien der Wissenschaften, die zu Irrgärten der Pseudowissenschaften
geworden sind, die Finanzierung der Wissenschaft in Anlehnung an KasinoKapitalismus (Fang and Casadevall, 2016), die Konkurrenzkämpfe um die
Ressourcen wie im Tierreich, die Jagd auf bestbezahlte Köpfe und
dergleichen. Der demokratische Herdentrieb hat Einzug in die Wissenschaft
gehalten und hat dort demokratische Unordnung verursacht, d.h. das
Mittelmaß zum Maß aller Dinge erklärt.
"Mein Reich ist so groß wie die Welt und meine Begierde hat keine Grenzen.
Ich gehe immer fort, Geister befreiend und Welten wägend, ohne Furcht,
ohne Mitleid, ohne Liebe, ohne Gott. Man nennt mich die Wissenschaft." (Flaubert, 1874)
Ist Wissenschaft ein Moloch bzw. Saturn, der seine Nachkommenschaft
verschlingt und sich von deren Körpern und Hirnen ernährt?
Fest steht, daß die Wissenschaft von der Kritik, vom Zuhören lebt; sobald
Kritik aufhört, hört auch die Wissenschaft auf. Frankenstein‘s Monster ist
eine gelungene Metapher, in der sowohl die Wissenschaft als auch ihre
146
Schöpfer erfasst sind. Frankenstein ist die Fest-Stellung des Unzweifelhaften,
der Stein der Weisen. Lithographie ist die Verewigung des Autors, wodurch
sich der Verfasser der Texte über den Tod erhebt und seine flüchtigen
Gedanken in ihrer sprachlichen Ausformung an die Nachwelt übermittelt. Das
steht im Widerspruch zum Stein als Totenstein, als Grabmal, einfach als tote
Materie, was mit dem Namen von Einstein, mit der Atombombe, und mit
dem Nobelpreis interferiert, was unfreiwillig an Dynamit, Krieg, Tod und
Zerstörung denken lässt.
Es ist in diesem Zusammenhang anzumerken, das ein Grabstein in erster
Linie nicht dem Zweck dient, den Ort des Begräbnis erkenntlich zu machen,
sondern ein abergläubisches Ritual darstellt, womit die Toten vom
Auferstehen behindert wurden.
Das Monster, das Frankenstein erschafft, ist sein eigenes Abbild. Die
Fehlleistung der Wissenschaft leitet sich davon ab, das Offensichtliche, den
Zusammenhang zu übersehen, und sich mit der Erforschung unzusammenhängender Einzelheiten zu befassen, woraus ein Realitätsabbild resultiert,
das aus unpassenden Stücken besteht. Die passende Bezeichnung für solche
Bruchstückhaftigkeit ist Schizophrenie. Der Schizophrene merkt seinen
psychischen Zerfall nicht, und wähnt sich voll und ganz zu sein, während
seine Daseinsformen unkoordiniert agieren und einander widersprechen. Das
ist Schicksal der Wissenschaft, an deren Anfang ein Ideal, ein guter Vorsatz
steht, am Ende der Tod und die Zerstörung.
147
Mit meinem Cousin führte ich mal in unsere Jugendzeit eine Diskussion über
den Wert der Dinge, die ich als primäre und sekundäre bezeichnete. Zu
ersteren gehörte für mich alles, was naturgegeben war: Tiere, Pflanzen,
Mineralien, Landschaften u.d.g. Zweite Gruppe umfasste Gegenstände und
Erscheinungen, die von primären, ursächlichen abgeleitet wurden:
Briefmarken, technische Geräte, Zeitungen u.s.w. Da ich mich mit Insekten
intensiv beschäftigte, und sie sowie Pflanzen für meine Sammlung
präparierte, während mein Cousin seine Interesse der Elektrotechnik
widmete und auch die Briefmarken sammelte, die zwar einen gewissen Wert
für den Sammler hatten, dennoch bildeten sie nur das ab, was anderswo
real existierte, sah ich einen grundsätzlichen Unterschied in unseren
Neigungen, was ich zur Sprache brachte.
Später entdeckte ich noch, daß diese sekundäre Ebene der Realität höchst
manipulativ war und konnte leicht verfälscht werden, im Gegensatz zu
naturgegebenen Objekten, die authentisch waren und nur sich selbst
repräsentierten. Die Realität und Authentizität dessen, was ich als primär
bezeichnete, war überprüfbar, während die Überprüfbarkeit der Abbildungen
mir fraglich erschien.
Noch später begriff ich, daß viele Personen nicht zwischen primär und
sekundär unterscheiden können, wobei das Fehlen der Unterscheidungsfähigkeit dazu führt, daß sie etwas überschätzen, was wertlos ist. Sobald die
Unterscheidung zwischen primär und sekundär verloren geht, kann
inflationäre Vermehrung der Repräsentanzen des Primären nicht aufgehalten
148
werden, so daß sie sich in sekundärer, tertiärer, quaternärer u.s.w. Weise
replizieren. Infolge Anhäufung von Marken, Statussymbole, Illustrierten,
Fernsehbilder und übriger Nachbildungen ist bei den Rezipienten dieser
unsinnigen „Vielfalt“ die Vorstellung von der Wirklichkeit abhangen
gekommen. Sie existieren in imaginären Blasen, deren utopische
Beschaffenheit für sie undurchschaubar ist, und deren Ausdehnung sie für
Zuwachs an Wohlstand, Wissen oder Sicherheit halten, wobei einzige
Sicherheit solcher Umgebung darin besteht, daß diese Blasen plötzlich
platzen und deren Inhalte sich in der Luft auflösen.
Die Aufgeblasenheit der Umgebung hat ihren Ursprung in pathologischem
Narzissmus, wobei die Betreiber diverser Geschäfte, die überflüssiges
Pseudowissen, vorgetäuschte Pseudosicherheit und nutzlosen Pseudobedarf
erzeugen, nur narzisstischer Wunscherfüllung ihrer Kunden entsprechen.
Der pathologische Narzissmus erfüllt seine Schutzfunktion, so daß die
Versuche, die permanent unternommen werden, ihn zum Platzen zu bringen,
permanent mißlingen, weil sie psychologische Gründe außer Acht lassen.
Dabei handelt es sich bei allen Formen des sozialen Mißlingens um eine
Krankheit, die für alle Betroffenen einen scheinbar sicheren Fluchtort bietet.
Mit anderen Worten, handelt es sich um einen regressiven und daher
energetisch niedrigen Zustand, in dem nur automatische Gedankengänge
stattfinden, die immer in gleichen Kreisen ablaufen. Der Ausgang aus diesem
regressiven Kreislaufzustand, in dem Energie sinnlos in den Hamsterradläufen verschwendet wird, und Übergang zu höheren mentalen Ebenen, wo
149
höhere Leistung durch effizienten Umgang mit Ressourcen erzielt bzw.
erbracht werden können, kann sprunghaft gelingen, man muß nur das
wagen und wollen, sowie die Voraussetzungen dafür kennen und erfüllen.
Die Analyse der Gründe für das oben beschriebene Phänomen führt zur
Aufklärung des Zusammenhangs zwischen dem Ausfall kognitiver Fähigkeit
und epi/genetisch bedingter Mißbildung visueller Rezeption (Fan Q, et al.,
2016). Das deutsche Wort „blöd“ hat bekanntlich noch andere Bedeutung,
und zwar „kurzsichtig“, womit nicht unbedingt eine optische Kurzsichtigkeit
sondern vielmehr prognostische Schwäche gemeint ist.
Die Symptome dieser Schwäche sind Brillen und andere Prothesen, womit
die Invaliden versuchen, den Funktionsausfall zu kompensieren, was
allerdings nicht zur Wiederherstellung der Funktion führt, sondern die
Vermehrung inadäquater Nachbildungen ausgefallener Funktion fördert.
Diese Nachbildungen dienen als Ersatzteile des Körpers (wie z.B.
Fernsehgeräte oder Smartphone) oder als Ersatzkörper, an denen man sich
zu befriedigen versucht (wie z.B. Autos, denen man unangemessenerweise
Zeit und Aufmerksamkeit schenkt, als ob sie eigene Kinder oder zumindest
Nutztiere wären).
Ersatz ist ein treffendes Wort, um deutsche Geschichte und Gegenwart zu
charakterisieren: Kulturersatz, Essensersatz, Glaubensersatz, Verfassungsersatz, Identitätsersatz ... Nur die Lügen sind echt. Die Abweichung von der
Ursprünglichkeit hat Realitätsverlust und Verlust der Koordinationsfähigkeit
150
zur Folge. Der Ersatz wirkt als Irritant, verursacht Kurzschluß anstelle
vollständiger Prozessierung (Tuesta and Zhang, 2014). So wirken raffinierter
Zucker anstelle von Polysacchariden und Süßstoffen, die im Obst enthalten
sind; fast food anstelle vollwertiger Kost; Dressieren anstelle altersadäquater
Lernformen; Tabak und andere Drogen anstelle komplexer sozialer
Interaktion, mentaler und körperlicher Anstrengungen, die zur Belohnung
führen; Sport anstelle des körperlichen Einsatzes; Transportmittel anstelle
sich bewegen; smartphone anstelle unmittelbarer Kommunikation u.s.w.
Berührungsangst ist ein wesentlicher Grund für technische Entwicklungen
wie smartphone und Tablett-PCs, die in Wirklichkeit zwischenmenschliche
Kommunikation nicht fördern, sondern behindern. Entgegen brancheneigener Werbung, dient Telekommunikation nicht der Überbrückung
räumlicher Entfernung und Überwindung von Hindernissen, im Gegenteil, sie
distanziert Menschen voneinander, entfremdet, erschwert Verständigung,
und verfälscht Informationsvermittlung, wobei die Inhalte, welche die
Massenmedien präsentieren, als Betäubungsmittel für das Bewußtsein
wirken. Computerspiele sind ein anderer Ersatz zum Ausfüllen der Leere in
Ermangelung sinnvoller Betätigung.
Von der Berührungsangst leiten sich weitere Pathologien ab: Paraphilie,
Selbstvergessenheit im Zwangsverhalten wie z.B. Spielsucht, Telefonitis,
übermäßiger Internetkonsum oder Zeigelust (Exhibitionismus).
151
Das Bedürfnis, sich zu täuschen, die Zwänge der Intelligenz abzuwerfen,
wurde durch unangemessenen Gebrauch neuester technischer Erzeugnisse
und Spielzeuge noch gefördert und vorangetrieben. Jede Übertreibung hat
ihren Preis, in diesem Fall, vollzog sich massenhafte Regression zum Teil ins
Kindliche, zum Teil ins Altersschwachsinnige. Die Aufhebung der Alters–
unterschiede und geschlechtlicher Differenzen mit technischen Mittel hatte
allgemeine Verwirrung zur Folge, keineswegs intellektuelle oder soziale
Konsolidierung. In erster Linie wurde eine der wichtigsten Voraussetzungen
für das Wissenserwerb, die Konzentrationsfähigkeit, negativ beeinflußt, und
die dafür notwendige Kenntnisse nebst anderen mit dem Strom sinnloser
Information aus dem Kopf weggespült (Spitzer, 2012b).
Die Erzeugnisse der Unterhaltungsindustrie, die im Übermaß produziert
werden und nichts anderes als die Rassel darstellen, lenken vom
Denkprozess ab, weswegen ihre Konsumenten in digitale Demenz verfallen
(Spitzer, 2003, 2012a; Schmidtchen, 2013).
Die Methoden der Bildung, die zur Debildung regrediert wurde, tragen zur
Vermehrung der Invalidität bei, indem sie versucht, vorgefertigte Schemen in
die Köpfe der Kinder zu pressen, anstatt sie von natürlichen Formen und
Abläufen inspirieren zu lassen, sowie mittels Textbücher zu belehren, anstatt
in erzählerischer Weise das Wissen zu vermitteln. Je mehr solche Kinder
„lernen“, desto blöder werden sie, wie statistische Daten bestätigen
(Mirshahi et al., 2014; DOG 2015; European Eye Epidemiology Consortium,
2015a, 2015b).
152
Die Texte sind spätere phylogenetische Erscheinung, und persönliche
Entwicklung der Lese- sowie Schreibfähigkeit muß dieser Chronologie folgen.
Das, was sich bewegt oder was den Beobachter bewegt, weckt kindliches
Interesse: Flug des Schmetterlings, Schweben der Wolken, durch Windstöße
in Gang gesetztes Laub der Bäume, Fluß oder Wellengang des Wassers,
Sonnenauf– und Untergang, Licht und Schattenspiel, Tränen, Gesichtsausdrücke, – das sind Urphänomene, die uns beeindrucken, unsere
Wahrnehmung prägen, und tiefes Verständnis über das Wesen der Natur
vermitteln. Ausgehend von solchen prägenden Ereignissen und Erlebnissen
organisiert sich mentales Universum. Erst später kommt textuelle
Beschreibung hinzu, um in umgekehrter Reihenfolge unsere Vorstellungskraft zu konstituieren und unsere mentale Konstitution zu komplementieren.
Sowohl die Umstände der Wissensvermittlung als auch die Präsentationsformen des Wissens müssen physiologischen Erfordernissen angepasst
werden, was bereits früher gefordert wurde.
Der Ausfall der Funktion der Empfindungsorgane betrifft keinesfalls nur das
Sehvermögen, vielmehr sind alle Sinne mehr oder weniger von dem Ausfall
betroffen. Wie kann man sonst omnipräsente Gestalten mit aufgesetzten
Kopfhörer erklären, die sich mit Musik betäuben? Die Betäubungsmittel sind
zahlreich, wobei niemand die Qual der Wahl hat, und viele betäuben sich
permanent und vielfach. Dort, wo die Autos sind, ist Gestank, Dreck,
Unordnung und Tod, trotz alldem sind die Autos omnipräsent wie ihre Fahrer.
153
Selektionsdruck und Pathologie stehen zueinander in umgekehrter
Proportionalität: Sobald Selektionsdruck nachlässt, wird Pathologie
quicklebendig. Was nicht als schädliche Eigenschaft erkannt und restriktiv
eliminiert wird, hat Tendenz, sich über ganze Population zu verbreiten und
zu vermehren. Bei der Vermehrung der Pathologie spielt keine wesentliche
Rolle, ob der Funktionsausfall bzw. die Funktionsübersteigerung genetisch
oder epigenetisch bedingt sind, weil was epigenetisch geprägt wurde, wird
später genetisch fixiert, und was genetische Ursache hat, bestimmt
nachfolgende Epigenese.
Die Begünstigung der Dummheit und Abnormalität hat die Vielfalt
psychopathischer Charaktere zur Folge, die in Little britain (2003-2007)
parodiert werden. In allgemeiner Verblödung wirkt einzelne Blödheit
vorteilig, während Normalität als Abnormalität gilt. Ergebnisse solcher
pathologischen Selektion sind nicht imstande, eigene Pathologie zu
erkennen, weil ihr Urteilsvermögen ausgefallen oder betrübt ist, wobei auch
akademischer Laufbahn keine Garantie gegen Ausfall oder Betrübung des
Urteilsvermögens darstellt, wie psychopathische Vernarrtheit von Peter
Gruss, Helmut Denk, Christiane Nüsslein-Volhard, Günter Stock veranschaulicht, geschweige denn solche Gestalten wie Ursula von der Leyen,
Angela Merkel sowie der Ehrendoktor von 6 Universitäten Joachim Gauck,
dessen psychopathische Veranlagung sich allein schon an seinem Habitus
ablesen lässt.
154
Die „Haut ab!“-Rufe am letzten Tag deutscher Einheit in Dresden erkannte
Merkel als ein Problem, dennoch nicht verstanden, daß dieses Problem sie
selbst ist. Das zugeben und zugestehen ist für sie ein Ding der
Unmöglichkeit, als würde man ihr die Haut abziehen. Als Grenze zwischen
außen und innen gibt die Haut dem Körper seine Form, schützt von
schädlichen Einwirkungen, und als Fühlorgan verbindet mit der Umwelt,
solange diese Haut nicht zu Elephantenhaut wird. Merkel‘s Haut hat aber
gerade diese Qualität erreicht: Sie hört zwar die Rufe, aber kann sie nicht
zuordnen und interpretieren, bleibt unempfindlich gegenüber wahrer
Probleme, panzert sich von ihnen ab.
Psychische Defekte dieser Personen sind sekundär, ursächlich dafür sind
Störungen ihres reproduktiven Zyklus, was eine weitere Bestätigung in
zahlreichen Fällen des pädosexuellen Mißbrauchs in Deutschland findet.
Während sich genannte Ursächlichkeit bei Ursula von der Leyen in
reproduktiver Überproduktion äußert, ist die Vermehrungsdrang bei
Christiane Nüsslein-Volhard ein anderer: Sie hat sich auf die Vermehrung
defektiver Nachkommenschaft eines Fischspezies spezialisiert, und die
Verwaltung dieser Defekte ist zu ihrer Lebensaufgabe geworden. Konsequent
bestreitet sie die Bedeutung der Epigenetik in der Defektogenese, was durch
ihre Verblendung für offensichtliche Tatsachen und ihre eigene epigenetische
Betroffenheit zu erklären ist.
Psychopathie à la Peter Gruss ist typologisch für Wissenschaftler, die zu
neufeudalen Schloßherren geworden sind, für welche tausende Sklaven
155
schuften, während sie im Umkreis ihrer Lieblinge und Günstlinge
wissenschaftliche Sklaverei verwalten. Über die Ursprünge und den Sinn der
Schlößer und Festungen, deren biogenetische Analogien im Tierreich zu
finden sind (wie z.B. Exoskelet, Panzerung und Termitenbauten), erklärte ich
an einer anderen Stelle (Poleev, 2009a).
Reproduktive Sterilität von Angela Merkel mündete in wahnhafter
Mütterlichkeit, die sich in psychopathischer Konstellation einer Supermutter
verfestigte. Die literarische Genre eines Romans wartet auf die
Verwirklichung eines Thema mit dem Titel „Die Physikerin“, wobei in diesem
Zusammenhang ihre nichtige wissenschaftliche Qualifikation erwähnt werden
sollte. Die CDU, deren Vorsitzende Angela Merkel ist, wurde nach der Art der
NSDAP durch die Vermengung gegensätzlicher Begriffe kreiert, und die
Aufgabe dieser Chimäre besteht allein darin, ein Ersatz für nationalsozialistische Ideologie zu sein (Huth, 1984; Poleev, 2013).
Sigmar Gabriel ist ein laufender Ödipus-Komplex; für diese offensichtliche
Tatsache bedarf es keine Beweisführung, es reicht, ihn anzusehen und seine
familiäre Verhältnisse zu kennen.
Für Joachim Gauck ist symptomatisch, daß er bei sich das Übel verkennt,
das er bei anderen anklagt. Die Beispiele dafür sind zahlreich, und in dem,
was er sagt oder schreibt (so z.B. im Aufsatz vom 30. Juli 1998), kann
unschwer starke Abwehrleistung erkannt werden, die mit mentaler Sklerose
einhergeht.
156
Auf diesem akademischen und politischen Mist ist jetzt neue Generation der
Psychopathen aufgewachsen, deren prominente Vertreterin, Frauke Petri,
alle Anzeichen des schizophrenen Zerfalls in ihrem Kopf aufweist.
Übrige Bevölkerung der BRD, mit wenigen Ausnahmen, befindet sich in
einem desaströsen mentalen Zustand: Das, was sie essen und konsumieren,
wie sie sich kleiden, wo und wie sie wohnen, wie sie sich verhalten, wie und
worüber sie reden, geschweige denn, wovon sie denken, ist der Ausdruck
ihres kollektiven Wahns. Die Ursachen dafür sind vielfältig: epigenetische
Folgen vergangener Katastrophen und Krisen, Überbevölkerung, falsche
Ernährung, chronische Selbstvergiftung mit Medikamenten, Tabak, Alkohol
und Drogen, Lärm, hirnpathologische Folgen der Einwirkung von Toxoplasmen (Spitzer, 2016d) und andere.
Die Massenmedien sind der hauptsächliche Verbreitungsweg mentaler
Parasiten, die in unser Hirn gelangen und dort einen mehr oder weniger
ausgedehnten Platz für sich beanspruchen, wovon auch ich betroffen bin,
und sehe sie sogar in meinen Träumen, in denen sie bei mir gastieren, und
ich als der Gastgeber gezwungen bin, sie zu unterbringen und zu
unterhalten. Zuletzt ereignete sich eine solche Invasion am 23.09.2016 in
Gestalt von Hillary Clinton, nachdem sie am Vorabend in den Nachrichten im
Zusammenhang mit der Polizeigewalt in USA erschien, wobei es nicht auf
den Namen ankommt, weil Ihr Name ist Legion, was schon im Neuen
157
Testament als einer der Gründe für den Wahnsinn erkannt wurde
(Evangelium nach Markus, 5:9, Evangelium nach Lukas, 8:30).
Demokratische Wahlen, in denen die Wähler ihre Diener bestimmen, die sie
nach den Wahlen konsequent belügen und betrügen, stellen eine sexuelle
Perversion dar: Den Wähler werden medial Personen vorgeführt, die sie
meistens von Angesicht zu Angesicht nie begegneten, und welche in realem
Leben niemals als Sexualpartner in Frage kämen. Merkel, Gauck und viele
mehr sind häßlich, alt, und ohne jeglichen sex appeal - dennoch drängen sie
sich dem Publikum auf - einfach ekelhaft !
Der Ausfall des Urteilsvermögens und daraus resultierende Willenlosigkeit
sind Ursachen für soziales Parasitentum, das keine Grenzen kennt und
anerkennt, und schreiend seine Existenzberechtigung verteidigt. Obwohl
strafrechtliche Verfolgung von Homosexuellen aufgehoben wurde und keine
Diskriminierung aufgrund der Homosexualität stattfindet, veranstalten sie
weiterhin ihre Christopher-Street-Day-Paraden, an denen sie von ihren
Versorger noch viel mehr fordern, obwohl sie in ihrem freien demokratischen
Rechtsstaat überversorgt und überprivilegiert sind. Entsprechendes Motto für
den Berliner CSD 2016 hieß „Danke für nix“, in dem narzisstische Pathologie
seiner Veranstalter und Teilnehmer zum manifesten Ausdruck kam (Lasch,
1979). Die Einführung der Sexualkunde in preußischen Schulen im Jahr 1900
kann als einer der Ausgangspunkte solcher Paraden identifiziert werden
(Pete Smith, 2010).
158
Der Begriff polymorphe Perversität, womit S. Freud versuchte, die
Äußerungen der Sexualität in früher Kindheit zu erklären, kann bessere
Verwendung finden, wenn man damit regrediente psychische Zustände
beschreibt. Während frühkindlicher Eros noch schläft und träumt, weil die
Voraussetzungen für sexuelle Betätigung fehlen, sind sie bei erwachsenen
Personen vorhanden, die aber polymorph pervers sein können, wenn sie
nicht imstande sind, ihnen adäquate Verwendung zu finden und sich infantil
verhalten, indem sie ihre sexuelle Energie an Ersatzbefriedigungen
verschwenden, die zahlreich sein können, wie merkwürdiges Verhalten
bundesdeutscher Bürger zeigt. Wie Kinder beschäftigen sie sich mit
Spielzeugen, erbeuten wertlose Sachen, die ihnen wertvoll erscheinen,
betreiben magische Rituale, erzeugen virtuelle Realitäten, in die sie von der
Wirklichkeit flüchten, oder gar in Zwangshandlungen und Zwangsgedanken
verfallen.
Wenn sie dazu neigen, die Realität entsprechend ihren polymorph perversen
Phantasien umzugestalten, können ihre Fixideen den Realitätssinn anderer
Völker beeinflussen, was schon mehrmals vorgekommen ist, zuletzt bei der
Schaffung Europäischer Union, die zum bürokratischen Monster zur
Verwaltung der Massen angewachsen ist. Gott sei dank wurden einige Völker
nachsichtig, und wagen, diesen wahnhaften Ideen zu widerstehen.
Innerhalb Deutschlands ist es noch nicht so weit, und obwohl lokal und
sporadisch Widerstand geleistet wird, hat der Wahn hier seinen festen Platz.
Der Bundestag ist der Versammlungsort der Wahnkranken, die nur ihrem
159
Gewissen unterworfen sind, und im Namen des Volkes handeln, obwohl sie
gewissenlos und ihre Handlungen entsprechend menschenverachtend sind.
Noch schlechter steht es damit in USA, wo offiziell verboten ist, das
Gewissen zu haben, obwohl das Gewissen wichtigste Errungenschaft
menschlicher Evolution seit etwa Steinzeit darstellt, und die Versuche, diese
evolutionäre Entwicklung zu verbieten und aufzuhalten, absurd und
antizivilisatorisch sind.
Nichts verstanden, nichts gelernt: „Historisches Wissen ist eine Technik
ersten Ranges zur Erhaltung und Fortsetzung einer gereiften Zivilisation.
Nicht weil es positive Lösungen für die neuen Konflikte des Lebens
lieferte ..., sondern, weil es verhindert, daß die naiven Irrtümer früherer
Zeiten wiederbegangen werden. Aber wenn man ... das Gedächtnis verloren
hat und keinen Gewinn aus seinen Erfahrungen zieht, so ist alles
verloren.“ (Jose Ortega y Gasset, 1930)
Die Verdummung wird strategisch organisiert und durchgeführt (Wertheimer,
2001), und schließt die Methoden ein, die erlauben, allgemeine sowie
persönliche Geschichte zu vergessen oder zum Verschwinden zu bringen, um
anschließend ursprüngliche Geschichten durch andere, frei erfundene
Geschichten zu ersetzen (Shaw and Porter, 2015).
Die Verdummungsindustrie hat ihre wesentlichen Ziele erreicht, wie man aus
täglicher Berichterstattung entnehmen kann, dennoch scheiterte bei der
160
Aufgabe, 100%ige Einschaltquoten zu erreichen bzw. alle Zuschauer bzw.
Zuhörer gleichzuschalten. An dieser Verdummung wirken verschiedene
Parteien, unter anderem Ärzte, die in politischem Auftrag die Erzeugnisse
der Pharmaindustrie vertreiben, um die Symptome des sozialen Zerfalls zu
dämpfen, was ein Verbrechen innerhalb eines höher dimensionierten
Verbrechens darstellt (Spitzer und Bonenberger, 2012; Spitzer, 2016a;
Martucci and Mackey, 2016; Mischkowski et al., 2016): Allein in Deutschland
wurden im Jahr 2011 150 Millionen Packungen Schmerzmedikamente
verkauft, 35 Millionen Packungen davon haben Ärzte verordnet.
Die aus dem Mißverstand resultierende Ödipale Konflikte werden in dieser
Gesellschaft nicht analysiert und gelöst, sondern bürokratisch erledigt. Die
Existenz der Altersheime ist auf solche ungelöste Konflikte zurückzuführen,
und innerhalb des bürokratischen Systems können die Alten zwischen Tod
und Altersheim wählen, wenn sie sich weigern, rechtzeitig zu sterben
(Christiane zur Nieden, 2016).
Auch Kinder werden von ihren Eltern als potenzielle Täter behandelt, und
wenn schon nicht ihre Fersen durchbohrt werden und sie nicht in eine Ödnis
ausgesetzt werden, dann werden sie zumindest mißbraucht oder schwer
vernachlässigt, was auf das gleiche hinausläuft (Jacobi u.a., 2010).
„Da aggressives Verhalten in der Regel gesellschaftlich sanktioniert wird,
brauchen Kinder bei der Entwicklung und Reifung des aversiven Motivations–
systems besondere regulierende Hilfen durch ihre Bezugspersonen, sodaß
161
das Kind seiner Ärger als instrumentelle Kraft benutzen kann, um seinen
Handlungen Nachdruck zu verleihen. Bei geglückter Entwicklung verhilft
dieses Motivationssystem zu energischem, zielgerichtetem Verhalten in
explorativen und selbstbehauptenden Umgang mit der Umwelt. Ärger und
Wut helfen bei der Umsetzung eigener Ziele und Handlungen und tragen
dazu bei, sich selbst in bedrohlichen Situationen zu stabilisieren. Wird die
aversive Reaktion des Kindes traumatisch gebrochen, indem der Erwachsene
es kränkt, lächerlich macht oder mit physischer Gewalt gegen das Kind
vorgeht, so können Angst, Rückzug nach innen oder selbstzerstörerisches
Verhalten die Folge sein, besonders dann, wenn weder Kampf noch Flucht
möglich ist und der innere Zustand förmlich einfriert, sodaß man im eigenen
Erleben wie versteinert reagiert. ... Aversion, Haß und Destruktivität werden
zu dem vorherrschenden Verhalten, um den erniedrigenden und
beschämenden Verletzungen des Selbst eine kompensatorische Visuali–
sierung im Erleben von eigener Macht entgegenzusetzen, wobei auch
destruktive und selbstdestruktive Mittel nicht gescheut werden. Die durch
Kränkungen eingeleitete narzisstische Krise kann dann in einem Suizid
münden.“ (Milch, 2006)
Der Auslöser autoaggressives Verhaltens ist aggressiv-repressive Umgebung,
welche verinnerlicht und nachgeahmt wird, und je aggressiv-repressiv die
Umgebung ist, desto mehr gibt es Nachahmer.
Zwangsneurotisches konsumistisches Verhalten, das sich u.a. in
verschiedenen Abhängigkeiten und Ersatzbefriedigungen äußert, rekapituliert
162
auf regressive Weise infantiles Verhalten, in dem Erinnerungen an
Milchsaugen, mütterliche Fürsorge und Zuneigung aktuell werden. Solche
Verhaltensänderungen tragen zur persönlichen Unfreiheit bei und hemmen
die Willensäußerungen, die für erwachsene Menschen notwendig sind, um
selbständig zu leben und aufgrund rationaler Überlegungen zu agieren. Die
davon betroffenen Personen führen unselbständiges, drogenabhängiges
Leben, weswegen ihr Wille zerstreut ist, und sie nicht imstande sind, ihr
Verhalten zu steuern, und ihre Aufmerksamkeit auf Ziele zu richten, die
einen erwachsenen Menschen würdig sind.
Im Zustand der Hemmung der Willensäußerung sind solche Personen nichts
anderes als Säuglinge, die nur vom Ersatz der Mutterbrust leben, und sich
nur wünschen, ihr Hunger zu stillen, und in den Pausen zwischen
Nahrungsaufnahmen zu schlaffen. Bei Erwachsenen, die eine solche
Verhaltensweise beibehalten, führt das zu geistigem Schlaf, sie wachen nur
auf, um zu konsumieren und sich zu befriedigen, für alles anderes bleibt
weder Zeit noch Lust.
Tabakrauchen ist noch kein Wahnsinn, aber bereits die Selbstberauschung
und Selbstbetäubung, was zur Befangenheit der Wahrnehmung und
Betrübung der Sinne führt. In konsumistischer Umgebung ist schwer,
zurechtzukommen, weil die Wahrnehmung der meisten Personen betrübt ist,
ob infolge von Rauchen, Konsumsucht, Arbeitssucht u.d.g, und sie wie
Automaten funktionieren. An ihr Verstand zu appellieren ist sinnlos, weil sie
nicht vom Verstand, sondern von ihren Trieben und Suchten geleitet werden.
163
Wenn man etwas am gegenwärtigen Verwirrungszustand ändern will, sollte
man mit sich selbst anfangen.
Die Wissenschaft befasst sich unangemessen viel mit pathologischen
Erscheinungen, was auf die Einflußnahme der Medizin bzw. der Ärzte
zurückzuführen ist, und was die Wissenschaft von ihren eigentlichen Objekt
ablenkt. Zur Wissenschaft wird zur Zeit alles mögliche erklärt, obwohl nicht
die Wissenschaft oder die Wissenschaften sondern die Naturwissenschaft der
Ursprung des Wissens war, bleibt und bleiben wird, und ein Wissenschaftler
ein Naturwissenschaftler bzw. ein Naturbeobachter oder Naturalist war oder
sein sollte (was sich gleichfalls auf weibliche Personen bezieht).
Die Verschiebung ursprünglicher Bedeutung auf das Nebensächliche ist ein
Teil lexikalischer Inflation, die unmerklich geschieht, aber gesamten
Sinnzusammenhang nachhaltig beeinflußt. Die Gefahr solcher Beeinflußung
ist nicht zu unterschätzen: Sobald sich eine Verfälschung in sprachlichem
Gebrauch festsetzt, führt das zur Verfälschung der Sprache in größerem
Ausmaß, und von da ist nicht weit zum Wahn, in dem alles fließend und
relativ wird (Anonymous, 2011; Hawkes, 2013; Anonymous, 2013;
Bartholomew, 2014; van der Wall, 2014; McCartney, 2015).
Warum muß sich die Naturwissenschaft mit zahlreichen Pathologien
befassen, die in der Natur infolge der Selektion eliminiert werden, und aus
natürlichem Zusammenhang verschwinden, während sie im demokratischen
Wahnsinn gepflegt und gewürdigt werden? Aus welchem Grund mutieren
164
Diplombiologen zu Pharmareferenten, und das Verzeichnis biowissen–
schaftlicher Literatur PubMed genannt wird? Ist nicht die Aufgabe der
Naturwissenschaft, die Krankheit zu erkennen und sie zu beheben, anstatt
zur Vermehrung der Krankheiten und der Pillendreher beizutragen?
An dieser Stelle möchte ich Steve Silberman (2015), der für permissiven
Umgang mit allerlei Abnormalitäten plädiert, entschieden widersprechen. Der
Ausfall natürlicher Selektion hat unausweichlich psychogenetische Dege–
neration zur Folge, was eine künstliche Selektion kompensieren muß, falls
man die Auslöschung eigener Art nicht vorantreiben möchte. Für einen
Unterlaß der Selektion zu plädieren ist unwissenschaftlich und widerspricht
dem gesunden Menschenverstand.
Im pathologischen Antiversum gibt es mehr Formen, als es im Universum
Lebensformen gibt, und die Aufgabe der Wissenschaft besteht darin, den
pathologischen Anteil zu reduzieren, um das Leben zu ermöglichen. Nicht
Behandlung sondern Heilung soll erklärtes Ziel sein, und die Wege, um
dieses Ziel zu erreichen, müssen wissenschaftlich ergründet werden,
weswegen auch die Paralyse der Analyse überwunden werden muß.
Eine plausible Erklärung für viele dokumentierte Fälle von Spontanheilung,
so z.B. bei Krebserkrankungen, besteht darin, daß man die bereits verlorene
Kontrolle über eigenen Körper wiederfindet, indem man die Zuwendung
erbringt, die innerkörperlichen und psychischen Bedürfnissen entspricht.
Bekanntlich entstehen viele Krankheiten infolge der Abschwächung des
165
Immunsystems als Ergebnis übermäßiger psychischer Belastung, was zur
körperlichen Desintegration führen kann, falls die Faktoren, die diese
Desintegration begünstigen, solche überwiegen, die ihr entgegenwirken. Ein
pathologischer Prozess, einmal im Gang gesetzt, entwickelt seine
Eigendynamik, so daß man die Unterbrechung pathologischer Kettenreaktion
nur zustande bringt, wenn die Voraussetzungen dafür aufgehoben werden.
Unzweifelhaft wird die Psychoanalyse in der Zukunft viel leisten bei der
Prävention, Diagnosestellung und Behebung vieler Erkrankungen, wogegen
es bis heute keine zuverlässigen Heilmethoden gibt.
Berlin, 1.08.-20.10.2016.
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„Überhaupt kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß das Spiel mit
Worten dreier Sprachen kombinatorische Möglichkeiten bereithält, die in jede
gewünschte Richtung weisen können. Eine Schlußfolgerung der Autoren
zumindest erscheint jedoch interessant. Sie betrifft das von Sergej
tabuisierte Wort тереть (dt. reiben, scheuern, auch masturbieren),
welcheseinst das sexuelle Spiel mit der Schwester bezeichnete und dann als
eine Art „Nullexem“ - die Autoren nennen es Kryptonym - ins Unbewußte
verdrängt wurde, worauf es später in einer Menge von Bildern, Symbolen
und Handlungen Sergejs wiederaufersteht ... „
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Der Begriff der Einheit ist keineswegs so nahe liegend, als wir im Besitze
unserer Erbweisheit wähnen; um die Einheit zu verstehen, musste man
„scheiden“, „unterscheiden“ lernen, nur aus der zwei konnte man die Einheit
erkennen: die zweifache Einheit. Wir bezeichnen noch gegenwärtig den
höchsten Grad der Unwissenheit damit, daß wir sagen, Jemand könne nicht
bis drei zählen. Die Botokuden zählen nur mokenam, d.h. 1, und uruhu,
welches 2 und „viel“ bedeutet, und von den Neuholländern wird behauptet,
sie hätten keine Zahlen über zwei. Scheiden und unterscheiden kann aber
jeder Mensch, denn die Unterscheidung ist der Anfang aller Vernunft; sie
174
war jedenfalls auch der Ursprung der Schrift und der Sprache, die erste
geistige Regung des Menschengeistes.
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The essence of a symbol is that it denotes or refers to something other than
itself. Second, a symbol-processing system has a set of operations that may
be performed on the values of the symbols, for example, the operation of
adding value of one symbol to the value of another to generate a third
value. If the symbols being added represent temporal intervals, then the
value that is their sum represents the combined interval or sum of the
intervals. Thus, symbols may be combined to generate either symbol strings
or new symbols, whose values are determined by the values of the symbols
that were combined and by the combinatorial operation (e.g., addition or
subtraction or multiplication or exponentiation, etc.).
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Choline is an interesting nutrient that could potentially affect neuro–
development through at least three mechanisms. It is a substrate for the
neurotransmitter acetylcholine. More acetylcholine (Ach) may be available in
the synaptic compartment, increased acetylcholine (ACh) responses to
electrical stimulation are present and less acetylcholinesterase is produced,
suggesting that neurotransmission is affected by prenatal choline
supplementation (Meck, et al., 1989). It is also a component of the myelin
compounds phosphotidylcholine and phosphotidylethanolamine. However,
178
the most intriguing role from a neural plasticity/critical period perspective is
that it can act as a methyl donor for epigenetic modification of chromatin
(Zeisel, 2010). As such, it has the potential to modify the methyl status of
CpG islands as well as histones.
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„Diese Jugend lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln,
und wenn diese Knaben mit zehn Jahren in unsere Organisation
hineinkommen und dort oft zum erstenmal überhaupt eine frische Luft
bekommen und fühlen, dann kommen sie vier Jahre später vom Jungvolk in
die Hitler-Jugend, und dort behalten wir sie wieder vier Jahre. Und dann
geben wir sie erst recht nicht zurück in die Hände unserer alten Klassen- und
Standeserzeuger, sondern dann nehmen wir sie sofort in die Partei, in die
Arbeitsfront, in die SA oder in die SS, in das NSKK und so weiter. Und wenn
sie dort zwei Jahre oder anderthalb Jahre sind und noch nicht ganze
181
Nationalsozialisten geworden sein sollten, dann kommen sie in den
Arbeitsdienst und werden dort wieder sechs und sieben Monate geschliffen,
alles mit einem Symbol, dem deutschen Spaten. Und was dann nach sechs
oder sieben Monaten noch an Klassenbewußtsein oder Standesdünkel da
oder da noch vorhanden sein sollte, das übernimmt dann die Wehrmacht zur
weiteren Behandlung auf zwei Jahre, und wenn sie nach zwei oder drei
Jahren zurückkehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall
rückfällig werden, sofort wieder in die SA, SS und so weiter, und sie werden
nicht mehr frei ihr ganzes Leben.“
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„Daß ein ideologischer „Saulus“ sich mitunter in einen ideologischen „Paulus“
verwandelt, verwundert oft den Außenstehenden, weil die ideologische
Persönlichkeit mit ihren Überzeugungen besonders eng identifiziert zu sein
scheint. Aber schon wer - wie der Autor dieses Buches - 1945 in einer
Kleinstadt miterleben mußte, wie zum Beispiel fanatische Nazis sozusagen
über Nacht zu fanatischen Katholiken oder Protestanten wurden, und wer
dann an deren Kindern sieht, wie diese wieder zu fanatischen
Systemveränderern wurden, der kommt schwer an der psychodynamischen
Zwangsläufigkeit vorbei, die sich darin ausdrückt, daß hier jeweils der
Fanatismus an sich bestimmend war und nicht so sehr, worin dieser gerade
sein konkretes Betätigungsfeld fand.“
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Die Frage ist nicht, ob Information bildlich oder symbolisch gespeichert und
repräsentiert wird, sondern ob das auch früher so war, oder symbolische
Form von bildlicher abgeleitet ist. Wenn man ägyptische Hieroglyphen mit
Buchstaben des Alphabets vergleicht, könnte man meinen, daß dieser
Übergang nicht weit in historischer Ferne liegt.
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Die Anpassungsfähigkeit der Menschen ist semikonservativ: Sie richtet sich
an die bestehende Muster und erfasst die Neuerungen durch Kombination
des Bekannten. Das Erlebte ergänzt Typisches, modifiziert Typogenetisches.
Aus diesem Grund ist auch das Verhalten blockweise strukturiert, es läuft in
bestimmten vordefinierten Programmen ab, fixed action patterns, die in
Jahrmillionen justiert wurden. Von diesen Verhaltensschablonen abzu–
weichen scheint eine der schwierigsten Aufgaben zu sein, was dennoch für
das Überleben unentbehrlich ist, weil frühere Erfahrungen und Erlebnisse
zwar das Gros der Eventualität umfassen, können aber keine adäquate
192
Aktion in einem einzigartigen Kontext vorausbestimmen. Dennoch richten
sich das Gros der Menschen an die Verhaltensregeln und Denkschablone, die
im bestimmten historischen Kontext entstanden sind und die nicht mehr
existente Realitäten wiedergeben. Die Fähigkeit, die Realität zu übersehen,
und die von wo auch immer übernommene Schablone zu benutzen,
charakterisiert gegenwärtigen Entwicklungsstand der Menschen, die in den
meisten Fällen gar nicht merken, daß sie Unrecht tun, Unsinn reden,
papageienhaft das nachplappern, was schon längst seine Gültigkeit verloren
hat, und das ignorieren, was sie wahrnehmen sollen, um die Chance zu
haben, aus dem Kreislauf der Repetition (choral verstärkten Männergesang)
herauszukommen.
Poleev, A. Die Burg/The castle, 2009a. In: Poleev, A. Essays and Letters.
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Auf dem Gebiet der Staatspflege trifft ein Pygmalion einen Prokrustes, um
einen Staatsdiener, der gleichzeitig ein Staatsbürger sein sollte, zu kreieren.
Das Ergebnis solcher psychogenetischen Selbstexperimente übertrifft alle
Erwartungen: Es ist ein Monstrum, das sich wie ein Chamäleon alle Farben
annehmen und alle Masken aufstülpen kann sowie unendlich anpassungs–
fähig ist. Das Einzige, was dieser Kreatur fehlt, ist das Rückgrad.
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meaning “above”, with “genetic” to name the contributions of noninherited
factors to embryonic development (Waddington, 1952). Waddington was so
enamored of his eponym that he used it to name his laboratory at the
University of Edinburgh and titled his first book “The Epigenetics of
Birds” (Van Speybroeck, 2002). “Epigenetics” was slow to spread within the
scientific community partly because Waddington’s definition—“all those
events which lead to the unfolding of the genetic program for
development”—was broad, and to many, confusing.
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several mechanisms that are responsible for processing oxidized 5mC
derivatives to achieve DNA demethylation have emerged.
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Der Mensch wurde zum Organisator natürlicher Umgebung, indem er die
Pflanzen zuerst unbewußt selektierte und später sie bewußt vermehrte, oder
indem er die Tiere domestizierte. Die Mäuse waren seine ungewünschte
Begleiter, aber die Katzen kamen zu Menschen wegen Mäuse. Die Menschen
wurden unfreiwillig ins Katze-Maus-Spiel hineingezogen, wobei die Durch–
seuchung mit Toxoplasmen der Preis war, den man in Abwiegen von
Nützlichkeit und Schädlichkeit dieser symbiotischer Beziehung zahlen mußte.
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Zugegeben, ich hatte immer Scheu vor Wörtern wie Judenstern, KZ, Gas,
Nazi, Faschist, sie sind so endgültig. Denn welche Wörter - hatte ich gemeint
- sollen wir dann setzen, wenn der Faschismus wirklich da ist? Sollte wir uns
diese Wortwaffen nicht für das Äußerste, Endgültige bewahren? Rieselt es
nicht, zu früh gesetzt, sofort kalte Abwehrschauer über die Rücken? ... Aber
wann ist es soweit? Soll ich diese Wörter erst dann schreiben, wenn sie nicht
mehr zu den Menschen gelangen? Erst im Exil, in der Irrenanstalt, im KZ wenn es also schon zu spät ist?
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Wikipedia:Enuresis.
Normally, the body produces a hormone that can slow the making of urine.
This hormone is called antidiuretic hormone, or ADH. The body normally
produces more ADH during sleep so that the need to urinate is lower. If the
body does not produce enough ADH at night, the making of urine may not
be slowed down, leading to bladder overfilling. If a child does not sense the
bladder filling and awaken to urinate, then wetting will occur.
The possibility of a full bladder causing an erection, especially during sleep,
is perhaps further supported by the beneficial physiological effect of an
erection inhibiting urination, thereby helping to avoid nocturnal enuresis also
known as the Bonfield effect.
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205
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Flüssigkeit. Eine Fallbeschreibung. Frankfurt am Main 2016, Mabuse, 170
Seiten, € 19,95.
Rezension dazu in KV-Blatt 09/2016.
https://www.kvberlin.de/40presse/30kvblatt/2016/09/index.html
https://www.kvberlin.de/40presse/30kvblatt/2016/09/90_buch/kvbx.pdf
* Erklärte Verhältnisse zwischen Leben und Tod haben eine Parallele in der
Sprache. So z.B. das Wort für jüdisches Fest der Erneuerung, griechisch
ἐνκαίνια, das kalendarisch etwa Advent und Weihnachten entspricht,
entstammt von καινόω erneuern, wechseln, verändern, und καινός neu,
frisch. Man kommt unfreiwillig auf den Namen des Brudermörders Kain, und
auf griechisches Wort καίνω töten.
206
Träume.
Traum vom 1.03.2015.
Сон, в котором я знаком с мальчиком 5–10 лет, который также
проявляет интерес ко мне, т.е. имеет место быть взаимность
любовных отношений. Я обещаю его взять в Ленинград, где он
также уже был, или находится, и мы договариваемся о встрече на
троллейбусной остановке перед мостом, где располагается ИЭМ.
Он этому рад, и мы уже представляем, как катаемся на
троллейбусе по Ленинграду. Последнее воспоминание о том, что я
обнимаю мальчика в постели – он ко мне спиной, т.е. в
субмиссивной позиции. Здесь я просыпаюсь с эрегированным
пенисом.
Полагаю, что в этом сне в классической форме проявилась
инфантильная самовлюблённость: мальчик, в которого я влюблён
– я сам, именно поэтому он отвечает на мои чувства, и его чувства
– мои собственные. Во сне я хочу быть любимым так, как этот
мальчик мною.
Так называемая педофилия – это аналогия моему сну, так сказать
сон наяву, в котором любовники вменяют свои чувства детям, не
понимая, что это всего лишь сон, наваждение. Если исходить из
теории нарциссизма, в частности изложенной в вышеназванной
монографии о нарциссизме, эти люди не в достаточной степени
207
получили родительскую ласку и заботу (wurden vernachlässigt), и
вследствие отсутствия адекватности и взаимности отношений были
вынуждены всю сексуальную энергию направлять на самих себя.
Этот объект инфантильный любви запечатлевается в памяти и
становится впоследствии прообразом всех любовных увлечений,
порицаемых в обществе.
К сказанному необходимо добавить, что за день до этого я ехал в
поезде в Берлине, и напротив меня сидел типичный молокосос –
глупый, но ухоженный отпрыск немецкой крови, с которым я даже
пытался заговорить, но он молча жевал свой белый хлеб с
шоколадной прослойкой, и на меня не обращал внимания, только
улыбался, оглядываясь по сторонам, видимо получая животное
наслаждение от пищи, в то время как я уже годами страдаю от
сексуального голода и социальной изоляции.
Traum vom 6.09.2016, in dem ich mich an einer Modeschau teilnehme, und
zusammen mit anderen Mannequins, d.h männlichen Models, in einem
Umkleideraum befinde, wo wir uns umziehen. Die Voraussetzung der
Teilnahme ist, daß man die Kleider, die man präsentiert, selbst mitbringen
muß. Ich habe in dieser Hinsicht schwer, da ich außer anderer Kleider noch
einen Pelzmantel mitschleppe, und mache mir Sorgen um besseren Erhalt
dieses Kleiderstücks im Gedränge ... Letztendlich fällt mir ein, worüber es
mir geht: stability, d.h. Stabilität.
208
Gleich nach dem Aufwachen übersetzte ich letztes Wort als Stab, also als
Repräsentanz für Penis und Kotstange. 3 Quellen können als Auslöser dieses
Traumes identifiziert werden: Einerseits, traumatische Ereignisse meines
Lebens in den letzten 10 Jahren, in denen meine Garderobe über ganz
Deutschland verstreut war und ich mich zu oft und unfreiwillig umziehen
mußte; andererseits, unmittelbares Bedürfnis, die Harnblase zu leeren sowie
die Empfindungen, die ihren Ursprung im Enddarm hatten. Aber auch meine
Beschäftigung mit vorliegendem Manuskript und entsprechende Literaturrecherchen trugen zum Traum bei. Vorher überlegte ich, das Manuskript zu
umbenennen. Vor 2 Tagen las ich einen Aufsatz von S. Freud‘s kleinen
Schriften über Analerotik, in dem der Zusammenhang entsprechender
Symbole diskutiert wird. Weitere Analyse des Traumes zeigt die Verbindung
zu meiner Vermutung über terminale Differenzierung neuronaler Entwicklung
im Zusammenhang mit multisensorischer Integration. Wie S. Freund in der
Traumdeutung aufklärte, die Inhalte des Traumes sind miteinander assoziativ
verbunden, und das Wort stability bzw. Stab, das mehrere Begründungen
hat und überdeterminiert ist, hat zentrale Bedeutung in diesem Traum.
Entsprechende Szenerie baut sich um aufgeklärte latente Inhalte auf, nimmt
narrative Gestalt an, obwohl es sich um eine Illusion handelt, die sich als
Traum kleidet, aber hinter den Kulissen wird das Neurom aktualisiert. Diese
Aktualisierungsprozesse bzw. operationalisierte Prozessierung erfasst der
Träumer beim Aufwachen, d.h. während er zum Bewußtsein kommt, so daß
unbewußte Vorgänge und Inhalte bewußt werden.
209
Im nachfolgenden Traum am 13.10.2016 wiederholten sich die Inhalte
dieses Traumes, obwohl in etwas reduzierter Form: Diesmal irrte ich mich in
irgendwelchen slums mit meinen Kleider, ohne zu wissen, wo ich sie sicher
unterbringen kann.
210
Begriffe, Definitionen.
Vermittlung operator, procurance, mediation, agency, placement,
interposition, relaying, switching.
event recording die Historienerfassung
Episode (griech. epeisódion‚ das noch Dazukommende) bezeichnet:
im altgriechischen Drama einen Teil mit gesprochenen Dialogen, siehe
Epeisodion ἐπεισόδιον (epeisódion, “a parenthetic addition, episode”), neuter
of ἐπεισόδιος (epeisódios, “following upon the entrance, coming in besides,
adventitious”), from ἐπί (epí, “on”) + εἰς (eis, “into”) + ὀδός (odós, “way”).
Equipotent: having equal strength, ability or efficacy, i.e. convergence to
produce analogous function
https://en.wiktionary.org/wiki/equipotent
Kongruenz (lat. congruentia „Übereinstimmung“)
Konversion, Umwandlung, Umrechnung, Übersetzung, Umtausch,
Umformung
https://dict.leo.org/englisch-deutsch/conversion
on-off code bistabiler Kode
211
Rückkopplung feedback, reaction, self-excitation, regeneration.
Retrojektion - 1. Projektion der Gegenwart in die Vergangenheit (retrojektive
Konstruktion der Geschichte); 2. Unmöglichkeit, sich von der Vergangenheit
zu lösen, und die gegenwärtige Situation wahrzunehmen (retrojektiver
Realitätsverlust).
Psyche (mythology), the name of a mortal woman in Greek mythology, who
becomes the wife of Eros, and divine.
Душа от слав. дух, дыхание, дуновение, соотв. греч. πνευµα, лат.
anima, англ. mind, spirit. Терминологический синоним души –
психика, от греч. ψυχικός 'душевный, духовный', ψυχή 'дыхание,
дух, душа', αςιχo 'дую, охлаждаю', ψυχρoς 'холодный, свежий'.
Ψυχρό была пещерой на острове Крит, в которой родился Зевс.
Психика начинается с первым вдохом и заканчивается с последним
выдохом. Дыхательное движение – это первое психическое
проявление, начало психогенеза.
Zusammenhang connection, context, relationship, coherence, cohesion,
Kurzsichtigkeit.
In einer Presseerklärung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft
(DOG 2015) heißt es: "Ganze Schulklassen voller Brillenträger? Augenärzte
rechnen in Deutschland mit einem deutlichen Anstieg von Kurzsichtigkeit bei
Kindern." Zu den Herausgebern gehört auch Prof. Wolf Lagréze von der
212
Universitätsaugenklinik in Freiburg. Er erklärt, dass schon heute fast 50 %
der 25-Jährigen kurzsichtig sind. "Das heißt jeder zweite junge Mensch in
Deutschland ist davon betroffen. Daraus können wir schließen, dass
mindestens jedes zweite Kind in Deutschland bereits während des
Schulalters kurzsichtig wird."
http://www.dog.org/wp-content/uploads/2015/01/PM_DOGKongress_Smartphone_September_2015_F.pdf
In Deutschland beträgt der Anteil derzeit 35 bis 40 Prozent. „Wir rechnen
aber auch hierzulande mit einem starken Anstieg“, erklärt Professor Dr. med.
Wolf Lagrèze, Leitender Arzt der Sektion Neuroophthalmologie, Kinderophthalmologie und Schielbehandlung von der Universitätsaugenklinik
Freiburg. „Die Gründe sind vermutlich veränderte Spiel- und Freizeitaktivitäten mit vermehrter Nutzung von Smartphones und iPads, verbunden
mit intensivem Lernverhalten in Räumen, die wenig Tageslicht bieten“, so
Lagrèze.
Laut kürzlich vorgestellten Daten des European Eye Epidemiology
Consortium sind in Europa derzeit gut 47 Prozent der 25- bis 29-Jährigen
kurzsichtig - bei den 55- bis 59-Jährigen hingegen haben mit fast 28 Prozent
deutlich weniger mindestens minus 0,75 Dioptrien. Bei den 65- bis 69Jährigen sind es sogar nur knapp 16 Prozent, berichten die Forscher im
"European Journal of Epidemiology" (European Eye Epidemiology
Consortium, 2015a, 2015b).
213
Für Deutschland zeigten Daten der Gutenberg-Gesundheitsstudie (Mirshahi
et al., 2014) einen deutlichen Zusammenhang zwischen Kurzsichtigkeit und
Ausbildungsstand. Nur knapp ein Viertel der Menschen ohne Ausbildung
oder höhere Schulbildung sind demnach kurzsichtig. Von den Teilnehmern
mit Abitur oder Berufsabschluss waren es rund 35 Prozent, bei den
Hochschulabsolventen sogar 53 Prozent.
Eine Studie in China zeigte, dass etwa 90 Prozent der Studenten eine Brille
tragen müssen. In Taiwan ergab eine Analyse, dass inzwischen rund 84
Prozent der Kinder kurzsichtig sind.
http://www.gutenberg-gesundheitsstudie.de/ghs/uebersicht.html
(Nachtrag vom 13.06.2019) Obwohl Evolutionstheorie von Lamarck, die er
Anfang des 19. Jahrhunderts formulierte, noch spekulativ war, notierte er
einen Zusammenhang zwischen Übung bzw. Gebrauch der Organe und
deren progressiver oder regressiver Entwicklung. Der Grund dafür ist immer
ökonomischer: Mit der Zurückbildung der Organe, die nicht gebraucht
werden, wird die Verschwendung von Energie und Ressourcen verhindert.
Myopie ist ein Beispiel für Atrophie, die infolge des Nichtgebrauchs des Auge
zustande kommt, was zu seiner Disfunktionalität führt. Der korrekte Ablauft
der Morphogenese erfordert ein Zusammenspiel zwischen Genom und
Umwelt, wobei nicht nur auf Präzision des zellulären Apparats bei der
Realisierung genetischer Programme ankommt, sondern auch auf induktive
äußere Einflüße, in diesem Fall auf die Wirkung von Licht, so daß sowohl
genetische Defekte als auch Mangel an Tageslicht zur Entstehung der
Kurzsichtigkeit führen können.
214
Der Nichtgebrauch eines Auges über einen Zeitraum von 3 Monaten nach
der Geburt durch künstlichen Lidverschluß führt zu Blindheit im so
behandelten Auge der jungen Katze, und der nachfolgende Gebrauch des
Auges vom dritten bis zum fünfzehnten Monat bewirkt nur leichte visuelle
Wiederherstellung:
Wiesel T.N., Hubel D.H. Comparison of the effects of unilateral and bilateral
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215
Intelligenz ist ein weiteres Beispiel für Zusammenhang, der zwischen
genetischer Prädisposition und Bedingungen ihrer Realisierung besteht. Zu
Faktoren, die für progressive Intelligenzentwicklung unentbehrlich sind,
gehört das Spiel, das sowohl im Freien, d.h. unter adäquaten Lichtverhältnissen erfolgen soll, als auch in einer Umgebung, die intelligenzfördernd wirken muß, d.h. vielfältige Formen der Interaktion und
Befriedigung altersspezifischer Bedürfnisse erlaubt, um seine Funktion zu
erfüllen:
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Lexical inflation.
Lexical inflation is a loss of worth and meaning of the words and their
inadequate usage as a consequence of psycho-functional inversion of the
body orifices (mouth/anus/vagina/penis), brain pathology (e.g. Wernicke's
aphasia) or mental retardation. Introduced by Dr. Andrej Poleev, this term
should replace other related terms: word approximation and malapropism.
There are two examples for synonymic use of the word inflation known from
other fields: 1. A decline in the value of money due to superfluous emission.
2. An increase in the number of species that is not caused by new
discoveries, but by changes in the classification of existing organisms
(taxonomic inflation).
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Pädophilie.
Pädophilie ist ein sozial und emotional positiv besetzter Begriff, womit die
immanente Qualität jedes Bestrebens und Tuns zum Wohle des Kindes
bezeichnet wird. Irrtümlich verwechselt man Pädophilie oft genug mit
pädosexuellem Mißbrauch, wobei diese Unart der „Kindesliebe“ ein
egozentrisches Verlangen nach der Triebbefriedigung des Täters darstellt,
die Folgeerscheinung seiner Sinnesverwirrung, Willensschwäche oder
Oligophrenie ist, und nichts mit der Hingabe des Liebenden zu tun hat.
Gleichfalls kann auch die Mutterliebe für das Wohl des Kindes blind sein,
wenn sie nicht imstande ist, zwischen kindeseigenen Interessen und
Bedürfnissen, einerseits, und egozentrischen Interessen und eigenen
projektiven Wünschen, andererseits, zu unterscheiden. Insbesondere findet
eine solche Verwechslung und Verirrung in kinderreichen Familien statt, in
denen sich die saumäßige Gebärhysterie der Eltern über das Wohl der Kinder
durchsetzt. In solchen Familien sind Kinder gnadenloser Konkurrenzkampf
um die elterliche Fürsorge ausgesetzt, wodurch sie häufig traumatisiert und
psychisch deformiert werden, und ihre psychogenetische Entwicklung oft in
die pathologische Bahn gelenkt wird.
218
Auch die öffentliche Fürsorge hat oft genug bewiesen mit ihren abwegigen
Vorstellungen über das Kindeswohl und mit mißverstandener Pädophilie, wie
der Mißbrauch und die Mißhandlung der Kinder unter dem Vorwand
öffentlicher Interesse immer wieder betrieben wird: Angefangen mit den
Fällen des Hospitalismus und der Vernachlässigung, über die Kinderarbeit,
bis zur Indoktrination der Kinder durch die Bildungswesen.
Symbolom.
The term symbolom circumscribes a complete set of memorized symbols,
signs, letters, numeral characters, and other basic elements of any particular
language system, used by individuum to create more or less coherent
speech and notion flow inevitable for self-expression and in social
communication. The symbolom is an integral part of more common set of
visual, acoustic, tactile or other perceptive and self-perceptive forms of
representation, underlying the psychic function of the brain, and allowing
the generation of consciousness, meaning, notions and will.
Символом.
Термин служит для обозначения всей совокупности элементарных
компонентов языковой системы (знаков, символов, цифр, букв),
присутствующих в пространстве памяти и сознания конкретного
219
индивидуума, и используемых для производства более или менее
связного и непрерывного потока речи и мыслей, необходимых для
самовыражения и социальной коммуникации. Символом является
составной частью более общего множества визуальных, акустических,
тактильных, и других чувственных и саморефлексивных форм
репрезентации, являющихся основой психической функции мозга,
посредством которых осуществляется конструкция сознания,
реализуются смыслообразующая деятельность, понимание, воля.
Visualization frame.
In general, a visualization frame is a tool to make visible any context/
content, for example html code (internet browser), electronic document (pdf
reader, operation system of the computer, monitor of the computer,
computer itself), micro- or macroobjects (magnifying lens, telescope,
microscope), electromagnetic wave spectrum (radio and television receiver),
text (book), self-image (mirror) etc. In particular, a neurovisual frame is a
brain located complex specialized on visualization of any perceptive flow
coming from sensory organs or from other group of neurons; by means of
neurovisual frame we can realize any perceptive flow as notion, fantasy or
reality. Introduced by Dr. Andrej Poleev in attempt to bridge a gap between
psychology and molecular biology, both terms belong into Octology-related
conceptual circle.
220
Криптомания
Патологическое влечение к сокрытию (криптомания)
Криптомания (от др.-греч. κρύπτω прятать, скрывать, и µανία страсть,
безумие, влечение) — патологическое стремление скрывать
намерения и мысли, стремиться из всего делать тайны, шифровать
письмена, укрывать обычно открытые части тела, скрываться от
взоров и прятаться от других людей, избегать прикосновений,
зарывать предметы в землю или прятать их иным образом от других
людей.
Содержание
1 Предрасположенность и проявление
2 Этологическое соответствие
3 См. также
4 Ссылки
Предрасположенность и проявления
Как всякое психическое заболевание, склонность к криптомании
врождённая, однако её проявлению способствуют или препятствуют
факторы среды обитания, условия жизни, степень интеллектуального
развития. Очевидно что определённая профессиональная деятельность, например служба в разведке, политическая или актёрская
карьера, способствует развитию криптоманических тенденций,
221
принуждая людей говорить не то, что они думают, создавать
персональный образ, не соотвествующий их истинным качествам и
склонностям. Некоторые традиции усиливают или ослабляют
развитие криптоманических форм поведения. В частности, в
репрессивных политических системах люди вынуждены заниматься
самоцензурой высказываний, мыслей и поступков. Другой известный
пример традиционной криптомании – паранджа, скрывающая всё
тело женщины. Особой ритуальной табуизации подвергаются
внешние сексуальные органы: повсеместно считается неприличным
их публичная демонстрация и использование. В то время как
принятие пищи традиционно совершается совместно и открыто, и ни
у кого не вызывает удивления или отвращения, для испражнения и
моче-испускания отведены закрытые помещения – отхожие места,
туалеты, являющиеся частью замкнутой канализационной системы.
Институты тюремного заключения и погребения являются дальнейшими примерами социальной криптомании. Существующая в
настоящее время финансово–экономическая система способствует
развитию криптомании у людей, принуждая их к обособлению их
вкладов, накоплений и заработных плат на счетах банков или
посредством института частной собственности. Также частое
использование персональных транспортных средств (автомобилей)
способствует развитию криптомании.
222
Этологическое соответствие
Подобно другим поведенческим реакциям представителей рода
Homo, криптомания имеет соответствие в животном мире. В
частности, морфологическая или цветовая маскировка у хамелеонов,
палочников, ночных бабочек, мимикрия у насекомых, рытьё нор и
обитание в них у грызунов, являются проявлением инстинктивной
криптомании. Криптоманическое поведение ярко выражено у
черепах, улиток и ежей. Многие птицы или белки закапывают
съестное в землю, готовясь к зимнему периоду.
См. также
▪
Обсессивно-компульсивное расстройство
▪
Криптократия
▪
Крипторхизм
Ссылки
▪
Криптомания
Категории: Заболевания по алфавиту
Психические расстройства
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223
Reproduktion ausgewählter Beiträge.
Von allen Geisteswissenschaften verlassen...
von Andrej Poleev am 6.06.2011.
Die Biologin Christiane Nüsslein-Volhard findet es problematisch, "dass es
solche neuen Moden gibt. Das Wort Epigenetik zum Beispiel ist völliger
Unsinn. Was weitergegeben wird, sind die Gene und nicht die Epigenetik."
Auf die Frage von Gert Scobel, ob es nicht sinnvoll sei, mit anderen
Wissenschaften wie Philosophie oder auch Kunst, vielleicht auch
Psychoanalyse, mehr zu kooperieren, antwortet Nüsslein-Volhard: "Wenn die
sich die Biologie aneignen würden, wären wir zufrieden." (Quelle: Kulturzeit
vom 6.06.2011) Die Frau ist schon alt und senil, nur das entschuldigt ihr
zusammenhangloses Geplapper. Die epigenetische Modifikation des Genoms
gehört zu längst bewiesenen Tatsachen und natürlichen Vorgängen; ohne sie
gäbe es keine Kultur, keine Literatur und kein Bewußtsein oder Menschsein.
Diesen Zusammenhang zu bestreiten gleicht dem Verlust des Realitätssinns
bzw. der Sinnentleerung der Natur.
224
Platzt die Republik?
von Andrej Poleev am 15.03.2013.
Nachwort zu Rede von Bundespräsident Heinz Fischer anlässlich des
Gedenkens an Österreichs "Anschluss" an Hitler-Deutschland vor 75 Jahren.
Die Menschen sind sonderbare Wesen: Sie bilden sich ein und tun so, als ob
jemand über sie stehen würde, der alles Geschehene, unter anderem ihre
Schicksale, geleitet und bestimmt. Diese Verwaltungsphantasmagorie könnte
nur infolge irrtümlicher Weltvorstellungen entstehen. Im Grunde genommen,
sind die Menschen sich selbst überlassen, und werden von ihren Trug- und
Irrbilder, die sie selbst erschaffen, geleitet. Ihre Freiheit erweist sich als
Willkür, und ihre übrigen Bestrebungen als Sexualtrieb.
Sigmund Freud, der im Begriff war, diesen Selbstbetrug aufzudecken, mußte
am Ende seines Lebens fluchten, um nicht von Wahnsinnigen erschlagen zu
werden. Die Lüge hat sich damals durchgesetzt, und die Wahrheit wurde
zum Schweigen gebracht.
Heute geht man mit der Wahrheit nicht anders um, als vor 75 Jahren. Das
blöde und gemeine Volk nimmt sich Freiheit, seine unverschämten
Dummheiten auszusprechen und sie in die Realität umzusetzen. Kaum
jemand widerspricht - weswegen denn, wenn schon das Widersprechen mit
der psychischen Krankheit gleichgesetzt wird. Wie damals sind die
Intellektuellen fehl am Platz der Republik, wo ganz andere Geschöpfe Ton
angeben: Merkel, Gauck, Schröder, Oswald... Die Liste ist lang. Selbstsicher
225
agieren sie im Namen des Volkes, unterschreiben Verträge, Gesetze und
Verordnungen. Aber ihre Unterschriften sind ungültig aufgrund ihrer
Unzurechnungsfähigkeit. Was sie von sich geben ist Blödsinn, dennoch wird
dieser Blödsinn tausendfach wiederholt und über Massenmedien verbreitet die vergeblichen Versuche, den Blödsinn zu verewigen und der Vernunft ihr
Vorrecht abzusprechen.
Nun kehrt ins Irrenhaus Deutschland plötzlich und unerwartet ein Arzt
zurück, der seine Diagnosen stellt und über Genesung spricht:
„Der Mensch erscheint in der Geschichte nicht seitdem er die Werkzeuge
und das Feuer nutzt, sondern nachdem er den Unterschied zwischen Recht
und Unrecht, Gut und Böse, richtig und falsch begreift. Der Mensch tritt in
die Geschichte ein, und der Hauptgrund seines Auftretens und Erscheinens
besteht darin, eine neue Geschichte zu beginnen, in der es kein Platz für
Barbarei gibt. Wenn seine Vorgeschichte sich durch Krieg, Folter und
Irrglaube auszeichnet, und als eine Krankheit zu bewerten ist, dann fängt
seine Genesungsgeschichte erst an.
Schon ein einziges Individuum mit gesundem Menschenverstand kann viel
bewirken, indem er seine Gesundheit in die Öffentlichkeit trägt, um allen
anderen zu beweisen und sie davon zu überzeugen, daß die Genesung und
Heilung möglich sind.“
226
Entmündigung.
29. März 2013.
Der Staat ist eine relativ junge Form der Machtausübung, die aus der
Erbmasse zerfallener Reiche und aus der Ratlosigkeit nachfolgender Anarchie
gewachsen ist. Zwei Werke gelten als Grundsteine der Staatsform: Der Fürst
(1513) von Niccolo Machiavelli, und Das Panopticon (1787) von Jeremy
Bentham. Der erste Werk erklärt die Macht zum Selbstzweck, und negiert
Moral und Rücksicht der Machthaber. Der zweite Werk postuliert eine totale
Macht. Der Staat wurde als ein Gefängnis konzipiert, in dem ein beliebiges
Staatsvolk lebt, das ihrem Machtinhaber untersteht und ihm gehört.
Während eine volljährige Person die Fähigkeit erwirbt, für sich zu sprechen
und gerade zu stehen, hat der Staatsbürger dieses Privileg nicht. Das
Staatsvolk ist unmündig oder mundtot infolge seiner Entmündigung oder
Bevormundung durch den Staat und seine treue Diener in ihrer Funktion als
Gefängniswärter. Die politischen Parteien wurden vom Staat kreiert und
eingesetzt, um das Volk zu teilen und über ihn zu herrschen. Die Wahlen
dienen gleichfalls dem Zweck, das Staatsvolk zu entmündigen und seine
Willensäußerung zu dämpfen. Lehrer, Ärzte, Berichterstatter, Bankangestellte, Arbeitgeber, Richter, Rechtsanwälte und viele andere - sie alle
erfüllen ihre Pflicht: eine totale Kontrolle über mündige Personen auszuüben,
sie zu entmündigen oder zum Schweigen zu bringen. Es erübrigt sich zu
sagen, daß die Gesetze eines Rechtsstaates nichts anderes sind als die
Verordnungen, welche für die Häftlinge erlassen werden. Es regt sich kaum
Widerstand dagegen, da die Gefängnisinsassen an ihr Zustand gewöhnt
sind, und sich kaum einen anderen wünschen oder vorstellen können. Die
227
Situation wurde bereits in der Antike von dem griechischen Philosophen
Platon in seinem Hohlengleichnis beschrieben.
Leseempfehlung zum Thema:
1. Über das Verhältnis zwischen Individuum und Staat: A. Poleev. Die Burg.
Enzymes, 2009.
2. Die Suche nach Auswegen aus dem Staatismus: Gian Piero de Bellis.
Polyarchie, 2003.
3. Peter Krämer. Die Entmündigung: Ein Plädoyer für die Freiheit, 2012.
Demokratitis.
von Andrej Poleev am 22.10.2012.
Demokratie ist eine massengesellschaftliche Daseinsform, in der die
Selbstvergöttlichung des Pöbels stattfindet. Mit der Errichtung eines Tempels
zur Selbstvergöttlichung, den Propyläen, womit man sich in der Gottesnähe
positionierte, nahm die Demokratie ihren Anfang. In der Gegenwart nennt
man solche Tempel nicht Propyläen sondern Parlamente, in Deutschland:
Reichstag, Landtag oder Rathaus.
Die politischen Parteien sind Bestandteil der Demokratie, weil sie denen die
Aufstiegsmöglichkeiten bieten, die bestrebt sind, auf Umwegen eine
unangemessen höhe soziale Stellung zu erreichen, ohne entsprechende
Leistungen zu erbringen oder notwendige Qualitäten nachzuweisen. Die
Eroberung der zentralen politischen Machtstellung wird zum Etappensieg
228
pöbelhafter Revolution, die konsequent in alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens eindringt, um sie demokratisch zu zersetzen. Die
Zielsetzung der Demokratie besteht gerade darin, die Konkurrenz zu
verdrängen und eine Fülle von Gelegenheiten zu erschaffen, die dem Pöbel
die „gleichen“ Chancen geben, sich als Abgeordnete bzw. Übergeordnete zu
positionieren sowie die bestmöglichen Plätze auf den Ranglisten zu sichern.
Die Hochschulen, die Fernsehstudios, die Gerichte, die Verwaltungsgebäude
und die Chefetagen halten den Druck der demokratischen Massen auf Dauer
nicht Stand und werden nach und nach von dem demokratischen Gesindel
überflutet. Not macht erfinderisch und zwingt den pöbelhaften Mob, alle
Register zu ziehen und vorhandenen Einfallsreichtum einzusetzen: Dabei
wird Wissenschaft gefälscht sowie Pseudowissenschaft begründet; neue Titel
für bürgerliche Würdenträger werden eingeführt; das Geld zusammengekratzt, um sich zu erlauben, vermögend und gleichzeitig verschwenderisch
zu sein; die Berufe samt Berufsstände werden erfunden, die kein Mensch
braucht... Am Ende der Demokratisierung steht der gesellschaftliche Zerfall:
Das demokratische Monstrum köpft die Gesellschaft, indem es alle
Besserwisser beseitigt und sie durch die Klugscheißer aus eigenen Reihen
ersetzt.
A democratic despotism is like a theocracy: it assumes its own correctness.
Walter Bagehot
In addition, the Catholic is faced with the problem that Democratism is a
pseudo-religion, whose creed is Vox populi vox dei. One of the most
229
grievous casualties (and proofs) of the accelerated decline of the West has
been the loss of that hard-won historical sensitivity first achieved in the late
Victorian era. History now finds herself apprenticed to the contortionist, the
conjuror, and the quack, as Democratism's votaries are obliged to explain
away the inexplicable; every New Year they unveil a gift of oriental
ingenuity, interpreting for us anew the aberrations of The People: the
proscription of Socrates, the altars of the guillotine, the coming of the
Nazis.... Vox populi vox dei? Let us say, rather, with Seneca, non rem
publicam suam esse, sed se rei publicae.
What's Wrong with America? by Robert Asch
Democracy is the process by which we get ourselves organized to perform
capitalism.
Democratic tyranny, evolving on the sly as a slow and subtle corruption
leading to total State control, is thus the third and by no means rarest road
to the most modern form of slavery.
Erik V. Kuehnelt-Leddihn. Democracys Road to Tyranny. Freman May 1988,
Volume 38, Issue 5.
Keine Staatsform kann so viele Torheiten und Gewaltsamkeiten begehen wie
die demokratische, denn nur sie hat die organische Überzeugung von ihrer
Unfehlbarkeit, Heiligkeit und unbedingten Legitimität. Selbst der absoluteste
Monarchismus hat hunderterlei Hemmungen: im persönlichen Verantwort–
lichkeitsbewußtsein des Regenten (das unter der Demokratie immer auf den
230
unfaßbaren "Volkswillen" abgeschoben wird), in der Hofclique, der Kirche,
den Ratgebern und Ministern, der "Nebenregierung", die sich unvermeidlich
um jeden Potentaten ankristallisiert; zudem wirkt in jedem Einzelherrscher
die Furcht vor der theoretisch stets möglichen Absetzung. Aber die
Regierung des "souveränen Volks" ist durch einen perfiden Zirkelschluß vor
jeder Selbstbeschränkung geschützt, denn sie ist im Recht, weil sie der
Kollektivwille ist, und sie ist der Kollektivwille, weil sie im Recht ist.
Egon Friedell. Kulturgeschichte der Neuzeit, 1927 - 1931.
Der Denkfehler aller Demokratien, den schon Herodot klar erkannte, als er
sagte, in ihnen werde die Mehrheit für das Ganze gehalten, hatte sich in
Griechenland zu einer alles zerfressenden nationalen Wahnidee gesteigert.
Die Entwicklung ist in dem Bedeutungswandel des Wortes Demagog
charakterisiert, der im Sprachbewußtsein aus einem Volksführer den mit
allen Mitteln niedrigster Pöbelbeeinflussung arbeitenden Volksverführer
gemacht hat.
Egon Friedell. Kulturgeschichte der Neuzeit, 1927 - 1931.
Демократия - это выгребная яма истории, место испражнения демагогов
начиная с Гитлера.
Андрей Полеев. Немецкий кошмар, 2006.
Демократия – это историческое торжество дурака.
Андрей Полеев. Октология, 2010.
231
Demokratismus führt mit all seinen scheinbaren "Freiheiten" zum Ruin
geistiger Lebensqualität und ist derzeit die vorherrschende Religion in
Europa.
Thorsten J. Pattberg. Democracy is the opiate of history’s losers. South
China Morning Post, 5 July, 2016.
http://www.scmp.com/comment/insight-opinion/article/1985608/democracyopiate-historys-losers-japan-proves
Thus, the choice between monarchy and democracy concerns a choice
between two defective social orders. In fact, modern history provides ample
illustration of the economic and ethical shortcomings of all states, whether
monarchic or democratic.
Alexis de Tocqueville. De la démocratie en Amérique. 1835/ 1840. /
Demokratie in Amerika./
Rudolf Rocker. Nationalismus und Kultur, 1937/1949.
Hans Hoppe. Democracy: The God That Failed, 2001.
Uwe Backes (Hg.) Jacob Talmon. Die Geschichte der totalitären Demokratie,
2010. Band I Die Ursprünge der totalitären Demokratie. Wege der
Totalitarismusforschung.
232
J. L. Talmon. The Rise of Totalitarian Democracy, 1960.
F. William Engdahl. Full Spectrum Dominance: Totalitarian Democracy in the
New World Order. Third Millennium Press.
Christian Nürnberger. Die verkaufte Demokratie. Ludwig 2015.
Uwe Backes. Meaning and Forms of Political Extremism in Past and Present.
E Wimberg - Soviet Studies Vol. 44, No. 2, 1992, pp. 313-332. Socialism,
Democratism and Criticism: The Soviet Press and the National. Discussion
of the 1936. Draft Constitution.
Erik von Kuehnelt-Leddihn. The Menace of the Herd or Procrustes at Large,
1943
Erik von Kuehnelt-Leddihn, Liberty or equality, 1952.
Hannah Arendt. Von der Menschlichkeit in finsteren Zeiten: Rede über
Lessing.
Andreas Ploeger. Zwischen Macht und Unterwerfung. Zur Psychologie in
Hitlers Diktatur - Ein Präventionsversuch. Schattauer, 2016.
Luciano Canfora. Giulio Cesare. Il dittatore democratico, Roma-Bari, Laterza,
1999. /Caesar. Der demokratische Diktator./
233
Luciano Canfora. L'occhio di Zeus. Disavventure della "Democrazia", RomaBari, Laterza, 2006. /Das Auge des Zeus. Deutsche Geschichtsschreibung
zwischen Dummheit und Demagogie - Antwort an meine Kritiker./
Демократура · Demokratur
Слово «демокрадура» было впервые, по-видимому, предложено
уругвайским писателем Эдуардо Галеано и образовано путём
контаминации
слов
«демократия»
(исп.
democracia)
и
«диктатура» (исп. dictadura). Термин демократура был введён
швейцарским политологом-африканистом Максом Линижером-Гума
в книге «Демократура: замаскированная диктатура, подменённая
демократия» (фр. «La démocrature, dictature camouflée, démocratie
truquée»;
Париж,
1992)
—
по-видимому,
независимо
от
предложенного Эдуардо Галеано термина «демокрадура».
http://en.wikipedia.org/wiki/Nomenklatura
The Russian term derived from the Latin nomenclatura meaning a list of
names. The term was popularized by the Soviet dissident Michael Voslenski,
who in 1970 wrote a book titled Nomenklatura: The Soviet Ruling Class
(Russian:Номенклатура. Господствующий класс Советского Союза).
Dalibor Truhlar. Demokratismus – Philosophie der demokratischen
Weltanschauung. Peter Lang, Frankfurt am Main, 2006.
234
Wolfgang Eggert. Demokratismus, Terrorismus und Weltherrschaft.
Symptomatologische illustrationen Nummer 60 – Dezember 2007/Januar
2008.
Hans Maier (Hrsg.). Totalitarismus und Politische Religionen. Konzepte des
Diktaturvergleichs, Bd. l (1996), Bd. II (1997).
François-René Rideau. Deconstructing Democratism.
John Zube. Democracy with a small "d", 1962.
Lawrence Compagna. The Coming Age Of Internetocracy. Paperback, April 18,
2012.
Jason Brennan. Against democracy, 2016.
235
Абсурдократия
Все до сих пор существовавшие и существующие формы правления
являлись и являются абсурдократиями, появление и исчезновение
которых
определяется
степенью
их
бессодержательности
и
бессмысленности.
Однако всякая бессмыслица, прежде чем уйти в небытие, должна
достичь стадии совершенства, т.е. окончательного и бесповоротного
абсурда, очевидного для всех.
Absurdokratie
Alle bisher existierende und existente Regierungsformen waren oder sind
nichts anderes als Absurdokratien, über deren Schicksal nur der Grad
innewohnender Inhaltsleere und Sinnlosigkeit bestimmte.
Der Unsinn muß zuerst eine Stufe der Perfektion erreichen, d.h. einer
endgültigen und unumkehrbaren Absurdität, um für alle sichtbar zu werden.
Absurdocracy
Every hitherto existing governmental form was or is an absurdocracy whose
appearance and disappearance was or is the only question of intrinsic
contentlessness and senselessness.
But every nonsense, before it disappears, must culminate in an ultimate and
irreversible absurdity, that will be apparent for everyone.
236
Rezension über das „Handbuch der Antisozialen Persönlichkeitsstörung“,
Schattauer, 2017.
In dem Maße, wie das Buch über Narzissmus gelungen ist, das 10 Jahre
davor erschienen ist {1}, ist das Handbuch der Antisozialen Persönlichkeitsstörung mißlungen. Der Hauptgrund für dieses Mißlingen besteht in anstalt–
zentrierter Betrachtung des Phänomens, das im Handbuch beschrieben wird,
nur in zwei Kapitel (3 und 10) wird Versuch unternommen, diese
begrenzende Fokusierung und Fixierung zu überwinden und über den Zaun
zu blicken. Zu weiteren wesentlichen Gründen für dieses Urteil gehören die
Fraglichkeit des Konstrukts der Antisozialen Persönlichkeitsstörung, was auf
Verwechslungen und Unschärfe der Definitionen zurückzuführen ist; die
Voreingenommenheit der Erzähler, die in eine Erzählweise übergeht, in der
die bestehenden Interessenkonflikte ausgeblendet werden, was die Frage
aufwirft, inwieweit die Erzählung der wissenschaftlichen Methoden zur
Erfassung und Beschreibung von Tatsachen, d.h. faktologischen
Grundsätzen, entspricht, und ob die aus dieser Erzählung gezogenen
Schlußfolgerungen wissenschaftliche Kriterien erfüllen. Weitere Kritikpunkte
werden im Text der Rezension erläutert.
Das Narzissmus-Buch geht von tiefenpsychologischen Grundlagen eines
Phänomens aus, um anschließend seine Erscheinungsformen zu diskutieren.
Im Gegensatz zum Handbuch Antisozialer Persönlichkeitsstörung, das von
einem konstruierten Phänotyp ausgeht, um dann eine Erklärung dafür zu
suchen. Das wäre der Hauptgrund für das Mißlingen des Vorhabens.
237
Weiterhin, zeichnet sich das Handbuch der Antisozialen Persönlichkeitsstörung durch begiffliches Durcheinander, Demonisierung und Versachlichung der Personen, die als reine Untersuchungsobjekte und Mißetäter
vorkommen und beschrieben werden. Man kann sich nicht den Eindruck
entziehen, daß die Verfasser dieses Handbuchs ihre Objekte nicht nur als
gesellschaftliches Problem sondern auch als ihr persönliches Problem sehen.
Diese Sichtweise animiert die Autoren dazu, dieses Problem im sprachlichen
Wasserfall zu verwässern, wobei in diesem kollektiven Getöse wird
hauptsächlich ihr Gewissen gewaschen, während die Sorgfaltspflicht,
feinsäuberliche Differenzierungsarbeit zu leisten, unterlassen wird.
Zuerst muß man die Gegebenheiten beschreiben, sie sich zu vergegenwärtigen, um im zweiten Schritt zu den Wunschvorstellungen über die
Realität zu übergehen.
Gibt es überhaupt Antisoziale Persönlichkeit und ihr vorgeworfene Antisoziale
Persönlichkeitsstörung bzw. Handlung? Im Unterkapitel 2.2 von NazissmusBuch „Die narzisstische Persönlichkeit und ihre Beziehung zu antisozialem
Verhalten und Perversionen - Pathologischer Narzissmus und narzisstische
Persönlichkeit“ auf Seite 271 schreibt Otto F. Kernberg: „Das Syndrom des
malignen Narzissmus ist eine etwas weniger schwere Form des patho–
logischen Narzissmus, mit signifikanten antisozialen Merkmalen...“ Wenn
antisoziales Verhalten ein Merkmal des pathologischen Narzissmus ist, dann
gibt es keinen Grund, dieses Merkmal zur Antisozialen Persönlichkeits238
störung zu erheben. Und wenn das so ist, worüber handelt es in diesem
Handbuch? Wie wir auf Seiten 14-16 erfahren, es handelt sich um das
Schaffen eines Konstrukts (The United States of Antisociality), womit alle
Mißetäter in einen Haufen zusammengeworfen werden, um sie von den
gutsituierten Bürger zu trennen und sie gemeinsam zu entsorgen, d.h. für
alle Ewigkeit einzusperren, was im Fachjargon heißt, zu unterbringen und zu
verwahren, sowie (da sie nicht therapierbar sind) für psychiatrische
Behandlung freizugeben.
Die Behandlung der Mißetäter besteht hauptsächlich in einzeln- sowie
gruppentherapeutischen Sprechstunden, um bei ihnen die Mentalisierung
über angetanes Leid zu bewirken, obwohl das zu erreichen kaum möglich
erscheint, wie freilich zugegeben wird und wie statistische Auswertung
bestätigt, oder, falls gestellte Ziele mit versuchter Mentalisierung mißlingen,
sie zumindest medikamentös ruhig zu stellen. Es gibt noch eine
erfolgversprechende Methode, die mit neutestamentarischer Bekehrung,
deren Wirkung sich jeder psychiatrischen Erklärung entzieht, was allerdings
daran liegt, daß keine Erklärung gesucht wird außer bereits erwähnter
Mentalisierung.
Dem Leser wird das Urteil nicht entkommen, daß jeder Versuch, der im
Handbuch unternommen wird, über Antisozialität ein Herr zu werden und sie
in den Griff zu bekommen, mißlingt. Warum? Offensichtlich handelt es sich
um ein Mißkonzept, das automatisch das Mißverstehen nach sich zieht. Und
239
jedes Mißverstehen gründet sich im Widerstand, der das Verstehen
verhindert.
Aus historischem Umriß des 1. Kapitels entnimmt man, daß heutiges
Verständnis der Antisozialität auf frühere Versuche zurückgeht, nicht bloß
antisozialen Täter zu beschreiben, sondern vielmehr das Böse umzuschreiben und auszutreiben. Der Täter wurde zur Projektionsfläche aller
möglichen Vermutungen und Zuschreibungen, die mehr oder weniger auch
in seinem heutigen Bild präsent sind.
Prosoziales Verhalten ist in menschlichem Genom konstitutiv enthalten, sonst
würde menschliches Spezies nicht überleben; aus diesem Grund wird
antisoziales Verhalten intuitiv als Fehler erkannt und anerkannt. Die
Folgeerscheinungen dieser Erkenntnis sind die Formulierung der Krankheitsbilder, die als Persönlichkeitsstörungen bekannt sind bzw. genannt werden,
und ätiologisch auf Konflikte zwischen Soll- und Ist-Zustände zurückzuführen
sind.
Wir haben schon festgestellt, daß es sich bei der Antisozialität um ein Aspekt
anderer Persönlichkeitsstörungen handelt, die genannt werden, wie z.B.
pathologischer Narzissmus oder Borderline-Persönlichkeitsstörung, wobei das
Schlüsselwort „Pathologie“ heißt, das alle andere Wörter wie „anti-“,
„Störung“, „abnorm“ u.a. in sich vereint. Unsere Annahme bestätigt die
Tatsache, daß im Verlauf des Handbuchs ständig vom Konstrukt Antisozialer
Persönlichkeitsstörung abgewichen wird, und auf andere Konstrukte
240
hingewiesen wird, am häufigsten auf das von R.D. Hare entwickelte
Psychopathie-Konzept, das ausschließlich behavioristisch konzipiert ist, und
keine hintergründige Erklärung für beobachtetes Verhalten liefert.
Wir müssen aber klären, daß jede Verhaltenspathologie etwas mit
pathologischer Persönlichkeitsstruktur zu tun hat, in der entweder erhebliche
Defizite vorhanden sind, oder falsche Selbst- und Fremdobjekte repräsentiert
werden, oder diese Objekte in falschen Verhältnissen zueinander stehen,
oder kein logisch-sinnlicher Zusammenhang zwischen ihnen besteht, woraus
falsches oder als krankhaft bezeichnendes Verhalten resultiert.
Folglich, handelt es sich im Handbuch, dessen proklamierte Zielsetzung ist,
antisoziales Verhalten zu beschreiben, um die Beschreibung des Verhaltens–
pathologie, die zum antisozialen Verhalten führt.
Psychopathie ist ein Kürzel, das für „psychische Pathologie“ steht. Ihrerseits,
Pathologie ist ein zusammengesetztes Wort, das „die Logik des Pathos“ oder
„die Sprache des Pathos“ bzw. „Pathetische Sprache“ bedeutet. Und Pathos
ist nichts anderes, als eine Neigung, die in eine oder andere Über- oder
Untertreibung übergehen und verschiedene Formen der Versessenheit und
Besessenheit gebären kann: Manie, Empathie, Antipathie, Apathie. Ob eine
Tendenz zu einer Realität wird, hängt ganz von der Prädispositionen und
Umweltfaktoren ab. Folglich, ist die Psychopathie eine Abweichung von der
nicht pathologischen Variabilität des Verhaltens, die eine notwendige
Eigenschaft darstellt, um die Anpassung an ändernde Umwelt zu
241
ermöglichen. Jede Deviation, ein von der Norm abweichendes Verhalten,
dient entweder Zwecken der Anpassung an eine deviante Umgebung, oder
sie ist eine Neuschöpfung im Zuge evolutionärer Entwicklung. Ob eine solche
Neuschöpfung sich als etwas Vorteiliges für betreffende Person erweist, wird
im bestimmten sozialen Kontext geprüft, und wenn nach der Prüfung diese
Neuschöpfung standhält, heißt das noch nicht, daß sie ebenfalls etwas
Vorteiliges und Nützlichiches für die ganze Art darstellt.
Bei der Bewertung des Verhaltens muß der Bewerter immer die Vorstellung
davon haben, was normal und was abnorm ist, sonst kann zur Verwechslung
zwischen Normalität und Pathologie kommen. In devianter Umgebung
erscheint normales Verhalten als eine Deviation, während abweichendes
Verhalten für die Norm gehalten wird.
Das Verhalten eines Organismus, des Körpers mit seinen Organen, gründet
sich in der Rationalität, die unzählige Male im Laufe der Evolution geprüft
wurde. Aus den gleichen Gründen, warum irrationales Verhalten aus dem
Repertoire des Verhaltens gestrichen ist, gibt es artspezifische Variabilität
des Verhaltens, die als Norm definiert wird. Jedes Übertreten dieser Norm
hat unmittelbare oder verzögerte Auswirkung(en), und wird, wenn nicht mit
sofortigem Tod des Übeltäters bestraft, dann zu einem oder anderem
Nachteil für ganze Population führen. Wenn wir diese Verhältnisse auf die
Völkerschaften übertragen, dann können wir erkennen, warum einige Völker
immer noch ohne Rechtssystem, Kanalisation, Geburtenkontrolle und
weiterer Anzeichen der Zivilisation und Kultur leben.
242
Psychopathie muß als Reaktion auf psychopathische Umgebung verstanden
werden. Das Verhalten eines Psychopathen in einer solchen Umgebung ist
rational, obwohl seine Prämissen irrational sind, was dazu führt, daß diese
irrationale Rationalität {2} weder von ihm selbst noch von seiner Umgebung
verstanden und als solche erkannt wird.
Gewissenlosigkeit wird als diagnostisches Merkmal der Psychopathie nebst
anderen angeführt. Die Ursachen und Folgen werden dabei miteinander
vermischt, obwohl sie voneinander getrennt und kausal geordnet werden
müßen. In dieser, rein phänotypisch basierten Aufzählung, wie sie in
Klassifikationssystemen ICD-10, DMS und in Psychopathy Checklist nach
R.D. Hare vorkommt, findet Unterlassung der Tatsache statt, daß alle andere
diagnostische Merkmale nur Folgeerscheinungen des persönlichen Zerfalls
und des Chaos im Bereich der Selbstregulierung sind, die mit dem Ausfall
des Gewissens fortschreiten, und die Zerfallserscheinungen des Gewissens
darstellen.
Der Zusammenhang ist einfach: Je weniger Gewissen, d.h. Hemmung, desto
mehr Gewissenlosigkeit, d.h. Enthemmung. Psychopathie ist das Ergebnis
der Befreiung von Beschränkungen des Gewissens, und höchste Formen der
auf diese Weise erlangten Freiheit sind entweder grenzenlose Erlaubheit
eines Kriminellen und Psychopathen oder uneingeschränkte Macht eines
Machthabers, weswegen diese Uneingeschränktheit fast immer mißbräuchliche Anwendung findet.
243
Auf ähnliche Art und Weise, wie einzelne Ereignisse, Erlebnisse, Prä–
dispositionen und chronisch einwirkende Faktoren die Entstehung der
Psychopathie fördern, geschieht pathogenetische Entartung des Soziums im
Verlauf der Abschaltung entgegenwirkender Instanzen. Das Verhalten
einzelner Personen beeinflußt die Gruppendynamik, so daß sie psychopathische Züge annehmen kann, je mehr psychopathische Personen in einer
Gruppe agieren und je einflußreicher sie sind. Die Gruppendynamik,
ihrerseits, wirkt als ein Umgebungsfaktor auf einzelne Personen aus und
bestimmt ihr Verhalten. Solche Reziprozität ist keine Seltenheit und wurde
oft dokumentiert.
Wenn wir die Tendenz verfolgen, Antisoziale Persönlichkeitsstörung als eine
dissoziale Erkrankung zu bezeichnen, was in rezensiertem Handbuch oft
geschieht, dann kommen wir unvermeidlich zu Schizophrenie als Oberbegriff
für Persönlichkeitsspaltung und Verlust der Selbstkohärenz. Auf diesem
Wege erübrigt sich gleichsam die Eigenständigkeit der Entität Antisoziale
Persönlichkeitsstörung.
Dissozialität ist ein falscher Begriff in diskutiertem Kontext, da sie als
Synonym für Antisozialität (Asozialität) verstanden und verwendet wird,
obwohl ihr Antonym Assoziation, d.h. Bindung und Verbindung ist. Darüber
hinaus, sind Dissoziation und Assoziation universelle Ereignisse, in der
Entwicklung der Menschen spielen beide eine bedeutende Rolle.
244
Im Weiteren ist die Schizophrenie ein Zustand, bei dem kein mental-kausaler
Zusammenhang besteht, keine Synchronisation zwischen einzelnen
Bereichen des Selbst stattfindet, die Selbstkohärenz (kohärente Intentionsstruktur der Persönlichkeit) fehlt, die Person fragmentiert, einzelne
Objektrepräsentanzen und Selbstobjekte sind autonom, nicht verbunden,
nicht integriert in ein Selbst- und Weltbild, das Selbstkonzept ist unlogisch,
fantastisch, zwischen Ursachen und Folgen besteht keine Verbindung.
Warum handelt ein Mensch antisozial? Weil sein Selbst- sowie Weltbild eine
Deformation erfahren hat, und in einzelne Stücke zerfallen ist. Bei der Suche
nach den Ursachen für ein zertrümmeltes Selbst- und Weltbild stoßen wir
unvermeidlich auf folgende Erklärung: Menschen widerspiegeln und bilden
nach, was sie erleben, und das Erlebte manifestiert sich in ihrem Verhalten.
Im Register der Determinanten des Verhaltens werden zwar einzelne
Faktoren aufgenommen, denen wird aber mehr Bedeutung beigemessen, als
dem gesamtgesellschaftlichen Kontext, der psychopathisch und pathogenetisch sein kann, wie die Geschichte des Hitler-Reiches veranschaulicht.
Hitler war ein Psychopath, aber allein könnte er nicht bewirken, was erst ein
Zusammenschluß der Psychopathen, eine Selektion sozialer Psychopathie
zustande brachte. Am Ende psychopathischer Konsolidierung waren es zu
viele, und obwohl genaue Zahlen nicht ermittelt werden können, wirft diese
psychopathische Epidemie die Fragen auf, ob die deutsche Bevölkerung in
besonderem Maße anfällig und prädisponiert für diese Art der Krankheit ist,
245
oder, ob diese Krankheit ansteckend ist, so daß kein Volk und keine
Bevölkerungsgruppe davon geschützt sind.
Ein kohärentes Selbst zerfällt mit dem Zerfall äußerer Kohärenz. Bei dem
Zusammenwirken verschiedener Verhaltensdeterminanten in gesamtgesellschaftlichem Kontext ergibt sich ein Interferenzmuster, aus dem die
Häufigkeit des Auftretens psychischer Pathologie abgelesen werden kann. Da
eine graduelle Steigerung der Psychopathie bis zur Stufe unumkehrbarer
Bösartigkeit und völliger Enthemmung festzustellen ist {3}, gibt es eine
Entwicklungsgeschichte psychopathischer Entartung, so wie sie bei der
Tumorprogression zu beobachten ist. Jede pathologische Progression
vollzieht sich auf dem Hintergrund funktioneller Regression, d.h. Abnehmen
entgegenwirkender Funktionen. Im Falle psychischer Pathologie sind von
dieser Regression die Strukturen betroffen, die für die Bewertung der
Wahrnehmung und den Erhalt der Integrität zuständig sind. Der Ausfall der
Bremsen bei fahrendem Auto zieht bekannte Folgen nach sich; der Ausfall
bewertender Funktion führt zum Realitäts- und Koordinationsverlust, was in
einem chaotischen, unkoordinierten Verhalten resultiert. Wenn keine
zuverlässige Anhaltspunkte und richtungsweisende Determinanten in dem
mentalen Raum vorhanden sind, gibt es keine zwingende Notwendigkeit,
äußeren Regeln irgendwelchen Wert beizumessen, sie zu befolgen und
irgendwelche Tatsachen zu beachten, außer solche, die in der Realität
entstehen, die im Prozess der Entwertung aller Werte neu geschaffen wird,
womit auch die Grenzen der Außenwelt fortschreitend aufgehoben werden.
246
Bekanntlich war das Gewissen ein Hindernis für die Konstrukteure des
Übermenschen (in „Also sprach Zarathustra“ kommt das Wort 47 Mal vor).
Übereinstimmend propagierten zuerst der Vater des europäischen
Faschismus und später sein Lehrling die Befreiung des Menschen von dem
Gewissen:
„Neben dem bösen Gewissen wuchs bisher alles Wissen! Zerbrecht,
zerbrecht mir, ihr Erkennenden, die alten Tafeln!“ (Friedrich Nietzsche)
„Die Tafeln vom Sinai haben ihre Gültigkeit verloren. Das Gewissen ist eine
jüdische Erfindung. Es ist wie die Beschneidung eine Verstümmelung des
menschlichen Wesens. Die Vorsehung hat mich zum größten Befreier der
Menschheit vorbestimmt. Ich befreie den Menschen von dem Zwang eines
Selbstzweck gewordenen Geistes, von der schmutzigen und erniedrigenden
Selbstpeinigung einer Gewissen und Moral genannten Chimäre und von den
Ansprüchen einer Freiheit und persönlichen Selbständigkeit, denen immer
nur ganz wenige gewachsen sein können.“ (Adolf Hitler)
Infolge vollzogener Befreiung hatte seine, von dem Gewissen befreite Armee
keine Bedenken mehr, zu morden, zu rauben und zu zerstören.
Der Ausfall oder die Disfunktionalität kontrollierender Instanzen bei den
Einzelnen {4} sowie in der Gesamtheit von ihnen führt zu regressiver
Entwicklung, die als Degeneration bezeichnet wird, im Laufe deren soziales
Kontinuum zerfällt und seine bösartige Entartung geschieht. Ein
247
charakteristisches Beispiel dafür ist der Hitlers Volksstaat, der sich
hauptsächlich von Mord und Raub existierte, und dessen geopolitische
Ausdehnung nichts anderes war, als die Progression der Bösartigkeit.
Um die Perfektion des Bösen zu verhindern, muß dieser Weg unterbrochen
werden, aber nicht mit „Mentalisierung“, weil dieses Wort anstatt des
psychoanalytischen Begriffs „Verinnerlichung (Introjektion)“ verwendet wird,
sondern die Täter, insbesondere, wenn sie noch jung sind, zu Rede zu
stellen, und ihre Taten zur Sprache zu bringen. Erst nachdem vertraute
Stimme verinnerlicht wird, kann das Kind selbstständig, d.h. verantwortungsvoll reden und handeln; falls eine solche Stimme ausbleibt, hört er nur seine
eigene Stimme, die keine Stimme der Vernunft sein kann. Das ist einfache
Erklärung, warum kontinuierliche Bindungserfahrungen im Leben jedes
Kindes notwendig sind.
Es gibt auch etwas kompliziertere Erklärung. Die Permanenz der
Bezugspersonen, wie Eltern und elternähnlicher Personen, schafft vor allem
einen Beobachtungsrahmen, in dem Episoden des Geschehens, Erlebens,
Fühlens in einem Film zusammengesetzt werden, was die Möglichkeit bietet,
die Zusammenhänge innerhalb dieses Films nachzuvollziehen, ihre
begriffliche Äquivalente zu finden, und sie in (neuro)logischen Strukturen
einzuordnen und einzuprägen, damit Sinnzusammenhang und Kohärenz in
biologischem und logischem Sinne hergestellt werden können. Falls ein
solcher Film unterbrochen und mit anderer Besetzung fortgeführt wird, oder,
was noch schlimmer ist, falls der Film ständig unterbrochen wird und aus
248
unzusammenhängenden Episoden zusammengesetzt wird, bewirkt das
kognitive Dissonanz beim Zuschauer, was letztendlich das Chaos in seinem
Kopf verursacht. Daher ist nicht nur die Permanenz der Bezugspersonen
wichtig, sondern auch der Rahmen, in dem sie agieren. Der Rahmen, die
Umgebung kann auch zu wenig oder zu viel von Faktoren enthalten, von
denen die Entwicklung abhängig ist, und auf diese Weise die Abweichung
von der Norm bzw. von einem Optimum bewirken.
Man muß hier anmerken, daß jeder Zuschauer, der aus dem Alter der
Bewußtlosigkeit ausgewachsen ist, aktiv bei der Aufnahme der Inhalte und
bei der Gestaltung des eigenen mentalen Raums mitwirkt, in dieser Hinsicht
bewußte und unbewußte Entscheidungen trifft. Was Zuschauer sieht und
übersieht, entscheidet er selbst. Jedermanns persönliche Auswahl und die
Akzentuierung entspricht seinen, bereits vorhandenen Präferenzen,
Intentionen, Tendenzen, Einstellungen, Werten, weswegen ausgewählt und
akzentuiert wird, was mit ihnen übereinstimmt. Auf diese Weise kann dazu
kommen, daß einige, z.B. antisoziale oder ödipale, Tendenzen durch äußere
Einflüße bzw. Taktgeber verstärkt werden, während andere keine
Beeinflußung erfahren. Gleichfalls dient die Auswahl dem Zweck der
Übernahme der Vorbilder, die in ungünstigsten Fällen als nachbildungswürdige Verhaltensnormen wahrgenommen werden, und was zur
Mißinterpretation zwischenmenschlicher Beziehungen und des Selbst führen
kann.
249
Bei der Bewertung des psychopathischen Verhaltens wird dem Rahmen viel
zu wenig Bedeutung beigemessen, und wenn ja, dann wird nur enger Kreis
der Bezugspersonen erfasst. Bei der Erweiterung der Sicht muß allerdings
der gesamte soziokulturelle Kontext der Akteure analysiert und bewertet
werden, um signifikante Determinanten des Verhaltens zu identifizieren. Bei
solcher Bewertung wird erkenntlich, wie psychopathische Umgebung
psychopathisches Verhalten fördert.
Es ist nicht zu übersehen, was allerdings in rezensiertem Handbuch keine
Beachtung findet, wie Massenmedien zum psychopathischen Verhalten
animieren, und wenn diese massenmediale Vorbilder umgesetzt werden,
wird die Schuld den Konsumenten dieser Vorbilder zugewiesen. Solche
Schuldzuweisung ist gleichzeitig eine Schuldabweisung, womit sich wahre
Verursacher gesellschaftlicher Misere völlig aus der Verantwortung ziehen.
Die Mißetäter sind bekannt, jedoch werden sie nicht als Psychopathen,
Verrückte, Paranoiker, Kranke abgestempelt, um das mediale Bild der
Realität nicht zu stören, geschweige denn, ihn zum Fall zu bringen.
Im Weiteren, wenn politische Vorgaben antisozial, d.h. widernatürlich, sind,
dann fördern sie ebenbildlich antisoziales Verhalten. Der Zusammenhang ist
sehr einfach, der aber von der pseudowissenschaftlichen Psychiatrie
übersehen wird, weil sie die Tatsache bzw. den Tatbestand verdrängt, selbst
an der Erschaffung antisozialer politischer Vorgaben mitzuwirken sowie an
der Erfüllung deren Ziele mitzuarbeiten. Diesen Zusammenhang zu
mentalisieren, d.h. zur Sprache zu bringen und durchzublicken, mißlingt
250
regelmäßig, weil Psychiatrie viel zu beschäftigt ist mit der Produktion
mentaler Konstrukte und Euphemismen, die sie gebraucht, um ihre Objekte
zu degradieren und sich über sie zu erheben.
Dieser, für die Psychiatrie unbewußter Vorgang, findet seine Entsprechung in
massenmedialer und massenkultureller Glorifizierung „erfolgreicher“
Psychopathen, die in den Himmel gehoben werden, bei gleichzeitiger
Demonisierung nicht erfolgreicher Psychopathen, die in die Hölle verbannt
werden, d.h. in Gefängnissen und Unterbringungsanstalten weggesperrt. Der
Umgang mit dem psychopathischen Kontingent ist analog zu Spaltungsvorgängen, die bei pathologischer Psychogenese zu beobachten sind,
woraus zu schließen ist, daß die Vorgaben zur Bewertung und Einschätzung
des psychopathischen Verhaltens zu Gunsten eines Teils dieses Kontingents,
den selbsternannten Bewerter eingeschlossen, manipuliert sind.
Psychopathen sehen in anderen ihre Beute bzw. ihr Manipulationsobjekt (so
wie die Mutter von dem Säugling als sein Eigentum wahrgenommen wird);
die Anderen übersehen Psychopathen und ihre Einstellungen. In der
Annahme, daß alle Menschen gleich (gut) sind, äußert sich die Naivität des
nicht psychopathischen Betrachters. Eine differenzierte Betrachtungsweise
zur Vermeidung unbegründeter Gleichstellung ist in dieser Hinsicht hilfreich.
Niemand wird als Psychopath geboren, aber viele können zu Psychopathen
werden, wenn pathologische Psychogenese begünstigt und gefördert wird.
Das zu vermeiden muß als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden
werden.
251
Um die Auslöser des persönlichen bzw. gesellschaftlichen Zerfalls zu finden,
muß persönliche bzw. soziale Verwirrung mit wissenschaftlichen Methoden
entwirrt werden. Da bisher nur Psychoanalyse wissenschaftliche Kriterien
erfüllte, kommen ihre Entwirrungsansätze in Betracht. Die Aufhebung der
Widerstände geschieht durch Selbstanalyse, die mit Selbstzweifel beginnt,
und durch die Tätigkeit eines Psychoanalytikers ausgelöst wird.
Einer der wesentlichen Gründe für das Konstruieren der Antisozialen
Persönlichkeit bzw. Persönlichkeitsstörung ist das für die Allgemeinheit
störende Verhalten, vor allem die Gewalt sowie andere abnorme
Handlungen. In rezensiertem Buch findet man einige Erklärungsversuche
dafür, von denen ich exemplarisch einige anführen und kommentieren
möchte:
„Impulsive Gewalt entsteht in aller Regel vor dem Hintergrund real erlittener
Erlebnisse von Ohnmacht, Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch
(Fonagy
2006). In der eruptiven Gewalttat soll die eigene traumatische
Erfahrung von totaler Hilflosigkeit, Verzweiflung und Missachtung durch eine
Verkehrung ins Gegenteil kompensiert werden. Man tut anderen das an, was
man selbst einst schmerzlich erfahren hat. Die dazu passende Recht–
fertigungsstrategie hebt auf die eigene Benachteiligung, Diskriminierung und
Demütigung ab, die es gerechterweise nur auszugleichen gelte.“ (HansJürgen Wirth im Kapitel 3 „Kriminalität und antisoziales Verhalten der
Mächtigen.“)
252
„Der Fokus des Therapeuten sollte auf den inneren Zuständen des Patienten
liegen, da sie bekannterweise zwar gut über andere mentalisieren können,
aber aufgrund ihres Empathiemangels über keine adäquaten Hemmungsmechanismen hinsichtlich Gewalttätigkeit verfügen. Dem entsprechend ist
nach Bateman und Fonagy (2012) das Hauptproblem der Behandlung die
Aktivierung der affektiven Komponente der relevanten Wahrnehmungssysteme, wodurch stellvertretend (empathisch) Empfindung möglich
wird.“ (Hans-Peter Hartmann im Kapitel 20 „Narzissmus bei Antisozialer
Persönlichkeitsstörung.“)
In diesen Erklärungsversuchen äußert sich die Verständnislosigkeit in Bezug
auf Ursachen der Aggressivität, die nicht etwa in Kompensation erlebter
Hilflosigkeit oder in Empathiemangel liegt, sondern in der Verteidigung des
Selbst vor Verletzungen und Zerstörung, wobei es subjektiv keinen
Unterschied zwischen realer und eingebildeter Gefahr, zwischen Körper–
verletzung und Verletzung des Selbstbildes gibt. Diese Selbstverteidigung
wird zum Automatismus, insbesondere dann, wenn Verletzungen und
Existenzängste früh und oft erlebt werden, so wie im Leben des Hundes von
Guido Wander, der in jungem Alter von einem Schäferhund gebissen wurde,
und als Erwachsener auf jeden Schäferhund übertrieben reagiert, weil diese
buchstäblich schmerzhafte Erlebnisse in ihm wieder lebendig werden.
Solche prägende Ereignisse oder Knotenpunkte, welche als Determinanten
der posttraumatischen Belastungsstörung ganzes Verhalten beeinflussen,
253
sollen immer bei der Analyse und der Bewertung des Verhaltens
berücksichtigt werden. Entsprechend, um bestehende Widerstände aufheben
zu können, oder zumindest sie zu lockern, müssen prägende Ereignisse im
Zentrum der Aufmerksamkeit und Achtsamkeit erscheinen, um sie
aufarbeiten, verbalisieren, neubewerten, in aktuellem assoziativen Kontext
neu positionieren zu können. Im Weiteren, der traumatisierte Patient muß
anderen Bezugsrahmen erfahren, um überhaupt aus einer, um die frühere
Traumen zentrierte Verhaltensschleife herauszukommen.
Oben gegebene Erklärung erklärt auch den Zusammenhang zwischen
antisozialem Verhalten und Begleiterscheinungen Alkoholismus und
Drogenmißbrauch: Solche Substanzen ermöglichen zeitweises Vergessen
traumatischer Erlebnisse und schaffen Erinnerungslücken.
Mit Verweis auf morphogenetische Ursachen sozialer Schmerzen {5–6} wird
auch verständlich, warum eine Substitutionstherapie bei den antisozialen
und traumatisierten Drogenabhängigen wirkt: Gängige Substitutionsmittel
D,L-Methadon, L-Polamidon und Buprenorphin sind synthetisch hergestellte
Opioide mit starker schmerzstillender Wirkung.
An anderer Stelle ist erneut zu lesen:
„Ein Umfeld, das Gefühle von Unzulänglichkeit und Unsicherheit hervorruft,
ist eher dazu angetan, eine aggressivere Form der Antisozialen
Persönlichkeitsstörung hervorzubringen. In Missbrauchsfamilien sind Kinder
254
oft Gewalt und anderen Formen von Aggression ausgesetzt, z. B.
Schusswaffen oder Pornografie. … Eine wiederholte Konfrontation mit
derartigen Ereignissen und Erfahrungen kann Kinder gegenüber Gewalt
desensibilisieren und so die Über-Ich-Entwicklung ernsthaft beein–
trächtigen.“ (Salman Akthar und Jessica Zoltani im Kapitel 9 „Soziokulturelle
Aspekte der Antisozialen Persönlichkeitsstörung.“)
Wie schon oben ausgeführt, handelt es sich nicht um Aggression, die durch
Abwehr von Minderwertigkeit zustande kommt, sondern um die Nach–
ahmung, um die Reproduktion des erlebten Mißbrauchs und der
Vernachlässigung. Wenn Pathologie zu Normalität wird, und die Grenzen
zwischen ihnen verwischen, gibt es auch mental keinen Unterschied
zwischen ihnen, d.h. die Unterscheidungsfähigkeit zwischen adäquatem und
nicht adäquatem Verhalten bei solchen Personen ist gemindert oder nicht
vorhanden.
Aus erklärten Gründen ziehen solche Personen vor, in einer Subkultur zu
leben, die ihnen als Ersatz für ihre Familie dient, in der eine Nachbildung
erlebter Zustände möglich wird, d.h. es handelt sich dabei um
Zwangshandlungen bzw. zwanghafte Wiederherstellung früherer Zustände
(Retrojektion, retrojektiver Realitätsverlust). Oder sie schaffen eigene
Familie, in der sie anstelle ihrer Eltern oder früherer Bezugspersonen
agieren, und in der ihre Zwangsgedanken realisiert werden. Die Zwang–
haftigkeit des Kontrollwahns ist in solchen Fällen ein Versuch, sich selbst
(eigenes diffuses, von dem Zerfall bedrohtes Selbst) sowie eigene
255
Umgebung (die als retrojektiver Ersatz erlebter Zustände dient) zu
stabilisieren und zu sichern, in gewissem Sinne, sie zu konservieren.
Auch Päderastie gehört zu chronischen sozialen Krankheiten, die ständig
reproduziert werden. Kinder, die mißbraucht wurden, prägen dieses
Verhalten und mißbrauchen selbst Kinder, sobald sie sexuelle Reife
erreichen. Es handelt sich dabei, wie in vielen anderen Fällen von
Psychopathie, um das Zwangsverhalten, welches die Reproduktion des
erlebten Trauma darstellt.
Solche Zusammenhänge werden offensichtlich von den Autoren des
Handbuchs nicht verstanden, wie folgende Passage verdeutlicht:
„Gruppenarbeit stellt einen wesentlichen Bestandteil in der Behandlung der
Antisozialen Persönlichkeitsstörung dar. Viele Menschen mit Antisozialer
Persönlichkeitsstörung leben in einer Welt der Subkultur mit kaum
eingeschränkter Gewalt und impliziten Drohungen. In dieser Hinsicht lassen
sie sich eher von ihrer Peer-Group beeinflussen als von Therapeuten, die
ihrer Meinung nach den soziokulturellen Kontext, in dem sie leben, sowieso
nicht verstehen.“ (Peter Fonagy und Anthony Bateman im Kapitel 35
„Mentalisierungsbasierte Therapie der Antisozialen Persönlichkeitsstörung.“)
Bei den oben erwähnten Rollenübernahmen wird der Narzissmus der
Bezugspersonen rekapituliert und in eigenem Narzissmus nachgebildet,
womöglich noch in übertriebener und verzerrterer Form, weil für das Kind
256
das unangemessene Verhalten der Bezugspersonen viel grausamer und
bedrohlicher erscheint, als es tatsächlich ist, und diese Personen in seiner
Wahrnehmung und Fantasie allmächtig erscheinen.
Im Gegensatz zu Alkoholiker und Drogenabhängigen haben manche
„erfolgreiche“ Psychopathen ihre Schmerzen „erfolgreich“ bekämpft und
isoliert, was aus Angst vor Selbstverletzungen geschieht und zur Gewohnheit
wird. In weiterem Verlauf wird das Selbstbild gesäubert, perfektioniert, und
letztendlich zum (gottähnlichen) Selbst-Idol gemacht, an dem nicht
gezweifelt werden darf. Dieses Konstrukt anzuzweifeln wäre gleichbedeutend
mit dem Kontrollverlust und der Ohnmacht, was auf jeden Fall vermieden
wird. Um innere Konflikte und damit verbundene Schmerzen zu vermeiden,
werden sie nach außen getragen (verschoben) und dort ausagiert, d.h. es
wird versucht, die Realität zu korrigieren (notfalls mit Gewalt), statt an
seinem korrekturbedürftigen Verhalten und Selbst(bild) etwas zu ändern. Die
Vermeidung von Angst und Schmerz ist treibende Kraft solcher Versuche.
Die Energie alias Bewegung kann gespeichert, übertragen oder Arbeit
verrichten. Psychische Energie kann gleichfalls gespeichert, übertragen oder
Arbeit verrichten, was psychologischen Begriffen Erregung, Übertragung
oder Agieren entspricht. Das Agieren ist nichts anderes als die Umsetzung
gespeicherter Energie in die Tat, und emotionale Äußerung ist die Folge der
Freisetzung oder Entladung psychischer Erregung oder Spannung.
257
Emotionen sind psychische Reaktionen auf äußere Einwirkungen, die zu
adaptiver Veränderung des Verhaltens führt. Sie erzeugen Spannung
(Aufladung) und mobilisieren gesamten Organismus für adaptiven Übergang
in ein, der Emotion entsprechenden Zustand. Nach erfolgter Zustandsänderung erlöscht Emotion, die sie bewirkte (Entladung). Falls die zu
erwartende Zustandsänderung ausbleibt oder nur zum Teil erfolgt, besteht
emotionale Spannung fort, was gesamten Organismus im Spannungszustand
hält und u.U. in die Mitleidenschaft zieht; man spricht in solchen Fällen von
psychischer Belastung. Die Unmöglichkeit, sich zu entspannen und
bestehende Spannungszustände zu lösen, führt zu funktioneller Überspannung und psychischer Überlastung bzw. Überforderung, was als
Disstress definiert wird, dessen Folgen psychische Regression und spontanes
Abreagieren sein können, um emotionale Überflutung zu kanalisieren und zu
reduzieren.
Die Affektisolierung führt nicht nur zur Gefühllosigkeit, d.h. Mangel an
Empathie und Gleichgültigkeit gegenüber Leiden anderer Personen, dadurch
erklärt sich auch Unzugänglichkeit der Psychopathen für therapeutische
Gespräche. Die oben erwähnte Entwertung aller Werte hat auch die
Sinnentleerung der Worte zur Folge, weswegen sie zu „leeren Worthülsen“
werden, zu Hüllen ohne Inhalt, zu Schatten realer Objekte und Gefühle.
Ein weiterer Erklärungsversuch für gewalttätiges Verhalten wird unternommen bei differenzialdiagnostischer Abgrenzung zwischen passiven und
aggressiven Psychopathen: Erstere sollen in passiv-parasitären Modus ihre
258
Antisozialität ausleben, weswegen sie oft unbemerkt bleiben, letztere
werden zu intensiven Straftätern. Die Situation bei dieser Abgrenzung ähnelt
einer Metapher von dem (Eis)Berg: nur die (Eis)Bergspitze wird erkannt,
während der (Eis)Berg selbst verkannt. Dabei handelt es sich erneut um ein
Konstrukt, das zwar für Otto F. Kernberg und seine Kollegen von großer
klinischen Relevanz erscheint, aber bei der kritischen Überprüfung sich als
ein Verhaltensmodus erweist, weil passive Psychopathen schnell zu
aggressiven Psychopathen werden können, wenn sie beim Ausüben ihrer
parasitären Passivität gestört werden, d.h. jemand versucht, die Fortführung
ihrer ausbeuterischen Lebensweise zu behindern und sie entsprechende
Gefahr erkennen. Ein Säugling ist nicht imstande, sich in solchen Situationen
zu verteidigen, aber Kinder und Erwachsene, wenn sie in regressivem Modus
eines Säuglings leben, verteidigen sich sehr wohl, wenn sie von der Quelle
ihres sorglosen Lebens getrennt werden.
In solchem passiv-parasitären Modus verharren ganze Völkerschaften, indem
sie die Natur und andere Völker ausbeuten, und wenn versucht wird, diese
passiv-parasitäre Lebensweise zu beenden oder zu ändern, stößt das auf
Kritik, ruft Proteste, Empörung, Wut- und Gewaltausbrüche hervor.
Narzisstische Wut eingefleischter Narzissten wird bei solchen Auseinandersetzungen manifest.
Obwohl in rezensiertem Handbuch einige Versuche unternommen wurden,
molekularbiologische Erklärungen für antisoziale Handlungen zu geben, fehlt
dort die Weitsicht eines vergleichenden Ansatzes. Spricht man in besagtem
259
Zusammenhang über Reifungsprozesse im Gehirn, sollte das Phänomen der
Neothenie erwähnt werden. Defizite mentaler Entwicklung, sprich Zurück–
gebliebenheit, gehen auf Asynchronizität von Entwicklungsprozessen und
dadurch entstehende morphofunktionale Disproportionalität zurück, die
angesichts Komplexität biologischer Systeme oft vorkommen. Da die
menschliche Intelligenz eine späte Frucht der Evolution ist, bleiben viele
Personen unreif, insbesondere, wenn ihre Intelligenz nicht gefördert wird,
oder wenn diese Förderung einseitig ist.
Im Kapitel 10 des rezensierten Handbuchs wird die Verbindungen diskutiert,
welche zwischen antisozialem Verhalten und Migrationshintergrund
bestehen. Die Situation von Migranten und ihrer Familienangehörigen ist
zwar etwas andere, als bei übrigen Personen, aber sie trägt universelle Züge
in sich. Im Grunde genommen, kommt jede Person aus einer vertrauten
Umgebung des Mutterleibes in eine fremdartige Umgebung, deren Sprache
und Umgangsformen langsam erlernt werden müssen, um überleben zu
können. Dieser Übergang von der rein biologischen Umgebung in eine
soziokulturelle stellt die Person vor adaptiven Herausforderungen und fordert
von ihr ein Verhalten, das immer weniger an (phylo)genetische Anhaltspunkte geknüpft ist. Die Verfolgung vorgeburtlicher und frühkindlicher
Strategien des Überlebens bedeutet immerwährende Regression, ein Abkehr
von der Realität, was in schweren psychischen Störungen resultieren kann,
oder sie können als Verhaltensreserve, als Rückzugsort genutzt werden,
wenn man nicht nach vorwärts kommt. Zuletzt erwähntes regressives
Verhalten in Kombination mit adaptivem Verhalten gehört zu psychischer
260
Normalität, während adaptives Verhalten, dessen treibende Kraft psychische
Regression darstellt, die ständig im Hintergrund jeder Handlung steht, in
eine oder andere Form der Psychopathie führt.
Adaptation in progressivem Modus kann schwer in einer regredienten
Umgebung gelingen. In solcher Umgebung findet keine Adaptation, d.h. ein
kreativer Lernprozess, statt, sondern eine Anpassung an vorgegebene
Verhaltensmuster, und die einzige Lernerfahrung bei dieser Anpassung
besteht darin, daß jede Abweichung bestraft wird. Belohnt wird nur die
Selbstbestrafung und die Selbstaufgabe, indem man eigenen Körper
deformiert und gesunde Bestrebungen im Keim erstickt.
Die Anpassung an bestehende Verhältnisse ist auch gemeint, wenn die
Autoren von Integration, Eingliederung und Mentalisierung sprechen.
An der Sprache erkennt man den Sprechenden: Anstatt Verrückt,
Wahnsinnig, Krank wird von Manie, Psychopathie, Wahn, Paranoia,
Narzissmus gesprochen. Dienen diese Euphemismen dem Zweck, etwas
präziser umzuschreiben, oder, im Gegenteil, sie drucken Antipathie und
begriffliches Durcheinander aus, das in den Köpfen der Fachleute herrscht?
Das Konstrukt der Antisozialen Persönlichkeitsstörung wurde in vorliegender
Rezension dekonstruiert. Meiner Meinung nach, sollte man Depression als
Apathie begreifen und entsprechende Änderung bei der Wortwahl in der
Klassifikation vornehmen. Man kann auch narzisstische Pathologie als eine
261
Form der Manie bezeichnen, als Egomanie. In diesem, von der Fachwelt
verächtlich als laienhaft beschimpften Begriff, wird das Wesen des patho–
logischen Narzissmus gut erfasst. Darüber hinaus, durch die Verwendung
von Egomanie anstatt Narzissmus wird die Klassifikation psychischer
Pathologien einheitlicher und übersichtlicher. Der prominente Befürworter
dieses Begriffs war bekanntlich Max Simon Nordau, der Verfasser von
„Entartung“ (1892).
Das tabuisierte Wort Degeneration, dessen Synonym Entartung ist, ist ein
Antonym zur Regeneration, was weitgehend mit Neuentstehung, Wieder–
herstellung, Erneuerung gleichbedeutend ist. Wenn etwas oder jemand
degeneriert ist, ist diese Degeneriertheit unumkehrbar. Die Unumkehrbarkeit
der Regression unterscheidet das Degeneratentum von gesunden Menschen,
die nicht nur über einen gesunden Menschenverstand verfügen, sondern
auch imstande sind, schöpferisch zu sein, u.a. gesunde Nachkommenschaft
zu erzeugen und sich in vielerlei Hinsicht produktiv zu betätigen. Im
Handbuch Antisozialer Persönlichkeitsstörung sind Beispiele sadistisches
Verhaltens angeführt, die alle auf degenerierte Veranlagung zurückzuführen
sind, d.h. entweder liegt in solchen Fällen jene oder andere Mißgestaltung
vor, die auf Erbkrankheit oder genetische Prädisposition zurückzuführen ist,
oder sie erklären sich durch epigenetische Schädigung des Genoms unter
Einfluß von Umweltfaktoren, u.a. Alkohol und Drogen.
Bei der Begegnung mit Degeneraten, abgesehen von unvermeidlichen
schädlichen Folgen solcher Begegnungen, ergibt sich die Möglichkeit, ihr
262
Verhalten zu beobachten und über sie mehr zu erfahren, und wenn ich über
sie schreibe, dann schreibe ich nicht nur aufgrund der Erkenntnisse, die aus
wissenschaftlicher oder parawissenschaftlicher Literatur erworben sind,
sondern auch aus eigener Erfahrung.
Die Degeneriertheit der Degeneraten erkennt man an deren äußeren
Erscheinen (morphologische Deformation, Disproportionalität des Körpers,
Häßlichkeit), oder sie manifestiert sich in ihrem Verhalten, die unangemessen, unverschämt, zwanghaft ist, oder andere krankhafte Züge
trägt, die auf das Vorhandensein psychischer bzw. neurogenetischer
Pathologie hinweisen (die Ausnahmen aus dieser Regel sind möglich:
Überlieferungen zufolge war Sokrates häßlich, was aber zu seiner Intelligenz
in einem krassen Widerspruch stand). Augenfällig werden solche
Abnormalitäten des Verhaltens und des Körperbau nicht nur für einen
Betrachter mit einem gesunden Menschenverstand, sondern auch für einige
Degeneraten, die noch imstande sind, zu reflektieren und wahrzunehmen.
Die affektive Folge davon ist in den meisten Fällen Ekel, nur selten kann
Häßlichkeit andere Gefühle wecken, und wenn ja, dann entweder unter
Druck der Umstände, wie z.B. aufgrund beruflicher Tätigkeit in der Pflege
{7–10}, oder wegen habitueller Übereinstimmung. Die Verwandschaftsgrad
der Degeneriertheit führt zur Affinität auch in solchen Fällen, die für nicht
betroffene Personen als Perversion und Widernatürlichkeit des Verhaltens
angesehen werden. Aus besagtem Grund rekrutieren Psychopathen andere
Psychopathen, bilden Banden, religiöse Gemeinschaften, politische Parteien,
Regierungen und Armeen, welche andere Personen, die gesund genug sind,
263
um sich an keiner solchen kriminellen und psychopathischen Vereinigung zu
beteiligen, meiden. Die Funktion solcher Vereinigungen besteht darin,
Defizite und Ausfälle der Selbstwertregulierung ihrer Mitglieder durch
gegenseitige Bestätigung zu kompensieren.
Wenn man alles berücksichtigt, was ich über Angela Merkel weiß, ist es
unvermeidlich, sie als Psychopathin und Degeneratin zu bezeichnen. Andere
Degeneraten und Psychopathen identifizieren sich mit ihr und sehen in ihr
ihre Anführerin. Schwere psychische Gestörtheit, wie im Fall von Angela
Merkel, ist in Deutschem Reich psychischer Pathologie keine Ausnahmeerscheinung sondern ein Regelfall. Diese Erkenntnis ist keinesfalls neu,
darüber schrieb ich bereits vor 10 Jahren, was die wie immer ahnungslosen
Bürger immer noch nicht begreifen, weil sie selbst zu überwiegendem Anteil
egomanisch und psychopathisch veranlagt sind, und können aus diesem
Grund weder ihr eigenes noch fremdes Leid wahrnehmen.
Pathogenität politischer Vorgaben, die von Degeneraten verfasst und
propagiert werden, erkennt man an dem Zweck, welchem sie dienen. In den
meisten Fällen besteht der Zweck in der Sicherung der Existenzgrundlagen
für das Fortbestehen des Degeneratentums, was nur mit Gewalt, Lügen,
Betrügen und anderen antisozialen Mitteln gelingt und unter dem Moto:
„Spalte und herrsche!“ realisiert wird.
In erklärtem Sinne dienen psychiatrische Schimpfworte der Abwehr
berechtigter Kritik an ihre Konstrukte und Vorgehensweise. Zu diesen
264
Konstrukten gehört die von der Fachwelt konstruierte Menschheit, in der nur
unbedeutende wenige Prozentanteile an Psychopathen vorkommen, obwohl
die Häufigkeit ihres Auftretens, meiner Erfahrung nach, wesentlich größer
ist, als von den Psychiater angegeben.
Obwohl psychische Pathologien nicht alle Menschen er- und umfassen, stellt
sich die Frage: Wie geht man mit massenhafter Pathologisierung um?
Psychopathen als bemitleidenswert oder als verachtenswert zu betrachten
hängt von persönlicher Einstellung ab. Sich der Krankheit fernzuhalten kann
eine individuelle Lösung sein, sie ist aber oft in der Realität unmöglich, weil
manche Pathologien, die einen totalitären Charakter angenommen haben,
keinen Freiraum für persönliche Entfaltung oder Flucht zulassen. Da es für
dieses Problem keine Endlösung geben kann, weil Psychopathie uns immer
wieder in unzähligen Variationen begegnen wird, müssen immer wieder neue
Lösungsansätze erdacht werden, die erlauben, die Zahl der Psychopathen zu
reduzieren. Die Trennung wissenschaftlicher von unwissenschaftlicher
Vorgehensweisen stellt eine notwendige Voraussetzung für zahlenmäßige
Reduktion der Psychopathen und für die Eindämmung psychopathischer
Pandemie dar.
In letztem Kapitel des Handbuchs wird über Supervision in forensischen
Einrichtungen gesprochen, die, im Gegensatz dazu, was dort behauptet
wird, dem Zweck der Überwachung der Aufseher dient, und mit vielen
Worten den Tatbestand verwässern will, daß man sich kollektiv jeglicher
265
Supervision entzog. Was ich mit vorliegender Rezension korrigieren will, und
übernehme, notgedrungen, diese Rolle.
Fachliche Inkompetenz führt zu Fehleinschätzungen von Personen und
Mißdeutungen ihres Verhaltens, woraus grobe Fehler bei der aus solcher
Fehleinschätzungen abgeleiteten Schlußfolgerungen, Vorhersagen und
Maßnahmen resultieren. Wenn man nicht weiß, was man tut, kann man
bekanntlich nicht wissen, was daraus wird. Beispielhaft dafür stehen
Enthüllungen, die einen Stempel der Seriosität und Fachkompetenz tragen,
aber in Wirklichkeit den Verfasser solcher Enthüllungen sowie die ganze
Branche der Enthüller kompromittieren {11–13}. In solchen Fällen spricht
man von Selbstanzeige; ob sie strafbefreiend oder strafmildernd wirken
kann, hängt von der Reumütigkeit der Verfasser ab.
Zu weiteren Unterlassungen des rezensierten Handbuchs gehört ein
lückenhaftes Fachwortregister, in dem z.B. das Gewissen fehlt (im Gegensatz
zur Gewissensscham, Gewissenhaftigkeit und Gewissensbisse kommen
mehrmals im Text vor), obwohl dem Gewissen in diskutiertem Kontext
größere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte.
Im Text und im Literaturverzeichnis fehlen Hinweise auf Neues Testament, in
dem viel über Gewissen, anti- und prosoziales Verhalten die Rede ist. Der
Aufsatz von Gerhard Jacobi „Was sind Psychopathen und wie ist ihnen zu
helfen?“ (1922), und das Buch von Herbert Jäger „Verbrechen unter
266
totalitärer Herrschaft“ (1967 und spätere Ausgaben) finden gleichfalls keine
Erwähnung, obwohl sie verdienen, zitiert zu werden.
Fazit.
Psychiatrie hat sich mit diesem Buch selbst kompromittiert, weil sie
offensichtliche Erklärung für das Phänomen, das sie beschreibt, nicht
zustande bringt, obwohl sie die Indizien aufzählt, welche erlauben, eine
schlüssige und verständliche Erklärung abzuliefern, so wie beim Addieren
bekannter Zahlen im Endergebnis eine zu erwartende Summe herauskommt.
Ich schreibe: Psychiatrie, obwohl die Autoren und ihre übrigen Kollegen
gemeint sind, die selbst von Psychopathie betroffen sind, obwohl ihr Zustand
für sie undurchschaubar ist, und kann nur infolge Bewußtwerden, d.h.
Mentalisierung psychischer Konflikte, erkannt werden, was allerdings die
Überwindung der Widerstände erfordert.
Die vorliegende Rezension dient dem Zweck, mit der Aufarbeitung
psychischer Konflikte zu beginnen, um anschließend betroffenen Personen
den Zugang zur Selbstanalyse zu ermöglichen. Ob die Heilung für sie auf
diesem Wege möglich wird, ist ungewiß, den Versuch ist es auf jeden Fall
wert. {14}
267
Anmerkungen.
1 Otto F. Kernberg, Hans-Peter Hartmann (Hrsg.) Narzissmus. Grundlagen,
Störungsbilder, Therapie. Schattauer, 2006.
2 Folgender Bericht illustriert die Folgen der Rationalisierung, Verschiebung
und Affektisolierung:
Mutter verkauft Sohn an Pädophile. Ralf Isermann, afp, 11.01.2018.
Selbst erfahrene Ermittler erschreckt die Grausamkeit der Taten. In der Nähe
von Freiburg soll eine Mutter ihr Kind Männern gegen Geld für
Vergewaltigungen überlassen haben.
Es ist ein Fall, der auch hartgesottene Ermittler zutiefst erschüttert. "In
dieser Dimension ist mir kein vergleichbarer Fall in Baden-Württemberg in
Erinnerung", sagt Horst Haug, Sprecher des Landeskriminalamts (LKA). Eine
Mutter soll ihren inzwischen neun Jahre alten Sohn zusammen mit ihrem
pädophilen Lebensgefährten sexuell missbraucht und das Kind vielfach an
andere Pädophile verkauft haben.
Ein anonymer Zeuge gibt den entscheidenden Tipp.
Mehr als zwei Jahre dauerte das Martyrium, in dem am Ende auch ein
Pädophiler mit Tötungsphantasien auftauchte und bei dem ein Bundeswehr–
soldat der deutsch-französischen Brigade im Elsass als Tatverdächtiger
geführt wird. Insgesamt sollen es mindestens sechs Verdächtige gewesen
sein, die das Kind nach Angaben der Staatsanwaltschaft Freiburg und des
LKA "vielfach" missbraucht und vergewaltigt haben sollen.
268
Ohne den Hinweis eines anonym gebliebenen Zeugen könnte das spätestens
im Jahr 2015 begonnene Leiden des Kinds womöglich noch andauern. Als
am 10. September allerdings dieser anonyme Hinweis kam, handelten die
Ermittler schnell: Sie identifizierten die im Raum Freiburg wohnende 47jährige Mutter des Kinds und deren wegen Pädophilie vorbestraften 37jährigen Lebensgefährten. Fünf Tage nach dem Hinweis saß das Paar in
Untersuchungshaft, das Kind lebt seitdem in staatlicher Obhut.
"Der seit 2015 andauernde schwere sexuelle Missbrauch des Kindes konnte
so beendet werden", sagt der Sprecher der Freiburger Staatsanwaltschaft,
Michael Mächtel.
Kind im Internet für Vergewaltigungen verkauft.
Doch was die Ermittler in der Zwischenzeit aufdeckten, sprengte für viele der
beteiligten Fahnder jeden Rahmen vergleichbarer Fälle. Die Mutter und ihr
Freund sollen das Kind selbst bedroht, misshandelt und vergewaltigt haben.
Zudem sollen sie den Jungen über das Internet an andere Männer für
Vergewaltigungen verkauft haben - und zum Teil selbst daran beteiligt
gewesen sein.
Die Ermittler halten sich derzeit noch mit vielen Details zu dem Fall zurück.
So will ein Sprecher der Freiburger Staatsanwaltschaft sich nicht näher dazu
äußern, ob die Inhaftierten bereits Geständnisse ablegten. "Sie machen
teilweise Angaben", sagt Oberstaatsanwalt Michael Mächtel. Was sie sagten,
wolle er in diesem Stadium des Verfahrens aber nicht berichten.
Täter aus geordneten Verhältnissen.
Auch zu dem Milieu, in dem sich die Taten ereigneten, gibt es zunächst keine
Angaben. Einen Vergleich mit dem Fall Pascal im Saarland weist ein an den
269
Ermittlungen beteiligter Polizist allerdings zurück. Der mutmaßlich ermordete
Junge ist seit 2001 verschwunden, er soll von verschiedenen Tätern im
Hinterzimmer einer Kneipe missbraucht worden sein.
Ein Prozess endete allerdings mit Freisprüchen, auch weil die Täter zum Teil
als geistig minderbemittelt und alkoholkrank galten und sich die Vorwürfe
nicht aufklären ließen. Dieser Fall bewege sich in einem ganz anderen Milieu,
heißt es bei den Ermittlern nur knapp. Unter anderem wird dabei auch auf
den 49 Jahre alten Soldaten verwiesen - einen Mann in geordneten
Verhältnissen.
Verdächtige aus Österreich, Schweiz und Spanien.
Die Mutter und ihr Partner sollen das Kind über das Internet international zur
Vergewaltigung angeboten und vermittelt haben. Neben einem Verdächtigen
aus dem Großraum Freiburg gibt es auch einen in Österreich lebenden
Schweizer und einen Spanier, die sich an dem Kind vergangen haben sollen.
Die Männer, die in Untersuchungshaft sitzen, seien 32 bis 43 Jahre alt.
Dass der grausame Fall ohne den anonymen Hinweis womöglich auch mit
dem Tod des Jungen hätte enden können, zeigt eine weitere Festnahme.
Anfang Oktober, als das Kind längst in Sicherheit war, reiste aus SchleswigHolstein ein Mann nach Karlsruhe, um sich das Kind vermitteln zu lassen.
Der Mann hatte vorher auch Tötungsfantasien im Zusammenhang mit
Kindesmissbrauch geäußert.
Als er von verdeckten Ermittlern gefasst wurde, entdeckten diese auch einen
Rucksack mit Fesselutensilien. Der Mann sitzt inzwischen als einer von
insgesamt acht Tatverdächtigen in Untersuchungshaft.
270
3 Walters GD, Ermer E, Knight RA, Kiehl KA. Paralimbic biomarkers in
taxometric analyses of psychopathy: does changing the indicators change
the conclusion? Personal Disord. 2015 Jan;6(1):41-52.
The current results support the view that psychopathy is a quantitative
construct on which people differ in degree (“more of” or “less of”) rather
than a qualitative construct that assigns people to distinct categories (“either
or”).
4 Disfunktionalität regulierender Instanzen im Fall von Psychopathie äußert
sich vor allem im Cortex orbitofrontalis und in limbischem System, worüber
es zahlreiche Publikationen gibt:
Blair RJ. The amygdala and ventromedial prefrontal cortex: functional
contributions and dysfunction in psychopathy. Philos Trans R Soc Lond B Biol
Sci. 2008 Aug 12;363(1503):2557-65.
Johanson M, Vaurio O, Tiihonen J, Lähteenvuo M. A Systematic Literature
Review of Neuroimaging of Psychopathic Traits. Front Psychiatry. 2020 Feb
6;10:1027.
Deming P, Koenigs M. Functional neural correlates of psychopathy: a metaanalysis of MRI data. Transl Psychiatry. 2020 May 6;10(1):133.
van Dongen JDM. The Empathic Brain of Psychopaths: From Social Science
to Neuroscience in Empathy. Front Psychol. 2020 Apr 16;11:695.
271
5 Manfred Spitzer, M. Bonenberger. Soziale Schmerzen: Warum sie auch weh
tun und was daraus folgt. Nervenheilkunde, 2012, 31, 10: 761-764.
6 Manfred Spitzer. Armut tut weh. Nervenheilkunde, 2016, 35, 4: 185-189.
7 Unzweifelhaft spielte beschriebene Ambivalenz eine Rolle im Verhalten von
Niels Högel, in dem das gesamte Gesundheitentsorgungssystem seine
Verkörperung bzw. Widerspiegelung fand:
https://de.wikipedia.org/wiki/Niels_Högel
8 - 10 Stellungnahmen medizinischer Körperschaft:
https://www.klinikum-oldenburg.de/de/oeffentlichkeit/presse/
stellungnahme_zu_niels_h___2017_.html
https://www.klinikum-oldenburg.de/de/oeffentlichkeit/presse/
stellungnahme_zu_niels_h___2016_.html
https://www.klinikum-oldenburg.de/de/oeffentlichkeit/presse/
stellungnahmen_zu_niels_h___2014_.html
11 Daniel Bates. Vladimir Putin suffers from Asperger’s syndrome, Pentagon
report claims. Telegraph, 5 Feb 2015.
http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/vladimir-putin/11392680/
Vladimir-Putin-suffers-from-Aspergers-syndrome-Pentagon-reportclaims.html
272
In diesem, wie in vielen anderen Fällen, handelt es sich um die Formen der
Abwehr, Projektionen und projektiven Identifizierungen.
12 Public Manifesto: Citizen Therapists Against Trumpism.
http://citizentherapists.com/manifesto/
13 Bandy Lee (Ed.) The Dangerous Case of Donald Trump. 27 Psychiatrists
and Mental Health Experts Assess a President. Thomas Dunne Books, 2017.
https://us.macmillan.com/thedangerouscaseofdonaldtrump/bandyxlee/
9781250179456/
14 Manchmal benötigt man mehr Worte, um komplexe Inhalte verständlicher
zu machen, insbesondere dann, wenn man mit diesen Worten die Hoffnung
verbindet, sie können gestellter Anforderung gerecht werden. Aus diesem
Grund versuche ich nochmals auf die Frage von Ursprung der Psychopathie
einzugehen.
Die Sprache untertitelt wahrnehmbare Sinneseindrücke, die von rezeptiven
Felder ausgehen, und stellt die Reduktion der Reizflut, die Umwandlung der
Komplexität in Abstraktion dar. Diese Umgestaltung bedeutet Symbolisierung
und Übersetzung der Sinneseindrücke bzw. neuronaler Signale in logischsinnlichen Zusammenhang, in dem anstelle der Reizquellen bzw. Vorbilder
ihre Repräsentationen in Beziehung zueinander stehen bzw. gebracht
werden, und in ihrer Gesamtheit ein Modell bzw. Abbild der Realität bilden.
Das Ergebnis dieser Bildung sind Welt- sowie Selbstbilder, die zum integralen
273
Bestandteil jeder Persönlichkeit werden und sie konstituieren. In inter–
persönlichen Wechselbeziehungen und sprachlicher Kommunikation findet
der Austausch der Erfahrungen, d.h. erfahrbarer Inhalte, statt und somit der
Ausgleich mentaler Kontexte, wie z.B. zwischen Lehrer und Schüler oder
zwischen Eltern und Kindern.
Sprechen und denken heißt, die Rechenoperationen mit den Mengen zu
bewerkstelligen, und der Syntax dient zur Festlegung der Regeln bei dem
Umgang mit den Mengen. Etwas zu benennen heißt, eine Menge zu
definieren und umzuschreiben, während attributieren heißt, einer Menge
besondere Eigenschaften zuzuschreiben. In der Beschreibung der
Verhältnisse zwischen den Mengen werden sie verbalisiert, d.h. ihnen eine
Dimension der Bewegung, Zustandsänderung attributiert, ihr Verhalten
benannt. In den Regeln der Attributierung und in logischen Zusammenhängen spiegelt sich neben äußerer Dynamik die Phänomenologie taxischer
Reaktionen der Lebewesen wider.
Psychogenetisch, konstituiert sich das Ich im Es, und das Über-Ich bildet
seine Peripherie bzw. seine Grenzen. Das Ich verfügt über sein
Herrschaftsgebiet und halb-autonome Provinzen, die seiner willentlicher
Einwirkung zugänglich werden, und mit denen subordinativ oder interaktiv
korrespondiert wird: dazu gehören Organrepräsentanzen und Objektrepräsentanzen.
274
In der Struktur-Theorie bzw. Objektbeziehungstheorie fehlt noch das
Verständnis darüber, daß es sich immer um die Teilrepräsentanzen der
Objekte bzw. Personen handelt, aus denen diese Objekt- bzw. Personen–
repräsentanzen zusammengesetzt werden, wobei die Zusammensetzung
nach bestimmten Regeln erfolgt und bestimmten modulierenden Einflüßen
ausgesetzt ist. Aus diesem Grund müssen die Erklärungen der Objekt–
beziehungstheorie, demgemäß introjizirte Objekte in positive und negative
Anteile gespalten werden, als irreführend und der Komplexität der Vorgänge
nicht entsprechend verworfen werden.
Wie bereits früher ausgeführt, beinhaltet der Prozess der SeparationIndividualisation die Selbsterfahrung eigenes Körpers sowohl in physischem
als auch in sozialem Sinne, und verläuft im Normalfall in 3 Phasen:
Identifikation, Personifikation und Individualisation. Die Selbstwertregulierung stellt die treibende Kraft dieses Prozesses dar, indem die
Selbstbejaung zur Vitalität des Ichs bzw. des Selbst beiträgt. Diese Kraft
kann auch ins Krankhafte entarten und in Selbstwertüberschätzung münden
im Falle des pathologischen Narzissmus. Das geschieht, wenn es anstatt
Identitätsbildung in Wechselbeziehung mit anderen Personen und Objekten
zur Selbstreferenzierung kommt, insbesondere dann, wenn solche Personen
und Objekte pathogenetisch wirken oder ausbleiben. Die selbstreferenzierende Person wird autistisch oder teilautistisch, weil sie gezwungen
ist, mit sich selbst zu identifizieren, und das Ergebnis solcher Selbst–
identifizierung ist verarmtes Ich und Egomanie anstelle von Indivi–
dualisierung.
275
Ohne Beziehungen zu anderen Personen bleibt nur die Liebe zu sich selbst.
Wenn z.B. die Mutter überfordert ist, und für das Kind nicht in notwendigem
Ausmaß zur Verfügung steht, neigt das Kind dieses Defizit mit Selbstliebe
auszugleichen, was zur Gewohnheit wird, und auf andere Aspekte seines
Lebens übergeht.
Mit Individualisierung und Autonomisierung wird auch den in dem
Bewußtsein widerspiegelten Personen (Personenrepräsentanzen) die
Autonomie und Eigenständigkeit zugesprochen, während im Falle des
pathologischen Narzissmus alias Egomanie bleiben diese Repräsentanzen
das Eigentum des Egomanen, weil er sich davon nicht trennen kann, weil
sein Prozess der Separation-Individualisation nicht abgeschlossen ist, und die
Trennungsängste, einerseits, sowie regressive Tendenzen (wie z.B. Verlust
der Fähigkeit, zwischen Selbst und anderen zu unterscheiden), andererseits,
das verhindern.
Das Verschlingen und Absorbieren bzw. Assimilieren der Objekte stellt einen
regressiven Rückfall auf infantile Vorstufe psychischer Entwicklung dar, die
man als orale Phase bezeichnet, weil der Säugling buchstäblich noch an der
Mutterbrust hängt und deren Inhalt einverleibt, was seine prägendste
Erfahrung in diese Zeit ist. Erst nachdem er aufhört, Säugling zu sein, setzt
der Prozess der Separation-Individualisation fort.
276
Die Vorbildfunktion zwischenmenschlicher Beziehungen ist besonders
wirksam während der Zeit der Separation-Individualisation, und die Kinder
sowie später Erwachsene spiegeln in ihrem Verhalten das Verhalten der
Vorbilder wider, das sie erleben, wobei am prägendsten solche Erlebnisse
und Vorbilder sind, die emotional betont werden, die berühren und
beeindrucken. Sind diese Erlebnisse und Vorbilder gutartig, entwickelt sich
zufriedene und ausgewogene Persönlichkeit; sind sie verletzend, verstörend,
widersprüchlich, hat das die Auswirkung auf die Persönlichkeitsstruktur.
Wenn Prozess der Separation-Individualisation nicht ordnungsgemäß
verläuft, z.B. wenn ambivalente Gefühle zu den Bezugspersonen entstehen,
weil sie das Kind mißhandeln oder vernachlässigen, bewirkt das Spaltung
widerspiegelter Personenrepräsentanzen, Trennungsängste und Gefühlschaos. In frühen Phasen der Separation-Individualisation ist die Bindung zu
den Bezugspersonen notwendig und daher stark. Wenn aber in diese Zeit
das Kind teils oder gänzlich verstoßen wird, oder das Kind aufgrund des
unangemessenen Verhaltens der Bezugspersonen sich selbst von ihnen
distanziert, trennt oder möchte lieber weglaufen als mit ihnen zusammen
bleiben, lösen solche unlösbare Konstellationen psychische Konflikte aus,
weil sie gegen psychogenetische Programme und psychogenetische Normen
verstoßen.
Widersprüchliche Vorbilder senden widersprüchliche Signale, die den
Empfänger irritieren und überfordern, weil ihm die notwendigen Fähigkeiten
und Kapazitäten fehlen. Widersprüchlichen Vorbilder entsprechen wider–
277
sprüchliche Repräsentationen, die in sich unvereinbare Eigenschaften und
die an sie gekoppelte Affekte vereinen. Die Widersprüchlichkeit der
Repräsentationen prägt psychische Struktur, die gleichfalls nicht kohärent
sondern widersprüchlich und konfliktbeladen wird, weil viele Affekte isoliert
werden müssen, um sie und weitere Widersprüche auszugleichen, so daß
gesamte Selbstregulierung und die Triebstruktur davon betroffen sind. Im
Falle des Tourette-Syndroms bricht die Abwehr widersprüchlicher Regungen
zusammen, was zum Verhaltenschaos führt; ähnlich diesem Zustand,
verhalten sich Personen chaotisch, wenn bei ihnen aufgrund der
Überforderung die Selbstregulierung nachlässt oder sie defizitär ist.
Die Bewegungen eines Neugeborenen ist in höchstem Maße unkoordiniert,
erst langsam im Laufe der Sozialisation und Interaktion lernt das Kind,
eigenen Körper zu beherrschen und ihn zweckmäßig einzusetzen. Analog zu
persönlicher Geschichte weisen auch Gesellschaften unkoordiniertes
Verhalten auf, wenn sie erst im Entstehen begriffen sind; erst langsam
erwächst aus ursprünglichem Chaos soziale Ordnung und Zweckmäßigkeit
der Handlungen und Abläufe.
Wenn das Ich sich im Prozess der Separation-Individualisation konstituiert,
dann ist diese Konstituierung in erster Linie die Selbsterfahrung als
eigenständiger Körper mit seinen Grenzen und Möglichkeiten, darüber
hinaus als Körper in sozialem Raum, im Raum interpersönlicher
Beziehungen. Die erfahrbaren physischen und sozialen Dimensionen des
Körpers sind manchmal schmerzhaft, anderes Mal befriedigend, aber jedes
278
Mal tragen diese Erfahrungen zur Eigenständigkeit bei. Das Über-Ich stellt
die Grenzen des Ichs dar, deren Übertretung für das Ich eine Signalwirkung
hat, welche als Äußerungen des Gewissens bewußt werden.
Jede Schule - allgemeinbildende Schule, Rückenschule, Schlafschule u.s.w.,
dient dem Erlernen oder korrektiver Änderung des Verhaltens, und stellt
somit eine Dressur des Geistes dar, die, wie jede Dressur, in der
Regelmäßigkeit der Übung besteht. Übung macht den Meister oder auch das
Nutzvieh: es hängt lediglich von dem Inhalt der Übung ab. Die schulische
Disziplin wird verinnerlicht und daraus entsteht eine Selbstdisziplin, die
Disziplin des Geistes, aus Fremdbestimmung wird die Selbstbestimmung, aus
Vorgaben der Wille, aus Eltern und Lehrer erwachst das Über-Ich, dessen
psychogenetischer Ursprung in äußeren Einwirkungen zu finden ist, und
dessen Zugehörigkeit zum Ich durch Introjektion und Integration
gewährleistet wird.
Das Über-Ich in psychoanalytischer Theorie bedeutet vor allem die Fähigkeit
zu transzendieren, d.h. die Grenzen des Ichs zu überschreiten und mit
anderen Ichs interaktiv zu korrespondieren, was erst Empathie und
Einfühlvermögen ermöglicht, während grenzenloser Narzissmus nur eigenes
(diffuses) Ich kennt und anerkennt, in dessen Herrschaftsgebiet weitere, von
narzisstischem Ich assimilierte und degradierte Objekte existieren.
Ein wesentlicher Unterschied pathologischer Persönlichkeitsstruktur von nicht
pathologischer besteht in unklaren (diffusen) Grenzen des Ichs, das
279
undifferenziert bleibt, weswegen seine Funktionsfähigkeit eingeschränkt ist.
Psychopathie ist konfliktbeladen, aber sie vermeidet Konflikte, die ihren
ursprünglichen und nachfolgenden Konflikten gegensätzlich sind und sie
aufheben können. Das äußert sich z.B. in der Abwehr von Mitleid, was dem
Schutz vor Selbstverletzung und dem Vermeiden von Schmerz und Angst
(dem Selbst-mitleiden-müssen) dient. Affektisolierung kann darüber hinaus
noch oft dazu führen, daß man geneigt ist, anderen Personen Leid anzutun
oder sie leiden zu lassen, um auf diesem Wege narzisstische Kränkung zu
entgehen und nicht bloß mitleiden zu müssen. Auf solche Zusammenhänge
in Verbindung mit sadistischer Pathogenese wird hier ausdrücklich
hingewiesen, weil sie offensichtlich kaum beachtet werden.
Amokläufe, Kriege und destruktives Verhalten im Allgemeinen sind
Folgeerscheinungen unbewußter Abwehrvorgänge, wenn verdrängte
suizidale Tendenzen in Massenmord und Zerstörung umgesetzt und in ihnen
manifest werden.
Der Konsumzwang entspringt dem pathologischen Narzissmus, weil
Narzissten unersättlich sind und versuchen, mit konsumistischem Verhalten
Defizite ihres Ichs auszugleichen, ihren Hunger zu stillen, und die Umgebung
einzuverleiben, statt sie rational zu nutzen. Gleichfalls dienen dem Narzissten
ihre sexuelle Betätigungen, die nur Anschein von Liebesbeziehungen haben,
der Selbstbestätigung und der Stabilisierung ihres diffusen Ichs, das keinen
Du kennt und anerkennt, aber dennoch andere Personen braucht, um
eigener Existenz gewiß zu werden. Andere Personen werden in solchen Ich280
bezogenen Pseudobeziehungen instrumentalisiert zum Zwecke der Erhaltung
des narzisstischen Komplexes.
Der Selbstwert wird von allen Seiten bedroht, weswegen alle Menschen
danach streben, eigenes Selbstwertempfinden zu bestätigen und eigenen
subjektiv empfundenen Wert zu erhöhen. In Liebesbeziehungen finden sie
höchste Bestätigung ihres Selbstwertes. Im Gegensatz zu Psychopathen, die
andere Personen degradieren, um sich aufzuwerten. Oder, weil sie unfähig
sind zu lieben, versuchen sie Sex und Zuneigung zu erkaufen oder auf
andere Weise zu erschleichen, z.B. durch Besetzung politischer Ämter.
Während sie bei der Ausübung ihres jeweiligen Amtes scheinbar bemüht
sind, ihren Wählern zu imponieren, leben sie in Wirklichkeit ihre exhibitionis–
tische Gelüste hemmungslos aus und mißbrauchen das Publikum für ihre
perverse Neigungen.
„Von Kernberg (1975) wissen wir, daß ein Nachlassen des Narzissmus nicht
selten Wut zur Folge hat. Resnik weist darauf hin, daß es zur narzisstischen
Depression kommt, wenn der Psychotiker seine Wahnwelt verlässt (1995, S.
95). ... Ich halte es jedoch in bestimmten Momenten für durchaus möglich,
mit einem depressiven Zusammenbruch psychoanalytisch umzugehen, ohne
supportiv zu werden. Wenn wir bedenken, daß die Psychopathologie des
Patienten ihm nur zwei Alternativen lässt – unterzugehen oder überlegen zu
sein, – dann kann es falsch sein, als Therapeut diese enge Dualität zu
bestätigen. Schließlich gibt es noch eine dritte Option. Auf dem Boden der
Tatsachen anzukommen kann für den Narzissten dann erträglicher sein,
281
wenn er entdeckt, daß es noch andere Freuden im Leben gibt; wenn er sein
Kontrollbedürfnis lockern kann und erkennt, wie sehr er Macht und Kontrolle
idealisiert hat bzw. was ihn der Versuch, immer obenauf zu sein, gekostet
hat. Gelingt es nicht, kann der Aufprall verheerend sein. Manchmal ist die
simple Frage hilfreich, was denn so schrecklich an der Tatsache ist, ein
gewöhnliches Mitglied der menschlichen Gemeinschaft zu sein, um mit der
irrigen Vorstellung fertig zu werden, immer nur einer könne überlegen sein.“
(Anne Alvarez. Narzissmus und das dumme Objekt, S. 620-621. In:
Narzissmus. Grundlagen, Störungsbilder, Therapie. Schattauer, 2006) Noch
weniger können psychopathische Narzissten akzeptieren, eine mittelmäßige
Intelligenz zu haben, zum Durchschnitt in allerlei Hinsicht zu gehören, oder
sogar ein gewöhnlicher Lügner, Betrüger, Intrigant oder ähnliches zu sein.
Alles Tun gründet in der Lusterzeugung, und ohne Lust gibt es keine
Motivation, etwas zu tun. „Der Narzisst verneint, verleugnet oder negiert
enttäuschende Erfahrungen oder verändert die Bedeutung von bestimmten
Ereignissen, um sein Selbst in einem besseren Licht erscheinen zu
lassen“ (Salman Akhtar, auf S. 243 in oben zitiertem Buch), d.h. um sein
Selbstbild für sich attraktiv zu machen, sowie alle anderen in seinem Umfeld
zu überzeugen, das es stimmt, damit auch sie daran glauben und ihm das
bestätigen. Das muß ihm auf jeden Fall gelingen, sonst kann er die
Diskrepanz zwischen Vorstellung und Realität, die in zwischenmenschlichen
Beziehungen und Bewertungen offenbart wird, nicht überwinden, und muß
seine Einbildung aufgeben, was für ihn unmöglich erscheint, so wie dem
282
Prototyp aller Narzissten die Selbsterkenntnis unmöglich ist, und wenn das
geschieht, dann stirbt er.
Daher zeichnen sich psychopathische Narzissten durch Mangel an Empathie,
Anspruchsdenken, ausbeuterisches und arrogantes Verhalten aus, und ihre
Grandiosität ist nichts anderes als die Selbstüberschätzung, die gebraucht
wird, um den Selbstwert zu erhalten, und die Personen, die ausgebeutet
werden, zu entwerten und zu degradieren.
Zum Schluß komme ich nochmals auf die Frage der Einordnung vielfältiger
pathologischer Erscheinungen und deren Unterscheidung von der Norm.
Offensichtlich entspricht die Liebe mit ihren Abkömmlingen – Vorlieben,
Präferenzen, Zuneigungen, Geschmäcken, der Norm, während Paraphilien,
Fixideen wie auch jegliche Zwangshandlungen, Perversionen, Deviationen
die Abweichung von der Norm darstellen, und, abhängig von der Grad ihrer
Ausprägung, als vorübergehende Störung oder als Psychopathie bezeichnen
werden. Aus erklärtem Grund wird empfohlen, sämtliche Philien aus dem
Katalog der Krankheiten zu streichen, und an deren Stelle Manien zu setzen.
Die Rekonzeptualisierung des Begriffs Psychopathie beinhaltet die
Gegenüberstellung von Manie, die als Oberbegriff für pathologische
Abweichungen und Zwänge verstanden wird, einerseits, und Phobie für
pathologische Abneigungen und krankhafte Ängste, andererseits, was am
Beispiel des Gegenpaars Erektophobie und Erektomanie veranschaulicht
wird:
283
Erektophobie als Umkehrung der Impotenzangst.
Der Anblick des männlichen Gliedes löst im Normalfall Zuneigung und
Bewunderung aus, in pathologischem Fall jedoch ganz andere Emotionen:
Ekel, Abneigung, Neid, Angst. Diese negative Affekte werden auf die ganze
Person übertragen und erzeugen Feindseligkeit, die sowohl zwischen Männer
als auch zwischen Frauen weit verbreitet ist. Auf diese Weise kommt es vor,
daß die ganze Gesellschaft von Feindbilder und Männerhaß sowie, infolge
der Reaktionsbildung, Frauenhaß erfasst wird. Der Ursprung solches
pathologischen psychosozialen Zustandes sind Personen, die von Impotenz
und Frigidität betroffen sind, und ihre Ängste bzw. Ausfälle in die
Öffentlichkeit tragen, dort verbreiten und sie als allgemeingültige Vorbilder
bzw. Verhaltensmuster geltend machen. In solcher, von den Psychopathen
veränderten Gesellschaft dominieren vorgetäuschte Lustgefühle, während
gegenseitige Aggressionen und Schuldzuweisungen echt, d.h. nicht
vorgetäuscht sind.
Erektomanie ist begrifflicher Gegensatz zu Erektophobie, und umschreibt
disfunktionelle Übersteigerung erektieler Funktion. Psychoanalytisch erklärt
sich Erektomanie in Überbesetzung der Repräsentation der Sexualorgane
durch Sexualenergie (Libido), was aufgrund der Notwendigkeit, diese
Überbesetzung und Überfluß bzw. Überspannung zu reduzieren und zu
kanalisieren, in hyperlibidöser Übertragung auf andere Tätigkeiten und
Objekte resultiert, die als Ersatzobjekte sexueller Betätigung genutzt werden
und zur Befriedigung der Lust dienen. Solches Umfunktionieren und die
284
Umwertung der Objektrepräsentanzen zu Lustobjekten manifestiert sich in
manischem Begehren von Sportler, Phantombilder, Sachen, Tieren, Pop-Idole
und Körperteilen. Zu bekannten Formen der Erektomanie gehören Sexsucht
(auch als Sexoholism bezeichnet, einschließlich übermäßige Masturbation,
Promiskuität, Nymphomanie), Exhibitionismus, Voyeurismus, Nachstellung
(einschließlich Mobing), Paraphilie (u.a. Fetischismus, Fanatismus (u.a.
sportlicher, religiöser, politischer), Konsumzwang, Spielsucht, Zoophilie),
Päderastie. Das Verhalten der Personen, die von Erektomanie betroffen sind
erklärt sich durch emotionale und Triebüberflutung, was zu Denkblockaden
führt, und eine rationale Bewertung eigenes Verhaltens (Einsicht) sowie
psychische Selbstregulierung unmöglich macht. Die Behandlung von
Erektomanie besteht in der Wiederherstellung des Urteilsvermögens und
psychischer Selbstregulierung, was mit psychoanalytischen gesprächstherapeutischen Verfahren und mit Intellektualisierung erreicht wird.
285
Der Sündenfall.
Ведь грешники в аду находятся in statu termini - "в
окончательном состоянии": они уже не способны к
раскаянию, но могут лишь утверждаться в своей
греховности. – А.Е.Махов {1}
Der Zustand psychischer Regression ist zu ernsthaft und im Gefüge
psychoanalytischer Theorie zu bedeutend, um bei dem, was bisher zu
diesem Thema beigetragen wurde, zu verbleiben. So z.B. reicht es nicht,
darauf hinzuweisen, daß die psychische Regression nicht mit der Depression
identisch ist, die klaren Grenzen zwischen ihnen müssen gezogen werden.
Zum Zwecke begrifflicher Klarheit, wie ich vorher vermerkte {5}, sollte
bisherige Depression als Apathie bezeichnet werden, weil Apathie als
vorübergehender Zustand soviel wie Unlust, emotionale Abstumpfung, und
Antriebsarmut bedeutet, während Depression an etwas gravierendere
Zustände denken lässt wie z.B. Niedergeschlagenheit, Repression,
Behinderung, und sinngemäß an Regression grenzt. Zugleich unterscheidet
sich Regression sowohl von Apathie als auch von Depression durch ihre
Beständigkeit und Agilität, wobei diese Agilität eine Reihe Besonderheiten
aufweist. Im Gegensatz zu Agilität psychisch gesunder Personen, ist das
Verhalten von Personen, die sich in regressivem Zustand befinden,
eingeschränkt, und zwar, wie schon vielmals bestätigt wurde, ist diese
Einschränkung mit dem Rückzug auf frühere Phasen psychischer
286
Entwicklung und dem Rückgriff auf primitive Abwehrreaktionen, die als
Primärvorgänge bezeichnet werden, zu erklären ist {2}. Die regressive
Agilität vollzieht sich daher im Kreis von Handlungen und Bewegungen, wie
sie einem geängstigten Kind oder Tier ähnlich sind, dessen Funktionalität
durch Traumen und negative Erinnerungen eingeschränkt ist. Solche Agilität
und Funktionalität ist nicht mehr frei und durch freie Willensäußerung und
Willensbildung gekennzeichnet, sondern durch Primärvorgänge bestimmt
und daher abweisend, vermeidend, automatenhaft, autistisch. Der
regressive Rückzug bedeutet nicht, daß betroffenen Personen keinen Anteil
an sozialem Leben und sonstigen Aktivitäten haben, sie üben ihre
Funktionen und Pflichten aus, aber nicht aus Lust an dem Miteinander oder
wegen Pflichtbewußtsein, sondern aus Gewohnheit und weil sie ihre
jeweiligen sozialen Rollen eingeübt haben. Diese Automatenhaftigkeit führt
oft zum Verhalten, das nur durch äußere Umstände bestimmt wird, und dem
an bewußter Kontrolle und Rationalität mangelt. Wenn kontrollierende
Instanz gehemmt oder weitgehend ausgefallen ist, kann das dazu führen,
daß die Person und ihr Verhalten auseinanderfallen und schizophren werden,
weil kontextualler, den Umständen entsprechende Zusammenhang nicht
mehr hergestellt wird wie im Normalfall. Am Beispiel eines KZ-Aufsehers, der
tagsüber Häftlinge quält und tötet, und am Abend einen vorsorglichen Mann
und Vater spielt, kann das Ergebnis solcher Tendenzen veranschaulicht
werden. Die fragmentierte Persönlichkeit solcher Täter zeichnet sich durch
gaps aus, wodurch inkompatible Inhalte voneinander getrennt werden,
welche dennoch in ihrem Unbewußten miteinander korrespondieren, was die
Auswirkung auf ihr summarisches Verhalten hat. Analog dazu, existieren
287
gegenwärtig paradiesische Orte, welche für prosperierende Klasse reserviert
sind, während gleich nebenan das Elend fortbesteht, das durch
entsprechende Vorrichtungen vorsorglich abgeschirmt und abgegrenzt wird,
so daß von beiden Seiten der Eindruck entsteht, es gibt nichts jenseits von
einem oder dem anderen.
Die Ausschöpfung von Kapazitäten und funktionelle Erschöpfung des Ichs
können nicht nur Traumen und emotionale Überflutungen bewirken, sie ist
eine häufige Folge der Reizüberflutung oder der Überforderung durch
Übermaß an vielerlei Beschäftigungen, unabhängig davon, ob sie sinnvoll
oder sinnlos sind. Die Gefahr, an dem Informationsüberflut zu regredieren,
d.h. seelisch zu untergehen, zu versinken, ist real sowohl für gewöhnliche
Konsumenten des multimedialen Mülls als auch für erfahrene Akademiker.
Während das Proletariat allein schon durch viel automatenhafte Arbeit an
selbstständigem Denken und an ständiger Weiterbildung verhindert ist, ist
die Vertreter akademischer Berufe nicht minder davon betroffen, an dem
Wissenserwerb, der bei ihnen zu reinem Fetisch und zur Anhäufung der
Megadaten verkommt, zu verdummen. Die häufige Krankheit solcher
Akademiker ist die Megalomanie sowohl in Bezug auf ihre aufgeblasene
Selbstrepräsentanz als auch auf ihre Datensammlungen, was dem Horten
der Gegenstände von einem Messie gleicht. {3}
Decipimur specie recti. – Der Anschein trügt. Zwischen Messie-Syndrom {4}
und akademischem Hort, Hortus academicus {5}, besteht direkte assoziative
Verbindung. Gegenwärtige Akademien der Wissenschaften entspringen
288
paradiesischem Idyll, wo zwar der Baum der Erkenntnis wächst und seine
Früchte trägt, aber deren Bewohner oder auch Besatzer und Bewacher die
Kenntnis von Gut und Böse verwehrt ist. Dieser Zustand der Unkenntnis ist
charakteristisch für Akademiker, deren überwiegender Anteil von psychischer
Regression betroffen ist, und die nur in ihrer Einbildung perfekt, d.h.
unfehlbar und ungreifbar erscheinen. {6}
Die Sündhaftigkeit eines solchen Verhaltens ist offensichtlich, obwohl heutige
Wissenschaft nicht von der Last der Sünde oder von der Besessenheit
spricht, sondern von Obsessionen und Syndromen. Dennoch, um das
deutlich zu machen, entsprechen Habsucht und Gier dem Geiz; Missgunst,
Arglist, Eifersucht, Rachsucht und Schadenfreude dem Neid; Sexuelle
Ungehemmtheit der Wollust; Esssucht der Völlerei; Wut und Hass dem Zorn;
Stolz und Egomanie dem Hochmut; Kleinmut und Feigheit der Faulheit. Aber
was früher Sünde war, ist heute Sitten. – Quae fuerunt vicia, mores sunt.
Verhaltensbezogen, wird psychische Regression mit 2 neutestamentarischen
Geboten definitorisch umgrenzt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“
und „Tu einem anderen nichts, was du dir selbst nicht wünschst“. Jede
Abweichung von dieser Regel ist gleichbedeutend mit psychischer
Regression, und jeder, der diese Regel verstoßt und gegen sie handelt, ist
davon betroffen. Dazu kommen noch Fälle intellektueller Unreife oder
Unfähigkeit, den Sinn dieser Gebote zu begreifen und sich dementsprechend
zu verhalten. Jedoch sind von dieser Regel Personen ausgenommen, die sich
im Zustand psychischer Regression, Psychopathie, intellektueller Unreife
289
oder Unfähigkeit befinden, unter Zwang handeln oder unter Einwirkung
psychotroper Substanzen stehen.
Folgendes Zitat erlaubt uns weitere Annäherung an das Phänomen
psychischer Regression:
Die geschichtlichen Symbole –
Törig, wer sie wichtig hält;
Immer forschet er ins Hohle
Und versäumt die reiche Welt.
Johann Wolfgang von Goethe {7}
Für jeden, der über das Mindestmaß an Bildung verfügt, ist klar, daß der
Verfasser dieser Zeilen hier die Platos Hohle meint, an deren Wänden der
Abglanz der Realität die Realität vortäuscht. Die Hohlenbewohner sind dazu
verdammt, mit den Gesichtern zum Wand zu stehen und das Schattenspiel
zu betrachten, ohne jeweils dessen Ursprünge zu erblicken und zu erleben.
Die Qualen, welche die Hohlenbewohner erleiden, lassen die Schlußfolgerung zu, daß es sich bei der Platos Hohle um einen Teilabschnitt der
Hölle handelt, in der die Sünder eingeschlossen sind. Die Übertragung
geschilderter Verhältnisse in die Gegenwart geschieht mit technischen
Tricksereien {8}, so daß heutige Höllenmenschen ihre Hölle und die Ketten
mit sich tragen, sie heißen nur smartphone und fakebook, aber das
Schattenspiel, das sie erblicken ist dasselbe wie in der Platos Hohle. Die
Produzenten und die Veranstalter dieser Hölle oder vielmehr Sauställe tarnen
290
sich als Wohltäter und Gutmenschen, was überhaupt nicht stimmt, und ihre
alttestamentarischen Symbole, wie z.B. angebissener Apfel, keinesfalls
verbotene Frucht von dem Baum der Erkenntnis darstellt. Der Apfel
unterscheidet sich von Apple durch seine Echtheit, während Apple einen
Ersatz der Realität darstellt, und nur Idioten können Realität mit deren
Ersatz verwechseln. Darüber hinaus, weil die Smartphonomanie eine
Paraphilie darstellt, wird den Usern nicht nur ihr Geld, ihre Zeit, ihre
Lebenskraft und schließlich die Realität gestohlen, sondern auch der
Realitätssinn, weswegen sie nicht erkennen, wer sie in Wirklichkeit sind und
wo sie sich tatsächlich befinden. Bekanntlich schwimmt nur ein toter Fisch
mit dem Strom oder die Scheiße mit dem Abwasser. Die beispiellose
Zerstörung der Umwelt und sich selbst, die in diesem Moment fortschreitet,
ist das Sinnbild für das Versäumnis der reichen Welt mit sinnlosen
Beschäftigungen und Vorhaben.
Die Hohlenzeichnungen, die uns die Hohlenmenschen hinterließen, ist das
Abbild der Realität, das ein Versuch und das Symptom der Unfähigkeit
darstellt, das Unfassbare umzufassen und zu begreifen. Die Zerlegung eines
komplexen Inhalts in seine Bestandteile ist notwendig, um durch Reduktion
die Komplexität wiederherzustellen, was sowohl im Gehirn als auch im Darm
geschieht. Dennoch unterscheidet sich analytische Tätigkeit eines Zeichners,
der durch Reduktion die Komplexität der Umgebung begreift, von der
Tätigkeit heutiger Barbaren, welche die Umgebung aus der Zerstörungswut
destruieren, ohne die leiseste Anstrengung zu unternehmen, etwas an dem
zu begreifen, was geschieht und was sie zerstören. Die Zerstörung, die sie
291
betreiben, ist die Folgeerscheinung psychischer Regression, worin sie
gefangen und befangen sind, und welche sie nach außen projizieren und
übertragen.
292
Sicherlich, sind auch die Neuronen im Schädel eingeschlossen, und sie
ähneln in dieser Hinsicht dem Hohlenbewohner, der die reiche Welt an den
Wänden der Hohle abbildet. Obwohl neuronale Plastizität eine immanente
Eigenschaft neuronales Gewebe und seiner Zellen darstellt, die uns die
Anpassung an die ändernde Umwelt erlaubt, versagt diese Funktion oft. Die
Gründe für solchen Funktionsausfall können verschieden sein, von genetisch
bedingter mentaler Retardierung bis zu altersbedingtem Nachlassen der
Funktion von Empfindungsorgane, das Ergebnis ist immer das gleiche. Die
Unfähigkeit eines koordinierten Verhaltens führt unweigerlich zu Verwirrung
und Verirrung.
Die Anpassung an die Gegebenheiten und den Gegebenheiten entsprechendes Verhalten bedeuten jedoch nicht, sich wie ein Automat zu
verhalten, dessen Fertigkeiten und Freiheitsgrade durch seine Bauweise und
das Programm begrenzt sind, sondern aktiv, d.h. selbstbestimmend an der
Gestaltung der Umgebung teilzunehmen. Mit selbstgestalterischer Tätigkeit,
die als Kreativität bezeichnet wird, ist der Mensch angefangen (diesem
Thema widmete ich ein ganzes Buch {9}), und das Nachlassen dieser
Fähigkeit verwandelt Menschen in Automaten, entmenschlicht sie, und wirft
sie auf niedrigste Entwicklungsstufe zurück. {10}
Es geht hier natürlich nicht nur darum, den Mangel an Kreativität zu
beklagen. Not macht erfinderisch, aber nicht unbedingt kreativ. Die wahre
Bedeutung regressiver Zustände wird begreiflich, wenn man bedenkt,
wieviele Millionen Opfer sie in der Vergangenheit forderten, und die Gefahr
293
der Wiederholung solcher Katastrophen ist keineswegs gebannt. Vermüllte
Umwelt, steigende Waffenproduktion, Hunger und Mangel an allem für
Milliarden, und Milliarden für Unsinn beweisen, daß nichts besser geworden
ist. In regressivem modus operandi sind davon betroffene Personen geneigt,
ihr Zustand zu verschlimmern und irrational zu handeln, woraus noch
größere Mißstände resultieren. Mentale Unbeweglichkeit und sozialer
Stillstand gehen mit Revolutionen und Bürgerkriegen einher, wobei diese
keine Verbesserungen mit sich bringen. Während Revolutionäre und
Mitläufer ihre Zerstörungswut in erstem Schritt als Kreativität deklarieren,
versuchen sie in zweitem Schritt, ihre Irrtümer zu verewigen, und in Beton,
in Stahl, in Druck, auf Bühnen und in Kinofilmen festzuhalten und
umzusetzen, wofür nicht nur die Plattenbauten der Regierungszeit von Nikita
Khrushchev stehen; fast alles, was nach 1945 und bis heute überall gebaut,
hergestellt, geschrieben, gedreht wurde und wird, ist die Folgeerscheinung
aller Revolutionen und Kriege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, und
sind offensichtliche Manifestationen psychischer Regression. {11}
Die Funktion des Ichs besteht darin, innere Regungen zu kontrollieren und
im Einklang mit Forderungen der Umwelt zu bringen; wenn seine Funktion
versagt, wird das Verhalten nicht von Ich sondern von psychogenetischen
Verhaltensprogrammen bestimmt. Daher handelt es sich bei vielen Werken
und Taten, die im Zustand psychischer Regression vollbracht werden, um die
Äußerungen psychogenetischer Verhaltensprogramme und die Selbstrepräsentanzen der Täter, die auf solche bombastische Weise die
„Duftmarken“ hinterlassen, um ihre Reviere sowohl für Konkurrenten als
294
auch für potenzielle Kopulationspartner erkenntlich zu machen. In anderen
Fällen dienen Kunstwerke, Fahrzeuge oder Fabriken anderen Zwecken, wie
z.B. Werbung, Verstärkung der Brunftrufe, Verteidigung des Reviers u.s.w.,
dennoch entspringen solche Artefakte und Handlungen dem Brunft- und
Balzverhalten der Tiere in der Paarungszeit. Während das Verhalten der
Tiere zweckmäßig ist, weil sie in natürliche Umgebung einbezogen sind,
verhalten sich Menschen irrational, unangemessen und völlig übertrieben,
weil ihnen sowohl der Rahmen abhanden gekommen ist als auch der
Verstand, weswegen sie nicht verstehen, warum sie sich so verhalten, und
was an ihrem Verhalten abwegig ist. Gleichfalls fehlt ihnen die Kenntnis ihrer
Triebe, die Selbsterkenntnis, und die Wille, die Unkenntnis zu beheben,
weswegen sie sich keine Mühe machen, und alles beim Alten belassen. Und
wenn ihnen die Nachteile davon entstehen, sind sie immer noch nicht in der
Lage, die Gründe dafür zu verstehen und ausfindig zu machen. In solchen
Fällen müssen sie sich selbst beschuldigen und an den Pranger stellen, was
für sie unmöglich ist, weil ihre egomanische Komplexe das ihnen verbieten,
und dieses Hindernis zu überwinden für sie unmöglich ist. {12}
Hominis est errare, insipientis perseverare. Während schon antike Autoren
die Demokratie als schlechteste Form sozialer Organisation verurteilten,
wurde diese Bewertung im Züge der Umwertung aller Werte ins Gegenteil
umgedeutet. Zwar hat Jose Ortega y Gasset zu kritischer Betrachtung der
Massengesellschaft beigetragen, dennoch liberale Demokratie für Heilmittel
erklärt {13}. In diesem Sinne wurde 1989 eine politische Doktrin konzipiert,
welche liberale Demokratie nicht nur als Heilmittel pries sondern noch
295
darüber hinaus als Höhepunkt menschlicher Evolution und als Endpunkt
menschlicher Geschichte verkündete {14}. Solche tendenziöse und
unwissenschaftliche Verkündung fand entsprechende Bewertung {15}, was
aber die Zerstörung „undemokratischer“ UdSSR nicht verhinderte, was
zweifellos mit arglistigem Vorsatz vollzogen wurde.
30 Jahre danach sind die Auswirkungen dieser Zerstörung nicht zu
übersehen. Doktrinäre Dummheit hat zwar triumphiert, aber den Schaden
davon hat die Allgemeinheit getragen. Alle Errungenschaften liberaler
Demokratie seit dieser Zeit erweisen sich bei kritischer Überprüfung und
näher Betrachtung als sozialer, politischer und mentaler Regress und
Rückgang.
Aliud ex alio malum. Beispielhaft dafür ist ökologischer Desaster bei der
Umwandlung eines status naturalis in den status infernalis. Das Geld–
sammeln für die Rettung des Urwaldes im Amazonas-Gebiet wird nur
betrieben bzw. zugelassen, um eigenes Selbstbild, das gute Image, zu
pflegen, obwohl das Geld für diese Imagepflege aus den Quellen kommt,
welche mit der Zerstörung des Urwaldes zu tun haben. Auf zerstörten
Flächen wird das Getreide und die Soja angebaut, womit europäische Kühe
gefüttert werden, obwohl sie eigentlich das Heu und das Weidenkraut essen
sollen, und das Übermaß an erzeugtem Fleisch und der Milch lässt man
vergammeln oder einfach wegkippen. Gleichzeitig entstehen dadurch
gesundheitliche Schäden bei der europäischen Bevölkerung, die über–
gewichtig ist, während Bevölkerung in Brasilien mit minderwertigen
296
europäischen Produkten von Nestle u.a. krank ernährt wird. Bei näher
Betrachtung sehen ähnlich viele anderen Spendenkampagnen aus, die
veranstaltet werden, um das schöne Schein glänzen zu lassen. Die Analogie
mit dem Verhalten eines KZ-Aufsehers ist auch in diesem Fall treffend.
Nicht das Geld regiert die Welt, sondern die Dummheit, die dafür belohnt
werden will, und tatsächlich belohnt wird. Der Zweck solcher Selbst–
belohnung besteht darin, im status infernalis, auf dem niedrigsten Niveau zu
verbleiben, statt Anstrengungen zu unternehmen, um sich mental weiter zu
entwickeln.
Eine wissenschaftliche Vorgehensweise benötigt ein System, und mit diesem
System gehe ich weiter vor. Im Nachfolgenden versuche ich, die Fälle
regressives Verhaltens kurz darzustellen, das Charakteristische an ihm zu
isolieren und zu klassifizieren, Diagnosen zu stellen, und anschließend die
Therapieformen zu finden oder meine Empfehlungen in dieser Hinsicht
auszusprechen.
Jeder Informationsaustausch erfordert Teilnahme und Responsibilität von
jedem Teilnehmer, und der Prozess der Teilung von Information wird als
Dialog bezeichnet. Die Störung des Informationsaustausches kann
verschiedene Ursachen haben. Das kann an Information liegen, die
entweder sinnvoll oder sinnlos sein kann. Das kann an dem Sender oder an
dem Empfänger liegen, welche entweder für den Empfang nicht zugänglich
sind oder die Information empfangen, aber sie mißverstehen, nicht
297
verstehen, nicht verwenden oder falsch verwenden können, oder weil
Information für sie ohne Bedeutung oder Wert sein kann. Das kann an dem
Medium liegen, also Leitung, wodurch Information störungsfrei ankommen
oder nicht ankommen kann. Alle diese Behinderungen führen dazu, daß
anstelle von Dialog entweder Monolog oder gar nichts stattfindet.
Seltene Fälle adäquates Verhaltens und störungsfreier Kommunikation, die
ich erlebte, sind von dieser Berichterstattung ausgenommen, weil hier nur
um pathologische Fälle die Rede ist.
Auf meine Anfrage, meine wissenschaftliche Veröffentlichung bei der
Datenbank NCBI zu indizieren, erhielt ich zuerst allgemeine Informationen
über Indizierung im Literaturregister von Leonore W. Burts, MSLIS,
Contractor for the National Library of Medicine, und weil ich dort nichts fand,
was meinem Anliegen dienlich sein könnte, forderte ich technische
Unterstützung. Die Antwort kam diesmal von Annemieke van der Sluijs,
Technical Information Specialist, Index Section, Bibliographic Services
Division, National Library of Medicine, dennoch half mir ihre Antwort nicht
weiter, weswegen ich an den Leiter der Literature Selection Technical Review
Committee (LSTRC), National Library of Medicine wandte. Die Fortsetzung
der Geschichte ist in meinem Manuscript vom 2016 veröffentlicht {16}. Wie
daraus ersichtlich ist, funktionierte Kommunikation in diesem Fall überhaupt
nicht, als ob es sich nicht um die Hochschulabsolventen und die
Wissenschaftler handelte, die erfahren, gebildet, und darüber hinaus noch
an der Verarbeitung, Verwertung und Verwendung von Information
298
spezialisiert sind, sondern um geistig behinderte Kinder. Dabei handelt es
sich nicht um Kinder, sondern um Erwachsene im Zustand psychischer
Regression. Um das nochmals deutlich zu machen, und die Ernsthaftigkeit
des mentalen Zustandes solcher Erwachsenen zu betonen, verweise ich auf
das Dafürhalten von Otto F. Kernberg, der in einem Buchbeitrag von „nahezu
unbehandelbaren narzisstischen Patient“ und „unmöglichen Patient“ sprach.
Daß der Narzissmus eine Kinderkrankheit darstellt, erübrigt sich zu sagen,
obwohl manche Fachleute das Offensichtliche übersehen.
Fall 2 ist ähnlich. Diesmal hatte ich vor, meine wissenschaftliche
Veröffentlichung bei dem Literaturregister arXiv zu indizieren, was mir auch
diesmal nicht gelungen ist, obwohl ich mein Anliegen sowohl seinen
Teilnehmern erläuterte, als auch den Mitgliedern des Aufsichtsrats.
Nachzulesen in meinen Schreiben an das Amerikanische Volk {17}.
Fall 3 umfasst meine Versuche, mit den Vertretern oder mit den
Staatsangehörigen der Russischen Föderation zu kommunizieren {18-19}.
Obwohl meine direkten Ansprachen an alle sozialen Gruppen mit
unterschiedlichem Bildungsstand adressiert waren, ist diese Kommunikation
weitgehend gescheitert. Darüber berichtete ich in vergangenen Jahren und
in diesem Jahr. Aufgrund fehlender Reaktion, und insbesondere wegen
Gleichgültigkeit gegenüber eigenem Schicksal und der Zukunft, erklärte ich
gesamte Bevölkerung der Russischen Föderation für unzurechnungsfähig.
299
Weiterhin sind zu erwähnen die Fälle, die meine Versuche umfassen, mit
deutschen Amtsträgern (Ärzte, Richter, Polizisten u.s.w.) zu kommunizieren,
welche nur die Berichte der KZ-Überlebenden und Zeugen der NSDemokratur bestätigen (Bettelheim, Klemperer, Jaspers, Arendt u.a.).
{20-28}
Anekdotischer Fall, der sich in München ereignete, während meines
Aufenthalts am Max-Planck-Institut für Psychiatrie, das später in das Institut
für Neurobiologie umbenannt wurde. In dem U-Bahn-Wagen sprach mich
unaufgefordert ein Mann etwa 50-55 Jahre alt an. Ich verstand kein einziges
Wort an dem, was er sagte, und forderte ihn auf, auf Deutsch zu sprechen,
worauf alle Mitfahrenden, die unsere kurze Unterhaltung mitbekommen
haben, lachten. Es stellte sich heraus, daß der Mann bayerisch gesprochen
hat, wobei ich nicht einmal die Sprache identifizieren konnte, obwohl ich
früher 1 Jahr in Österreich verbrachte.
Der Fall des Contergans ist charakteristisch für viele ähnliche Fälle.
Meine Schreiben an schweizer Bürger, die unbeantwortet geblieben sind
{29}. In besagtem Zusammenhang ist zu erwähnen die Bezugnahme auf
Gott in schweizer Verfassung, und die Rede von Bundesrat Alain Berset bei
der Eröffnung des Kulturerbejahres 2018, Kulturerbe total Kongress am
11.01.2018: „Wer sind wir? ... Und vielleicht inspiriert uns das
Kulturerberjahr ja nicht nur dazu, uns unsere kulturelle Fundamente zu
versichern, sondern auch dazu, zu entdecken, daß wir etwas anderes sind,
300
als wir bisher immer geglaubt haben.“ Woraus ersichtlich ist, daß der
Bundesrat zwar mein Werk zitiert {30}, ohne den Autor zu erwähnen, aber
verweigert, auf meine direkte Ansprache zu antworten.
Der Fall ehemaliger Präsidentin von Chile, die aktuell das Amt des
Hochkommissars für Menschenrechte der Vereinten Nationen bekleidet {31}.
Gesondert führe ich hier den Fall eines portugiesischen Professors vor, der
selbst über Faschismus forscht und veröffentlicht, aber auf meine Ansprache
keine Antwort gibt {32}. Tacet sed loquitur. Über Flucht und Vertreibung
wurden unzählige Bücher und Berichte geschrieben und veröffentlicht, u.a.
Erich Maria Remarque leistete mit seinem Buch „Die Nacht in Lissabon“
einen bedeutenden Beitrag zu diesem Thema. Obwohl in verschiedenen
Sprachen verfasst, sprechen alle diese Bücher und Berichte eine Sprache
und vermitteln nur eine Botschaft, die heute kaum Empfänger findet.
Intelligenz bedeutet Verstand {38}, aber heute sind kaum intelligente
Menschen aufzufinden. Zwar lesen sie Bücher und verfassen Texte, und
manchmal auch spenden sie für einen guten Zweck, um eigenes Gewissen
zu entlasten, aber offensichtlich verstehen nichts an dem, was sie lesen,
schreiben und tun. Insbesondere Akademiker wie dieser Professor sind von
solchen Botschaften unbeeindruckt (was auf Affektisolierung zurückzuführen
ist), und hüllen sich in Schweigen, statt verantwortlich zu handeln. Sogar in
düsteren Zeiten hatten Menschen mehr Mut und Verstand, als heute, und
heute ist viel schlimmer, als damals. Die Köpfe der Menschen sind vermüllt,
die Regierungen sind faschistisch, und die Probleme wachsen ins
301
Unermäßliche, weil sie keine Lösungen finden, und weil Wissenschaft selbst
zum Problem geworden ist, und zur Verschlimmerung gegenwärtiger
Situation beiträgt, statt Teil der Lösung zu sein. Die Loslösung von der
Realität geschieht einfach und unproblematisch, solange solche Akademiker
weiterhin ihre satte Gehälter kassieren, um sich der reinen Wissenschaft zu
widmen, die frei von jeglicher Kontamination und Gewissensbissen ist.
Schließlich verweise ich noch auf meine Schreiben, die im Protokoll der
Stiftung für die Errichtung konstitutioneller Ordnung (Фонд конституцион–
ного строительства) verzeichnet sind. {33}
Nach der Aufzählung der Fälle, die ich auswählte, weil sie mir für Zwecke
meiner Abhandlung dienlich erscheinen, versuche ich, sie vorläufig
einzuordnen. Meiner Erfahrung nach gibt es verschiedene Arten des
defekten Empfängers.
1. Nicht erreichbar oder nicht ansprechbar. Die Adresse des Empfängers ist
nicht aufzufinden, und die Möglichkeiten der Kontaktaufnahme sind
unbekannt.
2. Abwesend. Die Adresse ist zwar aufzufinden, aber als Antwort kommt nur
eine Abwesenheitsnotiz und sonst nichts. Variant 1 davon: Die Sendung oder
die Mitteilung kommt zwar an, aber das Ergebnis dieses Ereignisses ist
ungewiß. Variant 2 davon: Empfänger ist nicht besuchbar oder ist nicht
anzutreffen, und steht für persönliche Gespräche nicht zur Verfügung.
302
3. Geistesabwesend. Keine Reaktion trotz direkter Ansprache. Der Versuch,
solche Personen zu erreichen, hat soviel Aussichten auf Erfolg, wie die
Ansprache vor einer Kuh zu halten, die sich ausschließlich mit der
Nahrungsaufnahme, Kauen, Verdauen, und Ausscheiden befasst ist.
4. Ausweichend. Empfänger bestätigt Empfang der Sendung oder der
Mitteilung, aber reagiert nicht auf Inhalte oder Forderungen, die darin
enthalten sind. Variant 1 davon: Empfänger antwortet mehr oder weniger
ausführlich und inhaltsbezogen, dennoch verweigert jegliche weitere
Anteilnahme und unterlässt etwas zu tun, was dem Zweck der Ansprache
dienlich ist. Variant 2 davon: Empfänger fühlt sich unzuständig oder nicht
betroffen.
5. Durchlässig oder senil. Die Ansprache wird angehört oder die Mitteilung
wird empfangen, aber sofort vergessen, oder als unzutreffend, nicht
relevant, als spam oder junk bezeichnet und verworfen.
6. Ungläubig. Empfänger bezweifelt die Echtheit der Mitteilung oder ihrer
Inhalte, oder hält den Empfänger und sein Anliegen für unglaubwürdig, für
eine Albernheit, Witz u.ä.
7. Blindgläubig. Wie im Fall von Smartphonomanie handelt es sich um ein
Kult, dessen Anhänger blind an das Objekt ihrer Verehrung und an seine
Äußerungen glauben, d.h. alles, was dieser Gott von sich gibt, wird als wahr,
als seine Offenbarung wahrgenommen. In diesem Fall sind sowohl Versender
als auch Empfänger defekt.
8. Narrisch. Empfänger nimmt zwar die Ansprache oder die Mitteilung wahr,
zeigt aber seine Überraschung, Naivität, stellt dumme Fragen u.d.g.
303
9. Belehrend und abweisend. Empfänger weist den Versender ab und belehrt
ihn, daß der Empfänger nicht zuständig ist, oder der Versender nicht
berechtigt ist, unrecht hat, sich in Irrtum befindet, oder die Ansprache nicht
der Form entspricht u.d.g.
10. Verhöhnend. Empfänger verhöhnt Versender.
11. Beleidigend. Empfänger beleidigt Versender.
12. Drohend oder Bestrafend. Empfänger beschuldigt oder bestraft
Versender, oder versucht, ihn zu beschuldigen oder zu bestrafen.
In allen diesen Fällen kommen stereotypes Denken oder mentale
Desorganisation bei dem Empfänger zum manifesten Vorschein. Die
Unfähigkeit, sich menschlich zu verhalten und zu artikulieren, ist auf
tiefgreifende Persönlichkeitsveränderungen im Züge psychischer Regression
zurückzuführen.
Es besteht kein Zweifel daran, welche Rolle die Umgebung für die
Progression der Pathologie spielt. Daß es sich bei dieser Umgebung um
pathogene und pathologische Umgebung handelt, wurde ausführlich von mir
und anderen Autoren erläutert. Ich möchte noch auf die Zusammenhänge
hinweisen, die zwischen Regression und infernalen Vorstellungen bestehen.
Die wörtliche Bedeutung des Englischen state umfasst sowohl Staat,
Staatsgebilde, als auch Zustand und Status. Dem Staat wurde ein Aufsatz
aus dem Jahre 2009 gewidmet {34}, ich verweise noch auf Leviathan,
Panopticon und andere Werke der Staatstheoretiker, die alle zur Entstehung
psychosozialer Pathologie beigetragen haben. Die Anfänge des Staates, wie
304
in meisten anderen Fällen, ist in der Antike zu finden. Der Staat wird von
seinen Staatsmänner repräsentiert, die entsprechendes Status innerhalb
sozialer Hierarchie haben, und sich durch entsprechende Erscheinung, d.h.
Kleidung von anderen Bürger herausheben oder auszeichnen. Die
Staatsorgane dienen der Verwaltung und der Regelung, und die Funktion
staatliches Gesamtgebilde besteht darin, die gegenwirkenden Kräfte
auszugleichen und die Antagonismen zu glätten (das Wort statera Waage ist
verwandt mit sto und status). Aber der Ursprung jeder Gemeinschaft
einschließlich Staat ist die Familie, und jede Familie hat ihr Herzstück und
der Ort ihres Bestehens, das seit der Urzeit die Feuerstelle oder der Herd ist,
welche der Wärmeerzeugung und der Essenszubereitung dient. Das
gezähmte Feuer ist ein Symbol all dessen, was unter den Begriff
Domestizierung fällt, der Inbegriff von Zivilisation und Kultur. Entsprechende
Personifizierung des Heiligtums der Familie war ellinische Hestia {35} und
römische Vesta oder Stata Vesta {36}.
Die begriffliche Ambivalenz des Feuers in kulturellem Kontext schwankt
zwischen Nutzen und Schaden, Heil und Unheil, Segen und Verdammnis,
kurz gesagt, zwischen home und hell. Nicht zufällig brennt in der Hölle
ewige Flamme für die Sünder und in parallel dazu die heilige Flamme von
Vesta für Familienangehörigen.
Auf gleiche Weise wie das Herzstück der Familie wurde der Staat zum
Heiligtum erklärt, und die Verehrung auf seine Diener ausgebreitet, welche
von da an zu den Väter oder die Mütter jeweiliges Staatsvolkes zählten.
305
Diese Ausbreitung und Ausdehnung blieb nicht ohne Folgen, da die
Staatsdiener sich über die Mütter und die Väter stellten, und sich von ihren
Ursprüngen distanzierten. Aufgrund dieser Entfernung, Entfremdung und der
Überheblichkeit sind alle Mißstände entstanden, die den Staat und seine
Einrichtungen zur Hölle auf Erden machten, und welche ihn wie sein
Schatten, von dem er sich nicht trennen kann, begleiten.
Usus tyrannus. – Der Brauch ist ein Tyrann. Während kultische Verehrung
von Vesta im Jahre 491 aufgehoben wurde, besteht der Kult des Staates
fort, was ich für offensichtlichen Fehler halte. Die Versuche, den Staat zu
heiligen, zum Heiligen Römischen oder sonstigen Reich zu erklären, sind alle
gescheitert, und bis heute gibt es keinen Staat, der ein home, ein Zuhause
für darin lebende Menschen darstellt. Die höllische Natur der Staaten
offenbart sich in infernalen Staaten, von denen zuletzt sogenannter
Islamischer Staat in Erscheinung getreten ist. Aber die Realitäten aller
übrigen in der Gegenwart existierenden Staaten lassen keine Zweifel daran,
welchem Zweck sie dienen, und wer davon profitiert; eigentlich niemand,
wenn man das Gesamtbild ins Auge fasst und alle Folgen ihrer Existenz
berücksichtigt.
Zu diesen Folgen gehört psychische Regression, welche zu korrigieren eine
fast unmögliche Aufgabe darstellt, solange freie demokratische Rechts–
staaten mit marktwirtschaftlicher Idolatrie bestehen, weil sie selbst un–
korrigierbar und unverbesserlich sind. Gleichzeitig ist die Rückumwandlung
von derzeitigem status infernalis in den status naturalis, unmöglich, weil es
306
für die Staaten eines solchen Urzustandes nicht gibt. So bleibt nur die Flucht
nach vorne und kreative Gestaltung der Zukunft, in der alles besser sein
sollte, als es in der Vergangenheit war. {37-41}
Ein Staat ist nichts anderes als die Widerspiegelung und die Summe
regressiver Zustände seiner Bürger, und stellt ein automatisches und
reduktionistisches Wahnsystem dar, das keine Veränderungen verträgt und
reibungslos funktioniert, weil alle daran beteiligte Wahnkranke keinen
Widerspruch verspüren und keinen Widerstand zulassen. Auf diese Weise
funktionierte schon Hitlers Volksstaat, der erst mit seiner vollständigen
Zerstörung zum Stillstand gekommen ist. Daher, um die Entstehung und die
Fortführung solcher kollektiven Wahngebilde zu unterbrechen, müssen sie
auseinander genommen und aufgelöst werden, und falls das nicht auf
einmal gelingt, dann solange, bis nichts davon übrig bleibt. Die Vertreibung
aus dem Paradies, das kein Gut und Böse kennt, muß unbedingt erfolgen,
um bösartige Entartung solcher Gebilde zu verhindern.
Während in der Natur alles fließt und sich verändert, scheinen viele
Personen von dem Wandel nicht betroffen zu sein, und sind die Ausnahmen
aus dieser Regel. Die Stupidität, d.h. angeborene, oder Senilität, d.h.
altersbedingte Starre ist, was als Erste in das Bewußtsein kommt, wenn man
über die Ursachen für solche Unbeweglichkeit nachdenkt. Es gibt aber, außer
erwähnter, noch eine Reihe anderer Zustände, die aus psychopathologischer
Berichterstattung bekannt sind. Dazu gehören Muselmänner, deren
Beschreibung zuerst Bruno Bettelheim gab {42-43}, was später als erlernte
307
Hilflosigkeit bekannt wurde {44}; Stupor, Mutismus, Negativismus,
Katalepsie, die unter dem Oberbegriff Katatonie vereint sind; schließlich
Apraxie und Atonie. Dystonien, aber auch Tourette-Syndrom repräsentieren
fehlgeleitete Beweglichkeit, die gleichfalls eine Form unkoordiniertes
Verhaltens darstellt wie auch übrige Kommunikationsstörungen.
Die Vorstufen des Gewissenszerfalls, die Defizite der Intelligenz, Ignorantis–
mus, Nihilismus, Negativismus, Starrsinn, Rigidität, Frigidität, Sorglosigkeit
können zu psychopathologischen Erscheinungen des Alltagslebens
zugeordnet werden, weil sie genauso oft vorkommen und allgegenwärtig
sind wie Versprechen, Vergessen, Vergreifen u.a. Fehlleistungen {45}.
Eine besondere nosologische Gruppe sind Enzephaliten verschiedener
Ätiologie. Bekanntester Fall von Enzephalitis wurde von Oliver Sacks
beschrieben, deren Verursacher vermutlich das Grippe-Virus war {46-47}.
Darüber hinaus geht solche Gefahr von Herpes-Virus, Toxoplasmen, Erreger
von Syphilis, Naegleria fowleri u.a. aus {48-51}. In besagtem Zusammenhang ist es wichtig zu betonen, daß neurotoxische Substanzen wie Alkohol
und Nikotin die Zellmembranen schädigen, was die Blut-Hirn-Schranke für
Pathogene durchlässiger macht und die Gefahr, an Enzephalitis zu
erkranken, erhöht. Es ist schon bedenklich, wie groß weltweiter Alkohol- und
Tabakkonsum ist, und welcher Schaden dadurch entsteht, einschließlich
regressiver Zustände, welche damit assoziiert sind und davon ausgelöst
werden.
308
An dieser Stelle möchte ich einen von meinen Aphorismen in das Deutsche
übersetzen: „Deutsch bedeutet keine Nationalität sondern Diagnose.“ {52}
Sicherlich gibt es länderspezifische Ausprägungen mentaler Zustände und
Mentalität {53}, dennoch ist es merkwürdig, daß die russische Sprache eine
Besonderheit der Deutschen in deren Bezeichnung festhielt. Deutscher heißt
auf Russisch немец, was soviel bedeutet wie der Stumme. Diese
Besonderheit beobachtete ich oft in Deutschland: die Stummheit dort, wo
man eigentlich sprechen sollte, und die Sprachlosigkeit, wenn gesprochen
wird. Unter Sprachlosigkeit meine ich die Unfähigkeit, passende Worte zu
finden und eigene Sprache zu beherrschen und zu gebrauchen {54}. Die
weitverbreitete Verantwortungslosigkeit entspringt gleichfalls dem Ver–
stummen des Gewissens, also innerer Stimme. Oft hat man Eindruck, als ob
die Deutschen nicht wissen, was ihre Muttersprache ist, weswegen sie
versuchen, einmal Englisch, ein anderes Mal Chinesisch zu sprechen.
Abgesehen davon, daß solches Verhalten auf ernsthafte Identitätskrise
hinweist, war der Umgang mit deutscher Sprache schon immer ein Problem
für die Deutschen gewesen. Bayerisch, Österreichisch, Schweizerisch {55}
und andere Dialekte, und der Mißbrauch der Sprache im 3. Reich und
danach sind überzeugende Beweise, welche meine Thesen bestätigen.
Die Abgabe ihrer Stimmen an ihre Volksvertreter im Bundestag ist gleichfalls
ein Zeichen ihrer Unmündigkeit, d.h. Stummheit, Sprachlosigkeit, und ihres
Unwille, mündig zu sein und sich ihres Verstandes ohne Leitung eines
anderen zu bedienen. Solches Verhalten kritisierte Immanuel Kant mit
deutlichen Worten {56}, war aber nicht erhört. Barbarus hic ego sum, quia
309
non intellegor ulli. – Ein Barbar bin ich hier, weil ich von niemandem
verstanden werde. Vox clamantis in deserto. – Die Stimme in der Wüste.
Vana est sapientia nostra. – Nutzlos ist unsere Weisheit. Der Ausgang aus
selbst verschuldeter Unmündigkeit erfordert Mut, den die Deutschen nicht
haben. Nicht zufällig ist die Heimatstadt von Kant seit 1945 in russischem
Besitz.
Famam curant multi, pauci conscientiam. Ich habe voriges Jahr nicht zufällig
über Merkelstan geschrieben {57}. Wenn Angela Merkel wiederholt über
Alternativlosigkeit spricht, ist ihre Äußerung überlegt, oder äußert sich darin
psychische Pathologie, die sich ausspricht, weil die Kontrollfunktionen bei ihr
weitgehend ausgefallen sind? Es handelt sich dabei nicht um das
Versprechen, dennoch ist die Fehlleistung nicht zu überhören. Falsus in uno,
falsus in omnibus. – Falsch in einem, falsch in allem. Die Sprache kann sehr
wohl für diagnostische Zwecke genutzt werden, und das Gesprochene ist
symptomatisch für inneren Zustand. Darüber hinaus, wie ich schon im
Vorwort zu medizinischem Bericht von Klaus Klempel ausführte {58},
spiegelt sich in einzelnem Schicksal wie im Teil des Hologramms die ganze
Nation wider. Wenn man diese Analogie verfolgt, ist die Frage berechtigt,
inwieweit mentaler Zustand deutscher Nation sich in Person von Angela
Merkel widerspiegelt, und von dem, was sie spricht und wie sie sich verhält,
abzulesen ist? Früher lautete die Antwort auf diese Frage eindeutig: „Ein
Volk, ein Reich, ein Führer.“ Ist es heute anders, und vor allem, besser
geworden, als in der Vergangenheit? Vieles gibt mir den Grund, das zu
bezweifeln. {59}
310
Zu den Voraussetzungen gegenwärtiger Kultur gehören die Ausblendung des
Körpers mit seinen Sexualorganen {60-61}, und die Verzögerung des
Heiratsalters; die damit gewonnene Zeit wird für die Intelligenzentwicklung
genutzt. Logischerweise ist alles, was diesen Voraussetzungen entgegenwirkt, wird als Sünde bezeichnet. Pädomanisches Verhalten stellt einen
Sündenfall dar, weil es gegen das Verbot des Gebrauchs unreifes Körpers
verstößt, und damit körperliche wie auch geistige Reifung bedroht,
geschweige denn allen übrigen Folgen. Die gleiche Gefahr geht von Apple,
fakebook und ihren Nachahmungen aus, weil die damit verbundene
Smartphonomanie zu gleichem Ergebnis führt.
Allerdings hat die Kirche bei der Verdammung des Körperlichen übertrieben,
weswegen ihre Schützlinge mit einem Schuldkomplex aufwuchsen, der
negativ auf ihre Intelligenz und ihre Gemüter auswirkte. Daher muß bei dem
Umgang mit Sexualität immer auf biologische Uhr und persönliche
Physiologie geachtet werden, so daß die Reifung in einer Balance des
Körpers und der Intelligenz erfolgt. Darüber hinaus, muß die Überregulierung vermieden werden. Die Begrenzung der Naktheit bis auf
hygienische Maßnahmen, d.h. Waschen und Ausscheiden, strenge
Regulierung der Heirat, die Schulpflicht, die Reglementierung vieler Aspekte
zwischenmenschlicher Beziehungen, alle diese Maßnahmen in ihrer
Gesamtwirkung haben einen Wilden, der sich in einem status naturalis
befand, in ein Kunstwerk verwandelt. Die Rolle der Kirche bei dieser
311
Verwandlung oder Metamorphose gleicht mütterlicher Fürsorge, und
entsprechendes Symbol dafür ist die Mutter Maria mit dem Jesuskind.
Dennoch ist die Übertreibung kirchlicher Forderungen in Bezug auf das
Körperliche keinesfalls ein Zufall. Die Kirche als Mutter, der Staat als Vater
(daher Vaterland, im Gegensatz zum Russischen родина Mutterland) – das
ist traditionelle Rollenverteilung der Macht im Westen (nur in Person von
Angela Merkel sind sowohl der Vater-Staat als auch die Mutter-Courage
vereint). Es lässt sich über ihre Verhältnisse zueinander streiten, eines ist
unzweifelhaft: beide ergänzen einander bei dem Erreichen ihres gemein–
samen Ziels: zu dominieren und sich über jeweiliges Volk zu erheben, was
natürlich nicht als Selbstzweck betrieben wird. Man sollte sich nicht darüber
hinwegtäuschen, was in deren Namen gesagt und gepredigt wird. Wenn der
Papst mit dem Verweis auf Neues Testament über die lebende Steine redet,
woraus seine Kirche besteht und gebaut wird {62}, bedeutet das nichts
anderes, als die Reduzierung der Menschen auf den Baustoff, womit sowohl
die Kirche als auch der Staat sie entmenschlicht, missbraucht und
zweckentfremdet. Für selbsternannte Herren sind die Menschen nur das
Arbeitsvieh und der Baustoff zugleich, und der Zweck, welchem sie dienen,
besteht schlicht und einfach darin, die Herrschaften mit allem Nötigen zu
versorgen, für sie repräsentative Gebäude zu bauen, und bestehende
Verhältnisse aufrechtzuerhalten und zu festigen. Nicht anders war es im
Pharaonenland, wo lebende Steine die Pyramiden errichteten.
312
Aber nicht alle Traditionen sind schlecht und müssen als veraltet und
unbrauchbar verworfen werden. Die Vermischung der Rollenverteilung und
Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern, die mit der Umwertung aller
Werte erfolgte, und in tendenziöser Verirrung des Feminismus und
Genderismus ihren Ausdruck fand {63}, muß aufhören, um das Wohl der
Kinder und der Gemeinschaft nicht zu gefährden. Weil die Kinder biologisch
und physiologisch im Prozess ihrer Reifung in vorpubertärer Zeit an die
Mütter und ihre Vertreter gebunden sind, müssen bestimmte Berufe, die
ohnehin traditionell von Frauen besetzt werden, ihnen überlassen, d.h.
Lehrerin, Kindergärtnerin, Köchinnen müssen überwiegend Frauen sein {64}.
Den Väter fällt dann eher die Rolle des Versorgers und des Beschützers der
Familie zu, um ihre Frauen von der Arbeit zu entlasten und ihnen mehr Zeit
zu geben, damit diese Zeit überwiegend für intellektuelle Förderung des
Kindes und eigene Fortbildung genutzt wird. Die zwischenmenschliche
Interaktion kann nichts ersetzen, d.h. die Wiegenlieder müssen von den
Frauen gesungen werden, und diese Aufgabe kann weder Automaten noch
Radio überlassen werden. Die Beschäftigung der Kinder mit Apple, mit
Spielautomaten und mit fakebook führt zu ihrer Verwahrlosung und zur
Entfremdung, behindert ihre intellektuelle Entwicklung, und verwandelt sie in
Psychopathen. Das ist als ob Kinder in fortgeschrittenem Alter dazu genötigt
werden, mit der Kinderklapper zu spielen. Eltern, die das tun, handeln in
höchstem Maße verantwortungslos, und das muß aufhören.
Das hört aber nicht von selbst auf, weil solche unverantwortliche Eltern sich
in regressivem Zustand befinden, und beerben ihre Kinder damit. Sie sind
313
infantil, obwohl gebärfähig, und ihre Kinder sind für sie nichts anderes, als
Spielzeug, das nur für gewisse Stunden gebraucht wird, und restliche Zeit
sich selbst oder eben Apple, fakebook & Co überlassen wird. Auch solche
Spielzeuge müssen für Kinder unerreichbar sein, weil von ihnen reale Gefahr
ausgeht.
Allein mit Verboten ist es nicht zu erreichen, die gegenwärtige Massen–
verdummung und Regression aufzuhalten und zu überwinden, dennoch sind
sie ein wichtiger und richtiger Schritt zur Verhinderung regressives
Rückgangs. In parallel dazu muß viel getan werden, um gegenwärtige
regressive Tendenz in ihr Gegenteil zu verwandeln. Wichtige Voraussetzung
dafür ist die Unterscheidung zwischen intelligenten und nicht intelligenten
Menschen, damit intelligente Menschen in ihrer Fortentwicklung nicht
aufgehalten und in ihrer Intelligenz nicht behindert werden von solchen, die
zurückgeblieben sind. {38}
Referenzen.
1.
А.Е.Махов.
Сад
демонов
-
Hortus
daemonum.
Словарь
инфернальной мифологии Средневековья и Возрождения. Москва,
1998.
2. Primärvorgang entspricht Lustprinzip, Sekundärvorgang entspricht
Realitätsprinzip.
314
„ „Was das Ich von der äußeren und von der Libidogefahr im Es befürchtet,
läßt sich nicht angeben; wir wissen, es ist Überwältigung oder Vernichtung,
aber es ist analytisch nicht zu fassen." Robert Wälder bezeichnet es als
„Gefahr, in seiner Organisation zerstört, überflutet zu werden." Diese Angst
des Ichs vor der Triebstärke wirkt nicht anders als die Über-Ich-Angst oder
die Realangst, die wir bisher verfolgt haben. Sie setzt Abwehrmechanismen
gegen den Trieb in Bewegung, die dann zu allen uns bekannten Folgen für
die Neurosen- und Charakterbildung führen.“
Anna Freud. Das Ich und die Abwehrmechanismen, 1936.
3. A. Poleev, R.L. Stevenson. Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde,
der das gestörte Verhältnis zwischen Wissenschaft und Massengesellschaft
umfassend beschreibt. Enzymes, 2005.
http://www.enzymes.at/metascience/metascience.html
http://www.enzymes.at/download/metascience.pdf
4. Compulsive hoarding – das Messie-Syndrom.
Die Analyse des Kapitalismus, die von Karl Marx durchgeführt wurde, ist
gleichsam die Darlegung sozialer Pathologie, deren treibende Kraft die
Habsucht ist. Obwohl der Verfasser des Kapitals nicht imstande war, seinen
chronisch kranken Patienten zu heilen, gab er ihn Sigmund Freud weiter, der
seine Analyse und Behandlung fortführte. Das Ergebnis dieser Übernahme
war das Regelwerk der Psychoanalyse, mit deren Hilfe möglich geworden ist,
den Kranken und seinen Wahn einzugrenzen und aufzuhalten. Die aktuelle
315
Aufgabe besteht lediglich darin, das Vorhaben zu vollenden, das Regelwerk
in Betrieb zu nehmen, und konsequent anzuwenden.
5. Die Funktion solcher (psychopathischen) Vereinigungen besteht darin,
Defizite und Ausfälle der Selbstwertregulierung deren Mitglieder durch
gegenseitige Bestätigung zu kompensieren.
Rezension über das „Handbuch der Antisozialen Persönlichkeitsstörung“,
Schattauer, 2017.
http://enzymes.at/download/Rezension.pdf
6. Ausführlicher über Amtssprache und Vernunft in: A. Poleev. A russian
opinion. Enzymes, 2009.
http://www.enzymes.at/download/opinion.pdf
7. Johann Wolfgang von Goethe, Gedichte. Ausgabe letzter Hand. 1827,
Zahme Xenien VI.
8. A. Poleev. Trickdiebstahl. Enzymes, 2012.
http://enzymes.at/download/Trickdiebstahl.pdf
9. A. Poleev. The Tommyknockers complex. Enzymes, 2008.
http://www.enzymes.at/download/tkk.pdf
Unter Artefakten sind insbesondere die Kunstwerke zu verstehen, weil deren
Herstellung künstlerische Fertigkeiten erfordert und voraussetzt. Darüber
hinaus ist jede künstlerische Tätigkeit ein Lernprozess, im Verlauf dessen der
316
Künstler die Realität der Vorbilder sowie innere Realität, in der sich die
äußere Realität widerspiegelt, begreift und nachbildet bzw. interpretiert und
eine Synthese vollzieht.
10. Bruno Bettelheim. Joey: A 'Mechanical Boy'. Scientific American, 200,
March 1959: 117–126.
Ist das ein Zufall, wenn ein österreichischer Deutscher mit merkwürdigem
Namen Schwarzenegger einen „guten“ Roboter spielt, der auf der Seite der
Menschen steht und zusammen mit ihnen eine Armee „böser“ Roboter
bekämpft? Oder vielmehr sind solche Darstellungen der Bestandteil
großangelegter Propaganda á la P. J. Goebbels, womit irrige Vorstellungen
des Deutschtums in die Hirne ahnungsloser Konsumenten eingehämmert
werden? „(Ich bin) Ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets
das Gute schafft.“ – Mit solchen Sprüchen erteilen sich die Deutschen eine
Absolution, um weiterhin das Böse zu tun, das sich erst im Nachhinein als
das Gute erweisen sollte.
11. A. Poleev. Architektur des neolithischen Zeitalters. Enzymes, 2008.
http://enzymes.at/download/architecture.pdf
12. Ersatzhandlungen sind Zwangshandlungen, weil sie psychogenetische
Verhaltensprogramme nachbilden und sie in zahlreichen Variationen
reproduzieren, ohne ihr eigentliches Ziel zu erreichen. Sie sind dafür
bestimmt, die psychische Energie, die Spannung, abzuführen, um die
Schädigung des eigenen Selbst zu verhindern. „Die Taktik, welche der Arzt in
317
dieser Situation einzuschlagen hat, ist leicht zu rechtfertigen. Für ihn bleibt
das Erinnern nach alter Manier, das Reproduzieren auf psychischem Gebiete,
das Ziel, an welchem er festhält, wenn er auch weiß, daß es bei der neuen
Technik nicht zu erreichen ist. Er richtet sich auf einen beständigen Kampf
mit dem Patienten ein, um alle Impulse auf psychischem Gebiete
zurückzuhalten, welche dieser aufs Motorische lenken möchte, und feiert es
als einen Triumph der Kur, wenn es gelingt, etwas durch die Erinnerungsarbeit zu erledigen, was der Patient durch eine Aktion abführen möchte.
Wenn die Bindung durch die Übertragung eine irgend brauchbare geworden
ist, so bringt es die Behandlung zustande, den Kranken an allen
bedeutungsvolleren Wiederholungsaktionen zu hindern und den Vorsatz
dazu in statu nascendi als Material für die therapeutische Arbeit zu
verwenden. ... Man schont dabei gern, was von der persönlichen Freiheit des
Analysierten mit diesen Vorsichten vereinbar ist, hindert ihn nicht an der
Durchsetzung belangloser, wenn auch törichter Absichten und vergißt nicht
daran, daß der Mensch eigentlich nur durch Schaden und eigene Erfahrung
klug werden kann.“ Sigmund Freud. Erinnern, Wiederholen und
Durcharbeiten. Internationale Zeitschrift für Ärztliche Psychoanalyse, Bd. 2
(6), 1914, S. 485-91.
13. Jose Ortega y Gasset. La rebelion de la masas (deutsch: Der Aufstand
der Massen), 1930.
14. Francis Fukuyama. The End of History? The National Interest, 1989, 16:
3–18.
318
15. John Dunn. In the glare of recognition. The Times Literary Supplement,
24 April 1992, p. 6.
16. A. Poleev. A review on a peer review. Enzymes, 2016.
http://www.enzymes.at/download/review.pdf
17. A. Poleev. Letters to the american people. Enzymes, 2018.
http://enzymes.at/download/letters.pdf
18. A. Poleev. Indictments. Enzymes, 2010.
http://www.enzymes.at/download/indictments.pdf
19. А. Полеев. Конституционный строй в России. Enzymes, 2013.
http://www.enzymes.at/download/assembly2013.pdf
20. A. Poleev. Asylantrag. Enzymes, 2012.
http://enzymes.at/indictments/Asylantrag.pdf
21. A. Poleev. Mafialand NRW, 2013.
http://www.enzymes.at/indictments/Mafialand.pdf
22. A. Poleev. Ungeziefer. Enzymes, 2014.
http://www.enzymes.at/indictments/Ungeziefer.pdf
319
23. A. Poleev. Berlin - Zoologischer Garten. Enzymes, 2015.
http://www.enzymes.at/download/Berlin.pdf
24. A. Poleev. Recht auf Widerstand. Enzymes, 2016.
http://www.enzymes.at/indictments/resistance.pdf
25. Disclosure.
http://enzymes.at/judgments/disclosure.pdf
26. SS-Bahn.
http://enzymes.at/judgments/SS-Bahn.pdf
27. Wohnberechtigungsschein.
http://enzymes.at/indictments/WBS.pdf
28. Zum Frauentag im Jahr des Schweins.
http://enzymes.at/indictments/2019.pdf
29. Schreiben an Urs Rohner (Credit Suisse), Dr. Thomas J. Jordan
(Schweizerische Nationalbank), Dr. Thomas Bauer (Eidgenössische
Finanzmarktaufsicht), Schweizerischen Bankenombudsman, Herbert J.
Scheidt (Schweizerische Bankiervereinigung).
http://constitution.fund/letters/Schweiz.pdf
320
30. A. Poleev. Metaanalysis of psychoanalysis. Enzymes, 2016.
http://www.enzymes.at/download/psychoanalysis.pdf
31. Schreiben an und betreffend Michelle Bachelet.
http://enzymes.at/statements/Bachelet.pdf
32. Schreiben vom 8.02.2019 an Prof. António Costa Pinto.
http://constitution.fund/letters/Pinto.pdf
33. Das Protokoll der Stiftung für die Errichtung konstitutioneller Ordnung
(Фонд конституционного строительства).
http://constitution.fund/pages/log.htm
34. A. Poleev. Die Burg. Enzymes, 2009.
http://enzymes.at/download/castle.pdf
35. Aller Wahrscheinlichkeit nach, leitet sich Ἑστία von ἵστηµι (ἑστάναι δια
παντος) und/oder von έστἰα ab.
36. Stata ist der Vorname von Vesta laut Lateinwörterbuch von Charlton T.
Lewis.
Charlton T. Lewis. An Elementary Latin Dictionary. American Book Company,
1890.
321
37. A. Poleev. Zukunft einer Idee. Enzymes, 2007.
http://enzymes.at/idea/idea.html
38. Understanding im Englischen ist nichts anderes als unterstehen,
weswegen Verstand zu Unterstand wird, was natürlich eine Subordination
bedeutet und die Möglichkeit ausschließt, etwas von sich selbst zu
verstehen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
In deutschsprachiger Wikipedia wird erklärt, gaß die Intelligenz von
lateinischen inter „zwischen“ und legere „lesen, wählen“ abgeleitet ist, was
irreführend ist, weil lateinisches Wort intellegentia aus drei Teilen besteht,
und lateinische in- + tel + lego griechischen ἐν- + τέλος + λέγω
entsprechen. Die Verirrung führt in diesem Fall zum Mißverstand und Irrtum,
dementsprechend zu verstehen und zu konsumieren gleichbedeutend sind,
und nur wählen, nicht selbst bestimmen, möglich und zulässig ist.
Demokratische Wahlen und Konsumismus sind Bestandteile solcher irrigen
Vorstellungen. Das, was heute in englischsprachigen Ländern als Intelligenz
bezeichnet wird, (so z.B. Central Intelligence Agency), ist keine Intelligenz
sondern Agentendienst im Auftrag der Regierung oder in eigenem Auftrag,
und entsprechendes Äquivalent dafür im Griechischen ist κρυπτεία. Im
Gegensatz dazu bedeutet Intelligenz sowohl Verstand als auch Selbstbewußtsein und Selbstbestimmung. Synonymisch dazu ist jede Vernunft die
Fähigkeit, selbst zu entscheiden und zu unterscheiden, zwischen Vernunft
und Unvernunft zu unterscheiden, zu verstehen und sich selbst zu erkennen.
Damit übereinstimmend lautete die Aufschrift am Tempel von Apollo in
Delphi: Γνῶθι σεαυτόν – Erkenne dich!
322
A. Poleev. Was ist Intelligenz? Enzymes, 2011.
http://enzymes.at/download/convention.pdf
39. A. Poleev. Userization. Enzymes, 2012.
http://enzymes.at/download/userization.pdf
Als eine Abart des Vergessens, stellt die marktwirtschaftliche Abstraktion
eine Reduktion dar, welche die Natur einschliesslich die Menschen sowie die
Artefakte, die sie erzeugen, in die Zahlen umwandelt, um „wirtschaftswissenschaftliche“ Rechenoperationen zu ermöglichen. Diese Reduktion hat
Folgen für die Wahrnehmung der Komplexität, die zur Simplizität wird. Im
Zuge der Reduktion werden zuerst die Gebrauchsgegenstände zu Waren, der
Warenmarkt zum Markt der „Wertpapiere“, und die Börse verwandelt sich in
eine Maschine, in ein Automat zur Durchführung der Rechenoperationen. Die
Menschen werden gleichfalls simpliziert und verhaltensmäßig zu Automaten,
die nicht denken, sondern abrechnen. Das Denken wird zum Kalkül, und der
Mensch zum Kalkulator. Diese Umwandlung hat Auswirkung auf die Sprache,
die sich in reduktionistischen Schemen ausdrückt, und die Menschen in
zurechnungsfähige und unzurechnungsfähige oder in zahlungsfähige und
zahlungsunfähige aufteilt, abhängig davon, ob sie imstande sind, sich
anzupassen und entsprechend vorgegebenen reduktionistischen Schemen zu
verhalten. Solche Diskriminierung, Gleichschaltung, Simplizierung und
Selbstvergessenheit muß aufhören, und einer anderen Ökonomie weichen,
die mit Ökologie und menschlicher Physiologie kompatibel ist.
323
40. A. Poleev. Manifest der Neuzeit. Enzymes, 2017.
http://enzymes.at/download/manifest.html
http://enzymes.at/download/manifest.pdf
41. Assembly.
http://assembly.re
42. Bruno Bettelheim. Individual and Mass Behavior in Extreme Situations.
Journal of Abnormal and Social Psychology, 1943, 38: 417–452.
https://psycnet.apa.org/journals/abn/38/4/417.pdf
43. Bruno Bettelheim. The Informed Heart: Autonomy in a Mass Age. The
Free Press, 1960.
44. Martin Seligman. Learned helplessness. Annual Review of Medicine,
1972, 23 (1): 407–412.
45. Sigmund Freud. Zur Psychopathologie des Alltagslebens, 1904.
46. Constantin von Economo. Die Encephalitis lethargica. Deuticke Verlag,
1918.
47. Oliver Sacks. Awakenings, 1973.
324
48. Henriques R.P. Turin’s breakdown: Nietzsche’s pathographiesand medical
rationalities. Ciência & Saúde Coletiva, 23(10):3421-3431, Oct. 2018.
49. Ruth F. Itzhaki. Corroboration of a Major Role for Herpes Simplex Virus
Type 1 in Alzheimer’s Disease. Front. Aging Neurosci. 2018, 10:324.
https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnagi.2018.00324/full
50. Manfred Spitzer. Parasitärer Kapitalismus: Toxoplasmose und Kultur.
Nervenheilkunde, 2018, 37: 773-778.
51. Cecil G. Butt. Primary Amebic Meningoencephalitis. New England Journal
of Medicine, 1966, 274 (26): 1473–6.
52. A. Poleev. Fragmente. Enzymes, 2017.
http://www.enzymes.at/download/fragments.pdf
53. A. Poleev. Typologie der Mentalität. Enzymes, 2018.
http://enzymes.at/download/mentality.pdf
54. A. Poleev. Octology. Enzymes, 2010.
http://www.enzymes.at/download/octology.pdf
Der Apfel der Verführung repräsentiert die Mutterbrust, weil jede Kenntnis
wie die Sprache mit der Mutterbrust beginnen und mit der Muttermilch
aufgenommen werden. Sinngemäß leitet sich education von edo ab, еда im
Russischen bzw. die Nahrung im Deutschen. Die Versuchung geht der
325
Verführung voraus, was gleichfalls im Russischen eine Entsprechung findet:
искушение, соблазн für das Erste, und совращение für das Andere.
Jede Versuchung und Verführung bietet oder bedeutet eine Änderung des
bestehenden Zustandes, und der Übergang selbst ist der Schwebezustand
der Unbestimmtheit und Ungewissheit über das Weitere und Nachfolgende.
Daher ist angebissener Apfel ein ambivalentes Symbol und steht sowohl für
das Gute als auch für das Böse. Das Gute an dem Ausgang aus
ursprünglichem Zustand besteht in Möglichkeiten, die vorteilhaft und
gewinnbringend sein können. Oder sie können die Gefahr mit sich bringen,
die Unschuld, d.h. Einheit und Integrität zu verlieren, was die Verstimmung
und den Zerfall der Individualität und des integralen Zustandes nach sich
zieht, und in der Verworrenheit endet, aus der es kein Zurück mehr gibt.
Daher ist jede Verführung ein point of no return, und die Personifizierung
möglicher Gefahren ist διάβολος дьявол – der Spalter, искуситель,
раздор, разлад.
Ein anderer Baum, der im Zentrum des alttestamentarischen Eden wuchs,
war der Baum des Lebens. Ich verweise an dieser Stelle auf griechische
Ursprünge dieser Erzählung, nur der Garten Eden hieß es im Original der
Garten von Hesperiden, wo der Apfelbaum wuchs, dessen goldene Früchte
die Quelle des ewigen Lebens waren. Laut einer anderen Erzählung, stiftete
die Göttin Eris (Ἔρις) aus Rache, daß sie nicht zur Hochzeit von Peleus und
Thetis eingeladen war, die Feindschaft zwischen Hera, Athene und
Aphrodite, indem sie den Jüngling Paris entscheiden ließ, wer von ihnen die
Schönste ist, und wer von ihnen als Zeichen der Anerkennung den goldenen
326
Apfel mit dem Aufschrift καλλίστῃ erhalten soll. Später wurde Eris zu
römischer Discordia, und danach zu διάβολος, und die Prediger sowie die
Anhänger nicht orthodoxer Lehren zu Häretiker. Die Einmischung von Eris bei
der Hochzeit, und daraus resultierende Feindschaft und Krieg, geben den
Grund, an den wahren Verursacher dieser und anderer Geschichten zu
denken – an ihren Zwillingsbruder Eros.
55. Schweizerisches Idiotikon.
https://www.idiotikon.ch
56. Das Gebot der Aufklärung besteht geradezu in der Überwindung der
Widerstände in Bezug auf die Kenntnis und die Selbsterkenntnis: Du sollst
wissen ! „Ein Mensch kann zwar für seine Person und auch alsdann nur auf
einige Zeit in dem, was ihm zu wissen obliegt, die Aufklärung aufschieben;
aber auf sie Verzicht zu tun, es sei für seine Person, mehr aber noch für die
Nachkommenschaft, heißt die heiligen Rechte der Menschheit verletzen und
mit Füßen treten.“ Immanuel Kant. Was ist Aufklärung?
57. Hochstaplerin.
http://enzymes.at/download/conwoman.pdf
58. Dr. med. Klaus Klempel. Gutachten über Herr H. Enzymes, 2013
http://www.enzymes.at/download/Gutachten.pdf
327
59. Der Schöne-Schein-Staat (SS-Staat) BRD wurde 1949 in betrügerischen
Absichten geschaffen, die Öffentlichkeit und die Bürger dieses Staates über
seine wahre Natur hinwegzutäuschen. Alle seine dramatischen Gesten, ob
Kniefall, Mauerfall, Fall des eisernen Vorhangs u.s.w., waren nur Betrugs–
handlungen. Aber jede Lüge und jeder Betrug haben ein Verfallsdatum, und
das Lügengebäude der BRD wird unter der Last der Lügen zusammen–
stürzen, und die Lügner unter sich begraben.
http://enzymes.at/indictments/prosecution.pdf
60. A. Poleev. Herr-Mania. Enzymes, 2007.
http://enzymes.at/download/penis.pdf
61. Криптомания/Kryptomanie.
http://enzymes.at/download/cryptomania.pdf
62. Pope Francis, Angelus of 27.08.2017.
http://w2.vatican.va/content/francesco/en/angelus/2017/documents/papafrancesco_angelus_20170827.html
63. Über Feminismus in: A. Poleev. Exorcism. Enzymes, 2018.
http://www.enzymes.at/download/exorcism.pdf
Feminismus ist weibliche Form des Narzissmus, und somit auch
Infantilismus, – im Normalfall ein vorübergehender Zustand, in dem die
Selbstbewunderung als Widerspiegelung der Elternliebe zu treibender Kraft
der Entwicklung wird. Ist die Person unfähig, die Selbstbewunderung zu
328
überwinden, wird ihre Psychogenese gehemmt oder gestoppt, was in der
Behinderung oder in der Unfähigkeit resultiert, andere Personen
einschließlich eigene Kinder so zu lieben und ihnen die Liebe so zu
schenken, wie man sich selbst liebt und wie man geliebt wurde. Die
Selbstbewunderung ist ein autologisches Motiv, um das sich narzisstisches
Universum dreht, sein Mittelpunkt, der nicht teilbar und nicht aufnahmefähig
ist für weitere Liebesobjekte, die nur als Trabanten auf Peripherie dieser
kreisenden Bewegung existieren können, und denen nur der Schein der
Liebe übrigbleibt.
64. Shaul Bar-Haim. Regression and the maternal in the history of
psychoanalysis, 1900-1957.
Die Psychoanalyse komplementiert regressiven Zustand der Patienten, die
aus archetypischen Verhältnissen herausgefallen sind (so wie ein noch nicht
ausgewachsener Vogel aus dem Nest fällt), und brauchen daher elterliche
Fürsorge, welche ein Psychoanalytiker für therapeutische Zwecke simuliert
und im Verlauf der Therapie als Ersatz für die Eltern dient, dennoch nicht,
um sie in regressivem Zustand zu halten, sondern, im Gegenteil, um sie aus
diesem Zustand herauszuführen.
Weil die meisten Menschen nicht erwachsen werden und infantil bleiben,
benötigen sie eine Führung, einen Führer, der für sie eine Stütze ist und ihre
jeweiligen archetypischen Verhältnisse repräsentiert und wiederherstellt.
Dieses Verlangen der Massen muß auf ähnliche Weise therapiert werden, wie
bei einzelnen Patienten. Der allgemeine Mangel sowohl an Männlichkeit als
329
auch an Weiblichkeit ist ein weiteres therapiebedüftiges Phänomen.
Willenlose und schwachsinnige Männer sowie frigide Frauen können ihre
biologisch vorgegebenen Rollen nicht übernehmen und versagen als Väter
oder Mütter, weil sie als Vorbildäquivalente untauglich sind.
330
Springer.
So seid nun wach allezeit und betet,
daß ihr würdig werden möget, zu entfliehen
diesem allem, das geschehen soll, und
zu stehen vor des Menschen Sohn.
Lukas 21:36
Die Verblendung amerikanischer Behörden in Bezug auf kriminelle
Betätigung von Springer {1}, der bisher von Strafmaßnahmen, welche
andere deutsche Konzerne trafen (Deutsche Bank, Bayer, Volkswagen,
Daimler, Siemens, Bosch u.a.), ausgenommen blieb, ist symptomatisch, und
die Erklärung dafür ist offensichtlich für unvoreingenommenen Betrachter.
Eine bekannte Phrase in etwas geänderter Fassung erleichtert das Verstehen
der Gründe für diese Ausnahme: Die Lüge muß ungeheuerlich sein, damit
man sie übersieht und sie unerkannt bleibt {2–5}. Etwas zu übersehen ist
eine Fehlleistung, wobei diejenigen, die von dieser Fehlleistung betroffen
sind, verweigern, ihre Fehlleistung einzusehen und ihre Unterlassung
einzugestehen, geschweige denn, die Gründe dafür zu erkennen.
Eingehende Analyse ergibt, daß es mehrere Gründe für angesprochene
Fehlleistung und Unterlassung gibt, die im Nachfolgenden erläutert werden.
Die Vorbedingungen des Sehens sind einerseits die Entsprechungen
zwischen Wahrnehmung und Wiedergabe wahrgenommener Inhalte in
rezeptiven Felder des Neuroms, anderseits, sind sie auf die Beschaffenheiten
331
des Auge zurückzuführen. Etwas, was übersehen wird, kann im Bereich des
sogenannten blinden Flecks auf der Netzhaut liegen. Die Kurzsichtigkeit
(Myopie) oder die Weitsichtigkeit (Hyperopie) können andere Gründe dafür
sein, daß etwas offensichtliches aus dem Blickfeld verschwindet. Dritte, und
vielleicht wichtigste Vorbedingung für das Sehen oder für das Übersehen, ist
das rezeptive Vermögen des Assoziatoms, welches die Grundlage für unser
Selbst– sowie Weltbild ist. Allein schon das Fehlen eines Begriffs kann zum
Verschwinden seines Vorbildes bzw. seiner realen Entsprechung aus dem
logischen Zusammenhang führen. Das Unsagbare ist unfassbar und kann
folglich nicht gedacht werden, und wenn die Worte fehlen, kann auch ein
Teil der Realität nicht begriffen und mit keinem Sinnesorgan erfasst werden.
{6}
Es reicht nur die Gedanke zulassen, daß Springer nicht das ist, wofür er
gehalten wird, um eine berechtigte Frage zu legitimieren: Was Springer in
Wirklichkeit ist? Bei der Beantwortung dieser Frage wird erkenntlich, daß
dieser Konzern bisher nicht zum Gegenstand strafrechtlicher Untersuchungen geworden ist, weil die Gedanke, daß er im Zentrum einer
Verschwörung stehen könnte, als absurd und unannehmbar abgewehrt
wurde. Dennoch ist der Widerstand ein Indiz für die Verdrängung, und mit
verdrängten Inhalten müssen wir uns befassen, um zur Schlußfolgerung zu
kommen, daß Springer eine Schlüsselrolle in der Verschwörung spielt, die
weitreichender und gravierender ist, als die Vergehen anderer Konzerne.
332
Es wird angenommen, daß Springer rein wissenschaftlichen Zwecken dient,
und als Dienstleister seinen deklarierten Aufgaben, d.h. der Aufklärung treu
ergeben ist {7–8}. Dennoch stellt sich die Frage nach den Inhalten der
Aufklärung. Was die Aufklärung im 3. Reich war, kann als Gegenteil davon
bezeichnet werden. Wenn Springer nur die Inhalte wissenschaftliches
Denkens und wissenschaftlicher Untersuchungen wiedergeben würde, wäre
in seinen Inhalten auch mein Denken und Ergebnisse meiner Untersuchungen vorhanden, weil sie nach meiner Bewertung und Einschätzung
eine außerordentliche Leistung darstellen. Da dies nicht der Fall ist mit
Ausnahme einer Publikation {9}, ist dieser Ausfall ein manifester Indiz für
Verdrängung, die aufgrund des Widerstandes zustande kommt.
Der Widerstand ist das Ergebnis widerstrebender Kräfte, die im Kraftfeld der
Psyche wirken, und das, was verdrängt wird, ist etwas, was mit dem nicht
kompatibel ist, was als Wahrheit deklariert wird. Aus der Neurosenlehre
wissen wir, daß jede Neurose die Wahrheit in Zweifel zieht, die von
psychoanalytischer Untersuchung als Scheinbarkeit erkannt wird. Erst bei
der Offenbarung der Wahrheit, die sich hinter der Scheinbarkeit verbirgt,
werden die Verhältnisse zwischen ihnen aufgedeckt und damit die Ursprünge
jeweiliger Verhaltensstörung verstanden.
Mit anderen Worten, geht es bei den Verhältnissen zwischen manifesten,
d.h. bewußten, und latenten, d.h. unbewußten und verdrängten Inhalten um
verschiedene Wahrheiten, die im Falle einer Neurose einander widersprechen, und das Ringen um eine richtige, d.h. der Realität entsprechende
333
Wahrheit wird zur Frage seelischer Gesundheit, und manchmal auch zur
Frage des Überlebens.
Die Frage, die in unserer Analyse als nächste gestellt werden muß, lautet:
Was muß in Zweifel gezogen werden: Die Wahrheit, die von Springer
präsentiert wird {10}, oder meine Wahrheit, die in dieser Präsentation nicht
enthalten ist? {11} Und wenn meine Wahrheit stimmt, während die von
Springer nicht, was sind die Gründe für solche Perversion der Aufklärung?
Die Gründe dafür wurden genannt. Das ist die Verblendung, die einerseits
mit narzisstischer Selbstbestätigung zu erklären ist, andererseits, die
Unfähigkeit, die Wahrheit zu erkennen aus Verlogenheit und fehlender
Interesse an dieser Aufgabe. Wie ein Narziss sterben würde, falls er sich
erkenne, so muß auch Springer untergehen, falls viele von ihm präsentierte
Beiträge als Unwissenschaft erkannt und als unwissenschaftlich verworfen
werden, womit auch viele Auszeichnungen, akademische Graden und
Rangen, sowie erworbenes und ausgegebenes Geld als unangemessen oder
unzweckmäßig aberkannt werden müssen, was auch strafrechtliche
Konsequenzen nach sich ziehen wird angesichts des kriminellen Vorsatzes,
mit dem die falsche Aufklärung jahrzehntelang betrieben wurde.
Das Bestreben zu manipulieren ist für psychopathisches Verhalten
charakteristisch, daher gilt ihr besonderes Interesse der Erforschung der
Manipulierbarkeit und der Beeinflußbarkeit anderer Menschen. Die
Möglichkeiten dazu bieten die Verfälschung der Sprache; die psychotropen
334
Substanzen, welche das Bewußtsein verändern; die Techniken der
Massensuggestion; die Erzeugung der Angst, die die Fähigkeit zu analysieren
und klar zu denken blockiert; die künstliche Umgebung, wodurch naturliche
Umgebung ersetzt und zerstört wird; die Ersatzhandlungen, womit sinnvolle
Tätigkeit in ihr Gegenteil verwandelt wird, u.a. Alle diese Methoden kamen
zum Einsatz, um psychopathische Ziele zu erreichen.
Die Sprache gründet sich geradezu in dem, daß kompatible Inhalte
aufeinander treffen. Der Himmel ist am Tag blau und in der Nacht schwarz:
das ist ein Beispiel für Wahrheit. Etwas anderes zu behaupten wäre eine
Lüge. Die Überprüfung des Sinngehalts der Äußerungen und der Sätze kann
unschwer sein, wenn man die Methode kontrastierender Gegenüberstellung
anwendet. Jedoch erfordert diese Aufgabe eine wissenschaftliche Kompetenz
sowohl im Bereich der Sprache im Allgemeinen als auch begriffliche
Kompetenz, wenn es um komplexe Themen und wissenschaftliche Texte
geht. Eine Tendenz der Spezialisierung und der Spaltung der Wissenschaft in
einzelne Wissenszweige erschwert die Verständigung der Zusammenhänge,
weswegen eine besondere Methode zum Ansatz kommt: die Metaanalyse,
die ein Bestandteil der Metawissenschaft ist, welche die Grenzen und die
Begrenztheit einzelner Wissenszweige überwindet. Mit metawissen–
schaftlichen Ansatz können ausgedehnte Sinngehalte erfolgreich
ausgewertet werden, d.h. das Pseudowissen und die Pseudowissenschaft
können von dem Wissen und der Wissenschaft unterschieden werden.
335
Man könnte meinen, das Konzept der Konvergenz von Nanotechnologie,
Biotechnologie, Informationstechnologien und Kognitionswissenschaften
(NBIC) stelle einen Versuch dar, den metawissenschaftlichen Ansatz zu
realisieren {12–17}. Diese Vermutung erweist sich jedoch als Trugschluß. Mit
NBIC wird zwar versucht, die Spaltung der Wissenschaft zu überwinden und
ihr entgegenzuwirken, dennoch besteht sein hintergründiges Ziel darin, die
Budgetausgaben zu konsolidieren, um die Kapitalisierung der Wissenschaft,
d.h. ihren marktwirtschaftlichen Wert, zu erhöhen. Diese Zielsetzung ist
vergleichbar mit der Vorgehensweise des Prokrustes oder eines Zuhälters,
weil die Wissenschaft mit solchen Maßnahmen dazu getrieben wird, sich
immer mehr zu kommerzialisieren. Eine andere Konsequenz dieser Politik
war die Aufnahme von Fachpublikationen aus den Bereichen wie Physik und
Informationstechnik in das medizinische Literaturverzeichnis PubMed bzw.
Medline, was nicht zur Fusion des Wissens und nicht zu mehr Überblick und
Klarheit führte, sondern zum begrifflichen und konzeptuellen Durcheinander.
Irgendwelchen Vorteil in wissenschaftlicher Hinsicht hat solche Konvergenz
nicht gebracht. Man hat zwar die Auslagerung angewandter Forschung in
privaten Sektor intensiviert, aber diese Auslagerung bedeutete nichts
anderes, als ein Ausverkauf von Technologien, die von Grundlagenforschung,
d.h. auf Kosten der Allgemeinheit, entwickelt wurden.
Die Autonomie der Wissenschaft nahm dadurch ab, während ihre
Instrumentalisierung und Zweckentfremdung zunahmen. Die Verwaltungsorgane akademischer Wissenschaft stimmten dieser Entwicklung zu, obwohl
mit dieser Zustimmung technokratische und psychopathische Tendenzen
336
ihrer Führer rationalisiert wurden, geschweige denn, daß es unlogisch ist, die
Wissenschaft mit Pseudowissenschaften zu kontaminieren und die
Konvergenz dort zu vollziehen, wo sie aus hygienischen und genetischen
Gründen nicht angezeigt ist. So wie der Traum Chimären kreiert, so schafft
technomanischer Wahn die Mensch-Maschine–Hybriden.
Der Größenwahn neigt seiner Natur gemäß zur Expansion, was die
Überschreitung der Grenzen des Zulässigen und des Vernünftigen zur Folge
hat. Dabei kann die Überheblichkeit akademischer Körperschaften extreme
Formen annehmen. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Behauptung, daß
Mathematik die Sprache der Natur sei {18}. Die Schlußfolgerung daraus ist,
daß die Mathematiker die Hohepriester und die Stellvertreter Gottes auf
Erden sind, weil im Anfang das Wort war, und das Wort bei Gott war, und
Gott das Wort war (Johannes 1:1). Gott sei dank, sieht Realität anders aus
als mathematisches Universum {19}.
Die Formalisierung der Sprache, die Mathematiker betrieben, stellt in
Wirklichkeit ihre Hieroglyphisierung dar, was eine Regression, die Umkehr
der Entwicklung ist, und das führt zu sprachlicher Reduktion und nicht selten
zu Nonsens. Entgegen Behauptungen der Befürworter und der Betreiber, ist
ihre Formalisierung keine Notwendigkeit, das Unsagbare darzustellen,
sondern eine Rationalisierung, womit sie versuchen, sich von anderen
Wissenszweigen abzugrenzen und eigene Realität zu erschaffen, was für
Schizophrenie symptomatisch ist. Wären ihre Bestrebungen, dem Unsag–
baren einen Ausdruck zu verleihen, berechtigt, hätten sie adäquatere
337
Formen dieser Darstellung gefunden, als ihre Hieroglyphisierung. Da dies
keinesfalls der Fall ist, erschweren mathematische Formeln das Verständnis
der Inhalte, welche Gegenstand mathematischer Untersuchung sind,
machen sie auch für ihren Erzeuger unverständlich und undurchschaubar.
Die Mathematiker haben eine Metaphysik aus ihrem Fach gemacht, eine
scheinbare Rationalität konstruiert, die in Wirklichkeit irrational ist, und folgt
nur in ihrer Bauweise physikalischen Konstruktionen der Welt und Irrtümer
ihrer Konstrukteure, die kollektiv in eine Sackgasse geraten sind, und
vergeblich versuchen, einen Ausweg daraus zu finden, indem sie irreale und
phantastische Darstellungen produzieren, die von ihren Kollegen ins Absurde
entwickelt werden. Alle diese Konstruktionen stellen in Wirklichkeit keine
wissenschaftlichen Theorien sondern abstrakte Kunst dar, die mit Schatten–
welt und mit Schattenspiel an den Wänden Platonischer Hohle vergleichbar
sind, wobei einzelne dieser Kunstwerke die Spekulationsgabe ihrer Autoren
widerspiegeln, die den Bezug zur Realität verloren haben, und die einander
mit Millionenbeträgen für ihre Spinnereien beschenken, so wie das auch auf
dem Kunstmarkt üblich ist.
Die Art und die Wissenschaft sind schon in der Bezeichnung entsprechender
Fakultäten vereint und einander gleichgestellt: daran erkennt man, daß die
Universitäten tot sind und von ihnen nur die Schilder und die Rahmen
geblieben sind, die das Publikum in die Irre führen und es glauben lassen, es
handelt sich um die Universitäten {20}. Die Gleichstellung jeglicher Art, die
an solchen Scheinuniversitäten betrieben wird, beweist nur völlige
338
Abwesenheit des Vermögens zu unterscheiden sowohl bei ihren Betreiber als
auch bei den Studierenden und Absolventen.
Die Fähigkeit zu unterscheiden ist der Prüfstein der Vernunft, die daran
gemessen wird, ob sie imstande ist, die Trennung zwischen Schein und Sein
zu vollziehen. Gemäß wissenschaftlichen Kriterien handelt es sich bei
Akademiker, die einander und Künstler gleichgestellt sind, um Psychopathen,
die darauf Anspruch erheben, anerkannt, bezahlt und gewürdigt zu werden,
während ihre Wissenschaften keine sind – sie sind bloß Mittel zur Steigerung
ihres Selbstwertes {21–26}.
Rationalistische Grundlage von Springer ist die Befriedigung egomanischer
Komplexe seiner Autoren, die in ihm eine Entsprechung ihrer Wünsche zur
Selbstdarstellung finden. Gleichzeitig bestimmt Springer, wer zur Geltung
kommen darf und wer nicht. Das geschieht über peer reviews, die im
Auftrag von Springer vollzogen werden {27}. Da der Prozess der Review im
Verborgenen abläuft, und die Autoren faktisch keine Möglichkeiten haben,
einen Einfluß auf die Entscheidung der Reviewer zu nehmen, führt das
zwangsläufig zu völliger Willkür in der Frage der Veröffentlichung. Diese
redaktionelle Politik hat nichts mit der Wissenschaft zu tun, deren Essenz der
Austausch von Information ist, während peer review eine Behinderung der
Kommunikation und der Verständigung darstellt, und darüber hinaus noch
als unrechtmäßige Zensur aufgefasst werden kann {28}.
339
Die Geheimtuerei ist ein Symptom für sich, und psychopathologische
Entsprechung dafür ist Kryptomanie {29}. Andererseits erlaubt zeitweiliges
Verschwinden von Gegenständen eine Manipulation, die für bloßes Auge
unsichtbar bleibt, und das Ergebnis, welches nach dem Verschwinden
präsentiert wird, kann wesentlich von ursprünglichem Zustand abweichen.
An Veröffentlichung, welche peer review unterzogen werden, kann man
feststellen, daß output von input deutlich abweicht, was mit keinem
Argument rechtfertigen kann, womit man die Notwendigkeit von peer review
zu rechtfertigen versucht. Bei kritischer Überprüfung erweisen sich auch die
Bewertungssysteme von Autoren und ihrer Publikationen als irrelevant und
irreführend, weil bei dieser Bewertung zur Verwechslung von Zahlen mit Sinn
und mit Bedeutung bzw. Bedeutsamkeit kommt.
Die Wissenschaft ist nicht nur ein Prozess der Überführung unbewußter
Inhalte in das Bewußtsein, was in Psychoanalyse als Übertragung,
Erkenntnis und Bewußtwerdung bezeichnet wird, sondern auch ein Prozess
der Aktualisierung des Wissens, dessen Wachstum nicht durch Anhäufung
aller möglichen Inhalte erfolgt, sondern durch Überprüfung des Wissens auf
seinen Wahrheitsgehalt: Im Prozess des Wachstums und gleichzeitiger
Reduktion wird zwischen wahr und falsch unterschieden, das Falsche wird
verworfen und das Wahre beibehalten. Die Trennung zwischen wahr und
falsch ist eine notwendige Bedingung der Wissenschaft, so wie die Trennung
zwischen Vernunft und Unvernunft die Bedingung des gesunden Menschenverstandes ist.
340
Das Wissen ist der Inhalt des Gedächtnisses, der dem Bewußtsein
zugänglich ist, und der in sprachlicher Form wiedergegeben werden kann;
was sich dieser Möglichkeit entzieht, bleibt unbewußt und unerkannt, und
somit außerhalb unseres Verständnisses. Das Wissen entspricht sprach–
lichem Sinngehalt, während alles, was sinnlos und unlogisch ist oder
erscheint, kann das Wissen in Frage stellen, und entweder seine rationalen
Grundlagen bestätigen oder widerlegen, wenn seine Sinn und Logik als
scheinbar und als Rationalisierungen erkannt werden.
Die Aufgabe der Psychoanalyse besteht darin, die Rationalisierungen zu
erkennen, und sie von rationalen Inhalten zu trennen. Die Wissenschaft,
welche die Gründe für psychopathisches Verhalten aufdeckt, wird von
Psychopathen verhasst, weil sie ihr Selbstverständnis zerstört und dem
Fortschreiten der Krankheit entgegenwirkt. Die Psychopathen haben
Begründer der Psychoanalyse zu Lebzeiten verbannt, auch sie waren es, die
Sigmund Freud auf ihren Geldscheinen abbildeten, um ihn und seine Lehre
zu entwerten und zu verhöhnen, über ihn auf solche perfide Weise zu
triumphieren. Der 50–Schilling–Schein ist inzwischen verschwunden, aber
psychopathische Täter sind weiterhin im Umlauf, und solange sie unerkannt
bleiben und agieren, geht von ihnen reale Gefahr aus.
Im Laufe seines Lebens hat Sigmund Freud eine Reihe Einflüße und
Identifizierungen erfahren, von denen einige ihn prägten, von anderen
mußte er sich befreien oder gegen sie ankämpfen, weil er sie für Irrtümer
und Irrwege hielt. Glücklicherweise wurde er nicht dogmatischer Wirkung
341
des Judaismus ausgesetzt, und nicht religiös erzogen, so daß er nicht mit
dieser Illusion leben und sie innerlich ankämpfen mußte. Die in großem und
ganzem freie von kirchlichen Einflüßen Umgebung und das Schulsystem
erlaubten ihm den Umständen entsprechende freie Entfaltung seiner
Persönlichkeit, so daß er eine naturwissenschaftliche Richtung seines
Universitätsstudiums auswählte, die an einem Medizinischen Fakultät
erfolgte. Diese Vermischung zwischen Naturwissenschaft und Medizin bzw.
ärztlichem Beruf begleitete ihn ständig, und seine naturwissenschaftlichen
Studien waren mit fremdartigen Elementen kontaminiert, obwohl er
permanent versuchte, sie loszuwerden, was ihm mit mäßigem Erfolg
gelungen ist.
Die Psychoanalyse ist ein Abkömmling der Psychiatrie, die ein medizinischer
Fach und ein ärztlicher Beruf ist. Die Psychiatrie ist ihrem Wesen nach
repressiv, steht im Dienste des Staates, und dementsprechend hat die
Aufgabe, die Normen des Staates zu verteidigen und einzuhalten {30–33}.
Weil die Definition der Normen dem Staat obliegt, gehört zu diesen Normen
das gesetzestreue und staatskonforme Verhalten, das die Loyalität
gegenüber Geldgeber und Auftraggeber voraussetzt, weswegen allerlei
Abweichungen als ungesund und als Rechtsverstöße bekämpft werden {34–
35}. Dieser willkürliche Vorsatz macht Psychiatrie unwissenschaftlich {36},
und die Spaltung, die Sigmund Freud vollziehen mußte, entspricht dieser
Erkenntnis. Die Neugründung neuer Wissenschaft war notwendig, um das
Heilsversprechen einzulösen, welches Psychiatrie nicht halten konnte, weil
sie keine Wissenschaft war.
342
Eine regelmäßige Verspätung ist charakteristisch für das Erscheinen eines
Arztes, und sein Dienst kommt zum Einsatz, wann eigentlich zu spät ist: Er
muß reparieren und wiederherstellen, was kaputt gegangen ist, und stellt
Krankheit, Schwangerschaft, Geburt, oder Todesfall fest. In diesem Sinne
kann die Tätigkeit der Mediziner und der Ärzte dem Handwerk zugeordnet
werden. Um diese Berufe auszuüben, benötigt man die Werkzeuge und die
Kenntnis der Technik der Eingriffe. Die Technik unterscheidet sich von der
Wissenschaft dadurch, daß die Technik das Wissen für ihre Zwecke
instrumentalisiert, während die Wissenschaft die Grundlagen des Wissens
und der Technik schafft.
Die Ärzte haben nicht einmal psychische Regression {37} im Katalog ihrer
Krankheiten aufgenommen, und Mißbrauch als Liebe bezeichnet, was
weiteres Indiz für Unwissenschaftlichkeit ihrer Klassifikationen und
Definitionen darstellt. Der Grund dafür ist nicht nur ihre Inkompetenz und
das Unwissen {38}, es ist vielmehr ein Zeichen der Krankheit, welche zu
erkennen und adäquate Maßnahmen dagegen zu ergreifen unmöglich ist,
weil selbsternannte Heiler viel zu oft selbst davon betroffen sind {39}.
Um zu heilen, muß eine Therapie nicht nur wissenschaftlich begründet,
sondern auch vorausschauend sein, und die Aufgabe einer Psychotherapie
bestünde dann in der Verhaltenskorrektur, die der Krankheit entgegenwirkt
und sie vorbeugt. Notwendigerweise muß psychoanalytische Wissenschaft
reale Gründe menschlicher Leidenschaften und seelischer Leiden erforschen,
343
um sie vorbeugen und heilen zu können. Das ist wissenschaftlicher Ansatz,
dem Sigmund Freud folgte.
Bekanntlich identifizierte sich Sigmund Freud mit Ödipus, und die
Beantwortung der Frage: „Was ist ein Mensch?“ war Inhalt seines
lebenslangen Denkens. Er hat alle 3 Phasen des menschlichen Lebens
durchlebt, und am Ende seines Lebens konnte er stolz auf sein Leben
zurückblicken, ungeachtet tragischer Umstände, welche Flucht und Exil
notwendig machten. Das Rätsel wurde gelöst, weitere Fragen, die ihm das
Leben stellte, wurden weitgehend beantwortet, die Lebensaufgaben wurden
bewältigt. Die Lösung wäre unmöglich gewesen ohne die Aufgabestellung,
die er ganz zum Anfang seines Lebens formulierte: „In den Jugendjahren
wurde das Bedürfnis, etwas von den Rätseln dieser Welt zu verstehen und
vielleicht selbst etwas zu ihrer Lösung beizutragen, übermächtig.“ {40}
Eine sinnvolle Zielsetzung fehlt vielen Menschen, die mit ihrem Leben
deswegen nichts anfangen können, weil sie zum Anfang ihres Lebens
versäumten, sich zu fragen: Woher komme ich? Wer bin ich? Wohin gehe
ich? Was kann ich erreichen? Was kann aus mir werden? Was wird nach mir?
Was hinterlasse ich der Welt?
Nach dem Krieg und nach der Phase der Verbannung und der Negierung der
Psychoanalyse, wurde sie instrumentalisiert und in das Arsenal ihrer
Widersacher aufgenommen. Dennoch ist diese Aufnahme nicht als
dialektischer Prozess der Synthese zu verstehen, sondern als feindliche
344
Übernahme und Annektierung der Gebiete, die von Psychoanalyse mühselig
erkämpft wurden {41–45}. In diesen Kriegshandlungen sind unschwer
psychopathische Tendenzen des manipulativen Verhaltens, der Rivalität und
der Habsucht zu erkennen, geschweige denn die Böswilligkeit, welche nur
Folgeerscheinungen psychopathischer Persönlichkeitsstruktur der Täter sind.
Infolge der Unterbringung in psychiatrische Anstalte und Psychiatrisierung
hörte Psychoanalyse weitgehend auf, Psychoanalyse zu sein, so daß der
Fähigkeit, zwischen krank und gesund, wahr und falsch zu unterscheiden,
jegliche wissenschaftliche Grundlage entzogen wurde. Ohne dieses Wissen
kann natürlich nicht verstanden werden, daß es ohne Gewissen kein Ich
gibt, und die Gesellschaften, welche ihren Mitglieder die persönliche
Verantwortung für ihr Tun abnehmen, und diktieren, was sie zu tun haben
und zu wissen brauchen, sind am schlimmsten, weil sie damit die psychische
Struktur des Individuums zerstören. Wenn Gewissen durch Über–Mich
ersetzt wird, dann verschwindet auch die Notwendigkeit von Ich, es bleibt
nur Leerstelle zwischen Es und Über–Mich, die mit Müll und mit Pathologie
gefüllt wird, während die Psyche in ihrem ursprünglichen, undifferenzierten
Zustand verbleibt, und kann daher ihrer Vermüllung und Pathologisierung
keinen Widerstand leisten. Im Zustand der Gewissenlosigkeit wie im Schlaf
verschwindet Hemmung, und in beiden Fällen der Druck von Über–Mich,
dennoch ist das Ergebnis dieses Aufhebens im Normalfall und in
pathologischem Fall unterschiedlich.
345
Das Bewußtsein gleicht einem Segelschiff in offenem Meer. Bei ruhigem
Wetter kann Kapitän sein Schiff gut beherrschen und mühelos auf die Ziele
lenken, die er erreichen will. Bei Umwetter oder bei Storm ist diese Aufgabe
schwierig, weil die Lenkfähigkeit des Schiffs erschwert oder gestört ist, so
daß das Erreichen erwünschter Ziele behindert wird. Das Meer repräsentiert
in dieser Parabel das Es, die Winde, die das Meer in Unruhezustand
versetzen, die äußeren Einflüße, d.h. das Über–Mich, und der Schiffskapitän
ist das Ich.
Aufgrund Wirkung dieser Kräfte kann passieren, daß das Schiff von seinem
Kurs abweicht, und infolge dieser Abweichung nicht dorthin oder nicht
rechtzeitig dort ankommt, wohin er ankommen sollte. Diese Abweichung
muß entweder korrigiert oder kompensiert werden, oder, falls das unmöglich
erscheint, müssen ursprüngliche Ziele aufgegeben werden, und ein neuer
Kurs bestimmt werden, um irgendwohin woanders anzukommen und
entsprechend bestehenden Verhältnissen zu handeln. Das sind Alternativen
des realen Lebens.
Der Schlaf ist notwendige Unterbrechung des Alltags, und im Traum entrinnt
der Mensch nicht sich selbst, seinen Es, Ich und ÜberIch, sondern dem
Über–Mich, dem Zwang äußerer Umstände. Im Traum ist er frei von
Notwendigkeiten des Alltags und alltäglicher Routine, und kann fantasieren,
erfinden, dichten, lieben, albern oder wandern je nach Laune und Fähigkeit.
Der Schlaf ist eine Notwendigkeit und eine Regression, aber der Traum ist es
346
nicht; im Gegenteil, er ist eine Befreiung und manchmal ein höheres
Bewußtseinszustand als das Wachsein.
Der Traum ist somit ein schwebender Zustand zwischen dem Wach– und
Schlafsein, zwischen der Ruhe der Nacht und der Aktivität des Tages. Der
Schlaf ist notwendig, um völlige Entkräftung und Erschöpfung zu entgehen,
die im Schlaf durch die Regeneration behoben werden. Der Schlaf kann als
Prozess des Aufladens mit neuer psychischer Energie aufgefasst werden, im
Verlauf dessen die Psyche von den Tagesresten gereinigt und ihre
Aufnahmefähigkeit wiederhergestellt wird.
Das Entrinnen des Alltags ist ein Grund für kreative Tätigkeit wie schreiben
oder zeichnen, insbesondere dann, wenn der Alltag pathogen und
pathologisch ist, was sein Entrinnen notwendig macht, um sich nicht davon
anstecken zu lassen, eigene Seele nicht zu kontaminieren und seelische
Gesundheit zu erhalten. Der Widerstand
ist ein Mittel, die Normalität der
Pathologie zu erkennen und zu kompensiert, was mit Funktion des
Immunsystems, das unaufhörlich gegen äußere Pathogene sowie gegen
innere Entartung und inneren Verfall ankämpft, vergleichbar ist.
Sigmund Freud lebte in Verhältnissen, die er sich selbst erschuf bzw. wie sie
sich ergeben haben: In ständigem Schwanken zwischen 2 Polen. Seine Frau
war der weiteste Pol seiner Entfernung von seiner Mutter, und seine Mutter
war der Gegenpol zu seiner Frau, und somit die potentielle Möglichkeit des
347
Rückkehrs in die Kindheit. So sah auch Psychoanalyse aus: ständiges
Schwanken zwischen Reife und Unreife, Nymphe und Imago.
Sowohl seine Frau als auch seine Mutter gaben ihm den Halt, den er
brauchte, den Bezugsraum seiner Entfaltung, einen Lebensraum, der ihn
gleichzeitig begrenzte, weswegen er regelmäßig seine Reisen unternahm,
um diesen häuslichen Kreis zu durchbrechen und ihn zeitweilig zu entfliehen.
Seine Träume waren auch eine Flucht, die Möglichkeit, seinen Alltag zu
entrinnen, von seinen Verpflichtungen und Notwendigkeiten frei zu sein,
obschon er dort geblieben ist, wo er war, und er blieb, wer er war.
Traum ist kreativ, und zeigt, wie der Mensch im Wachzustand sein kann und
sollte. Darin besteht wahre Bedeutung der Träume, und Sigmund Freud hat
oft die Gelegenheit genutzt, sich während des Schlafs in ein Kind zu
verwandeln, das noch frei von Vorurteilen und Verblendung ist, und in einen
Zustand zu versetzen, in dem die Wahrnehmung noch frisch ist, so wie beim
Kind oder beim Erwachen nach dem Schlaf.
So wie für das Kind das Wahrgenommene unverkleidet und offenkundig ist,
weil es zum ersten Mal erscheint, so auch bei dem Erwachen die
Wahrnehmung für Aufnahme neuer Eindrücke bereit ist, weil Psyche noch
nicht ermüdet und verwirrt ist von dem Wirrwarr des täglichen Geschehens,
und kann neues empfangen ungestört von dem Alten und dem
Vergangenen.
348
Der vor– und nachgeburtliche Zustand hat seine Entsprechung im Schlaf–
und Wachzustand, und in Atembewegung, bei der Spannung und
Entspannung aufeinander folgen.
Revolution ist Regression, die Neuanfang ermöglicht. Sie ist oft, obwohl nicht
notwendig, grausam, wie eine Geburt grausam ist, aber sie bringt die
Möglichkeit der Erneuerung mit sich. Die Analogie zwischen Revolution und
Geburt ist berechtigt, wenn man bedenkt, daß soziales Leben ein
Epiphänomen des Körperlichen und des persönlichen Lebens ist. Soziale
Bewegung ist fraktal organisiert und besteht aus Bewegungen seiner
einzelner Elemente, wobei sowohl sie als auch ihre Gesamtheit einander
ähnlich sind, was als Selbstähnlichkeit bezeichnet wird, woraus die
Gesetzmäßigkeiten dieser Bewegungen resultieren.
Solche Zusammenhänge können Pseudowissenschaften nicht erkennen
{46}; sie wären für sie auch nutzlos, weil Psychiatrie und Medizin keine
Wissenschaften, sondern Industriezweige sind, die darauf eingestellt sind,
nicht Wissen, sondern Umsatz zu produzieren zwecks Steigerung des
Selbstwertes ihrer Betreiber und gemäß pseudowissenschaftlichen Vorgaben
des Marktes und der Wirtschaft“wissenschaft“, die mit weiteren Pseudo–
wissenschaften gleichgestellt ist: Psychologie, Soziologie, Politikwissenschaft,
Rechtswissenschaft, u.a. Alle diese Pseudowissenschaften resultieren aus
Mißverstand und aus Unkenntnis, sie sind rein spekulativ, d.h. ohne
wissenschaftlichen Grundlagen und ohne wissenschaftlichen Wert, und ihre
349
Produktion besteht in sinnloser Anhäufung von Sätzen und Zahlen, die nur
vorgeben, etwas zu bedeuten.
Ungeachtet dessen, werden aufgrund der Veröffentlichungen, die als
wissenschaftlich deklariert werden, politische Entscheidungen getroffen und
die Mittel investiert. Was aber, wenn alle diese Veröffentlichungen gefälscht,
die Wissenschaft vortäuschen, und ihrem Wesen und dem Inhalt nach
unwissenschaftlich sind?
So wie bereits erwähnte Pseudowissenschaften, sind auch politische,
religiöse, schulische, unterhaltende, gewerbliche u.a. Institutionen oder
Vorhaben ohne wissenschtliche Grundlagen, sie bestehen nur dank Tradition
fort, d.h. als die Überbleibse längst überholter Vorstellungen und Irrtümer,
die in den Köpfen ihrer Anhänger und Betreiber ansässig sind aufgrund
unterlassener Aktualisierung des Wissens. Es ist leichter, den Unsinn zu
vererben und beizubehalten, als ihn loszuwerden. Dieser Stillstand erinnert
an solche Pathologien, bei denen der Körper unfähig ist, den Darm zu
entleeren (Ileus bei Mukoviszidose, Koprostase in anderen Fällen).
Will jemand wirklich wissen, ob es wissenschaftliche Grundlage für
marktwirtschaftliches Unternehmen namens Amazon und für Vermögen
seines Gründers gibt? Diese Frage scheint zusammenhanglos gestellt in
einem Aufsatz über Springer, dennoch nur auf ersten Blick. Wenn in
Erinnerung gebracht wird, daß Jeffrey Preston Jorgensen alias Jeff Bezos
nicht nur Amazon betreibt, sondern auch The Washington Post, AWS, Blue
350
Origin, und Amazon Studios, wird der Zusammenhang verständlicher {47–
54}. Bekanntlich verfilmt Amazon Studios seit 2015 „The Man in the High
Castle“ von Philip K. Dick (1962). Der Film ist eine Nostalgie über den nicht
errungenen Sieg der Nazis, eine Rekonstruktion der nicht zustande
gekommenen Geschichte, eine Wiedergutmachung für erlittene Demütigung,
und ein Versuch, die Geschichte rückgängig zu machen, zumindest auf dem
Leinwand. Unzweifelhaft spielte diese Nostalgie eine Rolle bei der Verleihung
von Axel Springer Award am 24.04.2018 {55}. Im Gegenzug, zeichnete der
Zentralrat der Juden ein Jahr später den Vorstandsvorsitzenden von Axel
Springer SE Herrn Doktor Mathias Döpfner mit dem Leo-Baeck-Preis aus
{56–57}.
Axel–Springer–Verlag stellt gewissermaßen eine Sparte des Springer–Verlags
dar. Obwohl Axel Springer mit der Familie Springer nicht oder entfernt
verwandt war (dazu gibt es widersprüchliche Angaben), und zwischen ihnen
offiziell keine Geschäftsbeziehungen bestanden, sind gewisse Interferenzen
zwischen beiden Verlagen feststellbar, was ich an dieser Stelle zum Ausdruck
bringe.
Erneut scheinbar unzusammenhängend stelle ich nächste Frage: Gibt es
wissenschaftliche Grundlage für Staat Israel? und beantworte sie
folgendermaßen: Ja, solche Grundlage existiert, aber nicht im Sinne seiner
Staatstheoretiker und –Gründer. Israel ist ein Produkt fortlaufender Neurose
{58}, die in alten und neuen Rationalisierungen, Vorurteilen und Irrtümer
ihre Begründung sucht und findet, wobei jüdischer Neurose und
351
Träumereien von auserwähltem Volk {59} deutsche Neurose und Träumerei
vom Volk der Dichter und Denker gegenübersteht.
Zurückgebliebene Nation und ein Volk von Psychopathen und Barbaren kann
kein Volk der Dichter und Denker sein – es bleibt, was es ist, während
Dichter und Denker nur instrumentalisiert werden, um unangenehme,
nachteilige und widersprechende Wahrheit(en) auszublenden und aus dem
Blickfeld verschwinden zu lassen. Und falls Dichter und Denker noch am
Leben sind, und ihr Zeugnis ablegen, das nicht zu seinen Gunsten ausfällt,
versucht das Volk von Psychopathen und Barbaren sie zum Schweigen zu
bringen und zu verschweigen, was auch mir zugefallen ist.
Andererseits steht jüdische Neurose und Israel mit Atomwaffen {60}
gegenüber iranischer Neurose und Iran ohne Atomwaffen, aber in Absicht,
solche Waffen herzustellen, mit freundlicher Unterstützung von Putin,
versteht sich. Israel ist auf jüdischen Lügen gegründet {61–62}, Iran auf
heimischen Lügen, aber beide nationalen Lügen sind Gegensatz zu Wahrheit,
und logischerweise können nicht lange bestehen und sind keine Grundlage
für beständige Existenz und für friedliches Miteinander {63–64}.
Weiterhin ist wahr, daß es unzulässig ist, einen Psychopathen als Direktor
wissenschaftlicher Institute fungieren zu lassen, deren Aufgabe in der
Wahrung der Gesundheit der Nation besteht {65–68}.
352
Ein überschuldeter Staat mit spekulativem Finanzsystem kann nicht alle
anderen Staaten, Personen und Körperschaften in ihrer Kreditwürdigkeit
bewerten {69–71}.
Gewissenlose Personen dürfen nicht mit Millionenbeträgen belohnt und
gewürdigt werden aufgrund ihrer Unfähigkeit zu trauen und zu bedauern
{72–75}.
Demokratie kann kein Grundprinzip sozialer Ordnung sein, genauso wenig
wie Marktwirtschaft die Grundlage der Ökonomie, d.h. eines rationalen
Umgangs mit Ressourcen, Psychiatrie mit ihren Verzweigungen und
Verirrungen die Grundlage der Gesundheitsvorsorge, und übrige Pseudo–
wissenschaften mit ihren Rationalisierungen und Irrtümer die Grundlage der
Rationalität sein können. Wissenschaft kann keine Marktwirtschaft sein, und
ein marktwirtschaftliches Unternehmen wie Springer kann nicht das Wissen
verwalten, bewerten, zensieren, verkaufen und alles mögliches damit
anstellen, wie es ihm gefällt.
Wikipedia {76} ist keine Enzyklopädie sondern ein Indikator gesellschaftlicher Verdrängungsprozesse, und an ihr können Inhalte studiert
werden, die von dem Bewußtsein seiner anonymen user, d.h. sowohl seiner
Autoren als auch seiner Leser, ferngehalten werden. Es lohnt sich z.B. die
Beiträge über Elsevier {77} und Springer {78–79} zu vergleichen, um
Unterschied festzustellen, der in Bezug auf die Wahrnehmung beider Verlage
besteht. Während an Elsevier viel Kritik geübt wird, wird Springer als Opfer
353
des nationalsozialistischen Regime dargestellt, obwohl das nur Halbwahrheit
ist. Die andere Hälfte der Wahrheit wird unterlassen und verschwiegen, und
zwar, daß er nicht nur Opfer, sondern auch Täter und Schöpfer dieses
Regime war, und, wie viele andere Akteure damaliger Zeit, aktiv oder
konformistisch das Unheil vorbereitete, und am Ende selbst davon betroffen
war {80}. Die Propaganda der Rassenhygiene war nur logische Konsequenz
dieser Entwicklung {81}.
Darüber, daß Wikipedia ein Schlachtfeld der Meinungsdifferenzen und ein
Instrument der Suggestion und Normalisierung ist, wurde bereits berichtet,
aber ihre Instrumentalisierung für psychopathische und kriminelle Zwecke,
um Lüge zu Ware zu machen, ist aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit
geraten und muß noch im Zusammenhang mit der Springer-Affäre
strafrechtlich untersucht werden {82}.
Zusammenfassend lässt sich sagen, daß Springer ein imperium in imperio
ist, in dessen Einflußbereich ganze Staaten und Industriezweige geraten
sind. Wenn Wissen Macht bedeutet, dann muß man sich Wissen aneignen,
um zu Macht zu gelangen: so sieht psychopathische Zielsetzung aus. Der
Mißbrauch der Machtstellung ging mit Desinformation und mit Suggestion
einher, um zuerst das Publikum in Verwirrungszustand zu versetzen, um
anschließend es in einer Art und Weise zu beeinflussen, die maximale
Ausbeutung der Allgemeinheit gewährleistet.
354
Springer ist ein Versuch, der mit kriminellen Vorsatz unternommen wurde,
die Wahrheit zu privatisieren und sich zu Gott zu erheben, dessen Äußerung
nicht widersprochen werden darf. Mit dieser Erhebung ist möglich geworden,
uneingeschränkte, d.h. totale Kontrolle sowohl über das Verhalten der
Menschen als auch über die Ressourcen auszuüben, sich einen Zugang zu
Einnahmequellen zu verschaffen sowie die Einnahmen zu sichern, um eine
monopole Stellung zu erlangen. Bei diesem Vorhaben spielten andere
deutsche Konzerne mit, obwohl eine untergeordnete Rolle: ihre Aufgabe
bestand darin, die Vorteile zu nutzen, um Gewinnmöglichkeiten zu
realisieren, die sich aus der Tätigkeit von Springer ergaben.
Der Straftatbestand eigennützige und bandenmäßig betriebene Selbstbereicherung ergibt sich sowohl aus Verleitung zur Aneignung öffentlicher
Mittel für angeblich begründete oder sogar notwendige Forschung, die aus
Beobachtung des Offensichtlichen und aus entbehrlichen Versuchen besteht,
als auch von der Rechtfertigung des Zuziehens privater Investoren, deren
Geld für die Entwicklung diverser Produkte verwendet wird, wodurch die
Öffentlichkeit doppelt betrogen und geschädigt wird, da viele solche
Produkte entweder überflüssig oder überteuert sind.
Den Gipfel egomanischer Selbstgefälligkeiten stellen diverse Preise und
Auszeichnungen dar, mit denen akademisch organisierte Entscheidungsträger einander beschenken {83–85}. Über die Vergabe der Preise und die
Aufteilung der Summen, die oft unangemessen hoch sind, wird in derselben
Kreis von Eingeweihten entschieden, in denen auch übrige finanziellen
355
Fragen abgesprochen werden. Auf diese Weise werden sowohl Geldquellen
erschloßen, wovon auserwählte Empfänger profitieren, als auch die
Geldgeber betrogen, denen die Märchen erzählt und die Theaterstücke
präsentiert werden {86–88}, um sie in die Irre zu führen, damit die
Zusammenhänge für sie undurchschaubar bleiben.
Der Kreislauf pathologischer Narzissmus, von dem die Autoren, die Editoren
und die Betreiber von Springer betroffen sind, muß unterbrochen werden,
um die Einflußnahme der Psychopaten auf die Gesellschaft zu beenden, und
die Wissenschaft von den Zwängen, welche die Wahrheitsfindung und die
Aktualisierung des Wissens behindern, zu befreien {89–92}. Sobald das
zustande kommt, wird die Hemmung aufgehoben und die Katharsis
eingeleitet. Der permanente Prozess der Aufklärung und der Selbstreinigung
ist notwendig für freie Entfaltung von Persönlichkeit, Gesellschaft und
Wissenschaft.
Psychopathische Tendenzen, die in sozialem Kontext als signifikant erkannt
werden, müssen beobachtet, analysiert und kompensiert werden, um ihre
Verbreitung zu verhindern. Insbesondere Ärzte, die den Anblick des Verfalls
und des Todes am häufigsten ausgesetzt sind, bedürfen permanente
psychoanalytische Betreuung. Die Erfüllung dieser Aufgabe erfordert von
Personen, die solche Aufgabe übernehmen, eine Kompetenz, die in
höchstem Maße professionell sein muß und wissenschaftlichen Kriterien
entsprechen, was notwendigerweise jegliche Mißverständnisse in Bezug auf
die Aufgabe eines Psychoanalytiker bei der Durchführung der Psychoanalyse
356
ausschließt. Das selbstverantwortliche Handeln von Personen, welche
Psychoanalyse durchführen, muß mit zuverlässigen Zulassungsverfahren, bei
dem eine Qualitätsprüfung erfolgt, sowie mit dem Institut der Supervision
verknüpft werden.
Es muß so sein, allerdings mangelt es an Voraussetzungen, um dieses Muß
zu verwirklichen und in das Sein zu verwandeln. Bei der Analyse der Gründe
für diesen Ausfall mußte ich feststellen, daß die Internationale Psychoanalytische Vereinigung, die von Sigmund Freud gegründet wurde, um die
Aufgabe der Aufklärung und der Supervision zu erfüllen, nicht existent ist
{93}. The International Psychoanalytical Association mit Sitz in London,
England {94}, täuscht nur vor, eine rechtmäßige Nachfolgerin zu sein,
während das, was sie tut oder nicht tut, nicht den Aufgaben entspricht, die
für Internationale Psychoanalytische Vereinigung formuliert wurden. Diese
Mißachtung entzieht dieser Pseudoanalytischen Vereinigung jegliche
Grundlage, sich weiterhin zu alleiniger Erbin und Verwalterin des Nachlaßes
von Sigmund Freud zu erklären und sich als Internationale Psychoanalytische
Vereinigung zu positionieren und zu nennen.
Das Vorhaben Londoner Vereinigung, in diesem Jahr feministischen Kongress
zu veranstalten, offenbart Ausmaß der Verirrung {95–96}. Feminismus ist
keine Psychoanalyse sondern weibliche Form des Narzissmus, und die
Themen, die für diese Veranstaltung ausgewählt wurden und zur Diskussion
stehen, sind keine Psychoanalyse, sondern belangloses und papageienhaftes
357
Nachplappern des bereits Gesagten und des Bekannten zwecks gegenseitiger Bestätigung ihrer Veranstalter und Teilnehmer {97–98}.
Die Wissenschaft darf weder zum Schlachtfeld verkommen, wo unbewußte
Konflikte ausgetragen werden, noch zum Tummelplatz infantiler Komplexe
werden. Infantile Phase der Psychoanalyse ist längst vorbei, inzwischen war
es reichlich Zeit vergangen, um aus dem Kindesalter herauszuwachsen, was
aber nicht zustande gekommen ist, weswegen das Infantile in das
Pathologische und in das Papageienhafte überging. Die Psychopathen, die
einander zu Psychoanalytiker ernennen, haben gemeinschaftlich ... nein,
nicht den Vatermord begangen: sie haben den Vater der Psychoanalyse
entmündigt, sein Kind zu ihrer Beute gemacht, für ihre Zwecke missbraucht,
u.a. von seiner gesetzlichen Betreuung profitiert {99}.
Weil sie nicht imstande sind festzustellen, daß das, was sie tun, keine
Psychoanalyse ist, und aufgrund dieser Feststellung unfähig sind, die
Konsequenzen daraus zu ziehen und die Auflösung ihrer Pseudoanalytischen
Vereinigung zu beschließen, muß ich als Außenstehender das anordnen und
vollziehen, weil sie nicht einsichtig und beschlußunfähig sind. Ihr Rätsel ist
somit gelöst, ihr Schicksal ist besiegelt, und ihre Sphinx soll für immer
verschwinden.
Gleichzeitig erfolgt die Neugründung der Internationalen Psychoanalytischen
Vereinigung, diesmal als eigenständige Entität auf wissenschaftlicher
Grundlage in Erfüllung des Willens ihres Begründers {100}.
358
Referenzen.
1. Springer Nature.
https://www.springernature.com
2. Es sei an dieser Stelle auf das Gebot hinzuweisen: Du sollst nicht Lügen!
Garrett N, Lazzaro SC, Ariely D, Sharot T. The brain adapts to dishonesty.
Nat Neurosci. 2016 Dec;19(12):1727-1732.
3. Immanuel Kant. Über ein vermeintes Recht aus Menschenliebe zu lügen,
1797. Dazu noch einige Zitate:
Jede Lüge und jeder Betrug haben ein Verfallsdatum.
Ein gutes Gewissen ist oft nur die Kehrseite eines schlechten Gedächtnisses.
Anton Kuh.
Nur die Lüge braucht die Stütze der Staatsgewalt. Die Wahrheit steht von
alleine aufrecht. Thomas Jefferson.
Eine schmerzliche Wahrheit ist besser als eine Lüge. Thomas Mann.
Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß
und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher. Bertolt Brecht.
Die meisten Menschen haben vor einer Wahrheit mehr Angst als vor einer
Lüge. Ernst Ferstl
Lügen können Kriege in Bewegung setzen, Wahrheiten hingegen können
ganze Armeen aufhalten. Otto von Bismarck.
Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und
nach der Jagd. Otto von Bismarck.
359
Die Strafe des Lügners ist nicht, dass ihm niemand mehr glaubt, sondern
dass er selbst niemandem mehr glauben kann. George Bernard Shaw.
Die Einkommensteuer hat mehr Menschen zu Lügnern gemacht als der
Teufel. William Rogers.
Wer viel redet, glaubt am Ende, was er sagt. Honore de Balzac.
Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahr haben
möchte, hält er auch für wahr. Demosthenes.
Wenn alle Menschen immer die Wahrheit sagten, wäre das die Hölle auf
Erden. Jean Gabin.
Wer nicht lügen kann, weiß nicht, was Wahrheit ist. Nietzsche in Also sprach
Zarathustra.
4. Pseudologie.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pseudologie
5. Recht auf Lüge.
https://de.wikipedia.org/wiki/Recht_auf_Lüge
6. Die (subjektive) Realität eines Menschen konstituiert sich im Fluß der
Sinneseindrücke, von denen ein Teil beständige Prägung erfährt und zum
Gedächtnis wird. Die kinetische Energie äußerer Einflüße erfährt zuerst eine
Dämpfung, gefolgt von der Umwandlung in die Impulse des Nervensystems,
welche in ihre Zentren übertragen werden, wo sie verwertet und reduziert
werden, und nach dieser Verwertung und Reduktion werden die Reste
ursprünglicher Energie im Gedächtnis gebunden, und von dort kann sie
360
wieder in die Impulse des Nervensystems umgewandelt werden, die auf
Muskulatur übertragen werden, wodurch Körper in Bewegung versetzt wird.
Das ist Grundriss energetischer Flüße, die eine Grundlage psychischer
Funktion darstellt.
Bei den Menschen erfährt die Energie der Sinneseindrücke bei deren
Reduktion und Verwertung eine weitere Transformation, infolgedessen die
Sinneseindrücke symbolisiert werden und eine Entsprechung in der Sprache
finden. Das Gedächtnis wird in zwei Ebenen aufgeteilt: eine Ebene enthält
Repräsentationen der Sinneseindrücke, die in zweiter Ebene ihre
sprachlichen Äquivalente erzeugen und mit ihnen assoziiert werden, so daß
zwei synonymischen Reihen entstehen: eine Reihe von Eindrücken bzw.
Prägungen, deren Ursprung äußere Sinnesorgane sind, komplementiert
durch zweite Reihe symbolischer Repräsentationen deren Vorbilder in der
ersten Reihe. Solche Einordnung und Entsprechung ermöglicht eine
Übersetzung in beiden Richtungen, so daß der Inhalt der Wahrnehmung in
der Sprache wiedergegeben werden kann, und bei sprachlicher
Beschreibung entsprechende Bilder und die Vorstellung erlebter Sinnes–
eindrücke in der Wahrnehmung reproduziert werden. Anders gesagt, stellen
die Symbole die Empfindungen der Empfindungen dar, oder in den Begriffen
der Dialektik die Synthese nach erfolgter Negation der Negation. Um
Verhältnisse bewußter Tätigkeit zur unbewußten anschaulich darzustellen,
zog Sigmund Freud eine Parallele zu damaliger photographischer Technik,
bei der ein Negativbild in ein Positivbild umgewandelt werden muß, um zum
Bewußtsein zu gelangen und dort wahrgenommen zu werden (Sigmund
361
Freud. Einige Bemerkungen über den Begriff des Unbewußten in der
Psychoanalyse, 1912). Die hierarchische Anordnung der Neuronen im
Neocortex erfüllt die Funktion vertikaler und horizontaler Übertragung der
Empfindungen, wobei sowohl horizontal als auch vertikal assoziiert und
übertragen wird. Diese neuronale Topologie bildet die Grundlage der
Symbolisierung und der Sprache.
Primäre Empfindung ist die Empfindung, die im Sinnesorgan entsteht, und in
der Folge der Übertragung in hierarchischen Ketten sekundäre, tertiäre,
quaternäre usw. Empfindung in assoziierten Neuronen auslöst. Da jedes
Neuron vielfach mit anderen Neuronen verbunden ist, entstehen bei der
Aktivierung eines Neurons mehrere Kettenreaktionen, wobei jedes Neuron
sowohl ein Zwischenglied der Übertragung neuronaler Impulse als auch ihr
Modulator und intermediäres Gedächtnis darstellt.
Bekanntlich wird das Symbol als die Summe der Einwirkungen definiert;
entsprechend dieser Definition werden in symbolischen Repräsentationen die
Summe der Empfindungen wiedergegeben, die zu höheren hierarchischen
Ebenen gelangen, und das Ergebnis der Reduktion und der Aufteilung
energetischer Flüße darstellen, deren Ursprung die Sinnesorgane sind. Die
Funktion der Sprache und des Denkens besteht darin, mit diesen Quanten
des Sinns zu operieren, sie addieren, subtrahieren, multiplizieren oder
dividieren, und das Resultat dieser Berechnungen beeinflußt das Verhalten
nach dem feed–back–Prinzip.
362
Nir Lahav, Baruch Ksherim, Eti Ben-Simon, Adi Maron-Katz, Reuven Cohen
and Shlomo Havlin. K-shell decomposition reveals hierarchical cortical
organization of the human brain. New Journal of Physics, 2016, Volume 18,
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http://iopscience.iop.org/article/10.1088/1367-2630/18/8/083013/
7. Dittmar, Jutta. 150 Jahre „Alle Zeit wach“: Wissenschaftsverlag blickt auf
eine langjährige Erfolgsgeschichte zurück. Dtsch Arztebl 1992; 89(19):
A-1697.
https://www.aerzteblatt.de/archiv/94968/150-Jahre-Alle-Zeit-wach
8. 175 Jahre Expertise im Verlagswesen (1842-2017).
https://www.springer.com/de/ueber-springer/verlagsgeschichte
9. Andrej Poleev. Universal Metadata Standard. Scientific and Technical
Information Processing, 2011, Vol. 38, No. 2, pp. 119–122.
http://www.springerlink.com/content/p7567mq32v4h0713/
10. zbMATH is the most complete and longest running reviewing service in
mathematics, with over 3.3 million indexed entries.
https://zbmath.org/?q=Poleev Your query produced no results.
11. A. Poleev. De amore. Enzymes, 2018.
http://enzymes.at/download/love.pdf
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12. Roco, Mihail C., Bainbridge, William Sims (Eds.). Converging technologies
for improving human performance: nanotechnology, biotechnology,
information technology and cognitive science. U.S. National Science
Foundation, 2002.
http://www.wtec.org/ConvergingTechnologies/Report/NBIC_report.pdf
13. 2011 IEEE Annual Report: Innovative Solutions Through Global
Collaboration.
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Sciences, and Engineering. MIT, 2011.
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15. Mihail C. Roco, William S. Bainbridge, Bruce Tonn, George Whitesides
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18. Ehrhard Behrends. Ist Mathematik die Sprache der Natur? Mitt. Math.
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19. Max Tegmark. Our Mathematical Universe, 2014.
https://space.mit.edu/home/tegmark/mathematical.html
20. Terry Eagleton. The Slow Death of the University. Chronicle, 6.04.2015.
http://www.chronicle.com/article/The-Slow-Death-of-the/228991/
21. Die zentrale Frauenbeauftragte ist gleichermaßen Interessenvertreterin
und Beraterin in Fragen von Chancengleichheit an der Humboldt-Universität
zu Berlin.
https://frauenbeauftragte.hu-berlin.de
22. Paul M. Sutter. The Surprising Power of Merging Science with Art. Forbes
24.02.2019.
https://www.forbes.com/sites/paulmsutter/2019/02/24/the-surprisingpower-of-merging-science-with-art/
365
23. The Invention of Nature: Alexander von Humboldt, and the Merging of
the Arts and the Sciences. Monday, October 16, 2017.
https://www.caltech.edu/campus-life-events/master-calendar/the-inventionof-nature-alexander-von-humboldt-and-the-merging-of-the-arts-and-thesciences
This talk by historian and author Andrea Wulf focuses on Humboldt's insight
that there is a bond between the arts and the sciences, between
imagination, poetry, and meticulous observation. He insisted we should use
our feelings as well as scientific data to understand the world around us.
The Invention of Nature brings this lost hero to science and forgotten father
of environmentalism back to life.
Andrea Wulf is the author of five acclaimed books. The Brother Gardeners
won the 2010 American Horticultural Society Book Award, and her books
Founding Gardeners and The Invention of Nature were on the New York
Times Best Sellers list. Wulf has written for many newspapers, including the
Guardian, Los Angeles Times, Wall Street Journal, and New York Times. She
writes a regular column on the history of science for the Atlantic. In 2014,
she co-presented a four-part BBC TV garden series, and she appears
regularly on radio.
The Invention of Nature won the prestigious Costa Biography Award in 2015
and the Royal Geographical Ness Award (UK), the inaugural James Wright
Award for Nature Writing, and the Los Angeles Times Book Prize in 2016. It
was a finalist for the Kirkus Prize in 2015 and was chosen as one of the 10
Best Books of 2015 by the New York Times. The book was also shortlisted
366
for the Andrew Carnegie Medal for Excellence in Nonfiction and the Royal
Society Science Book Prize in 2016.
24. Science and art. Bulletin of the Atomic Scientists, 1959, Vol. 15, No. 2,
55–59.
https://www.tandfonline.com/toc/rbul20/15/2
25. Rezension über das „Handbuch der Antisozialen Persönlichkeitsstörung“,
Schattauer, 2017.
http://enzymes.at/download/Rezension.pdf
26. Antisoziale Persönlichkeiten blähen ihren Selbstwert auf, indem sie von
anderen Menschen Respekt einfordern, die Menschen in ihrem Umfeld
kontrollieren und ein Klima der Angst erzeugen. Dadurch können sie ihren
Stolz, ihr Prestige und ihren Status aufrechterhalten. Peter Fonagy and
Anthony Bateman. Mentalisierungsbasierte Therapie der Antisozialen
Persönlichkeitsstörung. In: Handbuch der Antisozialen Persönlichkeitsstörung. S. 428–441.
27. Reviewers – Springer Nature.
https://www.springernature.com/gp/reviewers
28. A.Poleev. A review on a peer review. Enzymes, 2016.
http://www.enzymes.at/download/review.pdf
367
29. Kryptomanie – Криптомания.
http://enzymes.at/download/cryptomania.pdf
30. Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und
Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN): „Die
Psychiatrie und Psychotherapie nimmt unter den medizinischen Disziplinen
eine Sonderstellung ein: Sie übernimmt neben ihrem Heilauftrag als genuin
ärztliche Aufgabe zusätzlich für die Gesellschaft ordnungspolitische
Aufgaben.“
https://www.dgppn.de/schwerpunkte/forensische-psychiatrie.html
31. Der aktuelle Präsident der DGPPN Prof. Wolfgang Maier im Gespräch mit
dem ehemaligen Präsidenten Prof. Hanfried Helmchen (1979-1980, DGPN):
„Die ordnungspolitische Funktion der Psychiatrie hat also eine historisch
gesehen ältere Herkunft als der medizinisch-ärztliche Behandlungsauftrag.
Auch wenn heute natürlich die medizinische Behandlung der Patienten ganz
im Vordergrund steht, so hat sich doch die Ordnungsfunktion der Psychiatrie
an mancher Stelle erhalten, was sich beispielsweise an der hohen Zahl von
Zwangsunterbringungen in psychiatrischen Einrichtungen ablesen lässt.“
Psyche im Fokus. Das Magazin der DGPPN, 2014, 1, 15–19.
32. Tilman Steinert. Ordnungspolitische Funktion der Psychiatrie – Pro.
Psychiat Prax 2013; 40(06): 304-305.
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/html/10.1055/
s-0033-1343216
368
33. Thomas Pollmächer. Moral oder Doppelmoral? Der Nervenarzt, 2015, 86,
9: 114–156.
https://www.springermedizin.de/moral-oder-doppelmoral/8065550
34. Im römische Altertum konnte Perversion sowohl eine lokale Verdrehung
(oculi perversi - schielen) als auch einen Verstoß gegen Naturrecht und
Moral (bellum poscunt perverso numine - sie zettelten einen ungerechten
Krieg an) bezeichnen. Die breite Anwendung auf Normenverstöße im
sexuellen Bereich findet sich erstmals beim Marquis de Sade um die Zeit der
Französischen Revolution, ohne daß der Begriff bei ihm auf sexuelle
Verhaltensweisen eingeschränkt wurde. ... Mit dem Entstehen der
Psychiatrie als medizinischer Disziplin und der Sexualwissenschaft in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Perversion zunehmend zum
Thema dieser beiden Fächer, doch fehlte weiterhin die Beschränkung auf
sexuelle Normverstöße. Auch Unlust an Arbeit und die Störung des Lebens
und Familienglückes anderer Menschen wurden zum Beispiel in von KraftEbbings (1890) Psychiatrie-Lehrbuch als Perversionen beschrieben.
Friedemann Pfäffin, Franziska Lamott, Thomas Ross. Narzisstische
Persönlichkeitsstörung und Perversion. In: Otto F. Kernberg, Hans-Peter
Hartmann (Hrsg.) Narzissmus. Grundlagen, Störungsbilder, Therapie.
Schattauer, 2006, S. 465–485.
35. Der Mensch muß „gut zu funktionieren“: das ist, worauf es bei der
Erfüllung des ärztlichen Auftrags im Kontext ordnungspolitischer Aufgaben
369
der Psychiatrie ankommt, wie Äußerungen einen ihrer Repräsentanten
verdeutlichen: „Diese Patientengruppe scheint im Allgemeinen sehr gut zu
funktionieren, ausgenommen in langfristigen beruflichen und intimen
Beziehungen, in denen es zu ernsthaften Symptombildungen kommt. ... Der
therapeutische Ansatz muss in diesen Fällen die Reduzierung oder
Beseitigung des sekundären Krankheitsgewinns beinhalten. Behandlungstechnisch würde ich dem Patienten aufzeigen, daß eine aktive Beteiligung
am Arbeitsleben und die damit verbundenen Kontakte und Erfahrungen von
zentraler Bedeutung für eine sinnvolle Behandlung sind und daher
Vorbedingung einer psychoanalytischen Psychotherapie.“
Otto F. Kernberg. Der nahezu unbehandelbare narzisstische Patient. In: Otto
F. Kernberg, Hans-Peter Hartmann (Hrsg.) Narzissmus. Grundlagen,
Störungsbilder, Therapie. Schattauer, 2006, S. 705–727.
36. A. Poleev. Verschrottung einer Pseudowissenschaft. Enzymes, 2014.
http://www.enzymes.at/download/scrapping.pdf
37. A. Poleev. Der Sündenfall. Enzymes, 2019.
http://enzymes.at/download/regression.pdf
38. Medical error – the third leading cause of death in the US:
http://www.bmj.com/content/353/bmj.i2139
370
39. Helmut Laschet. BÄK-Präsident Montgomery: „Wir brauchen waches
Erinnern.“ Ärzte Zeitung, 9.11.2018.
https://www.aerztezeitung.de/panorama/article/975772/aerzteschaft-nsregime-baek-praesident-montgomery-wir-brauchen-waches-erinnern.html
40. Sigmund Freud. Nachwort zur „Frage der Laienanalyse“, 1927.
41. Im Gespräch mit G.S. Viereck kommt diese Erkenntnis in aller
Deutlichkeit vor: „The doctors want to make analysis except by licensed
physicians illegal. History, the old plagiarizer, repeats herself after every
discovery. The doctors fight every new truth in the beginning. Afterwards
they try to monopolize it. ... To leave psychoanalysis solely in the hands of
doctors would be fatal to its development. A medical education is as often a
handicap as an advantage to the psychoanalyst." George Sylvester Viereck.
An Interview with Freud, 1926.
42. Editor of Psychodynamic Psychiatry discusses the recent book: Shrinks:
The Untold Story of Psychiatry, by Jeffrey A. Lieberman, M.D., with Ogi
Ogas: A Critical Discussion. Psychodynamic Psychiatry, 43(3) 331–347, 2015.
http://www.aapdp.org/documents/uploads/
pdps.Friedman_Critique_of_Lieberman.pdf
43. Ravitz P. Contemporary Psychiatry, Psychoanalysis, and Psychotherapy.
Can J Psychiatry. 2017 May;62(5):304-307.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5459234/
371
My concern is that by unnecessarily pitting psychiatry against psychoanalysis, we may throw out the baby with the bathwater. ... Beyond those
influences, current psychoanalytic thought is informed by theory of mind,
feminist theory, queer theory, sociology, cognitive psychology, nonlinear
dynamics, evolutionary biology, political science, anthropology, Buddhism,
evolutionary psychology, and ethology. Many aspects of this rich
interdisciplinary landscape of influences lie outside the domain of science
and its standards of evidence, but not all. ... We can retain the fruits of the
psychoanalytic thought without retaining the historical methods of
psychoanalysts, but psychiatry would be much poorer without these insights.
44. Joel Paris. Is Psychoanalysis Still Relevant to Psychiatry? Can J
Psychiatry. 2017 May; 62(5): 308–312.
https://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/0706743717692306
Whatever its limitations, psychoanalysis left an important legacy to
psychiatry. It taught a generation of psychiatrists how to understand life
histories and to listen attentively to what patients say. In an era dominated
by neuroscience, diagnostic checklists, and psychopharmacology, we need to
find a way to retain psychotherapy, whose basic concepts can be traced back
to the work of Freud, as part of psychiatry.
45. P. Briken, M. Dudeck, H.-L. Kröber, N. Leygraf, J.L. Müller, N. Nedopil, M.
Osterheider, W.Retz, M. Rösler. Memorandum: Stärkung und Ausbau der
Forensischen Psychiatrie an den Universitäten.
https://www.dgppn.de/die-dgppn/referate/forensische-psychiatrie.html
372
46. James P Kiley Michael J Twery Gary H Gibbons. The National Center on
Sleep Disorders Research – progress and promise. Sleep, 24.05.2019,
zsz105. https://academic.oup.com/sleep/advance-article/doi/10.1093/sleep/
zsz105/5498425
47. The hidden hand of the market will never work without a hidden fist.
McDonald's cannot flourish without McDonnell Douglas, the designer of the
F-15. And the hidden fist that keeps the world safe for Silicon Valley's
technologies to flourish is called the US Army, Air Force, Navy and Marine
Corps.
Thomas Friedman. A Manifesto for the Fast World. New York Times,
28.03.1999.
https://www.nytimes.com/1999/03/28/magazine/a-manifesto-for-the-fastworld.html
48. Jacob Silverman. Tech’s Military Dilemma: Silicon Valley’s emerging role
in America’s forever war. New Republic, 7.08. 2018.
https://newrepublic.com/article/148870/techs-military-dilemma-silicon-valley
49. Why Technology Favors Tyranny.
https://www.theatlantic.com/magazine/archive/2018/10/yuval-noah-hararitechnology-tyranny/568330/
373
50. How Israel became a hub for surveillance technology.
https://theintercept.com/2016/10/17/how-israel-became-a-hub-forsurveillance-technology/
51. Karen Hao. Amazon is the invisible backbone behind ICE’s immigration
crackdown. Technology Review, 22.10.2018.
https://www.technologyreview.com/s/612335/amazon-is-the-invisiblebackbone-behind-ices-immigration-crackdown/
52. Christopher Carbone. Amazon met with ICE officials over facialrecognition system to identify immigrants. Fox News, 25.10.2018.
https://www.foxnews.com/tech/amazon-met-with-ice-officials-over-facialrecognition-system-to-identify-immigrants
53. Over 150,000 People Tell Amazon: Stop Selling Facial Recognition.
https://www.aclu.org/blog/privacy-technology/surveillance-technologies/
over-150000-people-tell-amazon-stop-selling-facial
54. With over 2,000 government agencies using AWS (Amazon Web
Services), we understand the requirements U.S. government agencies have
to balance economy and agility with security, compliance, and reliability. In
every instance, we have been among the first to solve government
compliance challenges facing cloud computing and have consistently helped
our customers navigate procurement and policy issues related to adoption of
374
cloud computing. https://aws.amazon.com/government-education/
government/
55. Jeff Bezos erhält den Axel Springer Award 2018.
http://www.axelspringer.de/presse/Jeff-Bezos-erhaelt-den-Axel-SpringerAward-2018_31750772.html
56. Dr. Mathias Döpfner erhält Leo-Baeck-Preis 2019.
https://www.zentralratderjuden.de/aktuelle-meldung/artikel/news/drmathias-doepfner-erhaelt-leo-baeck-preis-2019/
57. Daniel Killy. Der nichtjüdische Zionist. Springer-Chef Mathias Döpfner
erhält die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden. Jüdische
Allgemeine, 16.05.2019.
https://www.juedische-allgemeine.de/politik/der-nichtjuedische-zionist/
58. Daß es sich um kollektive Neurose und Identitätskrise handelt, ist
offenbar, was auch Sigmund Freud bestätigte: „My language is German. My
culture, my attainments are German. I considered myself a German
intellectually, until I noticed the growth of anti-Semitic prejudice in Germany
and in German Austria. Since that time, I consider myself no longer a
German. I prefer to call myself a Jew." George Sylvester Viereck. An
Interview with Freud, 1926.
375
59. Gideon Levy. 79 Percent of Right-wingers Believe Jews Are the Chosen
People. Are You for Real? Haaretz, 15.09.2018.
https://www.haaretz.com/opinion/.premium-79-percent-of-right-wingersbelieve-jews-are-the-chosen-people-are-you-for-real-1.6471893
60. Michael Karpin. Revealing Israel's Nuclear Secrets. Froward, 25.03.2015.
https://forward.com/opinion/israel/217397/revealing-israels-nuclear-secrets/
Michael Karpin is an Israeli journalist and author of “The Bomb in the
Basement – How Israel Went Nuclear and What That Means for the
World” (Simon & Schuster, 2006).
61. Speech of the Israel’s Permanent Representative to the United Nations
Danny Danon on 23.12.2016: „Over two thousand years ago, King Antiochus
banished the Jewish people from our Temple in Jerusalem, and issued
decrees trying to sever us from religion and our heritage. But we prevailed.
The Jewish people fought back. We gained our independence and we re-lit
the Menorah candle in the Temple. ... This holy book, the Bible, contains
3,000 years of history of the Jewish people in the land of Israel. No one - no
one - can change this history.“
https://www.jerusalemjournal.net/news-and-views/israel-responds-we-willovercome-this-evil-decree-un-ambassador-danny-danon-video-and-transcript
62. Ze’ev Herzog and the historicity of the Bible.
http://noahkennedy.net/zeev-herzog-and-the-historicity-of-the-bible/
376
63. Elliott Abrams. A war between Iran and Israel. It's only a matter of time.
Newsweek, 9.10.2017.
http://www.newsweek.com/war-between-iran-and-israel-only-mattertime-680676
64. Israel threatens to use nuclear weapons to ‘wipe out’ its enemies. MEMO
31.08.2018.
https://www.middleeastmonitor.com/20180831-israel-threatens-to-usenuclear-weapons-to-wipe-out-its-enemies/
65. Replace Francis Collins as NIH Director.
http://www.michaeleisen.org/blog/?p=1967
66. Letter addressed to the NIH director Francis Collins. In: A. Poleev.
Letters to the american people. Enzymes, 2018. http://enzymes.at/
download/letters.pdf
67. Es muß in Erwägung gebracht werden, daß Francis Collins sowohl ein
Regierungsbeamte als auch ein Arzt und Lobbyist ist, was seine Objektivität
und Urteilsfähigkeit in Frage stellt aufgrund von Interessen– und
Gewissenskonflikten, die daraus resultieren.
Jeffrey Mervis. U.S. universities reassess collaborations with foreign
scientists in wake of NIH letters. Science, 26.04.2019.
https://www.sciencemag.org/news/2019/04/us-universities-reassesscollaborations-foreign-scientists-wake-nih-letters
377
68. Desacralization of Vatican.
http://enzymes.at/judgments/Vatican.pdf
69. The national debt was $22.03 trillion as of April 4, 2019.
https://en.wikipedia.org/wiki/United_States_public_debt
70. National Debt – United States Department of the Treasury.
https://treasurydirect.gov/NP/debt/current
71. Office of Credit Ratings.
https://www.sec.gov/page/ocr-section-landing
72. Letter addressed to the Norwegian Academy of Science and Letters.
http://www.enzymes.at/letters/Abel.pdf
73. Karen Uhlenbeck first woman to win the Abel Prize.
http://www.abelprize.no/nyheter/vis.html?tid=74161
74. Karen Uhlenbeck received the Abel Prize from H.M. King Harald V.
http://www.abelprize.no/nyheter/vis.html?tid=74332
378
75. Die Rezipientin des Abelpreises des Jahres 2019 Karen Keskulla
Uhlenbeck.
http://www.abelprize.no/c73996/binfil/download.php?tid=74122
http://www.abelprize.no/c73996/seksjon/vis.html?tid=74013
http://www.abelprize.no/c73996/seksjon/vis.html?
tid=74011&strukt_tid=73996
76. Wikipedia.
https://en.wikipedia.org/wiki/Wikipedia
77. Elsevier.
https://en.wikipedia.org/wiki/Elsevier
78. Springer.
https://en.wikipedia.org/wiki/Springer-Verlag
Das Verlagssignet ist die Figur des Springers aus dem Schachspiel. Die
Schachliteratur gehörte über viele Jahre hinweg zum Verlagsprogramm.
https://en.wikipedia.org/wiki/Springer_Nature
The company originates from a number of journals and publishing houses,
notably Springer-Verlag, which was founded in 1842 by Julius Springer in
Berlin (a relative of Axel and Bernhard who a century later founded Axel
Springer SE and Springer Publishing respectively), Nature, first published on
4 November 1869, and Macmillan Education, which goes back to Macmillan
Publishers founded in 1869.
379
79. Julius Springer.
https://en.wikipedia.org/wiki/Julius_Springer
Zu den Autoren des Springer-Verlages gehören über 170 Nobelpreisträger.
80. Fritz Springer.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Springer
Im hohen Alter von 94 Jahren wurde Fritz Springer, wie auch sein 84jähriger Bruder Ernst Springer, Opfer des Nationalsozialismus. Vor der
drohenden Deportation ins Ghetto Theresienstadt nahm er Gift und starb am
10. Januar 1944 (Stolperstein Straße zum Löwen 12). Er ist beigesetzt auf
dem Friedhof Wannsee II. Ernst Springer starb in Theresienstadt.
81. Günter Just (Hg). Handbuch der Erbbiologie des Menschen, Bd. 5:
Erbbiologie und Erbpathologie Nervöser und Psychischer Zustände und
Funktionen, 2. Teil: Erbpsychiatrie. Julius Springer Verlag, 1939.
https://www.springer.com/de/book/9783642890499
82. Shaw, J. & Porter, S. Constructing rich false memories of committing
crime. Psychological Science, 2015, 26(3), 291-301.
83. List of science and technology awards.
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_science_and_technology_awards
380
84. List of prizes known as the Nobel of a field.
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_prizes_known_as_the_Nobel_of_a_field
85. List of prizes, medals, and awards for women in science.
https://en.wikipedia.org/wiki/
List_of_prizes,_medals,_and_awards_for_women_in_science
86. Symptomatisch ist die Benennung einer Universitätsbibliothek nach den
Brüder Grimm.
Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, Geschwister-Scholl-Straße 1/3, 10117
Berlin.
https://www.ub.hu-berlin.de/de/standorte/jacob-und-wilhelm-grimmzentrum
https://de.wikipedia.org/wiki/Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum
87. Full Committee Hearing: Prioritizing Cures: Science and Stewardship at
the National Institutes of Health. Committee on Health, Education, Labor
and Pensions, 23.08.2018.
https://www.help.senate.gov/hearings/prioritizing-cures-science-andstewardship-at-the-national-institutes-of-health; Testimony of Francis Collins.
https://www.help.senate.gov/imo/media/doc/Collins11.pdf
381
88. Element in the Room: A Radioactive Comedy about the Death and Life of
Marie Curie.
https://www.scienceweek.net.au/a-merging-of-science-and-the-performingarts/
89. Vincent Larivière; Stefanie Haustein; Philippe Mongeon. "The Oligopoly
of Academic Publishers in the Digital Era". PLoS ONE, 2015, 10 (6):
e0127502.
90. Decision concerning the Stockholm Prize in Criminology Foundation.
http://www.enzymes.at/letters/criminology.pdf
91. Die Geschichte von Annette Schavan zu studieren ist lehrreich in
besagtem Zusammenhang, weil sie in aller Deutlichkeit das Verhalten
aufzeigt, die in Kriminologie als legaler Raub (legal plunder) bezeichnet wird.
International Arrest Warrants issued on 8.03.2019.
http://constitution.fund/letters/arrest3.pdf
92. Ein Beispiel dafür, wie deutsche Exportwirtschaft funktioniert, d.h. wie
die Auftragsbücher gefüllt werden und welche Rolle akademische Lobby bei
der Realisierung solcher Vorhaben spielt, stellt SESAME dar, ein 100 Millionen
Dollar teueres Synchrotron, das in Jordan gebaut wurde. Darüber hinaus
handelt es bei diesem Vorhaben um Arbeitsbeschaffungsmaßnahme,
worüber Herwig Schopper berichtet.
382
H. Schopper. The light of SESAME: A dream becomes reality. Rivista del
nuovo cimento, 2017, Vol. 40, 4, 199–239.
http://inspirehep.net/record/1590396/files/fulltext.pdf
93. Letters addressed to the IPA LBG.
http://www.enzymes.at/letters/IPA.pdf
94. https://www.ipa.world/DeStaging/De/IPA1/ipa_rules/rule-1.aspx
Rule 1. IPA ORGANISATIONAL STATUS, HISTORY, STRUCTURE
Section A. Name. The IPA, referred to herein as “the IPA,” is the
organisation governed by these Rules.
Section B. Corporate Status. The IPA is incorporated in England and Wales
under the Companies Acts 1985 to 1989 as a company limited by guarantee
under registered number 3496765. The Corporation is governed by the law
for the time being in England and Wales governing companies limited by
guarantee and not having a share capital (“English Company Law”). It is a
charity registered with the Charity Commission in England and Wales under
registered number 1071752 and consequently it is also governed by the laws
for the time being in England and Wales governing charities (“English Charity
Law”).
Section D. History. The IPA is a professional association of psychoanalysts,
founded by Sigmund Freud in 1910, the operations and assets of which are
now run and owned by the Corporation.
383
95. The IPA's 51st International Congress and IPSO’s 25th Conference in
London.
http://www.ipa.world/london
With more than 600 acclaimed speakers from around the world, the
Congress provides a huge range of rich learning opportunities through the
many lectures, seminars and panel discussions on offer.
During the Congress, the IPA will take up the challenge of updating and
rethinking classical psychoanalytical views on 'the feminine' and their
repercussions in psychoanalysis.
Each society, culture or historical period attributes certain behaviours to the
feminine or the masculine. However, most people have their own personal
mixture of these, and it would be an over-simplification to prescribe a fixed
set of properties to one particular sex. The psychoanalytic approach is now
broader, including the feminine within the field of the masculine. New family
configurations and sexual and gender diversity have challenged established
standards of sexual binarism and have invited new questions about
femininity and masculinity. The feminine protects the infant and its
development; it guarantees survival and furnishes the mother tongue. In the
intermediary spaces of two, three or more persons, all the involved persons
continuously negotiate the positions of the feminine and the masculine,
changing the question of what should be labelled as feminine and what as
masculine. We have therefore had to revisit many concepts whose relevance
for clinical practice is unquestionable: among them, the Oedipal-castration
complex and its traditional resolution, the feminine superego, and women’s
desire for children.
384
Deutsche Fassung.
Feminin. Sowohl die Theorie als auch die Praxis der Psychoanalyse sind für
die Auseinandersetzung mit der Frage der “Weiblichen” relevant. Unser Ziel
für diesen Kongress besteht darin, Themen zu untersuchen, die Einfluss auf
das Alltagsleben und die Erfahrungen von Frauen wie auch Männern
ausüben. Seit Ende des 19. Jahrhunderts sind die mit der Weiblichkeit
zusammenhängenden Anliegen und Probleme, die zuvor normalisiert oder
totgeschwiegen worden waren, in unterschiedlichen Kulturen sichtbar
geworden. ...
Der psychoanalytische Blickwinkel ist weiter geworden und erfasst nun auch
das Weibliche im Bereich des Männlichen. Neue Familienkonfigurationen
sowie die sexuelle und Gender-Diversität haben die herkömmlichen
Standards der Zweigeschlechtlichkeit erschüttert und neue Fragen zur
Weiblichkeit und Männlichkeit aufgeworfen.
Das Weibliche schützt den Säugling und seine Entwicklung; es garantiert
sein Überleben und vermittelt ihm die Muttersprache. Im intermediären
Raum der zwei, drei oder mehr Personen verhandeln alle Beteiligten ständig
die Positionen des Weiblichen und des Männlichen und nehmen dadurch
Einfluss auf die Frage, was als weiblich und was als männlich zu bezeichnen
ist.
Deshalb haben wir zahlreiche Konzepte, deren Relevanz für die klinische
Praxis unbestritten ist, überprüfen müssen, zum Beispiel den Ödipus- und
Kastrationskomplex und seine traditionelle Auflösung, das weibliche Über-Ich
und den Kinderwunsch der Frau. Innerhalb dieses Rahmens stellt sich die
IPV der Verantwortung, klassische psychoanalytische Auffassungen zum
385
Weiblichen sowie ihre Rückwirkungen auf die Psychoanalyse zu aktualisieren
und zu überdenken.
96. The Feminine Today. Webinar with Harriet Wolfe, Rosine Perelberg and
Clara Nemas.
https://www.ipa.world/IPA/en/IPA1/Webinars/The_Feminine_Today.aspx
97. IPA Community-Standards.
https://www.ipa.world
2. We welcome constructive criticism of the IPA, but we cannot allow
misrepresentation of the IPA nor our documents to be published on our
website. For the sake of robust debate, we will distinguish between
constructive, focused argument and smear tactics.
2. Wir begrüßen eine konstruktive Kritik an der IPV, können aber keine
Falschdarstellung der IPV oder unserer auf dieser Webseite zu
veröffentlichenden Dokumente dulden. Einer kontroversen Debatte zuliebe
unterscheiden wir zwischen konstruktiver, konzentrierter Auseinandersetzung
und Verleumdung.
98. Sigmund Freud dazu: „People ... imagine they understand
psychoanalysis, because they can parrot its patter!“ George Sylvester
Viereck. An Interview with Freud, 1926.
99. Das Kind bleibt immer noch Projektionsfläche infantiler Komplexe und
psychopathischer Bestrebungen von Erwachsenen, wobei Hexenprozesse
386
gegen Kinder in Europa des Mittelalters frühere Erscheinungsformen, d.h.
Vorstufen späterer und heutiger Pathologisierung des Kindes waren, eine
Zusammenfassung findet man in: Hartwig Weber. Hexenprozesse gegen
Kinder, 1991.
100. Sigmund Freud an Ernest Jones am 1.08.1912: „Was meine Phantasie
sofort in Beschlag nahm, war Ihre Idee eines geheimen Konzils, das sich aus
den besten und zuverlässigsten unserer Leute zusammensetzen solle, deren
Aufgabe es sei, für die Weiterentwicklung der Psychoanalyse zu sorgen und
die Sache gegen Persönlichkeiten und Zwischenfälle zu verteidigen, wenn ich
nicht mehr da bin. ... Ich möchte sagen, es würde mir das Leben und das
Sterben leichter machen, wenn ich wüßte, daß eine solche Gemeinschaft
zum Schutz meiner Schöpfung existiert.“
387
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