REGIERUNG DER RUSSLÄNDISCHEN FÖDERATION
STAATLICHE UNIVERSITÄT SANKT PETERSBURG
Philologische Fakultät
Lehrstuhl für deutsche Philologie
Mikheenkowa Olga Wladimirowna
KULTURSPEZIFISCHE VORSTELLUNGEN VON DER
MÄNNLICHKEIT IN DEN DEUTSCHEN UND RUSSISCHEN
LINGUAKULTUREN
КУЛЬТУРНО ОБУСЛОВЛЕННЫЕ ПРЕДСТАВЛЕНИЯ О
МУЖЕСТВЕННОСТИ В НЕМЕЦКИХ И РУССКИХ
ЛИНГВОКУЛЬТУРАХ
Fachrichtung: 45.04.02 LINGUISTIK
Masterstudiengang: «Interlinguale Kommunikation als Kulturdialog»
Wissenschaftliche Betreuerin:
Dr. Phil. Kristina Walerjewna Manerowa
Sankt Petersburg
2016
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung
..........................................................................................................4
1. „Männlichkeit“ als Begriff in der symbolischen deutschen und russischen
Gesellschaftskultur................................................................................................9
1.1. Die Untersuchung des Begriffs „Männlichkeit“.........................................9
1.2 Das anthropozentrische Herangehen in der Wissenschaft. Der Begriff
„Linguokulturologie“..........................................................................................16
1 . 3 Der Prozess der Stereotypisierung in der Kultur durch die
Massenmedien.....................................................................................................18
1.4 Die theoretischen Grundlagen der
Inhalts-
und
Schlüsselwörter-
Analyse................................................................................................................22
2. Medienlinguistik und Mediensprache als Quelle der sprachlichen
Neuerungen..........................................................................................................28
2.1 Medien. Begriff und Klassifikation .............................................................28
2.2 Mediensprache als Objekt der Medienlinguistik.......................................31
2.3 Wissenschaftliche Ansätze zur Ausgliederung der Medienbereiche......36
3. Die komplexe linguokulturologische Analyse des Männermagazins GQ ......39
3.1. Vergleichende Analyse der Rubriken und Themen in der russischen und der
deutschen Ausgabe des Magazins.......................................................................39
3.2 Die Analyse der sich auf das moderne Männerbild beziehenden
Schlüsselwörter in der russischen und der deutschen Ausgabe des
Magazins..............................................................................................................42
3.3 Die Inhaltsanalyse des Magazins aus der linguokulturologischen
Sicht.....................................................................................................................93
3.4 Vergleichende Analyse der Vorstellungen über die Männlichkeit, die in der
deutschen und der russischen Ausgabe des Magazins vertreten sind............103
Zusammenfassung.............................................................................................108
Literaturverzeichnis...........................................................................................113
2
Anlage 1.............................................................................................................118
Anlage 2.............................................................................................................119
Einleitung
3
Die vorliegende Masterarbeit untersucht moderne Vorstellungen über die
Männlichkeit in der Kultur und in der Mediensprache anhand der deutschen und
russischen Ausgaben der Männerzeitschrift GQ. Dabei wird zwischen
männlichen Leitbildern und Männern als konkreten Personen ausdrücklich
unterschieden. Die Untersuchung erfolgt aus der Sicht der interkulturellen
Kommunikation gemäß der Inhalts- und Schlüsselwörteranalyse.
In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts gewannen die Gender
Studies an besonderem Interesse, sie entwickelten sich im Rahmen der neuen
wissenschaftlichen interdisziplinären Richtung Genderwissenschaften, die
Genderlinguistik, Soziologie und Psychologie in sich schloss und naturbedingte
Verhaltensweisen von Frauen und später auch von Männern untersuchte. Den
Kern der geschlechtsorientierten Forschung bildeten Frauen, deren Stellung und
Rolle in der Gesellschaft unter verschiedenen Aspekten betrachtet wurden. Erst
am Ende des 20. Jahrhunderts wurden Werke herausgegeben, die sich auf die
Männer bezogen, aber in meisten Fällen beschränkten sie sich nur auf den
soziologischen Ansatz.
Das in der vorliegenden Arbeit angeschnittene Thema ist heute von hoher
Aktualität, denn bis jetzt fehlen grundlegende Arbeiten, die eine komparative
Analyse der Vorstellungen über die Männlichkeit in der deutschen und der
russischen Linguokultur darstellen. Es steht auch zu betonen, dass die Probleme
des maskulinen Diskurses durch diese Arbeit eine neue Entwicklung bekommen
können, weil das behandelte Thema sich nicht auf die Forschung innerhalb
einer Kultur und Sprache beschränkt, sondern auf beide, der deutschen und der
russischen Kultur und Sprache fokussiert ist und die Ansätze der interkulturellen
Kommunikation als Forschungsgrundlage anwendet. Bis jetzt mangelt es an
linguokulturologischen Studien, die zwei oder mehrere Kulturen und Sprachen
umfassen. Die vorliegende Arbeit hat einen explorativen Charakter und will den
Anstoß geben, diese Lücke zukünftig zu schließen.
4
D a s Forschungsobjekt sind die modernen Vorstellungen über die
Männlichkeit, die das Magazin „GQ“ als Medienquelle tradiert. Die
Vorstellungen über die Männlichkeit werden mit Hilfe der Inhalts- und
Schlüsselwortanalyse erforscht.
Als Material für die Forschung dienen Texte aus dem Männermagazin
GQ (russische und deutsche Ausgabe), die im Zeitabschnitt von Juni bis
November 2015 herausgegeben wurden. Die Wahl des Magazins wird
ausführlich in Kapitel 3 erklärt. Der Umfang des analysierten Stoffs macht mehr
als 2300 Seiten aus.
Das Z i e l der Untersuchung besteht darin, festzustellen, welche
Vorstellungen über die Männlichkeit in der deutschen und russischen
Linguokultur verbreitet sind, wie sie sich auf die Lebenssphären des modernen
Mannes beziehen und welche linguokulturell bedingten Unterschiede sie dabei
aufweisen.
Das festgestellte Ziel ist durch folgende Aufgaben zu erreichen:
Kapitel 1:
1.
Linguistische und extralinguistische Komponente der Wahrnehmung der
Männlichkeit in der deutschen und russischen Linguokultur beschreiben;
2.
Unter Ansatz der linguokulturellen Forschungsmethoden den Inhalt des
Begriffs aus der symbolischen Gesellschaftskultur „Männlichkeit“ bestimmen;
3.
Prozess der Stereotypisierung der modernen Männergestalt in der
deutschen und russischen Gesellschaftskultur durch die Massenmedien und die
Mediensprache beschreiben;
4.
Die Methoden der Inhalts- und Schlüsselwörteranalyse beschreiben und
die Notwendigkeit ihres Einsatzes in der vorliegenden Arbeit erklären.
Kapitel 2:
1.
2.
Die Besonderheiten der Mediensprache beschreiben;
Die Rolle der Printmedien in der Bildung der öffentlichen Meinung
feststellen.
5
Kapitel 3:
1.
Die Verhaltensmuster der Männer, die in der Gesellschaft positiv bzw.
negativ eingeschätzt wird anhand des Männermagazins GQ bestimmen und
beschreiben, danach diese in zwei Kulturen vergleichen;
2.
Die Analyse der sich auf das Männerbild beziehenden Schlüsselwörter aus
der deutschen und russischen Ausgabe des Magazins „GQ“ (Juni 2015November 2015) durchführen;
3.
Mithilfe der Schlüsselwörter- und Inhaltsanalyse der ausgewählten Texte
das Bild des „idealen Mannes“ (GQ-Männertyp) anhand des erforschten Stoffes
in beiden Kulturen feststellen und miteinander vergleichen.
D i e Methoden, die die theoretische Grundlage dieser Arbeit bilden,
gehören zum Handapparat der linguokulturologischen und soziolinguistischen
Forschung, nämlich die Stichprobemethode, Auswahlmethode, linguistische
Interpretation der Aussagen nach den Schlüsselwörtern, qualitative
Inhaltsanalyse sowie die deskriptive Analyse, die die Verallgemeinerung und
Klassifikation der Ergebnisse einschließt. Der Begriff Männlichkeit wird durch
die nominalen Gruppen der Männerbezeichnung (Schlüsselwörter)
beiden Versionen des Magazins
in den
analysiert. Der onomasiologischen Methode
(vom Inhalt (Männlichkeit) zum Formativ (Wortschatzeinheiten)) wird in der
Forschung auch viel Aufmerksamkeit geschenkt.
Als Stoff für den praktischen Teil dienten die elektronischen Ausgaben
des Magazins GQ. Mithilfe der spezialisierten Software „Solid Convertor PDF
v8“ wurden die Unterlagen aus dem PDF ins DOC-Format konvertiert, dieser
Kniff hat die Suchfunktion ermöglicht.
Der Masterarbeit ist die Hypothese zugrunde gelegt, dass die für die von
dem Männermagazin GQ entwickelten Vorstellungen über die Männlichkeit zur
Schaffung eines Idealbildes des modernen Mannes tendieren, was ein
anschauliches Beispiel der Stereotypisierung darstellt. Die Mediensprache
schafft eine bestimmte Wahrnehmung des Begriffes „Männlichkeit“ durch den
6
Gebrauch von für die jeweilige Kultur relevanten Schlüsselwörtern und
Gestalten. Es wurde festgestellt, dass das stereotypisierte Bild in der deutschen
und russischen Kultur Differenzen aufweist.
Der praktische Wert dieser Arbeit besteht darin, dass sie einen
wesentlichen Beitrag zur Erforschung der Sprache der Printmedien leistet und
zeigt, wie durch bestimmte Schlüsselwörter die Wahrnehmung der Männlichkeit
in der modernen Medienwelt gelenkt werden kann.
I m ersten Kapitel „'Männlichkeit' als Begriff in der symbolischen
deutschen und russischen Gesellschaftskultur“ werden solche Begriffe wie
„Männlichkeit“, „Linguokulturologie“, „Stereotypisierung“, „Schlüsselwörter“
und „Inhaltsanalyse“ näher betrachtet. Darunter werden auch die theoretischen
Ansätze erklärt, auf deren Grund die praktische Analyse durchgeführt wird.
Im zweiten Kapitel „Medienlinguistik und Mediensprache als Quelle der
sprachlichen Neuerungen“ wird der Begriff „Mediensprache“ behandelt sowie
die verschiedenen Ansätze der Medienlinguistik, die in der Masterarbeit
angewandt werden.
Im dritten Kapitel „Die komplexe linguokulturologische Analyse des
Männermagazins GQ“ wird die Analyse der in der Zeitschrift am meisten
vorkommenden Schlüsselwörter (Männerbezeichnungen und begleitende
Attribute) sowie eine Inhaltsanalyse durchgeführt. Es wird auch auf die von GQ
beleuchteten Themen und angebotenen Rubriken ausführlich eingegangen.
In der Zusammenfassung der Arbeit werden die wichtigsten Ergebnisse
der Untersuchung resümiert und die Perspektiven einer weiteren
wissenschaftlichen Entwicklung des Themas auf diesem Gebiet erläutert.
Das Literaturverzeichnis b e s t e h t a u s 4 8 P o s i t i o n e n . D a s
Literaturverzeichnis umfasst nicht nur Titel, auf die im Text der Arbeit vorher
hingewiesen wurde. Auch Werke, die die vorliegende Masterarbeit beeinflusst
haben, werden ins Verzeichnis eingeschlossen.
7
Die Forschung, die in der vorliegenden Arbeit vorgelegt wird, wurde einer
Erprobung bei der von der Staatlichen Universität Sankt Petersburg
organisierten Studentenkonferenz für Philologie unterzogen (18.-22. April
2016). Der Vortrag wurde auf der Plenartagung gehalten.
8
1. „Männlichkeit“ als Begriff in der symbolischen deutschen und russischen
Gesellschaftskultur
1.1 Die Untersuchung des Begriffs „Männlichkeit“.
Das Thema der Männlichkeit steht sehr akut in den beiden Gesellschaften,
in Deutschland und in Russland werden immer mehr Bücher zu diesem Thema
veröffentlicht. Der Mann sucht nach seiner Identität. Zum Beispiel, könnte
folgende deutsche Schriften erwähnt werden: „100 Dinge, die MANN in seinem
Leben getan haben sollte“ von Jochim Grohin oder „Ein Mann. Ein Buch“ von
Eduard Augustin. Unter den russischen Autoren sind vor allem Psychologen zu
verzeichnen, z.B. Igor Kon. Es ist erwähnenswert, dass die Autoren dieser
Werke von der Prämisse ausgehen, dass sich auch Frauen sich für diese
Thematik interessieren. Die Bücher über Männer und Männlichkeit werden auch
an diesen Leserkreis gerichtet, was z.B. im Vorwort von solchen Büchern wie
„Der Junge ist der Vater des Mannes“ von Igor Kon und „Männer. Eine Spezies
wird besichtigt“ von Dietrich Schwanitz geschrieben steht.
Viel Aufmerksamkeit dem Problem der Männlichkeit und deren Attribute
schenkt Genderforschung, die sich in den letzten Jahrzehnten des 20 Jhs.
durchsetzte und ganz verschiedene Themen im Rahmen einer Wissenschaft
vereinigte, was zur Erweiterung des Objekts der Forschung geführt hat. Am
Anfang lag das Interesse der Forscher in der Untersuchung der Feminität (z. B.
die Werke von Senta Trömel-Plötz und Luise Pusch), heutzutage setzen sich
Wissenschaftler sehr intensiv mit dem Thema Mann und Männlichkeit
auseinander. Davon zeugen eine Menge von wissenschaftlichen und
populärwissenschaftlichen Werken, die neulich veröffentlicht wurden, sowie die
Gründung von verschiedenen Männervereinen und Internet-Ressourcen
ausschließlich für Männer u. Ä. Eine besondere Stelle nehmen Organisationen,
die sich mit der Schutz des Vaterrechtes befassen, denn in den meisten Fällen
bleibt das Kind nach der Scheidung der Eltern mit der Mutter, obwohl viele
9
Väter auch gerne mit ihren Kindern leben und am Erziehungsprozess aktiv
teilnehmen würden.
Zur Zeit ist die Männerforschung eine interdisziplinäre Wissenschaft.
Untersuchungen zu diesem Thema werden im Rahmen solcher Wissenschaften
wie Soziologie, Psychologie, Geschichte, Politologie und Pädagogik
durchgeführt.
Es gibt keine eindeutige Definition des Begriffs „Männlichkeit“. Es ist ein
komplexes Phänomen, das sich aus allen möglichen Blinkwinkeln betrachten
lässt. In verschiedenen wissenschaftlichen Ansätzen wird dieser Terminus für
die Benennung der Gesamtheit der männlichen psychologischen Besonderheiten
sowie für die Bezeichnung der symbolischen Gesellschaftskultur, sozialen
Vorstellungen über den Mann und ihm von der Gesellschaft zugeschriebenen
Eigenschaften eingesetzt1.
Die amerikanische Soziologin Sharon Bird hat folgende Definition
vorgeschlagen: „Männlichkeit ist ein Begriff, der sozial konstruierte
Erwartungen bezeichnet, die sich auf Verhalten, Vorstellungen,
Gemütsbewegungen, Art und Weise der sozialen Interaktionen beziehen, die für
Männer in einer bestimmten Kultur und Subkultur zu einem bestimmten
Zeitpunkt kennzeichnend sind“.2 Die oben angeführte
Definition ist für die
Forschung von großer Bedeutung, denn in der Arbeit wird Männlichkeit als
bewegliche Kategorie verstanden, die sich stark von der Zeit und Gesellschaft
abhängt. Das ist der Grund dafür, diese Einstellung als Arbeitsdefinition
anzunehmen.
Viele Forscher haben sich mit Thema Männlichkeit befasst, vor allem sind
folgende zu erwähnen: der russische Psychologe Igor Kon und die Australierin
Raewyn Connell.
1Чурушкина А. Н. Прагмалингвистические характеристики маскулинного дискурса (на материале текстов
рэперов Германии) Автореф. дис. канд. фил. наук, Москва, 2012 – стр. 6
2Чурушкина А. Н. Прагмалингвистические характеристики маскулинного дискурса (на материале текстов
рэперов Германии) Автореф. дис. канд. фил. наук, Москва, 2012 – стр. 6
10
Igor Kon setzte sich mit der Frage auseinander, wie sich der Begriff
„Männlichkeit“ definieren lässt und hat viele Werke zum Thema „Sozialisierung
der Jungen“ verfasst, während Raewyn Connell eine hierarchische
Klassifikation der Arten von Maskulinität geschaffen hat, die eine Anerkennung
in der ganzen Welt bekommen hat.
Igor Kon spricht über drei verschiedene Arten der Männlichkeit3:
1) Männlichkeit als deskriptive, beschreibende Kategorie ist eine Gesamtheit
von Verhaltungs- und psychologischen Zügen, Eigenschaften und
Besonderheiten.
2)Männlichkeit als askriptive Kategorie ist eines der Elemente von symbolischer
Kultur, die Gesamtheit der Vorstellungen und Einstellungen darüber, wer der
Mann ist, welche Eigenschaften ihm zugeschrieben werden.
3)Männlichkeit als präskriptive Kategorie ist das System der Vorschriften, die
nicht für einen durchschnittlichen Mann, sondern für einen ideellen „echten“
(„richtigen“) Mann zutrifft. Das ist ein normatives Vorbild der Männlichkeit.
Es steht zu betonen, dass der Begriff „Männlichkeit“ in der vorliegenden
Masterarbeit als askriptive Kategorie behandelt wird. Das ist darauf
zurückzuführen, dass sich die Untersuchung nur auf einen Aspekt der
Männerforschung gerichtet wird, nämlich wie das Bild des „echten“
(„richtigen“) Mannes durch die Schlüsselwörter, latente und explizite Hinweise
in einem ausgewählten Männermagazin zum Ausdruck gebracht wird.
Selbstverständlich ist darunter ein ideelles Model der Männlichkeit zu verstehen.
Eine weitere Theorie der „Männlichkeit“ gehört der
australischen
Soziologin Raewyn Connell. Sie hat den Begriff „hegemoniale Männlichkeit“
eingeführt, mit dem eine gesellschaftliche Praxis der dominanten Position von
Männern und eine unterordnete Position von Nicht-Männern (sic!) beschrieben
wird. Connell schreibt4: „es gibt keine allgemeingeltende Vorstellung über die
3Кон И.С. Маскулинность как история// Гендерные проблемы в общественных науках. М.:ИЭА РАН, 2001,
стр.6
4Коннел Р. Маскулинности и глобализация// Введение в гендерные исследования. Ч.II: Хрестоматия/Под
ред. С.В. Жеребкина. Харьков: ХГЦИ, 2001. – стр. 859
11
Männlichkeit, die überall vorhanden ist. Wir müssen nicht über eine
Männlichkeit sprechen, sonder über „Männlichkeiten“. Sie unterscheidet vier
Arten von Männlichkeit, die eine Hierarchie bilden:
-Hegemonie
-Komplizenschaft
- Unterordnung
- Marginalisierung 5.
Dadurch wird es deutlich, dass Männlichkeit eine verschiedenartige und
vieldimensionale Kategorie ist. Erst dadurch kann R. Connell das hierarchische
Verhältnis zum Ausdruck bringen, das nicht nur zwischen Frauen und Männern,
sondern auch unter Männern vorhanden ist.
1. Hegemoniale Männlichkeit
Die Vorstellung über „den echten (richtigen) Mann“ wird auf dem Vorbild
der hegemonialen Männlichkeit gebildet. Das ist der Grund dafür, dass die
Männermagazine sich auf dieses Muster des „männlichen“ Verhaltens
orientieren und ein Bild des idealen „Mannes“ schaffen wollen. Igor Kon
betrachtet hegemoniale Männlichkeit als soziokulturelle Norm, das als Vorbild
für die Jungen und Männer gilt.6
Als Beispiel kann die Tatsache dienen, dass in jeder untersuchten Ausgabe
des Magazins Männer dargestellt werden, die von anderen Männern
hochgeschätzt sind. Dadurch sind sie Vorbilder der „richtigen“ Männlichkeit. Es
wird einen großen Wert auf persönliche Charakterzüge gelegt, deswegen
genießen solche Männer einen guten Ruf und sind sehr einflussreich, z.B.:
Schauspieler und Ex-Gouverneur Kalifornias Arnold Schwarzenegger (GQ
Deutschland, Juliausgabe), Fußballspieler Max Kruser (GQ Deutschland,
Septemberausgabe), der ehemalige Besitzer des Unternehmens „Amedia“, „der
5Connell, R. W. Der gemachte Mann. Konstruktion und Krise von Männlichkeiten. Opladen, 1999 – S.101
6Кон И. С. Меняющиеся мужчины в изменяющемся мире. Этнографическая мозаика. ЭО, 2010. №6, стр.
102
12
legendäre Filmproduzent“ Alexander Akopow (GQ Russland, Augustausgabe),
Russlands Außenminister Sergej Lawrow (GQ Russland, Juliausgabe).
Cornell hebt hervor, dass die Verhaltensmuster nur in einem bestimmten
System der miteinander verbundenen sozialen Vorstellungen existieren können.
Das bedeutet, dass der hegemonialen Männlichkeit in verschiedenen
soziokulturellen Verhältnisse ganz unterschiedliche Merkmale zugeschrieben
werden. Das ist keine allgemeingültige Kategorie, deswegen ist die in dieser
Arbeit präsentierte Analyse aus der Hinsicht der interkulturellen
Kommunikation vom großen Interesse.
2. Komplizenschaft
Es gibt nur wenige Männer, die alle Elemente hegemonialer Männlichkeit
auf sich vereinigen und damit der gerade aktuellen Norm entsprechen. Dennoch
profitiert die Mehrheit der Männer von der Vormachtstellung des Patriarchats.
Raewyn Connell bezeichnet diese Erscheinung als „patriarchale Dividende“.
Über die Komplizenschaft überträgt sich aber die Dominanz nur teilweise. Im
Alltag bedeutet es, dass man bereit sein muss, Zugeständnisse zu machen.
3. Marginalisierung
Einige Männer, die in bestimmten Bereichen der Gesellschaft erfolgreich
sind, profitieren nur in eingeschränkter Weise von der Macht und dem Ansehen
des Patriarchats. Ein Grund dafür kann die Zugehörigkeit zu einer
gesellschaftlich benachteiligten Gruppe sein. Raewyn Connell führt als Beispiel
an, dass trotz der zahlreichen Triumphe schwarzer Sportler schwarze Männer
von ethnischer Diskriminierung betroffen sind. So stellt die marginalisierte
Männlichkeit das gegenteilige Verhältnis zur Komplizenschaft dar.
Ein anschauliches Beispiel liefert die Oktoberausgabe von GQ
Deutschland. Die Redaktion des Magazins hat den beliebten deutschen
Schauspieler Elyas M'Barek innerhalb von einem halben Jahr begleitet. In dieser
Ausgabe wurde der gesammelte Stoff veröffentlicht. Einerseits ist Elyas
M'Barek „der begehrteste Mann des Landes“ (S.57), „ein erfolgreicher
13
Karrieremann“ (S. 59), „ein disziplinierter Arbeiter“ (S. 63), „ein Kinoheld“ (S.
40), „Vorzeigetyp des modernen Deutschlands“ (S. 68), andererseits wird es im
Magazin immer wieder betont, dass er ein Star mit Migrationshintergrund ist,
obwohl Elyas M'Barek in München geboren und aufgewachsen ist. Im Editorial
schreibt der Chefredakteur von GQ Deutschland Jose Redondo-Vega: „Elyas
M'Barek ist ein Held. Der Held einer ganzen Einwanderergeneration. [...] Und
vielleicht bekommen die Menschen, die jetzt noch im Flüchtlingsheim in Berlin
sitzen, irgendwann ihren eigenen M'Barek. Einen, der es geschafft hat. Einen,
der zeigt: Du kannst es hier in diesem Land zu etwas bringen“. (S. 37) Der
Schauspieler ist nicht begeistert von diesem Thema: „Dass er seit Jahren
hauptsächlich Fragen zu seinem 'Migrationshintergrund' beantworten muss,
nervt ihn“.(S. 68)
Russland ist ein Wohnort nicht nur von Russen, sondern von vielen
Menschen, die verschiedene nationale Minderheiten darstellen: Burjaten,
Jakuten, Kaukasier u.Ä. Diese Personen und vor allem Männer, nehmen aktiv
am Geschäftsleben des Landes teil und sind auf allen Ebenen der
Staatsverwaltung vertreten. In der russischen Version des Magazins kommen sie
gar nicht vor.
4. Unterordnung
Wenn Kampf um den Machterhalt des Patriarchats eine Konstante
innerhalb der Geschlechterbeziehungen ist, dann haben die Anteilseigner des
Patriarchats ein Interesse daran, jede Männlichkeit zu unterdrücken, die die
hegemoniale Männlichkeit untergraben könnte. In der Logik der Hegemonie
rücken diese Männlichkeiten in gefährliche Nähe zur Weiblichkeit. Als
auffälligstes Beispiel unterdrückter Männlichkeit der Gegenwart nennt Connell
schwule Männlichkeit.
Andere Forscher, insbesondere Michael Meuser, entwickelten die Ideen
von Raewyn Connell und sind zur Schlussfolgerung gekommen, dass für
Männer Wettkampf in verschiedenen Bereichen des Lebens von großer
14
Bedeutung ist: „Was die Seite der Männer betrifft, so scheint Männlichkeit eine
kompetitive, auch intern hierarchisch strukturierte und auf soziale Schließung
hin angelegte Struktur zu haben [...] Die meisten Männergemeinschaften,
insbesondere solche mit männerbündischem Charakter, basieren auf diesem
Prinzip der sozialen Schließung“7
Dietrich Schwanitz vertieft diese Idee: „Wer von Männern in ihren Gang
eingeladen wird, ist selbst ein Mann. Wer ihre Anerkennung verliert, verliert
seine männliche Identität. Deshalb sind Männer für andere Männer so wichtig.
Ihre Achtung entscheidet über die eigene Selbstachtung“. 8
Michael Meuser unterstreicht, dass der „Wechsel von Solidarität und
Rivalität“ außer der Freizeitsphäre auch in verschiedenen beruflichen Kontexten
stattfindet, was viel Zeit und Energie von Männern erfordert.
Der Mann wird dazu ermutigt, eine glanzvolle Laufbahn zu erreichen, um
dadurch seine Männlichkeit zu demonstrieren. Diese Tatsache veranschaulicht in
vollem Maße das erforschte Männermagazin GQ: die beiden Ausgaben (die
russische und die deutsche) plädieren für die Karriere als Grundstein des
Lebens. Der Mann wird durch seinen Beruf definiert: das erfolgreichste
Männermodel, der gefragteste Mann der Filmindustrie, двукратный
оскароносец, главный рэпер нашего времени, usw.
„In den meisten Betrieben herrscht eine Arbeitskultur, die sich an
dem‚ rund um die Uhr‘ einsatzbereiten Mann orientiert. Der passende
Leitspruch dazu ist: ‚Karriere wird ab 18:00 Uhr gemacht‘. Zudem ist die
Z u g e h ö r i g k e i t z u ‚ M ä n n e r s e i l s c h a f t e n ‘ Vo r a u s s e t z u n g f ü r
Karriereperspektiven“.9
Die anderen Rollen des Mannes (Gatte, Freund, Sohn, Vater u. a.) kommen im
77 Meuser, M. Herausforderungen. Männlichkeit im Wandel der Geschlechterverhältnisse. Köln. —
S. 15
8Schwanitz, D. Männer: Eine Spezies wird besichtigt. Wilhelm Goldmann Verlag, München, 2003 — S. 155
9Lindner, M. Männer und Arbeit. Diskussionspapier zur Arbeitstagung „Männlichkeiten in Bewegung –
Analysen, Perspektiven, Positionen“ am 1./2. Oktober 2010 in der Heinrich-Böll-Stiftung Berlin. S.1 URL:
http://www.forum-maenner.de/veranstaltungen/18-tagung-maennlichkeiten-bewegung.html (Zugriff am
10.01.16)
15
Magazin viel seltener vor. Also, Personen werden als Funktionsträger
wahrgenommen.
1.2 Das anthropozentrische Herangehen in der Wissenschaft. Der Begriff
„Linguokulturologie“
Die Sprache widerspiegelt nicht nur unsere Wirklichkeit, sondern auch
interpretiert sie und schafft dadurch eine besondere Wirklichkeit, in der der
Mensch lebt. 10
Deswegen ist es durchaus wichtig, den kulturellen Hintergrund, der einer
Wortschatzeinheit, einem Lexem zugrunde liegt, in Betracht zu ziehen, denn
gerade er dabei hilft, die Strukturen der Sprache mit ihren tieferen Sachverhalten
zu vereinbaren. Schon Edward Sapir sagte, dass der Wortschatz ein sehr
sensibles Merkmal der Volkskultur sei 11. Das bedeutet, dass die Wörter nicht nur
etwas bezeichnen, sondern auch eine wichtige, für die ganze Kultur relevante
Information beinhalten.
Im 21. Jahrhundert wird dem anthropozentrischen Herangehen in der
Wissenschaft viel Wert beigemessen. Die Forscher betrachten alle kulturellen
Prozesse aus der Sicht eines Menschen, mit Bezug auf die menschliche Natur.
Das ist darauf zurückzuführen, dass das anthropozentrische Wesen sehr dicht
mit der menschlichen Sprache verbunden ist. Es kann keine Kultur und keine
Sprache ohne Mensch existieren, deswegen ist es rechtfertigt, dass der Begriff
„Mensch“ im Mittelpunkt der Forschungen auf dem Gebiet der
Linguokulturologie steht.
Die Linguokulturologie oder anders genannt die
Linguokulturwissenschaft beschäftigt sich mit den Wechselbeziehungen von
Sprache und Kultur. Diese Wissenschaft entstand in Russland im letzten
10Маслова В. Лингвокультурология URL: http://www.gumer.info/bibliotek_Buks/Linguist/maslova/(Zugriff
am 11.10.15)
11Сепир Э. Избранные труды по языкознанию и культурологии. - М., 1993. - стр. 230
16
Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. An ihrem Werdegang beteiligten sich namhafte
Sprach- und Kulturforscher Ju. S. Stepanow, V. N. Telija, N. D. Arutjunowa, W.
W. Worobjow, W. A. Maslowa , S.D. Ter-Minassova und andere. Dabei bekamen
die Ideen der russischen Wissenschaftler (A. A. Potebnja, W. W. Winogradow,
D. S. Lichatschow, Ju. M. Lotman und andere) eine neue Entwicklung.
In der Literatur sind drei Definitionen des Begriffs „Linguokulturologie“
zu finden:
1. Es ist eine komplexe Wissenschaftsdisziplin, die das Wechselwirken
von
Kultur und Sprache in ihrem Funktionieren untersucht und diesen Prozess als
ganzheitliche Struktur von Entitäten in der Einheit ihres sprachlichen und
außersprachlichen (kulturellen) Gehalts widerspiegelt (W. Worobjow).
2.Es ist derjenige Bestandteil der Ethnolinguistik, der die Korrespondenz von
Sprache und Kultur in ihrem synchronen Wechselwirken untersucht und
beschreibt (W. Telija).
3. Diese an der Schnittstelle von Linguistik und Kulturwissenschaft entstandene
Disziplin, die zur Selbständigkeit tendiert, erforscht die in der Sprache
widerspiegelten und festgehaltenen Kulturphänomene. Sie betrachtet historische
und gegenwärtige sprachliche Fakten durch das Prisma der geistigen Kultur (W.
Maslowa).
Wenn wir alle Definitionen miteinander vergleichen und alle
Formulierungen auf einen gemeinsamen Nenner bringen, stellt es sich heraus,
dass das Hauptprinzip der Linguokulturologie
Konvergenz der Sprache und
Kultur im Forschungsprozess ist.
Der vorliegenden Masterarbeit liegt dieses Prinzip zugrunde, denn es wird
bestrebt, zu entziffern, welche Vorstellungen von Männlichkeit in der deutschen
und russischen Kultur vorherrschend sind. Als Basismethode der Forschung gilt
das Verfahren, nach dem
bestimmte kulturbeladene, repräsentative
Schlüsselwörter aus dem Textkorpus des Männermagazins GQ (russische und
deutsche Redaktionen) ausgewählt und erforscht werden. Es wird versucht, den
17
kulturellen Aspekt mithilfe der linguistischen Analyse zu untersuchen. Dabei
geht die Forschung von der Prämisse aus, dass Massenmedien, die von ihnen
repräsentierten Gestalten stereotypieseren und dadurch für die Analyse relevante
Informationseinheiten schaffen.
1.3 Der Prozess der Stereotypisierung in der Kultur durch die
Massenmedien
Der Begriff des Stereotyps spielt eine große Rolle für die Forschung. Das
ist ein Verfahren, das den Menschen hilft, die Umgebung erfassbar zu machen,
denn Stereotype vereinfachen den Erkennungsprozess und lassen den Menschen
die soziale Vorstellung über eine bestimmte soziale Erscheinung modellieren.
Die Vorstellung über die Männlichkeit wird auch stereotypisiert.
Der Terminus „Stereotyp“ wurde von dem amerikanischen Journalisten
und Forscher auf dem Gebiet der Massenmedien Walter Lippmann im 20.
Jahrhundert eingeführt und danach in andere wissenschaftliche Sphären
übernommen. Es steht zu betonen, dass jede Wissenschaft unter dem Begriff
„Stereotyp“ verschiedenen Sachverhalt versteht und bestimmte Aspekte
herausgliedert, die für sie vom besonderen Interesse sind, deswegen muss dieser
Begriff genauer definiert werden. In der vorliegenden Masterarbeit wird davon
ausgegangen, dass ein Stereotyp die Widerspiegelung des Alltagsbewusstseins
ist12. Das Alltagsbewusstsein verfügt über einen unsystematischen Charakter und
stellt eine Gesamtheit der Meinungen von verschieden Menschen dar. Daraus
folgt, dass sich der Stereotyp als Widerspiegelung des Alltagsbewusstseins aus
Elementen der sozialen Erfahrung jeder einzelnen Person und zu gleicher Zeit
der ganzen Gemeinschaft herausbildet. Wir können über Stereotype nicht im
Rahmen einer abstrakten Gruppe sprechen, die „Quelle“ des Stereotyps muss
genauer bestimmt werden. Die stereotypisierte Vorstellung über die
12 Засыпкин В.П. Социальный стереотипный образ современного учителя. //Журнал социологии и
социальной антропологии. 2007. Том X. № 2 — стр. 166
18
Männlichkeit kann, zum Beispiel, aus dem Blickwinkel folgender Gruppen
betrachtet werden:
- aus der Sicht der Gendergruppen: was denken die Frauen über Männer
und was denken die Männer als Gruppe über sich selbst
- aus der Sicht der Männer aus verschiedenen sozialen Klassen: die
Männer, die zur Arbeitsklasse gehören und die aus dem mittleren Stand haben
verschiedene Vorstellungen über die Männlichkeit, die aber eine gemeinsame
Basis haben können (solche wie z.B. der Mann muss tapfer sein, viel arbeiten,
usw.).
In diesem Zusammenhang lässt sich die Gestalt von „muzhik“ (russ.
мужик) (der Mann aus einfachen Verhältnissen) erwähnen, die eine große, fast
dominierende Rolle in der russischen Kultur spielt. Die Gestalt „muzhik“ hat in
der modernen Gesellschaft
ihre soziale Angehörigkeit eingebüßt, aber ganz
neue Konnotationen in der Bedeutung entwickelt. Wenn man diese Bezeichnung
im Alltag hört, stößt man sofort auf eine Reihe der Assoziationen, die sowohl
positiv als auch negativ sein können:
„Ty nash muzhik“ („Du bist unser Mann“, „Du bist der Mann von
unserem Schlag“, du gehörst zu unserer Gruppe, denn du durch dein Verhalten
gezeigt hast, dass du unserer männlichen Gemeinschaft wert bist) oder „Muzhik
muzhikom“ (die Aussage bezieht sich auf die Männer, die sich grob benehmen,
ungebildet sind und auf die Gentleman-Regeln nicht achten oder sie einfach
nicht kennen).
Also, es ist immer wichtig auch die Gemeinschaft in Betracht zu ziehen,
die einen bestimmten Stereotyp entwickelt hat.
Die russische Forscherin W. Krasnyh13
hat eine Klassifikation der
Stereotype herausgearbeitet. Sie unterscheidet Stereotype-Verhaltensmodelle
und Stereotype-Vorstellungen, die zwei Gruppen bilden: Stereotype-Situationen
13Красных В.В. Этнопсихолингвистика и лингвокультуролгия: Курс лекций. М.: ИТДГК „Гнозис“ 2002 - стр.
178-179
19
und Stereotype-Gestalten. Die Vorstellungen über die Männlichkeit können nach
dieser Klassifikation nach einer breiten Auffassung als Stereotype-Gestalten
verstanden werden.
Die Massenmedien spielen bei der Erschaffung der Stereotype eine
hervorragende Rolle, denn sie treten als Vorbild und als glaubwürdige
Informationsquelle auf. Deswegen kann behauptet werden, dass die
Vorstellungen über die Männlichkeit, die sich aus der Analyse des Magazins
„GQ“ ergeben (darauf wird im dritten Kapitel der Arbeit ausführlich
eingegangen), gerecht auf die Personen übertragen werden, die diese Zeitschrift
lesen. Das ist eine Verallgemeinerung, der Stereotyp muss aber auch nicht
allgemeingültig sein. Ungewollt stereotypisiert das Männermagazin die
Vorstellungen über die Männlichkeit, und es ist nicht von Relevanz, ob alle
Leser mit diesen Stereotypen einverstanden sind oder nicht. Viel wichtiger ist
die Message von der Redaktion des Magazins sowie die Ziele, die dabei verfolgt
werden.
Ein bildhaftes Beispiel veranschaulicht, wie viel Bedeutung der
existierenden Stereotype über Männlichkeit beigemessen wird.
Igor Kon hielt am 14. Dezember 2006 eine öffentliche Vorlesung im
Literaturcafe „Bilingua“ in Moskau14, in der er erwähnte dass sein erster Artikel
zum Thema „Männlichkeit“ im Jahre 1970 in der „Literaturzeitung“ unter dem
Titel «Мужественные женщины, женственные
мужчины» („Männliche
Frauen, weibliche Männer“) erschien. Er erklärte, dass damals der Gebrauch von
Fremdwörtern nicht üblich gewesen sei. Igor Kon hätte die Redaktion von der
Wichtigkeit der Termini überzeugen können, aber ihm schien es nicht nötig. Die
Wahrnehmung des Publikums wurde durch herrschende Stereotype stark
beeinflusst. Wie Igor Kon selbst erläutert 15, rufen die Wortgruppen „männliche
Frauen“ und „weibliche Männer“ bestimmte Assoziationen hervor. In der
14Кон И. С. Лекция «Мужчина в меняющемся мире». URL: http://polit.ru/article/2006/12/29/kon/ (Zugriff
am 12.05.2015)
15Кон И.С. Мужчина в меняющемся мире. М: Время, 2009 — стр. 45
20
russischen Kultur ist „die männliche Frau„ („мужественная женщина“)
diejenige, die über männliche Charakterzüge verfügt, eine starke Power-Frau ist,
was positiv eingeschätzt wird, während die Bezeichnung „maskuline Frau“
(«маскулинная женщина») mehrdeutig verstanden werden kann: 1) eine Frau
mit männlichen Charakterzügen; 2)eine Frau, die als Mann aussieht. Dadurch
bekommt diese Wortverbindung eine negative Konnotation. Der „weibliche
Mann“ hat auch eine negative stilistische Färbung, diese Wortgruppe wird
abfällig wahrgenommen.
Die Archetypen spielen bei dem Prozess der Stereotypisierung eine
hervorragende Rolle, denn es muss zuerst im „Gedächtnis des Volkes“ eine
bestimmte Gestalt vorhanden sein, ein Archetyp, der mit der Zeit sich ins
Stereotyp verwandelt und dem Bewusstsein zugänglich wird.
Der Archetyp ist ein Begriff, der von dem schweizerischen Analytiker und
Mythenforscher Carl Gustav Jung eingeführt wurde. Ursprünglich bedeutete
„Archetypen“ in der Theorie von Jung bestimmte Motive, die unbewusst
hervorgerufen werden können und a priori die Einbildungskraft gestalten,
deswegen kommen sie in Mythen und Glauben, in der Literatur und Kunst, in
Träumen und Hirngespinsten zum Ausdruck. Die archetypischen Vorstellungen
sind in verschiedenen Bereichen der Kultur und Mythen vorhanden, die sich
voneinander ganz unabhängig entwickelten, was völlig ausschließt, dass diese
Vorstellungen entlehnt werden könnten.
Es steht zu betonen, dass Archetypen den Vorstellungen nicht
gleichgestellt werden dürfen. Archetypen sind nur psychologische
Voraussetzungen ihrer Entstehung. Laut Jung bekommt der Archetyp die
Inhaltsseite erst dann wenn er ins Bewusstsein eindringt und dabei durch die
bewusste Erfahrung bereichert wird. Jung glaubte, dass Archetypen der ganzen
Menschheit eignen sind und werden, seiner Ansicht nach, geerbt. Aus diesem
Gedanken entstand seine Theorie über „das kollektive Unbewusste“ - eine
besonders tiefe Schicht des Unbewusstes, die sich auf die Persönlichkeit hinaus
21
ausdehnt. Es sei der „Teil der Psyche, der von einem persönlichen Unbewussten
dadurch negativ unterschieden werden kann, dass er seine Existenz nicht
persönlicher Erfahrung verdankt und daher keine persönliche Erwerbung ist“.16
Mit der Zeit wurde der Begriff des Archetyps in die andere
wissenschaftliche Bereiche übernommen und für die Bezeichnung der
fundamentalen und allgemeinmenschlichen mythologischen Motiven,
ursprünglichen Vorstellungsgestalten gebraucht, ohne dass der Begriff mit der
Theorie von Jung in Zusammenhang gebracht wird.
In der vorliegenden
Masterarbeit wird davon ausgegangen, dass bestimmte Archetypen viel über das
Unbewusste eines Volkes berichten können.
1.4
Die theoretischen Grundlagen der Inhalts- und
Schlüsselwörter-
Analyse.
Es ist durchaus wichtig zu analysieren, welche Vorstellungen über die
Männlichkeit das Magazin seinem Leserkreis vermittelt. Dazu werden zwei
Methoden angewandt: Inhalts- und Schlüsselwörteranalyse.
Es bestehen zwei Arten von Inhaltsanalyse, nämlich die quantitative und
qualitative. Die beiden Analysen sollen objektiv und systematisch durchgeführt
werden. Quantitative Inhaltsanalyse beruht auf den Auszählungsvorgängen. Die
Auszählung ist aber erst dann möglich, wenn der zu analysierende Inhalt sehr
genau festgestellt wird. Es steht zu hervorbringen, dass bei der Anwendung
dieser Methode die erhaltenen Daten entstellt werden können, denn es ist nicht
immer möglich auf den Kontext Rücksicht zu nehmen, was aber durchaus
wichtig bei der Untersuchung der Massenmedien ist. Als Analyseeinheiten bei
der quantitativen Analyse der Printmedien können sowohl Aussagen zu
bestimmten Thema sowie Bilder auftreten. Dabei wird berechnet, wie oft die
Analyseeinheit vorkommt und wie viel Platz sie in dem untersuchten Stoff
einnimmt (z. B. Anzahl der Zeile, die den Sinn der Aussage wiedergeben, oder
16Jung, K.G. Die gesammelten Werke.. GW 9/1 Die Archetypen und dar kollektive Unbewußte. 5. Auflage,
Patmos-Walter-Verlag, Düsseldorf, 1983. – § 88, S.55
22
die Größe der erforschten Bilder, u. Ä.). In der vorliegenden Arbeit ist diese Art
der Inhaltsanalyse nicht vorhanden. Es wurde entschieden, sich auf qualitative
Inhaltsanalyse zu beschränken, denn die Ergebnisse, die diese Art der
Inhaltsanalyse erbringt, scheinen wertvoller für die Forschung zu sein, denn die
qualitative Inhaltsanalyse ist darauf abgezielt, Bedeutungsgehalte auszudeuten.
Der interpretative Ausdeutungscharakter bei der qualitativen Inhaltsanalyse
bildet den Kern der ganzen Analysearbeit. Unser Ziel ist, die latente Information
über Männlichkeit, die die Texte des Magazins GQ dem Lesekreis vermitteln, zu
entziffern, weiterhin sie zu interpretieren und danach in beiden Kulturen zu
vergleichen. Der erste Schritt zum Erreichen dieses Ziels ist die
Schlüsselwörteranalyse.
Die Vorstellungen über die Männlichkeit werden mithilfe der
Schlüsselwörtermethode analysiert. Dieses Verfahren wurde als Grundlage des
praktischen Teils der Forschung deswegen gewählt, weil es kulturspezifische
Fragen aus der Sicht der Linguistik beantworten kann. Die Forschung nimmt die
These zum Ausgangspunkt, dass die bestimmten Vorstellungen in der Sprache
tief verankert sind. Die semantische Analyse der ausgewählten Texte nach den
Schlüsselwörtern ist danach bestrebt, diese Vorstellungen zu entziffern und sie
weiterhin zu beschreiben.
Da die Wissenschaftler über den Begriff des Schlüsselwortes nicht einig
sind, wird als Arbeitsdefinition eine von dem Professor Wolf-Andreas Liebert
vorgeschlagene Definition angewandt, denn unserer Ansicht nach, ist die
vielseitig und schließt alle Aspekte dieses komplexen Begriffes ein:
„Ein Schlüsselwort ist ein lexikalisch-ausdrucksseitiger Fixpunkt, in
einem thematisch und/oder zeitlich abgeschlossenen Kommunikationsprozess,
d e s s e n B e d e u t u n g i m Ve r l a u f d i e s e s P r o z e s s e s v o n d e n
Kommunikationsbeteiligten ständig verhandelt wird. Dieser sprachliche
Ausdruck wird kontextualisiert hinsichtlich bestimmter Bezugspunkte der
Kommunikationsbeteiligten. Dabei erfährt der sprachliche Ausdruck eine im
23
Ve r h ä l t n i s z u a n d e r e n W ö r t e r n s t a r k e D y n a m i k d e r
Kommunikationsveränderung.“17
Es gibt nur wenige allgemeine Kriterien, nach denen im Text ein
Schlüsselwort „entdeckt“ werden kann.
Für Schmidt-Hidding ist die Abstraktheit ein wichtiges Kriterium:
„Schlüsselwörter liegen meist auf einer höheren Abstraktionsebene. Nur wenige
von ihnen sind auf das sinnlich Erfahrbare gerichtet“.18 Laut Schmidt-Hidding
sei ein Schlüsselwort bedeutsam für die Kommunikationsbeteiligten, müsse es
auch häufiger als andere verwendet werden. Darunter sei aber nicht die absolute
Häufigkeit gemeint, denn nur Funktionswörter als häufigste ausgewiesen
werden können:
„Als Kriterium für den Status eines Schlüsselwortes lässt sich also nur die
relative Häufigkeit aufstellen, die Häufigkeit in Beziehung gesetzt zu
vergleichbaren Wortarten und Wörtern desselben Sinnbereichs. Diese relative
Häufigkeit hebt allerdings die Schlüsselwörter aus den übrigen Wörtern
heraus“19.
Anna Wierzbicka ist auch der Meinung, dass die Häufigkeit ein relatives,
aber wichtiges Kriterium der Aussonderung des Schlüsselwortes ist: „Die
Ergebnisse [der objektiven „Vermessung“ der Häufigkeit der Wörter] hängen
von der Größe des Korpus und der Auswahl der in diesem Korpus beinhalteten
Texte ab“. 20
Das ist der Grund, warum die vorliegende Masterarbeit alle anderen
Textquellen außer einem Männermagazin ausklammert. Dadurch beschränkt
sich die Forschung auf eine Reihe von konkreten Texten, deren Ursprung und
17Liebert, Wolf-Andreas „Das analytische Konzept „Schlüsselwörter“ in der linguistischen Tradition. Bericht Nr.
83 in „Arbeiten aus dem Sonderforschungsbereich 245 „Sprache und Situation“. Heidelberg, Mannheim, 1994.
18Schmidt-Hidding, W. Zur Methode wortvergleichender und wortgeschichtlicher Studien, 1963. In:
Europäische Schlüsselwörter (1963-1967). Hrsg. vom sprachwissenschaftlichen Colloquium (Bonn): H.Moser/W.
Schmidt-Hidding/M. Wandruszka/ L. Weisgerber/M. Woltner. München:Hueber. S. 32
19Schmidt-Hidding, W. Zur Methode wortvergleichender und wortgeschichtlicher Studien, 1963. In:
Europäische Schlüsselwörter (1963-1967). Hrsg. vom sprachwissenschaftlichen Colloquium (Bonn): H.Moser/W.
Schmidt-Hidding/M. Wandruszka/ L. Weisgerber/M. Woltner. München:Hueber, S. 20
20Вежбицкая А. Понимание культур через посредство ключевых слов. Монография. М.: Языки
славянской культуры, 2001. — стр. 56
24
Zahl bekannt ist. Das lässt das Kriterium der „Häufigkeit“ bei der Auswahl der
zu analysierenden Schlüsselwörter berechtigt anwenden.
Wierzbicka spricht darüber, dass die Schlüsselwörter sehr häufig
innerhalb einer semantischen Sphäre verwendet werden, was auch für die
vorliegende Forschung zutrifft. In der vorliegenden Masterarbeit treten als
Schlüsselwörter Bezeichnungen der Person männlichen Geschlechts und denen
Attribute auf, die verschiedenen Sachgruppen laut der inneren Semantik
zugeordnet werden können.
Wierzbicka hebt auch hervor, dass Schlüsselwörter sehr eng an die Kultur
gebunden und deswegen kulturspezifisch sind.
Die Bedeutung der
Schlüsselwörter ist vom Kontext des Kommunikationsprozesses abhängig. Sie
sollen nicht isoliert betrachtet werden. Es muss immer von den recherchierten
Quellentexten ausgegangen werden, in dieser Arbeit sind das die Artikel aus den
deutschen und russischen Ausgaben des Magazins GQ. Es steht aber zu betonen,
dass die Kontexte, in welchen das Schlüsselwort auftritt, bei der Analyse des
ausgewählten Stoffes nicht stören müssen: „Die Textbelege sind unser fester
Boden, auf dem wir stehen. […] Bei unserer Darstellung müssen wir stets von
Texten ausgehen. Wir dürfen jedoch nicht an den Texten kleben bleiben“.21
Daraus lässt sich folgendes schließen: Schlüsselwörter sind sprachliche
Einheiten mithilfe von denen die Analyse der Texte durchgeführt werden kann.
Es ist wichtig dabei den Kontext in Betracht zu ziehen, aber auch die nicht
kontextualisierten Bedeutungen zu erforschen, um festzustellen, welche Rolle
der Gebrauch der Wörter im untersuchten Text spielt. Die Schlüsselwörter
werden nach bestimmten Kriterien gewählt, nämlich relative Häufigkeit,
Zugehörigkeit zur konkreten semantischen Sphäre, Gebundenheit an die Kultur.
Diese Methode kommt zum Einsatz, um das vorliegende empirische Material so
bearbeiten zu können, dass sich die Antwort auf die offene Untersuchungsfrage,
21Schmidt-Hidding, W. Zur Methode wortvergleichender und wortgeschichtlicher Studien, 1963. In:
Europäische Schlüsselwörter (1963-1967). Hrsg. vom sprachwissenschaftlichen Colloquium (Bonn): H.Moser/W.
Schmidt-Hidding/M. Wandruszka/ L. Weisgerber/M. Woltner. München:Hueber., S. 31
25
nämlich wie der Mann in den ausgewählten Massenmedien dargestellt wird, die
Forschung anreichern kann. Inhaltsanalyse ohne linguistische Grundlage wäre
ein Fehlschlag, denn die Ergebnisse nicht glaubwürdig angenommen werden
könnten. Die qualitative Inhaltsanalyse als eigenständige Methode gibt nur
einen eingeschränkten Einblick in dieses Thema. Mit Einbeziehen der
linguistischen Methode wird die Forschung viel plastischer und zuverlässiger.
Kurzes Resümee: Die Wissenschaftler sind heutzutage darüber einig, dass
nicht eine, sondern viele Männlichkeitstypen ausgegliedert werden sollen. Sie
bilden eine Hierarchie und sind getrennt von einander zu erforschen. Die
Linguokulturologie ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, in derer Mittelpunkt
die Wechselbeziehung zwischen Sprache und Kultur steht. Im Rahmen der
linguokulturologischen Untersuchung der Männlichkeit ist es gerechtfertigt die
Inhalts- und Schlüsselwörteranalyse anzuwenden. In erster Linie ist es darauf
zurückzuführen, dass mithilfe der Markierungswörter mit verschiedener
stilistischer Färbung und Konnotation sowie anhand der Ergebnisse der
Inhaltsanalyse festgestellt werden kann, welcher Männlichkeitstyp ein MannTyp von GQ ist. Es ist wichtig immer zu berücksichtigen, dass die Vorstellungen
über die Männlichkeit von den Massenmedien stereotypisiert werden. Es ist eine
natürliche Erscheinung, der nicht zu entkommen ist. Es steht aber zu betonen,
dass die von dem Magazin als Vorbild dargestellten Männlichkeitsgestalten von
den realen Personen deutlich zu unterscheiden sind. Die Stereotypisierung der
Männergestalt führt dazu, dass bestimmte Vorstellungen über Männlichkeit
geschaffen werden, die einerseits auf kulturbedingte Archetypen zurückgehen,
andererseits aber über die Merkmale der Gegenwart verfügen. Graphisch können
die in diesem Kapitel beschriebenen Prozesse folgenderweise dargestellt werden
(Die Methodik der Analyse wurde speziell für die vorliegende Masterarbeit
elaboriert):
26
Das ist das Basisschema für die Analyse, die im dritten Kapitel vorgelegt wird.
2 . Medienlinguistik und Mediensprache als Quelle der sprachlichen
Neuerungen
2.1 Medien. Begriff und Klassifikation.
Massenmedien ist Sammelbezeichnung für Presse, Rundfunk und
Fernsehen, also für Mittel, mit denen Nachrichten und Unterhaltung in Schrift,
Ton und Bild zu einem breiten Publikum kommen.22
22Bundeszentrale für politische Bildung
http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/pocket-politik/16493/massenmedien (Zugriff am 08.02.2016)
27
Massenmedien haben immer Einfluss auf Menschen ausgeübt und
heutzutage dank der Erscheinung der neuen Massenmedien (Fernsehen,
Hörfunk, Internetkommunikationen) wird jeder Mensch immer größeren
Einfluss ausgesetzt.
Edward S. Herman und Noam Chromsky sind der Ansicht, dass
Massenmedien fähig sind, die Wahrnehmung der Menschen zu beeinflussen.
Nach ihrer Auffassung verfügen die Massenmedien über eine Reihe Funktionen,
nämlich Unterhaltung und Wiedergabe der Information sowie Beibringen der
Werte und Verhaltensmuster, die Menschen in institutionalisierte Strukturen der
Gesellschaft integrieren sollen. 23
Ulrich Schmitz teilt diese Meinung und unterstreicht, dass somit die
Massenmedien sehr stark auf die kulturelle Entwicklung der Gesellschaft
einwirken können: „Massenmedien wirken als normative Leitmedien und
erzeugen Konformität gerade durch Einübung in routinierten Umgang mit
Irritation. Sie selegieren, konstruieren, bündeln und verstärken ein mehr oder
weniger flexibles und heterogenes Spektrum von Weltsichten, Lebensdeutungen
und Sinngebunden. So sind moderne Medien wichtigste Träger und getreue
Gradmesser der kulturellen Entwicklung von Gesellschaften“24.
Laut einer radikalen Einstellung, die Niklas Luhmann vertritt, sind die
Massenmedien die einzige Quelle, die Information über die Welt liefern kann:
„Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen,
wissen wir durch den Massenmedien“ 25. Diese Idee wurde von Ulrich Schmitz
stark kritisiert26, weil (wenn es wirklich so wäre) Alltagswissen gar nicht
existieren soll.
23"The mass media serve as a system for communicating messages and symbols to the general populace. It's
their function to amuse, entertain, and inform, and to inculcate individuals with the values, beliefs, and codes
of behavior that will integrate them into the institutional structures of the larger society". Herman, E. S. and
Chomsky, N. Manufacturing Consent: The Political Economy of the Mass Media. New York: Pantheon, 1988. S.15
24Schmitz U., Sprache in modernen Medien. Erich Schmidt Verlag GmbH & Co, S. 18
25Luhman, N. Die Realität der Massenmedien. Opladen: Westdt. Verlag; 2. Aufl. 1996 - S. 9
26Schmitz U., Sprache in modernen Medien : Einführung in Tatsachen und Theorien, Themen und Thesen.
Erich Schmidt Verlag GmbH & Co - S. 10
28
Nach einer weiteren Auffassung 27 gehören dem Bereich der
Massenmedien solche interpersonale Kommunikationsmittel, wie z. B. private
E-Mails und SMS-Nachrichten. Daraus folgt, dass Menschen selbst über eine
Reihe Mittel zur Verteilung der Information verfügen und diese auch als
„Massenmedien“ verstanden werden können. Wir vertreten aber eine andere
Meinung und sind mit der Definition der Massenmedien einverstanden, die auf
Seite 23 der vorliegenden Arbeit angeführt ist.
Ulrich Schmitz unterscheidet zwei große Gruppen der Massenmedien, in
seiner Terminologie heißen sie „Arten“:
1)Massenmedien, die von verschiedenen Institutionen betrieben werden und
Informationen einem breiten Publikum mitteilen, das diese aufnimmt, verfügt
aber über ziemlich eingeschränkte Mittel zur unmittelbaren Meinungsäußerung.
Zu dieser Gruppe gehören vorwiegend Presse, Rundfunk, Fernsehen, Teile des
World Wide Web.
2) Interpersonale Medien, die zwei oder mehrere Personen im gleichzeitigen
oder zeitlich versetzten Dialog verbinden. (Telefon, SMS, E-mail, Chat).
In der vorliegenden Masterarbeit liegt der Fokus auf Printmedien, nämlich
auf dem Männermagazin GQ (GQ Deutschland und GQ Russland). Die
Magazine sind als eigenständiger wissenschaftlicher Bereich
Ende des 19.
Jahrhunderts abgegrenzt worden, denn bis diesem Zeitpunkt gab es keine klare
Definition, was ein Magazin und was eine Zeitung ist. Beide Ausdrücke wurden
zur Bezeichnung periodischer Printmedien in gleicher Weise angewandt.
Heutzutage ist das Magazin mehr als eine auf dem Papier gedruckte
Informationsquelle.
Alle großen und viele lokale Fernseh- und Hörfunkstationen, Zeitungen
und Zeitschriften unterhalten eigene Internet-Seiten, um den Kontakt mit den
potenziellen Zuschauern, Hörern und Lesern zu aufrechterhalten und zahlreiche
Ergänzungen zur Hauptinformationsquelle anzubieten. Zum Beispiel, werden
27Schmitz U., Sprache in modernen Medien : Einführung in Tatsachen und Theorien, Themen und Thesen.
Erich Schmidt Verlag GmbH & Co - S. 12
29
verschiedene Umfragen organisiert, um die Meinung des Publikums bezüglich
eines bestimmten Themas zu erkennen oder es werden nur gekürzte Texte in
den Zeitungen und Zeitschriften mit der Hinweise auf die offizielle InternetSeite veröffentlicht mit dem Ziel die Aufmerksamkeit des Lesers auf andere
Artikeln auf dem Portal zu lenken. Was den Rundfunk angeht, dient die InternetSeite dem Streben, fehlendes visuelles Teil zu kompensieren. Dem Besucher
werden verschiedene Artikeln mit farbenreichen Bildern sowie zahlloses
Videoangebot zur Verfügung gestellt.
In der modernen Medienwelt ist alles vermischt und miteinander
kollaboriert, deswegen ist es schwierig zu behaupten ob es noch Massenmedien
vorhanden sind, die nur auf einem Niveau funktionieren. Es ist aber wichtig zu
unterstreichen, dass es Medien gibt,
für die Einsatz der technischen Mittel
unnötig ist. Werner Faulstich, Professor für Medien und Öffentlichkeitsarbeit an
der Universität Lüneburg, hat folgende Klassifikation der Medien
vorgeschlagen28:
- Primärmedien, die keine Geräte brauchen. Das sind Medien des menschlichen
Elementarkontakts (Sprache, nonverbale Kommunikationsmittel);
-Sekundärmedien, die Technik auf der Senderseite voraussetzen, d.h. Technik ist
zur Produktion, aber nicht zur Rezeption der Information erforderlich
(Printmedien);
- Tertiärmedien mit Technikeinsatz auf Sender- und Empfängerseite
(Telefon).
Massenmedien stellten zuerst ein ziemlich kleines und spezifisches Teilsystem
(neben Alltagsgesprächen, Briefen, Unterlagen usw.) innerhalb der
gesellschaftlichen Kommunikation dar. 29
Heutzutage wird auf Massenmedien viel mehr Wert legen, aber die älteren
Übergangsformen bleiben daneben lebendig.
28Faulstich, W. Medienkulturen. München: Fink- S. 21
29Schmitz U., Sprache in modernen Medien : Einführung in Tatsachen und Theorien, Themen und Thesen.
Erich Schmidt Verlag GmbH & Co - S. 36
30
2.2 Mediensprache als Objekt der Medienlinguistik
Die Aktualität der Medienlinguistik kommt dadurch zum Ausdruck, dass
die Texte der Massenmedien, oder anders genannt Medientexte, eine der
verbreitesten Existenzformen der Sprache darstellen. 30
Die Entwicklung der sprachwissenschaftlichen Medienforschung kann als
Übergang von Mediensprache zur Medienkommunikation umrissen werden. In
den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Medienforschung einer
pragmatischen Wende ausgesetzt, die weitreichende Folgen mit sich gebracht
hat.
Zum Beispiel entwickelte sich mit der neuen Perspektive ein
Kommunikationsbegriff, der sich auf handlungstheoretische Grundlagen einer
Theorie des Sprachgebrauchs stützt. Medienbeiträge werden demzufolge als
komplexe Handlungszusammenhänge betrachtet. Das bedeutet, dass die in den
Medien veröffentlichen Texte nicht mehr nur als Gefäße für die Aufbewahrung
und Tradieren bestimmter Informationen wahrgenommen werden. Für die
vorliegende Masterarbeit ist diese Neuerung durchaus wichtig, denn es wird
davon ausgegangen, dass hinter jedem Bericht, der im Magazin zu finden ist, ein
bestimmtes Ziel steckt. Die Rede ist in diesem Fall nicht von kommerziellem
Nutzen, den man z. B. durch zahlreiche Werbungen zieht. Aufmerksamkeit wird
auf die latenten Ziele gelenkt. Die Werte, die das Magazin vertritt, werden
mittelbar zum Ausdruck gebracht, z. B. in zahlreichen Interviews werden die
Ideen hervorgehoben, die der oder die Interviewte verbalisiert, aber diese
Aussagen fallen mit dem Hauptkonzept des Magazins zusammen und führen
dazu, dass Männlichkeit mit bestimmten Verhaltensmustern assoziiert wird, als
Beispiel kann man folgende Statements anführen:
30Добросклонская Т.Г. Медиалингвистика системный подход к изучению языка СМИ.- М, 2008. URL:
http://libed.ru/knigi-nauka/476442-1-dobrosklonskaya-medialingvistika-sistemniy-podhod-izucheniyu-yazikasmi-moskva-2008-oglavlenie-predislovie-glava.php (Zugriff am 05.02.16)
31
Im Interview mit Collin Farrel: „In erster Linie sehe ich mich als Vater, als
Mann und als Freund. Ich konzentriere mich auf mein Leben.“ ( GQ
Deutschland, Augustausgabe S. 31)
Im Interview mit Arnold Schwarzenegger: „Ich sage der Menschheit eine
gute Zukunft voraus. Wir werden immer Wege finden, Probleme zu lösen, seien
das nun Umweltskandale, Unruhen oder Kriege. Solange wir weiterhin
versuchen, unsere Angelegenheiten in den Griff zu bekommen, sehe ich den
kommenden Jahren zuversichtlich entgegen“. (GQ Deutschland, Juliausgabe S.
33)
Im Interview mit Tommy Hilfiger: «Обращайтесь с другими так, как вы
хотели бы, чтобы обращались с вами. Вежливость и добрые поступки
приносят плоды только в долгосрочной перспективе, однако ценность их от
э то го н е ум е н ь ш а е т с я . Уважайте самих себя».
(GQ Russland,
Oktoberausgabe S. 79)
Werdegänge berühmter Personen dienen auch demselben Ziel: Bewegung
zu bestimmten Handlungen. Sie werden als Vorbild wahrgenommen, z.B.:
- Erfolgsgeschichte von Dr. Dirk Weiss, Teeproduzenten (GQ
Deutschland, Septemberausgabe S. 98)
- Die Darstellung des beruflichen Werdegangs von dem russischen
Außenminister Sergej Lawrow (GQ Russland, Juliausgabe S. 134-145)
Die Themenauswahl ist in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung,
weil bestimmte Themen konkrete Handlungsmuster voraussetzen, z.B.:
In der Juliausgabe von GQ Russland wurde der Artikel veröffentlicht, wo
man Hinweise gab, wie der Koffer richtig zu packen ist, wenn einem die
geschäftliche Reise bevorsteht. Das setzt voraus, dass sich der Lesende oft mit
solcher Situation auseinandersetzt.
In der Augustausgabe von GQ Russland ist eine Seite dem Thema
gewidmet, wie man nützlich seine Zeit in Wien verbringen kann. Dabei werden
Reisetipps für Geschäftsleute gegeben: in welchem Hotel man ein bequemes
32
Zimmer mieten kann, welche Restaurants leckere Speisen anbieten, wohin man
gehen muss, um zu trainieren u. Ä., wobei gibt es immer eine zeitliche
Nachweisung. Solche Ratschläge unterscheiden sich wesentlich von denen, die
in einem Reiseführer zu finden sind. Das ist darauf zurückzuführen, dass das
Magazin sich auf einen bestimmten Lesertyp orientiert und anhand dieser
Information werden Handlungsvorschriften explizit gegeben.
Harald Burger und Ulrich Schmitz betonen, dass es durchaus wichtig ist,
den Begriff „Mediensprache“ richtig zu interpretieren. „Die Massenmedien
haben keine eigene Sprache, wenn man 'Sprache' im Sinne von 'Subsystem',
'Varietät' oder ähnlich versteht. Wohl aber haben sie eigene Praktiken des
Umgangs mit Sprache - eigene kommunikative Verfahren und in gewissem
Rahmen eigene Textsorten - entwickelt, die sie von der übrigen Sprachrealität
deutlich abheben“.31 „Sprache in Medien ist eingebettet in die Funktionsweise
von Medien in unserer Gesellschaft. Eine spezifische 'Mediensprache' gibt es
nicht“. 32
Also, es ist nicht korrekt von einer gewissen Mediensprache zu sprechen.
Wir können uns nur darauf beschränken, zuzugeben, dass diese Existenzform
der Sprache Besonderheiten hat, die einer ausführlichen Betrachtung unterzogen
werden müssen.
Umgangssprache kommt immer öfter in den Medientexten vor. Zu dieser
Schlussfolgerung ist Ulrich Schmitz gekommen. Er unterstreicht, dass
Massenmedien immer mehr alltagssprachlichen Elemente aufnehmen.33 Das sind
vor allem Wörter, die in Wörterbüchern als umgangssprachlich markiert sind.
Emotional verstärkende Lexik ist auch schon ein Bestandteil der modernen
Medien. Mithilfe solcher Wörter werden die geschaffenen Bilder deutlicher und
die Sprache aussagekräftiger. Belege aus dem Magazin GQ veranschaulichen
31Burger, H. Sprache der Massenmedien (Monographie). 2., durchges. u. erw. Aufl. Berlin, 1990, S. 3
32Schmitz U., Sprache in modernen Medien : Einführung in Tatsachen und Theorien, Themen und Thesen.
Erich Schmidt Verlag GmbH & Co - S. 33.
33Schmitz U., Sprache in modernen Medien : Einführung in Tatsachen und Theorien, Themen und Thesen.
Erich Schmidt Verlag GmbH & Co - S. 36
33
diese These: Pfundskerl, Typ, Konstruktionen mit „типа“ (а мне было типа
пятнадцать лет), usw.
Schlagzeilen können auch eine besondere Lexik enthalten und spezifisch
aufgebaut werden. Eine Schlagzeile muss auch ohne Fließtext verständlich sein,
aber das ist auch äußerst wichtig, dass sie das Interesse des Lesers erweckt und
ihn zum Weiterlesen einlädt. Deswegen kommen verschiedene Wortspiele in den
Schlagzeilen vor. Einerseits weisen sie auf das Thema hin, andererseits springt
eine besondere Wortwahl sofort ins Auge: wahre Werte, пот под прикрытием,
в рубахе парень, verdampft billig usw.
Allusion im Text der Schlagzeile ist auch begründet. Das Ziel ist dasselbe
- die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich zu lenken, z.B.: увидеть Сирию и
умереть (Verweis auf das geflügelte Wort „Увидеть Париж и умереть“, wird
in diesem Fall in der primären Bedeutung gebraucht), в ритме Вальца (Verweis
auf die Redewendung „в ритме вальса“, das Wortspiel basiert auf der
Ähnlichkeit des russischen Wortes 'вальс' (Walzer) und des Nachnamens von
dem Schauspieler Christoph Waltz), usw.
Bilder im Magazin spielen eine große Rolle, denn sie überspringen
Sprachgrenzen. Einerseits treten sie als wichtige Informationsträger auf,
andererseits verändern sie die Struktur des Artikels. Wenn Bilder neben Texte
platziert sind, dürfen Texte kürzer sein (auch elliptisch) ohne Sinnverlust und
eine besondere Stelle auf der Seite aufnehmen, z.B. nicht neben dem Bild,
sondern darin. Dadurch kann Seitenlayout sehr unterschiedlich aussehen. Bilder
sind kulturspezifisch und können in verschiedenen Gesellschaften ganz anders
wahrgenommen werden. Heutzutage sind Text-Bild-Gefüge zu den wichtigsten
Botschaftsträger geworden, mit denen Menschen sich massenmedial
verständigen. Je enger Text und Bild darin verwoben sind, desto weniger kann
man Kohärenz oder zusammenhängenden Sinn in Sprache allein erwarten. 34
34Schmitz U., Sprache in modernen Medien : Einführung in Tatsachen und Theorien, Themen und Thesen.
Erich Schmidt Verlag GmbH & Co -S. 116
34
Da die verschiedenen Medien voneinander nicht abgegrenzt sind und die
meisten Menschen viele von ihnen parallel nutzen, beeinflussen die jeweils
neueren Medien auch den Sprachgebrauch in älteren Medien.
„Massenmedien beschleunigen und erweitern Erfahrung, wenngleich aus dritter
und vierter Hand, indem sie den Horizont des Einzelnen in sonst unvorstellbare
Bereiche ausdehnen und lenken, differenzieren und kanalisieren sie zumindest
auch seinen passiven Umgang mit der Sprache und in der Folge wohl auch den
aktiven“. 35 Dadurch beschleunigen Massenmedien Sprachgeschichte, denn ohne
ihren aktiven Einsatz wäre es unmöglich, dass manche Wörter sich so schnell
durchsetzen könnten (aussitzen, Menschenpark, Internet), oder die Bedeutung
der völlig neutralen Wörter sich so rasant verschlechterte (Residenz, Ehrenwort).
Massenmedien sind für die sprachlichen Neurungen zuständig sowie für
die Werte, die sie tradieren.
Der Sprachwandel fängt an den Takt der
Generationenfolge zu überholen. Das heißt: wenn ein beliebiger
Medienkonsument eine Zeitschrift in die Hände nimmt, die vor zwanzig, zehn
oder sogar fünf Jahren veröffentlicht wurde, bemerkt er sofort, dass sich manche
Wörter veraltet oder mindestens irgendwie „anders“ anfühlen.
Folgende Beispiele aus dem Magazin GQ können diese These
veranschaulichen.
GQ Russland Augustausgabe 2009:
«Вышеозначенный стиль», S. 16
«Тут было сказано про водку, что это фи», S.16
«В 'Формуле любви' Захарова окружение липового графа Калиостро
выглядит прохиндеями-космополитами», S.24
«Моим культуристским кумиром был Стив Ривз», S.38
«Кислород - не просто необычная love story, где Саша-он - чухан из
провинции, а Саша-она - богема из большого города», S.46
«Он делает раскованный фильм, мешая патетику с фиглярством», S.46
35 Schmitz U., Sprache in modernen Medien : Einführung in Tatsachen und Theorien, Themen und Thesen.
Erich Schmidt Verlag GmbH & Co - S.29
35
Also, die Forscher auf dem Gebiet der Massenmedien sind der Meinung,
dass es keine gewisse Mediensprache gibt, die Rede kann nur von
Besonderheiten der Medientexte sein. Medientexte zeichnen sich vor allem
durch die Auswahl an emotional gefärbter und ziemlich oft umgangssprachlicher
Lexik aus. Die im Magazin veröffentlichten Texte verleiten den Leser mithilfe
verschiedener sprachlicher Mittel zur Einhaltung bestimmter Verhaltensmuster.
Deswegen ist es von Relevanz für die Forschung Medientexte als
Informationsquelle zu betrachten, derer Lexeme als einzelne zu entziffernde
Informationsträger auftreten. Dieser Aufgabe ist die Schlüsselwörteranalyse, die
im dritten Kapitel vorgelegt wird, gewidmet.
2.3 Wissenschaftliche Ansätze zur Ausgliederung der Medienbereiche
Objektbereich der Medienlinguistik sind alle Arten von Texten, die in den
Massenmedien angeboten werden. Harald Burger ordnet alle Texte bestimmten
„Bereichen“ zu:
- Journalistische Texte
- Fiktionale Texte
- Anzeigen (ohne Werbung)
- Werbetexte
- Sponsoring-Texte
- Rezipienten-Texte
Die genannten Textbereiche spielen in verschiedenen Massenmedien eine
unterschiedliche Rolle, mit Ausnahme der journalistischen Texte, die immer im
Zentrum der Printmedien stehen. Da
das Männermagazin GQ einer
Untersuchung unterzogen wird, sind die anderen Bereiche von nicht so großer
Bedeutung und werden deswegen nicht so ausführlich erläutert, denn sie nur
eingeschränkt in der Forschung vorhanden sind.
Anzeigen ohne Werbung sind eine Seltenheit und kommen nur latent zum
Ausdruck, zum Beispiel im Editorial in der Septemberausgabe 2015 von GQ
36
Russland, wo Kim Below, Chefredakteur, Sergej Kapkow erwähnt und in
Klammern schreibt: „übrigens, nachträgliche Glückwünsche [zur Hochzeit] von
GQ!“36
Rezipienten-Texte kommen im Magazin auch selten vor, denn es gibt
keine Rubrik, wo typische Leserbriefe (schriftliche Meinungsäußerungen),
veröffentlicht werden. Es steht aber zu betonen, dass die Leser aktiv an dem
Schaffen des Magazins teilnehmen. In der deutschen Version kommt es durch
verschiedene Umfragen und Meinungsaustausch über Cover-Männer zum
Ausdruck, und was für beide Ausgaben des Magazins, des deutschen und des
russischen, typisch ist, sind Fragen zu bestimmten Themen, man bittet GQExperten um einen Ratschlag.
Fiktionale Texte, auch wenn sie im Magazin ab und zu im Rahmen einer
Kolumne veröffentlicht werden, enthalten keine Information, die für die
Forschung von Nutzen sein könnte. Deswegen wird dieser Bereich aus der
Forschung völlig ausgeklammert.
Werbetexte und Sponsoring-Texte fallen nicht in die Verantwortung der
Redaktion, wohl aber unterliegen sie in gewissem Masse den von dem Magazin
gesetzten Normen und passen sich dem dort üblichen Gepflogenheiten an. Es
steht zu unterstreichen, dass jede Werbung an ein bestimmtes Publikum gerichtet
wird. Deswegen werden Werbetexte aufgrund dieses Kriteriums verfasst, was
bedeutet, dass sie bestimmte Schlüsselwörter enthalten können, die im
Zusammenhang mit der Vorstellung über den „richtigen“ („echten“) Mann
stehen, deshalb wird dieser Textbereich in die Forschung aufgenommen und
einer Analyse unterzogen. Dasselbe gilt für die Interviews, in denen
Stellungnahme des Interviewten zu verschiedenen Themen sehr subjektiv
dargestellt wird. Es muss aber betont werden, dass diejenigen Männer und
Frauen um das Interview gebeten werden, die die Werte des Magazins teilen und
für die Leser von Interesse sein können. Kurzum tragen diese Personen einen
36GQ Russland, September 2015. S. 40 «кстати, запоздалые поздравления от GQ»
37
Beitrag zur Entstehung und Entwicklung der Vorstellung über den „echten“
(„richtigen“)Mann bei.
Kurzes Resümee: Massenmedien ist ein komplexer Begriff, der sich
verschieden definieren lässt. In der Arbeit wird von der klassischen Einstellung
ausgegangen, die auch die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung
vertritt, nämlich Massenmedien als Sammelbezeichnung für Presse, Rundfunk
und Fernsehen zu verstehen. Die Sprache der Massenmedien übt einen großen
Einfluss sowohl auf die historische Entwicklung der Sprache selbst, als auch auf
den Leserkreis aus. Die Sprache in den Medientexten ist darauf gerichtet, die
Information von einem bestimmten Standpunkt zu präsentieren und dadurch
gewisse Vorstellungen zu schaffen, in unserem Fall geht es um Vorstellungen
über die Männlichkeit. Für dieses Ziel werden bildhafte stilistische Mittel,
solche wie aussagekräftige Wörter und Wortgruppen eingesetzt. Die
Ausgliederung der Medienbereiche ist von großer Bedeutung für die Forschung,
denn dieses Wissen lässt nicht nur die Struktur des Magazins besser verstehen,
sondern auch feststellen, was der Analyse unterzogen werden soll und welche
Gründe dafür sprechen.
3. Die komplexe linguokulturologische Analyse des Männermagazins
GQ
Für die Analyse wurde das Männermagazin GQ (Gentlemen's Quarterly)
gewählt. Es gibt einige Gründe, warum eben dieses Magazin uns besonders
passend für das Ziel der Forschung (Feststellung der modernen Vorstellungen
über die Männlichkeit) schien. Das sind folgende:
1)Es ist eine internationale Zeitschrift, die in 19 Ländern vertreten ist. Das
Erscheinungsjahr in den USA ist 1957. In Deutschland wird die Zeitschrift seit
1997, in Russland - seit 2001 herausgegeben. Obwohl das Männermagazin in
beiden Ländern denselben Namen trägt und einem allgemeinen Konzept folgt,
treffen deutsch- und russischsprachige Versionen des Magazins eine einzigartige
38
Auswahl an Themen und Vorbildern (z.B. Cover-Männer und andere
Interviewte), die von großem Interesse für die vergleichende
linguokulturologische Forschung ist.
2) Die Zeitschrift ist an einen breiten intellektuellen Leserkreis gerichtet. Der
Leserkreis ist in beiden Ländern ziemlich homogen. In der Regel sind das
Männer im dem relativ gleichen Alter und mit einem ähnlichen Sozialstatus, d.h.
die Analyse des Inhalts lässt objektive Schlussfolgerungen über die
soziolinguokulturologischen Besonderheiten der Darstellung des Stoffs ziehen.
Es wird erwartet, dass man die Information aus dem Magazin nicht nur für die
Unterhaltung aufnimmt, sondern auch in Vielem sie als Art Handbuch benutzt.
Die Rubriken des Magazins zeugen von vielseitigen Interessen des modernen
Mannes, seines Lebens, Erscheinungsbildes und Umfeldes in den beiden
untersuchten Kulturen.
3) Das Portrait des Mannes, das die Zeitschrift darstellt, kann von vielen
Männern als Prototyp von dem „richtigen“ („echten“) Mann angesehen werden,
wessen Vorbild man nacheifern muss.
3.1. Vergleichende Analyse der Themen in der russischen und der deutschen
Ausgabe des Magazins
Die Themenauswahl in den deutschen und russischen Ausgaben des
Magazins fallen nur in einigen Bereichen zusammen. In jeder Ausgabe werden
folgende Themen beleuchtet: Mode, Technik, Autos, Pflegekosmetik, Musik,
Bücher, Filme Haus- und Büroeinrichtung, Reisen. Auch die politischen und
sozialen Themen werden im Magazin angeschnitten. Es muss aber betont
werden, dass sie nicht so hervorgehoben werden, wie z.B. Fragen über Stil. Sie
sind mit dem Ziel ins Magazin eingeschlossen, dem Leser die Wichtigkeit der
Informiertheit in diesen Bereichen zu zeigen (Lage der Migranten in GQ
Deutschland, Oktoberausgabe S. 96-101, Anwerbung der jungen Muslime für
die Teilnahme an der Krieg in Syrien in GQ Russland Novemberausgabe S.
144-151).
39
Interessant für die Forschung sind Rubriken, die nur in einer Version des
Magazins vorkommen (in der deutschen oder in der russischen). In der
deutschen Ausgabe sind es „Wahre Werte“ (Feststellung der wirtschaftlich
besseren Angebote, z.B. was billiger ist; Baden oder Duschen, Rauchen oder
Dämpfen), „Vater und Sohn“ (berühmte Söhne erzählen über ihre berühmte
Väter, die schon verstorben sind), „Mickypedia“ (Journalist Micky Beisenherz
erzählt Neuigkeiten über prominente Männer). Was die russische Ausgabe
angeht, kann der Vergleich mit der deutschen Version nicht deutlich gezogen
werden, denn die Struktur des Magazins ist nicht festgelegt und in jeder
Ausgabe wird sie verändert. Es wurde aber festgestellt, dass fast jede deutsche
Ausgabe des Magazins einem bestimmten Thema gewidmet wird, das im engen
Zusammenhang mit dem Mannsein steht. Das Thema „Kampf gegen Stereotype
über Männlichkeit“ zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Juliausgabe
hindurch. In der Augustausgabe ist die Rede von der Suche nach dem
Glücksgefühl eines Mannes. Alle Artikel sind danach bestrebt, die Antwort auf
die Frage zu geben: „Wo ist ein Mann glücklich und kann seinen Traum
leben?“37. In der Septemberausgabe wird berichtet, wie ein Mann sein Leben
erleichtern und sich somit entspannen lassen kann.
Wenn die Hauptthemen in der russischen Version von GQ einer näheren
Betrachtung unterzogen werden, fällt es sofort ins Auge, dass sie entweder
einem Land gewidmet sind (im deutschen GQ ist es auch in der
Novemberausgabe der Fall) oder beschränken sich nur auf eine Figur, die als
Vorbild für andere Männer dienen kann, oder auf einen abstrakten Gedanken.
„Eine italienische“ Ausgabe wurde im August herausgegeben. In der
Septemberausgabe wird einen Versuch unternommen, die Gefahr von so
genanntem «ложная повестка» zu erklären, die „zur Zerstörung der
Persönlichkeit, der Freundschaft und der Ehe sowie zum Tod in Armut“ 38
bringen kann. Im Juni werden Verfahren, die Zeit mit Spaß zu verbringen als
37GQ Deutschland, Augustausgabe, S. 15
38GQ Russland, Septemberausgabe, S. 40
40
Hauptthema der Ausgabe erklärt. In der Novemberausgabe ist die Rede fast
ausschließlich von dem neuen Film über James Bond „Spectre“ und dessen
Hauptfiguren.
Daraus folgt, dass in der deutschen Version von GQ viel Aufmerksamkeit
der alltäglichen und psychologischen Probleme, auf denen jeder Mann früher
oder später stoßen kann, gewidmet wird. In GQ Russland ist das Hauptthema der
Ausgabe eher universell und nicht so an die Männlichkeit und die in diesem
Zusammenhang entstehenden Schwierigkeiten gebunden.
Die Wahl der sprachlichen Mittel für die Benennung einiger Rubriken ist
von Interesse für die Forschung. In der deutschen Version werden folgende
Bezeichnungen angewandt: Gentleman, Herr der Lage (Interviews mit
berühmten und erfolgreichen Männern) Gentlewoman (Interviews mit
berühmten Frauen, ausschließlich Sängerinnen, Models und Schauspielerinnen),
der Gepflegte Mann (Ratschläge zur Haut- und Haarpflege). Im russischen GQ
ist der Rubrikname „GQ-Икона“ von Relevanz, denn das Wort «икона» verfügt
über eine positive Konnotation, sein Gebrauch in der Rubrikbezeichnung dient
dem Ziel, den Leser auf eine gute Wahrnehmung der Person zu stimmen (es geht
immer um prominente Männer, die als Vorbild für die anderen dargestellt sind).
Daraus lässt es sich schlussfolgern, dass der Mann von GQ-Typ sich für
verschiedene Dinge zu interessieren braucht. Er muss immer stilvoll gekleidet
sein und gut aussehen, das schließt gepflegte Haut und angenehmer Duft ein.
Die Ereignisse aus dem Kulturbereich und der Politik sind dem Mann auch nicht
fremd. Das Familienleben wird zwar in beiden Ausgaben nicht in den
Vordergrund gerückt, in der deutschen Ausgabe aber ist eine Rubrik vorhanden,
die von der Wichtigkeit der Beziehungen zwischen Vater und Sohn berichtet „Vater und Sohn“. Auch das Selbstkochen gehört laut dem deutschen GQ zum
Alltag eines Mannes.
41
3.2 Die Analyse der sich auf das moderne Männerbild beziehenden
Schlüsselwörter in der russischen und der deutschen Ausgabe des Magazins
Bei der Aufbereitung der Daten geht es um die Auswahl der zu
erforschenden Schlüsselwörter, indem die einzelnen Texte mehrfach gesichtet
und verstreute Informationen markiert werden. So wird Schritt für Schritt ein
Korpus geschaffen, der die von dem Magazin tradierten Vorstellungen über die
Männlichkeit vielseitig betrachten lässt.
Die Auswahl wurde anhand von zwei wichtigsten Kriterien durchgeführt:
Häufigkeit und Relevanz, denn für die Forschung sind nur die Wörter von
Bedeutung, die zu entziffernde Information über die Männlichkeit beinhalten.
In den ausgewählten Ausgaben des Männermagazins GQ Deutschland
kommen folgende Bezeichnungen der Person männliches Geschlechts vor
(ausgeklammert sind die Sozialrollen solche wie Kumpel, Freund, Vater, Sohn
sowie alle Berufe): Mann (253 Erwähnungen), Junge (24 Erwähnungen),
Gentleman (54 Erwähnungen), Kerl (13 Erwähnungen), Typ (32 Erwähnungen),
Held (30 Erwähnungen), Herr (23 Erwähnungen). Im Magazin GQ Russland
sind folgende Bezeichnungen zu finden: мужчина (96 Erwähnungen), мужик
(23 Erwähnungen), мальчик ( 2 7 E r w ä h n u n g e n ) , джентльмен ( 3 8
Erwähnungen), парень (39 Erwähnungen), герой (7 Erwähnungen).
Eine
vollständige Tabelle mit dem Hinweis auf die Anzahl der Erwähnungen in jeder
einzelnen Ausgabe ist in Anlage 1 zu finden.
Es ist wichtig, dass die untersuchten Bezeichnungen als Nominationen
verstanden werden, weil sie selbst oder zusammen mit einem Adjektiv eine
plausible Information zur Verbalisierung der Vorstellungen über die
Männlichkeit liefern.
Bezeichnungen der Person männlichen Geschlechts in GQ Deutschland
1) Mann
Duden Online gibt mehrere Definitionen des Begriffs „Mann“39. Für die
Forschung ist nur die erste Bedeutung von Relevanz: „erwachsene Person
39http://www.duden.de/rechtschreibung/Mann_Person_Gatte_Anrede
42
männlichen Geschlechts“. Aus der Definition folgt, dass das Wort „Mann“ völlig
neutral ist, die stilistischen Schattierungen treten erst durch Gebrauch dieses
Wortes in Zusammenhang mit anderen Wörtern auf, die bestimmte
Konnotationen mit sich bringen. Die Konnotation wird durch Beiwörter und
Attribute zum Vorschein gebracht. Folgende Beispiele40 veranschaulichen diese
These:
- Beiwörter: ein großer Mann, ein kleiner Mann, ein moderner Mann, ein
gepflegter Mann, der schlaueste Mann, usw.
- Attribute: Männer mit Selbstwertproblemen, Männer mit Muskeln,
Männer mit Geschichte, Mann mit dem besonderen Gespür für Stil und Attitüde,
usw.
Auf der grammatischen Ebene sind vor allem solche Konstruktionen wie
genetivus partitivus und Attributsätze zu erwähnen.
Genetivus partitivus: einer der wichtigsten Männer, einer der reichsten
Männer, usw.
Attributsätze: Männer, die mit ihrer Naseform unzufrieden sind; Männer,
die Wert auf einen gepflegten Auftritt legen; Männer, die mit Kuriertaschen,
Rucksäcken, sogar Gym-Bags ins Büro gehen; usw.
Es muss aber betont werden, dass die Forschung sich auf Nominationen
der Art „Beiwort + Substantiv“ beschränkt, deswegen werden nur solche
Wortverbindungen einer ausführlichen Analyse unterzogen. Es ist darauf
zurückzuführen, dass Adjektive ausdrucksvoll sind, sie verschaffen bei den
Lesern einen genauen Eindruck über das Männerbild. Viele der untersuchten
Adjektiven gehören zur emotional gefärbten Lexik.
Insgesamt wurde 28 Anwendungsbeispiele (Beiwort + „Mann“)
gesammelt, die 5 semantische
Gruppen (Sachgruppen)
zugeordnet werden
können: Aussehen, Bewertung, Nationalität, Charakterzüge und
Gemütszustände, Alter.
1. Aussehen: gepflegt, unverschämt gut aussehend
40
43
2. Bewertung: groß, modern, charmant nett, klein, richtig, echt, wahr, der
begehrteste Mann (des Landes), trendbewusst
3. Nationalität: Deutschlands Mann
4. Charakterzüge und Gemütszustände: kein böser, glücklich, zurückhaltend,
wütend, selbstlos, schlau (+ der schlaueste), ambitioniert, kultiviert,
verweichlicht
5. Alter: jung, alt, älter, erwachsen, in die Midlife-crisis geratener
Am meisten treffende Schlüsselwörter sind folgende: gepflegt (6
Erwähnungen), groß (6 Erwähnungen), modern (5 Erwähnungen), jung (4
Erwähnungen), echt (3 Erwähnungen).
Daraus kann eine Schlussfolgerung
gezogen werden, dass solchen
Kategorien wie „Aussehen“, „Bewertung“, „Charakterzüge und
Gemütszustände“ im Magazin viel Wert beigemessen wird.
1. Wenn die Kategorie „Aussehen“ näher betrachtet wird, fällt es sofort
auf, dass sie nur zwei Wörter mit einer ausschließlich positiven Konnotation
umfasst. Diese Beschreibungen stimmen mit der Richtlinie des Magazins
überein. Im Magazin wird es mehrmals betont, dass der Mann auf sein Aussehen
achten muss:
„Heutzutage gehört es zum guten Stil, dass man sich pflegt, was in
Wahrheit heißt: dass man gut mit sich umgeht. Das ist die Basis“. (GQ
Deutschland, Juniausgabe S. 23)
„Es spricht nichts gegen einen älteren Anzug oder Schuh, solange man die
Sachen sorgsam behandelt. Gleiches gilt übrigens auch für den eigenen Körper“.
(GQ Deutschland, Septemberausgabe S. 169)
Es sind Beispiele für Propositionen, in denen eine Einschätzung über den
axiologischen Wert des Aussehens des modernen Mannes abgegeben wird. Es
ist interessant, dass solche Bezeichnungen für den Mann als hübsch oder schön
gar nicht vorkommen. Sie beziehen sich entweder auf die Sachen (die schönsten
44
Nebensachen der Welt: Schuhe, Kleidung, Accessoires 41; schöne Accessoires42)
oder auf die Frauen (schöne Frauen43).
2 . Die Kategorie „Bewertung“ ist von großem Interesse für die
Forschung, denn dank dem gesammelten Stoff kommen zum Vorschein nicht nur
die Wörter, die subjektive Meinung über einen bestimmten Mann verbalisieren,
sondern auch persönliche Eigenschaften und Verhaltensmuster, die zu einer
solchen Bewertung geführt haben. Das ist der Fall, wenn die Schlüsselwörter
unbedingt innerhalb des Kontextes untersucht werden müssen, damit die
Ergebnisse der Analyse sich als höchstens objektiv erweisen.
Das Wort „groß“ im Bezug auf „Mann“ kommt in jeder Ausgabe des
Magazins in der Rubrik „Gentleman. Mickypedia“ vor. Die Männer, über die
Micky Beisenherz erzählt, sind auf ganz verschiedenen Gebieten tätig:
Schauspieler, Musiker, Fußballspieler, usw. Auf jeden Fall ist die Rede von
öffentlichen Personen. Die im Mittelpunkt der Rubrik stehenden Männer werden
jedes Mal je nach dem Monat bezeichnet: Oktobermänner, Julimänner,
Augustmänner usw. Also, das Wort „groß“ kann in diesem Kontext als „durch
seine hervorragende Taten berühmt“ verstanden werden.
Das Wort „modern“ ist mehrdeutig. Duden Online schlägt 3 Definitionen
vor44, alle von ihnen können theoretisch im Bezug auf das Wort „Mann“
angewandt werden:
1. der herrschenden bzw. neuesten Mode entsprechend
2. a) dem neuesten Stand der geschichtlichen, gesellschaftlichen,
kulturellen, technischen o. ä. Entwicklung entsprechend; neuzeitlich, heutig,
zeitgemäß
b) an der Gegenwart, ihren Problemen und Auffassungen orientiert, dafür
aufgeschlossen; in die jetzige Zeit passend
3. der neuen oder neuesten Zeit zuzurechnen
41GQ Deutschland, Juliausgabe, S. 136
42GQ Deutschland, Juniausgabe, S. 62
43z. B. GQ Deutschland, Augustausgabe, S. 40
44http://www.duden.de/rechtschreibung/modern_neu_modisch
45
Die Belege aus dem Männermagazin haben gezeigt, dass bei der
Anwendung der Wortverbindung „moderner Mann“ jedes Mal verschiedener
Inhalt zum Ausdruck gebracht wird.
Im Interview sagt der Sportler und Schauspieler Ralf Moeller: „Sport
erzieht zu Disziplin – im Alltag und im Leben. [...] Es geht nicht darum, dicke
Oberarme zu haben, sondern sich selbst zu achten und sein Selbstbewusstsein zu
steigern. Diese Attribute zeichnen doch auch einen modernen Mann aus“. (GQ
Deutschland, Juliausgabe S.121)
Also, der moderne Mann ist derjenige, der Sport für seine Gesundheit
treibt und dadurch sein Selbstbewusst steigert. Dadurch wird verbalisiert, dass
der Mann ständig sowohl an seinem Körper, als auch an seinem Charakter
arbeiten muss.
Nico Hofmann sagt über den Schriftsteller Albert Ostermaier: „Albert
Ostermaier ist der Prototyp des modernen Mannes, überhaupt ist er der
modernste Mann, den ich kenne – mit einer kraftvollen Sprache, einem
hochsensiblen Wesen, viel weiblicher Intuition. Kurzum: Albert ist eine
Naturgewalt“. (GQ Deutschland, Augustausgabe S. 40). Dabei sollen die
Adjektive, die den Schriftsteller charakterisieren, beachtet werden: kraftvoll,
hochsensibel, weiblich. In dieser Aussage werden folgende Eigenschaften
hervorgehoben: Fähigkeit, die Gedanken in einer guten Sprache deutlich zu
äußern; ein hohes Grad an Sensibilität und eine entwickelte Intuition. Die Rede
ist also davon, dass der Mann natürlich sein muss. Diese Nominationen sind es,
die die beschriebene Gestalt in die moderne Vorstellung in der deutschen Kultur
über die Männlichkeit rücken: sprachbegabt, aber auch sensibel, einfühlsam.
Ein Softy, kurzum.
„WEM STEHT’S? [das Parfüm „Guido Maria Kretschmer“ ] Einem
modernen Mann mit weichem Herzen und unkonventioneller, roher
Maskulinität“. (GQ Deutschland, Augustausgabe S. 152)
46
„Jeder Gentleman hat auch etwas von einem Aristokraten: „Gentle“ leitet
sich vom französischen 'gentil' ab: „wohlgeboren“ Auch wenn Herkunftsfragen
für den modernen Mann keine Bedeutung mehr haben, passt der Handschuh
doch zu seiner verfeinerten Lebensweise“. (GQ Deutschland, Septemberausgabe
S. 168)
„Das Einsatzgebiet des Anzugs ist keineswegs auf das Geschäftsleben
beschränkt. Er ist das universell geeignete Kleidungsstück des modernen
Mannes“. (GQ Deutschland, Oktoberausgabe S.198)
In drei letzten Beispielen wird es nicht thematisiert, was unter der
Nomination „moderner Mann“ gemeint wird. Es muss aber angenommen
werden, dass das Wort „modern“ in der Bedeutung 2b zu verstehen ist.
Die oben angeführten Beispiele haben angegeben, dass die Inhaltsseite der
Wortverbindung „moderner Mann“ kontextbedingt ist. Darunter wird ein Mann
gemeint, der in der Gegenwart lebt und in diese Zeit sehr gut passt.
Die
Eigenschaften, über die er zu verfügen braucht, gehören zur inneren Welt, der
Weltanschauung, den Ansichten, dem Benehmen des Menschen. Es steht zu
erwarten, dass diese Wortgruppe sich im Zusammenhang mit Mode und
Aussehen auffindbar macht, aber es wurde nur ein Beispiel entdeckt, die diese
Annahme teilweise bestätigen kann. Im letzten Beispiel ist die Rede davon, dass
der Anzug ein universelles Kleidungsstück eines modernen Mannes ist. Dabei
wird es nicht behauptet, dass der Mann ihn immer tragen muss. Die Aussage gilt
als Ratschlag und liefert die Information, dass man der Anzug auch im
Alltagsleben tragen darf.
Wir können schließen, dass die Gestalt „moderner
Mann“ die Tendenz zur Konzeptualisierung in der deutschen Kultur ausweist.
Das Attribut „klein“ muss im Kontext analysiert werden:
„Bier in Deutschland – das war lange Getränk zum Saufen, anders als edle
Brände oder Weine, da für den großen Rausch des kleinen Mannes“. (GQ
Deutschland, Juliausgabe S. 81)
47
In diesem Fall wird unter der Wortgruppe „kleiner Mann“ eine
durchschnittliche, einfache Person verstanden. Von Interesse ist die Tatsache,
dass hier eine genaue Gegenüberstellung zwischen diesem Männertyp und dem
potenziellen Leser des Magazins GQ zu verfolgen ist. Der Artikel berichtet über
besondere Sorten von Bier, die man „bewusst auswählt, so ähnlich wie beim
Wein“. Das ist nicht das Getränk, das „der kleine Mann für Rausch“ trinkt,
Exklusivität wird in diesem Fall unterstrichen. In der deutschen Kultur gibt es
den Archetyp „der kleine Mann“, aber das Magazin strebt nicht danach diese
Gestalt zu umreißen. Also, „der kleine Mann“ ist nicht der Männer-Typ von GQ
Deutschland.
Wenn wir die andere emotional gefärbte Lexik in dieser Kategorie näher
betrachten, kommt es zum Vorschein, dass die Wahrnehmung, die die Wörter
nett, charmant, der begehrteste hervorrufen, durchaus positiv ist. Die
Anwendungsbeispiele bestätigen diese Schlussfolgerung:
„Der Deutschgrieche ist ein netter, zurückhaltender Mann“. (GQ
Deutschland, Novemberausgabe S.70)
„Ein Duft für charmante, ambitionierte und kultivierte Männer“. (GQ
Deutschland, Novemberausgabe S. 208)
Über Elyas M'Barek: „der begehrteste Mann des Landes“. (GQ
Deutschland, Oktoberausgabe S. 57)
Vom besonderen Interesse für die Forschung sind die verbalen Ausdrücke
der Art „echt“-„nicht echt“, die in dem zu analysierenden Stoff durch die Wörter
richtig, wahr, echt vertreten sind. Sie alle sind zum Ausdruck der kategorischen
Behauptung angewandt, die alle Männer in zwei „Arten“
teilen, und zwar
„echte Männer“ vs. „nicht echte Männer“:
„Der richtige Mann hat gewonnen“. (GQ Deutschland, Septemberausgabe
S. 70) So sagt der Jurymitglied der Wahl zum „GQ Gentleman 2015“ Wayne
Carpendale über Adrian Wegner, der den Hauptreis gewonnen hat. Dabei wird
„Authentizität“ als wichtiger männlicher Charakterzug hervorgehoben: „Nur wer
48
authentisch ist, hat diese ganz besondere Anziehungskraft auf andere – füllt
einen Raum mit Persönlichkeit, ohne aufdringlich zu sein. Adrian, der „GQ
Gentleman 2015“, ist genau so ein Typ“.
Im Interview mit dem Schauspieler Sean Penn: „[Frage] Ist ein wahrer
Mann also selbstlos? [Antwort] Ich habe einen starken Sinn für Gerechtigkeit,
den lebe ich aus“. (GQ Deutschland, Juniausgabe S. 197)
Im Interview mit Hugh Jackman: „ [Frage] Was macht für Sie einen Mann
z u m echten Mann? [Antwort] Authentizität. Aber das gilt für Männer und
Frauen. Es existieren so viele Vorstellungen und Klischees darüber, wie ein
Mensch sein sollte. Ich habe mir früher Sorgen darüber gemacht, ob ich diesem
Bild entspreche. Zum Beispiel habe ich fünf Jahre lang nicht getanzt, nachdem
mich mein Bruder als Weichling und Schwuchtel beschimpfte weil ich
Tanzunterricht nehmen wollte. Damals wusste ich es nicht besser. Was immer
irgendjemand darüber sagen sollte, wie ein Mann sein soll oder was er tun oder
lassen sollte: Hör nicht drauf. Wenn du etwas tun willst, wenn du spürst, es
gehört zu dir, dann folge deinem Instinkt – und zieh es durch“. (GQ
Deutschland, Novemberausgabe S. 245)
„Ein echter Ehrenmann hat Manieren: Er ist pünktlich, er grüßt, er isst
seinen Teller nie als Erster leer. Und er macht kein großes Aufheben darum“.
(GQ Deutschland, Septemberausgabe S.169)
„Vom Vater haben wir das Cognactrinken gelernt. Vom Sohn, dem
Parfümgenie Kilian Hennessy, erfahren wir jetzt, wie herrlich dekadent echte
Männer riechen können: nach Rum, getrockneten Früchten, derbem Rap und
einer Insel“. (GQ Deutschland, Septemberausgabe S. 210)
Im Interview mit Sean Penn: „[Frage] Muss man in einem Krisengebiet
Menschen retten, um heute ein echter Mann zu sein?[Antwort] Ich tue das nicht,
um meine Männlichkeit zu beweisen.(GQ Deutschland, Juniausgabe S. 196)
Natürlich kann die Gegenüberstellung „der echte Mann“ - „der nicht
echte Mann“ nicht nur anhand der Schlüsselwörter analysiert werden. Es ist ein
49
zu komplizierter Begriff, der auch wie „der moderne Mann“ zur Konzeptuierung
tendiert. Aus Anwendungsbeispielen wird es klar, dass „der echte Mann“
bestimmten Regeln folgen muss, um so heißen zu dürfen, die Rede ist vor allem
von persönlichen Eigenschaften, die ihm unter den anderen auszeichnen:
Authentizität, Sinn für Gerechtigkeit, Manieren, angenehmer Duft. Das letzte
Beispiel scheint auf den ersten Blick anders als die anderen zu sein, aber es geht
wieder um Authentizität. Man muss immer natürlich sein, Männlichkeit braucht
nicht zur Schau gestellt zu werden. Selbstverständlich ist es kein vollständiges
Bild, aber es ist wichtig zu betonen, dass im Magazin ganz explizit so eine
radikale Bewertung vorkommt. Es ist aber von Relevanz, dass die Nominationen
der Art „ nicht echter Mann“, „nicht richtiger Mann“, „ nicht wahrer Mann“ im
Magazin nicht vertreten sind.
Von Interesse ist auch der Hinweis auf den Geschmack eines Mannes
bezüglich bestimmter Dinge. In der Oktoberausgabe ist die Wortgruppe
„trendbewusster Mann“ (S. 248) zu finden. Diese Aussage muss im Rahmen der
Antithese „richtiger Mann“- „nicht richtiger Mann“ betrachtet werden. Also, der
richtige Mann ist trendbewusst und soll aus den vorgeschlagenen Frisuren eine
für sich wählen. Im Kontext wird der Nebensinn der Aussage ganz deutlich:
„Diesen Herbst können trendbewusste Männer im Grunde nur zwischen zwei
Frisuren wählen: Scheitel oder Pony“. Man lässt keine Alternative zu. Wer als
„richtiger Mann“ gelten will, muss der exakten Anweisung folgen. Das Beispiel
veranschaulicht wie radikal das Magazin anfordert, dass bestimmte Tendenzen
anerkennt und verfolgt werden. GQ teilt die Männer nicht in zwei Gruppen:
„trendbewusster Mann“ und „nicht trendbewusster Mann“, das in dem Magazin
angewandte Attribut trendbewusst bezieht sich auf die ganze männliche
Leserschaft. Es ist angenommen, dass wer in sein will, muss mit dem Magazin
auch in Einzelheiten übereinstimmen, z.B. die nach der Meinung der
Zeitschriftredaktion aktuellste Frisur wählen.
50
3. In der Kategorie „Nationalität“ erwies sich nur eine Wortgruppe,
nämlich Deutschlands Mann: „Während regelmäßige Gesichtspflege unter
Deutschlands Männern noch ein Minderheitenthema ist, genießt die
Ganzkörperwäsche Priorität: Tägliches Duschen oder Baden rangiert noch vor
dem Deo und ist der Mehrheit sogar wichtiger als das Auto oder gar Sex“. (GQ
Deutschland, Juliausgabe S. 76)
Es ist bemerkenswert, dass in dieser Gruppe keine andere Beispiele
vorhanden sind. Das spricht aber nicht davon, dass Zugehörigkeit zur
Nationalität in der deutschen Gesellschaftskultur nicht wichtig ist, ganz im
Gegenteil. Das Beiwort deutsch bildet eine stehende Wortverbindung mit „Held“
und verfügt über starke Expressivität. Darüber wird im Abschnitt 4 der Analyse
eingehend berichtet.
4 . B e i d e r A n a l y s e d e r K a t e g o r i e „Charakterzüge und
Gemütszustände“ stellte es sich heraus, dass die meisten Attribute als positive
Eigenschaften eines Mannes präsentiert werden:
„Der Deutschgrieche ist ein netter, zurückhaltender Mann“. (GQ
Deutschland, Novemberausgabe S.70)
„Ein Duft für charmante, ambitionierte und kultivierte Männer“. (GQ
Deutschland, Novemberausgabe S. 208)
Tennisspieler Boris Becker im Interview: „Natürlich habe ich
Schuldgefühle, aber ich selbst sah mich nie als Helden. Ich tat Dinge, die ich zu
dem jeweiligen Zeitpunkt glaubte, tun zu müssen, also lebe ich damit. Ich bin
ein glücklicher Mann“. (GQ Deutschland, Septemberausgabe S. 108)
Im Editorial: „Dass er [Arnold Schwarzenegger] ein schlauer Mann ist,
zeigt wieder mal unser Interview. Er ist jetzt ein Agitator der Umweltbewegung,
ein Grüner“ (GQ Deutschland, Juliausgabe S.19)
Eine schlaue Frau wird immer den schlauesten Mann auswählen. Also
keinen Säufer, keinen Kifer, keinen Fixer“. (GQ Deutschland, Juliausgabe S.54)
51
Im Interview mit Sean Penn: „[Frage] Ist ein wahrer Mann also selbstlos?“
(GQ Deutschland, Juniausgabe S. 197)
Die kontextuelle Bedeutung des Wortes „selbstlos“ lässt sich durch Kontext
nicht eindeutig erklären. Die lexikographischen Daten aber lassen dieses Wort
als ein über eine positive Konnotation verfügendes einschätzen: „ nicht auf den
eigenen Vorteil bedacht; uneigennützig und zu Opfern bereit“45.
Das Wortgefüge „kein böser Mann“ ist anhand des Kontextes neutral
einzuschätzen:
Colin Farrel über seinen Vater: „Er war kein böser Mann“ . (GQ
Deutschland, Augustausgabe S. 33)
In diesem Fall wird dem Attribut keine
Nebenbedeutung beigemessen, es geht nur um sprachliche Wiederspiegelung der
objektiven Realität.
Die Wortgruppe „wütender Mann“
könnte als negatives Vorbild der
Männlichkeit wahrgenommen werden, was sich aber nicht bestätigt hat. Das
Wort „wütend“ taucht im Interview mit Sean Penn auf. An ihn wird eine Frage
gestellt, ob er „ein wütender Mann“ sei. (GQ Deutschland, Juniausgabe S. 197)
Interessant dabei ist nicht die Anwendung des Wortes „wütend“
im
Zusammenhang mit dem Wort „Mann“ , sondern der Akzent, der auf das
neutrale Wort „Mann“ gelegt wird, und zwar die Betonung des Geschlechts. In
diesem Kontext tritt das Wort „wütend“
in seiner primären Bedeutung auf,
nämlich „voller Wut, durch Wut erregt“ 46, die für die Forschung nicht von
Nutzen ist, außer der Annahme, dass Zorn ein männlicher Charakterzug ist, was
aber wegen des Mangels an Belegen nicht festgestellt werden kann. Auch
Synonyme des Wortes „wütend“ (z.B. ärgerlich, zornig) treten weder mit dem
Wort „Mann“ noch mit anderen untersuchten Nominationen auf.
Die Wortgruppe „verweichlichter Mann“
verfügt über eine negative
Konnotation, was sich aus dem Kontext schließen lässt. Das Attribut
verweichlicht kommt im Zusammenhang mit dem Wort Douchebag: „Es
45http://www.duden.de/rechtschreibung/selbstlos
46http://www.duden.de/rechtschreibung/wuetend
52
[Douchebag] ist auch ein Schimpfwort für verweichlichte Männer“ . (GQ
Deutschland, Septemberausgabe S. 67) Das ist aber ein einziges
Anwendungsbeispiel mit diesem Beiwort, mit anderen Bezeichnungen der
Person männlichen Geschlechts kommt es auch nicht vor. Daraus lässt sich
schließen, dass „der verweichlichter Mann“ kein Männertyp von GQ ist.
Also, solche Charakterzüge wie Selbstbeherrschung, Ehrgeiz,
Kultiviertheit, Schlauheit, Streben nach Glück und einigermaßen Selbstlosigkeit
gehören zur Basiseigenschaften von dem Mann des GQ-Typs (in der deutschen
Kultur), denn gerade diese Eigenschaften werden im Magazin hervorgehoben.
5. Die Wortverbindung „in die Midlife-crisis geratener Mann“ bezieht sich
auf dem von Adam Sandler gespielten Held des Filmes „Lack ist ab“ . Auf die
Frage, wie man auf solche Lebenssituation reagieren kann, antwortet der
Schauspieler folgenderweise: „Das Problem ist, dass man das nicht
vorverhandeln kann. Das ist ja eine Art Kontrollverlust, gegen den man sich nur
bedingt schützen kann“.
(GQ Deutschland, Juniausgabe S.39)
Das Wort
„Midlife-crisis“ taucht noch einmal im Interview mit Hugh Jackman auf, der
folgendes Kommentar gibt: „Sollte ich eine Midlife-Crisis gehabt haben, dann
habe ich nichts davon mitbekommen“. (GQ Deutschland, Novemberausgabe S.
244). Es ist ziemlich schwierig festzustellen, ob die Wortverbindung „in die
Midlife-crisis geratener Mann“
die für die Forschung relevante Information
beinhaltet. Wenn der Inhalt aller untersuchten Ausgaben in Betracht gezogen
wird, wird es klar, dass das Thema „Alterwerden“
sowie damit verbundene
Probleme nicht verschwiegen oder als was negatives dargestellt werden,
deswegen soll diese Wortverbindung sowie Beiwörter „alt“ , „jung“ , „älter“ im
Zusammenhang mit dem Wort „Mann“
wahrgenommen werden. Es
als Verbalisierung der Realität
wurde nicht beabsichtigt, dass diese Adjektive
durch Kontext einen Nebensinn erhalten.
53
Fazit: Die Analyse hat ergeben, dass die Nomination Mann, die als
häufigste Bezeichnung der Person männliches Geschlechts in GQ Deutschland
vorkommt, sehr positiv dargestellt wird. Es ist darauf zurückzuführen, dass das
Magazin diese Gestalt als grundliegende Basis der Männlichkeit betrachtet, d.h.
wenn die Rede von einem Mann ist, soll in meisten Fällen darunter der Mann
von GQ-Typ verstanden werden. Es gibt natürlich Ausnahmen, wie z. B. die
Nomination der kleine Mann. Aber es besteht eine Tendenz, die Gestalt „Mann“
im Kontext des untersuchten Magazins als übergreifende Kategorie zu
verstehen. Es wurde festgestellt, dass das Wort „Mann“ sich nicht nur auf das
Geschlecht der Person, sondern auch auf die Charakterzüge und Eigenschaften
bezieht, die dem „richtigen“ Mann in der deutschen Nationalkultur beigemessen
werden. Also, das völlig neutrale Wort bekommt schon einen Nebensinn bei
dessen Einsatz im Textgewebe. Diese Tendenz macht sich auch durch die
Auswahl der Schlüsselwörter bemerkbar. Fast alle untersuchten Beiwörter (die
Kategorie „Bewertung“ und „Nationalität“ stellen eine Ausnahme dar, denn es
immer erläutert werden muss, was unter dieser oder jener Aussage zu verstehen
ist) erhalten schon Information, mithilfe derer GQ Deutschland die Vorstellung
über das moderne Männerbild schafft: gepflegt, unverschämt gut aussehend,
kein böser, glücklich, zurückhaltend, selbstlos, schlau ambitioniert, kultiviert.
Es wurde auch festgestellt, dass zwei Nominationen der Art „Beiwort+
Mann“ zur Konzeptualisierung tendieren, nämlich moderner Mann und echter
Mann. Es steht zu betonen, dass im Magazin diese Gestalten sehr eingehend
beschrieben sind. GQ Deutschland strebt nach genauen Deskriptionen des
tradierten Männerbildes, deswegen sind in dieser Nationalversion des Magazins
sowohl umfangreiche Beschreibungen der als männlich dargestellte
Charakterzüge als auch aussagekräftige Attribute zu finden.
2) Junge
54
Ein Junge ist laut Duden Online 47 entweder ein Kind männliches
Geschlechts oder ein junger Mann. Im untersuchten Stoff wurden 15 Belege für
die erste Bedeutung gefunden und nur 9 für die zweite, wobei 6 Erwähnungen
sich auf ein und dieselbe Person beziehen. Es ist darauf zurückzuführen, dass
der Junge am meisten mit einem unreifen Mann assoziiert wird, deswegen wirkt
die Bezeichnung „der junge Mann“ neutraler und wird bevorzugt. Der Junge
muss noch ein Mann werden:
Mit 22 wechselte ich von meinem Heimatverein in San Sebastián zum FC
Liverpool und wurde beinahe schlagartig von einem Jungen zu einem Mann.
Xabi Alonso (GQ Deutschland, Juniausgabe S. 124.).
Der Junge ist am meisten klein (4 Erwähnungen), aber auch cool (1
Erwähnung), schlaksig (1 Erwähnung) und fantastisch (1 Erwähnung, so
bewertet der Vater seinen Sohn), bodenständig und sympathisch (1 Erwähnung).
„Er freut sich wie ein kleiner Junge“ . (GQ Deutschland, Juniausgabe S.
77 )
„Aber wenn man ihn [Colin Farrell] dann nach seiner allerersten
Schwärmerei fragt, kommt als Antwort Marilyn Monroe, die er als kleiner Junge
in „Manche mögen’s heiß“ gesehen hat“ . (GQ Deutschland, Juliausgabe S. 15 )
„als kleiner Junge“ (GQ Deutschland, Septemberausgabe S. 76)
„der kleine Junge lebt in mir“ (GQ Deutschland, Septemberausgabe S.
217)
„Ein Strauß-Poster klingt nicht nach einem coolen Jungen“
. (GQ
Deutschland, Augustausgabe S. 49)
„Es geht ihm sehr gut, er ist ein fantastischer Junge, und jeder seiner
Fortschritte erfüllt mich mit Stolz“ . (GQ Deutschland, Juliausgabe S. 33)
„ D e r schlaksige Afrikanerjunge“ .GQ Deutschland, Augustausgabe S.
149)
47http://www.duden.de/rechtschreibung/Junge
55
Über Fußballspieler Max Kruse: „Durchweg sympathisch und
bodenständig,
der Junge.“ (GQ Deutschland, Oktoberausgabe S. 48)
Es muss auch eine zusätzliche kontextbedingte Bedeutung des Wortes
„Junge“
ausgegliedert werden, nämlich „der Sohn“ , die nur in einem Fall
vorkommt: Danke, dass Sie meinen Jungen vor der schiefen Bahn bewahrt
haben. Laut dem Boxtrainer Ralf Hasenohr hört er solche Worte ziemlich oft
von den Eltern, deren Kinder er trainiert. (Augustausgabe S. 65)
Fazit: Die Nomination Junge ist die fünfhäufigste Bezeichnung der Person
männlichen Geschlechts, die in GQ Deutschland vorkommt (s. Anlage 2 ). Es
lässt sich aus den untersuchten Kontexten schlussfolgern, dass diese Nomination
in der primären Bedeutung angewandt wird. Auch die untersuchten Beiwörter
bestätigen diese These.
3) Gentleman
Die Nomination „Gentleman“ zeichnet sich durch eine deutliche positive
Konnotation aus. Das ist ein „Mann von Anstand, Lebensart und Charakter“ 48.
Das Wort ist völlig eindeutig. Insgesamt kommt dieses Wort 44 Mal vor und
wird von solchen Attributen begleitet: charismatisch, wahr, gelassen,
geschichtsbewusst, modern, echt.
Die Attribute charismatisch, gelassen und geschichtsbewusst gehören zu
der Gruppe der als männlich geltende Charaktereigenschaften. Zusammen mit
den analysierenden Nominationen mit dem Wort „Mann“ bilden sie den Kern
der Vorstellung über die Männlichkeit. Die untersuchten Beiwörter verfügen
über eine durchaus positive Konnotation:
„Unser Vergleich von neun willkürlich ausgewählten Menschenfischern
offenbart, wie unterschiedlich die Liga der charismatischen Gentlemen ist.“
(GQ Deutschland, Juniausgabe S. 57)
„Wie gelassen Gentlemen sein können, zeigten Colin Farrell und Markus
Söder in der Augustausgabe. Der Schauspieler hat seine wilden Jahre hinter sich
48Definition von Duden Online
http://www.duden.de/rechtschreibung/Gentleman
56
gelassen, und auch der CSU-Politiker gab sich als geläuterter Rebell“ .(GQ
Deutschland, Septemberausgabe S. 56)
„Der Gentleman
i s t geschichtsbewusst.“
(GQ Deutschland,
Septemberausgabe S. 169)
Einer eingehenden Analyse sind folgende Attribute zu unterziehen:
modern, wahr, echt. Es ist festzustellen, ob die Gestalt des „modernen
Gentlemans“
mit der Gestalt des „modernen Mannes“
zusammenfällt.
Dieselben Ziele verfolgt die Untersuchung der Wortgruppen „wahrer
Gentleman“ und „echter Gentleman“ .
Die Redewendung „moderner Gentleman“ kommt im folgenden Kontext
vor:
„Die besten Berater des modernen Gentlemans. [...] In Fragen zu Stil und
Kleidung inspiriert die App Mr. Noble mit einem Guide durch die klassische
Herrenmode und täglich aktualisierten Posts zu Produkten und Looks. Hier
erhalten wir Tipps und Tricks vom Binden des Krawattenknotens bis hin zum
Wein-ABC – das digitale Taschenmesser des modernen Gentlemans. [...]Mit
diesen digitalen Beratern ist der moderne Gentleman in jeder Lebenslage perfekt
vorbereitet, stilsicher gekleidet und bestens informiert“. (GQ Deutschland,
Novemberausgabe S. 129)
Also, modern ist derjenige Gentleman, der die neuste technische Lösung
für das gute Aussehen benutzt. Das Bild ist einseitig und kann mit der Gestalt
„moderner Mann“ wegen des Mangels an dem Stoff nicht verglichen werden.
Der Kontext der Wortgruppe „echter Gentleman“ und „wahrer Gentleman“
sieht folgenderweise aus:
„Mit 'Lortyn' haben Sie auch stilistisch ein gutes Blatt: Das noble
Kartenetui aus kratzfestem grauem Kalbsleder sorgt nicht nur mit drei
Steckfächern und einem Schubfach für Ordnung, sondern weist seinen Besitzer
mit dem schnittigen gelben Kontraststreifen, dem glänzenden Metalllogo und
57
dem seidenen Innenfutter als echten Gentleman aus“ . (GQ Deutschland,
Novemberausgabe S.235)
„Ein Anzug und der passende Duft dazu machen den echten Gentleman
doch erst aus.“ (GQ Deutschland, Oktoberausgabe S.42)
„Must-have für den wahren Gentleman – die Krawatte“ . (GQ Deutschland,
Juniausgabe S. 59)
„Nur wer unternehmerisch verantwortlich ist, ist ein wahrer Gentleman.“
(GQ Deutschland, Oktoberausgabe S. 121)
Die oben angeführten Beispiele zeugen von der Notwendigkeit der
materiellen Attributen, den „echten“
Gentleman zeichnen bestimmte
Statusdinge aus. Es steht aber zu betonen, dass dem wahren Gentleman auch die
Verantwortung für das Geschäft beigemessen wird.
Für die Forschung ist die Tatsache von Interesse, dass das Verhalten eines
Gentlemans streng reglementiert ist. Das Magazin gibt eine Reihe von Regeln,
wie sich der Gentleman verhalten soll. Diese Regeln sind pragmalinguistische
Mittel mit präskriptiver Funktion. Eine zusammengestellte Liste sieht
folgenderweise aus:
- Die Grundregel für Krawattenmuster ist ganz einfach: je formeller, desto
weniger. Wenn das Muster dasselbe wie das des Hemds ist – zum Beispiel beides
gestreift – sollten die Mustergrößen sich deutlich unterscheiden. Bei
unterschiedlichen Mustern gilt das Gegenteil, hier sollten die Größen möglichst
gleich sein. Wer so kombiniert, zeigt Geschmack und Kenntnis des Dresscodes
eines Gentlemans. (Juniaugabe, S. 59)
- Sommerzeit ist Urlaubszeit. Für den Gentleman bedeutet das auch: Zeit
für eine Reise! (Juliausgabe S. 77)
- Fast so schwer wie das Packen an sich ist die Suche nach einem
hochwertigen Koffer: Der Gentleman setzt dabei selbstverständlich nicht auf
Namen, sondern auf sein Gespür für Qualität. (Juliausgabe S. 77)
58
- Der Gentleman genießt und schweigt. Und freut sich, dass der Effekt ein
paar Monate lang anhalten soll. Die Unterspritzerszene wächst. Der Artikel
über den positiven Effekt der Unterspritzung mit Hyaluronsäure. (Juliausgabe S.
151)
- Er macht nicht auf Gentleman, er ist einer. Über Adrian Wegner, den
Sieger von „GQ Gentleman 2015“ (Septemberausgabe S. 70)
- Es gibt Menschen wie George Clooney und Sean Connery und eben
Constantin Schreiber, die allein wegen ihres guten Aussehens als Gentlemen
gelten. Doch bei Constantin kommt eine profunde Bildung hinzu. Der polyglotte
Journalist sammelte dennoch seine wichtigen Erfahrungen im Leben oft auch an
den Rändern desjenigen, was wir als „Brennpunkte des Weltgeschehens“
bezeichnen. (Septemberausgabe S. 72)
- Darüber hinaus verfügt er über eine weitere Gentleman-Qualität, in
deren Genuss jeder kommt, der mit ihm zu tun hat: Er gibt dir das Gefühl, du
bist vollkommen okay. (Septemberausgabe S. 72)
-
Jeder Gentleman hat auch etwas von einem Aristokraten.
(Septemberausgabe S. 168)
- Auch wenn Gentlemen ihr Äußeres ständig im Blick behalten – sich in den
Mittelpunkt zu stellen oder mit teuren Markenprodukten herumzuprotzen, ist
ganz schlechter Stil. (Septemberausgabe S. 169)
- Der Gentleman ist geschichtsbewusst. Trotzdem speist sich sein
Stilrepertoire nicht nur aus der Vergangenheit. Nur wer sich ändert, bleibt sich
treu. (Septemberausgabe S. 169)
- Dass ein Gentleman die Uhrzeit nicht (nur) vom Smartphone abliest,
versteht sich eigentlich von selbst. Ebenso, dass am Handgelenk ein
mechanisches Werk ticken sollte, am besten aus der Schweiz oder aus
Deutschland. (Septemberausgabe S. 170)
- Ein Gentleman schätzt das Alte, ist aber immer gespannt aufs Neue.
(Septemberausgabe S. 171)
59
- Ein Anzug und der passende Duft dazu machen den echten Gentleman
doch erst aus. (Oktoberausgabe S. 42)
- Ein Gentleman ist stets gut informiert. Das galt früher ebenso wie heute.
(Novemberausgabe S. 135)
- Mit diesen digitalen Beratern ist der moderne Gentleman in jeder
Lebenslage perfekt vorbereitet, stilsicher gekleidet und bestens informiert.
(Novemberausgabe S. 135)
Kurzum, der Gentleman muss stilistisch gekleidet sein, aber sich nicht
durch teure Marken auszeichnen. Eine gute Uhr (schweizerische oder deutsche)
ist ein Muss. Es ist wichtig, dass der Gentleman auf sein Äußeres hält, aber nicht
jedem erzählt, welche Tricks er anwendet um gut auszusehen. Er muss Herr der
Lage sein, was voraussetzt, dass der Gentleman immer über die aktuellste
Information verfügt. Der Gentleman legt einen großen Wert auf die
Vergangenheit, ist aber immer bereit etwas Neues auszuprobieren.
Fazit: Es könnte eine Hypothese aufgestellt werden, dass Anforderungen an
Gentlemans viel höher sind als an Personen, die als „Männer“
bezeichnet
werden. Aber diese zwei Begriffe bilden keine Hierarchie, sie sind kontextuelle
Synonyme. Der Mann von GQ-Typ ist vor allem Gentleman. Und jeder „echter“
Gentleman gehört automatisch zur Zielgruppe des Magazins und wird auf
dessen Blättern vielseitig abgebildet. Deswegen lässt es sich schlussfolgern, dass
die Nominationen der Art „Beiwort + Gentleman“ keinesfalls den Ergebnissen
der Analyse von Nominationen mit „Mann“
widersprechen, sondern sie
erweitern und vertiefen.
4) Typ
Duden Online gibt folgende Definition des Wortes „Typ“:
„(umgangssprachlich) [junge] männliche Person, zu der eine irgendwie
persönlich geartete Beziehung besteht, hergestellt wird“ 49. Also, der Gebrauch
49http://www.duden.de/rechtschreibung/Typ
60
von diesem Wort bringt immer eine persönliche Einstellung zur Person zum
Ausdruck. Nicht zufällig ist die Tatsache, dass sich diese Bezeichnung am
meisten in Interviews, Autorenrubriken und Kommentaren der Leserschaft
auffindbar gemacht hat. Insgesamt kommt das Wort „Typ“ in der aktuellen
Bedeutung 32 Mal vor. Es wurden 13 Beispiele der Attribute, die im
Zusammenhang mit diesem Wort stehen, gesammelt, die drei Sachgruppen
zugeordnet werden können:
1. Aussehen: hässlich, hübsch
2. Bewertung: super, geil, nett, altmodisch,(ganz) gewöhnlich
3. Charakterzüge und Eigenschaften: talentiert, lustig, devot, selbstsicher,
ängstlich, stark
1. Anhand des Kontextes wird es klar, dass das Wort Typ die Aussage
kräftiger und emotional gefärbt macht:
Im Interview mit Gene Simmons: „Die hässlichsten Typen, die mehr Geld
haben, kriegen die besseren Frauen als die hübschen Typen, die pleite sind.
Liebe hin oder her.“ (GQ Deutschland, Juliausgabe S. 54)
Die Beiwörter hässlich und hübsch stellen eine Antithese dar, liefern aber
keine Information über das moderne Männerbild.
2. Aus der Analyse der Beispiele folgt, dass die Attribute, die zur
Kategorie „Bewertung“
gehören, werden im Text für den Ausdruck der
Bewunderung bezüglich bestimmter Personen angewandt:
Ein Leser über den Titelmann der Maiausgabe Christoph Waltz: Super Typ,
super Cover! (GQ Deutschland, Juniausgabe S. 28)
Der Leser über Sean Penn: „Sehr fein, einer der wenigen echten
Charaktertypen!“
Über Roger Federer: „Bei allem Ehrgeiz als Sportler ist er als
Privatmensch sehr gelassen und zugänglich – einfach ein geiler Typ“ . (GQ
Deutschland, Juliausgabe S. 38)
61
Das Wort altmodisch soll im Kontext als „nicht mehr der herrschenden
Mode, dem Zeitgeschmack entsprechend“ 50 verstanden werden:
Schauspieler Gary Oldman sagt: „Wenn es um Filme geht, bin ich ein
altmodischer Typ“ . (GQ Deutschland, Septemberausgabe S. 78)
Anhand des Kontextes kann eine Schlussfolgerung gezogen werden, dass
dieses Beiwort über eine positive Konnotation verfügt und bringt die Idee zum
Ausdruck, dass Aufbewahrung der alten Tradition männlich ist (vgl.
geschichtsbewusster Gentleman).
Von Interesse ist die Tatsache, dass das Attribut gewöhnlich im Text als
ein über die positive Konnotation verfügende Wort agiert:
Über Elyas M'Barek: „ein ganz gewöhnlicher Typ“ .(GQ Deutschland,
Oktoberausgabe S. 67)
Es wird unterstrichen, dass der Schauspieler ganz normal ist und wird
durch keine Besonderheit auffallend („Der Mann ist ein Normalo, mit
bescheidenen Wünschen, alltäglichen Hobbys und traditionellen Werten“ , S.
61). Der Eindruck wird durch die Anwendung des Attributs gewöhnlich mit der
Zusammensetzung Durchschnittstyp ganz deutlich (S. 70). Das Magazin bemüht
sich dem Leser die Information zu übermitteln, dass der berühmte Schauspieler
„einer von uns“
ist. Deswegen wird das Attribut gewöhnlich positiv
aufgenommen.
3. Es muss im Voraus angedeutet werden, dass nicht alle Beiwörter, die im
Rahmen dieser Kategorie untersucht werden, sich auf die Männer von GQ-Typ
beziehen. Sie bringen aber die Nebenbedeutung der Nomination Typ zum
Vorschein, nämlich persönliche Einstellung zum behandelnden Objekt:
Im Ergebnis eines Persönlichkeitstestes: „Als devoter Typ stehe ich eher
auf harte Ansagen“ . (GQ update, S. 5; Anlage zur Septemberausgabe)
„Wieso wollten Sie als ängstlicher Typ ausgerechnet Filmschauspieler
werden?“ (GQ Deutschland, Novemberausgabe S. 245)
50http://www.duden.de/rechtschreibung/altmodisch
62
Die restlichen Beispiele mit Nominationen „Beiwort + Typ“ bereichern
die Analyse der Vorstellungen über die Männlichkeit, können aber selbstständig
ohne Einbeziehen der anderen erforschten Bezeichnungen nicht untersucht
werden, denn auch in unten angeführten Beispielen übt das Wort Typ seine
Hauptfunktion, nämlich Ausdruck der persönlichen Einstellung zum
benennenden Objekt:
Fußballspieler Max Kruse sagt: „Zu 80 Prozent war ich der talentierte,
lustige Typ, nur 20 Prozent waren Arbeit. So kann man nicht wirklich erfolgreich
sein, geschweige denn, um Titel spielen oder Nationalspieler werden“ .(GQ
Deutschland, Septemberausgabe S. 88)
Alicia von Rittberg: „Ich würde so gern richtig extreme Reisen machen
und an gefährliche Orte fahren – aber da wird es als Frau allein manchmal etwas
schwieriger. Dann muss halt doch immer ein starker Typ mitkommen“ .(GQ
Deutschland, Augustausgabe S. 117)
„Wem steht’s? [die Frisur] Wirklich selbstsicheren Typen, denen es nichts
ausmacht, in der Bar auch mal von fremden Frauen angesprochen zu werden“ .
(GQ Deutschland, Oktoberausgabe S. 248)
Von Interesse für die Forschung sind im Magazin vorkommende
Zusammensetzungen mit dem Wort Typ, die männliche Personen benennen,
nämlich Charaktertyp und Do-it-yourself-Typ.
„Wir brauchen mehr Charaktertypen? Bitte. GQ zeigte in der Juniausgabe
gleich einige davon: Sean Penn sprach über seinen Einsatz in Kriegsgebieten,
Xabi Alonso erklärte, wie man auch als leiser Mensch ein Leader sein kann, und
NBAProf Dennis Schröder lud uns nach Hause ein und erzählte uns, wie man
sich als Dirk Nowitzkis Erbe fühlt“ . (GQ Deutschland, Juliausgabe S. 24)
Thore Schölermann: „Es verging kein Tag, an dem es nichts zu tun gab.
Mein Vater war ein Do-it-yourself-Typ, wir machten alles selbst“. (GQ
Deutschland, Augustausgabe S. 73)
63
Fazit: Die Nomination Typ wird für die Bezeichnung der Person
männliches Geschlechts in den Fällen im Text einbezogen, wenn es einerseits
beabsichtigt wird, der Aussage Emotionalität beizulegen, andererseits die
persönliche Einstellung zur Person zu äußern. Die Beispiele mit Beiwörtern
haben gezeigt, dass die dadurch zum Ausdruck gebrachte Einstellung positiv
und negativ sein kann. Für das moderne Männerbild ist vor allem wichtig, wie
das Magazin selbst die Männer einschätzt, die mit Typ bezeichnet werden. Bei
der Analyse wird es klar, dass sich die Beiwörter altmodisch, gewöhnlich,
talentiert, lustig, selbstsicher, und stark sowie die Zusammensetzungen Do-ityourself-Typ und Charaktertyp auf die Männer von GQ-Typ beziehen.
5) Kerl
Das Wort „Kerl“ wird im Duden Online im Bezug auf das untersuchte
Thema folgenderweise definiert:
1a (umgangssprachlich) männliche Person, Mann, Bursche
2 (durch bestimmte [positive Charakter]eigenschaften charakterisierter)
Mensch
Im Magazin kommt dieses Wort 13 Mal vor und wird durchaus als positive
Bezeichnung der Person angewandt. „Kerl“ steht im Zusammenhang mit
folgenden Beiwörtern: sympathisch, sympathisch wirkend, zufrieden, groß, nett,
smart, selbstbewusst.
(1)Im Interview mit dem Spin-Doctor Klaus Kocks: „[Frage] Vielleicht
doch, weil er ein netter Kerl ist? [Interview]Vergessen Sie’s. Die netten Kerle
tragen die Post aus, aber sitzen niemals im Chefsessel. Seien Sie böse!
Tabubruch ist Ihre Strategie, gehen Sie bis an die Grenze zur Beleidigung. Wer
Ruhm will, muss sich Neid verdienen und das Mitleid anderen überlassen“.
(GQ Deutschland, Juniausgabe S.57)
64
(2)„Über Max Kruse heißt es, er sei unbekümmert. Ein sympathischer Kerl
mit Humor und großer Klappe, der mit seiner direkten Art gern aneckt“ . (GQ
Deutschland, Septemberausgabe S.84)
(3)„Ein sympathisch wirkender blonder Kerl rempelt aus Versehen eine
Gruppe Skinheads an“ . (GQ Deutschland, Juliausgabe S.114)
(4)„Im Job schätzt man Sie als smarter Kerl“ . (GQ Deutschland,
Juliausgabe S.161)
(5)„Der Moderator von „The Voice Of Germany“ lebt in seiner Freizeit in
einer Holzhütte im Wald. Wer ihn besucht, der trifft einen zufriedenen Kerl, der
im Sauerland, da steht die Naturholz-Residenz, sägt, schraubt und hämmert“.
(GQ Deutschland, Augustausgabe S. 15)
(6)„Man hätte glauben können, dass so ein kleines, zierliches Persönchen
neben einem so großen Kerl, der im Film noch dazu reichlich dominant und
egoistisch ist, eher untergeht. Stattdessen war das Gegenteil der Fall“. (GQ
Deutschland, Augustausgabe S. 41)
(7)„...selbstbewusste Kerle, die zwischen Business und Freizeit nicht
unterscheiden“ . (GQ Deutschland, Oktoberausgabe S. 248)
Aus angeführten Beispielen lässt es sich schlussfolgern, dass das Wort Kerl
tatsächlich umgangssprachlich ist und wird in beiden Bedeutungen angewandt.
Aber für die Bezeichnung eines Mannes, der sich durch seine positive
Eigenschaften auszeichnet, wird das Wort Kerl viel öfter eingesetzt (Beispiele
1,2,3,4,5,7). Die innere Semantik des Wortes wird bei dem Gebrauch der
Beiwörter verstärkt. In der ersten Bedeutung tritt Kerl nur im Beispiel (6) auf.
Fazit: Der Gebrauch des Wortes Kerl zeugt davon, dass es beabsichtigt
wird ein bestimmtes Ziel zu erreichen, dem Wort wird der Nebensinn beigelegt:
der Kerl ist ein Mann, den Mitmenschen wegen verschiedener Gründe
sympathisch finden. Kerl ist umgangssprachlich und wird nicht so oft in den
Texten des Magazins einbezogen. (s. Anlage 1 )
65
6) Held
Im Wörterbuch ist folgende Definition des Wortes „Held“ zu finden51:
1.
a. (Mythologie) durch große und kühne Taten besonders in Kampf
und Krieg sich auszeichnender Mann edler Abkunft (um den
Mythen und Sagen entstanden sind)
b. jemand, der sich mit Unerschrockenheit und Mut einer schweren
Aufgabe stellt, eine ungewöhnliche Tat vollbringt, die ihm
Bewunderung einträgt
c. jemand, der sich durch außergewöhnliche Tapferkeit im Krieg
auszeichnet und durch sein Verhalten zum Vorbild [gemacht] wird
.
2. (DDR) jemand, der auf seinem Gebiet Hervorragendes, gesellschaftlich
Bedeutendes leistet
.
3. männliche Hauptperson eines literarischen o. ä. Werks
Im Kontext des Magazins kommen nur zwei Bedeutungen vor : 1b und 3.
Die dritte Bedeutung wird aus der Analyse ausgeklammert, denn sie dem
Forschungsobjekt, nämlich Bestimmung der Vorstellungen von Männlichkeit,
die das Magazin vertritt, nicht entspricht.
Das Wort „Held“ in der ersten Bedeutung kommt .... mal vor und wird
von folgenden Attributen begleitet: deutscher, nahbarer, einer der ganz wenigen.
Es ist zu unterstreichen, dass die Beiwörter über eine positive Konnotation
verfügen und gehören zur Kategorie der Bewertung:
„Boris Becker könnte sein Comeback als deutscher Nationalheld in
gleicher Proll-Klamotte feiern. [...]Es scheint so, als hätte der Trainer Becker die
Lachnummer Boris, zu der der Nationalheld eine Zeitlang verkommen war,
getilgt.“ (GQ Deutschland, Septemberausgabe S. 104)
„Becker wurde mit diesem einen, seinem ersten Grand-Slam-Sieg zur
Tennislegende, er war ein deutscher Held, ehe seine Sportlerkarriere überhaupt
51http://www.duden.de/rechtschreibung/Held
66
richtig begann. [...]es fällt ihm leicht, der nahbare Held zu sein; er ist
ausgeglichen“ . (GQ Deutschland, Septemberausgabe S. 107)
„Deutscher Held. Der Cover-Mann der Oktoberausgabe? Ist von Beruf
Deutschlands größter Filmstar. Zugleich steht Elyas M’Barek für eine ganze
Generation von Einwandererkindern“ .( GQ Deutschland, Juliausgabe S. 163)
Schauspieler Gary Oldman: „Einer der ganz wenigen Helden in meinem
Leben ist Peter Sellers.“ (GQ Deutschland, Septemberausgabe S. 78)
Es ist von Interesse, dass die Gestalt „deutscher Held“
zur
Konzeptualisierung tendiert. Es wird aber unterstrichen, dass der Mann, der als
„Held“ bezeichnet wird, soll nicht zugeben, dass er derselben Meinung über sich
ist, z.B.:
Boris Becker sagt: „[...] ich selbst sah mich nie als Helden“ (GQ
Deutschland, Septemberausgabe S. 109)
Mit einer Negation tritt die Nomination Held nur einmal auf, und zwar
„Der englische Fußballer hat sich neue Haare transplantieren lassen und
gilt seitdem als mutiger Kämpfer gegen das früher Unvermeidliche. Für uns
hingegen ist er kein Held. Nein, es muss einmal gesagt werden: Männer mit
Toupet oder Haartransplantat sind Männer mit Selbstwertproblemen“. (GQ
Deutschland, Juliausgabe S. 163)
In diesem
Fall wird das Wort in der Bedeutung 1b angewandt und
verfolgt dem Ziel, das Verhaltensmuster im Bezug auf einen Aspekt des
Mannseins anzubieten.
Fazit: Die Nomination Held wird in den Texten von GQ im Bezug auf die
Männer angewandt, die sich durch ihren starken Charakter auszeichnen. Die
Männer, die in GQ Deutschland als Helden bezeichnet werden, gelten für die
Anderen als Vorbild, deswegen sind sie mit Attributen versehen, die die
Besonderheit der Personen betonen.
7) Herr
67
Das Wörterbuch52 definiert das Wort “ Herr„ folgenderweise:
1.
a. Mann (auch als übliche höfliche Bezeichnung für eine männliche
Person im gesellschaftlichen Verkehr)
b. gebildeter, kultivierter, gepflegter Mann
.
2.
a. titelähnliche, auch als Anrede verwendete Bezeichnung für eine
erwachsene Person männlichen Geschlechts
b.(gehoben) als Zusatz bei Verwandtschaftsbezeichnungen
a.
3.
a. jemand, der über andere oder über etwas herrscht; Gebieter;
Besitzer
b. jemand, der jemanden, etwas unter Kontrolle hat, beherrscht
.
(christliche Religion) Gott
Im Magazin tritt das Wort Herr in Bedeutungen 1a, 1b, 2a und 3b auf. Für
die Forschung sind aber nur die Bedeutungen 1a und 1b von Relevanz. Das Wort
in den erforschten Bedeutungen kommt im
Text 23Mal vor und wird von
folgenden Attributen begleitet: alt, älter u n d pfiffig. Das Wort älter in
Zusammenhang mit Herr kommt am meisten vor: zwei Mal. Es ist darauf
zurückzuführen, dass sich die Bezeichnung „Herr“ im Magazin GQ nicht auf
junge sondern auf ältere Männer bezieht, obwohl diese Tatsache aus der
Definition des Wortes nicht folgt. Deswegen kann behauptet werden, dass der
Gebrauch der Attribute, die auf Alter hinweisen als Verbalisierung der Realität
wahrgenommen werden sollen:
„Unten im Ortskern beginnt die Parade. Ein älterer Herr geht voran“ (GQ
Deutschland, Juliausgabe S. 116)
„Ein hochwertiger, in der Taille etwas schmaler gearbeiteter Zweireiher
sieht, mit den richtigen Accessoires gestylt, nicht nur bei älteren Herren
ziemlich gut aus und wirkt keinesfalls bieder“ .(GQ Deutschland,
Septemberausgabe GQ Update S. 26)
52http://www.duden.de/suchen/dudenonline/Herr
68
„Denn das, was mein alter Herr nicht verstanden hat, ist, dass am Ende
des Tages ein Kind nur geliebt werden will“ . (GQ Deutschland, Augustausgabe
S.33)
Es ist von großem Interesse, dass die Nomination alter Herr aus dem
letzten Beispiel, eine kontextbedingte Bedeutung hat, nämlich „Vater“ . Es kann
eine Parallele mit der russischen Sprache gezogen werden: in dieser Bedeutung
tritt die Nomination „старик“ (deutsch alter Mann) auf.
Die Bedeutung 1 b. „gebildeter, kultivierter, gepflegter Mann“
wird
besonders auffallend in dem nächsten Beispiel:
„...der in weißem Leinen gekleidete Herr von der Bundeskulturstiftung“ .
(GQ Deutschland, Oktoberausgabe S. 172)
Wie wir daraus schließen können, gehört das gepflegte Auftreten zu den
Basisregeln eines Herrn, denn jeder Mann, der als Herr bezeichnet wird, ist vor
allem ein Gentleman.
Eine der ständigen Rubriken des Magazins trägt den Namen „Herr der
Lage“, wo verschiede berühmte Männer, die schon im hohen Alter sind,
interviewt werden. Der Titel der Rubrik ist als Wortspiel zu verstehen. Herr der
Lage ist ein Mann, der die Situation im Griff hat. In diesem Fall wird unter dem
Wort „Herr“ ein älterer Gentleman gemeint.
Fazit: Es ist festzustellen, dass im Magazin das Wort Herr in erster Linie
für die Bezeichnung der älteren Person männlichen Geschlechts angewandt
wird. Von Relevanz ist auch die Tatsache, dass diese Nomination am meisten im
Zusammenhang mit den auf das Alter verweisenden Attributen steht, nämlich alt
und älter.
Die Nominationen, die in diesem Abschnitt analysiert wurden, bilden
keine Hierarchie untereinander, sondern ergänzen die Vorstellung von
Männlichkeit, die GQ Deutschland vertritt, d.h. alle Bezeichnungen werden in
bestimmten Kontexten mit bestimmten Zielen angewandt. Die Nomination
Mann muss zweierlei verstanden werden, denn einerseits ist es eine
69
Bezeichnung der Person männlichen Geschlechts, andererseits vereinigt das auf
den ersten Blick völlig neutrale Wort die Eigenschaften, die einem Mann von
GQ-Typ beigemessen werden, z.B. gepflegtes Aussehen oder Authentizität. Die
Gestalt von Gentleman vertieft das Männerbild und bringt die Idee zum
Ausdruck, dass jeder Mann von GQ-Typ vor allem ein Gentleman ist und eine
Reihe Regeln folgen soll, wodurch die präskriptive Funktion des Magazins zum
Vorschein kommt. Herr ist laut GQ ein Gentleman im hohen Alter, der von
anderen Männern wegen seiner Verdienste respektiert wird. Das Wort Junge
wird im Magazin in seiner primären Bedeutung angewandt, nämlich die Person,
die noch minderjährig ist. Diese Gestalt wird im Magazin nicht aktualisiert,
denn GQ orientiert sich auf erwachsene Männer. Nicht zufällig kommt diese
Bezeichnung fast ausschließlich in Interviews vor (wenn die erfolgreichen
Männer sich an ihre eigene Kindheit erinnern) und wird mit dem Beiwort klein
versehen. Die Nominationen Kerl und Typ werden mit ganz bestimmten Zielen
im Text eingesetzt. Das Wort Kerl hat eine positive Konnotation, die Auswahl an
den Attributen, die im untersuchten Magazin auffindbar ist, verstärkt diesen
Eindruck. Die Bezeichnung Typ bringt immer eine bestimmte Einschätzung des
Sprechenden zum Adressaten zum Ausdruck. Deswegen ist es gerechtfertigt,
dass gerade diese Nomination mit Attributen aus der Kategorie Bewertung
angewandt wird.
Bezeichnungen der Person männlichen Geschlechts in GQ Russland
1) Мужчина
In der russischen Version des Magazins kommt das Wort «мужчина»
(„Mann“ ) als Bezeichnung der Person männlichen Geschlechts am meisten vor,
obwohl es sich beim Vergleich des prozentualen Verhältnisses der Häufigkeit
dieses Wortes mit der Angaben des deutschen Magazins herausgestellt hat, dass
im russischen Magazin die Zahl viel niedriger ist: 41,8% gegen 59% in GQ
Deutschland (s. Anlage 2)
70
Im Wörterbuch von Ozhegow S.I. 53 wird das Wort «мужчина»
folgenderweise definiert:
1. Die Person, die der Frau als Vertreter des anderen Geschlechts
gegenübergestellt wird;
2. Die erwachsene Person im Unterschied zu dem Jungen
Es steht zu unterstreichen, dass im ersten Teil der Definition das Wort
„Frau“ («женщина») auftaucht: der Mann ist die Person, die „nicht Frau“ ist.
Es ist von Interesse, dass diese Gegenüberstellung im untersuchten Magazin
(sowohl in GQ Deutschland als auch in GQ Russland) deutlich zu verfolgen ist,
und vor allem auf dem visuellen Niveau. Wenn ein Mann dargestellt wird, trägt
er am meisten einen Anzug und wirkt ernsthaft und repräsentativ. Die Frauen
sind entweder nackt oder in der Unterwäsche zu sehen. Sie werden als
Verführerinnen dargestellt.
Auf dem sprachlichen Niveau kommt der Unterschied zwischen Mann
und Frau dadurch zum Ausdruck, dass immer wieder Beiwörter im Bezug auf
Frauen verwendet werden, die an ihr Äußeres appellieren: schöne Frau,
красивая
женщина,
худенькая
женщина,
сексуальная
женщина,
соблазнительная и очень женственная девушка, красавица, прекрасная
фемина.
Insgesamt wurde 23 Beiwörter gesammelt, die sich auf das Wort
«мужчина» in der ersten Bedeutung beziehen. Die zweite Bedeutung kommt im
Magazin vor, wird aber von keinen Attributen begleitet, deswegen wird sie in
diesem Abschnitt nicht analysiert. Es werden fünf Kategorien ausgegliedert:
1) Aussehen: невысокий, мужчина кавказской внешности, загорелый,
атлетичный, усатый
2) Nationalität: русский
3 ) Bewertung:
настоящий, состоявшийся, успешный, интересный,
известный. влиятельный, состоятельный
53http://ozhegov.textologia.ru/definit/muzhchina/?q=742&n=187215
71
4)Charakterzüge und Gemütszustände: суровый, тихий, сосредоточенный,
уверенный, сильно нетрезвый, решительный, здоровый, собранный
5) Alter: взрослый, молодой
1)Das Äußere eines Mannes spielt eine große Rolle für seine
Selbstbewertung. Es gibt eine Reihe von Regeln, die jeder Mann von GQ-Typ
einzuhalten braucht. Eingehend wird dieses Thema im nächsten Abschnitt
beschrieben. Die Analyse der Schlüsselwörter kann nur eingeschränkt einen
Beitrag auf diesem Gebiet leisten, denn es sich nur zwei Beispiele auffindbar
gemacht haben und nur eines davon ist wirklich für die Forschung von
Relevanz, nämlich:
«Глубокий, насыщенный аромат. [...] Видится образ загорелого,
атлетичного мужчины в белой шляпе». (GQ Russland, Juniausgabe S.63)
Insgesamt lässt es sich schlussfolgern, dass die in dieser Aussage zum
Ausdruck gebrachte Gestalt im großen und ganzem mit dem Erscheinungsbild
eines Mannes von GQ-Typ übereinstimmt, das vor allem einen muskulösen
Körper, gepflegte Haut und einen guten Geschmack in Sachen voraussetzt.
Das nächste Beispiel bezieht sich auf die Tasche, auf der Männer mit dem
Schnurrbart abgebildet sind. Für die Forschung ist dieses Erscheinungsbild nicht
relevant, denn es die italienischen Männer betrifft:
«На самом деле эти усатые мужчины - отцы, дяди и братья большой
и, безусловно, модной семьи». (GQ Russland, Novemberausgabe S. 34)
Die Attribute невысокий u n d кавказской внешности liefern keine
Information über Vorbilder der Männlichkeit und werden im Text nur für die
Wiederspiegelung der Realität eingesetzt.
2)Erstaunlicherweise wird die Gestalt von dem russischen Mann (русский
мужчина) nur durch ein Anwendungsbeispiel vertreten, das die Forschung in
die Verlegenheit gebracht hat:
72
Im Interview mit dem italienischen Designer Rocco Pistolesi: «[Frage] И
что вы думаете о русских мужчинах? [Antwort] Обычно я встречаю умных
и воспитанных. Но часто думаю о том, что им не помешало бы больше
думать о женщинах. Простые жесты - открыть дверь, подарить цветы. Это
несложно». (GQ Russland, Juliausgabe S. 21)
In der russischen Kultur gilt es als männlich, den Frauen Hof zu machen,
diese Gepflogenheit gehört in der Gesellschaft zum guten Ton. Es mangelt aber
an der von GQ Russland zur Verfügung gestellten Information, um genau zu
sagen, welcher Meinung die Redaktion ist, denn dieses Thema wird im Magazin
nicht aktualisiert. Die veröffentliche Einstellung wurde von einem Ausländer
geäußert, was viel Subjektivität voraussetzt. Außerdem wird Pistolesis Antwort
von GQ gar nicht kommentiert. Also, die Frage bleibt offen.
3)
Die Kategorie der Bewertung ist von großem Interesse für die
Forschung, besonders weil das Wort настоящий durch die Häufigkeit des
Vorkommens (zweimal) im Text besonders auffällt. Um zu verstehen, welche
Eigenschaften dem echten Mann («настоящий мужчина») zugeschrieben
werden, muss der Kontext einer ausführlichen Analyse unterzogen werden:
«[...]крайне любопытные воспоминания о том, как художники вроде
Поллока, искренне считая свои занятия недостойными настоящего
мужчины, компенсировали это как умели и потому вели себя в обычной
жизни как скоты.» (GQ Russland, Juniausgabe S. 68)
Im Interview mit der Schauspielerin Léa Seydoux: «Еще мне страшно
было играть с Дэниелом, потому что он такой... Ну он выглядит как
настоящий мужчина, а я какая-то мелкая, не пойми что - то ли девочка, то
ли мальчик». (GQ Russland, Novemberausgabe S. 102)
Wie wir sehen, wird es nicht kontextualisiert, was unter der Wortgruppe
настоящий мужчина zu verstehen ist. Unsere Vermutung besteht darin, dass
das Magazin es für unnötig hält, die Gestalt von настоящий мужчина genau zu
beschreiben, weil sich schon in der Kultur ein bestimmtes Verhaltensmuster
73
herausgebildet hat, nach dem der Grad der „Echtheit“ eines Mannes gemessen
wird.
Die anderen Attribute, die derselben Kategorie zugeordnet wurden sind
folgende: состоявшийся, успешный, интересный, известный. влиятельный,
состоятельный.
Es ist von Interesse, dass einige untersuchten Beiwörter in einer
semantischen Gruppe in der Kategorie der Bewertung vereinigt werden können,
und zwar „Reichtum“ , z.B.:
«Аромат для состоявшихся мужчин тридцати пяти лет - эдаких
респектабельных плейбоев». (GQ Russland, Juniausgabe S.63)
«[...]продажи вертолетов (во всем мире популярных у успешных
мужчин) у нас оставались на удивительно низком уровне». (GQ Russland,
Juniausgabe S.143)
GQ Russland verbindet der Erfolg mit dem Wohlhabendsein, deswegen
weisen die auf den ersten Blick mit dem Begriff des Reichtums nicht zu tun
habenden Anwendungsbeispiele doch den unmittelbaren Zusammenhang mit
diesem Thema auf. Diese Tatsache springt sofort ins Auge bei der Betrachtung
des zweiten der oben angeführten Zitate. Die Hauptidee der Aussage besteht
darin, dass sich успешный мужчина („erfolgreicher Mann“ ) einen privaten
Helikopter leisten kann, was auf die materielle Lage der gemeinten Figur
hinweist.
In dem nächsten Beispiel wird diese Botschaft explizit zum Ausdruck
gebracht. Das Wort состоятельный bedeutet „wohlhabend“ :
«Все песни в альбоме - London by Night, Autumn ill New York, April ih
Paris, Brazil, Blue Hawaii - посвящены романтике дальних странствий и
рисуют открыточную картинку Земли как большого луна-парка для
состоятельных мужчин и их сногсшибательных спутниц». (GQ Russland,
Oktoberausgabe S. 95)
74
Die geschaffene Gestalt eines Mannes von GQ-Typ wird durch die
anderen Attribute aus dieser Reihe ergänzt:
«Британские знаменитости (Том Хиддлстон и Дэвид Бекхэм) сделали
жилет от костюма-тройки самостоятельной частью своего образа. Вслед за
ними этот прием решили использовать и известные мужчины по другую
сторону океана». (GQ Deutschland, Septemberausgabe S.104)
«Идеальное средство для достижения этого приятного эффекта двубортный пиджак, синоним власти, зрелости и успеха. Причем не так
важно, где вы его носите - в офисе или на вечеринке, - он всюду делает вас
самым влиятельным мужчиной». (GQ Russland, Oktoberausgabe S.59)
Das Wort известный ist in diesem Kontext völlig neutral und lässt sich
als „berühmt, allen bekannt“ definieren. Von Relevanz ist die Tatsache dass
Einfluss und Aussehen als voneinander abhängige Kategorien präsentiert
werden. Allgemein kann es behauptet werden, dass dem Äußeren eines Mannes
viel Wert beigemessen wird, deswegen scheint uns logisch,
das die Macht
(Einfluss) im engen Zusammenhang mit gepflegtem Auftreten steht.
Wenn wir einen Rückblick
auf die für das Wort Mann durchgeführte
Analyse werfen, fällt es sofort auf, dass zu der Kategorie „Bewertung“ ganz
andere Attribute gehören. In GQ Deutschland wird die Aufmerksamkeit auf
andere Dinge gelenkt, der Mann wird anhand seiner Taten und Verhalten
beurteilt. Die eigentliche Konnotation der Bewertung lässt sich erst im Kontext
entziffern (z.B. die Gestalt von modernem Mann), das Thema „Geld“ kommt
dabei gar nicht in Frage.
4) Das Attribut суровый kommt im Magazin mit der Nomination Mann am
meisten vor (dreimal). Deswegen ist es für die Forschung wichtig festzustellen,
was darunter im untersuchten Kontext zu verstehen ist.
Das Wort суровый kann unterschiedlich definiert werden. Das Wörterbuch
gliedert 5 Bedeutungen aus54 und nur 2 davon können im Bezug auf Person
angewandt werden:
54http://enc-dic.com/ozhegov/Surovyj-34666.html
75
1 (3) mürrisch, verärgert;
2 (4) sehr streng, ernsthaft
Bei der Betrachtung des untersuchten Wortes im Kontext kommt es zum
Vorschein, dass es in beiden Bedeutungen auftritt. Das Wort «суровый» im
Zusammenhang mit dem Wort „Mann“ kommt nur in zweiter Bedeutung vor
und wird positiv wahrgenommen:
«Сотрудник посольства - невысокий, собранный, суровый мужчина
кавказской внешности - озвучивает инструктаж». (GQ Russland, Juliausgabe
S. 130)
«Зная про любовь дизайнерского дуэта к своему сицилийскому
прошлому, можно подумать, что суровые мужчины, украсившие
аксессуары из коллекции Dolce & Gabbana, - представители одного из
мафиозных кланов.» (GQ Russland,, Novemberausgabe S. 34)
«Даже очень суровые мужчины готовы прощать себе некоторые
изъяны». (GQ Russland,, Juniausgabe S. 160)
Суровый ist das Adjektiv, dass sich auf „männliche“ Männer bezieht und
eine tendenzielle Kookurenz zeigt. Seine Kombinierbarkeit (Kookkurenz) mit
anderen Substantiven veranschaulicht diese These: «суров ая силовая
подготовка» , «суровый,
мускулистый C a d i l l a c » . Dadurch wird die
linguokulturell bedingte
Bedeutung des Adjektivs im Kontext des
Männermagazins hervorgehoben, wenn man auch die Semantik berücksichtigt
СУРО́ВЫЙ55, суровая, суровое; суров, сурова, сурово.
1. Грубый, неотделанный, небеленый. Суровое полотно. Суровые
нитки. Суровая ткань.
2. Холодный, неблагоприятный для жизни, существования. Суровый
климат. Суровая зима. Суровая природа севера. Суровый край.
3. перен. Сумрачно-серьезный, строгий, угрюмый. «Суровый Дант
не презирал сонета.» Пушкин. «И присмирел наш род суровый.»
Пушкин. «Он застал Маркелова в том же усталом и суровом
настроении духа.» А.Тургенев. Суровый взгляд. Суровая внешность.
Суровый нрав. Суровый человек. Суровое обращение.
55http://ushakovdictionary.ru/word.php?wordid=75496
76
4. перен. Тяжелый, неблагоприятный. «Нет в юности моей
мятежной и суровой отрадного душе воспоминанья.» Некрасов.
Суровая действительность. Суровая правда.
Es steht aber zu betonen, dass das Wort in einer der
Bedeutungen
(mürrisch, rau, finster) negative Konnotation aufweist, was aber im Magazin
als typisch für die russische Mentalität erklärt wird:
«По прибытии на родину тотчас перестаньте улыбаться. Если вы
будете ходить с улыбкой до ушей, люди могут подумать, что с вами что-то
не так. Будьте суровы и серьезны. Толкайтесь! [...] Если человек вдруг
окажется недовольным вашими действиями, сурово так спросите его:
«Чо?», но лучше даже не спрашивайте, а просто цокайте » (GQ
Deutschland, Juliausgabe S. 32)
Die Wörter уверенный und интересный werden mit der Absicht im Text
angewandt, um bei dem Leser einen positiven Eindruck über den Mann, auf den
sie sich beziehen, zu erwecken, denn sie selbst eine positive Konnotation
aufweisen:
«...главное - уверенность в себе! Уверенный и интересный мужчина
еще за ужином может довести тебя до такого состояния, что для тебя он в
любом случае останется самым лучшим.» (GQ Russland, Augustausgabe S.
77)
Das Wort решительный verfügt über eine positive Konnotation, obwohl
es im Kontext nicht so eindeutig zum Vorschein kommt:
«Этот «Гамлет» больше смахивает на политический триллер, чем на
трагедию о принце Датском. Среди решительных мужчин в темных
костюмах затесалась лишь одна девушка, взявшая на себя сразу две роли Офелии и Гертруды». (GQ Russland, Novemberausgabe S. 53)
Solche Schlussfolgerung lässt sich sowohl aus dem Ergebnis der
lexikographischen Analyse als auch aus dem Inhalt der untersuchten Texten des
77
Magazins feststellen. Das Wörterbuch von Ozhegow S.I. gibt als erste
Bedeutung folgende Definition dieses Wortes56: „sicher in seinen Taten“ .
Die Attribute сосредоточенный, собранный und тихий werden mit dem
Ziel im Text angewandt, eine hohe berufliche Qualifikation des Mannes zu
demonstrieren:
«Сотрудник посольства - невысокий, собранный, суровый мужчина
кавказской внешности - озвучивает инструктаж». (GQ Russland, Juliausgabe
S. 130)
«Тихий и всегда сосредоточенный мужчина пятидесяти лет в очках»
(GQ Russland, Juliausgabe S. 77)
Im ersten Fall ist die Rede von einem Mann, der für die Evakuierung
zuständig ist, deswegen muss er ruhig und reserviert sein, um Panik zu
verhindern.
Das zweite Zitat bezieht sich auf den Assistenten von Außenminister
Russlands Sergej Lawrow. Das ist der Grund dafür, dass auf die entwickelte
Konzentrationsfähigkeit viel Wert gelegt wird.
In der Kategorie „Charakterzüge und Gemütszustände“ treten noch zwei
zu analysierende Wörter auf, und zwar здоровый und сильно нетрезвый.
Das Attribut здоровый wird in der Bedeutung „durch Krankheit nicht
beeinträchtigt“ gebraucht und ist als Ironie zu interpretieren:
«[...] начальник здоровый мужчина, не чуждый зову плоти. Поэтому
лучший подарок - шашлычница». (GQ Russland, Oktoberausgabe S.90)
Der Kontext, in dem das Attribut сильно нетрезвый vorkommt, verweist
darauf, dass Genuss alkoholischer Getränke im Übermaß in der russischen
Kultur laut GQ nicht willkommen ist:
«Моим первым рестораном была «Сирена». Помню, зашел как-то - и
у меня произошел эмоциональный взрыв. За столиком сидел мужчина,
сильно нетрезвый, и вытирал скатертью губы. Я не удержался и сделал
замечание этому пьяному дяде.» (GQ Russland, Oktoberausgabe S.164) Die
56http://slovarozhegova.ru/word.php?wordid=27102
78
negative Konnotation des Attributes wird mithilfe des kontextuellen Synonyms
пьяный дядя verstärkt.
Also, die Analyse hat ergeben, dass die Beiwörter суровый, тихий,
сосредоточенный, уверенный, решительный, здоровый, собранный im
Bezug auf das Wort „Mann“ eine positive Wahrnehmung der Person bedingen.
Sie stellen positive Eigenschaften eines Mannes dar: Selbstbewusstsein,
Professionalität, rücksichtsvolles Verhältnis zur Gesundheit.
Die einzige Wortverbindung, die im Kontext abwertend gebraucht wird,
ist
сильно нетрезвый. Dadurch wird verbalisiert, dass die Trunksucht nicht
nur für die Gesundheit schädlich ist, sondern auch gegen guten Ton verstößt.
5)In der Kategorie „Alter“ sind nur zwei Beiwörter vorhanden, nämlich
взрослый und молодой.
Das Wort молодой wird in seiner primären Bedeutung gebraucht:
«Парфюм для молодого мужчины». (GQ Russland, Juniausgabe S.63)
Die Redewendung взрослый мужчина tritt im untersuchten Kontext als
stilistische Figur, nämlich Ironie auf. Dass die Person, die als „Mann“
bezeichnet wird, erwachsen (взрослый) ist, vorbestimmt ist, dieses Sem ist
schon im Lexem „Mann“ vorhanden:
«Главный герой комедии «Третий лишний 2» Марк Уолберг выбирает
игрушки для взрослых мужчин». (GQ Russland, Juniausgabe S.16)
Fazit: Die Bedeutung der Nomination Mann in den untersuchten
Kontexten hängt von den Attributen ab, mit denen das erforschte Wort
vorkommt. Die Nomination Mann hat neutrale stilistische Färbung und kann in
unterschiedlichen Kontexten dank den Beiwörtern ganz verschiedene
Konnotationen aufweisen. Die durchgeführte Analyse ist leider nicht fähig eine
genaue Vorstellung über den Mann von GQ-Typ nur anhand der Schlüsselwörter
vorzulegen. Uns bleibt nichts anders übrig als nur die verstreute Information zu
79
betrachten und zu versuchen, vorläufige Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.
Zum Beispiel kann es aufgrund der Analyseergebnisse vermutet werden, dass für
den Mann, den Vertreter russischer Kultur, das Äußere von großer Bedeutung
ist. Es wird auch hervorgehoben, dass Erfolg mit dem Wohlstand im engen
Zusammenhang steht, deswegen sind die Männer dazu ermutigt, nach einem
angesehenen Beruf zu streben.
2) Мальчик
Die russische Entsprechung für das deutsche Wort „Junge“ ist «мальчик»
in der ersten Bedeutung und «парень», «юноша», «молодой человек» in der
z
w
e
i
t
e
n
.
Das Wörterbuch der russischen Sprache von S. I. Ozhegow definiert das Wort
«мальчик» folgenderweise57:
1. Das Kind männlichen Geschlechts
2. (veraltet) halbwüchsiger Diener im Haus einer Person oder in einer
A
n
s
t
a
l
t
.
Für die Forschung ist nur die erste Bedeutung von Relevanz, die völlig mit der
Definition aus Duden Online übereinstimmt. Die Analyse der Beiwörter, die sich
auf das Wort «мальчик» beziehen, haben ein Ergebnis gezeigt, das der für die
deutsche Sprache durchgeführte Analyse ähnlich ist, es weist aber einige
Unterschiede auf.
Es wurden insgesamt 9 Beispiele gesammelt, die drei Kategorien zugeordnet
werden können: Charakterzüge und Gemütszustände, Bewertung, Alter.
1) Charakterzüge und Gemütszustände: растерянный, хитрый, тихий,
мягкий, добрый
2) Bewertung: приличный, звёздный
3) Alter: маленький, большой
3) Am häufigsten kommt die Wortverbindung «маленький мальчик» vor
(2 Erwähnungen).
57вставить ссылку на словарь
80
«Плавки делают мужчину похожим на маленького мальчика». (GQ
Russland, Augustausgabe S. 78)
«Что меня, маленького мальчика, могло там так поразить?» (GQ
Russland, Septemberausgabe S. 93)
Wie aus den oben angeführten Kontexten folgt, stimmt die Bedeutung des
Wortes маленький mit der Bedeutung von klein überein.
Die Wortgruppe большой мальчик bezieht sich im folgenden Kontext auf
einen Mann, der sich einigermaßen kindliche Freude zulässt, auch wenn diese
schon im Bereich des Erwachsenenlebens liegt:
«Итальянская марка запустила проект Gommino Club, который можно
назвать конструктором для больших мальчиков. Вы выбираете модель
мокасин, материал, цвет и плетеную тесьму для пряжки. Немного терпения
- и вы обладатель пары обуви, которой больше нет ни у кого». (GQ
Russland, Juliausgabe S. 22)
2) Der Kategorie der Bewertung wurden zwei Attribute zugeordnet. Das
Beiwort звёздный ist umgangssprachlich und bedeutet „erfolgreich und
berühmt“:
«[...]сняли историю одного дня из жизни звездного мальчика
[Männermodel Lucky Blue]» . (GQ Russland, Oktoberausgabe S. 51)
Das Wort приличный agiert im Text in seiner primären Bedeutung, und
zwar „dem Anstand entspechend“58, wobei auch der Nabensinn dieses Attributes
zu erläutern ist: unter der Wortgruppe «каждый приличный мальчик» ist auch
der beliebige Junge zu verstehen, denn laut dem Kontext war es damals üblich
die Kinowerke von Guy Ritchie auswendig zu lernen:
«Что мы знаем про Гая Ричи? Режиссер, для поколения тридцатисорокалетних ставший кем-то вроде близкого родственника. А в России,
где «Карты, деньги, два ствола» мгновенно раздербанили на цитаты, и чуть
ли не каждый приличный мальчик считал своим долгом давать Цыгана из
58http://ushakovdictionary.ru/word.php?wordid=57465
81
«Большого куша», может быть, даже больше, чем где бы то ни было». (GQ
Russland, Augustausgabe S. 128)
1) Die zu dieser Kategorie gehörenden Attribute liefern Information über die
Eigenschaften, die einem Jungen beigemessen werden, nämlich: растерянный,
хитрый, тихий, мягкий, добрый:
«Откуда вообще взялась эта «хохлома» в детском мозгу? Из школы
притащил? Но мальчик, хитрый, как Соломон, сказал: нет, это дяденька в
театре сказал. В театре?! В театре?!» (GQ Russland, Septemberausgabe S. 90)
«Я всегда был очень мягким и добрым мальчиком». (GQ Russland,
Oktoberausgabe S. 191)
Журналист Даниил К.: «Я был тихий мальчик-задрот, который не
собирался связывать свою жизнь с журналистикой. Но меня эта история
сильно задела. Все те дни, что удерживали заложников, я следил за
новостями». (GQ Russland, Oktoberausgabe S. 185)
Растерянный ist ein Gemütszustand, der kleinen Kindern eignen ist. Das
Attribut ruft keine negative Assoziativen hervor und obwohl in dem oben
angeführten Kontext das Wort eher neutral auftritt, verfügt es doch über eine
bestimmte Bedeutungsschattierung, die wohl mit dem Wort „rührend“
vergleichbar ist:
« [...] и когда папа стал прилично зарабатывать, появилась большая
картина - репродукция «Портрета Дона Мануэля Осорио Манрике де
Суньиги в детстве» Франсиско Гойи. В центре немножко растерянный
мальчик». (GQ Russland, Augustausgabe S. 86)
Es kann keine Parallele mit GQ Deutschland durchgeführt werden, denn anhand
des zur Verfügung stehenden Stoffes war es unmöglich diese Kategorie und
damit dazu zuzuordnende Attribute auszugliedern.
Fazit: Es lässt sich schlussfolgern, dass durch zahlreiche Attribute die
Gestalt von einem Jungen ausreichend beschrieben wird, wobei wird unter dem
82
Wort Junge nicht nur unmittelbar ein Kind männlichen Geschlechts, sondern
auch ein junger Mann (звёздный мальчик) und der Mann als erwachsene Person
(большой мальчик) verstanden. Es kann behauptet werden, dass die Wörter
Junge und мальчик in dem Text ähnliche Bedeutung haben, aber мальчик wird
mit bildhaften Attributen versehen, was für die Nomination Junge nur teilweise
zutrifft.
3) Мужик
Das Wort «мужик» in der russischen Sprache verfügt sowohl über eine positive
als auch über eine negative Konnotation. Insgesamt kommt die Bezeichnung im
untersuchten Magazin 23 Mal vor. Das Wörterbuch definiert das Wort
folgenderweise:
1. der Bauer (veraltet) 2. der Mann (ugs.) 3. der Ehemann (ugs.). 4.
unkultivierter, grober Mann
Im Magazin tritt das Wort мужик nur in den Bedeutungen 2 und 4. auf.
Es wurde insgesamt 5 Nominationen der Art „Attribut + мужик“ gesammelt:
колоритный, громоздкий, обычный, пузатый, умный.
Es ist zu erwähnen, dass wenn dass Wort als umgangssprachliche
Bezeichnung für „Mann“
gebraucht wird, bekommt es eine positive
Konnotation „der gewöhnliche Mann, einer von uns“ :
Schauspieler Andrej Smolyakow über Oleg Tabakow: «мудрый
саратовский мужик» (GQ Russland Septembersausgabe S. 93)
«Не совпадают с моими представлениями и местные казаки, которых
мы встречаем на следующий день. Готовясь к интервью, я ожидаю визита
сумасшедших ряженых вроде тех, что громят выставки в столице. На деле
же мы общаемся с обычными мужиками». (GQ Deutschland, Augustausgabe
S. 33)
«В мангале жжет бамбук Дима - персонаж, заслуживающий
отдельного рассказа. Колоритный мужик в каком-то непальском халате, в
83
этнической шапке, огромные бусы на шее, лохматая борода». (GQ
Deutschland, Juliausgabe S. 129)
In negativer Bedeutung, nämlich, „unkultivierter grober Mann“ kommt
das Wort мужик in folgenden Kontexten vor:
«Сценка из офиса […] показала присяжным другого Родни громоздкого мужика с повадками мафиозного дона, сплевывающего табак
и разглагольствующего о какой-то заначке с травой». (GQ Russland,
Augustausgabe S. 148)
«И еще айфон - это скорее подарок для старшеклассницы, чем для
пузатого мужика». (GQ Deutschland, Oktoberausgabe S. 92)
Wenn wir die oben angeführten Kontexten näher betrachten, wird es klar,
dass Beiwörter die kontextuelle Bedeutung des Wortes мужик verstärken, z. B.
verfügen die Attribute громоздкий u n d пузатый über eine negative
Konnotation, die auch auf die Nomination мужик übertragen werden. Die
Beiwörter mit positiver (умный) oder neutraler Konnotation (обычный,
колоритный) dienen im Gegenteil dazu, dass das Wort von dem Leser positiv
wahrgenommen wird.
Wie die Anwendungsbeispiele gezeigt haben, tritt die Bezeichnung
мужик nie neutral auf, das Wort hat immer einen Nebensinn.
Fazit: Die Gestalt von мужик geht auf die den Archetyp zurück und wird
in der modernen Sprache zweierlei gebraucht. Einerseits ist es eine Bezeichnung
eines Mannes, mithilfe von derer der Sprechende seine Einstellung zum
Adressaten äußert, die sowohl positiv als auch negativ sein kann (z. B. умный
мужик, пузатый мужик). In diesem Zusammenhang ist das russische Wort
мужик dem deutschen Wort Typ ähnlich.
4) Джентльмен
84
Die Definition der Bezeichnung джентльмен fällt in der russischen Sprache
nur teilweise mit der Definition, die das Wörterbuch DUDEN gibt, zusammen.
Im Wörterbuch von S. I. Ozhegow59 ist zu finden:
джентльмен 1. Ein ziemlich korrekter Mensch, der die Regeln genau einhält.
2. (übertragen) der [über]höfliche Mensch
Der Unterschied ist ganz deutlich: das Wort джентльмен in der
russischen Sprache verweist nur auf das weltgewandtes Auftreten, wobei über
die persönliche Eigenschaften verschwiegen wird.
In der russischen Sprache kommt das Wort 38 Mal vor und wird von
folgenden Attributen begleitet: уверенный, стильный, влюблённый в жизнь,
современный,
активный,
почтенный,
обычный,
юный,
настоящий,
идеальный, сосредоточенный. Am meisten tritt das Wort джентльмен
mit
dem Adjektiv современный auf (dreimal). Deswegen wird die Analyse mit
dieser Nomination angefangen.
« [...]жизнь современного юного джентльмена подразумевает очень
мало возможностей всерьез получить по лицу – хоть за неосторожные
слова, или необдуманные поступки, или просто за то, что в неправильное
время оказался не в том месте.» (GQ Russland, Septemberausgabe S. 58)
«Костюм - оружие современного джентльмена» (GQ Russland,
Juniausgabe S. 34)
«Коллекция средств Body Strategist создана в помощь современному,
т о е с т ь активному джентльмену, который большую часть времени
проводит на ногах». (GQ Russland, Juniausgabe S. 151)
Aus dem angeführten Beispielen folgt, dass современный джентльмен
eine aktive Lebensweise führt, Anzüge trägt und Schlägerei vermeidet. Wenn
wir diese Gestalt mit den Gestalt des modernen Gentlemans, die in GQ
Deutschland vertreten ist, vergleichen, wird es klar, dass es der
linguokulturologische Unterschied besteht: in der deutschen Version wird es
darauf hingewiesen, dass der moderne Gentleman die aktuellste Information im
59http://www.ozhegov.com/words/7054.shtml
85
Griff haben muss, um der Beste in jeder Lebenslage zu sein. In GQ Russland
wird es nicht unterstrichen, dass man nach Perfektion streben muss. Außerdem
ist es auch interessant, dass bei der vergleichenden Analyse der Beispiele mit
Nominationen современный джентльмен und der moderne Mann stellte es
sich heraus, dass die Gestalt in der deutschen Version von GQ viel detaillierter
beschrieben wird als in GQ Russland.
Die weiteren Beispiele liefern die Kontexte, in denen die innere Semantik
von dem Wort джентльмен aufgedeckt werden kann. Die Gestalten von den
„echten Gentleman“ und „perfekten Gentleman“ in der russischen Version von
GQ werden nicht eingehend beschrieben. Im Text werden Sie als kategorische
Anweisung benutzt, d.h. wenn man sich als echter Gentleman fühlen will, muss
es dann auf bestimmte Verhaltensregeln bedacht werden:
«GQ напоминает, что, кроме часов, запястья настоящего
джентльмена д о л ж н ы у к р а ш а т ь з а п о н к и » .
(GQ
Russland,
Septemberausgabe S. 66)
„Облегченная версия аромата для «идеального джентльмена»(GQ
Russland, Septemberausgabe S. 70)
Die oben angeführte Schlussfolgerung trifft auch die Nominationen
уверенный джентльмен und влюблённый в жизнь джентельмен zu:
„Свежий аромат с морскими аккордами понравится уверенным и
стильным, а главное, влюбленным в жизнь джентльменам (GQ Russland,
Juliausgabe S. 18)
Davon, dass der Leserschaft bestimmte Verhaltensmuster aufgedrängt
werden, zeugt auch das nächste Beispiel:
«Средства Ultimate из линии Aquapower решают важные и для самого
брутального самца задачи, что уж говорить о нас, обычных джентльменах.»
(GQ Russland, Augustausgabe S. 148)
86
Also, die Redaktion des Magazins identifiziert sich mit dem Leser («что
уж говорить о нас, обычных джентльменах» ) und dank dem geschaffenen
Effekt des gegenseitigen Vertrauens, das auf diesem Grund entsteht, kann das
Hauptziel dieses linguistischen Kniffs erzielt werden, nämlich das Ziehen des
kommerziellen Nutzens (Werbung für Pflegekosmetik). Von Interesse ist auch
die Gegenüberstellung zwei Mannbezeichnungen, und zwar самый
брутальный самец vs. обычный джентльмен. Die Hierarchie der Begriffe ist
in diesem Fall deutlich zu verfolgen: es wird gemeint, dass sich джентльмен
auf einer höherer Ebene als брутальный самец befindet.
Das Wort почтенный lässt sich folgenderweise definieren60:
1. Die Person, die Angesehen von den anderen verdient hat;
2. Groß, wegen der Größe von Bedeutung; nicht jung.
Das Attribut wird im Text mit Ironie angewandt:
«Два почтенных джентльмена в белых шляпах, идеально
разделившие между собой обязанности: один методично шинкует
резинистую, как свежая чурчхела, напитанную фенхелем колбасу, другой
гомерически хохочет и хлещет вино». (GQ Russland, Augustausgabe S. 40)
Es könnte aber eine Hypothese aufgestellt werden, dass die Nomination
почтенный джентльмен als Kulturgestalt mit dem deutschen Herr verglichen
werden könnte, denn nach der Definition und seinem agieren im Text wäre es
durchaus möglich. Bestimmt gibt es in der russischen Kultur die Gestalt von
почтенный джентльмен, aber da die Nomination im Text nicht in seiner
primären Bedeutung auftritt und keine zusätzliche Belege aufgefunden wurden,
kann keine Stellungnahme zu dieser Frage abgegeben werden.
Es gibt noch ein Attribut, das im Zusammenhang mit джентльмен vorkommt,
nämlich сосредоточенный.
«Марс в прямом смысле слова атакует, и атаку может отразить только
сосредоточенный джентльмен - сэр Ридли.» (GQ Russland, Oktoberausgabe
S. 148)
60http://www.ozhegov.com/words/26155.shtml
87
Unseres Erachtens liefert dieses Anwendungsbeispiel keine Information,
die unser Wissen über die modernen Vorstellungen von Männlichkeit anreichern
könnte, deswegen wird es keiner Analyse unterzogen.
Fazit: Bei der Berücksichtigung der inneren Semantik des Wortes
джентльмен und der gesammelten Anwendungsbeispiele mit dieser
Nomination kann es behauptet werden, dass die Vorstellungen darüber, was es
heißt ein Gentleman zu sein, im großen und ganzem in beiden Kulturen
übereinstimmen. Es gibt aber ein wesentlicher Unterschied, der ziemlich oft im
erforschen Stoff zum Vorschein kommt. In der deutschen Kultur ist ein
Gentleman vor allem die innere Kategorie, man soll sich um seinen Charakter
kümmern und sich ständig in allen Bereichen des Lebens verbessern. In der
russischen Kultur ist aber джентльмен vor allem ein Mann, der bestimmte
Verhaltensrituale pflegt. Also, Umgangsformen, Manieren und besonders das
Äußere wird in den Vordergrund gestellt. Es ist, folglich, ganz konsequent, dass
GQ Russland so viel Aufmerksamkeit dem öffentlichen Leben und dem
gepflegten Auftritt eines Mannes schenkt.
5) Парень
Laut dem Wörterbuch von Ozhegow S. I. ist парень61:
1. ein junger Mann (ugs.)
2. ein Mann (ugs.)
Anhand der zahlreichen Beispiele wurde es festgestellt, dass die
Nomination парень in beiden Bedeutungen auftritt, was die vorläufige Prämisse,
dass das Wort nur im Bezug auf junge Männer auftreten wird, nicht bestätigt hat.
Insgesamt wurde es 9 Attribute gesammelt, die mit zusammen mit dem Wort
парень im Text auftreten sowie eine für die Forschung relevante Apposition:
чудо-парень, красивый, интересный, одарённый, крутой, большой, крупный,
атлетичный, отличный, серьёзный.
61http://www.ozhegov.com/words/22249.shtml
88
Das Wort парень hat fast immer eine Nebenbedeutung und kann eher mit
мужик im Sinne „Mann von unserem Schlag“
als mit neutralem Wort
мужчина verglichen werden. Die Nomination парень weist auf die Neigung des
Sagenden zum Adressaten hinzu:
«Кавилл, Хаммер, Викандер и Дебики, не сговариваясь,
рассказывают, как благодарны Ричи за легкость и отсутствие давления на
площадке: кажется, что вы просто тусуетесь с отличным парнем». (GQ
Russland, Augustausgabe S. 138)
Гай Ричи: «Ну и Арми в этой роли просто идеален, чудо-парень» (GQ
Russland, Augustausgabe S. 130)
«[...] в Магадане одаренный парень [Антон Беляев] чуть не сбежал от
инструмента на улицу». (GQ Russland, Septemberausgabe S. 170)
Цыганов о себе «Просто я очень крутой. Крутой парень». (GQ
Russland, Oktoberausgabe S. 156)
«В общем, стал топ-менеджером крутых парней [Магомед
Сулейманов] с длинными бородами». (GQ Russland, Novemberausgabe S.
151)
«Среди белых воротничков, с которыми он сидел, попадались
серьезные парни - один из подельников Пабло Эскобара, мотавший
тридцатилетний срок, и шкет, хакнувший мобильник Скарлетт Иоханссон».
(GQ Russland, Augustausgabe S. 145)
Auf den sportlichen Körperbau weisen folgende Nominationen hin:
атлетичный парень, крупный парень, большой парень. Dabei beschränkt
sich die Semantik der Attribute крупный и большой nicht nur auf den
Körperbau, sie beziehen sich auch auf die Größe:
Дэвид Крейг: «О ДЭЙВЕ БАТИСТЕ. Нам очень повезло, что у нас
такой злодей. Мы хотели, чтобы этот парень был большим. Да благослови
89
господь крупных парней, они обычно не самые быстрые.» (GQ Russland,
Oktoberausgabe S. 99)
«В Ныо-Иорке Мозгов обзавелся портным (для атлетичного парня
ростом 216 см даже в США не подобрать костюм)». (GQ Russland,
Oktoberausgabe S. 181)
«Пожалуй, Мозгов - лучший большой парень из всех, с кем я играл в
последние годы». (GQ Russland, Oktoberausgabe S. 181)
Fazit: Die Nomination парень verfügt entweder über neutrale oder über
positive Konnotation. Wobei wurde es im untersuchten Stoff viel mehr Beispiele
entdeckt, die das Wort парень als eine über die positive Konnotation verfügende
Nomination darstellen. In der deutschen Sprache agieren, unserer Meinung, Typ
und Kerl gleicherweise im Text und treffen in ähnlichen Kontexten auf. Es muss
aber berücksichtigt werden, dass Kerl/Typ u n d парень nur als mögliche
Entsprechungen wahrgenommen werden sollen, sie sind nicht eins zu eins
gleich.
6) Герой
Die Nomination герой kann laut dem Wörterbuch von Ozhegow S.I.
folgenderweise definiert werden62:
1. Die Person, die Heldentaten begeht, sich durch seine Tapferkeit und
Selbstlosigkeit auszeichnet
2. Der Protagonist eines literarischen Werkes
3. Die Person, die in sich die Hauptmerkmale des Zeitgeistes vereinigt
4. Jemand, der Aufmerksamkeit des Publikums durch etwas auf sich
gelenkt hat
Im Magazin sind alle der oben genannten Bedeutungen zu finden. Für die
Forschung sind aber nur die Bedeutungen von 1 und 4 von Interesse, wobei die
Nomination герой im Sinne «герой интервью» u.Ä. nicht behandelt wurde,
denn diese Bedeutung ist, unserer Meinung nach, der Bedeutung 2
gleichgestellt.
62http://www.ozhegov.com/words/5568.shtml
90
Es wurden nur 7 Treffer aufgedeckt:
«Ночь прошла в боевом лазарете, где дежурили доктор с сестрой, в
полумраке осеннем рассвета, умирает герой молодой». (GQ Russland,
Septemberausgabe S.84)
«На подиуме репетируют Therr Maitz – одна из самых востребованных
русских групп последних двух лет, настоящие герои творческого труда».
(GQ Russland, Septemberausgabe S.170)
Über den Solisten von „Motorhead“ Lemmy Kilmister: «Сиплый голос
победившего героя рабочего класса» (GQ Russland, Augustausgabe S.24 )
«ТОМ УЭЙТС.
В семидесятых герой авангардного блюза отдавал
предпочтение элегантным черным кепкам». (GQ Russland, Augustausgabe
S.24 )
Im Interview mit Léa Seydoux: «[Frage] У вас есть герои? [Antwort]
Люди, которые борются за права других». (GQ Russland, Novemberausgabe
S.103 )
«Я долго не могла поверить, что армия наемников в Сирии не
получает денег. Я пыталась уличить моего аварского героя во лжи». (GQ
Russland, Novemberausgabe S.150)
«Походкой качка в комнату вплывает герой сопротивления свободной
Сирии». (GQ Russland, Novemberausgabe S.148)
Aus den angeführten folgt, dass die Nomination герой sich immer auf
einen Bereich bezieht. Die Frage wird folgenderweise gestellt: der Held wovon
und nicht welcher Held.
Fazit: Wie es schon erwähnt wurde, wird die Heldgestalt in GQ
Deutschland konzeptuiert, wofür aussagekräftige Attribute eingesetzt werden. In
GQ Russland ist diese Tendenz anhand des zur Verfügung gestellten Stoffes
nicht nachzuweisen.
91
Allgemein lässt es sich schlussfolgern, dass die untersuchten
Bezeichnungen in beiden Sprachen bestimmte Ähnlichkeiten aufweisen, z.B.
können Parallele zwischen парень und Kerl/Typ durchgeführt werden. Es steht
aber zu betonen, dass in der russischen und deutschen Nationalversion von GQ
verschiedene Gestalten akzentuiert werden, in GQ Deutschland ist es, z.B.
moderner Mann, in GQ Russland - суровый мужчина. Wobei wird in GQ
Deutschland sehr eingehend beschrieben, was unter jedem geschaffenen
Männlichkeitsbild zu verstehen ist. Es ist zu berücksichtigen, dass obwohl die
Hauptbedeutungen der meisten untersuchten Nominationen übereinstimmen,
sind die Akzente von dem Magazin ganz anders gesetzt, was ganz verschiedene
Männergestallten zur Schau bringt, auch wenn sie mit ein und demselben Wort
bezeichnet werden. Als Beispiel gelten die Nominationen Gentleman und
джентльмен. Bei der Analyse wurde es festgestellt, dass in der deutschen
Kultur (soweit es der Stoff aus dem Magazin schließen lässt) Gentleman vor
allem ein Mann von Anstand und hoher Kultur ist, während in der russischen
Kultur eine große
Rolle für джентльмен vor allem seine Manieren und
Aussehen spielen. Die Analyse der Vorstellung über Männlichkeit wird in dem
nächsten Abschnitt fortgesetzt.
3.3 Die Inhaltsanalyse des Magazins aus der linguokulturologischen Sicht
Die Forschung benötigt dieser Methode, um die endgültige Vorstellung
darüber zu bekommen, welches Männerbild das Magazin GQ als Vorbild
präsentiert. Als Stoff für die Inhaltsanalyse dienen sowohl die beschriebenen
Schlüsselwörter sowie Auszüge aus dem Text, die mit Rücksicht auf den
Kontext ausgewählt wurden. Das Verfahren ist textreduzierend, da dem Magazin
große Textstellen entnommen werden, die mit der Vorstellung über Männlichkeit
nicht im direkten Zusammenhang stehen. Insgesamt wird die Analyse innerhalb
von sechs Sachgruppen durchgeführt, und zwar
92
1.Charakterzüge,
2.Beruf,
3.materielle Attribute der Männlichkeit,
4.familiäre Verhältnisse (Vorhandensein oder Fehlen der eigenen Familie),
5. soziale Umgebung,
6. Aussehen (Kleidung und Körper)
Zuerst wird das Männerbild in der deutschen Gesellschaftskultur
analysiert, dann in der russischen.
1. Charakterzüge
Die Analyse der Schlüsselwörter hat gezeigt, dass in der russischen und in
der deutschen Version des Magazins den Männern bestimmte Charakterzüge
beigemessen werden. Um die durchgeführte Analyse zu vertiefen und mehr
Information über als männlich geltende Charakterzüge zu bekommen, wurde
entschlossen, die Interviews mit Männern, Vertretern der jeweiligen nationalen
Kultur, bzw. Reportagen über sie zu analysieren, um festzustellen, auf welche
Charakterzüge in Interviews besonders nachdrücklich hingewiesen wird. Der
Analyse wurden Textabschnitte unterzogen, die folgenden Personen gewidmet
sind:
- Schauspieler Elyas M'Barek (GQ Deutschland, Oktoberausgabe S. 57-72)
- Russlands Außenminister Sergej Lawrow (GQ Russland, Septemberausgabe S.
134-145)
Die Analyse hat keinen Anspruch auf Allgemeinheit, es wurde nur einen
Versuch unternommen, anhand des Stoffes bestimmte Unterschiede in der
Darstellung der männlichen Charakterzüge festzustellen, die sich aus der Sicht
der Linguokulturologie erklären lassen.
In den analysierten Artikeln wurde es hervorgehoben, dass der Mann viel
arbeiten muss, um erfolgreich zu sein. Selbstverbesserung ist auch durchaus
wichtig. Linguistisch kommt es folgenderweise zum Ausdruck:
93
„M’Barek antwortet, er sei immer fleißig gewesen die letzten Jahre“. (S.
70)
„Elyas M’Barek ist ein disziplinierter Arbeiter“. (S.63)
« Если Лавров в Москве, он не покинет своих владений, пока с его
стола, где за день встреч скопились бумаги, не уйдет последний документ.
Когда город спит, но окна все равно горят - это министр, вернувшись
поздно вечером из командировки, не заезжая домой, решил начать рабочий
день с ночи». (S. 140)
Es wurden aber einige wesentliche Unterschiede aufgedeckt:
- Während GQ Deutschland unterstreicht, dass Elyas M'Barek ein gewöhnlicher
Mensch ist, legt GQ Russland den Akzent auf die Einzigartigkeit des Ministers.
Diese Idee wird latent zum Ausdruck gebracht, sie ist nicht zu übersehen:
«топовый дипломат», «многоопытный муж», «достиг вершины в своём
деле», «министр безупречен».
- Es wird darauf hingewiesen, dass Elyas M'Barek überpünktlich ist und sehr
rational mit dem Einkommen umgeht. Wir gehen davon aus, dass diese
Eigenschaften in der deutschen Kultur hochgeschätzt sind, deswegen werden sie
erwähnt und als Verhaltensvorbild präsentiert. Was das russische Heft betrifft,
kann auch eine der russischen Mentalität eigene Männereigenschaft genannt
werden, nämlich Kreativität. Es wird mehrmals betont, dass der Außenminister
Liedertexte und Gedichte schreibt, dabei wird diese Tatsache nicht als etwas
Außerordentliches vorgelegt.
- Elyas M'Barek benimmt sich ganz gewöhnlich, er ist ein „Normalo“, während
Sergej Lawrow allen Umgangsformen folgt.
«Несмотря на беспощадный ритм министра, вы никогда не увидите его в
мятом пиджаке и мешковатых брюках».
Das Magazin tradiert traditionelle Vorstellungen über Emotionalität der
Männer. Die wichtigsten Tugenden sind Selbstbeherrschung, Stressresistenz,
Unterdrückung der Emotionen, was eben zur Männlichkeit gehört.
94
2. Beruf
Für die Forschung ist von Interesse, welche Berufe im Magazin als
typisch männliche erwähnt werden. Es ist auffallend, dass die
Berufsbezeichnungen in den beiden Versionen von GQ ziemlich beschränkt
sind. Das Ziel der Analyse wurde festzustellen, ob sie sich in GQ Deutschland
und GQ Russland unterscheiden und wodurch es sich erklären lässt. Unseres
Erachtens, ist die Wahl der Berufe im Magazin sozialgemäß determiniert:
Statusberufe mit hohem Prestigewert werden vorwiegend behandelt. (Eine
Ausnahme bilden
Medienpersonen, Regisseure, Schauspieler,
Fernsehmoderatoren und Politiker, die selbstverständlich in solchen Ausgaben
dargestellt werden sollen, denn sie dienen für die Leserschaft als Vorbild).
Das Magazin appelliert vor allem an die Geschäftsleute. Diese
Schlussfolgerung lässt sich einerseits von zahlreichen Erfolgsgeschichten
bestimmter Marken und ihrer Schöpfer (1), andererseits von der Struktur des
Magazins selbst und der tradierten Information (2) ziehen.
1) GQ Deutschland Septemberausgabe:
-Interview mit Sir Rocco Forte, Chef der Hotelgruppe (S.80)
- Erfolgsgeschichte von Dr. Dirk Weiss, Teeproduzenten (S. 98)
- Erfolgsgeschichte des Sportartikelherstellers Asics (S. 114-119)
GQ Deutschland Novemberausgabe:
- Ein großer Artikel über die Leute, die das Scheitern erlebt haben. Unter
anderen wird auch Steve Jobs genannt.
Das Fehlen solcher Information in GQ Russland lässt sich dadurch
erklären, dass mehr Wert auf die Ausrüstung (darunter werden vorwiegend
technische Neuerungen gemeint) und das äußere Auftreten eines
95
Geschäftsmannes gelegt wird, als auf die für den Beruf notwendigen
Eigenschaften und Geschäftsideen.
2) In GQ Deutschland ist eine Rubrik vorhanden, das „Business“ heißt. In
diesem Abschnitt gibt es folgende Unterrubriken: Geschäftsmodell,
Anlageobjekte, Mode, Zeit ist Geld.
In der deutschen Version des Magazins ist auch eine Seite dem Thema
gewidmet, was man auf einer Businessreise schaffen soll. In jeder Ausgabe ist
die Tagesplannung bezüglich einer konkreten Stadt vorhanden, z.B. Frankfurt
oder Wien.
Der russischen Ausgabe mangelt es aber an der klaren Struktur, worüber
schon früher berichtet wurde, aber ausgehend von den Ratschlägen, die GQ
Russland gibt und der dargestellten Statusobjekte kann doch wohl eine
Vermutung gemacht werden, dass die Zielgruppe der russischen nationalen
Version von GQ mit der von GQ Deutschland zusammenfällt, es werden aber
verschiedene Akzente gesetzt.
3. Materielle Attribute der Männlichkeit
Im Magazin wird es betont, dass Dinge als Statussymbol wahrgenommen
werden. Das trifft die beiden untersuchten Redaktionen von GQ zu. Als
Statusdinge für Männer werden im Magazin folgende Kategorien präsentiert:
Kleidung und Schuhe (1), Armbanduhren und Accessoires (2), Immobilien (3)
und Mobilien (4).
Es steht zu betonen, dass die große Rolle der gelisteten Objekte durch die
seit vielen Jahren existierende Bürokultur erklären lässt. In der Gesellschaft ist
es einfach angebracht, bestimmte Regeln zu verfolgen, wenn man in der
Geschäftssphäre tätig ist, z.B. einen Anzug und Armbanduhr zu tragen. Solche
Fragestellung gehört schon zum Bereich der Soziologie und wird in der
vorliegenden Arbeit nicht eingehend betrachtet. Es muss aber betont werden,
96
dass die durch die Gesellschaft festgelegten Regeln den Rahmen des Bürolebens
sprengen und nachhaltig ins Alltagsleben eines Mannes integriert werden. Das
kommt dadurch zum Vorschein, dass es im Magazin behauptet wird, wie man
das Haus dekorieren lassen (vor allem geht es um Gegenstände) und welches
Auto man fahren soll. Außerdem werden bestimmte Dinge mit Männergestalten
tief verankert, z.B. Gentleman-Stil, Gentleman-Garderobe, Männertaschen für
Gentleman-Zwecke u.Ä.
4. Familiäre Verhältnisse
Die Familie und das Familienleben steht nicht im Vordergrund des
Magazins. Es ist aber zu betonen, dass die familiären Verhältnisse mehr oder
weniger in jeder Ausgabe thematisiert werden. In der deutschen Version von GQ
ist die Rubrik „Vater/Sohn“
vorhanden, in der berühmte Söhne an ihre
berühmten Väter, die schon leider gestorben sind, erinnern. Es werden nur
angenehme Erinnerungen aufgelistet, die dankbaren Söhne erzählen nur das
Gute über ihre Familien, z.B.:
Motitz Krebs über seinen Vater Diether Krebs (Septemberausgabe S. 76):
- „ Als kleiner Junge sah ich in ihm nur den liebevollen Vater, mit dem man
Pferde stehlen konnte“ .
- „ Nachdem er an Krebs erkrankt war, wurde unser Verhältnis noch
intensiver, und wir redeten oft lang und sehr aufrichtig miteinander“ .
- „Ich habe meinen Vater als starken, mutigen Menschen erlebt, auch als er
schon krank war. Zwischen den Klinikaufenthalten drehte er „Bang Boom
Bang“, seinen letzten Kinofilm, und ohne ein Haar am Körper brachte er sein
Bühnenprogramm zu Ende“ .
Charles Matthau über seinen Vater Walter Matthau (Juliausgabe S. 46):
- „Mein Vater war für mich der beste Freund. Wir lagen auf einer Wellenlänge,
interessierten uns für die selben Themen, wie etwa Politik, Philosophie
und Geschichte“ .
97
- „'Die Grasharfe' ist auch mein persönlicher Lieblingsfilm mit meinem Vater,
der ein wunderbarer Mensch war. Ich vermisse ihn heute noch sehr.“
Die Wichtigkeit der Beziehungen zwischen Vater und Sohn kommt nicht
nur im Rahmen einer Rubrik zum Ausdruck. Auch in Interviews ist diese
Tendenz zu verfolgen. Es können zahlreiche Beispiele angeführt werden, die
diese These bestätigen, wir werden uns aber nur auf ein Beispiel beschränken:
Collin Farell (Augustausgabe S. 33): „Ich bin als Vater sehr präsent, weil
ich glaube, dass es das Wichtigste ist, was man für seine Kinder tun kann. Auch
wenn man dabei sehr viele Fehler macht. Man muss da sein, zuhören, spielen,
eine Schüssel mit Cornflakes hinstellen und irgendwann den Fernseher
ausmachen“ .
Für GQ Russland ist das Familienleben auch nicht großgeschrieben, im
Magazin sind keine Themen vertreten, die z.B. dem Familienalltag gewidmet
sind. Bei der Verarbeitung der Texte aus dem GQ Russland wurde es keine
explizit zum Ausdruck gebrachte Verhaltensmuster bezüglich Vaterschaft
aufgefunden. Aber die Nominationen, die Familienmitglieder bezeichnen,
kommen in der russischen Version des Magazins viel öfter vor. Um die
statistischen Daten vorlegen zu können, wurde es entschieden eine Berechnung
der Bezeichnungen, die sich auf Familienmitglieder beziehen, durchzuführen.
Dafür wurden folgende Nominationen ausgewählt: Vater, Sohn, Mutter, Tochter,
Ehemann (Mann, Gatte) und Ehefrau (Frau, Gattin) sowie ihre Entsprechungen
in der russischen Sprache. Der Analyse wurden die Septemberausgabe von GQ
Russland und GQ Deutschland unterzogen.
Das Ergebnis kann in Form einer Tabelle dargestellt werden:
Vater
Sohn
18
4
Отец (папа)
Сын
15
17
Mutter
Tochter
2
4
Мать(мама)
Дочь
19
7
98
Ehemann (Mann, 0
Муж
10
Gatte)
E hef r au ( F r au, 2
(супруг)
Жена
8
Gattin)
(супруга)
Meistenfalls beschränkt sich GQ Russland nur auf die Erwähnung der
oben angeführten Bezeichnungen. Unserer Meinung nach, ist es darauf
zurückzuführen, dass es in Russland ganz üblich ist, eigene Familie zu haben,
deswegen kommen solche Nominationen so oft vor, insbesondere in Interviews
und in Autorenkolumnen. Es ist nicht nötig, für die positive Wahrnehmung von
Gestalt eines Vaters und Familienmannes zu plädieren, denn die Männer wissen,
dass es in der Gesellschaft hochgeschätzt wird und streben deswegen danach. In
der deutschen Kultur ist die Rolle des Vaters und Ehemannes eine ziemlich
unsichere soziale Rolle, der die meisten deutschen Männern um jeden Preis
entkommen wollen. Deswegen ist es durchaus wichtig, die Vorbilder zu
schaffen, um die bestehende Situation zu den Gunsten zu verändern.
5.Soziale Umgebung
In den beiden Versionen des Magazins wird Freundschaft als
Lebensbedarf für jeden Mann beschrieben. Es kommt am meisten in zahlreihen
Interviews zum Ausdruck, in denen dieses Thema mit Eifer behandelt wird. Die
gesandte Botschaft sieht folgenderweise aus: trotz des dichten Terminkalenders
ist es notwendig die Zeit für den Freundeskreis zu finden. Als Beispiel können
folgende Zitate dienen:
„Er [Elyas M'Barek] treibt Sport, liest gern Bücher und verbringt seine
Freizeit am liebsten mit seinen Freunden“ .(GQ Deutschland, Oktoberausgabe S.
70)
«Дождливыми вечерами играя в преферанс на веранде Лавровых,
молодые дипломаты сдружились. [...]дружба их крепка и сейчас [...] За
следующие сорок лет Лавров завел множество приятелей. Он дружен с
99
министром обороны Сергеем Шойгу, с которым бывает на охоте и играет в
футбол в Филях. Со своим непосредственным начальником - президентом поддерживает тесные, но, по заверениям знакомых министра,
исключительно рабочие отношения. С мгимошниками же он последние
двадцать лет ежегодно покорял на плотах реку Катунь на Алтае. Уже
второй год министр не находит времени на недельный поход со старыми
друзьями.- Он не изменился со времен института, - говорит Юрий
Кобаладзе, сидя на кухне своего загородного дома в Переделкине, где у
него в гостях нередко бывает Лавров». (GQ Deutschland, Juliausgabe S. 140)
Die Wichtigkeit des Vorhandenseins eines dichten Freundeskreises ist
wohl durch die Theorie des archetypischen Bewusstseins zu erklären. In
früheren Zeiten war es unmöglich zu überleben, wenn man zur männlichen
Gemeinschaft nicht gehörte. „Der Mann an sich ist von Natur aus ein Mitglied.
Und zwar ist er ein Mitglied im Club der Mitglieder“63.
6. Aussehen
Das Magazin GQ (beide Versionen) vermittelt die Einstellung, dass
Trainieren und Körperpflege für jeden Mann ein Muss ist. Davon zeugen
zahlreiche Vorbilder der Männer, die demonstrieren, wie wichtig es ist,
regelmäßig zu trainieren und wie hochgeschätzt es in der modernen Gesellschaft
wird:
„Schwitzen für den Erfolg: Elyas M'Barek ist ein disziplinierter Arbeiter auch am eigenen Körper, sogar im Urlaub. Sein Sixpack ist ein Markenzeichen,
seine Physis eben auch Kapital. Damit das erhalten bleibt, achtet der
Schauspieler auf sich. Er trainiert fünfmal die Woche, meistens Kraft- und
Cardiotraining im Fitness-Studio“ . (GQ Deutschland, Oktoberausgabe S. 63)
«Что бы ни случилось, нужно соблюдать режим, действовать но
расписанию. Не важно, что происходит, в каком вы настроении, но если
63Schwanitz, D. Männer: Eine Spezies wird besichtigt. Wilhelm Goldmann Verlag, München - S. 155
100
намечена тренировка, вы должны идти в зал». (GQ
Russland,
Oktoberausgabe S. 127)
«По совету Дэвида Ганди тренируйтесь не реже четырех раз в
неделю». (GQ Russland, Augustausgabe S. 54)
In beiden Versionen des Magazins ist eine Rubrik vorhanden, die dem
Thema Körperpflege gewidmet ist. Im deutschen GQ heißt sie „der gepflegte
Mann“, in der russischen Version trägt diese Rubrik den Namen „Inspektor
Körper“ («Инспектор Тело»). In diesem Abschnitt werden die Neuheiten aus
der Welt der Männerkosmetik präsentiert sowie kosmetische Prozeduren. Das
Magazin bemüht sich dem Leserkreis die Idee mitzuteilen, dass regelmäßige
Haar-, Körper- und Hautpflege zum Alltag eines modernen Mannes gehört und
als männlich geltende Tätigkeit behandelt werden muss.
Das Magazin gibt auch eine Auskunft darüber, welche Kleidung man
tragen soll und wie sie sich mit verschiedenen Accessoires kombinieren lässt.
Also, es wird zum Vorschein gebracht, dass man außer einer Reihe von
Statusdinge auch imstande sein muss, sich Designerkleidung zu verschaffen.
Wie wir sehen können, wird zurzeit Kaufrausch und das Streben nach Schönheit,
die früher nur Frauen eignen waren, als typisch männliches Verhalten
angesehen.
3.4 Vergleichende Analyse der Vorstellungen über die Männlichkeit, die in
der deutschen und der russischen Ausgabe des Magazins vertreten sind
Die Analyse hat danach gestrebt, ein objektives Bild von den Vorstellungen
über Männlichkeit in den deutschen und russischen Kulturen anhand des
Materials von Magazin GQ darzulegen. Die durchgeführte Forschung, die sich
auf Schlüsselwörter- und Inhaltsanalyse stützte,
hat sich ergeben, dass die
modernen Vorstellungen über Männlichkeit in beiden untersuchten Kulturen
ähnlich sind, obwohl einige wesentliche Unterschiede aufgewiesen wurden.
101
Zuerst wird ein gesamter Überblick gegeben, in denen Ergebnisse präsentiert
werden, die für GQ Deutschland und GQ Russland gleichermaßen zutreffen,
danach wird es eingehend beschrieben, welche gravierend e Unterschiede
bezüglich des erforschten Themas aufgefunden wurden.
Die beiden Versionen des Magazins GQ tradieren das Vorbild der
hegemonialen Männlichkeit, die eine gewisse Grenze bildet und keine
alternativen Männlichkeitstypen zulässt. Es ist wichtig zu erwähnen, dass die
Bestandteile der hegemonialen Männlichkeit in den deutschen und russischen
Kulturen identisch sind. Es wurde festgestellt, dass laut dem Magazin sich der
„richtige Mann“ über die modernsten Modetrends informieren soll und immer
bereit ist, das Geld für Kleidung und Zubehör auszugeben, weil das seinen
Status als Mann erhöht. Dazu zählt auch Kosmetik
und Technik, inklusive
Armbanduhren und Autos. Die Rede ist, also, von der Konsumaktivität. Bei der
Analyse der vorhandenen Texten stellte es sich heraus, dass es ziemlich oft auf
verschiedene materielle Dinge hingewiesen wird. Das trifft die beiden
Redaktionen des Magazins zu. Darunter wird gemeint, dass sich der „richtige
Mann“ laut dem geschaffenen Vorbild gut in der Konsumsphäre orientiert: er
verfügt über das hinreichende Wissen, das ihn die „richtige“ Wahl treffen lässt.
Er hält die Konsumaktivität für den natürlichen Bestandteil des Lebens. Dadurch
wird das ständige Konsumieren, das aber eher zu den kultur- und
sozialspezifischen Vorstellungen über Weiblichkeit angehört, paradox in eine
männliche Tätigkeit umgesetzt.
Dadurch wird einerseits das allgemein kulturelle patriarchale Bild des
Mannes als Schützers, Jägers, Familien(besser)verdieners aus dem Rahmen der
Männergesellschaft verdrängt, anstelle tritt die Gestalt eines selbstverliebten,
seinen Wünschen nachgehenden Individuums, das seinen Verdienst dem
Kaufrausch opfern kann. Andererseits zeichnet sich das zu kaufende Ding, das
als Identifizierungsnorm der hegemonialen Männlichkeit gilt, durch ihre Marke
und hohen Preis aus. Daraus folgt, dass der „richtige Mann“ laut GQ unbedingt
102
wohlhabend und mächtig sein soll, was zur gewissen Beschränkung der
Berufsauswahl führt. Bei der Analyse wurde es zum Ziel gesetzt, festzustellen,
Vertreter welcher Berufe im Magazin als männlich präsentiert werden. Es stellte
sich heraus, dass auf Blättern des Magazins vor allem 1.Medienpersonen,
2.berühmte Regisseure, 3.Schauspieler, 4.Moderatoren und 5. Politiker vertreten
sind.
Es kann darauf zurückgeführt werden, dass öffentliche Person (sogar ein
Celebrity) ein vom Magazin geschaffenes Vorbild für Leserschaft darstellt. Der
andere Männer-Typ, der erwähnt werden soll, ist ein Geschäftsmann. Den
Geschäftsmännern schenkt das Magazin viel Aufmerksamkeit, indem Sie
interviewt oder ihre Erfolgsgeschichte erzählt werden. Es ist zu betonen, dass
eigentlich dieser Mann-Typ zur Zielgruppe des Magazins gehört, was sich
anhand der Themenauswahl bestätigen lässt, z.B. Ratschläge bezüglich der
Kleidung bei den Verhandlungen (GQ Russland Septemberausgabe S. 102) oder
der auf „den modernen Business-Gentleman“
gerichtete Artikel, dessen
Hauptbotschaft besteht darin, dass ein beliebiges Geschäft nicht nur als
Einkommensquelle wahrgenommen werden soll, sondern auch als Tätigkeit, die
die Welt positiv verändern kann (GQ Deutschland, Oktoberausgabe S. 120) u. Ä.
Laut dem von dem Magazin geschaffenen Vorbild soll der Mann, der in
der Gesellschaft als männlich gelten will, unbedingt einen hohen Posten
bekleiden. Daraus folgt, dass dieser Männer-Typ sich viel leisten kann, was
automatisch alle Männer aus bescheidenen Verhältnissen ausschließt, auch wenn
sie über als männlich geltende Charakterzüge verfügen.
Adrian Wegner, ein einfacher 29-jähriger Dachdecker aus Köln, ist deutscher
„GQ-Gentleman 2015“
geworden. Es wird im Magazin aber nicht erwähnt,
womit der Gewinner
das Geld verdiente, bevor er mit diesem Preis
ausgezeichnet wurde. Diese Information kann man nur aus Drittquellen
bekommen. Daraus folgt, dass dieser Fall eher eine Ausnahme ist, als die Regel.
103
Es ist allerdings zu unterstreichen, dass die Werte bezüglich der Genderrollen
im Magazin jedoch sehr konservativ dargestellt sind. Der Mann ist und bleibt
das Oberhaupt. Die Frauen werden als klassische Gegenüberstellung
repräsentiert, also der Mann ist nicht die Frau. Im Magazin wird unbewusst auf
die traditionellen Eigenschaften der Frauen hingewiesen: sie sind schön,
verführerisch, elegant und achten auf die Männer. Auch wenn ihre professionelle
Tätigkeit angesprochen wird, dürfen dabei keine Parallele zu Männern gezogen
werden. Die Frau ist immer die Begleiterin des Mannes oder eine eigenständige
Frau, die in einer Branche eingesetzt wird, die weit entfernt von der
Geschäftssphäre liegt. Man schreibt nicht über die erfolgreichen
Geschäftsfrauen, sondern über Sängerinnen, Modelle, Schauspielerinnen, kurz:
über die Ikonen der Weiblichkeit. Man verehrt sie, aber es steht nicht in Frage,
sie als gleichberechtigte Rivalinnen ernst zu nehmen. Es steht aber zu betonen,
dass GQ Russland immer den Ehrenstand erwähnt, wenn der Mann verheiratet
ist, und stellt es als was Gutes und Positives dar. So wird der russische
linguokulturell verankerte Archetyp des Mannes als Familienoberhauptes
präsentiert, das macht den deutlichen Unterschied in der Vorstellung über die
Männlichkeit aus. GQ Deutschland verschweigt dieses Thema völlig, was über
die Schwächung der hegemonialen Rolle des Mannes schließen lässt.
Auch weitere linguokulturelle Unterschiede lassen sich skizzieren:
1. Wie die Schlüsselwörteranalyse gezeigt hast, tendiert GQ Deutschland zur
Erklärung repräsentierter Verhaltensmuster. Zum Beispiel, wird es genau
beschrieben, was ein Mann, der als „richtig“ , „echt“ oder „wahr“ bezeichnet
wird, tun soll um so heißen zu dürfen. Die Kontexte lassen bestimmte
Informationen entziffern, die als ein gewisses Handbuch zu verstehen ist. Daraus
folgt, dass die in GQ Deutschland aufgefundenen Hinweise nicht nur
eine
präskriptive, sondern auch eine deskriptive Funktion tragen, während in GQ
Russland ähnliche Attribute vorkommen, die sind aber mit entsprechenden
Kommentaren nicht versehen. Zum Beispiel, wird es anhand des Kontextes
104
deutlich, dass es der Höhepunkt der Männlichkeit ist, wenn der Mann als
„настоящий“ (echt) bezeichnet wird, aber wie dieses Attribut zu verstehen ist,
wird nicht erklärt, denn es erwartet wird, dass man über dieses Wissen schon
verfügt und keiner Erläuterungen benötigt.
2. Es wurde schon erwähnt, dass Geschäftsleute als Vorbild der Männlichkeit
gelten. Der Unterschied, der in russischen und deutschen Versionen zu verfolgen
ist, liegt in der Einstellung zum Geld. GQ Deutschland und GQ Russland
behaupten, dass bestimmte Sachen zu bestimmten sozialen Status gehören, aber
es wird unterstrichen, dass in der deutschen Kultur es angebracht ist, vorsichtig
mit dem Geld umzugehen und es wohlüberlegt zu investieren. Davon zeugt z.B.
die Rubrik „wahre Werte“ , wo es kalkuliert wird, welche Tätigkeit oder
Leistung günstiger ist, wobei es geht nicht um Milliarden Euro für exklusive
Sachen, sondern um ganz alltägliche Dinge: duschen vs. baden, Bier vs. Wein
auf dem Oktoberfest usw.
3. Es ist auch zu unterstreichen, dass Pünktlichkeit und gute Tagesplannung in
der deutschen Kultur hochgeschätzt wird, was auch in der deutschen Version des
untersuchten Magazins nicht zu übersehen ist. Z.B. wird in jeder Ausgabe Tipps
zur Businessreise gegeben. Der Tag wird durchgeplant und Preis für jede
Tätigkeit bis zum einzelnen Euro gezählt. Es kann ein Beispiel angeführt
werden: In der Juniausgabe wird eine Geschäftsreise nach Warschau
durchgeplant. Das Budget beträgt 251,40 €. Es wird vorgeschlagen um 13 Uhr
im Geschäft „Praga“ was Interessantes für sich zu kaufen, um 15 Uhr das
Museum des Warschauer Aufstands zu besuchen,
um 19 Uhr im Restaurant
„Senses“ zu Abend zu essen und um 21 Uhr sich in den „Platinum Club“ zu
begeben. (GQ Deutschland, Juniausgabe S.67)
Bei der Analyse des russischen Magazins fällt es sofort ins Auge, wie
verschwenderisch mit dem Geld der Mann sein darf. Es kommt zum Vorschein
bei der Behandlung solcher Themen, wie z.B. Ankauf des eigenen
Hubschraubers oder der Jacht. So wird
die schon seit alters her für die
105
russische Kultur typische Erscheinung “ barstvo“ (Herrenleben) zur Geltung
gebracht:
Барство
III ср. разг.
1.
Изнеженность, избалованность, праздность.
2.
Высокомерие, спесь, пренебрежительное отношение к людям,
занимающим более низкое общественное положение. 64
Толковый словарь Ефремовой. Т. Ф. Ефремова. 2000.
4. Für die deutsche Redaktion von GQ ist es großgeschrieben, dass die
Stereotype über Männlichkeit bekämpft werden. Sogar das Hauptthema der
Juliaufgabe wurde der Zerstörung der Mythen über Männlichkeit gewidmet.
Insbesondere war die Rede davon, dass Bier auch ein teures und schickes
Element des Lebens eines Mannes sein kann und dass Arnold Schwarzenegger
nicht nur mit Muskeln, sondern auch mit seiner Tätigkeit als Agitator der
Umweltbewegung prahlen kann.
GQ Russland fehlt aber an so einem Konzept. Während GQ Deutschland zeigt,
wie der Mann Schritt für Schritt sein Leben als Mann verbessern kann, ist für
GQ Russland selbstverständlich, dass der Leser diese Information schon im
Griff hat.
Zusammenfassung
Die vorliegende Masterarbeit hat das Anliegen, einen Überblick über die
modernen Vorstellungen von Männlichkeit in den deutschen und russischen
Linguokulturen zu geben. Die Männerforschung entstand im 20. Jahrhundert im
Rahmen der Genderforschung. Heutzutage stellt sie einen selbständigen
Forschungsbereich dar, der aber sehr eng mit anderen Wissenschaften verbunden
ist, mit solchen wie z.B. Soziologie, Pädagogik, Linguokulturologie,
Psychologie u. Ä. Das Interesse an diesem Problem ist bis heute lebendig,
64http://efremova.slovaronline.com/Б/БА/3240-BARSTVO
106
wovon nicht nur wissenschaftliche Werke, sondern auch zahlreiche Vereine für
Männer und populärwissenschaftliche Bücher zeugen, die mit dem Ziel verfasst
wurden, den Männern eine Art Anweisung bezüglich des Mannseins zu geben.
Es ist wichtig darauf Rücksicht zu nehmen, dass die Vorstellungen von
Männlichkeit einen Teil der Gesellschaftskultur darstellen, die einerseits sehr
beweglich sind, andererseits auf altertümlichen Archetypen beruhen. Dadurch
wird es klar, dass Männlichkeit nicht als universelle linguokulturelle
Kategorie zu verstehen ist.
Von großer Bedeutung für die Forschung ist die von der australischen
Soziologin Raewyn Connell entwickelte Klassifikation der Männlichkeitstype.
Die Forscherin hat entdeckt, dass in jeder Kultur nicht eine, sondern viele
„Männlichkeiten“ vorhanden sind, die eine Hierarchie bilden, nämlich
Hegemonie, Komplizenschaft, Unterordnung und Marginalisierung. Dabei ist es
wichtig zu berücksichtigen, dass in jeder Kultur verschiedene Aspekte des
Mannseins hervorgehoben werden, d.h. was in der westlichen Kultur als völlig
männliches Verhalten gilt (hegemoniale Männlichkeit) kann z.B. in einigen
afrikanischen Stämmen Grund für den Ausschluss aus der männlichen
Gesellschaft sein (Unterordnung) und ganz umgekehrt.
Die Aufgabe der Forschung bestand darin festzustellen, welches
Männlichkeitsbild in der deutschen und der russischen Kultur als Vorbild tradiert
wird. Wir sind von der Prämisse ausgegangen, dass die Unterschiede, die in der
Wahrnehmung dieser Kategorie zum Vorschein kommen, sich aus der Sicht der
Linguokulturologie erklären lassen. Männlichkeit wird in der Arbeit als
askriptive Kategorie verstanden. Es wurde bemüht, eine eingehende
Beschreibung des Porträts eines „richtigen“ („echten“) Mannes vorzulegen. Die
Analyse wurde anhand der Medientexte durchgeführt.
Für die Forschung ist der Begriff von Massenmedien und Medientext
großgeschrieben. Es ist wichtig, die Tatsache in Betracht zu ziehen, dass die
moderne Wissenschaft viele Alternativen bezüglich des Verstehens bestimmter
107
Termini anbietet. In der vorliegenden Arbeit wird aber davon ausgegangen, dass
unter Massenmedien nur Presse, Rundfunk und Fernsehen zu verstehen sind.
Die Medientexte stehen dabei im Fokus der Forschung. Es wurde entschieden,
sich nur auf eine Informationsquelle aus dem Bereich der Massenmedien zu
beschränken,
nämlich die Presse. Den Stoff für die Forschung haben die
deutsche und die russische Redaktion des Männermagazins GQ geliefert. Diese
Wahl wurde deswegen getroffen, weil Männermagazine als eine für alle
zugängliche Informationsquelle über Männlichkeit dienen. Das Magazin GQ ist
international, wird sowohl in Deutschland als auch in Russland herausgegeben.
Die nationalen Versionen von GQ unterscheiden sich völlig durch ihren Inhalt
voneinander, was die Durchführung einer linguokulturellen vergleichenden
Studie ermöglicht. Es wurden zwölf Ausgaben des Magazins ausgewählt (6 GQ
Deutschland und 6 GQ Russland), nämlich über den Zeitraum Juni 2015 November 2015, was insgesamt mehr als 2300 Seiten ausmachte. Es ist in
Betracht zu ziehen, dass die Ergebnisse der Analyse nicht als für alle sozialen
Gruppen der Männer innerhalb der untersuchten Kulturen zutreffend zu
verstehen sind. Wir orientierten uns an der Leserschaft des Magazins, und zwar
auf Männer, die Mitte 30 sind und sich mit den im Magazin dargestellten
Figuren identifizieren können. Die Analyse wurde in zwei Etappen
durchgeführt: 1. Schlüsselwörteranalyse und 2. qualitative Inhaltsanalyse.
1. Das Ziel der Schlüsselwörteranalyse bestand darin, festzustellen,
mithilfe welcher Nominationen die Person männlichen Geschlechts im Magazin
bezeichnet wird, sowie die Konnotation der Attribute zu erforschen, die im
Zusammenhang mit den ausgewählten Nominationen stehen. Die Analyse hat
ergeben, dass Nominationen in GQ Deutschland und in GQ Russland keine eins
zu eins Entsprechungen sind (z.B. solche Wörter wie Typ und парень könnten
in einigen Fällen als kontextuelle Synonyme auftreten, sie haben aber nur für sie
eigene Schattierungen in Bedeutungen, die nur im Kontext zum Vorschein
kommen können). Die untersuchten Nominationen verfügen schon selbst über
108
eine bestimmte Konnotation (Kerl, джентльмен) oder anderenfalls macht sich
die Konnotation
nur durch den Kontext deutlich (Mann, мужик). Einige
mithilfe der Analyse umrissenen Gestalten tendieren zur Konzeptualisierung
(moderner Mann, суровый мужчина), während die anderen nur erwähnt werden
(z.B. настоящий мужчина). Es ist darauf zurückzuführen, dass der Grad der
Emotionalität von Beschreibungen ganz unterschiedlich ist. In GQ Deutschland
werden viele bildhafte Attribute (z. B. unverschämt gut aussehender [Mann],
geschichtsbewusster [Gentleman]) mit dem Ziel eingesetzt, die auf Männlichkeit
beziehende Information genauer zu beschreiben. In GQ Russland ist der Grad an
Emotionalität viel niedriger, was sich dadurch erklären lässt, dass die Redaktion
des Magazins von folgender
Prämisse ausgeht: die Gestalt von настоящий
мужчина gehört schon zum Hintergrundwissen der Leserschaft und soll nicht
im Heft genau definiert werden.
2. Die Qualitative Inhaltsanalyse setzte sich zum Ziel, die Ergebnisse der
Schlüsselwörteranalyse zu ergänzen und sie dadurch zu vertiefen. Die Analyse
wurde im Rahmen der 6 Sachgruppen durchgeführt, nämlich (1) Charakterzüge,
(2) Beruf, (3) materielle Attribute der Männlichkeit, (4) familiäre Verhältnisse,
(5) soziale Umgebung, (6) Aussehen.
Es wurde festgestellt, dass im großen und ganzen die von GQ tradierten
Vorstellungen über Männlichkeit ähnlich sind. Es stellte sich zum Beispiel
heraus, dass die beiden Versionen von GQ nur einen Männlichkeitstyp auf den
Blättern des Magazins präsentieren, nämlich den hegemonialen, der in beiden
Kulturen identisch ist. Um ein Mann von GQ zu sein, muss die Person den
Zugang zur Macht bekommen (darunter ist vor allem ein hoher Posten in der
Berufshierarchie zu verstehen) und wohlhabend sein.
Die dargestellten Männergestalten in den untersuchten Versionen von GQ
haben aber wesentliche Unterschiede aufgewiesen. Die durchgeführte
Inhaltsanalyse hat gezeigt: In der deutschen Kultur wird der vorherrschende
soziale Status, über den die Männer von GQ-Typ verfügen, nicht in den
109
Vordergrund gerückt. Es wird immer wieder unterstrichen, dass das Geld
rational zu investieren ist. Es wird auch erwähnt, welche alltäglichen Tricks
beim Sparen des Mittelaufkommens behilflich sein können. Auch mit der Zeit
soll laut GQ genauso sparsam umgegangen werden, deswegen bietet das
Magazin den Geschäftsmännern eine genaue Tagesplanung für die möglichen
Geschäftsreisen an. Auch Pünktlichkeit ist für die Deutschen großgeschrieben.
Diese Schlussfolgerung lässt sich anhand zahlreicher Interviews mit den
Vertretern der deutschen Kultur schließen. Für die Forschung ist auch die
Tatsache von Interesse, dass GQ Deutschland für das Selbstkochen plädiert und
in jeder Ausgabe Rezepte mit den vollständigen Beschreibungen veröffentlicht.
GQ Russland legt den Akzenten auf die materielle Lage, die alle Männer
von GQ-Typ erreichen sollen. Diese Botschaft kommt explizit zum Ausdruck
durch die bestimmten Themen, die in der nationalen Version des Magazins
angeschnitten werden, z.B. wohin man sich auf seiner Jacht begeben kann oder
warum ein privater Hubschrauber für jeden erfolgreichen Mann ein Muss ist
(eine linguokulturelle Erscheinung, bekannt als „barstvo“ (Herrenleben), kann u.
E. dadurch zum Vorschein kommen). Es wird eine prächtige Lebensweise
propagiert. Es steht auch zu betonen, dass während sich GQ Deutschland
bemüht, eine Antwort auf die Frage zu geben, wie Mann sein Leben verbessern
kann, stellt GQ Russland den Spaß am Leben zur Schau.
So sehen wir, dass Männlichkeit in GQ Russland ganz anders
dargestellt wird. Wenn in der deutschen Version des Magazins die innerlichen
Probleme des Mannseins behandelt werden, findet dieses Thema kaum Platz auf
den Blättern des GQ Russland. Männlichkeit wird als Verhaltensstereotyp
wahrgenommen, als eine Art Regelwerk, das nicht auf das Innere, sondern auf
das Äußere gerichtet ist.
Die Forschung kann eine neue Entwicklung in den weiteren
wissenschaftlichen Arbeiten bekommen. Das mag sowohl die Erweiterung des
zu untersuchenden Stoffes (z. B. Einbeziehen der Analyse der schöngeistigen
110
Literatur oder Durchführung des linguistischen Experiments unter Befragten
aus verschieden sozialen Verhältnissen) als auch Basis für die Forschungen auf
dem Gebiet der Genderlinguistik (z. B. Untersuchungen zum Thema, wie sich
das Darstellen der Manngestalt im Männermagazin sich von dem im
Frauenmagazin unterscheidet u.Ä.) sein.
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Anlage 1
Die Erwähnungszahl von den erforschten Schlüsselwörtern in den
einzelnen Ausgaben des Magazins
GQ Deutschland
Nr. der
Nr. 06
Nr. 07
Nr. 08
Nr. 09
Nr. 10
Nr. 11
Insgesamt
115
Ausgabe/
Erwähnungszahl
Mann
Junge
Gentleman
Kerl
Typ
Held
Herr
44
8
9
4
4
6
4
47
2
0
3
6
2
4
52
8
6
2
2
3
3
28
3
13
1
7
13
2
43
2
17
2
10
4
6
39
1
9
1
3
2
4
253
24
54
13
32
30
23
Nr. 06
Nr. 07
Nr. 08
Nr. 09
Nr. 10
Nr. 11
Insgesamt
10
2
2
1
7
0
16
4
2
3
4
0
20
6
19
5
11
2
10
5
1
8
9
2
23
5
13
6
6
0
17
1
2
4
1
3
96
23
39
27
38
7
GQ Russland
Nr. der
Ausgabe/
Erwähnungszahl
мужчина
мужик
парень
мальчик
джентльмен
герой
ANLAGE 2
Das prozentuale Verhältnis zwischen der einzelnen Erwähnung
bestimmter Nomination und der gesamten Anzahl der Nominationen
116
GQ Deutschland
GQ Russland
Mann
59%
Мужчина
41,8%
Gentleman
12,6%
Парень
17%
Typ
7,4%
Джентльмен
16,5%
Held
7%
Мальчик
11,7%
Junge
5,6%
Мужик
10%
Herr
5,4%
Герой
3%
Kerl
3%
117
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