STAATLICHE UNIVERSITÄT SANKT PETERSBURG
Philologische Fakultät
Lehrstuhl für Deutsche Philologie
Xenia Wiebe
Textlinguistische Analyse des Konjunktivs in deutschsprachigen
Fachtexten
Функциональный анализ конъюнктивных форм в
немецкоязычных лингвистических статьях
MASTERARBEIT
Fachrichtung: 45.04.02 LINGUISTIK
Masterstudiengang: «Theorie und Praxis verbaler Kommunikation»
Wissenschaftlicher Betreuer:
Prof. Dr. Sergey Trofimovich Nefedov
Sankt Petersburg
2017
0
Inhaltsverzeichnis
Einführung…………………………………………………………………….3
I. Konjunktiv als grammatisches Mittel der Modalität im Deutschen...………6
1.1 Begriff der Modalität. Modalität und der Begriff Hedging……………….6
1.2 Arten und Ausdrucksmittel der Modalität………………………………12
1.3 Beitrag der Konjunktivformen zur Modalität……………………………20
1.4 Spezifik der Modalität in wissenschaftlichen Texten……………………25
1.4.1 Wissenschaftssprache, seine Besonderheiten und Modalität………….25
1.4.2 Der wissenschaftliche Artikel………………………………………….29
1.4.3 Linguistische Fachtexte und linguistischer Artikel……………………30
Fazit zum 1. Kapitel.…………………………………………………...……33
II. Leistung der konjunktivischen Formen in linguistischen Artikeln…….…35
2.1 Analyseverfahren………………………………………………………...35
2.2 Rolle und Ausdrucksweise des Potentialis/der Annahme in linguistischen
Artikeln.…………………………………………………………...………………37
2.3 Rolle und Ausdrucksweise der indirekten Rede in linguistischen
Artikeln.……………………………………………………………………...……45
2.4 Rolle
und
Ausdrucksweise der
Aufforderung/Anweisung
in linguistischen Artikeln……………………………..………………………..…53
2.5 Rolle und Ausdrucksweise des Irrealis in linguistischen Artikeln…...….62
2.6 Rolle
und
Ausdrucksweise
des Optativs
in linguistischen
Artikeln………………………………………………………………………..…..68
2.7 Rolle
und
Ausdrucksweise der
vorsichtigen
Formulierung,
der
Alternativen, der Voraussetzung und der Konzession in linguistischen Artikeln...71
1
Fazit zum 2. Kapitel…………………...……..………………………..…….76
Schlussfolgerung……………………………………………………………80
Literaturverzeichnis…………………………………………………………81
Quellenübersicht……………………………………………………………..87
2
Einführung
Die grammatische Kategorie des Modus und Funktionen, die verschiedene
Modi erfüllen, wurden in der funktionalen Grammatik und Stilistik vor allem in
Bezug auf Texte der schöngeistigen Literatur erforscht. Der Beitrag dieser Arbeit
zum Konjunktiv-Problem besteht darin, dass sie sich auf den Gebrauch des
Konjunktivs in wissenschaftlichen Texten konzentriert. Da die indikativischen
Formen des Verbs in der wissenschaftlichen Kommunikation dominieren, weist
der Gebrauch des Konjunktivs in wissenschaftlichen Texten textsortenspezifische
Besonderheiten auf, was in der Fachsprachenlinguistik bisher nicht ausreichend
erforscht wurde.
Obwohl der Konjunktiv in wissenschaftlichen Texten ziemlich selten
vorkommt, erfüllt er in ihnen wichtige kommunikative Funktionen. Er ist ein
wichtiges
Element
bei
der
Textorganisation
(Textstrukturierung),
dem
Textverweisen und –zitieren, dem kontrafaktorischen Begründen und bei der
Verbalisierung anderer wissenschaftsspezifischer Handlungen.
Das Objekt der Forschung sind Textäußerungen in deutschsprachigen
linguistischen Fachtexten, die in ihrer grammatischen Struktur die Formen des
Konjunktivs I und des Konjunktivs II aufweisen.
Das Forschungsziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Leistung der
Konjunktivformen
bei
der
Vertextung
von
typischen
wissenschaftlichen
Textprozeduren wie Zitieren, Verweisen, Begründen, Hypothesenbilden, Empfehlen
(Man vergleiche…; Es wäre sinnvoll, dass…) usw. zu beschreiben und so die
Wahl dieser modalen grammatischen Sprachmittel durch den Autor kontextuellsemantisch und pragmatisch zu erklären. Um die Forschungsfrage zu beantworten,
sind folgende Arbeitsschritte notwendig:
1. Eruierung und Auflistung aller wissenschaftssprachlichen Handlungen, die
beim Einsatz des Konjunktivs I und des Konjunktivs II ausgedrückt werden;
3
2. Textlinguistische Analyse von sprachwissenschaftlichen Texten nach
kommunikativer Gliederung und auf dieser Grundlage die Auswertung der
Streuung
und
Frequenz
(Häufigkeit)
von
konjunktivischen
Formen
in
entsprechenden Textteilen;
3. Textlinguistische Analyse der kommunikativen Funktionen von zu
erforschenden grammatischen Formen in verschiedenen Textteilen;
4. Beschreibung der pragmatischen Leistung von konjunktivischen Formen
und ihres Beitrags zur vorsichtigen und höflichen Formulierung (Konjunktiv als
Hedging-Mittel);
5. Analyse des funktionalen Zusammenwirkens der Konjunktivformen mit
anderen
modalen
Sprachmitteln
(Modalverben,
Modalsatzadverbien,
Modalpartikeln) in wissenschaftlichen Kontexten.
Die Arbeitshypothese kann folgenderweise formuliert werden: der Gebrauch
der Modalitätsmittel, unter anderem auch der Konjunktivformen und der damit
gebildeten
Äußerungen,
richtet
sich
auf
die
Hauptaufgaben
der
Wissenschaftskommunikation aus. Man könnte vermuten, dass vor allem
diejenigen Funktionen des Konjunktivs eingesetzt werden, die dem Autor eines
wissenschaftlichen Textes ermöglichen, seine Stellungnahme äußerst effektiv zu
begründen und neue Informationen über das zu erforschende Objekt zu
formulieren.
Die theoretische Grundlage der Masterarbeit bildet Fachliteratur, die dem
Konjunktiv gewidmet ist. Besonders hervorzuheben sind dabei E. Hentschel & P.
M. Vogel, G. Schade, H. Weydt, G. Helbig u.a. und Werke, die der
Wissenschaftssprache gewidmet sind, wobei vor allem K. Ehlich, G. Graefen, H.
L. Kretzenbacher, H. Weinrich zu nennen sind.
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Als Methoden der Analyse dienen die Beschreibung, die quantitative
Methode, die kontextuell-semantische und funktional-kommunikative Analyse der
Sprachdaten.
Das empirische Material besteht aus 30 Artikeln zu verschiedenen
sprachwissenschaftlichen Themen aus 4 linguistischen Zeitschriften („Sprache und
Pragmatik“, „Zeitschrift für Germanistik“, „Linguistische Berichte“, „Zeitschrift
für germanistische Linguistik“). Aus diesem Material wurden stichprobenartig
Textstellen untersucht und die textliche Verwendung der konjunktivischen Formen
demonstriert. Anschließend werden die gewonnenen Daten qualitativ und
quantitativ analysiert und daraus Schlussfolgerungen bezüglich der textlichen
Leistung des Konjunktivs gezogen.
5
I. Konjunktiv als grammatisches Mittel der Modalität im Deutschen
1.1 Begriff der Modalität. Modalität und Hedging
Die vorliegende Arbeit hat das Ziel, modale Ausdrücke in wissenschaftlichen
Texten zu analysieren. Dabei sollen in dieser Arbeit nicht alle modalen
Äußerungen untersucht werden, sondern nur solche, deren Prädikat in der
Konjunktivform steht. Um zu verstehen, zu welchem Zweck diese grammatischen
Mittel im Text gebraucht werden können, welche Bedeutung sie haben können, mit
welchen Mitteln außer dem Konjunktiv die Modalität ausgedrückt werden kann, ist
zunächst der Modalitätsbegriff zu definieren.
Die Modalität ist ein facettenreiches Phänomen, weshalb es schwer ist, sie
begrifflich so zu fassen, dass damit alle Arten der Modalität eingeschlossen werden
können.
Der herkömmliche Begriff der Modalität stammt aus der Modallogik, für die
die Begriffe der Möglichkeit, Notwendigkeit und Irrealität zentral sind. So
bezeichnet
Modalität
nach
Lewandowski
„die
Möglichkeit
oder
Wahrscheinlichkeit, Notwendigkeit oder Zufälligkeit von Aussagen bzw. die Art
und Weise, in der Prädikate Subjekten zukommen, im Gegensatz zur Wahrheit und
Falschheit von Aussagen“ (Lewandowski, 1994). In dieser Definition wird auf
verschiedene Bedeutungen modaler Ausdrücke verwiesen, aber es wird noch nicht
klar, wie die Modalität ausgedrückt werden kann.
Für die Analyse ist es besonders wichtig zu bestimmen, auf welcher Ebene
der Sprache die Modalität zu finden ist. In der Sprachwissenschaft gibt es keine
Einigkeit darüber, wie man dieses Phänomen einordnen kann. Deth (1986) versteht
Modalität als eine funktional semantische Kategorie, für Lewandowski (1994) ist
sie eine morphosyntaktische und semantisch-pragmatische Kategorie. Palmer
(2001) definiert Modalität als eine mit Tempus und Aspekt verwandte
grammatikalische Kategorie. In der formalen Semantik wird Modalität als die
semantische Kategorie definiert, die Aspekte der Notwendigkeit und Möglichkeit
6
umfasst (vgl. beispielsweise Kratzer, 1991, von Fintel, 2006). Es ist letztlich zu
schlussfolgern, dass Modalität auf der semantischen, grammatischen und
pragmatischen Ebene der Sprache ausgedrückt werden kann.
Offensichtlich erfährt der Begriff der Modalität in der Sprachwissenschaft
unterschiedliche begriffliche Deutungen. Vinogradov (1950) zufolge wird unter der
Modalität das Verhältnis der Aussage zur Realität verstanden. In Anlehnung an
Vater (1975) ist Modalität nicht Bestandteil des Sachverhalts, der in einem Satz
beschrieben wird, sondern etwas, das zusätzlich zu diesem Sachverhalt
ausgedrückt wird. Für Dietrich (1992: 23) ist Modalität eine Kategorie, „in der die
Art und Weise des im Satz genannten Vorgangs oder Zustandes oder die
Einstellung des Sprechers dazu spezifiziert werden“. Er versucht allen von ihm
angeführten Beispielen, die mit verschiedenen Mitteln Modalität ausdrücken,
gemeinsames Merkmal zu finden. Er schreibt, dass ein Satz dann modalisiert ist,
„wenn die Proposition, die er ausdrückt, nicht als faktisch gekennzeichnet ist“
(Dietrich, 1992: 24). Modalisiert ist aber nicht mit “gilt nicht” gleichzusetzen,
sondern es bedeutet, dass „die Geltung eines Sachverhalts unbestimmt ist, womit
weder ausgeschlossen ist, dass er […] sich als Faktum der Bezugswelt herausstellt,
noch, dass er sich als nicht faktisch erweist“ (Dietrich, 1992: 27).
Ausgehend von den aufgeführten Definitionen der Modalität versteht die
vorliegende Arbeit den Begriff der Modalität folgendermaßen: als eine
grammatische und semantisch-pragmatische Kategorie, die sich auf die
Sprechereinstellung hinsichtlich einer Proposition bezieht. Vor allem sind hier
Aspekte der Notwendigkeit, Möglichkeit von Bedeutung, aber auch, ob die
Äußerungen für wahr oder falsch gehalten werden.
Die oben angeführten Definitionen und Überlegungen verweisen weiterhin
auf zahlreiche sprachliche Mittel, die einem Satz modale Bedeutung verleihen. Für
diese Arbeit ist vor allem die Kategorie des Modus wichtig und zwar der
Moduswechsel vom Indikativ in den Konjunktiv. In erster Linie verbindet man den
Begriff der Modalität mit dem Verbmodus, der laut Admoni ihren Kern bildet,
7
„und das Wesentlichste an der Semantik der verbalen Modi, an ihrer
verallgemeinerten grammatischen Bedeutung, ist die Bewertung der Realität der
vom Verb ausgedrückten Handlung“ (Admoni, 1956: 131). Verbmodi erfüllen aber
unterschiedliche Funktionen, dabei kann der Modus in Kombination mit anderen
modalen Mitteln gebraucht werden. Wenn man Modalität und Tempus zusammen
betrachtet, so hat vor allem das Futur I modale Bedeutung, weil diese Zeitform
meist eine Vermutung ausdrückt, dabei werden oft verschiedene Adverbien
hinzugefügt (a, b), sie kann aber auch für eine Aufforderung gebraucht werden (c).
a) Er ist nicht zu erreichen. Er wird (noch) in den Ferien sein.
b) Wenn das so ist, wirst du (wohl) Recht haben.
c) Du wirst jetzt ins Bett gehen!
In Verbindung mit dem Modalitätsbegriff spricht man auch vom Phänomen
des Hedging (auch des Heckenausdruckes od. der sprachlichen Hecke), das
gleichfalls nicht problemlos definierbar ist. Der Begriff „Hedge“ wurde vom G.
Lakoff 1972 eingeführt. Hedging ist ihm zufolge ein Mittel, kategorische und somit
aus kommunikativer Sicht unhöfliche Aussagen zu vermeiden. Eine sprachliche
Hecke kann durch die Verbmodi, adverbiale oder adjektivische Wendungen,
Abtönungspartikel und auch durch andere Mittel ausgedrückt werden (z.B.
eigentlich, irgendwie, vielleicht, ich würde sagen). Lakoff kritisierte die Tendenz,
Äußerungen als eindeutig wahr oder falsch zu betrachten, und war der Meinung,
dass man von dem Grad der Wahrheit sprechen müsste.
In der Heckenforschung scheint es keine Einigkeit zu geben, welche
sprachlichen Mittel als Hecken bezeichnet werden sollen, dementsprechend gibt es
auch keine allgemein anerkannte Definition des Begriffs. Eine Liste solcher Mittel
wurde von Kresta (1995) zusammengestellt: verschiedene Adverbien (vielleicht,
sicher, vermutlich, leider), Meinungsäußerung, Bescheidenheitsverben (scheinen),
irreale Konditionalsätze, Modalverben, der Ausdruck des Wunsches.
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Einige Linguisten haben eigene Klassifikationen des Hedging erstellt, in
dieser Arbeit werden die von Prince, Hübler, Hyland und Mauranen
vorgeschlagenen Klassifikationen kurz diskutiert.
Prince et al. (1982) unterscheiden zwischen zwei Typen des Hedging:
Approximators
(a) und Shields (b). Approximators
modifizieren den
propositionalen Gehalt einer Aussage (Bereich der Semantik) und Shields beziehen
sich auf die Einstellung des Sprechers zur Proposition (Bereich der Pragmatik).
Diese Herangehensweise wurde jedoch kritisiert (z.B. von Skelton), weil man diese
zwei Typen nicht immer voneinander trennen kann.
a) Dieses Buch ist eine Art Biographie.
b) Ich denke, dass es in diesem Kapitel um verschiedene Textsorten geht.
Von Hübler (1983) wurde eine ähnliche Klassifikation vorgeschlagen. Er
unterscheidet zwischen zwei Typen von Unbestimmtheit. Die phrastische
Unbestimmtheit entspricht den Approximators und sein Begriff der neustischen
Unbestimmtheit entspricht den Shields. Die beiden Typen haben eine gemeinsame
Funktion: sie machen eine Aussage weniger «aggressiv» für den Rezipienten.
Hyland (1996) hat ein polypragmatisches Modell erstellt. Er unterscheidet
zwischen content-oriented und reader-oriented Hedges, content-oriented Hedges
unterteilt er in accuracy-oriented und writer-oriented Hedges. Die erste Kategorie
betrifft die Beziehung zwischen der Proposition und der Darstellung der
Wirklichkeit. Hier ist es wichtig, ob die Proposition der Wirklichkeit entspricht
oder nicht. Die zweite Kategorie betrifft die Interaktion zwischen dem Verfasser
und dem Leser. Von den accuracy-oriented Hedges spricht man in dem Fall, wenn
der Verfasser betonen will, dass eine Proposition vom idealen Prototyp abweicht
oder dass eine Behauptung auf unvollständigem oder unsicherem Wissen des
Verfassers basiert. Writer-oriented Hedges betreffen die Formulierungen von
Hypothesen oder Schlussfolgerungen. Dabei erfüllen Hedges schützende Funktion.
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Mauranen (1997) schlägt eine ähnliche Klassifikation vor, sie geht davon aus,
dass die Funktionen des Hedging in wissenschaftlichen Texten epistemische und
interpersonale Funktion erfüllen können. Aber es gibt keine scharfen Grenzen
zwischen diesen zwei Typen.
Um verschiedene Termini zum Thema Hedging zu veranschaulichen, wäre es
sinnvoll, sie in einer Tabelle zusammenzufassen. Insgesamt kann man von zwei
Arten des Hedging sprechen: wenn die Einstellung des Sprechers ausgedrückt
wird, und wenn die Proposition objektiv in einem bestimmten Maß der
Wirklichkeit nicht entspricht.
Proposition und
Die Einstellung des
Wirklichkeit
Sprechers
Prince et.al.
Approximators
Shields
Hübler
Phrastische
Neustische
Unbestimmtheit
Unbestimmtheit
Hyland
Content-oriented
Reader-oriented
Mauranen
Epistemische Funktion
Interpersonale Funktion
BEISPIELE
Dieses Buch ist eine Art
Er muss (müsste) lange
Biographie.
nicht nach Hause
gekommen sein.
Da alle oben vorgestellten Begriffe semantisch ähnlich sind, spielt es keine
besondere Rolle, welche Termini bei der Analyse verwendet werden. Die
Klassifikation von Prince scheint jedoch klarer zu sein, weshalb im Folgenden mit
seinen Begriffen Approximators und Shields gearbeitet wird, wobei aber, wie
vorher erwähnt wurde, die Grenze zwischen diesen zwei Typen des Hedging nicht
immer offensichtlich ist. Das Wichtigste jedoch ist, dass beide Typen die
Äußerung weniger kategorisch machen.
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Modale Ausdrücke sowie auch Heckenausdrücke drücken nicht unbedingt
aus, dass eine Äußerung wahr oder falsch ist, sie zeigen, dass die Proposition
sowohl wahr als auch falsch sein kann oder in verschiedenem Maß als wahr oder
falsch betrachtet wird. Man kann also sagen, dass der Modalitätsbegriff und der
Begriff des Hedging Ähnlichkeiten in ihrer Semantik aufweisen, jedoch nicht
gleichzusetzen sind. “Zieht man die Einstellung des Sprechers zur Wahrheit der
Aussage in den Vordergrund, so kann Hedging als eine Subkategorie der Modalität
interpretiert werden. Betrachtet man aber Hedging aus der Perspektive der
Interaktion, so kann man es der Höflichkeit zuordnen“ (Breitkopf, 2005: 102).
11
1.2 Arten und Ausdrucksmittel der Modalität
Da der Begriff der Modalität selbst sehr vage ist, gibt es auch vielfältige
Versuche, alle Arten der Modalität sowie sprachliche Mittel der Modalität in einer
Klassifikation
zu
beschreiben.
In
diesem
Bereich
waren
solche
Sprachwissenschaftler tätig wie Palmer (2001), Bybee (1994), von der Gabelentz
(1901), Schmidt (1967), Meier (1977), Lyons (1977) u.a., auf die im Folgenden
zurückgegriffen wird.
Es werden zwei Grundarten der Modalität unterschieden: deontische und
epistemische Modalität. Außerdem sind noch weitere Begriffe im Gebrauch, die
sich teilweise mit diesen Grundarten überschneiden. Die Unterscheidung zwischen
der deontischen (objektiven) und der epistemischen (subjektiven) Modalität geht
auf Jespersen (1924) zurück, die Bezeichnungen selbst wurden jedoch erst später
durch von Wright (1951) eingeführt. Bei diesen beiden Grundarten handelt es sich
vor allem um zwei verschiedene Anwendungsarten der Modalverben. „Wenn die
Modalverben die erste Funktion haben, spricht man von den Modalverben mit
objektiver Modalität, wenn sie in der zweiten Funktion gebraucht werden, spricht
man von der subjektiven Modalität der Modalverben“ (Helbig, Buscha, 1999:
131). Einige Linguisten (Calbert, Eisenberg) verwenden in diesem Fall solche
Begriffe wie inferentiell und nicht-inferentiell, dabei ist ebenfalls die objektive und
die subjektive Modalität gemeint.
Der Begriff der deontischen Modalität bezieht sich auf Gebote und
Verbote, drückt die Verpflichtung oder Erlaubnis und das Willensstreben des
Sprechenden aus; so wird zwischen deontischer Notwendigkeit (1, 3) und
Möglichkeit (2), die eine Ursache oder Quelle haben, unterschieden. Eine
bedeutende Rolle spielen hierbei die Modalverben müssen, sollen und dürfen, aber
auch andere Modalverben in ihrer Grundfunktion. Bei dem deontischen Gebrauch
der Modalverben wird der Sachverhalt als Tatsache geschildert.
1) Er muss um 8 bei der Arbeit sein.
12
2) Adam darf heute Abend ins Kino gehen.
3) Dieses Zitat soll man sich merken.
Der
Begriff
der
epistemischen
Modalität
bezieht
sich
auf
die
Wahrhaftigkeit einer Aussage und betrifft das Wissen des Sprechenden in Bezug
auf einen Sachverhalt. Hier kann man auch zwischen der epistemischen
Notwendigkeit und Möglichkeit unterscheiden. Diese Art der Modalität drückt
Annahmen und Vermutungen des Sprechers oder Schreibers aus. „Die
Modalverben beziehen sich nicht auf das Subjekt des Satzes, sondern auf die
Einstellung des Sprechers. Bei der subjektiven Aussage kann das Modalverb nicht
allein im Prädikat stehen, sondern muss mit dem Infinitiv eines anderen Verbs die
Prädikatsstellen besetzen“ (Helbig, Buscha, 1999: 136). Die Modalverben, die eine
Vermutung ausdrücken, weisen einen bestimmten Grad der Sicherheit auf, der von
einräumender Vermutung bis zur festen Überzeugung reichen kann.
1) Das Licht ist an. Er muss zu Hause sein.
2) Er kann schon ins Bett gegangen sein.
3) Sie dürfte bald kommen.
Lyons (1977) unterscheidet außerdem zwischen der subjektiven und
objektiven epistemischen Modalität. Dies hängt davon ab, ob logisch
geschlossen wird, dass ein Sachverhalt wahr ist oder wahr sein kann (objektiv) oder
ob in der Äußerung eine Einschätzung des Sprechers im Bezug auf die Faktizität
eines Sachverhaltes vorhanden ist (subjektiv).
Daneben gibt es andere Klassifikationen, die die Modalität von verschiedenen
Standpunkten aus betrachten. So unterscheidet etwa von der Gabelentz (1901)
zwischen der logischen, psychologischen und sozialen Modalität. Unter
logischer (auch objektiv bezeichnet) Modalität wird die Beziehung des Prädikats
zum Subjekt verstanden. Sie kann tatsächlich, möglich, notwendig, ausschließlich,
bejahend,
verneinend
usw.
sein.
Die
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psychologische
Modalität
wird
folgendermaßen charakterisiert: der Redende will nicht nur eine Tatsache
mitteilen, sondern er will sich auch aussprechen, „sein eigenes seelisches Befinden
dabei dem Anderen mitteilen“ (von der Gabelentz, 1901: 472). Diese Art der
Modalität ist die „Beziehung des Redenden zur Rede, ob er mittheilt, fragt, ausruft,
befiehlt oder bittet, ob er mit Entschiedenheit oder mit bescheidener
Zurückhaltung, vermuthend, fürchtend, hoffend, zweifelnd spricht“ (von der
Gabelentz, 1901: 103). Die soziale Modalität drückt die Rangordnung, die
gesellschaftliche Hierarchie aus. Sie betrifft „das Verhältniss des Redenden zum
Angeredeten oder zu dem, von dem die Rede ist, die gesellschaftliche Neben-,
Ueber-, oder Unterordnung“ (von der Gabelentz, 1901: 474).
Einige Linguisten (z.B. Meier (1977), Schmidt (1967)) sprechen, je nachdem,
ob sie durch Verbmodi oder die Modalverben ausgedrückt wird, von der
kommunikativ-grammatischen und logisch- grammatischen Modalität. Bei der
kommunikativ-
grammatischen
Modalität
handelt
es
sich
um
die
Sprechereinstellung zum Inhalt der Äußerung, und bei der logisch- grammatischen
Modalität ist das Verhältnis des Handelnden zur Handlung zentral.
Bybee (1994) unterscheidet vier Arten der Modalität:
1)
Agensorientierte Modalität (Obligation, Notwendigkeit, Fähigkeit,
Wunsch, Absicht, Möglichkeit)
z.B.: Das Kind kann schon lesen.
2)
Sprecherorientierte Modalität (Direktiva wie Befehl, Forderung,
Bitte, Flehen, Warnen, Ermahnung und Empfehlung)
z.B.: Du solltest dieses Thema ständig wiederholen.
3)
Epistemische Modalität (Möglichkeit, Wahrscheinlichkeit und
Gewissheit)
z.B.: Er könnte der Mörder sein.
4)
Subordinierende Modi (Nebensätze, vor allem Ergänzungssätze,
Konzessivsätze und Nebensätze des Zweckes)
z.B.: Mathias behauptet, dass er gestern zu Hause war.
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Palmer (2001) hat eine sehr ausführliche Klassifikation der Modalität erstellt.
Zunächst unterscheidet er zwischen zwei Arten der Modalität, die sich in
verschiedene Unterarten gliedern lassen. Diese Klassifikation kann in folgender
Weise dargestellt werden:
1) Ereignismodalität
Deontische M.
Zirkumstantielle M.
Abilitive M.
Buletische M.
Volitive M.
Intentionale M.
Teleologische M.
Alethische M.
2) Propositionsmodalität
Epistemische M.
Evidentialität
Diese Klassifikation bezieht sich auf den Gebrauch der Modalverben. Die
Einteilung in die Ereignis- und Propositionsmodalität ist jedoch nicht neu, da diese
zwei Arten im Grunde genommen der deontischen und epistemischen Modalität
entsprechen: die Ereignismodalität bezieht sich auf die Möglichkeit und
Notwendigkeit des in einer Äußerung dargestellten Sachverhalts, während die
Propositionsmodalität den Faktizitätsstatus einer Proposition ausdrückt.
Die Deontische Modalität wird auch als normative Modalität bezeichnet, weil
sie objektiv und normativ gegebene Möglichkeiten und Notwendigkeiten
ausdrücke (Verbote, Gebote, Erlaubnisse). In diesem Sinne werden vor allem
solche Modalverben verwendet wie sollen, dürfen und müssen.
Du darfst heute nicht ins Kino gehen.
Wegen des schlechten Wetters müssen wir zu Hause bleiben.
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Jetzt sollst du ihr helfen.
Die zirkumstanzielle Modalität ist eine auf den Umständen beruhende
Modalität. Die abilitive Modalität drückt ihrerseits Fähigkeiten und Zwänge aus.
Nicht alle Sprachwissenschaftler trennen die zirkumstanzielle und die abilitive
Modalität voneinander, da sie eng verwandt sind, was man an folgenden Beispielen
deutlich sieht:
Abilitive M.
Sie kann gut schwimmen. (Sie hat die Fähigkeit gut zu schwimmen)
Er muss heute früher kommen. (Er unterliegt dem Zwang, früher zu
kommen)
Zirkumstanzielle M.
Daraufhin mussten wir lachen. (Wir unterlagen unter diesen Umständen
dem Zwang zu lachen)
Chrysanthemen können in dieser Gegend wachsen. (Diese Gegend bietet
Umstände, unter denen dieser Pflanze möglich ist, zu wachsen)
Bulethische, volitive und intentionale Modalität stehen sehr nah beieinander.
Die bulethische Modalität (1, 2) bezieht sich auf Wünsche des Agens. Die volitive
Modalität (3) wird mithilfe der Modalverben mögen und wollen realisiert.
Intentionale Modalität (4) drückt Absichten aus.
1) Dieses Lied können wir gerne spielen!
2) Er soll Basketball spielen!
3) Meine Mutter möchte morgen zu uns kommen.
4) Ich will Basketball spielen!
Teleologische Modalität ist in verschiedenen Anleitungen zu finden.
z. B.: Diese Tablette muss man vor dem Essen einnehmen.
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Alethische Modalität drückt logische Notwendigkeit oder Möglichkeit aus
(logische Gesetze).
z. B.: Die Summe der Winkel im Quadrat muss immer 180 Grad ergeben.
Wie es sich zeigt, ist die Modalität ein sehr breiter Begriff mit verschiedenen
Bedeutungen. In der deutschen Sprache finden sich zahlreiche Mittel, mit denen
eine solche modale Bedeutung realisiert werden kann: die Verbmodi, Modalverben
und Modalitätsverben, Modalpartikeln und Modalwörter, die Konstruktionen mit
sein, haben, bleiben und modal-einschätzende Satzstrukturen (z. B. ich meine/ es
ist möglich). Diese Mittel sollen im Folgenden erläutert werden.
Wie ihr Name bereits andeutet, tragen Modalpartikeln zum Ausdruck der
Modalität bei. Man kann sagen, dass Modalpartikeln eher im Bereich der Illokution
(Intentionsebene) wirken, weil sie nicht durch ihre Bedeutung (auf der Ebene der
Proposition) kennzeichnend sind, sondern durch ihre Wirkung bzw. den Effekt,
den sie erreichen sollen. Außerdem kann man Modalpartikeln aus einem Satz
weglassen, ohne dass dies zu einem erkennbaren Informationsverlust führt. Laut
Thurmair (1989) dienen Modalpartikeln dazu, eine Äußerung in einen
Interaktionszusammenhang
Modalpartikeln
einzubinden.
folgendermaßen
Sie
zusammen:
fasst
„Mit
die
ihnen
Bedeutung
der
kann
den
auf
Gesprächspartnern gemeinsames Wissen verwiesen werden, auf Annahmen oder
Erwartungen von Sprecher oder Hörer, es kann ein bestimmter Bezug zu einer
vorangegangenen Äußerung angezeigt werden, oder es kann der Stellenwert, den
der Sprecher der Äußerung beimißt, gekennzeichnet werden. Insofern modifizieren
die Modalpartikeln auf je spezifische Weise Illokutionstypen“ (Thurmair, 1989: 2).
Zu den Modalpartikeln gehören z. B. folgende: ja, doch, auch, denn, bloß, nur,
mal, aber, vielleicht, eben, halt, wohl, schon, eigentlich, etwa. (Engel, 1988)
Ihr könntet mir ja ruhig helfen! – Aufforderung zu einer Handlung, von der
der Hörer weiß, dass er sie längst schon hätte ausführen müssen oder können.
Frag doch die Lehrerin noch einmal! – Abmilderung eines Imperativs.
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Das weiß ich eben auch nicht! – Der dargestellte Sachverhalt ist evident.
Modaladverbien
(auch
Modalwörter
genannt)
unterscheiden
sich
morphologisch nicht von den Adverbien, aber sie unterscheiden sich von ihnen
semantisch und syntaktisch. Semantisch enthalten sie eine Einschätzung des Inhalts
der Äußerung seitens des Sprechenden oder Schreibenden und syntaktisch
beziehen sie sich auf den ganzen Satz. Im Deutschen gibt es zahlreiche
Modalwörter, unter anderen gehören dazu: vielleicht, wahrscheinlich, sicherlich,
hoffentlich, leider, freilich, glücklicherweise, eventuell. (Helbig/ Buscha, 1999)
Modalverben spielen eine besondere Rolle beim Ausdruck der Modalität.
Erstens weil deutsche Modalverben unterschiedliche modale Bedeutungen
aufweisen und zweitens weil sie sowohl objektive, als auch subjektive Bedeutung
haben können. Außerdem werden sie oft mit anderen modalen Mitteln kombiniert
(z.B. mit dem Konjunktiv). In der deutschen Sprache unterscheidet man sechs
Modalverben: müssen, sollen, können, dürfen, wollen, mögen (Helbig/ Buscha,
1999). Wie oben bereits erwähnt wurde, sind Modalverben zweiseitig: sie können
objektiv und subjektiv gebraucht werden. Die Begriffe objektiv (deontisch) und
subjektiv (epistemisch) wurden in der Verbindung mit dem Begriff Modalität
schon genannt. Die Unterschiede zwischen diesen zwei Grundarten der Modalität
sind an Beispielen mit den Modalverben besonders gut zu sehen.
Er muss morgen früh aufstehen. – Er muss (müsste) noch nicht gekommen
sein.
Anne kann gut schwimmen. – Es kann nicht seine Schuld sein.
Meine Schwester darf heute Abend ausgehen. – Es dürfte Ihnen noch nicht
zu Bewusstsein gekommen sein.
Diese Bücher sollen im Sommer gelesen werden. – Der Maler soll das
Gemälde vernichtet haben.
Meine Großmutter mag dieses lange Kleid. – Es mag sein, dass genau er
den Sänger getötet hat.
18
Ich will auf die Frage nicht antworten. – Andreas will gestern den ganzen
Tag zu Hause verbracht haben.
Die Konstruktion sein/ haben + zu + Infinitiv weist ebenfalls modale
Bedeutung auf. Das Verb haben modalisiert in diesem Fall nur aktivische (Ich habe
das Buch zu lesen) und das Verb sein nur passivische (Das Buch ist zu lesen)
Sätze. Die Sätze mit haben drücken Notwendigkeit aus und die Sätze mit sein
können sowohl Notwendigkeit als auch Möglichkeit ausdrücken.
Ich habe die Tür zu schließen. = Ich muss die Tür schließen.
Die Tür ist zu schließen. = Die Tür kann/ muss geschlossen werden.
Zu den bedeutendsten Mitteln zum Ausdruck der Modalität im Deutschen
gehören die Verbmodi. Der Indikativ ist in diesem Sinne neutral, die Sätze im
Indikativ können aber andere modale Mittel enthalten und dadurch auch modal
wirken. Es lässt sich sagen, dass hier eine Opposition zwischen dem markierten
(Konjunktiv) und dem unmarkierten Modus (Indikativ) vorliegt. Natürlich haben
die Sätze im Imperativ auch modale Bedeutung (sie können mit Hilfe von
Modalverben umformuliert werden, so haben sie fast denselben Inhalt). Für diese
Arbeit ist die Opposition Indikativ – Konjunktiv von besonderer Bedeutung.
19
1.3 Beitrag der Konjunktivformen zur Modalität
Wie im vorigen Kapitel bereits festgestellt wurde, gehören die Verbmodi zu
den wichtigsten Ausdrucksmitteln der Modalität. Im Deutschen unterscheidet man
drei Verbmodi: Indikativ, Imperativ und Konjunktiv. Der Indikativ ist besonders
formenreich: die Verben im Indikativ werden nach Person, Numerus, Tempus und
Genus unterschieden. Im Indikativ bildet man vor allem Aussagesätze, er dient zur
Erzählung und Darstellung, aber im Indikativ kann man auch Fragen und
Aufforderungen formulieren. Außerdem können unterschiedliche Stellungnahmen
im Indikativ gebildet werden. Der Imperativ hat im Gegenteil keine solche Vielfalt
der Funktionen. Er drückt Aufforderungen verschiedener Art aus und hat dabei
viele Konkurrenzformen. Beim Konjunktiv handelt es sich um bestimmte
Satzformen. Die Vielfältigkeit der Funktionen des Konjunktivs könnte man in so
einem Zitat zusammenfassen: „Ein Satzinhalt, der im Konjunktiv ausgedrückt ist,
wird eben nicht als faktisch gegeben dargestellt, sondern als vermittelt. Die
Mitteilung wird nicht als direkte Abbildung eines Inhalts dargeboten, sondern als
indirekte, als durch ein Medium gebrochen, etwa als Wunsch, als etwas, was nur
geglaubt wird, als etwas, was die Meinung anderer und ausdrücklich nicht die des
Sprechers wiedergibt, als ein Werturteil, als kontrafaktisch, als ein Wunsch, als
eine Absicht, als etwas noch nicht Realisiertes, aber Intendiertes, als etwas zu
Beurteilendes (nicht Mitzuteilendes) usw“ (Hentschel & Vogel, 2009: 216).
Zwischen dem Indikativ (auch die Wirklichkeitsform genannt) und dem
Konjunktiv (auch die Möglichkeitsform genannt) besteht laut Hentschel & Vogel
(2009) eine inklusive Opposition, d.h. dass der Konjunktiv der markierte Terminus
und der Indikativ im Gegensatz der unmarkierte Terminus ist. Außerdem besteht
zwischen diesen zwei verbalen Modi eine funktionelle Opposition. „Es ist nicht
etwa so, dass der Kontext von sich aus den Modusgebrauch vollkommen
vorschriebe. Funktionell ist eine Opposition dann, wenn die beiden Termini
einerseits nicht völlig frei, ohne Auswirkungen auf den Inhalt, austauschbar sind
und wenn andererseits die Wahl nicht völlig automatisch ist“. (Hentschel & Vogel,
20
2009: 210). Es hängt also in einigen Fällen vom Autor/ Sprecher/ Schreiber ab, ob
eine Äußerung mit dem Konjunktiv gebildet wird, es gibt jedoch auch Regeln, die
bestimmen, dass eine Äußerung in einem konkreten Fall mit dem Konjunktiv
gebildet werden soll.
Wenn man den Konjunktiv an sich selbst betrachtet, so unterscheidet man
zwischen dem Konjunktiv I und dem Konjunktiv II. Der Konjunktiv I wird auch
Konjunktiv Präsens genannt, weil das finite Verb in solchen Konjunktiven im
Präsens steht. Die konjunktivischen Formen, bei denen das finite Verb im
Präteritum steht, kann man dementsprechend unter der Bezeichnung Konjunktiv II
gruppieren. Es lässt sich jedoch sagen, dass die Bezeichnungen Konjunktiv I und II
in neueren Grammatiken weniger akzeptiert sind. Man könnte sagen, dass beide
Konjunktive ihre bestimmte Kernbedeutung haben, aber Helbig zufolge ist der
Ausgangspunkt für eine solche Unterscheidung „die Annahme, dass die
Konjunktive keine temporale, sondern eine modale Bedeutung haben“ (Helbig,
1999: 40). Verständlicherweise tritt im Konjunktiv die temporale zugunsten der
modalen Bedeutung zurück, aber man kann nicht sagen, dass die temporale
Bedeutung völlig verloren geht. Außerdem betont Eisenberg (2006: 118), dass
zwei Konjunktive „keine grammatischen Kategorien“ sind. Sie haben in einigen
Fällen dieselbe Funktion (z.B. in den Komparativsätzen), während ihre temporale
Bedeutung unterschiedlich ist.
a) Das Kind weint, als ob es Bauchschmerzen habe. – Komparativsatz,
Konjunktiv I, Gleichzeitigkeit
b) Das Kind weint, als ob es sich an der Ecke gestoßen hätte. –
Komparativsatz, Konjunktiv II, Vorzeitigkeit
Weinrich (2005) spricht in seiner „Textgrammatik der deutschen Sprache“
von zwei Arten des Konjunktivs, er unterscheidet den restriktiven (Restriktiv) und
indirektiven (Indirektiv) Konjunktiv. Der Restriktiv (Konjunktiv II) drückt
21
eingeschränkte Geltung aus, der Indirektiv (Konjunktiv I) hat dieselbe Bedeutung,
dabei kommt noch das zusätzliche semantische Merkmal der Referenz hinzu.
Eine mögliche Generalisierung könnte lauten: Konjunktiv I und Konjunktiv II
sind eher Sammelbezeichnungen, aber keine grammatischen Kategorien, obwohl
beide Konjunktive verschiedene Frequenz aufweisen – der Konjunktiv Präsens
kommt seltener vor – und in einigen Fällen einander nicht ersetzen können.
Trotzdem gehen die meisten Grammatiken, die Deutsch als Fremdsprache
darstellen, von diesen zwei Arten des Konjunktivs aus, was möglicherweise das
Erfassen aller seinen Funktionen erleichtert und zur Anschaulichkeit beiträgt. So
wird der Konj. I vor allem in der indirekten Rede und in den Aufforderungen im
weiteren Sinne (Anweisungen, Forderungen, Befehlen, Bitten, Wünschen)
verwendet. Der Konj. II drückt etwas aus, was nach der Auffassung des Sprechers
nicht wirklich ist. Mit diesen Konjunktiven werden Wünschen (erfüllbare,
wahrscheinlich erfüllbare, unerfüllbare), Annahmen, Hypothesen formuliert.
Außerdem ist es damit möglich, irreale Vergleichsätze zu bilden. In solchen
Äußerungen ist nicht die Wirklichkeit dargestellt, sondern etwas nur Vorgestelltes,
nur möglicherweise Existierendes.
Da der Konjunktiv oft in Satzgefügen vorkommt, wird in einigen
Grammatiken (Helbig, 1999; Helbig/ Buscha, 1996) bei der Beschreibung der
Funktionen des Konjunktivs vom Typ des Nebensatzes ausgegangen. Im
Konjunktiv können folgende Satztypen gebildet werden:
Hypothetische Komparativsätze
z.B.: Der Schüler benimmt sich, als ob er die Hausaufgabe nicht gemacht
hätte.
Irreale bzw. potentielle Konditionalsätze
z.B.: Wenn ich reich wäre, wäre ich auch berühmt/ würde ich ein großes Haus
kaufen.
22
z.B.: Wenn ich gestern zu Hause gewesen wäre, hätte ich meinen alten
Freund nicht getroffen.
Konzessiv- und Konsekutivsätze
z.B.: Auch wenn ich Zeit hätte/ gehabt hätte, würde/ hätte ich dieses Buch
nicht lesen/ gelesen.
z.B.: Das Wetter ist/ war zu regnerisch, als dass man baden könnte/ hätte
baden können.
Es ist zu beachten, dass in genannten Nebensatztypen verschiedene
Zeitformen möglich sind, der präteritale Konjunktiv ist jedoch häufiger zu treffen.
Dabei wird oft statt des Konjunktivs II der würde- Konjunktiv verwendet, der
meist bei einigen unregelmäßigen Verben vorkommt, und laut Schade (2009)
immer mehr den Konjunktiv II in der gesprochenen und in der geschriebenen
Sprache verdrängt.
In der vorliegenden Arbeit spielt jedoch vor allem die Bedeutung der mit
Konjunktiv gebildeten Äußerungen eine entscheidende Rolle. So ist es sinnvoll die
traditionelle Klassifikation der Funktionen des Konjunktivs von Hentschel &
Vogel
(2009)
darzustellen.
Sie
unterscheiden
folgende
Untertypen
des
Konjunktivs:
den Potentialis
z.B.: Wenn sie heute frei hätte, würde sie ins Theater gehen.
den Irrealis
z.B.: Wenn ich zu Hause geblieben wäre, hätte ich einen Kuchen gebacken.
den Optativ
z.B.: Wenn sie doch nur käme!
den Adhortativ
z.B.: Seien wir nicht so kleinlich!
den Konjunktiv der indirekten Rede
z.B.: Sie behauptet, sie sei damals nicht in der Stadt gewesen.
23
In Anlehnung an Schade (2009) könnte man noch zwei Untertypen
hinzufügen, die nicht besonders frequent sind, aber dennoch zu nennen wären:
der Höflichkeitskonjunktiv
z.B.: Könnten Sie mir bitte helfen?
Konjunktiv der vorsichtigen Formulierung („Scharnier- Konjunktiv“)
z.B.: Es wäre alles.
Da in dieser Arbeit die Analyse auf die mit dem Konjunktiv gebildeten
Äußerungen in den wissenschaftlichen Texten gerichtet ist, wäre es sinnvoll zu
bestimmen, wo (in welchen Texten/ Textsorten) der Konjunktiv zu finden ist. In
den meisten Grammatiken gibt es lediglich Anmerkungen dazu. Im Allgemeinen
lässt sich sagen, dass für eine bestimmte Textsorte nur einige Funktionen des
Konjunktivs charakteristisch sind und nicht die ganze Reihe der Konjunktivformen
werden dabei verwendet. Der Konjunktiv ist vor allem in der schriftlichen Rede
gebräuchlich, da die mündliche Rede der Einfachheit und sprachlicher Ökonomie
zustrebt. In der mündlichen Rede kommt der Konjunktiv I kaum vor, bei der
indirekten Rede steht das Verb vorzugsweise im Indikativ. Der Konjunktiv II wird
bei irrealen Bedingungssätzen und irrealen Wunschsätzen durch die würdeKonstruktion ersetzt und der Konjunktiv II selbst wird oft nur bei den Hilfsverben
und Modalverben verwendet. Was die schriftliche Rede anbetrifft, so ist der
Konjunktiv in den Texten der schöngeistigen Literatur zu finden, hierbei werden
verschiedene Zeitformen verwendet. Da Konjunktiv I für die Aufforderungen
typisch
ist,
könnte
Verschreibungen,
man
entsprechende
Kochrezepten,
Anweisungen
Gebrauchsanweisungen
in
finden.
ärztlichen
Für
die
wissenschaftlichen Texte ist es notwendig, die Information zum jeweiligen
Problem möglichst objektiv darzustellen. Die Äußerungen im Konjunktiv sind
jedoch eher subjektiv, drücken etwas Mögliches und nicht Reales. Obwohl in den
wissenschaftlichen Texten der Konjunktiv nicht sehr häufig vorkommt, erfüllt er
wichtige Aufgaben und ist in einigen Äußerungen erwünscht.
24
1.4 Spezifik der Modalität in wissenschaftlichen Texten
1.4.1 Wissenschaftssprache, ihre Besonderheiten und Modalität
Bevor wir auf die Modalität in sprachwissenschaftlichen Texten, auf die Rolle
der modalen Elemente und insbesondere des Konjunktivs eingehen, wäre es
wichtig zunächst den wissenschaftlichen Stil, die Wissenschaftssprache allgemein
zu charakterisieren. Die Aufgabe der wissenschaftlichen Texte besteht in der
Weitergabe von Wissen, außerdem soll der Wissenschaftler bereits vorhandenes
Wissen erweitern, korrigieren und auch neues Wissen erzeugen. Es ist fraglich, ob
das Wort Wissenschaftssprache im Singular gebraucht werden kann, weil es
verschiedene Wissenschaften gibt, die unterschiedliche Besonderheiten aufweisen
(Weinrich, 1988). Man kann jedoch bestimmte Schwerpunkte betonen, die für jede
Wissenschaftssprache im Allgemeinen typisch wären. Traditionell gesehen ist der
Wissenschaftsstil objektiv und unpersönlich. In einigen Arbeiten, die diesem
Thema gewidmet sind (Breitkopf, Weinrich, Ehlich, Kretzenbacher), finden sich
drei Verbote oder Tabus, die der Wissenschaftler beim Schreiben beachten soll:
1.
Ein Wissenschaftler sagt nicht ich;
2.
Ein Wissenschaftler erzählt nicht;
3.
Ein Wissenschaftler benutzt keine Metaphern.
Damit ein wissenschaftlicher Text unpersönlich und lediglich als eine
Übermittlung der Information wirkt, soll der Leser den Autor des Textes, seine
Meinung, seine Einstellungen nicht erkennen. Nicht das Subjekt ist in diesen
Texten wichtig, sondern das Objekt ist an erster Stelle. So werden in solchen
Texten passivische Strukturen, wir-Sätze verwendet. In einem wissenschaftlichen
Text wird nicht nur der Sender (der Autor) sondern auch der Empfänger (der
Leser) explizit nicht genannt: die 2. Person kommt überhaupt nicht vor und die 1.
Person kann durch Plural (wir) oder durch andere Mittel ersetzt werden. Für die
Wissenschaftssprache ist außerdem die Deagentivierung charakteristisch, z.B. mit
Hilfe der passivischen Strukturen oder Konstruktionen mit haben oder sein, aber
25
auch mit Hilfe des nominalen Stils. Auch andere sprachliche Mittel können den
Autor „verschwinden lassen“. Darum sollte ein Wissenschaftler nicht erzählen,
sondern Fakten ohne überflüssige Beschreibungen mitteilen. Das kann man bei
den Zeitformen klar sehen: Präteritum und Plusquamperfekt, die der Erzählung
dienen, sind in solchen Texten selten zu finden. Dabei sind in den
Wissenschaftstexten Hilfs- und Kopulativverben besonders frequent. Auch die
Struktur der Texte ist nicht narrativ, sonder argumentativ und explikativ gestaltet.
Es gibt eine bestimmte logische Reihenfolge, die typisch für wissenschaftliche
Texte ist. Außerdem sollte ein wissenschaftlicher Text keine Metaphern enthalten,
die die Sprache bildlicher machen. Laut Weinrich (1995: 7) scheint der
wissenschaftliche Stil gerade an seiner Ungeschmücktheit
am zuverlässigsten
erkennbar zu sein. Dabei sind die meisten Wissenschaftler davon überzeugt, „dass
metaphorische Sätze nicht wahre Sätze sein können“ (Weinrich, 1988: 138). Von
der Wissenschaftssprache sind nicht die Schönheit und Bildlichkeit der Rede,
„sondern
solche
Qualitäten
wie
Klarheit,
Widerspruchsfreiheit
und
Folgerichtigkeit“ gefordert (Weinrich, 1988: 8).
Die obengenannten Verbote bilden die traditionelle Vorstellung des
wissenschaftlichen Stils, die neueren Werke sind jedoch nicht so kategorisch. Es
sind folgende Besonderheiten des Wissenschaftsstils aufzulisten (Breitkopf, 2005):
Kritik
Asymmetrie der Textteile
Inhaltsorientiertheit
Unpersönlichkeit
Hauptinformationsquelle
Präsenz der Ausdrucksmittel der Subjektivität
Man kann sehen, dass folgende Besonderheiten mit der traditionellen
Vorstellung zwar nicht übereinstimmen, aber auch ihr nicht völlig widersprechen.
Zwar ist der Wissenschaftsstil in der traditionellen Vorstellung unpersönlich und
möglichst objektiv, aber die Einstellung des Autors ist dennoch ausgedrückt, wenn
26
auch indirekt. Da der Verfasser unterschiedliche Einstellungen und Auffassungen
darstellen sollte, ist es nicht immer möglich, objektiv zu bleiben, weil man diese
Auffassungen vergleichen und dabei auch die relevanteste Variante für die Arbeit
wählen soll. Natürlich kann der Autor das direkt und ohne Beweise nicht machen.
Hyland (1999: 103f.) spricht über verschiedene Ausdrucksmittel der Subjektivität,
die in einem wissenschaftlichen Text vorkommen können: hedges (relativierende
Ausdrücke),
emphatics
(intensivierende
Ausdrücke),
attitude
markers
(Einstellungen), relational markers (Ansprache des Lesers) und person markers
(Verfasserreferenz).
Die
Wissenschaftssprache
Fachsprachenforschung
behandelt,
wird
da
unmittelbar
den
im
Kontext
Wissenschaftsstil
der
besonderer
Wortschatz, besondere Syntax und Funktion auszeichnet. Steinhoff (2007) schlägt
vier Postulate vor, die für die Fachsprachenforschung von Bedeutung wären. Da
die Wissenschaftssprache häufig als eine „Extremform“ von Fachsprache
betrachtet wird, so gelten diese Postulate für die Wissenschaftssprache in hohem
Maße: „sie sei extrem gegenstandgebunden, eindeutig, ökonomisch und anonym“
(Steinhoff, 2007: 10). Die Gegenstandsbindung (auch Sachlichkeit) setzt die
Orientierung auf den Gegenstand voraus, die durch hohe Frequenz der Nomen, den
nominalen Stil erreicht wird. Die Fachwörter, die vor allem durch Substantive
ausgedrückt
werden,
benennen
die zu
erforschenden
Gegenstände und
Erscheinungen und der Forscher konzentriert sich darauf, anstatt seine Person in
den Vordergrund zu rücken. Das Postulat der Eindeutigkeit betrifft auch die in den
wissenschaftlichen Texten verwendete Lexik. Termini, die besonders häufig in
solchen Texten vorkommen, sollen eindeutig sein und sie sind in der Regel so, aber
sowohl wissenschaftliche Termini als auch Fachwörter sind manchmal
kontextabhängig, besonders, wenn man in einem Text verschiedene in näher
Verbindung zueinander stehende Begriffe erläutert. In diesem Fall können sie oft
nicht eindeutig sein, aber das heißt nicht, dass der Text in dem sie verwendet
werden, nicht wissenschaftlich ist. Dieses Postulat betrifft auch die Metaphern und
das Metaphern-Tabu, weil die Bedeutung der Metaphern nicht klar festgelegt ist.
27
Dem Postulat der Ökonomie nach sollte der Text „mit möglichst geringem
Aufwand an Ausdrucksmitteln einen möglichst hohen Ertrag“ erzielen (von Polenz
1981: 86). Wegen der schwerfälligen Syntax ist es nicht immer möglich, sogar
wenn solche Prozesse wie Deagentivierung und Deverbaliserung mit einbezogen
werden. So bereitet dieses Postulat für wissenschaftliche Texte einige Probleme.
Das vierte Postulat wurde bereits mit einer anderen Bezeichnung verwendet,
nämlich die Unpersönlichkeit als eine der Besonderheiten des wissenschaftlichen
Textes. Die Anonymität ist besonders wichtig, weil die wissenschaftlichen Texte
objektiv und allgemeingültig sein sollen, sie sollen den Sachverhalt unabhängig
von der Meinung des Wissenschaftlers darstellen. So kann sie durch den Verzicht
auf die Personalformen, durch den Gebrauch der passivischen Strukturen erreicht
werden. Trotz diesen Mitteln der Anonymität erkennt der Leser dennoch den
Autor, da die Werke nicht anonym publiziert werden und auch die
Passivkonstruktionen enthalten eine implizite Verfasserreferenz (Супоницкая,
2006). Man könnte daraus schießen, dass die wissenschaftlichen Texte nicht
anonym sondern eher neutral sein sollten.
Jede Äußerung, jeder Text hat eine bestimmte Intention oder eine
Textfunktion (Brinker et al., 2014). Indem man spricht, oder in diesem Fall
schreibt, erfüllt man entsprechende sprachliche Handlungen. Für wissenschaftliche
Texte
sind
folgende
Handlungen
typisch:
„Darstellen“,
„Feststellen“,
„Beschreiben“, „Anleiten“, „Erklären“, „Erörtern“, „Begründen“ (Steinhoff,
2007: 25). Der Verfasser stellt das Objekt seiner Forschung fest, stellt die bereits
bekannten Fakten über dieses Objekt dar, erörtert, wer sich damit beschäftigt hat,
kritisiert die Vorgehensweise einiger Wissenschaftler, dabei zitiert er, um sich von
dieser Meinungsäußerung zu distanzieren, vergleicht verschiedene Meinungen,
stellt seine Hypothesen auf, erklärt und begründet sie, vermutet, gibt den Lesern
oder seinen Kollegen Anweisungen, zeigt, dass ein möglicher Gedanke in die Irre
führt, deutet die Wege an, die gegangen werden könnten. Da die wichtigste
Funktion der wissenschaftlichen Texte in der Weitergabe von Wissen besteht, sind
die häufigsten Handlungen, mit denen ein Wissenschaftler zu tun hat, die Assertion
28
und die Frage (Ehlich, 1993). Emotionale oder voluntative Sätze sind für einen
wissenschaftlichen Text nicht typisch. Ehlich hat einige wissenschaftliche Texte
analysiert und festgestellt, dass man meistens mit den Assertionen zu tun hat, die
jedoch keine einfachen Assertionen sind, wenn man sie genauer betrachtet. Er
kommentiert seine Beobachtungen: „Hier finden wir Modalisierungen, hier finden
sich Beschreibungen des Wissenschaftlers selbst, dem etwas „auffällt“, für den
sich etwas zeigt, auch wenn dieses eigentliche Subjekt des Sehens als solches nicht
benannt ist. Es ist vielmehr in der sprachlichen Formulierung einerseits enthalten
und andererseits zum Verschwinden gebracht – eine sehr merkwürdige Figur,
deren – wie soll man sagen – sprachsoziologische Struktur nach einer Auflösung
verlangt“ (Ehlich, 1993: 25f.). Ehlich spricht von der Distanz zur genannten
Assertion, die durch Modalverben, Modalwörter und andere modale Mittel
geschaffen wird. Neben der assertiven Struktur ist in den wissenschaftlichen
Texten die Struktur der „Eristik“ zu finden (Ehlich, 1993). Die Eristik ist die
Lehre vom Streitgespräch, das auch in wissenschaftlichen Texten als Diskussion
und Auseinandersetzung vorkommt. In Texten treten häufig Zitaten auf, die
nachher vom Verfasser bewertet werden. Der Autor beginnt sozusagen einen
imaginären Streit mit einem anderen Wissenschaftler. Wenn man an vorhandenem
Wissen oder an der Position von jemandem Kritik übt, kann man neues Wissen
schaffen. (Steinhoff, 2007)
1.4.2 Der wissenschaftliche Artikel
Es gibt viele Textsorten, die zum Wissenschaftsstil gehören und seine
allgemeinen Merkmale aufweisen. Für die vorliegende Arbeit ist vor allem der
Artikel (auch wissenschaftlicher Aufsatz oder Beitrag genannt) von Bedeutung,
eine der wichtigsten Gattungen der wissenschaftlichen Kommunikation. Breitkopf
(2005: 22ff.) erläutert einige Merkmale, die einen wissenschaftlichen Artikel
charakterisieren:
Thematische Kompaktheit
Enger Fachkreis der Adressaten
Kritische Betrachtung
29
Verantwortung des Autors
Hoher Gebrauch modaler Ausdrücke
Da der Artikel nicht so umfangreich ist, ist er lediglich einem Thema
gewidmet, nämlich einem Aspekt eines Themas. Wie gesagt verwendet man in
einer Wissenschaftssprache einen bestimmten, nur für diese Wissenschaft
typischen Wortschatz (Fachwörter), deswegen ist der Kreis der potentiellen
Rezipienten begrenzt. Wie auch in anderen Textsorten der Wissenschaft stellt der
Autor verschiedene Auffassungen dar, die er kritisch betrachten und bewerten soll,
was zur Subjektivität beiträgt. Der Autor ist sowohl für den Inhalt als auch für die
Wahrheit der gegebenen Information und auch für die möglichen Fehler
verantwortlich. Wegen dieser großen Verantwortung versuchen die Autoren der
wissenschaftlichen Artikel die Entschiedenheit ihrer Aussagen zu vermindern, da
die möglichen Fehler gegen die Qualität der Arbeit sprechen würden. Aus diesem
Grund kann man in einem wissenschaftlichen Artikel verschiedene modale
Elemente wie Verbmodi, Modalverben, Modalpartikeln, Infinitivkonstruktionen
und andere Mittel treffen.
Breitkopf (2005) spricht von vier Hauptteilen eines Aufsatzes:
Einleitung
Methoden-Teil
Darstellung der Ergebnisse
Diskussion
So auch Weinrich (1995) gliedert den wissenschaftlichen Artikel in vier
ähnliche Textteile. Im ersten Teil beschreibt man den Stand der Forschung. Im
zweiten Teil wird die empirische Forschungsarbeit durchgeführt. Danach folgt die
Diskussion der Ergebnisse und letztlich der Ausblick auf die weitere Forschung.
1.4.3 Linguistische Fachtexte und linguistischer Artikel
„Jeder Text, geschrieben oder gesprochen, in dem primär Aspekte und
Erscheinungen der menschlichen Sprache mit Hilfe der Methoden der etablierten
(akademischen)
Disziplin
der
Sprachwissenschaft
30
von
den
Kommunikationspartnern diskutiert, erörtert oder problematisiert werden, stellt im
eigentlichen Sinne einen ,linguistischen Fachtext‘ dar“, so Kresta (1995). Das
Adjektiv ,primär‘ klammert die Fälle aus, wenn in einem Gespräch/ Text lediglich
einige Äußerungen über Sprache gemacht werden.
Die sprachlichen Handlungen, die in einem wissenschaftlichen Text erfüllt
werden können, wurden bereits genannt, man unterscheidet jedoch auch genau für
linguistische Texte typische Handlungen. Die Zahl der möglichen Handlungen ist
unbegrenzt, hierbei sind einige zu nennen, die Kresta (1995: 16f.) in seiner Arbeit
ins Deutsche übersetzt hat.
Zielsetzung aufstellen
Verfasserrolle – Der Verfasser stellt sich oder andere Beteiligte als wissend,
kompetent usw. dar
Behaupten
Rechtfertigen
Ablehnen
Zitieren
Umformulieren
Kategorienbildung
Verallgemeinern
Erklären
Wie gesagt ist diese Liste der Handlungen nicht vollständig.
Als Wissenschaftler tritt in den linguistischen Texten der Fachmann – der
Linguist. Man kann drei Hauptgruppen der Rezipienten nennen, für die
linguistische Texte verfasst werden können (Kresta, 1995): für die Kollegen, für
Studenten bzw. Lernende, für die breite Öffentlichkeit. Die Textsorten können
dabei sowohl schriftlich als auch mündlich realisiert werden. Da die vorliegende
Analyse auf die wissenschaftlichen Artikel aus den Zeitschriften gerichtet ist, ist
für die vorliegende Arbeit schriftliche Textsorte ,Artikel‘ wichtig. Der linguistische
Artikel ist ähnlich den Artikeln aus den anderen Bereichen gestaltet. Er besteht
31
üblicherweise aus drei Teilen: aus der Einleitung, Methodenbeschreibung und aus
den Ergebnissen. Das in einem linguistischen Artikel behandelnde Thema soll
aktuell sein und neues Wissen darstellen, sowie auch Artikel aus anderen
Bereichen. Für diese Arbeit ist besonders wichtig, dass in einem Artikel in der
Regel die Meinungsäußerungen des Verfassers zu finden sind. Indem man seine
Meinung äußert, drückt man die Bewertung im weiteren Sinne aus. Die Bewertung
kann direkt oder indirekt sein, in beiden Fällen geht es jedoch um die Modalität der
Aussage.
32
Fazit zum 1. Kapitel
Es ist in der Sprachwissenschaft umstritten, was unter dem Begriff der
Modalität verstanden werden müsste, aber es gibt einen Konsens darüber, dass er
etwas Zusätzliches zu einer Proposition ausdrückt. Durch modale Mittel wird
formuliert, inwieweit die Proposition der Wirklichkeit entspricht, oder welcher
Meinung der Autor hinsichtlich der Proposition ist. Folglich werden zwei Arten
der Modalität unterschieden: objektive (deontische) und subjektive (epistemische)
Modalität. Darüber hinaus finden sich jedoch andere Bezeichnungen, die synonym
gebraucht werden können. Außerdem könnte man von einigen Unterarten der
Modalität (z.B.: zirkumstantielle, buletische, intentionale u.a.) sprechen, diese
Unterarten sind jedoch für die vorliegende Arbeit von keiner großen Bedeutung, da
sie vor allem die Modalverben betreffen.
Die Modalität kann durch verschiedene Mittel ausgedrückt werden, darunter
durch die Modalverben und Modalitätsverben, die Verbmodi, Modalpartikeln und
Modalwörter, die Konstruktionen mit sein, haben oder bleiben und modaleinschätzende Satzstrukturen (z. B. ich meine/ es ist möglich). Eines der
wichtigsten Ausdrucksmittel sind die Verbmodi, vor allem die Konjunktivformen.
Der Konjunktiv ist sowohl formen- als auch bedeutungsreich. Man
unterscheidet den präsentischen und präteritalen Konjunktiv, beide Konjunktive
können dabei dieselbe Funktion erfüllen. Man unterscheidet folgende Bedeutungen
oder Funktionen des Konjunktivs in wissenschaftlichen Artikeln:
den Potentialis
den Irrealis
den Optativ
den Adhortativ
den Konjunktiv der indirekten Rede
den Höflichkeitskonjunktiv
den Konjunktiv der vorsichtigen Formulierung (Scharnier- Konjunktiv)
33
Die unternommene Analyse ist auf den Gebrauch der Konjunktivformen in
sprachwissenschaftlichen Artikeln gerichtet.
Der Wissenschaftsstil ist objektiv, anonym, unpersönlich und eindeutig,
während
modale Ausdrücke Subjektivität, Potentialität, die Einstellung des
Autors, Ambiguität in die verbale Formulierung von wissenschaftlichen Inhalten
mitbringen. Trotz des scheinbaren Widerspruchs sind modale Ausdrücke in einem
wissenschaftlichen Text möglich und sie werden sogar ganz bewusst eingesetzt.
Ein wissenschaftlicher Text soll nicht nur Fakten darstellen, sondern auch sie in
Frage stellen, d.h. verifizieren – bestätigen oder widerlegen. Der Verfasser übt
zahlreiche wissenschaftliche Handlungen aus, einige davon sind neutral (z.B.
darstellen, feststellen, mitteilen, erklären), andere sind im Gegenteil modalisiert
(z.B. vermuten, Anweisungen geben, zitieren). Die Handlungen der zweiten
Gruppe können mithilfe verschiedener modaler Mittel realisiert werden, für diese
Arbeit sind aber die nur mit Konjunktiv gebildeten Äußerungen von Bedeutung,
die jedoch auch andere modale Mittel enthalten können.
34
II Leistung der konjunktivischen Formen in linguistischen Artikeln
2.1 Analyseverfahren
Vor der eigentlichen Analyse wäre eine kurze Darstellung der Methoden der
Analyse nötig. Das Korpus besteht, wie gesagt, aus 30 linguistischen Artikeln aus
vier Zeitschriften. Jedes Beispiel, das in der Arbeit illustriert wird, wird mit der
Nummer des Artikels markiert, die ganze Liste der Artikel kann man in der
Quellenübersicht finden.
Während der Forschung wurden folgende Methoden der Analyse verwendet:
die Beschreibung, die funktional-stilistische Analyse die qualitative oder die
statistische Methode und die kontextuell-semantische Analyse. Die Beschreibung
wurde sowohl im ersten (theoretischen) Kapitel bei der Beschreibung
verschiedener Klassifikationen und Begriffe als auch im zweiten (praktischen)
Kapitel bei der Beschreibung der jeweiligen Funktion des Konjunktivs und ihrer
Einsatz verwendet. Die funktional-stilistische Analyse ist für diese Arbeit
deswegen wichtig, weil im Zentrum der Untersuchung die linguistische
Wissenschaftssprache anhand von bestimmter Textsorte, und zwar anhand der
wissenschaftlichen Artikel steht. Der Gebrauch des Konjunktivs ist durch die
Besonderheiten der wissenschaftlichen Sprache bedingt, folglich sollte man die mit
dem Konjunktiv gebildeten Äußerungen mit Bezug auf die Merkmale des
wissenschaftlichen Stils und auf die typischen wissenschaftlichen Handlungen
analysieren. Die quantitative Analyse wird hauptsächlich am Ende der Arbeit
durchgeführt, nachdem alle Funktionen des Konjunktivs dargestellt sind, aber auch
am Ende jedes Paragraphen wird gezeigt, welche Konjunktivformen eingesetzt
werden, um jeweilige Funktion des Konjunktiv zu erfüllen. Die Ergebnisse werden
in einem Diagramm vorgestellt. Letztlich spielt die kontextuell-semantische
Analyse für die vorliegende Arbeit eine besonders wichtige Rolle, weil bei der
Analyse der Beispiele der Kontext notwendig ist. Es ist nicht immer möglich, die
Funktion des Konjunktivs zu bestimmen, wenn nur ein Satz analysiert wird. Hier
kann man auch von Ballungen des Konjunktivs sprechen, wenn ein großer
35
Ausschnitt mehrere Konjunktivformen enthält, die gleichen oder verschiedenen
Zweck haben.
Das praktische Kapitel wird nach Funktionen des Konjunktivs strukturiert.
Jede Funktion (außer denen, die besonders selten vorkommen) wird speziell
beschrieben und analysiert. Es werden verwendete Zeitformen und die Häufigkeit
der Formen von Konjunktiv I und II bestimmt. Die meisten Äußerungen werden im
Kontext dargestellt. Man soll bestimmen, warum solche Formen in einem
wissenschaftlichen Text vorkommen, zu welchem Zweck sie verwendet werden,
welche Intention der Verfasser hatte, indem er Konjunktiv einsetzte. Eine der
Aufgaben ist auch, das Zusammenwirken anderer modalen Elemente mit dem
Konjunktiv zu erforschen.
In der vorliegenden Arbeit werden folgende in wissenschaftlichen Artikeln
ausgeführte Funktionen des Konjunktivs analysiert:
der Potentialis/ die Annahme
der Ausdruck der indirekten Rede
die Aufforderung/ Anweisung
der Irrealis
der Optativ (höflicher Wunsch)
die vorsichtige Formulierung
die Alternative
die Voraussetzung
die Bedingung
36
2.2 Rolle und Ausdrucksweise des Potentialis/der Annahme in
linguistischen Artikeln
Eine der Funktionen des Konjunktivs ist der Ausdruck der Möglichkeit. In
einem wissenschaftlichen Text werden nicht nur Äußerungen ausgedrückt, die der
Verfasser für wahr oder falsch hält, sondern auch die Äußerungen, an derer
Richtigkeit er zweifelt. Die Funktion des Potentialis kann in konkreten Prägungen
vorkommen.
(1)
Auch wenn bei innovativen literarischen Metaphern mehrere
Konzepte gleichzeitig aktiviert werden können, müssen diese vom Leser erst
wahrgenommen werden, was von ihm auch eine kreative Leistung erfordert, sonst
wäre das literarische Verstehen per se nicht möglich. (29, S. 136)
Das Beispiel (1) stammt aus dem Artikel über die Metaphern im DaFUnterricht. Der Autor fasst seine Anregungen für die Arbeit mit literarischen
Texten zusammen, erklärt, wie die Arbeit damit aus seiner Sicht am erfolgreichsten
wäre. Der zu analysierende Äußerung enthält mehrere Modalitätsmittel: die
Modalverben können und müssen, das Modalwort möglich und auch den
Konjunktiv. Diese Häufung der Modalitätsmittel zeugt davon, dass es sich hier
nicht um die reale Welt handelt, sondern um etwas Mögliches, der Gebrauch des
Konjunktivs unterstreicht das noch stärker. Der Autor erklärt, dass die
gleichzeitige Wahrnehmung mehrerer Konzepte zwar eine kreative Leistung
erfordert, aber ohne diese Leistung ist es nicht möglich, den Sinn des Satzes (der
Metapher) zu verstehen. Demzufolge spricht er über die möglichen Folgen, wenn
seine Anregung nicht berücksichtigt wird. Die mögliche Folge wird in diesem Fall
durch den Präteritum Konjunktiv ausgedrückt. Bei dem Ausdruck der Möglichkeit
ist diese Zeitform die häufigste.
Das Modalverb können tritt in wissenschaftlichen Texten besonders oft auf,
sowohl im Indikativ als auch im Konjunktiv. In beiden Fällen wird die Möglichkeit
ausgedrückt.
37
(2)
Die generische Funktion betrifft sowohl den bestimmten als auch den
unbestimmten und den Nullartikel, z.B.:
(1) Der Hund ist treu. vs. (1a) Der Hund ist verletzt.
(2) Ein Hund ist ein Säugetier. vs. (2a) Ein Hund ist blau.
(3) Hunde sind Säugetiere. vs. (3a) Hunde sind blau/ verletzt.
In (1), (2) und (3) ist Hund/ Hunde als Gattungsbezeichnung gemeint. Die
generische Lesart ergibt sich aus dem Kontext. (In (1) könnte der Referent von
Hund in einem bestimmten Kontext aber auch als ein Einzelexemplar verstanden
werden.) In (2) und (3) wird auf die Gattungsbezeichnung durch die Bestimmung
des Hundes als Säugetier verwiesen. (27, S. 29)
In diesem Beitrag handelt es sich um die generische Verwendung des
bestimmten Artikels im Deutschen. Der Autor vergleicht sechs Beispiele und
erläutert, wie sie verstanden werden können, weil sie nicht immer eindeutig sind.
Er nennt also mögliche Varianten der Interpretation einer Äußerung, indem er den
Satz im Konjunktiv formuliert. Das verwendete Modalverb können bedeutet im
Indikativ auch eine Möglichkeit, der Konjunktiv intensiviert jedoch diese
Bedeutung, dabei gibt es auch einen Hinweis auf die Bedingung entsprechender
Interpretation: in einem bestimmten Kontext. Das Prädikat steht im Präteritum
Konjunktiv Passiv, so könnte man feststellen, dass die Möglichkeit auch im Passiv
ausgedrückt werden kann, das in wissenschaftlichen Texten sehr häufig vorkommt.
Das Modalverb müssen wird auch beim Ausdruck des Potentialis verwendet.
Auch die Form des Konditional I findet hier ihren Platz. Der folgende Ausschnitt
zeigt, dass in einem wissenschaftlichen Text auch Konjunktivballungen
vorkommen können.
(3)
Der fünfte Block der Befragung beschäftigt sich mit den Motivationen
und Gründen, die zur Verwendung eines Fachwörterbuchs und insbesondere eines
zur Tourismusfachsprache führen könnten (Präteritum Konjunktiv). Die
Ergebnisse der Untersuchung deuten darauf hin, dass die Testpersonen ein solches
Wörterbuch zur Rate ziehen würden (Konditional I), wenn sie einen
Fachterminus in der Fremdsprache verstehen möchten und Zweifel über seine
38
Verwendung hätten (60%) (Präteritum Konjunktiv) oder wenn sie nach der
Übersetzung in die italienische Sprache suchen würden (40%) (Konditional I).
Sie würden es auch benutzen (Konditional I), wenn sie einen Text in der
Fremdsprache produzieren müssten (46%) (Präteritum Konjunktiv) oder um
Informationen zum Eintrag zu finden (Grammatik, Verwendung etc.). Eine kleine
Gruppe würde hingegen das Wörterbuch verwenden (Konditional I), um ein
Problem in der Kommunikation zu lösen.
Wie man aus den Daten entnehmen kann, müsste ein Fachwörterbuch zur
Tourismusfachsprache sowohl aktive, bzw. produktive, als auch passive, bzw.
rezeptive, Funktionen haben (Präteritum Konjunktiv). (23, S. 25)
Der Artikel, aus dem die oben angeführte Äußerungssequenz (3) stammt,
repräsentiert Ergebnisse einer Umfrage zum Thema Wörterbuchbenutzung. Die
Sequenz selbst stellt den Anfang eines Unterkapitels „Funktion und Bedürfnisse
des fachsprachlichen Wörterbuchs“ dar. In diesem Abschnitt kommen viele mit
dem Konjunktiv gebildete Prädikationen (Ballungen des Konjunktivs) vor, weil
dieser Abschnitt nicht über die tatsächlichen Gründe der Verwendung eines
Wörterbuches berichtet, sondern lediglich über die möglichen Gründe. Die
Personen, die befragt wurden, sagen nicht, dass sie ein Fachwörterbuch
irgendwann benutzt haben, sie überlegen nur, in welchem Fall sie ein Wörterbuch
brauchen würden. Die Situationen, die im Abschnitt beschrieben werden, sind
nicht wirklich, sondern nur gedacht. In allen Äußerungen werden entweder
Modalverben oder die würde-Konstruktion verwendet. Laut Schade (2009) gibt es
einen Unterschied zwischen dem Konjunktiv II und der würde-Konstruktion: wenn
der Autor den Konjunktiv II benutzt, dann betont er das Nichtwirkliche viel
stärker, und mit der würde-Konstruktion vergegenwärtigt man sich etwas ganz
deutlich. So führt die würde-Konstruktion stärker das Gedachte vor Augen. Der
letzte Satz aus dem Abschnitt fasst alle genannten Verwendungsgründe zusammen.
Der Autor formuliert die Funktion der Fachwörterbücher, dabei verwendet er das
Modalverb müssen, das bei den Vermutungen eine hohe Wahrscheinlichkeit
39
ausdrückt. In dieser Äußerung vermeidet der Autor eine kategorische Aussage, so
könnte man auch hier von der sprachlichen Hecke sprechen, außerdem betont er,
dass solche Formulierung der Funktion auf Grund der Befragung entstanden ist
(Wie man aus den Daten entnehmen kann).
Einen anderen Fall bilden die Äußerungen mit dem Verb sich lassen, das auch
zu den Modalverben gezählt wird.
(4)
Auch wenn es aufgrund der Lexemrekurrenz nicht schwierig
erscheint, das Wortbildungsnest im Text zu erkennen, kann dieses Erkennen
bereits ein Teil von rezeptiver Wortbildungskompetenz sein, der auch geübt
werden muss. Stammvokalveränderungen (zieh-, zog, Zug), Umlautung (lauf-, läuf) und die Tilgung unbetonter Vokale (Hochaltrige) können Lernenden durchaus
die Lexem-Zuordnung erschweren.
Das Wortbildungsnest ließe sich im nächsten Schritt um den Wortschatz aus
dem Text ergänzen, der auf der Basis von Sem-Rekurrenzen und anderen
Wortschatzbeziehungen
zugeordnet
werden
kann.
Altersvorsorge
und
Altersversorgung stehen im Text beispielsweise in einer Isotopiekette ,finanziell/
materiell‘ mit Rente, materielle Zukunft und Grundversorgung. (30, S. 156f.)
Das Verb sich lassen könnte in diesem Kontext (4) auch im Indikativ stehen,
auch in solchem Fall würde es die Möglichkeit bedeuten (synonym zum Verb
können). In der Äußerung, in welcher das Prädikat im Präteritum Konjunktiv steht,
wird auch die Möglichkeit im allgemeinen Sinne ausgedrückt. Der Konjunktiv wird
wahrscheinlich deshalb verwendet, um zu zeigen, dass auch andere Wege der
Analyse existieren und der Autor stellt einen möglichen Weg dar. Außerdem ist für
einen wissenschaftlichen Text typisch, dass der Verfasser seine Äußerungen
weniger kategorisch, einigermaßen mit der Vorsichtigkeit gestaltet.
Nicht immer werden beim Ausdruck der Möglichkeit Modalverben oder
Kopulaverben verwendet.
(5)
Die Ersetzung des Nullartikels durch den unbestimmten kommt im
Plural überhaupt nicht in Frage. Im Singular bekäme der Referent von Wein in (4)
40
die Lesart einer Einzelzahl (… ist ein Wein immer ein Essensbegleiter), in (6)
besteht wegen des vorangestellten Adverbs keine Möglichkeit, einen unbestimmten
oder bestimmten Artikel zu setzen. (27, S. 29)
Das Beispiel (5) stammt aus dem Artikel, der bereits behandelt wurde. Der
Autor analysiert den Gebrauch des Artikels in verschiedenen Äußerungen und
spricht davon, wie diese Äußerungen interpretiert werden und wie der Leser sie
interpretieren würde, wenn man eine andere Art des Artikels gebrauchen würde. So
wird in unserem Fall der Satz ,Für uns Franzosen ist Wein immer ein
Essensbegleiter‘ analysiert. Der Autor erklärt, welche Bedeutung hierbei der
Nullartikel hat und vergleicht mit dem Gebrauch des unbestimmten Artikels. Da
im Beispielsatz lediglich eine Variante zu sehen ist, nämlich mit dem Nullartikel,
ist die zweite Variante (mit dem unbestimmten Artikel) nur potentiell möglich,
also vom Autor gedacht. Um mögliche Wege der Interpretation anzudeuten,
verwendet der Autor Präteritum Konjunktiv.
In oben angeführten Beispielen stehen die Prädikate im Präteritum
Konjunktiv und in Form des Konditionalis I, die Möglichkeit kann jedoch auch mit
Hilfe einer anderer Zeitform ausgedrückt werden.
(6)
In (24) geschieht mit dem ersten Satz eine zeitliche Festlegung
außerhalb des Fotos im Sinne von ‚Als dieses Foto aufgenommen wurde‘; es
geschieht auch eine räumliche Festlegung außerhalb des Fotos: Hier referiert nicht
auf das Foto als Bildfläche, sondern es geht um ein Hier außerhalb des Fotos. Aus
dem letztgenannten Grund ist es nicht möglich zwei Jahre alt wegzulassen, denn
der Satz würde dann als ‚Hier befand sich Fritz‘ aufgefasst werden und der Hörer
würde sich fragen: Wo? Der erste Satz passt auch gut als Einleitung einer
Erzählung, die durch den zweiten präteritalen Satz fortgesetzt wird. Im Falle von
(24) haben wir es somit überhaupt nicht mit einer Bildbeschreibung zu tun. Es geht
stattdessen ums Erzählen und man erwartet eigentlich weitere Sätze im Präteritum
als Fortsetzung der begonnenen Erzählung. (1, S. 12)
Das Beispiel (6) ist aus dem Artikel zum Thema ,Das Präsens als Tempus
konkreter und imaginärer Bildbeschreibung‘ entnommen, der Autor vergleicht
41
zwei Bildbeschreibungen: zuerst sind die Beschreibungen im Präsens und danach
im Präteritum formuliert. Die Analyse, die man in (6) sehen kann, betrifft die
Bildbeschreibung in zwei Sätzen: Hier war Fritz zwei Jahre alt. Er saß neben
seiner Schwester Emelie. Der Autor versucht diese Beschreibung zu verändern,
zeigt, welche Bedeutung der Satz erhält, wenn man zwei Jahre alt weglässt. So
drückt er die mögliche Interpretation unter bestimmten Bedingungen aus, indem er
den Satz im Futur I Konjunktiv (II) Passiv formuliert. Diese Form ist für einen
wissenschaftlichen Text nicht sehr typisch und außerhalb des Wissenschaftsstils
auch nicht besonders gebräuchlich. Im dargestellten Kontext werden zwei mit
Konjunktiv gebildeten Prädikationen in synonymischen Formen verwendet (Futur
I Konjunktiv (II) Passiv, Konditional I). Nur das Vorhandensein oder das Fehlen
des Handlungssubjektes unterscheidet diese Prädikationen voneinander. Im ersten
Fall ist die Perspektive auf den Prozess der Auffassung gerichtet, deswegen wurde
die Äußerung im Passiv gebildet. Dasselbe gilt auch für das Beispiel (7).
(7)
Der Übergang zum Präsens wiederum ist wahrscheinlich durch
zweierlei bedingt: Zum einen geht es darum, eine Inhaltsbeschreibung zu
kennzeichnen, zum anderen darum, dem Leser deutlich zu machen, dass es sich um
etwas Geäußertes (in diesem Fall eher etwas Geschriebenes) handelt. Mit dem
Präteritum anstelle des Präsens würde das, was nach dem Doppelpunkt folgt,
eventuell anfangs als erlebte Rede interpretiert werden (Futur I Konjunktiv (II)
Passiv); zumindest ginge nicht klar hervor (Präteritum Konjunktiv), wo die
Grenze zum Geäußerten verläuft. Das eingesetzte redeeinleitende Verb skrev legt
zwar fest, dass die Theorie Teil dessen ist, was Humboldt Kant im Brief mitteilt.
Mit dem Präteritum als Tempus müsste der Leser aber länger auf ein solches
Signal warten (Präteritum Konjunktiv). (2, S. 35)
Die Bedeutungsschattierungen der Funktion des Potentialis können in
verschiedenen Kontexten vielfältig sein. Besonders charakteristisch für einen
wissenschaftlichen Text ist das Vorhandensein der Vermutungen, Annahmen oder
Hypothesen des Autors. Die Vermutung kann auch ohne Konjunktiv geäußert
42
werden, z.B. vor allem durch das Verb können, das im Konjunktiv wie in (8)
stärker die Potentialität ausdrückt.
(8)
Wenn also neben dem Verbmodus in allen hV-Mustern ein zweiter
Potentialitätsmarker verwendet wird und sich aus diesem Grund die V1-Stellung
gegenüber der VE-Stellung in hypothetischen Vergleichssätzen durchsetzt, könnte
das auf eine Schwächung des Konjunktivs hindeuten (Präteritum Konjunktiv),
dessen Verwendung allein nicht mehr ausreicht, um das hypothetische
Bedeutungsmoment zu transportieren. (12, S. 34)
(9)
Kopulakonstruktionen
dürften
für
die
Diskussion
der
Progressivierbarkeit von states besonders ergiebig sein, weil sie eine einfache
Struktur haben. So kann in diesen Fällen die Progressivierbarkeit vermutlich
primär auf die Semantik des Subjekts bzw. des Prädikativs zurückgeführt werden.
(4, S. 72)
Im Beleg (9) ist die Vermutung des Autors zweimal ausgedrückt: im ersten
Fall mit dem Konjunktiv (Präteritum Konjunktiv) des Verbs dürfen und im zweiten
Fall mit dem Modalverb können und Modalwort vermutlich. Es wurde bereits
gezeigt, dass die Annahme vor allem mit den Modalverben können und müssen
ausgedrückt werden kann, aber auch das Modalverb dürfen kann solche Bedeutung
aufweisen. Wenn man vom Gebrauch der Modalverben in solcher Funktion
spricht, so spricht man vom Grad der Sicherheit, wo das Verb müssen einer
sicheren Vermutung (sehr wahrscheinlich) entspricht und die Verben dürfen und
können die Äußerungen auszeichnen, die wahrscheinlich oder vielleicht der
Wirklichkeit entsprechen.
Eine starke Vermutung wird auch durch das Verb sollen im Konjunktiv
ausgedrückt.
(10)
Wenn hypothetische Vergleichssätze keinen Satzgliedstatus haben,
sollte das Einfügen von Korrelaten wie auf eine Weise oder so im Bezugssatz
ausgeschlossen sein (Präteritum Konjunktiv), da hypothetische Vergleichssätze
in diesem Fall nicht pronominalisierbar sein sollten (Präteritum Konjunktiv),
wie die möglichen Alternationen in (19a) auch bestätigen. (12, S. 111)
43
Die zu analysierende Äußerung (10) hat die Form eines Konditionalsatzes.
Der Autor führt eine Bedingung an und formuliert seine Hypothese, was unter
dieser Bedingung geschehen kann. Das Verb sollen drückt, wie bereits gesagt
wurde, eine starke Vermutung aus. Dass der Autor in seiner Hypothese ziemlich
sicher ist, kann der Nebensatz (wie die möglichen Alternationen in (19a) auch
bestätigen) begründen.
Wie man an den angeführten Beispielen sehen kann, ist die Funktion des
Potentialis/ der Annahme nicht so eindeutig. In linguistischen Fachtexten sind
einige wissenschaftliche Handlungen auffallend: die Hypothesenbildung, die
Äußerung einer Vermutung oder einer Annahme verschiedenen Grades, der
Ausdruck der Möglichkeit (mögliche Folgen, mögliche Gründen, mögliche
Interpretation usw.).
In den untersuchten Artikeln wurde die Funktion des Potentialis
ausschließlich durch den Konjunktiv II ausgedrückt, wenn man den Konditional I
auch zum präteritalen Konjunktiv zuzählt. Dabei wurden lediglich folgende
Zeitformen verwendet: Präteritum Konjunktiv (ca. 80,9 %), Konditional I (ca. 18,1
%), und Futur I Konjunktiv (II) Passiv (ca. 0,8 %).
Prät. Konj.
Kond. I
Fut.I Konj. II
Passiv
44
2.3 Rolle und Ausdrucksweise der indirekten Rede in linguistischen
Artikeln
Eines der Textualitätskriterien nach de Beaugrande/ Dressler (1981), das
jeder Text erfüllt, ist die Intertextualität. Durch die Intertextualität wird die
Verbindung eines Textes mit anderen Texten gezeigt. Sie ist zweiseitig: einerseits
geht es um die texttypologische Intertextualität, andererseits geht es um die
referentielle Intertextualität – um bestimmte sprachliche Mittel, mithilfe derer auf
einen anderen Text Bezug genommen wird. Die Herstellung der Text-Text-Bezüge
gehört zu den Basiskompetenzen des wissenschaftlichen Schreibens. Die
Intertextualität zeigt sich unter anderem durch das Zitieren und die indirekte Rede.
Der Autor befasst sich mit verschiedenen Stellungnahmen hinsichtlich eines
Problems, das für seine Arbeit aktuell ist, und äußert seine Meinung dazu. Nicht
alle Äußerungen, die in der Arbeit zitiert oder durch die indirekte Rede dargestellt
werden, entsprechen der Position des Autors.
Die indirekte Rede wird durch den Konjunktiv ausgedrückt. Vorwiegend wird
der Konjunktiv I bei der indirekten Rede eingesetzt. Nicht in allen untersuchten
Artikeln wurden die Äußerungen mit der indirekten Rede gefunden, die meisten
Beispiele stammen hauptsächlich aus zwei Artikeln, die durch ihren Inhalt den
Gebrauch der indirekten Rede bedingen. Es handelt sich um zwei Artikel aus der
Zeitschrift „Linguistische Berichte“: „What is said. Ein kritischer Vergleich der
Konzepte von Bach und Recanati“ von Gregor Walczack und „Semantische
Kämpfe
um
Wissenschaftlichkeit
und
Ideologie:
Gender
Studies,
ihre
Gegner/innen und die Konsequenzen für den Sprachgebrauch und das
Sprachsystem“ von Lars Bülow & Matthias Herz. Man kann bereits aus den Titeln
der Artikel erkennen, dass die Wissenschaftler über die Stellungnahmen anderer
Autoren ganz oft sprechen werden.
(11)
Mit dieser Ausarbeitung wird nun ein Beitrag geliefert, der einerseits
einen Vergleich der gegensätzlichen Konzepte des Gesagten beinhaltet,
andererseits neue Impulse für die weitere Diskussion geben soll. Ein Fokus liegt
dabei auf der Feststellung, dass das, was ein Sprecher meint, in der Regel über die
45
Satzbedeutung
hinausgeht
(selbst
nach
Festlegung
der
Referenzen
Disambiguierung) (Bach 2005: 15f.). Ein Beispiel zur Veranschaulichung:
Angenommen, jemand wird gefragt, ob er Hunger habe, und er antwortet mit
einer Äußerung des folgenden Satzes:
(1) Ich habe gefrühstückt. (16, S. 6)
Das Beispiel (11) stammt aus dem Anfang des Artikels, der einen Vergleich
der Konzepte von Bach und Recanati beinhaltet. Der Satz, der eine
Konjunktivform (Konjunktiv Präsens) enthält, dient der Veranschaulichung der
Behauptung des Autors. Der Autor zitiert keinen anderen Wissenschaftler, sondern
er stellt sich eine Situation und einen imaginären Dialog vor, die häufig im
alltäglichen Leben vorkommen. Also illustriert er ein fiktives Gespräch, das von
niemandem tatsächlich geführt wird, und dieses Gespräch braucht der Autor für die
anschauliche Analyse. Dasselbe gilt auch für eine Prädikation aus dem Beispiel
(12), wo die Struktur des Satzes ähnlich ist.
(12)
Recanati geht folglich davon aus, dass das Gesagte intuitiv zugänglich
sein muss. Er begründet dies damit, dass es zwei Arten von Fällen gibt, in denen
das Gesagte dem Sprecher bewusst ist. Angenommen, jemand wird gefragt, wie
viele Kinder er habe (Präsens Konjunktiv), und er antwortet mit einer Äußerung
des folgenden Satzes:
(12) Ich habe drei Kinder.
Normalerweise drückt dieser Satz die Proposition aus, dass der Sprecher von
(12) mindestens drei Kinder hat. Gleichzeitig implikatiert der Sprecher mit einer
Äußerung dieses Satzes, dass er nicht mehr als drei Kinder hat. Dies geschieht
mithilfe einer generalisierten konversationalen Implikatur. Der Sprecher meint in
diesem Fall also die Proposition, dass er genau drei Kinder hat. Recanati sagt, dass
es sich dabei um die einzige Proposition handele (Präsens Konjunktiv), derer
sich der Sprecher bewusst sei (Präsens Konjunktiv). Der minimalen Proposition,
dass er mindestens drei Kinder habe (Präsens Konjunktiv), sei er sich hingegen
nicht bewusst (Präsens Konjunktiv) (Recanati 2004b: 45f.). (16, S. 16)
46
In der zweiten und dritten Prädikation aus dem Beispiel (12) ist schon ein
Verweis auf einen anderen Wissenschaftler, nämlich auf Recanati, zu sehen. Da
der Autor sich mit dem Vergleich der Konzepte von zwei Wissenschaftlern
beschäftigt, soll er ganz genau zeigen, wessen Meinung er im jeweiligen Satz
illustriert. So distanziert sich der Autor von zwei verschiedenen Meinungen, um
objektiv zu bleiben. Bei der indirekten Rede kann man häufig andere sprachliche
Mittel sehen, die auch bestätigen, dass es nicht die Meinung des Autors ist. In
diesem Fall ist das der Hauptsatz Recanati sagt und auch die Literaturangabe in
Klammern (Recanati 2004b: 45f.).
Wie bereits gesagt wurde, wird die indirekte Rede vor allem durch den
präsentischen Konjunktiv ausgedrückt. In den analysierten Artikeln wurden nur
zwei Zeitformen des Konjunktivs aus der präsentischen Gruppe verwendet: der
Präsens und der Perfekt. Die meisten Prädikationen wurden im Präsens Konjunktiv
gebildet, weil im Wissenschaftsstil diese Zeitform dominiert.
(13)
Die Genderlinguistik hat allerdings den Anspruch, sämtliche
Geschlechterkonstruktionen
zu
untersuchen.
Dabei
bezieht
sich
die
Genderlinguistik – im Gegensatz zur Feministischen Linguistik – „immer schon
auf spezifische Theorien von Gender“ (Spieß, Günthner & Hüpper 2012: 2), die
eben wissenschaftlich umstritten und selbst wieder politisch motiviert sind, da die
Genderforschung Geschlecht immer als „social, political and ideological category“
(Mills & Mullany 2011: 2) versteht. Der Didaktiker und Gender-Befürworter
Martin Lücke gesteht in einem Interview mit Die Zeit ein, dass die Auffassung,
dass Geschlecht nur sozial konstruiert sei „auch wirklich eine Glaubensfrage“
(Lücke in: Jessen 2014) ist. (15, S. 473)
Das Beispiel (13) enthält mehrere Verweise auf andere Linguisten, die die
Zitate von ihnen darstellen. Der letzte Satz aus dem Abschnitt hat sowohl ein Zitat
als auch die indirekte Rede. In diesem Satz gibt es einen Hinweis darauf, von wem
die Äußerung ausgesprochen wurde, aber der Autor der Äußerung, die im Präsens
Konjunktiv gebildet ist, wird nicht genannt. Martin Lücke spricht über eine
47
Auffassung, die offensichtlich nicht von ihm stammt und sagt seine Meinung dazu
aus.
Bei der indirekten Rede kann es auch um Ballungen der Konjunktivformen
gehen.
(14)
Anhand eines Beispiels werden die Differenzen zwischen Bach und
Recanati besonders deutlich. Angenommen, jemand äußert den Satz in (17a):
(17) a. Jeder war schon mal in Osnabrück.
b. Jeder in meiner Klasse war schon mal in Osnabrück.
Recanati würde argumentieren (Konditional I), dass das Gesagte nicht die
absurde Proposition ausdrückt, dass jeder im Universum schon einmal in
Osnabrück war. Vielmehr finde auf der subpersonalen Ebene ein Prozess der
freien Sinnanreicherung [free enrichment] statt (Präsens Konjunktiv), durch den
das pragmatische Gesagte letztendlich identifiziert werde (Präsens Konjunktiv
Passiv). Sprecher und Hörer seien sich folglich allein der angereicherten
Proposition bewusst (Präsens Konjunktiv), die beispielsweise wie in (17b)
lauten könnte (Präteritum Konjunktiv). Diese angereicherte Proposition
entspricht bei Recanati dem Gesagten.
Bach würde anders argumentieren (Konditional I). Satz (17a) drücke die
minimale Proposition aus (Präsens Konjunktiv), dass jeder im Universum schon
einmal in Osnabrück war. Minimal ist dabei so zu verstehen, dass die minimale
Proposition (verglichen mit dem, was der Sprecher meint) der Satzbedeutung
wesentlich näher steht (Bach 1994a: 268). Der Sprecher gebraucht gemäß Bach
den gesamten Satz (17a) nicht-wörtlich, so dass der Hörer unter der Annahme, der
Sprecher
verhalte
sich
(Präsens
Konjunktiv)
kooperativ
und
den
Konversationsmaximen entsprechend, folgern könne (Präsens Konjunktiv), dass
die minimale Proposition nicht relevant ist. Er komme (Präsens Konjunktiv) zu
dem Schluss, die implizite Qualifizierung in meiner Klasse in die Äußerung des
Satzes hineinzulesen. Es finde also ein Prozess der Sinnanreicherung [expansion]
statt (Präsens Konjunktiv), der vom Gesagten (17a) hin zu der Implikatur (17b)
führe (Präsens Konjunktiv). Der wesentliche Unterschied zwischen den
48
Konzepten liegt damit in der Idee der minimalen Proposition, die Recanati ablehnt,
da sie seiner Meinung nach eine kontraintuitive Identifikation des Gesagten mit
sich bringe (Präsens Konjunktiv). Selbst der Sprecher würde diese Proposition
nicht als das Gesagte ansehen (Konditional I), da sie oftmals geradezu absurd sei
(Präsens Konjunktiv) (Recanati 1989: 314). […]
Die Kritik richtet sich demnach vor allem gegen die Irrelevanz der minimalen
Proposition im Verstehensprozess. Recanati begründet dies damit, dass der Prozess
der Sinnmodulation [modulation] lokal stattfinde (Präsens Konjunktiv). Ein
Sprecher müsse also nicht die einzelnen semantischen Werte der Konstituenten
zusammensetzen (Präsens Konjunktiv), um die minimale Proposition zu
bestimmen. Er bestimme (Präsens Konjunktiv) vielmehr direkt das Gesagte
(Recanati 2005: 193f.). Bach hat auf diese Kritik geantwortet und erklärt, dass die
minimale Proposition durchaus von Bedeutung sei (Präsens Konjunktiv). Selbst
wenn der Hörer sie sich meist nicht explizit vorstelle (Präsens Konjunktiv) und
vom Gemeinten isoliere (Präsens Konjunktiv), mache (Präsens Konjunktiv) er
dennoch die implizite Annahme, dass sie nicht vom Sprecher gemeint sein könne
(Präsens Konjunktiv) (Bach 2001c: 25). Zudem lasse sich als Argument für die
minimale Proposition anführen (Präsens Konjunktiv), dass der Sprecher
zumindest die Möglichkeit habe (Präsens Konjunktiv), auf sie zurückzugreifen.
Denkbar wäre (Präteritum Konjunktiv) dies vor allem in denjenigen Fällen, in
denen Kommunikation fehlschlägt. Darüber hinaus müsse berücksichtigt werden
(Präsens Konjunktiv Passiv), dass die minimale Proposition in bestimmten
Kontexten durchaus gemeint sein kann (Bach 1994a: 278). Ein anschauliches
Beispiel liefert Bach mit der Frage:
(18) Hast du schon Kaviar gegessen?
Der Sprecher könnte damit natürlich fragen (Präteritum Konjunktiv), ob
der Hörer heute schon Kaviar gegessen habe (Perfekt Konjunktiv). Weitaus
wahrscheinlich ist jedoch, dass er fragt, ob der Hörer jemals Kaviar gegessen habe
(Perfekt Konjunktiv) (Bach 1987: 80). (16, S. 24f.)
49
Der Abschnitt (14) enthält 30 Prädikationen, die mit dem Konjunktiv gebildet
werden. Diese Sequenz stellt ein imaginäres Streitgespräch zwischen Bach und
Recanati dar, das der Autor modelliert. Bereits am Anfang verwendet der Autor
den Konjunktiv Recanati/ Bach würde anders argumentieren, um zu zeigen, dass
er nicht selbst einen Satz analysiert, sondern er stellt sich vor, wie dieser Satz von
Bach analysiert werden könnte. Seine Vorstellungen sind aus der ihm bekannten
Position von Bach und Recanati entstanden. So kann man hier schließen, dass der
Autor des Artikels zwar die tatsächlichen Äußerungen von Bach und Recanati als
Grundlage nimmt, verwendet sie aber in Bezug auf sein Beispiel. Den Zweck
solches vielfachen Gebrauchs des Konjunktivs nennt der Autor am Anfang dieses
Abschnitts: um Differenzen zwischen Bach und Recanati besonders deutlich
darzustellen. Die indirekte Rede wird hier vorwiegend durch den Präsens
Konjunktiv ausgedrückt, aber es gibt hier auch die Prädikationen im Perfekt mit
derselben Funktion. Die Wahl dieser Zeitform ist dadurch bedingt, dass der Autor
über ein Beispiel spricht, das im Perfekt formuliert ist, und der Autor stellt sich
vor, was der Sprecher mit dieser Äußerung meinen könnte. So ist es keine
Wiedergabe der Rede eines Linguisten oder Wissenschaftler, sondern eines
potentiellen Sprechers.
Die indirekte Rede kann nicht nur durch die Formen des präsentischen
Konjunktivs zum Ausdruck gebracht werden sondern auch die präteritalen Formen
des Konjunktivs können solche Funktion ausführen. Dabei werden folgende
Zeitformen verwendet: Präteritum, Plusquamperfekt und Konditional I.
(15)
Bach jedenfalls kritisiert diesen Ansatz Recanatis vehement. So sei
(Präsens Konjunktiv) es nicht Aufgabe der Semantik semantische Institutionen,
sondern Fakten zu berücksichtigen. Institutionen
sprächen (Präteritum
Konjunktiv) nämlich häufig auf nicht-semantische Informationen an, so dass es
zwangsläufig zu Fehlurteilen komme (Präsens Konjunktiv) (Bach 2002: 23).
Aber selbst im Kommunikationsprozess würden Institutionen bestenfalls eine
untergeordnete Rolle spielen (Konditional I), da die Hörer ihre Aufmerksamkeit
in der Regel vielmehr auf das Kommunizierte richteten als auf den semantischen
50
Inhalt von Sätzen. Folglich lehnt Bach es ab, Institutionen eine allzu große
Bedeutung in einem Konzept des Gesagten zuzuschreiben (Bach 2002: 24). (16, S.
20)
Der Autor illustriert die Meinung von Bach, indem er die indirekte Rede
verwendet. Präteritum Konjunktiv wird deshalb verwendet, weil das Verb in
diesem Satz im Plural steht, sonst wäre es nicht deutlich, dass es die indirekte Rede
ist, wenn das Prädikat im Präsens Konjunktiv stehen würde. So würden die Formen
des Indikativs und des Konjunktivs zusammenfallen. Aus demselben Grund wird
im Beispiel (16) Plusquamperfekt verwendet, das in der Regel nur in irrealen
Äußerungen verwendet wird.
(16)
Exemplarisch hierfür ist der von Frey et al. (2013) kritisierte Beitrag
von René Pfister im SPIEGEL zu nennen. Dieser behauptet, dass unter „dem
Begriff ,Gender Mainsteaming‘ […] Politiker ein Erziehungsprogramm für Männer
und Frauen gestartet“ (Pfister 2006: unpag.) hätten. (15, S. 494)
Im Originaltext wird Perfekt Konjunktiv im Plural verwendet, so ist die
einzige Möglichkeit, auf die indirekte Rede hinzuweisen, bei der indirekten Rede
die Prädikation ins Plusquamperfekt umzuformulieren.
Schlussfolgernd kann man sagen, dass die indirekte Rede bei folgenden
wissenschaftlichen Handlungen eingesetzt werden kann: der Verweis auf andere
Wissenschaftler (mit oder ohne Zitat), die Illustration eines imaginären Gesprächs
bei der Analyse der Beispiele, die Wiedergabe der Rede eines potentiellen
Sprechers.
Die indirekte Rede wird in untersuchten Artikeln vor allem durch den
Konjunktiv I (ca. 97,4 %) ausgedrückt, der Konjunktiv II (ca. 2,4 %) kommt in
dieser Funktion selten vor. Die Häufigkeit des Gebrauchs der Zeitformen sieht
folgenderweise aus: Präsens Konjunktiv – ca. 95,5 %, Perfekt Konjunktiv – 1,9 %,
Präteritum und Plusquamperfekt – jeweils 1,2 %.
51
Präsens K.
Perfekt K.
Präteritum K.
Plusquamperfekt K.
52
2.4 Rolle und Ausdrucksweise der Aufforderung/Anweisung in
linguistischen Artikeln
Die dritthäufigste Funktion, die der Konjunktiv in wissenschaftlichen Artikeln
erfüllt, ist die Funktion der Aufforderung/ Anweisung. In einem wissenschaftlichen
Artikel führt der Verfasser sozusagen ein imaginäres Gespräch mit dem Leser. Als
Leser können seine Kollegen, Studenten und allgemein gesagt breite Öffentlichkeit
auftreten. In einem wissenschaftlichen Text redet jedoch der Autor seinen Leser
direkt nicht an: es finden sich kaum Imperative und Anreden durch
Personalpronomen. Der Autor kann dennoch einige indirekte Anweisungen geben.
Man unterscheidet die Aufforderungen verschiedenen Grades der Verbindlichkeit:
ein Befehl, eine Anweisung, eine Instruktion, ein Rezept, eine Bitte, ein Vorschlag,
ein Ratschlag, eine Empfehlung u.a. Unter Berücksichtigung der Besonderheiten
des wissenschaftlichen Stils kann man sagen, dass nicht alle Arten der
Aufforderung in einem wissenschaftlichen Text vorkommen würden. In den
analysierten Artikeln waren folgende Arten der Aufforderung zu finden:
Anleitungen, Anweisungen, ein Vorschrift, höfliche Aufforderungen oder
Empfehlungen, Ausdruck der Notwendigkeit, der eine Aufforderung impliziert. Die
angeführten Arten der Aufforderung werden sowohl durch die Formen des
präsentischen als auch des präteritalen Konjunktivs ausgedrückt. Alle Zeitformen
und Konstruktionen, die in analysierten Artikeln die Funktion der Aufforderung
erfüllen, kann man in einer Tabelle zusammenfassen.
Konjunktiv I
Konjunktiv II
Präsens Konj. (man + Verb im Präs. Präteritum Konj. + Modalverb
Konj.)
Präsens Konj. des Verbs sein (es sei + Präteritum Konj. (haben + zu + Inf.)
Part.II)
Präsens Konj. des Verbs sein (sein + zu
+ Inf.)
53
Am häufigsten wird die Aufforderung durch Präteritum Konjunktiv
ausgedrückt. Eine besonders wichtige Rolle beim Ausdruck der Modalität im
Allgemeinen und unter anderem der Aufforderung spielen die Modalverben. Für
in diesem Paragraphen untersuchte Funktion sind Modalverben sollen und müssen
von Bedeutung. Im Indikativ bedeutet das Verb sollen vor allem eine Aufforderung
an das Subjekt und das Verb müssen drückt die Notwendigkeit aus. Im Konjunktiv
werden diese Bedeutungen abgeschwächt.
(17)
In der vorliegenden Arbeit wird dafür argumentiert, dass die
semantische Rolle der Dativphrase in einem Beispielsatz wie (1c) ambig ist: das
Kind in (1c) kann einerseits als potenzieller Rezipient des Kuchens und
andererseits als diejenige Person interpretiert werden, die von der Handlung des
Backens betroffen ist bzw. vom Agens an seiner Stelle den Kuchen gebacken
bekommt. […]
Es wurde außerdem dafür argumentiert, dass die in der einschlägigen
Literatur oft einheitlich verwendete Terminologie für die semantischen Rollen der
Dativphrase in der ditransitiven Konstruktion differenziert werden sollte, weil
ihre Interpretation abhängig von der Involviertheit ihres Referenten im
Verbalgeschehen variiert. (3, S. 50)
Im Artikel, aus dem das Beispiel (17) stammt, handelt es sich um die
Interpretation der Dativphrase in deutschen ditransitiven Konstruktionen. In der
Einleitung (im ersten Absatz in (17)) behauptet der Autor, dass einer Dativphrase
verschiedene semantische Rollen zugeschrieben werden können und nicht nur die
Rolle des Rezipienten, wie es von den anderen Sprachwissenschaftlern behauptet
wird. Nach der Analyse der Beispiele folgt das Fazit: der Verfasser hat gezeigt,
dass die semantischen Rollen verschieden interpretiert werden können, und er gibt
seinen Kollegen, die sich mit diesem Thema auch befassen, eine höfliche
Anweisung (od. Empfehlung), indem er in seiner Äußerung Präteritum Konjunktiv
Passiv verwendet. Der Verfasser empfiehlt verschiedene Termini für semantische
Rollen der Dativphrase in der ditransitiven Konstruktion zu verwenden und
54
beweist in seinem Artikel die Zweckmäßigkeit solcher Differenzierung. Das
Modalverb sollen im Konjunktivform trägt hierbei zur Höflichkeit und einem
abgeschwächten Grad der Verbindlichkeit bei.
(18)
Da sowohl Hasan (1984) als auch Starauschek (2006) Tempora und
weitere nicht-nominale kohäsionsstiftende Ausdrücke bei der Messung des
Kohäsionsgrads nicht erfassen können, wird ein anderer Ansatz zu seiner
Berechnung notwendig. Wir argumentieren im Folgenden dafür, dass Kohäsion
zumindest im Falle der Tempora auf der Basis von Kohärenz gemessen werden
sollte. (7, S. 50)
Wie im Beispiel (17) formuliert der Verfasser in (18) seine Behauptung
hinsichtlich des untersuchten Themas. Indem er seine Äußerung im Präteritum
Konjunktiv Passiv formuliert, gibt er anderen Wissenschaftlern die Anweisung, wie
sie die Kohäsion messen sollten. Dabei lässt sich sagen, dass solche Anweisung für
diesen Artikel auch aktuell ist, so äußert der Verfasser, wie er den Kohäsionsgrad
ermittelt. Die Äußerung ist im Passiv gebildet, weil der Prozess der Ermittlung im
Vordergrund steht.
Das Modalverb müssen im Konjunktivform ist in der Bedeutung der
Aufforderung weniger frequent.
(19)
für
Die hier formulierten Thesen und offenen Fragen liefern viel Material
weitere
Untersuchungen.
Besonders
wichtig
wäre
es
(Präteritum
Konjunktiv), diese Untersuchung auf eine breite Basis zu stellen, um ein
repräsentativeres Ergebnis zu erzielen. Dazu müssten andere bzw. mehr
PolitikerInnen
aufgenommen
werden
(Präteritum
Konjunktiv
Passiv).
Außerdem müssten weitere Zeitungen hinzugenommen werden (Präteritum
Konjunktiv Passiv). So könnte man feststellen (Präteritum Konjunktiv), ob
und, wenn ja, welche zeitungsspezifischen Unterschiede es in der Wahl der
Namenformen gibt. Auch eine Betrachtung unterschiedlicher Textsorten und
anderer Personengruppen (etwa aus dem Bereich des Sports oder der Unterhaltung)
oder ein Blick auf die Wahl der Erstnennungen und Repetitionen könnte weiteren
quantitativen Untersuchungen mehr Tiefe verleihen (Präteritum Konjunktiv).
55
Vor allem aber müsste der Blick noch stärker auf die diachrone Entwicklung
gerichtet werden (Präteritum Konjunktiv Passiv) : Die großen Veränderungen
in einem Zeitraum von nur 14 Jahren lassen erahnen, welch tiefgreifendem Wandel
die präferierten Namenverwendungsformen in Zeitungstexten unterlegen sein
mögen. (21, S. 432f.)
Das Beispiel (19) stellt die ganze Sequenz dar, die in jedem Satz Prädikate in
der Konjunktivform enthält. Dieser Abschnitt ist aus dem Paragraphen Ergebnisse
und Diskussion entnommen und bildet den letzten Absatz des Artikels. Der Autor
spricht über die Möglichkeit das im Artikel untersuchte Thema weiter zu
erforschen. Dabei gibt er Ratschläge, wie die Analyse erweitert werden könnte.
Die Ratschläge werden äußerst höflich formuliert, davon zeugt der Gebrauch des
Konjunktivs der vorsichtigen Formulierung (Besonders wichtig wäre es). Das
Modalverb müssen wird deswegen verwendet, weil es sich in der Äußerung um
allgemeine Notwendigkeit handelt, das Thema weiter zu untersuchen. Außerdem
spricht der Verfasser über mögliche Folgen solcher Untersuchung, indem er das
Modalverb können im Konjunktiv verwendet.
Die Konstruktionen haben/ sein + zu + Infinitiv drücken im Indikativ auch die
Notwendigkeit aus. Der Konjunktiv schwächt diese Bedeutung ab.
(20)
Wenn die historische Lexikographie der europäischen Sprachen eine
übereinzelsprachliche Neuausrichtung nicht nur als plakative Willensbekundung,
sondern auch als Arbeitsprogramm für die unmittelbare Zukunft verstehen will,
steht sie somit weniger vor der Herausforderung, eine Geschichte des Transfers
von Einzelsprache X an Einzelsprache Y zu schreiben, als eine wirklich
sprachübergreifende Verflechtungsgeschichte des europäischen Wortschatzes ins
Visier zu nehmen – um mit ,Verflechtungsgeschichte‘ vs. ,Transfergeschichte‘ eine
begriffliche Unterscheidung aus der jüngeren Geschichtswissenschaft zu bemühen.
Eine solche Wortgeschichte als Geschichte der lexikalischen Verflechtungen
innerhalb des europäischen Sprach- und Kulturraums hätte sich, so lässt sich hier
56
zusammenfassend feststellen, mindestens der folgenden Aufgaben zu stellen
(Präteritum Konjunktiv):
– Sie hätte an Stelle der Fixierung auf die étymologie origine stärker auf die
étymologie – histoire des mots einzugehen (Präteritum Konjunktiv), um das
dichte
Entlehnungsgeflecht zwischen den europäischen Einzelsprachen besser
sichtbar machen zu können;
– sie sollte einzelsprachliche Wortgeschichten von vornherein im Lichte der
parallelen
Wortgeschichten
betrachten
(Präteritum
Konjunktiv),
um
Verkürzungen und Fehldeutungen möglichst auszuschließen;
– die europäisch orientierte Wortgeschichte sollte sich von möglichen
Suggestionen, die auf ausdrucksseitigen Entsprechungen beruhen, nicht zu
vorschnellen Herkunftsangaben verleihen lassen (Präteritum Konjunktiv),
sondern stärker auf die inhaltseitige Zusammenhänge achten;
– sie hätte nicht nur die Geschichte des gesamten Bedeutungsfeldes eines
Wortes in den Blick zu nehmen (Präteritum Konjunktiv), sondern die
Geschichte jeder einzelnen Bedeutungsposition zu untersuchen, um so die Genese
eines Bedeutungsfeldes präzise und Schritt für Schritt nachvollziehen zu können;
– hierbei müsste sie ggf. auch versuchen (Präteritum Konjunktiv), eigene,
sprachspezifische semantische Entwicklungen von Bedeutungsentlehnungen
abzugrenzen;
– und sie hätte schließlich zu unterscheiden (Präteritum Konjunktiv)
zwischen Übernahmen aus Gebersprachen wie Französisch, Latein, zum Teil auch
Griechisch, die als Sprachen der Gebildeten gewissermaßen das die Einzelsprachen
überspannende ,eurolateinische‘ Dach formen, und solchen Übernahmen, die sich
unter diesem Dach von Volkssprache zu Volkssprache vollzogen haben – wobei
allerdings mit zahlreichen Übergängen zwischen diesen Formen der Entlehnung zu
rechnen ist. (19, S. 166ff.)
Das Beispiel (20) ist ein wiederum aus dem Ende des Artikels entnommener
Ausschnitt. Der Autor spricht davon, dass die Beschreibung von Lehnwörtern,
besonders von Europäismen, eine Aufgabe darstellt, „die in den bestehenden
57
Wörterbüchern der europäischen Sprachen noch nicht befriedigend gelöst ist“.
Diese Beobachtung macht er aufgrund der von ihm durchgeführten Analyse. Der
Verfasser
behauptet,
dass
es
notwendig
sei,
eine
sprachübergreifende
Verflechtungsgeschichte zu schaffen und dabei formuliert er die Aufforderungen
an solche Wortgeschichte. Die angeführten Aufforderungen stellen einige
Aufgaben dar, die die Wortgeschichte erfüllen sollte, gleichzeitig sind das die
Aufgaben und die Aufforderungen an den Verfasser, der eine solche
Wortgeschichte schaffen wird. Die Reihe der Aufgaben wird mit Hilfe des
Konjunktivs formuliert, es werden jedoch verschiedene modalen Mittel verwendet:
die Modalverben sollen und müssen und die Konstruktion haben + zu + Inf. Alle
aufzählten Mittel drücken auch im Konjunktiv die Notwendigkeit aus und werden
in dieser Sequenz synonym verwendet.
Mit der Konstruktion sein + zu + Inf. wurde lediglich ein Beispiel gefunden.
(21)
Ein Sonderfall der Objektbeschreibung ist der, bei dem das Foto
vonseiten des Sprechers in Bezug auf seinen Status als Werk beschrieben wird, und
zwar unabhängig von der konkreten Anwesenheit des Bildes. Der Sprecher muss
das Foto auch nicht geistig vor Augen haben, es wird nur auf das Foto
hingewiesen, vgl. (27)
(27) Jene Bilder zeigen das Lübeck der 50er Jahre.
Es sei hier zu notieren, dass sich in dieser Verwendung der Gebrauch von
hier als Raumadverb in ein da/dort verwandelt, vgl. (28) als Fortsetzung von (27):
(28) Dort fallen die Folgen des Krieges noch stark ins Auge. (1, S. 13)
Die Konstruktion sein + zu + Inf. drückt entweder die Möglichkeit oder die
Notwendigkeit aus, im dargestellten Beispiel (21) wird die Notwendigkeit
ausgedrückt. Diese Konstruktion ist der Konstruktion es sei + Part. II ähnlich, sie
wird in dem Fall eingeführt, wenn der Autor etwas betonen will.
(22)
Außerdem stellt er das für diese Bearbeitungsphase maßgebliche und
mit dem Thesaurusgedanken verbundene kultur- und sachgeschichtlich Bedeutende
ebenso wie Hildebrand in den Vordergrund. Aufgenommen werden überwiegend
58
(auch formal) eingebürgerte, häufig gebrauchte Fremdwörter. Terminologisch
werden sie von Heyne als Lehnwörter gefasst.
Von den Bearbeitern dieser frühen Phase sei hier noch exemplarisch Lexer
genannt, der unter anderem die Strecken P und Q mit hohem Fremdwortanteil
bearbeitete. (18, S. 105)
(23)
Als Beispielwort sei hier dt. Energie, engl. energy, nl. energie,
schwed. und dän. energi sowie frz. énergie gewählt. (19, S. 160)
(24)
Nebenbei
sei
erwähnt,
dass
die
Sätze
aus
den
Korpora
(INDEFINITA, ALLQUANTOREN und NEG.QUANTOREN in Abb. 7 ganz
rechts)
wie
erwartet
bessere
Bewertungen
erhalten
haben
als
die
Experimentalsätze. (13, S. 158)
Die angeführten Beispiele (22), (23) und (24) enthalten die Konstruktion es
sei + Part. II, wo das Verb sein im Präsens Konjunktiv steht. Diese Konstruktion
drückt eine Anweisung aus, die Äußerungen sind im Zustandspassiv formuliert.
Die Konstruktion dient vor allem der Strukturierung des Textes und ist wie ein
Klischee in der Wissenschaftssprache. Eine auch für wissenschaftliche Texte
typische Konstruktion ist man + Verb im Präsens Konjunktiv.
(25)
Zudem führt bei einem Zitat wie in (9a) eine N-typische Erweiterung
zu einem unakzeptablen Ergebnis – da wir durch diese Erweiterung aus einem Satz
eine Nominalphrase gemacht haben, die nicht im Nachfeld stehen kann; man
vergleiche das akzeptable (9b), das im Mittelfeld eine Nominalphrase mit einer
reinen Anführung enthält. (10, S. 8)
(26)
Man beachte zudem, dass die Verwendung von than auf
Komparationskonstruktionen beschränkt ist, was es ebenfalls von normalen
Präpositionen abhebt. (5, S. 93)
Die Konstruktion man + Verb im Präsens Konjunktiv drückt eine indirekte
Aufforderung an den Leser. Der Autor verwendet in Beispielen (25) und (26) den
Konjunktiv anstatt des Imperativs, damit die Aufforderung nicht so persönlich
wirkt. Diese Konstruktion ist auch wie die oben behandelte Konstruktion ein
Klischee des Wissenschaftsstils.
59
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Konjunktiv in der Funktion der
Aufforderung/ Anweisung in wissenschaftlichen Artikeln beim Ausführen
folgender Handlungen eingesetzt wird: höfliche Anweisungen od. Empfehlungen an
Kollegen (für weitere Untersuchungen des Themas), Ratschläge für die
Fortsetzung der Analyse, die Aufforderungen an ein wissenschaftliches Werk (an
seinen Verfasser), der Ausdruck der Notwendigkeit, die Betonung wichtiger
Information, Anweisungen an den Leser und allgemeine Anweisungen, die zur
Struktur der Arbeit beitragen.
In der Funktion der Aufforderung werden sowohl die präsentischen als auch
die präteritalen Formen des Konjunktivs eingesetzt. Die Frequenz der in
analysierten Artikeln verwendeten Zeitformen und Konstruktionen kann man auf
folgenden Diagrammen sehen. Die Prädikationen im Konj. I betragen 30,5 %,
während die Prädikationen im Konj. II 69,4 % betragen. Die Häufigkeit des
Auftretens der analysierten Konstruktionen und Zeitformen sieht folgenderweise
aus: Präteritum Konj. + Modalverb – 65,2 %, Präsens Konj. des Verbs sein (es sei
+ Part.II) – 20,8 %, Präteritum Konj. (haben + zu + Inf.) – 5,5 %, Präsens Konj.
(sein + zu + Inf.) – 1,3 %, Präsens Konj. (man + Verb im Präs. Konj.) – 6,9 %.
Konj. I
Konj. II
60
Prät. + Modalverb
sein + Part. II
haben/ sein + zu +
Inf.
man + V. im Konj.
61
2.5 Rolle und Ausdrucksweise des Irrealis in linguistischen Artikeln
Vor allem ist für den Autor eines wissenschaftlichen Artikels wichtig, über
die Fakten zu schreiben, dabei auch zu vermuten, welche anderen Möglichkeiten
der Interpretation existieren. Jedoch erläutert der Autor auch die Ereignisse, die
nicht real stattgefunden haben. Solche Ereignisse beziehen sich auf die
Vergangenheit. Der Verfasser versucht alle möglichen Wege der Analyse zu
zeigen, auch solche die zurzeit bereits nicht mehr möglich sind. So ist die
Potentialität mit der Irrealität eng verbunden, weil es sich bei der Potentialität auch
nicht um etwas Tatsächliches, sondern um etwas nur Mögliches handelt, was aber
später als etwas nicht Reales wahrgenommen werden kann.
Der Irrealis wird unter anderem durch den Konjunktiv ausgedrückt und
bedeutet die nicht realisierte Möglichkeit. Im diesem Paragraphen werden auch
solche Bedeutungen des Konjunktivs behandelt, wie der irreale Vergleich und der
irreale Folgesatz. Die nicht realisierte Möglichkeit wird ausschließlich durch den
Plusquamperfekt Konjunktiv ausgedrückt.
(27)
In (16) werden durch das Präsens teils Humboldts Ängste in Bezug
auf die prekäre Lage verstärkt zum Ausdruck gebracht, teils Bonplands
zuversichtlicher Antwort mehr Nachdruck verliehen.
(16) O: Und was, fragte Humboldt, wenn das Boot nicht zurückkomme? Das würde es
schon, sagte Bonpland. Nur die Ruhe.
Ü: Vad gör vi om båten inte kommer tillbaka, frågade Humboldt. Det gör den säkert,
sade Bonpland. Bara lugn.
In beiden Fällen hätte der Übersetzer durch einen Präteritumgebrauch nicht
denselben Effekt erzielen können. (2, S. 36)
Der Artikel, aus dem das Beispiel (27) stammt, heißt „Das schwedische
Präsens als Übersetzungsstrategie beim deutschen Referatkonjunktiv“. Der Autor
vergleicht die Redewiedergabe in zwei Sprachen am Beispiel des Romans „Die
Vermessung der Welt“ und seiner Übersetzung. Im Beispiel (27) vergleicht der
Autor einen Abschnitt aus dem Roman und konzentriert sich auf den Gebrauch des
62
Präsens in beiden Sprachen. Zuerst betont er, welche Funktion die Präsensform in
diesem Abschnitt hat und danach schlussfolgert er, dass in diesem Fall die
Präsensform die einzige richtige Zeitform ist, aber er macht das indirekt. Man kann
diese Schlussfolgerung des Autors als ein indirekter Beweis oder ein
Widerspruchsbeweis bezeichnen, weil der Autor dem Präsensgebrauch zustimmt,
indem
er
den
Präteritumgebrauch
ablehnt.
Dabei
verwendet
er
den
Plusquamperfekt Konjunktiv, um zu unterstreichen, dass der Übersetzer die
Präteritumform nicht verwendet hat. Die Möglichkeit des Gebrauchs solcher
Zeitform ist durch das Modalverb können ausgedrückt, aber durch den
Plusquamperfekt Konjunktiv unterstreicht der Autor, dass diese Möglichkeit nicht
realisiert wurde.
Die nicht realisierte Möglichkeit kann auch durch einen Konditionalsatz
ausgedrückt werden. Die Prädikate im Nebensatz stehen in diesem Fall im
Plusquamperfekt Konjunktiv, der Hauptsatz kann sowohl im Plusquamperfekt als
auch im Präteritum gebildet werden.
(28)
Beispiel (8) enthält die Wiedergabe dessen, was Gauß Humboldt über
den Hang seines Sohnes zum Gedichteschreiben erzählt:
(8) O(riginal):
Der da schreibe Gedichte. Gauß wies mit dem Kinn auf Eugen
Ü(bersetzung): Den där skriver dikter. Gauss pekade med hakan på Eugen.
Im deutschen Originalsatz geht es um berichtete Rede, die eine deiktische
Nominalphrase (der da) enthält, die Gauß‘ räumliche Position als Ausgangspunkt
nimmt. Die deiktische Festlegung auf Gauß als Originalsprecher schließt den
Gebrauch eines tempustransponierten Präteritums durch den Übersetzer aus. Es
muss nämlich eine einheitliche deiktische Perspektive innerhalb des Satzes
eingehalten werden, d.h. der da kann sich nicht auf die deiktische Situation des
Originalsprechers beziehen, während das Tempus sich gleichzeitig auf die
deiktische Situation des Referierenden bezieht. Hätte der Übersetzer dennoch die
Wahl einer Präteritumform getroffen, wäre das Ergebnis eine nicht mit dem
Original übereinstimmende Zeitreferenz gewesen. (2, S. 32)
63
Im Beispiel (28) handelt es sich wieder um einen Vergleich des Gebrauchs
des Präteritums mit dem Präsens. Der Autor erklärt, warum im Originaltext das
Präsens verwendet wurde, und betont, dass der Präteritumgebrauch denselben
Effekt nicht hätte. Der Autor des Artikels schließt die Möglichkeit nicht aus, dass
im Originaltext trotzdem eine Präteritumform möglich wäre, der Autor des Artikels
hat aber eine andere Zeitform gewählt. Sowohl im Haupt- als auch im Nebensatz
stehen die Prädikate im Plusquamperfekt Konjunktiv. Das zeugt davon, dass die
Ereignisse in beiden Satzteilen als nicht real wahrgenommen werden. Der Autor
verwendet einen Konditionalsatz und stellt fest, ob der Satz dieselbe Bedeutung
erhalten würde, wenn man eine andere Zeitform verwenden würde. Der
Konditionalsatz kann entweder mit einer Konjunktion (wenn od. falls) oder ohne
sie eingeleitet werden. Die meisten untersuchten Bedingungssätze im Konjunktiv
werden ohne Konjunktion gebildet.
Wie bereits gesagt wurde, werden irreale Vergleiche und irreale Folgesätze
auch in diesem Paragraphen behandelt. Irreale Vergleichssätze drücken einen
Vergleich aus, der möglich, jedoch nicht wirklich ist. Der Vergleich befindet sich
im Nebensatz, der durch die Konjunktionen als, als ob, als wenn oder wie wenn
eingeleitet wird. So ist der Hauptsatz im Indikativ und der Nebensatz im
Konjunktiv gebildet. Das Prädikat im Nebensatz kann in verschiedenen Zeitformen
stehen: bei der Gleichzeitigkeit der Handlungen im Haupt- und Nebensatz steht
das Verb im Präteritum oder Präsens Konjunktiv, bei der Vorzeitigkeit – im
Plusquamperfekt und Perfekt Konjunktiv, zum Ausdruck der Nachzeitigkeit dienen
Futur I Konjunktiv und Konditional I. Die Zeitformen können einander ersetzen,
die präteritalen Formen des Konjunktivs gelten aber als die gebräuchlichsten.
(29)
Wie leicht zu erkennen ist, haben die vier Phänomenbereiche allesamt
eines gemeinsam: Der Sprecher sagt stets etwas, ganz unabhängig davon, ob er das
Gesagte meint, mehr meint oder nichts meint. Dementsprechend muss
sichergestellt sein, dass sich mit einem Konzept des Gesagten sämtliche
Phänomenbereiche adäquat erklären lassen.
64
Das Grice’sche Konzept scheitert jedoch genau an diesem Punkt. Probleme
bereitet beispielsweise das Phänomen der Nicht-Wörtlichkeit, das sich nicht
angemessen erklären lässt (Bach 1994a: 271f.). Verantwortlich dafür ist Grice’
Annahme, dass der Sprecher in Fällen von Metapher und Ironie nur so tut, als habe
er gesagt, was er sagte. (16, S. 8)
Der Autor des Artikels, aus dem das Beispiel (29) entnommen wurde,
behandelt die Konzepte des Gesagten und des Gemeinten. Dabei soll er nicht nur
die Äußerung selbst analysieren, sondern auch etwas, was dahinter steckt, z.B. die
Situation, den Kontext. So macht der Autor die Position des Sprechers deutlicher,
indem er über seine Eindrücke darüber in einem Vergleich äußert. Das Prädikat in
diesem Komparativsatz steht im Perfekt Konjunktiv, weil der Nebensatz etwas
äußert, was früher geschah.
(30)
Wie steht es nun mit dem Komparativeinleiter (than, as) aus? Dessen
kategoriale Bestimmung ist nicht einfach. In §2.2 wurde erwähnt, dass hierfür
sowohl ein Konjunktions- als auch ein Präpositionsstatus vorgeschlagen wurden
und dass manche Autoren zwei homonyme, aber kategorial verschiedene
Komparativeinleiter annehmen. Lechner (2001, 2004) lässt den Status von than
schließlich völlig offen und spricht bei einem Komparativ nur von einer „thanXP“.
Bei all diesen Ansätzen tut sich der Eindruck auf, als handele es sich beim
Komparativeinleiter um einen projizierenden Kopf, dessen Komplement die
komparative CP ist. (5, S. 92)
Im Beispiel (30) handelt es sich, wie im vorigen Beispiel (29), um die
Eindrücke des Autors. Da er in seiner Äußerung nicht sicher ist, verwendet er den
Präsens Konjunktiv beim irrealen Vergleich, um seine Vermutungen in dieser
Hinsicht auszudrücken. So macht er seine Äußerungen weniger kategorisch und
lässt andere Meinungen auch zu.
Weniger frequent sind in der Wissenschaftssprache die Folgesätze. In
untersuchten linguistischen Artikeln wurden nur zwei irreale Folgesätze gefunden.
65
(31)
Teilweise handelt es sich dabei um wissenschaftsjournalistische, wie
<Auflösungstestreihen> in der Phrase „die Auflösungstestreihen der USLuftwaffe“. Hier schlägt sich ein ganzer Sachverhalt in einem Kompositum nieder
(zu diesem Phänomen s. WEISSGERBER 2010, 176f.) ohne dass der Sachverhalt
selbst hinreichend spezifisch wäre. (25, S. 56)
Das Beispiel (31) illustriert einen negativen Folgesatz, der durch die
Konjunktion ohne dass eingeleitet wird. Das Prädikat steht dabei im Präteritum
Konjunktiv. So bezeichnet der Autor die Abwesenheit einer erwarteten Folge.
Aus den angeführten Beispielen kann man schlussfolgern, dass die Autoren
der wissenschaftlichen Artikel nicht nur tatsächliche Ereignisse, sondern auch
verschiedene nicht wirkliche Interpretationsmöglichkeiten und auch irreale
Vermutungen in ihren Arbeiten behandeln. Sie führen Widerspruchsbeweise auf,
vermuten in Form eines
irrealen Konditionalsatzes, welche Ereignisse unter
welchen Bedingungen stattfinden konnten, aber nicht stattgefunden haben,
erläutern die nicht realisierten Möglichkeiten der Interpretation und die nicht
realisierten Ereignisse, äußern ihre Eindrücke in Form eines irrealen Vergleichs,
sprechen über die irrealen Folgen und über die Abwesenheit einer erwarteten
Folge.
Die Mehrheit der Beispiele, die den Irrealis ausdrücken, enthält die nicht
realisierte Möglichkeit - 69,2 %, die Sätze mit dem irrealen Vergleich betragen
25,6%, außerdem wurden lediglich zwei Folgesätze gefunden, was 5,1 % beträgt.
Beim Ausdruck des Irrealis werden sowohl präsentische (15,3 %) als auch
präteritale (84,6 %) Formen des Konjunktivs eingesetzt: Plusquamperfekt Konj. –
71,7 %, Präsens Konj. – 10,2 %, Präteritum Konj. – 7,6 %, Perfekt Konj. und
Konditional I – jeweils 5,1 %.
66
nicht realisierte
Möglichkeit
irr. Vergleich
irr. Folgesatz
Plusq. Konj.
Präs. Konj.
Prät. Konj.
Perfekt Konj.
Kondit. I
67
2.6 Rolle und Ausdrucksweise des Optativs in linguistischen Artikeln
Da der Stil der Wissenschaft unpersönlich ist, ist der Ausdruck des Wunsches
für ihn nicht typisch. Wenn der Verfasser das Personalpronomen ich vermeidet, so
kann er seine Wünsche direkt nicht äußern. Aber es wurde bereits gesagt, dass die
Wissenschaftssprache einigermaßen persönlicher wird, deswegen verwenden die
Wissenschaftler trotzdem die Pronomen ich oder wir an einigen Stellen in ihren
Artikeln. Außerdem gehören die ausgedrückten Wünsche nicht unbedingt dem
Verfasser selbst an. In untersuchten Artikeln wird die Funktion des Optativs
ausschließlich durch das Präteritum Konjunktiv des Verbs mögen ausgedrückt. Die
Bedeutungen, die dabei solche Sätze enthalten, können aber verschieden sein. Es
geht nicht nur um den Ausdruck des Wunsches im engeren Sinne, sondern auch
um andere Bedeutungen, die damit verbunden sind.
(32)
In dem vorliegenden Artikel möchte ich die oben gestellten Fragen
beantworten und auf die Relation zwischen Diskurs und Fragen näher eingehen.
Die Diskussion beschränkt sich auf die Analyse von Ergänzungsfragen
(sogenannten w-Fragen), d.h. denjenigen Fragen, die mit einem w-Fragewort wie
wer, was, wann, wo, warum usw. eingeleitet werden. (6, S. 115)
Das Beispiel (32) stammt aus der Einleitung zum Artikel. Der Autor
verwendet das Pronomen ich und listet die Aufgaben auf, die er in seinem Artikel
zu erfüllen hat. So wird hier die Zielsetzung ausgedrückt.
(33)
In meinen weiteren Überlegungen möchte ich dafür argumentieren,
dass in Fragen nicht nur die „Existenzimplikatur“ möglich ist, sondern in
bestimmten Fällen auch eine Präsupposition ausgelöst wird. (6, S. 122)
Im Beispiel (33) handelt es sich auch um die Aufgaben der Arbeit, und zwar
um die Argumentation der Meinung des Autors. Also werden in diesem Fall durch
den Konjunktiv in der Funktion des Optativs sowohl die Aufgaben, die der Autor
weiter erfüllen wird, als auch die Position des Autors ausgedrückt. Dasselbe gilt
auch für die Beispiele (34) und (35), wo der Autor aber den Autorenplural (Duden,
2009) verwendet, der unpersönlicher als das Pronomen ich wirkt.
68
(34)
Gleichwohl möchten wir dafür argumentieren, dass und zwar-
Konstituenten Konjunkte einer Koordinationsstruktur sind. (9, S. 243)
(35)
Wir möchten dafür plädieren, dass und zwar ein Konnektor mit
eindeutig koordinierenden Eigenschaften ist und daher, trotz der ungewöhnlichen
spezifizierenden Lesart, die durch zwar ausgelöst wird, als komplexe Konjunktion
analysiert werden sollte (Präteritum Konjunktiv Passiv). (9, S. 244)
Für jede Arbeit ist es wichtig, dass sie einige Schlussbemerkungen enthält.
Am Ende des Artikels bedanken manchmal die Verfasser ihre Kollegen. Solche
Danksagung ist nur in dem Fall möglich, wenn der Autor dabei sich selbst nennt.
(36)
Danken möchte ich ebenso Markus Rude und Teja Ostheider, die
geduldig meine Fragen beantwortet haben. (11, S. 325)
Der Gebrauch des Pronomens ich im Beispiel (36) beeinflusst die Objektivität
der Arbeit nicht, weil die Danksagung den Inhalt des Artikels nicht betrifft. Die
Danksagung ist auch ohne Konjunktiv möglich.
Die Wünsche im engeren Sinne gehören im analysierten Korpus nur anderen
Personen an, außer dem Verfasser selbst.
(37)
An solchen Verwendungen sieht man, dass ein öffentliches
Diskursbekenntnis nicht nur durch Äußerungen zu kommunizieren ist. Tritt
beispielsweise eine Person nass in einen Raum, kann dies auch als Bekenntnis dazu
gewertet werden, dass sie nass ist. Möchte ein anderer Sprecher diesen Sachverhalt
für das Gespräch offiziell zu geteiltem Wissen machen, wäre es situativ
unangemessen (Präteritum Konjunktiv), das Thema zu eröffnen, ohne dem
Hörer schon eine Haltung zur eingeführten Bipartition zuzuschreiben. (14, S. 190)
Im Beispiel (37) handelt es sich um die Wünsche des Sprechers, wessen
Äußerung der Autor analysiert. Hier ist der Wunsch des Sprechers mit seiner
Absicht eng verbunden.
Als Subjekt des Satzes können nicht nur Lebewesen auftreten, auch abstrakte
Begriffe können dabei eingesetzt werden.
(38)
Die feministische Sprachkritik möchte über die Änderung der Sprache
gesellschaftliche Veränderungen herbeiführen (vgl. Mondorf 2005: 5) und das
69
generische Maskulinum wird verdächtigt, eigentlich als Sexusanzeiger zu
fungieren. (15, S. 497f.)
Im Beispiel (38) geht der Wunsch von der Sprachkritik aus. Es ist aber klar,
dass dabei die Menschen, die kritisieren, gemeint werden.
Schlussfolgernd kann man sagen, dass es sich bei dem Ausdruck des Optativs
mithilfe des Konjunktivs um die Wünsche des Autors (57,6 %) oder anderer
Personen (anderer Wissenschaftler, Personen aus den ausgedachten Situationen,
Personen aus den realen Situationen) (42,3 %) handelt. Dabei werden folgende
sprachliche Handlungen ausgeführt: die Zielsetzung und die Vorhaben des Autors,
die Äußerung der Position des Autors, Danksagungen, Wünsche und Absichten
anderer Personen. Alle Bedeutungen werden ausschließlich durch den Konjunktiv
II (Präteritum Konjunktiv) ausgedrückt.
Autor - ich
Autor - wir
Andere Personen
70
2.7 Rolle und Ausdrucksweise der vorsichtigen Formulierung, der
Alternativen, der Voraussetzung und der Konzession in linguistischen
Artikeln
In den vorigen Paragraphen wurden die häufigsten Funktionen des
Konjunktivs in linguistischen Artikeln behandelt. In diesem Paragraphen werden
die Beispiele im Konjunktiv in der Funktion der vorsichtigen Formulierung, der
Alternativen, der Voraussetzung und der Konzession analysiert. Bei der Funktion
der Alternativen handelt es sich um lediglich drei Beispiele, die letzten zwei
genannten Funktionen werden nur in jeweils einem Beispiel dargestellt.
Eine der Funktionen des Konjunktivs ist die vorsichtige Formulierung oder
„Scharnier-Konjunktiv“ (Schade, 2009) bei solchen Ausdrücken wie es wäre alles.
Der Gebrauch des Konjunktivs bei solchen Ausdrücken trägt weniger
Entschiedenheit bei. Man kann auch hier vom Begriff des Hedging sprechen, da
der Autor mithilfe des Konjunktivs kategorische Äußerungen vermeidet. Hier geht
es vor allem um sogenannte Shields (Palmer et al.), die sich auf die Einstellung des
Sprechers beziehen. Man kann auch sagen, dass es auch bei anderen Funktionen
des Konjunktivs um die Vorsichtigkeit der Formulierung handelt, z.B. bei den
höflichen Aufforderungen oder bei den Vermutungen, diese Funktion betrifft aber
sozusagen selbstständige vorsichtige Formulierungen. Die Funktion wird in den
analysierten Artikeln ausschließlich durch den Präteritum Konjunktiv ausgedrückt.
(39)
Mit Blick auf diese Fragen wäre es hier angebracht, auf den Begriff
„Exophonie“ zur Bezeichnung von Migrationsliteratur zurückzugreifen. Exophonie
ist – grob gesagt – das Schreiben in einer anderen Sprache als der Erstsprache. (28,
S. 69)
Die Ausdrücke wie in (39) können in jedem Textteil vorkommen. In diesem
Beispiel wird auf die Zweckmäßigkeit einer Definition nach der Ansicht des
Autors hingewiesen. Solche Ausdrücke, wie es wäre angebracht/ notwendig /
wichtig usw. sind einerseits formell und werden verwendet, um etwas zu
unterstreichen und zu einem anderen Gedanken zu übergehen, und andererseits
drücken sie die Meinung des Autors aus, die er vorsichtig formuliert.
71
(40)
Einen Einfluss auf das Ergebnis könnte die Aufnahme von Merkel
haben: Mit 1040 Treffern im Jahr 2010 könnte sie maßgeblich verantwortlich für
die Befunde sein. Eine Wiederholung der Analyse ohne Merkel (oder mit
Hinzunahme von z.B. Kohl) wäre also ratsam. (21, S. 339)
Im Beispiel (40) werden auch die Meinung des Autors und auch sein
vorsichtiger Ratschlag hinsichtlich der Analyse ausgedrückt.
Bei der Anführung der Beispiele werden auch zuweilen vorsichtige
Formulierungen verwendet.
(41)
Anders liegt der Fall in (15). Hier haben wir kein verbum dicendi,
sondern ein Affektverb (zürnen, explodieren wären weitere Beispiele). (10, S. 15)
Im Beispiel (41) spricht der Autor von den Affektverben und, anstatt eine
Definition zu geben, führt er einige Beispiele, um den Begriff zu klären.
Vorsichtige
Formulierungen
werden
außerdem bei
einigen
anderen
wissenschaftlichen Handlungen verwendet, wie z.B. bei der Formulierung einer
Schlussfolgerung in (42) und einer Erklärung in (43).
(42)
In dieser Richtung könnten die Auslegungen in Zinken (2010:492f)
interpretiert werden, wo über die Verbindung von Raum und Zeit die Bemerkung
gemacht wird, dass im Englischen und in damit verwandten Sprachen Zukunft
kognitiv mit einer Vorderseite („front“) verbunden werde. Die Vorderseite des
menschlichen Körpers wäre somit der Zukunft zugewandt, was, auf das von mir
entwickelte Präsensmodell bezogen, heißen könnte (Präteritum Konjunktiv),
dass der Kontakt zur Zukunft und die Überblickbarkeit derselben direkter ist als es
beim Vergangenheitsbereich der Fall ist. (1, S. 4)
Die von dem Autor des Artikels formulierte Schlussfolgerung in (42) leitet
sich aus der Interpretation eines anderen Autors her. Der Verfasser des Artikels
spricht auf diese Weise nicht seinen Gedanken aus, sondern schließt aus den
Worten des Anderen. Durch den Gebrauch des Konjunktivs zeigt er, dass dieser
Gedanke nicht ihm gehört und dass er ihn vielleicht einigermaßen bezweifelt.
(43)
Wie wir gesehen haben, hat das Präsens seine Verankerung im
Sprechzeitpunkt, insofern als auf der realen Ebene die Referenzzeit sich in der
72
primär-deiktischen Funktion mit dem Nichtvergangenheitsbereich überschneiden
muss. Das Präteritum geht auch vom Sprechzeitpunkt aus, muss aber, im
Unterschied zum Präsens, darüber hinaus z.B. durch ein Zeitadverbial in einem
zusätzlichen Punkt in der Vergangenheit verankert werden. Eine tentative
Erklärung dieses Unterschiedes zum Präsens wäre, dass eine Äußerung im
Präsens, wenn sie ko(n)textuell über den Nichtvergangenheitsbereich hinaus nicht
weiter präzisiert wird, immer den Sprechzeitpunkt als Referenzzeit auswählt. (1, S.
9)
Im Beispiel (43) spricht der Autor über die Unterschiede zwischen dem
Präsens und Präteritum und versucht diese Unterschiede zu erklären, indem er den
Konjunktiv verwendet. Der Autor behauptet nicht, sondern er formuliert seine
Variante der Erklärung. Wenn er absolut sicher gewesen wäre, hätte er dabei den
Indikativ verwendet.
Die Funktion der Alternativen in diesem Paragraphen ist mit der Funktion des
Potentialis nicht gleichzustellen. Es handelt sich hier eher um eine Einräumung als
um eine Vermutung. In allen drei Beispielen in dieser Funktion stehen die
Prädikate im Konjunktiv I.
(44)
Die Literatur – sei sie von einheimischen oder von eingewanderten
Autoren verfasst – ist „anders-sprachig“ im Sinne der Suche nach freiem, Neues
schöpfendem sprachlichem Ausdruck. (28, S. 69)
(45)
Welche Typen von states erlauben den progressiven Blickwinkel, sei
es in den ganz unmarkierten Fällen wie in He's sitting oder in markierteren Fällen
wie She's being tired? (4, S. 67)
(46)
Nur noch 16,6 % der vorkommenden Personennamen tragen im Akk.
Oder Dat. Ein Flexiv, sei es am Rufnamen oder am Familiennamen. (20, S. 29)
In Beispielen (44), (45) und (46) ist jeweils eine Annahme vorhanden. Es gibt
immer Alternative, die der Autor erwähnt. Die beiden Möglichkeiten werden
zugelassen, sie beide sind also gleichzeitig wirklich. Zwei Varianten sind durch die
adversative Konjunktion oder verbunden, eine Variante schließt jedoch die andere
73
nicht aus. Beispiele (45), (46) und (47) enthalten das Verb sein im Präsens
Konjunktiv.
Die am seltensten vorkommenden Funktionen des Konjunktivs in
wissenschaftlichen linguistischen Artikeln sind die Funktion der Voraussetzung in
(47) und der Konjunktiv in einem Konzessivsatz (48).
(47)
Wenn dieses Beispiel für akzeptabel gehalten würde (Konditional I),
würde es sich interessanterweise zwar um eine z.T. lokative, aber kaum um eine
agentive Uminterpretation handeln (Konditional I), es sei denn, man betrachtet
die Konstruktion als ein Beispiel für einen Zustand mit einem inanimaten Agens,
d.h. als eine Art Personifizierung des Subjekts. (4, S. 75)
Die Konjunktion es sei denn, wie im Beispiel (47), ist mit einem
Konditionalsatz, der die Negation enthält, synonym. Die Handlung oder die
Bedingung, die im Satz ausgedrückt wird, ist momentan nicht wirklich, aber
möglich. In dieser Konstruktion steht das Verb sein immer im Präsens Konjunktiv.
(48)
Komparative tendieren dazu, satzfinal aufzutreten (28), doch
Temporaladverbiale können ebenfalls die rechtsperiphere Position einnehmen,
ohne ihren sententialen Skopus zu verlieren (28). Allerdings kann im letzteren
Falle nicht ausgeschlossen werden, dass das Adverbial qua RNR extraponiert
worden ist und somit der Komparativ und das Temporaladverbial gleichzeitig
extraponiert sind.
(28) a. Peter gave a longer speech the day before yesterday [than Paul did].
b. Peter gave a longer speech [than Paul did] the day before yesterday.
Wie dem auch sei: Rechtsbewegungen sind im Englischen normalerweise
weder obligatorisch noch im Rahmen einer asymmetrisch-binären Syntax
erwünscht, und diesbezügliche Vorschläge (d.h. sowohl Theorie A als auch
Theorie B) müssen von vornherein mit Argwohn betrachtet werden. (5, S. 90)
Im Beispiel (48) ist ein Konzessivsatz im Konjunktiv vorhanden. Ein solcher
Satz ist ein Klischee, dass eine Schlussfolgerung einführt. Das heißt, dass es früher
einige Streitpunkte gab, sie ändern jedoch den Kern der Sache nicht. Das Verb sein
steht immer im Präsens Konjunktiv.
74
In diesem Paragraphen werden mithilfe der genannten Funktionen des
Konjunktivs
folgende
wissenschaftlichen
Handlungen
erfüllt:
vorsichtige
Formulierung der Meinung oder des Ratschlags des Autors, vorsichtige
Formulierung einer Schlussfolgerung oder Erklärung, der Ausdruck der
Alternativen, der Ausdruck einer Voraussetzung oder einer Schlussfolgerung durch
einen Konzessivsatz.
75
Fazit zum 2. Kapitel
Der Konjunktiv hat in der deutschen Sprache sehr viele Funktionen. Die
meisten von ihnen kommen auch in wissenschaftlichen Texten vor, einige
Funktionen sind häufiger zu treffen, andere kommen fast nie vor. Die
unternommene
Analyse
hat
gezeigt,
dass
die
Konjunktivformen
in
wissenschaftlichen Artikeln zwar nicht so frequent sind, dienen sie den Autoren
dafür, verschiedene sprachliche Handlungen zu erfüllen. Die meisten Handlungen
sind in einem wissenschaftlichen Text notwendig, darum sind auch entsprechende
Konjunktivformen erwünscht. Wie bereits hinsichtlich einiger Funktionen gesagt
wurde, könnten die Autoren dasselbe auch im Indikativ äußern. Der Konjunktiv
wird jedoch vor allem dafür verwendet, um die Äußerungen weniger kategorisch
zu machen.
Alle sprachlichen Handlungen, die in analysierten Artikeln durch die
Äußerungen im Konjunktiv erfüllt werden, kann man in zwei Tabellen darstellen.
Potentialis/
Indirekte
Aufforderung/
Annahme
Rede
Anweisung
Die
Der Verweis
Hypothesen-
auf andere
bildung
Irrealis
Optativ
Höfliche
Widerspruchs-
Die
Anweisungen od.
beweise
Zielsetzung
Wissenschaftler Empfehlungen an
(mit oder ohne
und die
Kollegen
Vorhaben
Zitat)
des Autors
Die Äußerung
Die Illustration
Ratschläge für die
Vermutungen
Die
einer
eines
Fortsetzung der
in Form eines
Äußerung
Vermutung
imaginären
Analyse
irrealen
der
oder einer
Gesprächs bei
Konditional-
Position
Annahme
der Analyse der
satzes, welche
des Autors
verschiedenen
Beispiele
Ereignisse
durch die
unter welchen
Äußerung
Grades
76
Bedingungen
der
stattfinden
Aufgaben
konnten, aber
nicht
stattgefunden
haben
Der Ausdruck
Die
Die
Erläuterung
Dank-
der
Wiedergabe der
Aufforderungen
der nicht
sagungen
Möglichkeit
Rede eines
an ein
realisierten
(mögliche
potentiellen
Folgen,
Sprechers
mögliche
wissenschaftliches Möglichkeiten
Werk (an seinen
der
Verfasser)
Interpretation
Gründen,
und der nicht
mögliche
realisierten
Interpretation
Ereignisse
usw.)
Der Ausdruck der
Eindrücke des
Wünsche
Notwendigkeit
Autors in
und
Form eines
Absichten
irrealen
anderer
Vergleichs
Personen
Die Betonung
Der Ausdruck
wichtiger
der irrealen
Information
Folgen und
der
Abwesenheit
einer
erwarteten
Folge
77
Anweisungen an
den Leser und
allgemeine
Anweisungen, die
zur Struktur der
Arbeit beitragen
Vorsichtige
Alternativen
Voraussetzung
Konzession
Vorsichtige
Der Ausdruck
Der Ausdruck
Der Ausdruck
Formulierung der
einer Einräumung
einer
einer
Meinung oder des
oder der
Voraussetzung
Schlussfolgerung
Ratschlags des
Alternativen
Formulierung
Autors
Vorsichtige
Formulierung einer
Schlussfolgerung
oder Erklärung
Die beiden Tabellen illustrieren, wie viele wissenschaftliche sprachliche
Handlungen in linguistischen Artikeln mithilfe des Konjunktivs realisiert werden
und beweisen, dass der Gebrauch des Konjunktivs begründbar ist.
Es wäre auch notwendig zu sagen, dass die Zahl der mit dem Konjunktiv
gebildeten Prädikationen in einem Artikel maximal 11,3 % und minimal 0,6 % von
allen Prädikationen beträgt. Das bedeutet, dass die Konjunktivformen äußerst
selten vorkommen. Das quantitative Verhältnis aller analysierten Funktionen des
Konjunktivs kann man in einem Diagramm darstellen. Es wurden insgesamt 13121
Textprädikationen gesammelt und davon 663 Prädikationen im Konjunktiv (ca.
78
5%) analysiert. Das Verhältnis aller Funktionen des Konjunktivs sieht
folgenderweise aus: der Potentialis/ die Annahme – 53 % aus allen Prädikationen,
die indirekte Rede – 23,8 %, die Aufforderung/ Anweisung – 11 %, der Irrealis –
5,8 %, der Optativ – 3,9 %, die vorsichtige Formulierung – 1,5 %, die Annahme –
0,4 %, die Voraussetzung und der Konzessivsatz – jeweils 0,1 %.
Potentialis
Indirekte Rede
Aufforderung
Irrealis
Optativ
Vorsicht.
Formulierung
Annahme
Voraussetzung
Konzessivsatz
Das qualitative Verhältnis der präsentischen und präteritalen Formen des
Konjunktivs ist auch in einem Diagramm darzustellen, wo die Zahl der präteritalen
Formen 72,2 % und die der präsentischen Formen 27,7 % betragen.
Konjunktiv I
Konjunktiv II
79
Schlussfolgerung
Für die vorliegende Arbeit war es wichtig, festzustellen, wie oft die
Konjunktivformen in linguistischen Artikeln vorkommen, welche Funktionen des
Konjunktivs und mit welchem Zweck eingesetzt werden.
Der Wissenschaftsstil ist objektiv, unpersönlich und stützt sich auf die Fakten.
Trotz solcher Charakteristik enthalten wissenschaftliche Texte jedoch einige
Konjunktivformen, die die Objektivität und Faktizität der Texte in Frage stellen
können. Es ist damit verbunden, dass die wissenschaftlichen Texte weniger
unpersönlich werden. Nicht nur die Konjunktivformen sondern auch andere
modale Mittel, wie Modalverben und Modalwörter, werden dabei eingesetzt, z.B.
bei der Funktion des Potentialis werden solche Modalverben, wie können, müssen,
sollen, dürfen, und solche Modalwörter, wie möglich, verwendet. Diese Mittel
verstärken die Modalität der Äußerung und zeigen den Grad der Sicherheit des
Autors.
Die Hypothese der Arbeit bestand darin, dass die Konjunktivformen dem
Wissenschaftler helfen, wichtige Aufgaben der Wissenschaftskommunikation zu
erfüllen. Diese Hypothese ist bestätigt und die erfüllten wissenschaftlichen
Handlungen sind beschrieben und argumentiert. Für einen Wissenschaftler ist es
wichtig, nicht nur bekannte Fakten zu besprechen, sondern auch etwas Neues über
das zu erforschende Objekt zu erfahren. Das kann man nur in dem Fall machen,
wenn man über die Fakten hinausgeht und neue Vermutungen formuliert. Es ist
wichtig, den Leser anzusprechen und dabei unpersönlich zu bleiben. Es ist wichtig,
die Intertextualität zu schaffen und auch indirekt eigene Meinung auszudrücken. Es
ist wichtig, alle möglichen Wege der Analyse zu untersuchen, um das Objekt aus
verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Bei der Ausführung aller diesen
Handlungen ist der Konjunktiv unersetzbar.
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Gegenwart und Geschichte» Ed. by Ágel, Vilmos / Feilke, Helmuth / Linke,
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26)
Sandra Denzer, Franziska Horn „Die Arbeitsumgebung des Digitalen
Familiennamenwörterbuch Deutschlands“ (223-224, 2014, S. 67-91)
«Deutsch als Fremdsprache» - Zeitschrift zur Theorie und Praxis des
Faches Deutsch als Fremdsprache. Erich Schmidt Verlag.
27)
Magdalena
Szulc-Brzozowska
„Ezplikation
der
generischen
Verwendung des bestimmten Artikels im Deutschen am Beispiel des
Framekonzepts“ (Heft 1/ 2015, 52. Jahrgang. S. 28-36)
28)
Riham Tahoun „Spracherinnerung und Sprachreflexion in der
Migrationsliteratur. Ein literaturdidaktisches Modell“ (Heft 2/ 2015, 52. Jahrgang.
S. 67-74)
29)
Anastasia Novikova „Literatur als „Ort der Metapher“ im DaF-
Unterricht“ (Heft 3/ 2015, 52. Jahrgang. S. 131-140)
30)
Stefan Rahn „Textbezogene Wortbildungsvermittlung im DaF-
Unterricht“ (Heft 3/ 2015, 52. Jahrgang. S. 153-162)
89
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