STAATLICHE UNIVERSITÄT SANKT PETERSBURG
Philologische Fakultät
Lehrstuhl für Deutsche Philologie
Anastasiia Igorevna Lopareva
LINGUOKULTURELLE BESONDERHEITEN
ZEITGENÖSSISCHER DEUTSCHER UND RUSSISCHER MÄRCHEN
ЛИНГВОКУЛЬТУРНЫЕ ОСОБЕННОСТИ СОВРЕМЕННЫХ
НЕМЕЦКИХ И РУССКИХ АВТОРСКИХ СКАЗОК
MASTERARBEIT
Fachrichtung: 45.04.02 LINGUISTIK
Masterstudiengang: «Interlinguale Kommunikation als Kulturdialog»
Wissenschaftliche Betreuerin:
Dr. Phil. Ludmila Yaroslavovna Slinina
Sankt Petersburg
2016
INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG ........................................................................................................... 3
KAPITEL I. THEORETISCHE ASPEKTE DER MÄRCHENFORSCHUNG AUS
LINGUOKULTURELLER SICHT .......................................................................... 6
1.1 Märchen als Gegenstand der Forschung ............................................................. 6
1.1.1
Der Begriff „Märchen“ und die Merkmale des Märchens in der
deutschen und russischen Märchenforschung ........................................................ 6
1.1.2 Kunstmärchen in der deutschen und russischen Märchenforschung .......... 14
1.2 Die theoretischen Grundlagen der deutschen und russischen
Märchenforschung ................................................................................................... 17
1.2.1 Klassifikationsproblem in der deutschen und russischen
Volksmärchenforschung ...................................................................................... 18
1.2.2 Motiv als Grundbegriff in der strukturalistischen Märchenforschung ....... 20
1.2.3 Linguokulturelle Analyse und ihre Anwendung in der Märchenforschung 23
Fazit zum Kapitel I .................................................................................................. 27
KAPITEL II. LINGUOKULTURELLE ANALYSE DER DEUTSCHEN UND
RUSSISCHEN KUNSTMÄRCHEN ...................................................................... 29
2.1 Handelnde Personen, ihre Typen, Namen und Rede ........................................ 31
2.2.Raum und Zeit ................................................................................................... 42
2.3 Entwicklung der Handlung ............................................................................... 48
2.4 Alte und neue Motive ........................................................................................ 60
2.5 Die vermittelnden Werte ................................................................................... 65
Fazit zum Kapitel II................................................................................................. 70
ZUSAMMENFASSUNG ........................................................................................ 74
LITERATURVERZEICHNIS ................................................................................ 76
LISTE DER ABKÜRZUNGEN ............................................................................. 81
2
EINLEITUNG
Märchen sind für jedes Volk kennzeichnend und haben als Genre eine lange
Entwicklung. Die Spezifik des Märchens spornt das Interesse der Forscher an.
Zahlreich sind die Forschungsmethoden, deren Ziel es ist, das Märchen zu
ergründen. So haben einige Forscher versucht, Klassifikationen von Volksmärchen
zu erarbeiten (A. N. Afanasjev, R. M. Volkov, A. Aarne, W. Wundt und andere),
andere untersuchten die Motive und Funktionen von Volksmärchen im Rahmen
des Strukturalismus (A. N. Veselovsky, V. Propp, I. V. Silantjev), und Forscher
wie A. A. Alempjev und O. J. Kirillova beschäftigten sich mit den kulturell
geprägten sprachlichen Gestaltungsmitteln von Texten dieses Genres.
Die Mehrheit der wissenschaftlichen Arbeiten, die dem Studium der
Kunstmärchen gewidmet sind, wurden auf dem Gebiet der Literaturwissenschaft
(E.M. Meletinskij, I.P. Smirmov, O.N. Gronskaja, M. Lüthi u. a.) und der
Linguistik (V.J. Klejmenova, N. Roschijanu u. a.) durchgeführt. Die vorliegende
Arbeit gehört zu den Untersuchungen im Bereich der interkulturellen
Kommunikation und ist der Analyse der sprachlichen und kulturologischen
Besonderheiten in zeitgenössischen russischen und deutschen Kunstmärchen
gewidmet. Bislang gab es keine Forschungsarbeit über den Vergleich der
Kunstmärchen in der deutschen und russischen Kultur. Darin besteht die
wissenschaftliche Neuheit dieser Arbeit.
In der letzten Zeit ist die Untersuchung der Beziehung zwischen der Sprache
und der Kultur populär geworden. Es wurden aber vor allem Volksmärchen als
Gegenstand der Forschung (A.A. Alempjev, D.S. Gasanova u. a.) gewählt. Das
Volksmärchen ist eine besondere Gattung der Volksdichtung, insofern als es ein
traditionelles Weltbild und ethnokulturelle Stereotype einer Nation widerspiegelt.
Die Hypothese ist, dass die zeitgenössischen Kunstmärchen auch kulturspezifische
Erscheinungen darstellen können, weil sie Volksmärchen als Basis haben und
dabei auch dem Einfluss der modernen Realität unterliegen. Da die Kultur sich
ständig entwickelt, ist es sinnvoll, die zeitgenössischen Märchen zu erforschen, um
3
die Denkweise und die Normen der Nation in der heutigen Zeit besser zu
verstehen. Diese Erkenntnis leistet einen Beitrag zu der modernen vergleichenden
linguokulturellen Forschung, was die Aktualität der Arbeit begründet.
Das Forschungsobjekt der vorliegenden Arbeit sind deutsche und russische
zeitgenössische
Zaubermärchen,
in
denen
kulturelle
und
sprachliche
Besonderheiten untersucht werden.
Die Untersuchung wird auf der Basis von 80 analysierten Kunstmärchen
durchgeführt. Es werden 40 deutsche und 40 russische Zaubermärchen von
modernen Autoren herangezogen. Die Quellen bilden sowohl Druckausgaben, als
auch elektronische Quellen, darunter Märchensammlungen und einzelne Märchen.
Den Gegenstand der Arbeit bilden sprachliche Mittel, die linguokulturelle
Besonderheiten von deutschen und russischen Kunstmärchen für Kinder zum
Ausdruck bringen.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht in der Feststellung und im
Vergleich der kulturellen Besonderheiten von deutschen und russischen
Kunstmärchen.
Das Ziel der Arbeit setzt die Lösung folgender Aufgaben voraus:
1.
Die Merkmale des Kunstmärchens im Unterschied zu dem
Volksmärchen zu betrachten und Besonderheiten und Gemeinsamkeiten
herauszufinden.
2.
Die sprachlichen Besonderheiten der deutschen und russischen
Kunstmärchen im Vergleich offenzulegen.
3.
Die ergebenen Besonderheiten aus linguokultureller Sicht zu
beleuchten.
Das Ziel und die Aufgaben der vorliegenden Arbeit bestimmen die Wahl der
folgenden Methoden:
-
beschreibende Methode;
-
Methode der wahlfreien Stichprobe;
-
Methode der kontrastiven Analyse;
-
Elemente des quantitativen Verfahrens;
4
-
interpretative Methode.
Praktische Anwendung: Die Ergebnisse der Forschung können im Rahmen
der Seminare zu den Themen „Interkulturelle Kommunikation“, „Interpretation des
Textes“ benutzt werden.
Struktur der Arbeit. Die vorliegende Arbeit besteht aus einer Einleitung,
zwei Kapiteln, einer Zusammenfassung, einem Literaturverzeichnis und einer Liste
der Abkürzungen.
Das Kapitel I ist der Betrachtung des Volks- und Kunstmärchens als
literarischer Gattung und den Erkenntnissen der Märchenforschung gewidmet. Im
Kapitel II werden die Ergebnisse der vergleichenden Analyse von lingokulturell
geprägten sprachlichen Einheiten in deutschen und russischen zeitgenössischen
Märchen
vorgestellt.
Jedes
Kapitel
endet
mit
einem
Fazit.
In
der
Zusammenfassung werden die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchung
dargelegt.
Das Literaturverzeichnis enthält 46 Titel (darunter 32 in Russisch und 14 in
Deutsch). Danach folgt die Liste der Abkürzungen mit 80 Titeln der benutzten
Quellen (darunter 40 in Russisch und 40 in Deutsch).
5
KAPITEL I. THEORETISCHE ASPEKTE DER
MÄRCHENFORSCHUNG AUS LINGUOKULTURELLER SICHT
1.1
Märchen als Gegenstand der Forschung
In diesem Teil werden gattungsgeschichtliche Charakteristika von Märchen
dargestellt. Die Definitionen von deutschen und russischen Märchenforschern wie
M. Lüthi, H. Rölleke, K. Pöge-Adler, T. G. Leonova, V. Propp u.a. nennen die
wichtigsten Merkmale des Volksmärchens, die es von anderen Textgattungen
unterscheiden.
Im Anschluss daran werden Unterschiede des Kunstmärchens von dem
Volksmärchen hervorgehoben und die gattungsspezifischen Merkmale genannt.
1.1.1 Der Begriff „Märchen“ und die Merkmale des Märchens in der
deutschen und russischen Märchenforschung
Märchen findet man bei allen Völkern, aber der Begriff konnte erst mit
Beginn der Märchenforschung, der in erster Linie mit den Namen der Brüder
Grimm verbunden ist, als Literaturgattung abgesondert werden. Wahrscheinlich
entwickelten sich Märchen aus Mythen, die von übernatürlichen Mächten und
Helden erzählten. Die Bedeutung des Begriffs “Märchen“ wurde im Laufe der Zeit
stark verändert. Zuerst hatte das Wort eine negative Konnotation, weil es mit
unwahren Geschichten assoziiert wurde. Erst mit den französischen Märchen über
Feen
und
Geschichten
aus
„Tausendundeiner
Nacht“,
mit
den
Märchensammlungen von Bechstein und den Brüdern Grimm wurden Märchen
positiv von den Lesern empfunden [Lüthi 1990: 1].
Es gibt keine eindeutige Definition des Begriffs „Märchen“, weil die
Märchenforscher aufgrund ihrer verschiedenen Positionen und Einstellungen
versuchten, ihre eigene Definition zu geben. Um die Bedeutung des Begriffs zu
verstehen, wäre es sinnvoll zuerst auf die Herkunft des Wortes einzugehen.
6
Das Wort Märchen stammt von dem mittelhochdeutschen Wort maere und
wurde später vom Substantiv märe mit Hilfe des Diminutivsuffixes abgeleitet.
Während die Märchenforscher M. Lüthi und H. Rölleke die Geschichte des Wortes
Märchen (Märlein) erzählen, lenken sie die Aufmerksamkeit darauf, dass es eine
Verkleinerungsform zum Wort Mär ist, das ‚Kunde’, ‚Bericht’, ‚Erzählung’ oder
‚Gerücht’ bedeutet.
Das gleiche kann man auch im Russischen beobachten: das Wort сказка ist
eine Verkleinerungsform von сказ, was zuerst nur ‚ein gesagtes oder
geschriebenes Wort’ und später auch ‚eine Erzählung’ bedeutet [Пропп 1984: 33].
M. Lüthi definiert maere als ursprünglich gesprochenen, vorgetragenen
Erzähltext [1990: 1]. Unter Mähre versteht man nach H. Rölleke „eine Nachricht
oder Botschaft von einer Sache, einem Geschehnis, einer Wahrheit, die berühmt ist
oder berühmt zu werden verdient, so dass sie sich herumspricht“. Solche
Geschichten sind klein und kurz, wovon das Diminutivsuffix zeugt [1992: 10].
Daraus schließt man das erste Merkmal über die Form des Märchens,
nämlich dass das Märchen eine kurze Erzählung ist.
Die meisten Forscher sind sich darüber einig, dass das Märchen eine
unwahre Geschichte ist, die zauberhafte und wunderbare Elemente enthält und die
die Kinder belehrt, was auch in den Definitionen beobachtet wird.
Die Unwahrheit und das Wunder werden in der Definition von J. Bolte und
G. Polívka betont, die die Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der
Brüder Grimm geschrieben haben. Sie verstehen unter einem Märchen: „…eine
mit dichterischer Phantasie entworfene Erzählung besonders aus der Zauberwelt,
eine nicht an die Bedingungen des wirklichen Lebens geknüpfte wunderbare
Geschichte, die hoch und niedrig mit Vergnügen anhören, auch wenn sie diese
unglaublich finden“ [zitiert nach Lüthi 1990: 3].
Die gleiche Vorstellung vom Märchen findet sich auch bei der russischen
Forscherin T. G. Leonova, die das Märchen auf folgende Weise definiert: „Ein
episches, öfter prosaisches Werk, das auf Wunder eingestellt ist, mit einem
7
fantastischen Sujet, einer symbolhaft-fantastischen Anschaulichkeit, einer stabilen
Struktur und einer zum Leser gerichteten Form“1 [Леонова 1982: 15].
Im russischen Bedeutungslexikon von S. I. Oschegow findet man folgende
Definition, die auch das Vorhandensein des Wunders betont: „Ein Märchen ist ein
narratives, volkstümlich-dichterisches Erzählwerk über ausgedachte Personen und
Ereignisse, in denen hauptsächlich wunderbare und fantastische Kräfte wirken“2
[Ожегов 1995: 665].
In den oben erwähnten Definitionen wird vor allem der zauberhafte und
wunderbare Bestandteil des Märchens betont, das zweite wichtige Merkmal des
Märchens.
J. H. Zedler gibt in seinem Universallexikon dem Begriff Märchen folgende
Definition: „Maehre, ist eine Erzehlung beydes einer wahrhafften als erdichteten
Geschichte […] Maehrlein, sind Gedichte oder Fabeln so man erzehlet, wenn man
andern eine Lust machen oder die Zeit vertreiben will.“ [zitiert nach Pöge-Adler
2011: 24]. Der Unterschied von den anderen Definitionen besteht darin, dass
J. H. Zedler das Ziel des Märchens nennt: „anderen eine Lust machen“. Die
unterhaltende Funktion ist das dritte Merkmal des Märchens.
Märchen haben nach der Meinung des Forschers K. Ranke die Funktion,
„über die Welt einer höheren Ordnung und Gerechtigkeit auszusagen, eine
sublimierte Welt also transparent zu machen, in der sich alle Sehnsüchte des
menschlichen Herzens nach Glück und Erfüllung zu mythischer Vollendung
gestalten“ [zitiert nach Pöge-Adler 2011: 182]. Seine Definition betont die
Botschaft des Märchens, die einen belehrenden Charakter hat. So umfasst das
vierte Merkmal die belehrende Funktion des Märchens.
Das Originalzitat: «Эпическое, чаще всего прозаическое произведение с установкой на
вымысел, произведение с фантастическим сюжетом, условно-фантастической
образностью, устойчивой сюжетно-композиционной структурой и ориентированной на
слушателя формой повествования».
2
Das Originalzitat: «… повествовательное, обычно народно- поэтическое произведение о
вымышленных лицах и событиях, преимущественно с участием волшебных,
фантастических сил».
1
8
So wurden aufgrund der genannten Definitionen die vier wichtigsten
Merkmale des Märchens festgestellt, die das Märchen von den anderen Gattungen
unterscheiden: eine charakteristische Form, Vorhandensein von einem Wunder in
der Handlung, Funktion der Entspannung und Funktion der Belehrung. Die
Definition von T.G. Leonova scheint in dem Bezug umfassend zu sein, weil sie
alle diese Aspekte enthält.
Die deutschen Forscher M. Lüthi [1992: 12] und H. Rölleke [1992: 41]
versuchten neben der Definition auch die wichtigsten inhaltlichen und formalen
Komponenten des volkstümlichen Märchentextes zu ergänzen. Die von ihnen
genannten Merkmale sind allerdings nicht in allen Märchen gleichermaßen
vorzufinden. Das sind folgende Merkmale:
Eindimensionalität – das Jenseits und Diesseits sind eng miteinander
verbunden, es gibt keine klare Grenze dazwischen. Dabei unterscheidet man
Gestalten und handelnde Personen. Gestalten wie Hexen, Zwerge, sprechende
Tiere sind jenseitig. Die handelnden Personen gehören formal zum Diesseits und
können verzaubert werden oder nehmen zauberhafte Gaben und Eigenschaften an,
aber bleiben immer Figuren der diesseitigen Welt. Der Held wundert sich nicht
über Wunder. M. Lüthi schreibt dazu: „Nicht Neugier oder Erkenntnisdurst führen
ihn in die Hölle, zum Vogel Greif, ins Weltend-Königreich, ins Land des
Lebenswassers und der goldenen Äpfel, sondern der Auftrag eines schlimmen
Königs, der Wunsch, dem kranken Vater Heilung zu bringen, die Laune einer
Prinzessin oder der Entschluss, die verlorene Gemahlin zurückzugewinnen“ [Lüthi
1990: 10].
Flächenhaftigkeit – der Erzähler beschreibt die innere Welt und das
Aussehen der Figur nicht. Die Figuren haben keine komplizierten Charaktere, sie
sind entweder gut oder böse. Nach M. Lüthi besteht in den Märchen keine
räumliche, zeitliche, geistige und seelische Tiefengliederung. Im Zentrum der
Aufmerksamkeit steht der Handlungskern. Gefühle und Aussehen werden nur
erwähnt, wenn sie zur Handlung beitragen.
9
Abstrakter Stil – Raum und Zeit sind nicht klar definiert, und das
Märchen besteht aus miteinander verbundenen Teilen. Die Handlungen laufen
nicht gleichzeitig. Es werden nur Hauptfiguren dargestellt, und die Handlung
entwickelt sich rund um die Hauptfiguren.
H. Rölleke fügt die bestimmten Orte des Abenteuers (häufig Wald oder
Wasser) und die Zeitlosigkeit und damit die Unsterblichkeit des Helden hinzu
[1992: 41].
Laut I. P. Smirnov kommen wunderbare Wesen und Gegenstände aus dem
Jenseits, das als unterirdisches Reich oder Wald dargestellt werden kann
[Смирнов 1981: 21]. Für Märchen ist es typisch, dass die dargestellte Zeit und die
Zeit der Darstellung nicht zusammenfallen [Ebd.: 23].
Der abstrakte Stil wird geprägt durch Formelhaftigkeit (bestimmte Formeln
der Einleitung und des Schlusses) und Wirklichkeitsferne (gleiche Wahrnehmung
der Zauberwelt und der Realität, Märchenmotive aus dem Alltag gegriffen, aber
mit magischen Elementen realisiert). Dazu gehören auch die Wiederholung und
Extreme wie gut und böse, reich und arm [Lüthi 1992: 12].
H. Rölleke stellt fest, dass das Märchen mit einer Mangellage des
Märchenhelden beginnt, die durch Hochzeit oder Erwerb eines Königreichs am
Ende behoben wird [1992: 41]. Die gleiche Meinung hat auch K. Pöge-Adler
[2011: 30].
Isolation und Allverbundenheit – die Figur verfolgt ihren eigenen
Weg, sie ist isoliert von den anderen Figuren. Dabei schreibt M. Lüthi, dass diese
Isolation der Figur die Verbundenheit mit der Welt erlaubt. „Nicht trotz ihrer
Isolierung ist die Märchenfigur kontaktfähig mit allem und jedem, sondern wegen
ihrer Isolierung [...], denn im Märchen ist alles gleich nah und gleich fern, alles ist
isoliert und eben deshalb universal beziehungsfähig.“ [Lüthi 1992: 12]
Zahlensymbolik – in den Märchen wird oft die Zahl „drei“ benutzt: der
Held bekommt drei Aufgaben, er wiederholt dreimal eine Handlung, er überwindet
drei Hindernisse. Gleichwertig sind die Zahlen „sieben“, „zwölf“ und „dreizehn“.
10
Dabei betont H. Rölleke noch die Vorliebe für bestimmte Farben und
Materialien. Die am häufigsten verwendeten Farben sind rot, weiß und schwarz,
daneben golden und silbern. Als Materialien dienen am meisten Gold, Diamanten,
Glas und Stein [1992: 41].
Sympathieträger sind arme, dumme, hungrige, schwache und junge
Figuren. Dabei bestimmt man auch nach H. Rölleke die Typenhaftigkeit der
Helden sowie ihrer Helfer, Widersacher, Partner und Nebenfiguren [1992: 41]. Am
Ende des Märchens überwinden sie alle Hindernisse und erreichen ihr Ziel. Das
Happy-End, die gleichsam eindimensionale Vorstellung der Figuren, ihre
Flächenhaftigkeit und damit das Fehlen des Vernunfts- und Gefühlsbereichs
zeichnen das Märchen aus. In der Regel endet das Märchen mit einer Hochzeit
[Смирнов 1981: 28].
Zu den oben genannten Merkmalen, die eine Zusammenfassung der
Merkmale von H. Rölleke und M. Lüthi darstellen, fügt die deutsche
Märchenforscherin K. Pöge-Adler folgende zu [2011: 24-30]:
von Wunderbarem oder Numinosem wird so erzählt, als wäre das
etwas Selbstverständliches.
„tatsachengerechte Aussage“ – Märchen erhalten Symbole, die richtig
verstanden werden sollen.
Der dänische Philologe Axel Olrik hat „Epische Gesetze der Volksdichtung“
ausgearbeitet, die auch Märchen beschreiben können. Die Gesetze entsprechen den
genannten Merkmalen, aber sie werden anders genannt [Pöge-Adler 2011: 202203]: Übersichtlichkeit, szenische Zweiheit, Schematisierung, Wiederholung,
Handlungsgebundenheit,
Gegensatz,
Polarität,
Dreizahl,
Achtergewicht,
Abschluss.
Die russische Forscherin O. N. Gronskaja betont noch ein Merkmal, das bei
den erwähnten Forschern nicht genannt wurde. Nach ihrer Meinung zeichnet sich
das Märchen durch besondere Fiktionalität aus [Гронская 2012: 6]. Die
Fiktionalität bedeutet, dass die im Text dargestellte Welt fiktiv, also ausgedacht ist.
Fiktionale Texte stellen ausgedachte, nur im Rahmen des Textes existierende
11
Geschehnisse dar. Fiktiv sind Figuren, Orte, Zeiten, Reden, Gedanken, Konflikte
usw. Dazu gehören übernatürliche Kräfte, ausgedachte Handlungen, sprechende
Tiere und Gegenstände. Die Fiktionalität hat im Märchen einen besonderen
Charakter, denn man nimmt an, dass die ausgedachten Figuren und Handlungen
existieren können.
Aber man vermutet, dass die Märchenwelt fiktiv ist und die Ironie zu der
Realität durch fiktive Darstellung geschildert werden kann [Клейменова 2012:
255]. Die besondere Fiktionalität mit den Entgegenstellungen von Gut und Böse
erlaubt die Realität ironisch darzustellen. Dabei wird der Grad der Eigenschaften
übertrieben und sie werden polarisiert, wodurch das Märchen eine größere
Stilisierung erreicht. Diese Polarität erleichtert dem Kind das Gute und das Böse
zu verstehen und zu identifizieren, denn es weiß noch nicht, dass der Charakter
eines Menschen
differenziert ist. S. Neuhaus sieht die Ironie in der
problematischen Welt der Darstellung, „in der sich ein Subjekt bewegen muss, das
sich auch seiner selbst, vor allem der eigenen Wahrnehmung nicht sicher sein
kann“ [2005: 8].
Viele Märchen basieren auf der Entgegenstellung bestimmter Eigenschaften,
was auf Werte bestimmter Kulturen hinweist: z. B. Gut und Böse, Fleiß und
Faulheit, Reichtum und Armut, Schönheit und Hässlichkeit, Treue und Verrat. So
wird das fleißige Mädchen belohnt, und das faule bestraft. Die Extreme erleichtern
dem Leser den Unterschied zwischen dem Guten und Bösen zu verstehen.
Außerdem weisen bestimmte Handlungen auf alte Gebräuche zurück, so vergleicht
z. B. W. E. Peuckert Rapunzels Einsperren im Turm mit der Pubertätshütte [PögeAdler 2011: 112]. Die französischen Ethnologen Pierre Saintyves und Johannes
Siuts sahen in den Märchen Zusammenhänge mit den altertümlichen Vorstellungen
vom Jenseits [Pöge-Adler 2011: 112].
Der Topos des Märchens, in dem Handlungen und Figuren dargestellt sind,
ist auch fantastisch, auch wenn er von der realen Welt geprägt ist. Die Figuren
können sich in einem goldenen, unterseeischen, unterirdischen, himmlischen usw.
Reich befinden. [Гронская 2012: 43].
12
Aus den dargestellten Theorien kann man folgende Merkmale des
Volksmärchens ableiten:
klare Form und Struktur des Märchens;
Wunder als Bestandteil der Handlung und dessen Wahrnehmung als
Teil der Realität;
Unterhaltung des Lesers als Textfunktion;
begrenzte Anzahl von Handlungsträgern;
didaktische Funktion: Vermittlung entsprechender Werte;
Eindimensionalität: es gibt keine klare Grenze zwischen der
Zauberwelt und der Realität;
Flächenhaftigkeit: keine ausführliche Beschreibung von Figuren, Zeit
und Raum; die Handlung steht im Zentrum;
Abstrakter Stil: keine deutlichen Ort- und Zeitangaben, keine
gleichzeitige Handlung mehrerer Figuren;
Formelhaftigkeit: spezielle Einleitungs- und Schlussformeln;
Wirklichkeitsferne : Verlust des Zauber- und Alltagsgefühls;
Isolation und Allverbundenheit der Figur;
Symbole: Pfeile symbolisieren den Willen der Figuren; bestimmte
Zahlen, wie z.B. drei, sieben oder zwölf können eine wichtige Bedeutung für die
Handlung haben;
Sympathieträger sind bestimmte Typen von Figuren;
Fiktionalität: fantastische Gegenstände, Figuren usw.;
Happy-End.
Die oben genannten Definitionen und die darin erwähnten Merkmale
gehören zu den Volksmärchen. In dieser Arbeit wird untersucht, ob die
zeitgenössischen Kunstmärchen den genannten traditionellen Gesetzen folgen.
13
1.1.2 Kunstmärchen in der deutschen und russischen
Märchenforschung
Von den Volksmärchen unterscheidet man die Kunstmärchen. Das
Kunstmärchen wurde im Unterschied zum Volksmärchen nicht durch mündliche
Überlieferung anonym tradiert, sondern als individuelles, von Dichtern und
Schriftstellern erfundenes Werk geschrieben.
Das Kunstmärchen als Gattung entwickelte sich seit der Romantik. Zu den
Autoren der deutschen Romantik, die sich in ihrem Schaffen dem Märchen
zugewandt haben, zählen L. Tieck, E. T. A. Hoffmann, C. Brentano, Novalis u.a.
Der Grund der Wandlung in der Märchenwahrnehmung liegt in der Philosophie
der Romantik. Die Romantiker, die sich enttäuscht in der Realität fühlten, suchten
nach der Begeisterung in der Vergangenheit. Als Folge versuchten sie die
Gegenwart in der Form des Märchens zu gestalten [Засурский 1982: 30].
Das Kunstmärchen ist eine Medaille mit zwei Seiten. Einerseits basieren die
Kunstmärchen auf den Volksmärchen und damit auch auf den mythologischen
Motiven. Andererseits sind sie durch den Stil des Autors geprägt.
Wenn man die Verbindung zwischen der Kunstmärchen und der
Volksmärchen betrachtet, stellt man fest, dass die Kunstmärchen im Unterschied
zu den Volksmärchen die oben genannten Merkmale des Volksmärchens (1.1)
auslassen können. Den Vergleich der Kunstmärchen mit den Volksmärchen und
zwar das Überprüfen, ob auch die Kunstmärchen die typischen Merkmale der
Volksmärchen besitzen, unternehmen die deutschen Forscher P.-W. Wührl [1984:
16], K. Pöge-Adler [2011: 202-203] und S. Neuhaus [2005: 8] und die russische
Forscherin I. V. Tsikuscheva [Цикушева 2008]. Sie haben festgestellt, dass
Diesseits und Jenseits in den Kunstmärchen nicht unbedingt zusammenfallen.
Außerdem kann das Kunstmärchen bestimmte Ort- und Zeitangaben haben. Die
Figuren können charakterisiert und ihre Innenwelt kann beschrieben werden. Sie
handeln oft in Alltagssituationen. In den Kunstmärchen kann der Autor von der
Struktur der eigentlichen Märchen abweichen und seine Beschreibungen und
14
Kommentare einfügen. Die Handlung des Kunstmärchens muss nicht linear
ablaufen. Das Kunstmärchen kann bildliche Ausdrücke, Metaphern und
Kunstworte aufweisen, der Satzbau kann komplexe sein und der Ausdruck neue
Vokabeln (Neologismen) benützen. Das Märchen endet nicht unbedingt mit einem
Happy-End.
Gemeinsamkeiten bilden die Aufgabe des Helden, magische Requisiten,
Zahlensymbolik, sprechende Tiere, die Verbindung mit dem Mythos und das
Bewältigen alltäglicher Probleme.
Außerdem betont A. Schabanova, dass die Merkmale des Kunstmärchens
auch kulturell geprägt sind [Шабанова 1992: 11]. Die Kunstmärchen enthalten die
traditionellen Werte der Volksmärchen, wie Erfahrungen, Hoffnungen, Ideale,
Vorstellungen von der Welt, von den Menschen, von dem Guten und Bösen, von
der Wahrheit und der Gerechtigkeit. Dabei sind sie durch den eigenen Stil des
Schriftstellers gekennzeichnet [Овчинникова 2007: 1].
Die Kunstmärchen widerspiegeln die Werte der Entstehungszeit. Der Inhalt
des Märchen hängt davon ab, wann das Märchen entstand, und wer der Autor und
wer der Leser ist [Ebd.: 144].
L. V. Ovchinnikova gliedert russische Kunstmärchen des 20. Jahrhunderts
nach historischen Perioden in „das silberne Zeitalter“ oder vorrevolutionäres
Kunstmärchen, sowjetisches Kunstmärchen der 20-80er Jahre und Kunstmärchen
der 90er Jahre. In jedem Märchen aus der jeweiligen Periode werden die Probleme
der Zeit dargestellt und bearbeitet. So stellte das Märchen der 20-40er Jahre die
Revolution und die Wiederherstellung der sozialen Gerechtigkeit, die Verneinung
der bürgerlichen Werte dar. Das Märchen der 50-60er enthielt wissenschaftliche
Innovationen und das Märchen aus den 80-90er konzentrierte sich auf moralische
Werte [Ebd.: 10]. Bei der Schaffung eines Märchens orientieren sich die
Schriftsteller am Hintergrundwissen des Lesers. Die Figuren in den Kunstmärchen
werden mit neuen Worten und Realien beschrieben oder sie handeln mit den
Gegenständen, die in der volkstümlichen Sprache des Märchens nicht vorkommen.
Durch die Sprache werden die eigene Ausdrucksart des Autors und seine
15
Weltvorstellungen charakterisiert [Лесохина 2011: 190]. Das zeigt, dass die
Kunstmärchen in jeder Zeit ihre eigene Bedeutung haben und die Ereignisse der
Zeit widerspiegeln. Jede Zeit hat ihre Helden und Heldinnen, die in den Märchen
spezifisch dargestellt werden. So sind zum Beispiel die Hauptfiguren der
sowjetischen Märchen Pioniere, die der Staatsideologie folgen.
Einerseits gründen die Autoren ihre Märchen auf den Motiven der
Volksmärchen, andererseits erfinden sie neue fantastische und wunderbare
Geschichten, die nur die Elemente „Wunder“ und „Zauber“ mit den Volksmärchen
teilen [Кириллова 2005: 10]. Deswegen können im weiteren Sinne auch moderne
Fantasy-Geschichten zu den Kunstmärchen gezählt werden Solche FantasyGeschichten weisen sehr unterschiedliche, vom Traditionellen abweichende
Erzählstrukturen auf [Märchenatlas].
Es wird noch darüber diskutiert, ob die Kunstmärchen zu der
Volksüberlieferung oder zu der schöngeistigen Literatur gehören, man sagt
bestimmt, dass sie an der Grenze zwischen beiden stehen. Sie haben die Merkmale
beider Gattungen. In den Kunstmärchen wird die fantastische Darstellung durch
die Erfahrung des Autors und die Fiktionalität verflochten. Einerseits hat das
Kunstmärchen einen Autor, ist schriftlich fixiert und enthält einen bestimmten
Autorenstil, aber andererseits wird es nach den traditionellen Prinzipien und
Gesetzen des Volksmärchens geschrieben und erfüllt ähnliche Funktionen
[Гасанова 2013: 9].
Zum Schluss kann man feststellen, dass sich die Kunstmärchen von den
Volksmärchen dadurch unterscheiden, dass die Autoren flexibler mit den
traditionellen Merkmalen der Märchen umgehen. Die modernen Märchen können
von den Volksmärchen in folgenden Punkten abweichen:
bestimmte Ort- und Zeitangaben;
Psychologisierung der Figuren;
ausdrucksvolle Sprache, im Unterschied zu der einfachen Sprache;
multilineare, originelle Handlung im Unterschied zu den stereotypen
Handlungen;
16
originelle Schauplätze;
kein eindeutiges Happy-End;
keine Formeln.
Somit ist es zu schlussfolgern, dass sich in den Kunstmärchen also die
mythologische Welt der Volksmärchen und die zeitgenössische Welt des Autors
überlappen.
Die
Kunstmärchen
basieren
mehr
oder
weniger
auf
den
mythologischen Vorstellungen, die im Laufe der Zeit bearbeitet und umgedacht
werden und die kulturellen Besonderheiten der entsprechenden Nationen von heute
zeigen. Das ist der Grund, warum die Kunstmärchen für die lingoukulturelle
Analyse interessant sind.
1.2
Die theoretischen Grundlagen der deutschen und russischen
Märchenforschung
Im Großen und Ganzen kann man die gesamte moderne Märchenforschung
seit Anfang des 20. Jahrhunderts nach dem Ziel der Forschung in drei Richtungen
gliedern. Erstens sind das die Arbeiten, die der Systematisierung des
entsprechenden Stoffes und der Erarbeitung neuer Klassifikationen der Märchen
nach verschiedenen Prinzipien gewidmet sind. In diesem Zusammenhang seien die
Forschungsergebnisse von A. N. Afanasjev, W.M. Miller, A. Aarne, W. Wundt,
R. M. Volkov genannt. Zweitens ist das die Forschungsrichtung, die sich mit der
Struktur des Märchens und strukturellen Elementen beschäftigt, die als Motive
oder
Funktionen
verstanden
werden
sollen.
Damit
beschäftigten
sich
A. N. Veselovsky, M. Lüthi, V. Propp und andere. Die dritte Richtung widmet sich
den linguokulturellen Aspekten, die im Märchentext zu finden sind. Diese Fragen
werden in den Arbeiten von V. V. Vorobjev, V. A. Maslova, A. A. Alempjev,
O. J. Kirillova behandelt.
17
1.2.1 Klassifikationsproblem in der deutschen und russischen
Volksmärchenforschung
In
der
Märchenforschung
spricht
man
von
keiner
einheitlichen
Klassifikation sowohl der Volksmärchen, als auch der Kunstmärchen, weil es
schwierig ist, die Kriterien zu bestimmen, nach denen die Märchen eindeutig
eingeteilt werden könnten.
A. N. Afanasjev ist der Gründer einer der ersten Klassifikationen der
Volksmärchen, die auf den Prinzipien des Sujets und der Typisierung des Helden
basieren. Er unterscheidet Kettenmärchen, Tiermärchen, Zaubermärchen und
Lebensmärchen [Schneider 2003: 196].
Eine ähnliche Klassifikation hat W. M. Miller vorgeschlagen, indem er
Märchentexte auf Märchen mit Zauberinhalt, Lebensmärchen und Tiermärchen
geteilt hat [zitiert nach: Пропп 1928: 12]. Dabei werden die Märchen nach
inhaltlichen Merkmalen eingeteilt.
Eine detailliertere Klassifikation von W. Wundt enthält mythologische
Fabelmärchen, reine Zaubermärchen, biologische Märchen und Fabeln, reine
Tierfabeln, Abstammungsmärchen, Scherzmärchen und Scherzfabeln, moralische
Fabeln [Wundt 1905: 346]. Der Nachteil dieser Klassifikation besteht darin, dass
die Begriffe „Fabel“ und „Märchen“ vermischt sind, wobei sich die beiden Formen
eindeutig unterscheiden, weil Fabeln immer eine im Text explizit formulierte
Moral enthalten.
Der russische Märchenforscher R. M. Volkov nennt 15 Märchenmotive
[zitiert nach: Пропп 1928: 15]: ungerecht Verfolgte, dummer Held, drei Brüder,
Kämpfer, die Ehepartner suchen/finden, kluges Mädchen, Verzauberte, Besitzer
eines Maskottchen, Besitzer eines magischen Gegenstands, untreue Ehefrau usw.
Diese Klassifikation hat kein einheitliches Prinzip, weil einige Gruppen nach
Verwicklung eingeteilt sind, andere nach dem Charakter oder der Zahl der Figuren.
Der Gründer der „Finnischen Schule“ A. Aarne, der sich mit der
vergleichenden und kontrastiven Forschung der Varianten der Märchensujets
18
beschäftigte,
nennt
in
seinem
„Verzeichnis
der
Märchentypen“ (1910)
Tiermärchen, eigentliche Märchen und Anekdoten. Diese werden weiter geteilt. So
gliedert er Tiermärchen nach der Hauptfigur: Waldtiere, Wald- und Haustiere,
Mensch und Waldtiere, Haustiere, Vögel, Fische und andere Tiere. Zu den
eigentlichen Märchen gehören nach A. Aarne Zaubermärchen, Legendenmärchen,
Novellenmärchen und Märchen über den dummen Teufel. Die Anekdoten
enthalten Anekdoten über Bürger, verheiratete Ehepaare, Frauen und Männer
[Aarne 1910: I-X].
Der Nachteil der oben genannten Klassifikationen besteht nach der Meinung
von A. Aarne darin, dass in einem Märchen mehrere Handlungslinien da sein
können. Um dieses Problem zu lösen, schlägt A. Aarne vor, die Märchen nach dem
Haupthandlung zu gliedern, dabei muss man dieses Märchen auch in den anderen
Märchenarten markieren [Ebd.: VIII].
Die Klassifikation von A. Aarne ist wertvoll, weil er als erster die Klassen,
Gattungen und Varianten in einer Klassifikation dargestellt hat. Seine
Klassifikation entsprach den Zielen der damaligen Forschungen. Dagegen besteht
der Nachteil seiner Idee darin, dass die Gliederung nach dem Hauptsujet subjektiv
ist.
Zusammenfassend
kann
man
sagen,
dass
die
Klassifikation
von
W. M. Miller aus drei Hauptgruppen besteht, die auch in den übrigen
Klassifikationen erwähnt wurden: Märchen mit Zauberinhalt, Lebensmärchen und
Tiermärchen.
Obwohl die Klassifikationen aufgrund der Volksmärchen ausgearbeitet
wurden, ist es möglich, die Erkenntnisse auch bei der Untersuchung der
Kunstmärchen zu verwenden, weil es festgestellt wurde, dass die Kunstmärchen in
wesentlichen Punkten auf den Volksmärchen und Mythen basieren.
In der vorliegenden Arbeit werden Zaubermärchen untersucht oder, wie sie
in der Klassifikation von W. M. Miller genannt werden „Märchen mit
Zauberinhalt“. Sie bilden mit seltener Ausnahme den größten Teil des
gesammelten Korpus von modernen Märchentexten, der in der Arbeit auch
19
untersucht wird. Außerdem werden gerade die Zaubermärchen von vielen Autoren
als eigentliche Märchen verstanden.
1.2.2 Motiv als Grundbegriff in der strukturalistischen
Märchenforschung
Die andere Richtung, die sich mit den Märchen beschäftigt, ist der
Strukturalismus. Die Vertreter dieser Richtung – A. N. Veselovsky (1989),
M. Lüthi (1990), V. Propp (1928) und andere – untersuchten die Struktur und die
strukturellen Elemente oder Motive der Märchen.
Der Begriff „Motiv“ wird in der modernen Forschung unterschiedlich
interpretiert. Er wird als Sujet, Figur und stabiles Charakteristikum einer Figur
verstanden.
Der russische Professor A. N. Veselovsky war der erste, der dem Begriff
„Motiv“ eine wissenschaftliche Bedeutung zugeschrieben hat. Der Forscher
definierte das Motiv als „einfache unteilbare Einheit“ und das Sujet als
„Kombination von Motiven3“ [Веселовский 1989: 305]. Dies erlaubte eine
unbegrenzte
Anzahl
von
Sujets
zu
einer
begrenzten
Anzahl
von
Motivkombinationen zusammen zu führen. Die Motive können unterschiedlich
kombiniert werden und das erlaubt eine Vielzahl von Personen, Objekten und
Schauplätzen im Märchen.
Die
gleiche
Vorstellung
hat
auch
der
sowjetische
Philologe
E. M. Meletinsky, der unter dem Motiv ein Mikrosujet versteht, das mit Hilfe der
prädikativ-aktanten Struktur beschrieben werden kann4 [Мелетинский 1979: 118].
Die Struktur eines Motivs ist der Struktur eines Satzes ähnlich. Die Basis eines
Motivs ist das Prädikat, das die Aktanten bestimmt [Ebd.]. So widerspiegeln sich
die Beziehungen zwischen der Innenwelt des Menschen und der Umwelt und das
Das Originalzitat: «…мотивы как простейшие, неделимые повествовательные единицы и
сюжеты как комбинации мотивов».
4
Das Originalzitat: «Микросюжет, который может быть описан с помощью предикатноактантной структуры».
3
20
Leben des Menschen in den Märchen [Мелетинский 1994: 7]. Die Erkenntnis von
E. M. Meletinsky besteht in der Übertragung des Motivs auf das Prädikat, das die
abhängigen Subjekte und Objekte bei sich hat.
K. Pöge-Adler und M. Lüthi betonen die Verbindung des Motivs mit der
Kultur. Die Forscherin K. Pöge-Adler beschreibt Motive auf folgende Weise: Das
sind „allgemein aufgreifbare kleine Einheiten […] auf denen die erzählte Handlung
basiert und die als Handlungskeim verschiedene Entfaltungsräume bieten und als
solche fester Teil der Tradierung sind“ [2011: 51].
Der deutsche Märchenforscher M. Lüthi nennt die Hauptmotive aller
europäischen Volksmärchen, die tradiert werden – Hindernisse und ihre
Überwindung, Kampf und Sieg, Aufgabe und ihre Lösung [1990: 25]. Es sei
betont, dass diese Motive eher für Zaubermärchen typisch sind. Aus unserer Sicht
ist diese Gliederung zu allgemein, weil dasselbe zu unterschiedlichen Oppositionen
geordnet werden kann, zum Beispiel kann die Aufgabe als Hindernis verstanden
werden, oder die Aufgabe kann in einem Kampf mit dem Gegenspieler bestehen.
Eine andere Meinung vertritt O. M. Freidenberg, eine der bekannten
Forscherinnen der altertümlichen Mythen und Legenden, die das Motiv im System
„des mythologischen Sujets“ in der Verbindung mit der Figur sieht. „Die
Relevanz, die im Namen der Figur und demzufolge in ihrem metaphorischen
Wesen ausgedrückt ist, entwickelt sich in der Handlung, die ein Motiv ausmacht:
eine Figur macht nur das, was sie semantisch selbst bedeutet“ 5 [Фрейденберг
1997: 223]. Das heißt, dass die Figuren immer typische Handlungen abhängig von
ihrem Typ vorführen. Der Nachteil ihrer Konzeption besteht darin, dass diese
Auffassung im Unterschied zur Auffassung von A. N. Veselovsky die Möglichkeit
der unbegrenzten Anzahl von Sujets begrenzt, weil die Figuren immer nur
vorgeschriebene Handlungen ausführen und davon nicht abweichen dürfen.
Eine bedeutende Rolle für die moderne Märchenforschung spielt das
Konzept von V. Propp. Seine Ergebnisse markieren eine neue Etappe in der
Das Originalzitat: «Значимость, выраженная в имени персонажа и, следовательно, в его
метафорической сущности, развертывается в действие, составляющее мотив: герой делает
только то, что семантически сам означает».
5
21
Märchenforschung. Mit V. Propp gelangt die strukturelle Analyse in den
Vordergrund.
V. Propp war mit der These nicht einverstanden, dass ein Motiv weiter nicht
teilbar ist. Er begründete das mit der Existenz verschiedener Varianten ein und desselben
Motives. Nach V. Propp ist „Funktion“ der zentrale Forschungsbegriff. V. Propp
erarbeitete die Morphologie des Märchens. Er zerstörte die Vorstellung der Unteilbarkeit
und Ganzheit des Motivs. Das Motiv wird als eine Kombination von Subjekten,
Objekten und Prädikaten verstanden [Пропп 1928: 29].
Der Klassifikation von V. Propp liegt ein strukturelles Prinzip zugrunde.
V. Propp setzte voraus, dass Märchen unabhängig von ihren Sujets gemeinsame
Typen der Struktur und der Komposition haben. Er trennt zwei Märchentypen
voneinander:
das
kumulative
Märchen
oder
Kettenmärchen
und
das
Zaubermärchen. Der erste Typ basiert auf der mehrmaligen Wiederholung eines
und desselben Kettengliedes. Das führt zur Gründung einer Kette oder einer
aufeinanderfolgenden Reihe der Handlungen.
Zu den eigentlichen Märchen gehört nach V. Propp nur das Zaubermärchen,
eine „Erzählung, die auf dem Wechsel von Funktionen verschiedener Art
aufgebaut ist, indem jeweils einige fehlen und andere wiederholt werden“6 [Пропп
1928: 108]. Das Zaubermärchen ist durch seine klare Komposition charakterisiert.
Es beginnt mit einem Unglück, dann erscheint ein Held, der auf dem Weg einem
Geber begegnet und von ihm zauberhafte Gegenstände bekommt.
Die Kettenmärchen werden in Tier- und Lebensmärchen geteilt.
Die Tiermärchen haben eine andere Struktur. Sie bestehen aus vier Teilen:
1.
Die Exposition – ein paar Sätze, die über den Ausgangspunkt
berichten.
2.
Die Einleitung der Handlung – Erscheinung des Helden.
3.
Die Kulmination – dreimaliger Kampf des Helden mit dem Gegner.
4.
Der Ausgang – ein paar Sätze, die die Handlung vollenden.
Das Originalzitat: Рассказ, построенный на чередовании функций в различных видах, при
отсутствии некоторых из них для каждого рассказа и при повторении других.
6
22
Die Lebensmärchen enthalten keine klare Struktur und bestehen nur aus
einzelnen Episoden. In der Regel sind die Helden reale Menschen und die
Handlung geschieht in der realen Welt.
Aus unserer Sicht leistet jede Motivtheorie ihren eigenen Beitrag zu der
Erforschung von Märchen und jede erweitert die vorhergehende. Basis der
vorliegenden Forschung ist die Theorie von V. Propp über die Teilbarkeit des
Motivs, weil sie die grundlegende Motivtheorie von A. N. Veselovsky erweitert
und die Möglichkeit der unterschiedlichen Varianten ein und desselben Motivs
durch die Verwendung von Funktionen betont. In dieser Arbeit wird das Motiv als
Einheit des Sujets, die die Handlung bestimmt und schematisch das ganze Plot
darstellt. Das Motiv beschreibt schematisch die Geschichte, zum Beispiel
Dreieckbeziehung.
1.2.3 Linguokulturelle Analyse und ihre Anwendung in der
Märchenforschung
Seit Mitte der 90-er Jahre des letzten Jahrhunderts entwickelt sich die
Untersuchung der Sprache als Spiegel der Kultur, die im Rahmen der
Linguokulturologie erforscht wird. Mit dieser Forschungsrichtung verbindet man
die Namen von russischen Wissenschaftlern des 20. Jahrhunderts wie V. N. Telija,
V. V. Vorobjev, V. A. Maslova, V. V. Vinogradov, D. S. Lihachev u. a. Die
Aufgabe der Linguokulturologie nach V. V. Vorobjev besteht darin, dass man
versucht, die Interaktion zwischen Kultur und Sprache in ihrem Funktionieren zu
untersuchen und diesen Prozess als einheitliche Struktur ihres sprachlichen und
außersprachlichen (kulturellen) Gehalts zu widerspiegeln [Воробьев 2006: 7].
Diese Disziplin erforscht und beschreibt den Zusammenhang zwischen der Sprache
und der Kultur in einem bestimmten Zeitpunkt [Телия 1996: 217]. Laut
V. A. Maslova erforscht die Linguokulturologie die in der Sprache verankerten
historischen und gegenwärtigen Kulturphänomene [Маслова 2001: 8].
23
Die Grundlage der Linguokulturologie bildet die Sapir-Whorf Hypothese.
Laut dieser Hypothese bestimmt die Struktur der Sprache die Struktur des Denkens
und die Art und Weise der Welterkenntnis.
Die Sprache ist nicht nur ein Mittel der Kommunikation, sondern auch ein
Mittel der Interpretation der Realität. Die Sprache zeigt nicht nur die moderne
Denkweise, sondern auch die Vorstellungen der Vorväter, die in den
Sprichwörtern,
Phraseologismen,
Metapher,
Symbolen
und
in
anderen
sprachlichen Mitteln versteckt sind [Маслова 2001: 2]. Diese Vorstellungen
werden von Generation zu Generation, von Epoche zu Epoche durch Überlieferung
von Mustern, Vorstellungen, Verhaltensweisen, Denkweise, Werten und Ideen
aufbewahrt [Ebd.: 59].
Die Sprache ist eine Form der gesellschaftlichen Erkenntnis. In den
sprachlichen Mitteln sind die Kenntnisse und Vorstellungen des Volkes nicht nur
lautlich, sondern auch inhaltlich versteckt [Радченко 2005: 250]. Diese Theorie
wurde von dem deutschen Sprachwissenschaftler L. Weisgerber erarbeitet, der an
die Theorie von A. von Humboldt über die innere Form der Sprache anknüpft und
seine Idee von dem Weltbild der Sprache und von der ethnischen Seite der Sprache
entwickelt. Die Menschen beherrschen nicht nur Wörter, sondern auch die
Denkweise ihres Volkes. Die Sprache schafft nicht nur sprachliche Mittel für die
Kommunikation, sondern auch die gleiche Denkweise aller Mitglieder der
Gesellschaft [Ebd.: 251].
Im Rahmen der Linguokulturologie nennt man diesen Zusammenhang
zwischen der Sprache und der Kultur das Weltbild, und zwar das sprachliche
Weltbild. Nach der Meinung von O. A. Kornilov ist das sprachliche Weltbild ein
systematisierender Inhalt der Sprache. Jede Sprache erfüllt die Funktion der
Befestigung und der Aufbewahrung aller Kenntnisse und aller Vorstellungen einer
sprachlichen Gesellschaft über die Welt [Корнилов 2003: 4]. Das Weltbild ist die
Darstellung der Welt, die im Laufe der menschlichen Tätigkeit entsteht, und die
Art und Weise, wie die Vertreter einer Kultur sich selbst und andere betrachten
24
durch Berücksichtigung ihrer eigenen Denkweise [Гасанова 2013: 5, Корнилов
2003: 21].
Auf die Veränderung des sprachlichen Weltbildes wirken nicht nur neue
Kenntnisse, sondern auch sich ständig verändernde Lebensbedingungen und neu
erscheinende Realien [Корнилов 2003: 18]. Da die Literatur ein schriftliches Werk
ist, das die Merkmale seiner Zeit aufbewahrt, ist es möglich, in den literarischen
Werken kulturelle Besonderheiten zu entschlüsseln.
Der Text kann unterschiedlich analysiert werden. Einerseits kann man einen
Text mit dem Zweck analysieren, dort die Beweise für schon bekannte kulturelle
Eigenschaften zu finden. In diesem Fall werden die Beispiele den schon bekannten
Eigenschaften zugeschrieben. Andererseits kann man durch die Analyse selbst auf
kulturelle Eigenschaften und Charakteristiken kommen. Für diese Arbeit sind die
Ergebnisse der Analyse wichtiger, aufgrund deren die Besonderheiten bestimmt
werden, sonst werden nur Stereotype bewiesen [Ebd.: 79].
Die Verbindung zwischen der Kultur und der Sprache wurde in der Folklore
beibehalten. Die Folklore ist eine Quelle von Information über die Welt aus jeder
Epoche, die den nächsten Generationen vermittelt werden [Синельникова 2007:
15]. Das Volksmärchen als Teil der Folklore enthält Weltvorstellungen,
Glaubensvorstellungen und Gebräuche des Volkes und der Zeit der Entstehung
[Эпоева 2007: 9]. Die Ergebnisse von J. I. Judin zeigen, dass das Zaubermärchen
auf den Ritualen der Initiation basiert. Im Zentrum steht dabei ein moralisches
Problem der Wahl zwischen dem Guten und dem Bösen [Юдин 2006: 289]. Da die
meisten europäischen Volksmärchen in der Zeit des Absolutismus entstanden sind,
treten Könige und Prinzessinnen als Hauptfiguren auf, meint der deutsche
Volkskundler L. Röhrich. Einige Märchenstrafen (Blenden, Abhauen von Fuß oder
Hand, das Ertränken in Sack oder Fass) weisen auf die kulturhistorische
Entwicklung des Strafrechts [Pöge-Adler 2011: 112].
Die russische Forscherin L. V. Epoeva untersucht in den Volksmärchen
Archetype, die die Gebräuche und bedeutende Lebensbereiche widerspiegeln, wie
„Heimat“, „Liebe“, „Tod“, „Heldentat“, „Verzeihung“ u. a. [Эпоева 2007: 36].
25
Das Volksmärchen enthält eine Menge von Signalen, die bei den Lesern
bestimmte
Assoziationen
hervorrufen.
Dazu
gehören
die
Regeln
der
Textkomposition, zum Beispiel Einleitungs- und Schlussformeln [Синельникова
2007: 14].
Im Rahmen der lingukulturellen Analyse werden auch lexikalische Mittel
untersucht. Die meisten Forscher bezeichnen die lexikalischen Einheiten, die
kulturelle Information enthalten, als Lakunen, nationale Realien oder Stichwörter
[Алемпьев 2002: 11]. Auf solche Weise nennen sie die Besonderheiten, die in den
anderen Sprachen nicht vorhanden oder nicht gleich sind. A. A. Alempjev nennt
den Zusammenhang zwischen Sprache und Kultur in den Volksmärchen das
linguokulturelle Phänomen [Ebd.: 11]. Dabei unterscheidet er alte mentale
Universalien, Intrakultureme und Interkultureme [Ebd.: 12]. Die alten mentalen
Universalien sind bei allen Menschen vorhanden. Intrakultureme bildeten sich im
Rahmen einer Gesellschaft und gehören meistens zu der religiösen Thematik (die
Jungfrau, beten) [Ebd.: 17]. Interkultureme sind allen Vertretern der Gesellschaft
verständlich. Dazu gehören Bezeichnungen der Kleidung (die Lederhose), der
Münzen (der Batzen), geografische Realien (Bremen), Namen der zauberhaften
Wesen (der Zwerg) [Ebd.: 18].
Der Text des Volksmärchens ist durch Mythen geprägt, und da das
Kunstmärchen sich am Text des Volksmärchens orientiert, werden in den
Kunstmärchen neben den modernen Realien auch etablierte Vorstellungen
widergespiegelt.
Das Kunstmärchen ist mit dem Volksmärchen eng verbunden. Aber das
Kunstmärchen ist das Ergebnis der Arbeit des Schriftstellers, und das bedeutet,
dass es auch die Weltvorstellungen des Autors darstellt [Синельникова 2007: 13].
Laut Mullagalieva und Sajachova besteht die Textanalyse in der
Linguokulturologie aus 6 Ebenen: 1) historische Entstehungssituation; 2) Inhalt
des Textes; 3) Struktur des Textes; 4) kulturelle Konzepte und Motive;
5) sprachliche Mittel (Lexik nach dem thematischen und stilistischen Prinzip);
6) kontrastive Analyse [Муллагалиева, Саяхова 2008: 26].
26
Einige Forscher vertiefen sich in eine der Ebenen, indem die anderen
Ebenen im Hintergrund berücksichtigt werden. So zum Beispiel analysiert
O. J. Kirillova lexikalische Einheiten in den deutschen Kunstmärchen für
Erwachsene. Die Forscherin bemerkt, dass die Lexik durch die Verwendung von
den Bezeichnungen der modernen Gegenstände (Roboter, Handy, Auto, Internet),
durch Substantive mit der abstrakten Bedeutung (Zeitmangel, Bequemlichkeit,
Ironie), durch Termini (Relevanz, Substanz, Substrat) und durch Entlehnungen
(Hexenteam, Meeting, Fast-Food, Surfen) modernisiert wird [Кириллова
2005:17]. Ihre Ergebnisse zeigen, dass sich die Sprache des Kunstmärchens im
Vergleich zum Volksmärchen verändert hat. Die Erforschung der Kunstmärchen
für Kinder soll sowohl die Motive, Strukturen und Werte der Volksmärchen als
auch die Elemente der neuen Realität zeigen, was durch Analyse der sprachlichen
Einheiten erzielt wird.
In der vorliegenden Arbeit wird das Material aufgrund der genannten
Ebenen von Mullagalieva und Sajachova untersucht. Alle Ebenen werden bei der
Analyse berücksichtigt.
Fazit zum Kapitel I
Im Kapitel wurden die grundlegenden Aspekte der Märchenforschung
demonstriert:
der
Begriff
„Märchen“,
die
Merkmale
des
Volks-
und
Kunstmärchens, dabei wurden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Volksund Kunstmärchen genannt, die Klassifizierungsmöglichkeiten der Volksmärchen
beleuchtet und ihre Anwendbarkeit im Bereich der Kunstmärchen geprüft, das
Motiv
als
Erkenntnis des
Strukturalismus
und
die Möglichkeiten
der
linguokulturellen Forschung am Beispiel der Kunstmärchen betrachtet.
Aufgrund der Definitionen von M. Lüthi, H. Rölleke, V. Propp, K. PögeAdler, T. G. Leonova wurden die grundlegenden Merkmale des Märchens
festgestellt. Dazu gehören die Form, das Wunder, die Entspannung und die
didaktische Botschaft. Außerdem wurden die ergänzenden Merkmale des Volks27
und Kunstmärchen analysiert und die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten
zwischen der Volks- und Kunstmärchen festgestellt. Den Kunst- und
Volksmärchen sind solche typischen Merkmale wie die Aufgabe des Helden,
magische Requisiten, Zahlensymbolik, sprechende Tiere, Verbindung mit Mythos
und Bewältigen alltäglicher Probleme gemeinsam.
Die Volks- und Kunstmärchen haben noch Gemeinsamkeiten, die die
mythologischen Wurzeln, Werte und Vorstellungen des Märchens widerspiegeln,
die an die nächsten Generationen vererbt werden.
Man kann folgende Merkmale feststellen, die in Kunstmärchen anders als in
Volksmärchen realisiert werden können. Das betrifft die Bezeichnung von Zeit und
Ort, Charaktere der Figuren, Verwendung der Tropen und traditioneller
Märchenformeln und dem Ende des Märchens.
Die Märchen wurden in der Märchenforschung aus drei Blickwinkeln
untersucht. Das Ziel der ersten Richtung (A. N. Afanasjev, W. M. Miller,
W. Wundt, R. M. Volkov, A. Aarne) war es, Klassifikationen zu erarbeiten. Für
die vorliegende Arbeit wurden Zaubermärchen gewählt, die viele Forscher als
reine Märchen bezeichnen. Die Zaubermärchen werden aufgrund der Kriterien der
linguokulturellen Analyse von Mullagalieva und Sajachova untersucht.
Im Rahmen der zweiten Richtung, des Strukturalismus, wurde die
Entwicklung der Motivtheorie behandelt. Als Basis der vorliegenden Arbeit dient
die Motivtheorie von
V. Propp.
Unter dem Motiv
versteht
man
ein
situationsmäßiges Element, das die ganze Handlung schematisch beschreibt.
Die dritte Richtung beschäftigt sich mit dem Zusammenwirken zwischen
Kultur und Sprache. Im Grunde der Arbeit liegen das sprachliche Weltbild und die
Besonderheiten, die aufgrund der Ergebnisse der Analyse festgestellt werden. Die
Analyse basiert auf den Prinzipien von Mullagalieva und Sajachova.
28
KAPITEL II. LINGUOKULTURELLE ANALYSE DER DEUTSCHEN
UND RUSSISCHEN KUNSTMÄRCHEN
Das analysierte Material besteht aus 40 deutschen und 40 russischen
zeitgenössischen Märchen, die nach dem Jahr 2000 geschrieben und erschienen
sind. Dieser Zeitraum wurde gewählt, weil sich das Leben der Menschen sowohl in
Deutschland und als auch in Russland nach den historischen Ereignissen Ende des
20. Jahrhunderts verändert hat.
Außerdem ist die Erscheinungszeit dieser Märchen durch die immer
intensivere Nutzung digitaler Medien geprägt. Das Internet spielt im Alltagsleben
eine immer wichtigere Rolle und die Nutzung des Mobilfunks nimmt zu. Das
Internet und moderne Smartphones beeinflussen nicht nur das Leben von
Erwachsenen, sondern auch den Alltag der Kinder. Soziale Netzwerke wie
Vkontakte, Facebook, Instagram oder Twitter erlangen gerade bei jungen Leuten
große Popularität. Die Nutzung von digitalen Medien bestimmt die Vermischung
verschiedener Kulturen, weil sie eine ständige internationale Kommunikation
erleichtern.
Als Auswahlverfahren für das zu analysierende sprachliche Material wurde
die wahlfreie Stichprobe verwendet, damit ganz unterschiedliche Märchen
analysiert werden.
Im entstandenen Textkorpus findet man Werke, die Neubearbeitungen von
Volksmärchen sind oder die volkstümliche Motive aufweisen, zum Beispiel die
Sammlung deutscher Märchen „Moderne Märchen für Kinder“, russische Märchen
„Новая
сказка
о
старом“
(Marianna),
„Позвоните
в
Тридесятое“
(J. N. Ivanova), und auch die Märchen, die keine literarische Vorlage haben und
die ihre eigenen Motive und Besonderheiten unabhängig von den typischen
Volksmärchenmotiven aufweisen. Das sind zum Beispiel deutsche Märchen wie
„Anders ist auch schön“ (Klaus Hübner), „Der Prinz mit der Trompete“ (Heinz
Janisch), „Lauras Stern und die Traummonster“ (Klaus Baumgart), „Prinzessin
Anna oder Wie man einen Helden findet“ (Susann Opel-Götz) und russische
29
„Первое приключение домовенка Кузьки“ (G.V. Alexandrova), „Как Бабайка
Танюшку съел“ (O.N. Gurjeva), „Змееныш“ (O. Lihacheva) und andere.
Die meisten Autoren sind noch nicht populär oder fangen erst ihre
schöpferische Arbeit an. Aber ihre Werke sind trotzdem für die Analyse
interessant, weil jeder Autor ein Träger einer Kultur ist, der seine
Weltvorstellungen in den Texten widerspiegelt.
Die analysierten Märchen sind Zaubermärchen und haben Kinder als
Zielgruppe. Unter Zaubermärchen versteht man Märchen mit einem Zauberinhalt.
Es geht um den wunderbaren Weg der Hauptfigur zum Glück, oder aber die
Hauptfiguren sind selbst aus der fantastischen Welt. Die Wirklichkeit wird durch
Wunder beeinflusst, die das Handeln der Figur erleichtern.
Die Untersuchung basiert auf den Prinzipien der Textanalyse von
Mullagalieva und Sajachova, die im Paragraph 1.2.3 genannt wurden. Die
Märchentexte werden nach 5 inhaltlichen Aspekten analysiert, die die
linguokulturellen Besonderheiten widerspiegeln. Im Rahmen jedes inhaltlichen
Aspektes werden die sprachlichen Mittel beschrieben, die entsprechende Inhalte
zum Ausdruck bringen. Dabei werden Text- und Satzstruktur und die lexikalischen
Mittel beschrieben. Die lexikalischen Mittel werden sowohl thematisch, als auch
stilistisch untersucht.
Analysiert werden folgende inhaltliche Aspekte:
1.
Handelnde Personen (Haupt-, Gegen- und Nebenfiguren, ihre
Charakterzüge, ihr Äußeres, ihre Namen, ihre Rede);
2.
Raum und Zeit (Raum- und Zeitangaben, topografische Realien,
Ortsnamen, die Weltgestaltung im Märchen und Realitätswechsel);
3.
Entwicklung
der
Handlung
(Dabei
werden
folgende Fragen
beantwortet: Wie fängt das Märchen an, welche Formeln werden dabei verwendet,
welche Aufgaben bekommt die Figur, wie entwickelt sich die Handlung, wie endet
das Märchen, welche typischen Attribute bekommt die Figur, welche
Anspielungen auf Volksmärchen gibt es);
30
4.
Motive (die wichtigsten Einheiten des Sujets, auf denen der Text
basiert, ihre Klassifikation und Vergleich, Einordnung nach der Häufigkeit);
5.
Botschaft, vermittelnde Werte (die belehrende Funktion des
Märchens, die den Lesern beigebracht wird, die Werte der Kultur).
2.1 Handelnde Personen, ihre Typen, Namen und Rede
Die handelnden Personen sowohl in den Volks- als auch in den
Kunstmärchen haben bestimmte Charakteristika. Sie haben normalerweise keine
Biografie, ihr Leben vor der Handlung ist unwichtig. Die Heldin oder der Held
zieht in die weite Welt hinaus oder löst verschiedene Aufgaben. Meistens
bewältigen sie ihre Abenteuer allein, aber sie können auch einen Helfer treffen.
Weitere Personen gehören meistens nur zum Hintergrund, weil sie nicht aktiv sind.
Als Held, Heldin oder Gegenspieler agieren bestimmte Typen, die sich
eindeutig erkennen lassen. Als Hauptpersonen treten Arme und Unglückliche auf,
die aber fleißig und tapfer sind. Und als Gegenspieler agieren Hässliche und Böse.
Zu den wichtigsten Heldentypen in den Volksmärchen zählt Dr. Karen Lippert
[Märchenatlas]:
Hauptfiguren:
Prinzen
oder
Königssöhne,
Prinzessinnen
oder
Königstöchter, Stiefmütter (in den Zaubermärchen);
Gegenspieler: Drachen, Feen, Hexen, Königinnen, Riesen, Zwerge;
Helfer: Elfen, Feen, Zwerge.
In den analysierten modernen deutschen und russischen Märchen wurden
dieselben Typen der Figuren festgestellt.
Als Hauptfigur treten sowohl in den deutschen, als auch in den russischen
Zaubermärchen:
einfache Menschen (217 dt, 14 ru);
Prinzen, Prinzessinnen und Könige (10 dt, 6 ru);
In der Arbeit wird die Zahl der Märchen, in denen bestimmte Eigenschaften getroffen sind, in
den Klammern genannt.
7
31
mystische Wesen, die in den Volksmärchen die Rolle des Helfers oder
des Gegenspielers erfüllen konnten: Zwerg, Drache, дракон, домовенок
(kleiner freundlicher Hausgeist Wichtelmännchen8), Баба Яга (Hexe), (4
dt, 6 ru);
Gegenstände und technische Geräte, die als mystische Wesen
dargestellt sind: Experiment X82, флешкa (USB-Stick), избушка (Hütte)
(1 dt, 2 ru);
Naturerscheinungen: облако (Wolke), звездочка (Stern).
In dieser Rolle trifft man nur in den deutschen Märchen:
Himmelserscheinungen: Stern (1);
Gott: der kleine Gott (1).
In den russischen Märchen wurden folgende Figuren gefunden, die es in den
deutschen Märchen nicht gibt:
Bäume: ёлочка (Tannenbaum), сосна (Kiefer), дуб (Eiche).
Die Funktion des Gegenspielers erfüllen sowohl in den deutschen, als auch
in den russischen Zaubermärchen:
Menschen: Menschen, Forscher, Bischof; принц (Prinz), свекровь
(Schwiegermutter) (5 dt, 3 ru);
Zauberwesen: sowohl aus den Volksmärchen Zauber, Hexe, Riese,
Кощей Бессмертный (Kastschej der Unsterbliche), als auch neue
Traummonster,
Бабайка
(Bubuman),
Змеиная
царица
(Schlangenkönigin), Злыдень Бубуня (Bubuman) (7 dt, 8 ru).
In den deutschen Märchen gibt es keine besonderen Typen des
Gegenspielers, die sich von den russischen unterscheiden.
Zu den besonderen Gegenspielern in den russischen Zaubermärchen zählen:
Tiere, sowohl typische: Хитрая лиса (Fuchs), als auch neue: Ворона
(Rabe) (2).
Als Helfer erscheinen in den deutschen und russischen Zaubermärchen:
8
Hier und weiter wird das russische Beispiel in den Klammern übersetzt.
32
Menschen: Zofe, старик (Alte) (4 dt, 1 ru);
Tiere und Vögel: Rabe, Vogel, Лиса (Fuchs), собака (Hund), Волк
(Wolf) (2 dt, 3 ru);
mystische Wesen: Drache, Zwerg, дракон (2 dt, 2 ru);
Gegenstände:
Beschutzmichhund,
кукла
(Puppe),
Тапочек
(Hausschuh) (1 dt, 2 ru).
In den deutschen Märchen kann man im Unterschied zu den russischen noch
ein Märchen absondern, wo als Helfer Naturerscheinungen auftreten: Wind, Mond,
See (PdiBs).
Die
erwähnten
Beispiele
der Figuren
zeigen
neue
Hauptfiguren,
Gegenspieler und Helfer. Aufgrund der Klassifikation kann man folgenden
Rollenwechsel im Vergleich zu den Volksmärchen beobachten:
1.
Sowohl in den deutschen (2), als auch in den russischen (6) Märchen
werden die Bösen zu Guten. Zum Beispiel erfühlt der Drache nicht die Funktion
des Gegenspielers, sondern die der Hauptfigur oder des Helfers. Er wird nicht als
böser dargestellt, sondern als guter Drache, der unter Einsamkeit leidet, weil viele
Angst vor ihm haben. In den russischen Märchen ist die russische Hexe Баба-Яга
in vier Märchen (ОвНн9, БЯвО, БЯипч, Иипс) ins Zentrum der Handlung als
Hauptfigur gestellt. Im Märchen „Однажды в Новогоднюю ночь“ ist sie nicht die
alte Hexe, sondern die neue kleine Яга-Ёжка, die am Ende des Märchens belohnt
und in eine Fee verzaubert wird. In den neuen russischen Märchen sieht Баба Яга
oft anders als die gewöhnliche Volksmärchenfigur aus. Sie ist besser und
freundlicher, sie sieht jünger und sympathischer aus. Die Schriftsteller bauen ihre
Märchen auf den Vorkenntnissen ihrer Leser auf, weil die Leser aus den
Volksmärchen schon wissen, dass Drachen und Hexen hässlich und gefährlich
sind.
2.
Man kann zu dem Schluss kommen, dass die deutschen und die
russischen Schriftsteller oft ins Märchen neue Gegenstände einbeziehen und neue
fantastische Wesen erdenken, um das Märchen interessanter zu gestalten. Sie
9
Die Abkürzungen findet man im Anhang.
33
bringen die reale Welt dem Märchen näher. Das kann dadurch erklärt werden, dass
man sich am Leser orientiert und versucht, ihn zu faszinieren.
3.
Die Typen des Gegenspielers in den deutschen und russischen
Zaubermärchen zeigen, dass die Menschen genauso gefährlich sein können, wie
die alten Hexen.
4.
In manchen russischen Märchen helfen den Helden die Figuren, die
gewöhnlich in den Volksmärchen als Gegenspieler erscheinen. Im Märchen
„Новая сказка о старом“ sind zuerst Кощей und Баба Яга Gegenspieler, aber
nach der Bekanntschaft mit dem Haupthelden treten sie als Helfer auf. Die
thematischen Gruppen der Helfer sind verschiedenartig, weil neben Menschen,
mystischen Wesen und Tieren noch sprechende Gegenstände auftreten, und zeigen,
dass man Hilfe auch von den unüblichen Helfern bekommt, wie zum Beispiel
Hausschuhe.
5.
Sowohl in den deutschen (26) als auch in den russischen (23)
Zaubermärchen treten oft Kinder als Hauptfiguren auf, so versuchen die Autoren
ihre Leser in die Geschichte hineinzuziehen, zum Beispiel, in den Märchen
„Lauras Stern und die Traummonster“, „Der kleine Gott und die Tiere“ und
„Девочка-старушка“ sind Kinder ca. 6 Jahre alt. Im Märchen „Anders ist auch
schön“ geht es nicht um einen König, der schon seit langem sein Königreich
beherrscht, sondern um einen kleinen König, „der alles besaß, was ein König
braucht, um Spaß zu haben: ein Schloss, einen Garten, einen Hund und jede
Menge Spielzeug“ (Aias). Die kleinen Leser und Leserinnen können sich leicht mit
der Hauptfigur identifizieren.
In den russischen Märchen wird selten das Alter der Hauptfigur genannt, im
Unterschied zu den deutschen Märchen, aber man vermutet, dass der Hauptheld
klein ist, weil er wie ein Kind handelt. Im Märchen „Король и пуговица“ kann
der König den Knopf nicht festnähen, was eigentlich möglich sein sollte, aber er
kann niemanden dazu auffordern, weil er sich zu klein fühlt.
Bei der Beschreibung der Figuren findet man Anspielungen auf
Volksmärchen in den Titeln „Hänsel und Greta“ oder „Schneewittchens Rettung“
34
und in Form von einem direkten Zitat, wie zum Beispiel im Märchen „Hänsel und
Greta“, in dem sich die Beschreibung des Aussehens der Hauptfigur die von
Schneewittchen wiederholt: „…weiße Haut so weiß wie Schnee, ihre Lippen so rot
wie Blut, und die langen Haare so schwarz wie Ebenholz“ (HuG). Dabei spielt das
Zitat auf „Schneewittchen“ an, obwohl der Titel auf „Hänsel und Gretel“
zurückweist, so werden in einem Märchen Figuren und Handlungen aus zwei
Volksmärchen verflochten.
Man trifft folgende Figuren der deutschen Volksmärchen: Rotkäppchen,
Schneewittchen, Froschkönig, Dornröschen, Rumpelstilzchen, Rapunzel u. a. Man
erwähnt die bekannten Figuren der russischen Volksmärchen: Аленушка,
Василиса
Премудрая,
Елена
Прекрасная,
Змей
Горыныч,
Кощей
Бессмертный u. a. Die genannten Figuren können nur erwähnt werden oder sie
sind Helfer, Haupt- oder Nebenfiguren. So gibt es zum Beispiel eine Reihe von
den Märchen „Олюшкины сказки“, wo die Hexe Баба Яга als Hauptfigur auftritt.
Im Märchen „Новая сказка о старом“ ist der Gegenspieler Кощей
Бессмертный eigentlich der Helfer, der am Ende des Märchens belohnt wird,
indem er seine Geliebte Баба Яга heiratet.
Die Figuren sind in den deutschen und russischen Zaubermärchen oft aus der
modernen Realität und tragen Jeans (AiEwe, CDvB), einen Pudelschlafanzug
(HuG), einen Pullover oder einen Pulli (CDvB), Schuhe mit sehr hohen Absätzen
(туфли на самых высоких каблуках) (КбТс), kleine Mädchen schminken sich
mit der Kosmetik von der Mutter, mit Wimperntusche, Lidschatten, Lippenstift
(мамина косметика, тушь, тени, помада) (КбТс).
Man kann also zum Schluss kommen, dass die Funktionen der Figuren in
den deutschen und russischen Märchen übereinstimmen. Die Schriftsteller
benutzen Typen und Funktionen der Figuren aus den Volksmärchen, aber sie
beschreiben das moderne Aussehen der Menschen, das die moderne Realität
widerspiegelt.
35
Die Namen der Figuren hängen von dem Märchentyp ab. In den deutschen
und russischen Zaubermärchen können die Helden mit den Gattungsnamen
bezeichnet werden. Man kann folgende thematische Gruppen nennen:
die Verwandtenbeziehungen: Königstochter, Mutter (мама), Bruder
(брат), Schwester (сестра), der Vater der Prinzessin (принцессин
папа);
die Soziallage: König (старый король), Prinz (принц), Prinzessin
(принцесса);
das Geschlecht: Mann, Mädchen (девочка).
Die Gegenspieler werden ebenfalls mit Gattungsnamen bezeichnet: Zauber
und Hexe.
In den neuen deutschen und russischen Zaubermärchen bekommen aber
viele Figuren auch einen Eigenamen. In den analysierten deutschen Märchen
wurden viele Namen deutschen Ursprungs gefunden, wie Fabian, Michael,
Sebastian, Berta, Sophie, Pia. In zwei Märchen gibt es die Kosenamen Jenny (auch
Jennifer genannt), Theo (Theodor), Anna (Annabel), was für deutsche Kinder
typisch und geläufig ist. Aber die genannten Beispiele fallen nicht mit den
typischen Namen für Volksmärchen, wie z.B. Hans oder Marie, zusammen. Die
Beispiele sind unterschiedlichen Ursprungs und zeigen die Mode der Zeit. Man
findet Eigenamen englischen Ursprungs: Tommy, Ben, Ron, französischen
Ursprungs: Yannik, Belle, Jannette, Annika und arabischen Ursprungs: Achmed.
In den russischen Märchen werden die handelnden Personen mit den
typischem Namen genannt, die man schon aus den Volksmärchen kennt:
Настасья, Анютка, Кузька, Петя, Танюшка. Man findet auch seltene
Eigennamen: Аделаида, Астра. Oft sind die Eigennamen mit Hilfe des
Diminutivsuffixes gebildet, weil die Märchen für Kinder geschrieben sind und die
Verkleinerungsformen Kindern gut bekannt sind bzw. für die Kommunikation mit
Kindern typisch sind.
36
Nur die Personen aus der Zauberwelt bekommen ungewöhnliche Namen (im
Vergleich zu modernen Vornamen). Dabei unterscheidet man in den deutschen und
russischen Zaubermärchen:
Kunstnamen:
o
ohne Bedeutung, die Motivierung ist nicht leicht zu erschließen:
Zauber Zandaru, Prinz Naibur. In den russischen Märchen sind solche
Kunstnamen vorhanden.
o
mit assoziativer Bedeutung: волшебник Бубуня, Бармалей, der
aus dem Namen Бармалеева улица kommt; der Name Zofe Moldau, der
an den Namen der Republik Moldawien oder an den Namen des Flusses
erinnert.
Eigennamen:
o
moderne Eigennamen, die für heutige Kinder typisch sind
Zwerg Otto, домовенок Кузька;
o
alte
Eigennamen,
die
schon
vergessen
sind.
Darunter
unterscheidet man den altdeutschen Namen Zauberer Agilolf, der von
ahd. agal ,Schwertspitzeʼ und wolf ,Wolfʼ kommt, und den altenglischen
Namen Zofe Faye, der eine Fee bedeutet [Vornamen]. In den russischen
Märchen wurden keine Beispiele gefunden.
o
fremde Eigennamen. Die Verwendung solcher Namen in der
deutschen Kultur ist nicht gebräuchlich und sie klingen zauberhaft. Dazu
zählt man den polnischen Namen Kater Kasimir und den französischen
Namen Prinzessin Etiennette. Fremde Eigennamen der Gegenspieler
kommen in den russischen Märchen nicht vor.
In den russischen Märchen werden die Namen der Zauberwesen mit einem
Diminutivsuffix gebildet, was die Wesen sympathischer macht, wie домовенок
Кузька (ПпдК), волшебник Бубуня (ПпдК). Die Form des Namens Бубуня ist
auch dem deutschen Volk bekannt, wo Bubu Bubumann, Bubamann ein
Schreckgespenst für Kinder bedeuten [Соборная 2014: 46]. Der Gegenspieler
Бармалей (ОвНн) aus dem Kunstmärchen von K.I. Tschukowski wird in einer
37
Reihe mit Баба Яга verwendet, weil dieses Märchen nach seiner Popularität schon
den Volksmärchen nahe steht.
Der Grund der Verwendung von unüblichen, ausgedachten Namen kann
darin liegen, dass in der Märchenwelt etwas Ungewöhnliches und Wunderbares
sein muss, was sich vom Alltag unterscheidet.
Aufgrund der verwendeten Namen stellt man zwischen den deutschen und
russischen
Märchen
Gemeinsamkeiten
und
Unterschiede
fest.
Zu
den
gemeinsamen Charakterzügen zählen:
1.
Die Benennung der Figuren mit den Verwandtenbeziehungen, mit den
Gattungsnamen, die die Soziallage oder das Geschlecht der Figur bezeichnen.
2.
Die Verwendung moderner Eigennamen, manchmal von Kosenamen
in der deutschen Sprache oder Namen mit Diminutivsuffixen in der russischen
Sprache.
3.
Die Gegenspieler bekommen Kunstnamen.
Es lassen sich folgende Unterschiede beobachten:
1.
In den deutschen Märchen verwendet man öfter fremde Eigennamen,
was der aktuellen Mode entspricht.
2.
In den russischen Märchen wurden die für die Volksmärchen
typischen Namen verwendet.
Die Rede der Figuren in den neuen deutschen und russischen Märchen ist
durch die Verwendung umgangssprachlicher Ausdrücke kennzeichnend. Zu den
Gemeinsamkeiten zwischen den deutschen und russischen Märchen zählen
folgende Ausdrücke:
Anreden, die Beziehung zwischen den Figuren ausdrücken: „Na,
Addi, alter Kumpel, willst du mir heute was beibringen?“, begrüßte er
seinen alten Trainer (TdS):, Эй, олух, будь осторожней, а то твое
королевство утащит воробей или раздавит кошка! (Квк);
Mittel, um auf sich aufmerksam zu machen: Hänsel und Greta schrien
erschrocken auf und versteckten sich hinter einem Baum. „Hey, Leute. Das
war nur ein Fotoapparat.“ (HuG); Das Mädchen schlug sich mit der Hand
38
an die Stirn. „Es war einmal – das Land der Märchen – hallo?! Das kennt
doch jeder!“ (AiEwe). Эй, ты, воображаешь себя монархом? (Квк);
Die soziale Charakteristik wird durch Ausdrücke, die für die
Jugendsprache charakteristisch sind, betont: Hier ist etwas vollkommen
falsch! Das merken die Jungen sofort. Torben sagt als erster etwas: „Hey,
Yannik, spinn ich, oder ist das hier nicht unser Wald? (SR); Клеился тут
на днях опять ко мне Ванька-дурачок, что мне с ним делать? (Впсл);
feste Redewendungen verschiedener Art, die in der Sprache geläufig
sind: Ha! Drachentöter!“, brüllte er. Und dann etwas gedämpfter:
„Drachentöter wollen das sein – dass ich nicht lache! Die machen sich ja
schon in die Hose, wenn sie mich nur von Weitem sehen!“ (FuD); - Дети –
это люди, как я… - Валюшка остановилась и еще раз внимательно
пригляделась к Африку. – Ты задаешь такие странные вопросы! Ты
откуда свалился? С Луны, что ли? (Нач); Чаво ржете, как кони? —
спрашивала Яга у толпы (БЯиПч); Яга трижды хлопнула в ладоши,
пошептала, и их прямо засыпало разноцветными рублями. У
контролера глаза из орбит повылезали (БЯиПч), — Да ты же в музыке
ни бе, ни ме, ни ку-ка-ре-ку (БЯвО).
In den deutschen Kunstmärchen wurden noch folgende umgangssprachliche
Ausdrücke gefunden, die in den russischen Märchen nicht vorkommen:
wertende expressive Charakteristiken: Fibi hasste es, eine Prinzessin
zu sein. Erstens, weil sie nie mit normalen Kindern spielen durfte […] Fibi
fand, dass das Blödsinn war. Schließlich war sie ja auch ein ganz normales
Kind! (FuD); „Sie mal“, flüsterte er, „die Süßen da drüben, ach, die eine
mit der rosa Schleife in der Wolle, ist das nicht eine Zuckerpuppe?“ Und er
zeigte rüber zu Tylli (TdS).
Die umgangssprachlichen Ausdrücke machen den Text lebendiger und
expressiver. Die Autoren schreiben das Märchen mit Hilfe der neuen sprachlichen
Mittel, die jetzt in der Kultur geläufig sind.
39
Im Unterschied zu den russischen Märchen verwenden die Figuren in den
deutschen Märchen viele Entlehnungen:
statt Entschuldigung: “Sorry, das macht er immer“, wandte sich das
blonde Mädchen… (AiEwe),
als Begrüßung: “Hi, ich bin Schneewittchen” (AiEwe),
zur Benennung von Gegenständen: „Was ist denn das da?“ „Ein IPhone. So etwas wie ein Handy.”
Die Verwendung von Anglizismen in den Kindermärchen zeigt, dass
englische Wörter in der deutschen Sprache integriert sind. Sie sind schon seit der
Kindheit allen bekannt. In den Märchen schaffen sie eine gewohnte moderne
Realität.
Die Figuren in den deutschen Märchen gebrauchen Wörter wie:
„Elefantöses, monströses, fabulöses Zahnweh. Seit dreizehn Tagen.“[…] „Warum
gehst du nicht zum Zahnarzt?“, wollte Fibi wissen. Eine Weile schwieg der
Drache. „Angst“, antwortete er schließlich. „Ich habe eine ornamentöse,
desaströse, katastraphöse Angst vorm Zahnarzt.“ Die meisten erwähnten Beispiele
sind Entlehnungen aus dem Französischen und einige davon elefantös,
katastraphös sind Analogiebildungen mit dem französischen Suffix –ös und zeigen
große Intensität der Emotionen und Schreck, mit denen der Zahnarzt beschrieben
wird. Diese Beispiele können Zeichen des individuellen Stils des Schriftstellers
sein.
In den russischen Märchen wurden folgende Besonderheiten sprachlicher
Ausdrücke gefunden, die in den deutschen Märchen keine Entsprechung haben:
Die Art der Aussprache wird graphisch dargestellt, um die Emotionen
der Figuren zum Ausdruck zu bringen: - Это игрушка для девочек. Зачем тебе
она? – спросила мама. - Не знаю! Подарите мне её на день рождения. Пожаа-алуйста! – умолял Ванюша (Вивж).
Die
Figuren
gebrauchen
in
ihrer
Rede
Worte
mit
dem
Diminutivsuffix: – Скажи мне, солдатик, хороший ли мальчик наш хозяин? –
40
Ванюша очень хороший… (Вивж). Solche Verkleinerungsformen sind für die
Kindersprache bzw. für die Kommunikation mit Kindern typisch.
Die Zauberwesen und ältere Figuren in den russischen Märchen
können auch Archaismen verwenden. Dabei wurden folgende veraltete Wörter
gefunden: «О! Ты превзошла себя, душечка!» - застонал король. Никогда не
едал он таких блинов. […] «Ты превзошла себя, голубушка!» - только и смог
повториться король, когда королева повернулась, чтобы ударить его
половником. (Кил), — Верно глаголете, черти, мы в сказке красивой, —
восторгалась Яга, забыв про все свои пакости, как в детстве (БЯиПЧ);
Задумала сия девица ни много ни мало, а пополнить «Великую Книгу Жизни»
своими наблюдениями (Впсл).
Die Archaismen verleihen dem Text einen veralteten Stil, der an die
Volksmärchen erinnert.
Die sprachlichen Ausdrücke spiegeln nicht nur die moderne Realität mit
ihren modernen umgangssprachlichen Ausdrücken, sondern auch den Stil des
Autors, der öfter umgangssprachliche Ausdrücke oder veraltetes Vokabular
verwendet, um das Märchen und die moderne Realität zu verbinden. In diesem
Zusammenhang spricht man von der Orientierung der jeweiligen Kultur an der
Zeit, was in den wissenschaftlichen Beiträgen zu den Themen der interkulturellen
Kommunikation
angesprochen
wird.
Dabei
unterscheidet
F. Trompenaars
vergangenheitsorientierte und zukunftsorientierte Kulturen [Heringer 2014: 143].
Die lexikalischen Mittel in der Rede der Figuren zeigen, dass in den deutschen
Märchen oft moderne Realien dargestellt werden, was die Kultur als
zukunftsorientiert charakterisiert. Die russischen Märchen enthalten oft veraltete
Ausdrücke, was das neue Märchen mit den alten verbindet und als
vergangenheitsorientiert darstellt.
Zusammenfassend kann man folgende Gemeinsamkeiten der deutschen und
russischen Märchen hervorheben:
41
1.
Sowohl in den deutschen, als auch in den russischen Märchen spielen
einfache Menschen die Rolle der Hauptfigur. Es wird gezeigt, dass Prinzen und
Prinzessinnen auch Probleme haben.
2.
Die deutschen und russischen Schriftsteller zeigen die Charaktere der
Gegenspieler, sowohl negativ als auch positiv. Sie sehen sympathischer aus und
haben ihre eigenen Gefühle und Emotionen. Die typischen Gegenspieler
erscheinen oft in den Kunstmärchen in der Rolle des Helfers. Das zeigt vielleicht
solche Werte wie Großzügigkeit, die von den Russen und Deutschen geschätzt
werden.
3.
Die deutschen und russischen Schriftsteller machen den Lesern klar,
dass Böse nicht nur ausgedachte Wesen sind, sondern auch reale Menschen.
Die deutschen und russischen Märchen unterscheiden sich durch folgende
Merkmale:
1.
Die erwähnten Namen der Figuren in den deutschen Märchen zeigen
dass die Gesellschaft sich der Mode unterwirft. Im Kontrast dazu stehen die
russischen Namen, die die traditionelle Vorstellung von dem Märchen und
vielleicht auch die Liebe zu alten russischen Eigennamen zeigen.
2.
Unterschiede sieht man auch in der Verwendung der lexikalischen
Mittel in der Sprache der Figuren, die einerseits die Orientierung der deutschen
Kultur auf moderne Entwicklung durch die Verwendung der umgangssprachlichen
Ausdrücke zeigen (Zukunftsorientierung), und andererseits die Bindung der
russischen Kultur an alte Traditionen durch veraltete Ausdrücke hervorheben
(Vergangenheitsorientierung).
2.2.
Raum und Zeit
Der Raum des Märchens unterscheidet sich von dem Raum des Erzählers,
weil der Erzähler versucht die Leser in eine andere Realität zu bringen. Die Leser
gehören selbst zu der Märchenhandlung und alle Handlungen sind möglich und
42
werden von den Lesern nicht als Wunder empfunden, weil man annimmt, dass im
Märchen Wunder möglich sind.
In den modernen Märchen ist der Ort meistens nicht genau genannt. Zum
Beispiel:
In dem kleinen Haus am Rande des Dorfes… (DGvdSuS);
В далеком темном лесу…(КБЯМу);
Während die Welt in den Volksmärchen normalerweise fiktiv und mit
zauberhaften Gegenständen, wie zum Beispiel Spiegel, Spinnräder, Töpfchen,
versehen ist, geht es in einigen neuen deutschen Zaubermärchen (12) um zwei
Welten: eine reale Welt und eine Zauberwelt. Diesen Unterschied betont auch
O. J. Kirillova, indem sie über das Eindringen der Märchenfiguren in die reale
Welt der Märchen für Erwachsene schreibt [Кириллова 2005: 16].
In solchen Märchen, in denen es zwei Welten gibt, ist ein Realitätswechsel
erforderlich. Ein Wunder geschieht nicht in der realen Welt, sondern in einer
anderen Realität. Den Übergang in eine andere Realität erfüllen in den deutschen
Märchen bestimmte Mittel und Handlungen:
Chatten oder Spielen am Computer (5); Im Märchen „Aufruhr in „Es war
einmal…“ erfolgt der Realitätswechsel durch einen Zauberspruch, den die
Kinder
im
Internet
gefunden
haben:
„…plötzlich
begann
der
Computerbildschirm zu verschwimmen, und ein Strudel aus bunten Farben
tat sich auf, der Jennifer gnadenlos in sich hineinzog und verschluckte.“
(AiEwe).
Ein Spaziergang durch einen Wald (2); Zwei Jungen aus dem Märchen
„Schneewittchens Rettung“ spielen im Wald, klettern durch Büsche und
Sträucher und so geraten sie ins Märchen, wo sie Schneewittchen treffen
(SR).
Einschlafen (2); Beim Einschlafen geraten die Figuren in eine andere
Realität, in der sie Hindernisse überwinden (LudT).
Lesen eines Märchenbuchs (1); Ein Mädchen aus dem Märchen „Hänsel und
Greta“ liest ein Märchenbuch über zwei Geschwister, und plötzlich
43
verschwindet das Buch. Das Mädchen ist schon in einem dunklen Wald, in
dem sie Hänsel und Greta trifft.
Treffen mit einem Wesen, zum Beispiel ein Gartenzwerg, der eine geheime
Tür zeigt (1) oder ein Vogel, der ein Märchen vorliest (1).
Am Ende des deutschen Zaubermärchens (3), wenn die Helden in die reale
Welt zurückkommen, verstehen die handelnden Personen meistens nicht, ob
das Geschehen real war. Aber dann finden sie manchmal bestimmte
Hinweise darauf. Im Märchen „Das Spiel – der verzauberte Palast“ werden
am Ende die beiden Welten verflochten: der König aus der Zauberwelt
kommt in die reale Welt und schenkt dem Mädchen eine Glocke, damit es
ihn rufen kann. Oder man findet den Zusammenhang zwischen den beiden
Welten: eine graue Tunika des Ritters im Kleiderschrank (EsN), Sand und
eine Flasche im Bett (CDvB) oder ein Foto mit Hänsel und Greta (HuG). In
den russischen Märchen gibt es solche Merkmale nicht. Das Wunder ist
selbstverständlich und man wundert sich nicht.
In den russischen Märchen werden zwei Welten seltener als in den
Deutschen gezeigt: nur in vier russischen Märchen gibt es zwei unterschiedliche
Welten. Es gibt vier Möglichkeiten des Realitätswechsels:
Durch den Wald (1). Nur in einem Märchen geraten die Figuren durch eine
Höhle im Wald in das Schlangenreich (Зм);
Durch technische Geräte (1). Im Märchen „Позвоните в Тридесятое“
spricht ein Mädchen mit den Märchenhelden mit einem alten Handy.
Durch das Lesen eines Buches (1) geriet ein Mädchen in eine andere
Realität, in der sie ihre Hausschuhe sucht (Та).
Durch unerklärte Phänomene (1). Der USB-Stick geriet in ein Schwarzes
Loch (Сопф).
In den deutschen und russischen Märchen wird gezeigt, wie wunderbar
moderne Gegenstände in der Märchenwelt sein können. Im Märchen „Eine
sonderbare Nacht“ wird der Junge ein Zauberer in der Märchenwelt, weil in dieser
Welt seine wunderschönen Dinge, die er aus seiner Welt mitgebracht hat,
44
zauberhaft sind. In der Märchenwelt weiß niemand, was ein Schweizer
Taschenmesser oder eine Taschenlampe ist (EsN). In den russischen Märchen
wundert sich Баба Яга aus der Märchenwelt, wenn sie die U-Bahn, Geschäfte und
andere moderne Realien sieht (БЯипч, БЯвО).
In den übrigen russischen und deutschen Zaubermärchen gibt es keinen
Realitätswechsel. Zauberhafte Gegenstände und Wesen erscheinen in der realen
Welt und sind selbstverständlich.
Daraus kann man die Schlussfolgerung ziehen, dass es bei den deutschen
Schriftstellern die Tendenz gibt, zwei unterschiedliche Welten zu zeigen, während
die russischen Schriftsteller das selten abgrenzen. Die russischen Schriftsteller
verflechten die zauberhaften Gegenstände und Wesen mit der realen Welt.
Sowohl deutsche als auch russische Kinder in Zaubermärchen gehen oft in
einen Kindergarten (детский садик), eine Schule (школа). Sie haben einen
Unterricht, besuchen eine Schulbibliothek (школьная библиотека), haben
Sommerferien (летние каникулы) und sprechen mit den Mitschülern. Die
Verwendung von Vokabular, das die Ausbildung bezeichnet, zeigt sowohl in den
deutschen als auch in den russischen Märchen, dass der Kindergarten und die
Schule ein wichtiger Teil der Kinderwelt sind. Die Kinder kennen sich gut auf
diesem Gebiet aus und können an Wunder im Alltagsleben glauben, weil Wunder
mit den Figuren geschehen, mit denen sich die Kinder leicht identifizieren können.
Die deutschen und russischen Autoren lassen auch ihre Hauptfiguren in die Schule
oder in den Kindergarten gehen, um dem Leser oder der Leserin die Situation
näher zu bringen.
Die Umgebung der deutschen und russischen Figur ist durch moderne
Gegenstände und Realien geprägt: brummende Autos, der Schweißbrenner, die
Haltestelle (автобусная остановка), der Fernsehturm (телевизионная вышка).
Sie können das Licht einschalten, die Jalousien schließen, die Drehtür öffnen. Sie
besuchen
den
Hauseingang
(подъезд),
den
Vorraum
(передняя),
das
Arbeitszimmer (кабинет), das Elternschlafzimmer (родительская спальня). Es
wird in den deutschen und russischen Märchen auch der moderne Familienalltag
45
beschrieben: Oma föhnte sich im Bad die Haare trocken, eine Tochter ließ einen
Zettel für die Mutter, die Kinder spielten im Hof (дети играли во дворе), die
Mutter begleitet und holt das Kind von der Schule ab (мама провожает и
встречает со школы), die Mutter kocht Mittagessen in der Küche (мама
готовит обед на кухне). Dabei genießen die Figuren in den deutschen Märchen
Kaugummi, Kakao und Popcorn. Wenn die Figuren in den deutschen und
russischen Märchen krank werden, werden sie medizinisch versorgt, sie
vereinbaren einen Termin in einer Poliklinik (записываются на время в
поликлинику), nehmen Medikamente ein, wie zum Beispiel порошок смеха oder
антиболтин (Пжч).
Durch moderne Alltagsgegenstände, Umgebung, Bezeichnungen der
Essgewohnheiten und des Alltags spiegeln die Autoren die moderne Atmosphäre
wider. Die Beispiele aus dem Familienalltag zeigen uns, wie sich der Alltag im
Vergleich zum Alltag der Volksmärchen verändert hat. Man lässt zu Hause einen
Zettel für Mutti, damit sie sich keine Sorgen macht, oder man schreibt ein SMS. In
den russischen Märchen wird oft das Leben von der Familie aus drei Mitgliedern
beschrieben, wo der Vater oft zu viel arbeitet und müde nach Hause kommt, und
wo die Mutter in der Küche etwas kocht. Sowohl deutsche, als auch russische
Märchen schaffen eine Welt im Märchen, in der die Umgebung den Lesern gut
bekannt ist.
In einigen deutschen und russischen Zaubermärchen erwähnt man die
topografischen Realien: Amerika, Sibirien, Африка, Италия, Россия, Москва.
Man erwähnt nicht nur das eigene Land, sondern auch andere. Die Städte, die
erwähnt wurden, sind Hauptstädte, die man kennt. Die topografischen Realien
können nur als Ort der Herstellung (Италия) erwähnt werden, oder man vergleicht
die Kälte mit der Kälte in Sibirien. Nur Moskau wird im Märchen als Handlungsort
detailliert mit entsprechenden modernen Realien, wie zum Beispiel das Geschäft
«Березка» oder der Fernsehaufnahmeraum von der TV-Sendung «Поле чудес»
beschrieben.
46
In einem deutschen und in zwei russischen Märchen haben die Länder, wo
die Handlung spielt, besondere Namen: Valley of Dreams, в царствегосударстве «Кунцевчанино» und королевство Тирлиминнер. Die Verwendung
eines englischen Namens Valley of Dreams in dem deutschen Märchen zeigt die
Benutzung der englischen Bezeichnungen in der deutschen Sprache. Im Gegensatz
dazu erinnert zum Beispiel Кунцевчанино an einen Bezirk von Moskau, der
Kunzevo heißt. Der Name ist mit Hilfe des Suffixes gebildet –ино, was für
russische topografische Namen typisch ist. Im Königreich «Кунцевчанино»
regiert царь-батюшка Вова – сын Вовы Анитупы (Впсл) und man organisiert
«Сказочный Саммит Троих». Der Name Анитуп ist ein Palindrom, was
umgekehrt als Putin gelesen wird.
Man kann also zum Schluss kommen, dass die deutschen Schriftsteller die
Ortsnamen aus anderen Sprachen verwenden, was der Situation mit den
Eigennamen der Personen ähnlich ist. Die russischen Märchen verwenden die
Ortsnamen nach den Wortbildungsregeln der russischen Sprache.
Die Zeitvorstellung im Volksmärchen unterscheidet sich von den anderen
Gattungen. Das Märchen fängt spontan an und hat keine genauen Zeitangaben. Die
Handlung läuft in der Vergangenheit. Die Zeit im Märchen hat eine lineare
Struktur, entwickelt sich nur in einer Richtung und kehrt nicht zu den vergangenen
Ereignissen.
Aus
diesen
Gründen
hat
das
Märchen
keine
statischen
Beschreibungen und ist dynamisch. [Лихачев 1979: 225-227].
In den Volksmärchen sind die Zeitangaben unbestimmt: Es war einmal…,
Жили-были... Das hilft dem Märchen eine phantastische, nicht reale Welt zu
schaffen. Die Zeitangaben werden am Anfang des Märchens angegeben:
Einst wurde ein kleiner Junge tief drinnen in einem dichten, uralten
Wald ausgesetzt (bF);
Это случилось очень давно, в маленьком провинциальном городке
(Д-с);
Jeder Hinweis auf die Zeit, falls er vorhanden ist, erklärt nicht, wann die
Handlung genau geschah. In zwei deutschen Märchen ist der Anfang untypisch,
47
weil es dort eine Zeitangabe gibt, die aber die Zeit nicht genau bestimmt, sondern
die Illusion einer wahren Geschichte vermittelt:
An einem sonnigen Donnerstagnachmittag Mitte Mai…(PAowmeHf);
Es begab sich einmal vor nicht allzu langer Zeit, vor einer Woche…
(HuG).
Die Handlung läuft immer in der Vergangenheit, dabei wird das Präteritum
oder das historische Präsens (im russischen настоящее историческое время)
verwendet. Die meisten russischen Märchen sind im Gegensatz zu den deutschen
im historischen Präsens geschrieben. Zum Beispiel im Märchen «Волшебный
замок» wird erzählt: «В густом лесу на цветочной поляне стоит домик…А
вот и Заяц ходит вокруг домика, любуется…». Die Gegenwartsform schafft
den Eindruck, als ob die Handlung gleich jetzt läuft und macht die Handlung
lebendiger. Die deutschen Märchen sind überwiegend im Präteritum geschrieben.
Man kann also zum Schluss kommen, dass die deutschen und russischen
Märchen oft unbestimmte Ort- und Zeitangaben haben. Die deutschen und
russischen Märchen können eine klare Grenze zwischen der realen Welt und der
Zauberwelt haben, was von einer Tendenz zur Ordnung und zum Streben nach
einer besseren Lebensorganisation zeugen kann. Bei den Deutschen ist es öfter der
Fall, als bei den Russen.
Die Handlung der deutschen und russischen Märchen geschieht in der
Vergangenheit, was ein Gefühl schafft, als ob die Handlung irgendwann geschehen
könnte. Die russischen Märchen sind auch oft im historischen Präsens geschrieben,
was die Handlung oft dynamischer macht. Die Verwendung von einigen
Schriftstellern der Zeitangaben erzeugt bei den Lesern die Illusion einer realen
Geschichte.
2.3 Entwicklung der Handlung
In diesem Teil geht es darum, mit welcher Situation die Handlung beginnt,
wie die Figur die Hindernisse überwindet, wie das Märchen endet, welche
48
typischen Attribute die Figur bekommt und welche Anspielungen auf
Volksmärchen es gibt. Der Geschichtenerzähler Klaus Adam schreibt über die
gesamte Handlung des Märchens: „Der Märchenheld wäre mit seiner zu lösenden
Aufgabe in die weite Welt gezogen, hätte diese oder jene Prüfung bestanden, um
schließlich durch die Wunderkraft einer verzauberten Prinzessin, mit Hilfe einer
einsamen alten Hexe oder durch den Sieg über einen siebenköpfigen Drachen ans
Ziel seiner Wünsche zu gelangen“ [Klaus Adam].
Die Volksmärchen zeichnen sich durch die gradlinige Handlung. Das
traditionelle Märchen besteht aus dem Märchenanfang (присказка и зачин), der
Verwicklung der Handlung (завязка действия), ihrer Entwicklung, der
Kulmination und dem Ausgang (развязка и концовка) [Соборная 2014: 63]. Die
Elemente des Anfangs und des Ausgangs spielen eine verbindende Rolle und
schaffen den Raum des Märchens.
Die deutschen und die russischen neuen Märchen beginnen mit der
Beschreibung der Situation und der handelnden Personen, was durch die
Einleitungsformeln zum Ausdruck gebracht wird. In den Einleitungsformeln
schreibt der Erzähler über den Ort und die Zeit der Handlung [Рошияну 1974: 18].
Die wichtigste Funktion der Einleitungsformeln ist die Stimmungsbildung für die
Wahrnehmung der märchenhaften Ereignisse [Ebd.:33].
In der Struktur des Märchens unterscheidet man bestimmte Formeln. Zu den
typischen Einleitungsformeln der deutschen Volksmärchen zählt man: Es war
einmal…; oder es werden die Figuren genannt: Eine Witwe hatte zwei Töchter…;
Es waren zwei Brüder…. Russische Volksmärchen beginnen oft mit den Formeln:
Жили-были старик со старухой…, Было-жило два брата…, В некотором
царстве, в некотором государстве.
Die Einleitungsformeln in den deutschen und russischen Kunstmärchen kann
man
in
vier
Einleitungsformeln
Gruppen
von
gliedern:
1)
Volksmärchen;
Situationsstellung;
3)
2)
Einleitungsformeln
typische
mit
der
Volksmärchenstruktur, aber mit geändertem Inhalt oder mit modernem Vokabular;
4) besondere Einleitungsformeln.
49
Die erste Gruppe der Einleitungsstrukturen ist für die größte Zahl von
deutschen (29) und russischen (34) Märchen typisch, die gleich mit der Darstellung
der Handlung oder des Unglücks beginnen:
Erwartungsvoll legte Luca die ausgeliehene CD von seinem Freund
Jonas in das Laufwerk seines PCs ein (EsN);
Ein schweres Gewitter ist über den See hinweggezogen (PV);
В одной деревенской семье случилось несчастье (Зм);
Один король решил измерить свою славу в шагах (Ас).
Die für Volksmärchen typischen Einleitungen trifft man in vierzehn der
analysierten deutschen modernen Märchen:
Es war einmal… (Aias, AiEwe, GuT u.a.);
Zu der Zeit, da das Wünschen und Träumen noch geholfen hat (WS);
Es war vor langer, langer Zeit… (CDvB);
Vor langer, langer Zeit lebten in einem Dorf am Fluss einmal ein
Mann und eine Frau… (dZ).
Nur zehn russische moderne Märchen beginnen mit den bekannten typischen
Worten Жил-был…(Шл, Впзп, Нсос).
Die Einleitungsformeln mit der Struktur der Volksmärchen, die mit
Bezeichnungen der modernen Realien gefüllt wird. Solche Beispiele machen einen
widersprüchlichen Eindruck, weil in die alte Formel neue Realien integriert
werden. In den deutschen Märchen (4) wurden folgende Formeln gefunden:
Vor langer, langer Zeit, wars gestern oder wars heut… (WPgw),
In einem ganz normalen Königreich mit Pferden, Drachen, Schlössern
und Supermärkten… (PdiBsg).
In den russischen Märchen (3) findet man folgende Beispiele:
В своей избушке на курьих ножках на печи лежала Баба Яга и
смотрела телевизор (БЯвО);
Когда-то давным-давно, когда люди не освоили еще всех
троллейбусных и трамвайных линий…(Спт).
50
Zu den besonderen Mitteln, das Märchen anzufangen, gehören zum Beispiel
die Gedanken der Hauptfigur, ihre Innenwelt, was in einigen deutschen Märchen
zu finden ist:
„Heute will ich einmal in den Zoologischen Garten“, dachte der
Prinz… (uP);
„Endlich ist der Schultag vorbei“, freute sich Jasmin (DkA).
In den russischen Märchen werden normalerweise die Gedanken der Figuren
im Laufe der Handlung gezeigt: У короля даже мурашки по спине побежали,
так ему стало волнительно: «Кто я такой? Я жалкая козявка, крохотный
червячок, песчинка, огрызочек, огарочек… А вселенная. А звезды?! Что я по
сравнению с ними?!» (Дзк).
Die russischen (3) Märchen können mit den Repliken der Figuren anfangen:
Юра, обедать! – из кухни донесся голос матери (Сопф);
Der Anfang des Märchens kann an alte Märchenmotive erinnern: Как-то,
перед Новым годом, избушка на курьих ножках снесла яичко (ОвНн).
Aufgrund der dargestellten Einleitungsformeln kann man schlussfolgern,
dass die meisten Schriftsteller keine Einleitungsformeln benutzen, sie fangen mit
der Situationsbeschreibung an. Der schnelle Anfang der Handlung spiegelt den
raschen Rhythmus des heutigen Lebens wider, wo man sofort alles wissen will.
Die Ergebnisse zeigen, dass die deutschen Autoren den traditionellen
Gesetzen der Märchenstruktur in den Einleitungsformeln öfter folgen. Die
russischen Märchen folgen auch den alten Gesetzen, aber seltener, als die
deutschen Autoren. Einige Schriftsteller integrieren die Bezeichnungen der realen
Welt in die typischen Einleitungsformeln und verbinden mythologische
Vorstellungen mit den modernen Weltvorstellungen.
Als besondere Eigenschaft der deutschen Märchen nennt man die
Einleitungsformeln, in denen die Figuren ihre Gedanken äußern. In den russischen
Märchen werden die Gedanken der Figuren nicht in den Einleitungsformeln
genannt, sondern im Laufe der Handlung.
51
Die Handlung der deutschen und russischen Zaubermärchen besteht darin,
dass die handelnden Personen der deutschen und russischen Zaubermärchen in
Schwierigkeiten geraten und versuchen sie zu überwinden, wie in den
Volksmärchen. Die Kunstmärchen beschreiben eine Veränderung, zum Beispiel
von Rache zur Versöhnung (EsN), von Hochmut zu Demut (MuR). Das Märchen
beginnt mit einer Notlage, einem Unglück, einer Aufgabe. Die Hauptfigur muss
dieses Problem lösen, dabei kann sie geprüft werden. Die Handlung der
Kunstmärchen wiederholt die Handlung der Volksmärchen.
D. Lihachev betont, dass es im Märchen keinen Widerstand gibt. Das
bedeutet, dass es keine Hindernisse von der Seite des Umfelds gibt. Die Personen
im Märchen handeln schnell und ihr Weg ist nicht schwer, aber auch nicht leicht.
Die Hindernisse, die während der Handlung entstehen, hängen nicht von der Natur,
sondern nur von dem Sujet ab [Лихачев 1979: 336].
Die Figuren aus den Zaubermärchen können einen Helfer treffen, der einen
Rat gibt oder eine Gabe schenkt. In den deutschen Märchen wird zum Beispiel ein
durchsichtiger Beutel vom Wind, ein blauer Beutel vom See, ein silberner Beutel
vom Mond (PdiNs) oder eine Fiedel vom Vogel (JmZ) geschenkt. In den russischen
Märchen bekommt man zum Beispiel талисман (ein Maskottchen) (Ta). In den
deutschen Märchen ist die Gabe meistens wunderbar und in den russischen ist es in
der Regel ein Gegenstand aus der Realität. Daraus folgt, dass während die
deutschen Märchen überwiegend an die traditionellen Gesetze der Märchen
knüpfen, die russischen Märchenautoren sich neue Möglichkeiten der Realisierung
des Märcheninhalts ausdenken.
Im Laufe der Handlung in den deutschen und russischen Zaubermärchen
treffen die Figuren verschiedene Gegenstände aus der modernen Realität. Die
lexikalischen Mittel, die die modernen Realien widerspiegeln, schaffen im
Märchen eine widersprüchliche Situation, weil es neben den traditionellen
märchenspezifischen Wörtern die Realien aus der modernen Welt gibt. Es werden
abstrakte Begriffe, Termini, Entlehnungen, moderne Realien verwendet. Die
52
Figuren in den deutschen Märchen (9) haben technische Geräte: einen Computer,
ein Handy, das Internet, einen Fernseher.
In den russischen Märchen erwähnt man selten solche Geräte, nur in zwei
Märchen gibt es Handy (телефон), USB-Stick (флешка), Laptop (ноутбук).
Die Elemente der realen Welt können in den Märchen auch in Form von
Bildern dargestellt werden. So geht es im Märchen „Anders ist auch schön“ um
einen kleinen König, nämlich ein Kind, das die Berufe von Erwachsenen tauschen
möchte. In diesem Märchen werden zeitgenössische Besonderheiten nur auf den
Illustrationen dargestellt, auf denen nicht nur ein Schloss zu finden ist, sondern
auch Flugzeuge, Mischer, Fernseher und Radio. Im Text werden sie nicht erwähnt.
Der in Kunstmärchen häufige Gebrauch von Wörtern, die die Technik
bezeichnen, zeigt, wie eng jetzt die Kinderwelt, so wie auch die Erwachsenenwelt,
von Technik durchsetzt ist. Obwohl alles in der Welt technisch ausgerüstet ist,
spielen Schlösser, Prinzen, Prinzessinnen und andere märchenhafte Wesen aber
auch in den neuen Kindermärchen eine große Rolle.
Ganz eigenartig machen sich die Figuren in dem deutschen Zaubermärchen
„Die Prinzessin, die ihren Bruder suchen ging“ auf den Weg. Sie gehen zu einer
Haltestelle, reisen mit U-Bahnlinien, mit ICE-Zügen, fahren die Drachlinie NESSI19 oder die Linie APOLLO-11, kaufen ein ABC-1 Ticket, mit dem man immer zur
Schule fährt. Im Märchen „Der unternehmungslustige Prinz“ lösen sie noch ein
Billet am Automaten, ein Fahrscheinkontrolleur steigt ein und der Prinz hat Angst,
lebenslänglich zu bekommen, wenn sie ihn erwischen, weil er kein Ticket hat.
In den russischen Zaubermärchen reist Баба Яга im Märchen „Баба Яга в
Орленке“ und „Баба Яга и «Поле чудес»“ mit einem Hexenbesen (метла), der
mit Hilfe eines Zauberspruchs „Взвейся вверх и в никуда“ fliegt. Der Flug wird
wie in den Volksmärchen beschrieben: Пролетела уже Баба Яга свое
тридевятое царство, тридесятое государство. Летит над полями, над
лесами, над горами (БЯвО). Долго ли, коротко ли летела Яга… (БЯипч). Aber
im Märchen „Баба Яга и «Поле чудес»“ muss sie noch bei den Passanten in
Moskau nach dem Weg fragen und mit der U-Bahn (на метро) fahren. Um mit
53
der U-Bahn zu fahren, braucht sie eine Marke (жетон), weil die
Fahrscheinkontrolleurin (контролер) sie nicht hereinlässt. Dann muss die Hexe
die Rolltreppe (одна лесенка бежит вверх, другая вниз) hinunter und hinauf
fahren und in eine Elektrobahn einsteigen (Огромное чудище с десятью
огромными головами с грохотом выползало из черной дыры. Вдруг, в нем
распахнулись двери, словно пасть. Это чудище проглотило всех людей и
исчезло куда-то).
Die oben erwähnten Beispiele der Reisemöglichkeiten zeigen, wie die
Autoren die modernen Realien in die Handlung integrieren, um das Märchen den
Lesern näher zu bringen.
Die Verzauberung erfolgt in den Zaubermärchen mit Hilfe wichtiger
unerlässlicher Attribute, wie Zaubersprüche und rhythmisch gesprochener Verse
magischen Ursprungs:
Abra Kadabra, im Märchen ist es wunderbar! (AiEwe);
Knusper-knusper-knaus, das Happy End muss raus! (AiEwe);
Mädchen, Mädchen süß und weich / Schwimm am Morgen in dem
Teich! (kB);
Одуванчик золотой, что появляется весной, / Воздух вихрем
закружи, в Аделаиду жизнь вдохни! (Д-с);
Горошек, горошек, закрутись! Девочка старушкой обернись! (Дс);
Еники-беники, если вареники, еники-беники всем по тарелке
вареников и всякой вкуснятины (БЯвО).
Zauberhaften Eindruck verleihen Wiederholungen, die den Ausdruck
betonen, wie zum Beispiel der Zauber, der einen König wählt, sagt dreimal
„Papperlapapp! Das ist für einen König zu wenig!“ (KfZ).
Die Hexen benutzen magische Rituale, wie dreimal in die Hände klatschen
(три раза хлопнула в ладоши) (БЯвО). Verzaubert werden die Hauptfiguren in
den deutschen Märchen in Automaten für normale Billette und für Abonnemente
(uP). Die deutschen und russischen Zaubersprüche und Rituale sind den alten
54
ähnlich, enthalten aber moderne Erscheinungen, die einen komischen Eindruck
schaffen. Die Verwendung von Zaubersprüchen zeigt die Nähe zur Welt der
Mythologie.
Die Zahlen spielen für die Handlung in den deutschen und russischen
Zaubermärchen eine wichtige Rolle. In den neuen Märchen wird die magische
Kraft der Dreizahl beibehalten:
drei Hauptfiguren (dG, dK),
der dritte Prinz befreit die Prinzessin (TP);
man bekommt drei Aufgaben (WPgw);
man versucht drei Mal etwas zu erledigen (dG, WS, MuR, bF, БЯипч,
Квк, Кип);
man hat drei Tage (TP, KfZ, MuR).
Auch man trifft die Zahl 12:
die zwölfte Pille ist gefährlich (zP);
im zwölften Jahr wird die Prinzessin erlöst (zP);
man hat zwölf Kinder (MuR).
Magische Kraft hat auch nach wie vor die Zahl 7:
7 Jahre wurde die Prinzessin verzaubert (uP);
man versucht sieben Mal etwas zu erledigen (ttR);
der siebte Prinz befreit die Prinzessin (WPgw).
Man beobachtet, dass die magischen Zahlen, die eine symbolische
Bedeutung haben, am meisten in den deutschen Märchen erwähnt werden. Die
analysierten russischen Märchen enthalten nur die magische Kraft der Dreizahl.
Die Verwendung von Zahlen betont ihre magische Kraft, die bis heute geschätzt
wird.
In einigen Märchen wird die Handlung der Volksmärchen wiederholt oder
sie beginnt ähnlich. Zum Beispiel das deutsche Zaubermärchen „Hänsel und
Greta“ und „Schneewittchens Rettung“ folgen fast der Handlung der
Volksmärchen. Oder es gibt Anspielungen auf arabische Märchen „Tausend und
55
eine Nacht“. Im Märchen „Caleb, der Dieb von Bagdad“ tritt Sindbad auf, „den
wohl jeder von uns kennt“, und Caleb findet eine Flasche mit Flaschengeist. Die
handelnden Personen treffen die Figuren aus diesen Märchen und retten sie vor den
bösen Zaubern.
Sowohl in deutschen als auch in russischen Kunstmärchen werden kurze und
einfache Sätze verwendet. Allerdings trifft man diese Satzstrukturen in den
russischen Märchen viel häufiger. Die kürzeren Sätze sind für die Kinderliteratur
typisch:
Das [Mädchen] freute sich immer, wenn seine Oma kam. Pias Oma
kam immer mit dem Bus. Er hielt direkt vor Pias Haustür (bO).
Дракончик перелетел большую гору и опустился к небольшому
домику. Он осторожно постучал в дверку и замер на пороге. Дверь
скрипнула. Дракоша увидел маленькую женщину с седыми
волосами, аккуратно заложенными в прическу (Та).
Nach der Lösung der Probleme kommt das Happy End und das Märchen hat
bestimmte Schlussformeln dazu. Die Schlussformeln in den Volksmärchen
können die Echtheit der Geschichte betonen oder umgekehrt das Märchen als reine
Fiktion darstellen [Рошияну 1974: 54]. Die Funktion der Schlussformeln ist der
Rückkehr aus der märchenhaften Atmosphäre [Ebd.: 57].
In den Volksmärchen leben gewöhnlich die Hauptfiguren nach ihrer
Hochzeit oder nach der Überwindung aller Hindernisse lange und glücklich, wie
zum Beispiel in dem Volksmärchen „Rapunzel“ …sie lebten noch lange glücklich
und vergnügt, oder in dem russischen Volksmärchen „Иван-Царевич и Белый
Полянин“ Живут-поживают, да добра наживают.
Die analysierten modernen Schlussformeln in den deutschen und russischen
Zaubermärchen können in der vorliegenden Arbeit in vier Gruppen klassifiziert
werden: 1) offenes Ende; 2) typische Schlussformeln der Volksmärchen;
3) Schlussformeln mit der Volksmärchenstruktur, aber mit geändertem Inhalt oder
mit moderner Lexik, 4) Schlussformeln mit Anrede an den Leser.
56
Die meisten deutschen (37) und russischen (46) Märchen haben ein offenes
Ende und gehören zu der ersten Gruppe:
Das ist die Flasche, in der der Gast war“, sagt Petro mit
aufgerissenen Augen (CdDvB);
И Танюшка поспешила в спальню – делать уборку (КБТс).
Die Schlussformeln, die zu der zweiten Gruppe gehören, finden sich in fünf
deutschen Märchen:
…und wenn alle, die dabei waren, nicht gestorben sind, so leben und
spielen und lauschen sie noch heute… (PmT);
Es wurde ein wunderbarer Abend, von dem man im ganzen
Königreich noch lange sprach (Aias).
Nur drei russische Märchen haben typische Formeln:
Тут и сказке конец, а кто слушал – молодец (Нсос);
С тех пор жили они так хорошо, что счастливей их не было на
всем белом свете (Зм).
In der dritten Gruppe erzeugt der Schlusssatz durch den offensichtlichen
Widerspruch einen ironischen Effekt. Zu dieser Gruppe gehören vier deutsche
Märchen:
Und wenn der Akku noch nicht leer ist, dann reden sie noch heute
(HuG);
Die letzte Seite [des Buches] war aufgeklappt, und in großen,
goldenen Lettern bildete sich ein Satz: „Und wenn sie nicht gestorben
sind, dann leben sie noch heute!“ (AiEwe).
In den russischen Märchen sind solche Formeln nicht vorhanden.
Zu der letzten Gruppe der Schlussformeln mit der Anrede an den Leser
gehören vier deutsche und zwei russische Kunstmärchen. Obwohl der Erzähler
meistens anonym ist, kann er sich an den Leser wenden:
wenn du es sehen möchtest, dann kauf dir schnell eine Eintrittskarte
bei Moldau. Ein paar Plätze sind noch frei (PAoWmeHf);
57
Вот что случилось в то утро с Сашей, одной знакомой девочкой
нашей (Та).
Es gibt russische Märchen, in denen sich der Autor auch im Laufe der
Handlung zeigt: По секрету скажу вам (Впсл), oder er kommentiert die
Handlung in Klammern: Сам король был маленького росточка, но, пока
королева ползала в углу, роняя стулья (она была немножко близорука, но
очки носить стеснялась, думала, что они ее старят), так вот, пока
королева роняла стулья, он подпрыгнул, изловчился, ухватил луну, обмакнул
ее в абрикосовое варенье и проглотил! (Кил).
Es sei betont, dass sich der Autor in den deutschen Märchen nur am Ende
des Märchens an den Leser wendet, während der Autor in den russischen Märchen
die Handlung auch im Laufe des Märchens kommentiert.
Die Ergebnisse der Analyse der Schlussformeln zeigen, dass die meisten
deutschen und russischen Märchenautoren den Lesern die Möglichkeit geben, über
das weitere Leben der Figuren nachzudenken, weil das Märchen ein offenes Ende
hat. Einige Schriftsteller knüpfen an alte Formeln der Volksmärchen an, aber sie
versuchen manchmal, in die Formel moderne Realien zu integrieren. Daraus folgt,
dass die Schriftsteller versuchen können, die Traditionen mit der Realität zu
verbinden, damit die Traditionen nicht verloren gehen. Die russischen Märchen
erhalten auch die Traditionen, aber das wird nicht in den Schlussformeln gezeigt.
Man kann also zum Schluss kommen, dass die Entwicklung der Handlung in
den deutschen und russischen Kunstmärchen bestimmte Gemeinsamkeiten zeigt.
Zu den gemeinsamen Eigenschaften zählt:
1.
Die Handlung entwickelt sich in den modernen Kunstmärchen schnell,
weil die Märchen oft mit der Situationsbeschreibung beginnen. Das könnte man
dadurch erklären, dass die Handlung den raschen Rhythmus des heutigen Lebens
widerspiegelt.
2.
Die deutschen und russischen Märchen verwenden oft typische
Einleitungs-, Schluss- und Zauberformeln, die Hinlenkung zu alten Strukturen und
58
Regeln zeigen können. Diese Formeln werden aber sprachlich anders realisiert und
enthalten moderne Realien.
3.
In den deutschen und russischen Märchen sind mythologische
Vorstellungen und moderne Weltvorstellungen durch die Verflechtung der realen
Welt und der traditionellen Entwicklung der Handlung verbunden. Außerdem sieht
man mythologische Wurzeln in den magischen Zaubersprüchen und Ritualen, in
den Zahlen, Einleitungs- und Schlussformeln und den Zitaten aus bekannten
Volksmärchen.
4.
Die deutschen und russischen Autoren der Märchen denken sich neue
Möglichkeiten aus, den Zauberinhalt durch moderne Realien wiederzugeben, was
in den unterschiedlichen lexikalischen Mitteln zu sehen ist. So zum Beispiel
versteht man, dass die Technik und die Verkehrsmittel eine wichtige Rolle im
heutigen Leben spielen.
5.
In die Handlung des Märchens können Gedanken der Figuren
eingeflochten sein, die die Figur näher beschreiben.
6.
In den deutschen und russischen Zaubermärchen entwickelt sich die
Handlung wie in den Volksmärchen, was von den gemeinsamen Wurzeln zeugen
kann.
7.
Das Fehlen der Schlussformeln in vielen deutschen und russischen
Märchen gibt den Lesern die Möglichkeit, die Fortsetzung des Märchens selbst zu
erfinden.
8.
Die Verwendung von einfachen und kurzen Sätzen macht den Text
einfacher und entspricht den Gesetzen der Kinderliteratur.
Man kann auch folgende Unterschiede beobachten:
1.
Die deutschen Märchen verwenden öfter typische Einleitungs- und
Schlussformeln als die Russischen.
2.
In den deutschen Märchen erwähnt man öfter moderne technische
Geräte als in den russischen Märchen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Darstellung der Handlung in
den deutschen und russischen Märchen mehr Gemeinsamkeiten hat als
59
Unterschiede, was auf gemeinsame Wurzeln zurückweist. Die Unterschiede
bestehen nur im Grad der Ausprägung der Eigenschaften in den analysierten
Märchen.
2.4 Alte und neue Motive
Wie im 1.2.2 erwähnt wurde, versteht man unter dem Motiv eine kleine
Einheit des Sujets, die schematisch die ganze Handlung darstellt und das Thema
einbringt.
Dr. Karen Lippert unterscheidet folgende Motive bei Volksmärchen:
ausgesetzte Kinder (Hänsel und Gretel), schlafende Schöne (Dornröschen),
missgünstige Stiefmutter (Schneewittchen), reicher Prinz heiratet armes Mädchen
(Aschenputtel), Bedrohung durch wilde Tiere (Rotkäppchen, Der Wolf und die
sieben Geißlein), drei Wünsche und Erlösung (Vom Fischer und seiner Frau) und
andere [Märchenatlas].
Einige Motive in den russischen Volksmärchen (Funktionen nach V. Propp)
sind die Prüfung eines Helden, drei Wünsche, die Heirat zwischen einem Prinzen
und einem armen Mädchen und so weiter. Dabei besteht ein Märchen aus mehreren
Funktionen, die den ganzen Lauf der Handlung beschreiben, zum Beispiel Verbot,
Verbotsverletzung,
Schädigung,
Abreise,
Helfer,
Kampf,
Rückkehr,
Verfolgung u. a.
Die genannten Motive aus den Volksmärchen dienen oft als Basis in den
neuen russischen und deutschen Märchen, aber sie werden transformiert. Einige
der analysierten modernen Märchen basieren allerdings auf anderen Motiven, die
keine Volksmärchen als Grundlage in dem Sinne haben.
In dem analysierten deutschen und russischen Stoff unterscheidet man in den
Zaubermärchen die Motive, die in der Tabelle 1 demonstriert werden. In der
Tabelle werden alte und neue Motive unterschieden und die Zahl der analysierten
Märchen genannt.
60
Tabelle 1.
Anzahl der deutschen
Anzahl der russischen
Märchen
Märchen
Zaubermärchen
Alte Motive:
1.
Kampf
mit
dem
9
7
Wunderbare
oder
7
15
Gegenspieler
2.
verzauberte Hauptfigur
3.
Wunderbare Gabe
5
5
4.
Wunderbarer Ort
8
4
5.
Wunderbarer Helfer
3
2
6.
Wunderbare
3
2
2
2
2
1
1
2
Aufgabe
7.
Verzauberter
Ehepartner / verzauberte
Ehepartnerin
Neue Motive
8.
Freundschaft
mit
dem Gegenspieler
9.
Moderne
Prinzessinnen und Prinzen
Die meisten Motive kommen aus den Volksmärchen, aber sie werden in den
modernen Märchen mit Hilfe neuer Mittel realisiert.
Die Tabelle 1 zeigt, dass die meisten deutschen und russischen
Zaubermärchen über ein altes Motiv, einen Kampf mit einem Gegenspieler
verfügen. Das bedeutet, dass es für die beiden Kulturen wichtig ist, für das eigene
Glück zu kämpfen, was in den Volksmärchen überliefert wird. Im Märchen „Wie
die Prinzessin gerettet wurde“ wollte der Hauptheld eine Prinzessin heiraten und
61
reich werden, deswegen kämpft er gegen einen Riesen, um die Prinzessin zu retten.
Gerettet werden in den neuen Märchen nicht nur Prinzessinnen, sondern auch zum
Beispiel ein Beschützmichhund (LSudT). Es zeigt, wie wichtig für Kinder
Spielzeuge sind. Neben den bekannten Gegenspielern aus den Volksmärchen,
erscheinen in den Kunstmärchen zum Beispiel die Traummonster in der Rolle des
Gegenspielers, vor denen alle in der Kindheit Angst haben (LSudT). Es wird das
alte Motiv des Kampfes mit einem Gegenspieler beibehalten, aber es kann anders
dargestellt werden.
Das Motiv der wunderbaren Hauptfigur wiederholt dasselbe Motiv der
Volksmärchen, aber als Hauptfigur können neue Personen auftreten, die im
Paragraph 2.1 genannt wurden.
Sowohl in den deutschen als auch in den russischen Märchen bekommt man
oft eine wunderbare Gabe von einem Helfer, sie wird vererbt oder gefunden. Die
Gabe ändert das Leben der Figur und hilft dieser dabei, ihr Ziel zu erreichen. Zum
Beispiel bekommt im Märchen „Ванюшка и волшебное желание“ die Hauptfigur
eine Puppe, die Wünsche erfüllen kann. Der Unterschied zum Volksmärchen
besteht darin, dass die Gabe ein Gegenstand aus der modernen Realität sein kann.
In den deutschen Zaubermärchen besteht das Wunder darin, dass die Figur
an einen fantastischen Ort geriet, wo sie jemandem hilft. So geraten die
Hauptfiguren im Märchen „Das Land der lachenden Bäume“ an einen Ort, an dem
alle lebendigen Bäume gefällt werden, und sie versuchen diese Welt zu retten. In
den russischen Märchen passiert die Handlung an einem fantastischen Ort selten.
Als Beispiel kann man das Schlangenreich im russischen Märchen „Беспутный
принц“ nennen.
Eine wunderbare Aufgabe und ein wunderbarer Helfer kommen in den
modernen sowohl deutschen als auch russischen Märchen seltener vor. Der Helfer
ist oft eine reale Person oder ein Gegenstand aus der modernen Realität. Die
Figuren bekommen seltener einen Auftrag. Eine Aufgabe bekommt die Figur in
acht deutschen und drei russischen Märchen. In den deutschen Märchen muss man
in der Regel eine Prinzessin retten (PmT) oder ausnahmsweise ein Wolkenschloss
62
bauen (WS). In den russischen Märchen muss man zum Beispiel ein
Schatzkästchen von Koschtschei (Нсос) bringen. Der Wechsel des Helfers könnte
dadurch erklärt werden, dass man den Kindern möglicherweise beibringen will,
dass man eine schwere Aufgabe auch selbst lösen kann, und dass man die Hilfe
nicht nur von einer Fee bekommt.
Merkwürdig ist die Aufgabe im Märchen „Prinzessin Anna oder Wie man
einen Helden findet“, die auch dem alten Motiv entspricht, aber anders realisiert
wird. Es gibt keinen Prinzen, der eine Prinzessin retten soll, sondern es gibt eine
Prinzessin, die versucht, einen Prinzen zu finden. So wird das alte Motiv der Suche
einer Prinzessin umgedreht. Die Rollen der Figuren ändern sich. Alte Symbole
werden durch Realien aus der modernen Welt ersetzt. Das Unglück erscheint in
Form einer Rente des Königs, der den Heiratsantrag seiner Köchin annimmt und in
seine
Seniorenresidenz
auf
Mallorca
fährt.
Die
Prinzessin
soll
die
Regierungsgeschäfte übernehmen, aber dazu braucht sie einen Prinzen. Ihre Zofe
Moldau (Helfer) erzählt ihr alte Märchen, damit die Prinzessin einen Helden finden
kann.
Das Motiv der verzauberten Ehepartner kommt selten vor. Verzaubert
werden die Figuren im Laufe der Handlung meistens in Gegenstände:
Ticketautomat, Panzer.
Ein neues Motiv der Kunstmärchen ist die neue Darstellung der
Prinzessinnen. Die russischen und die deutschen Märchen zeigen, dass das Leben
der Prinzessinnen nicht ohne Schwierigkeiten ist. Im Märchen „Prinzessin Fibi und
der Drache“ wird einer Prinzessin eine andere Seite des Lebens gezeigt. Nicht alles
im Leben einer Prinzessin ist wunderschön. Es ist der Prinzessin verboten, mit
anderen Kindern zu spielen, weil sie schmutzig sind, schlimme Wörter zu benutzen
und sich mit anderen zu prügeln. Obwohl das Mädchen eine Prinzessin ist, trägt sie
„Hosen und T-Shirts, gestreift oder gepunktet mit ganz wilden Mustern“ wie in der
modernen Welt (PFudD). Die Prinzessin hat auch einen Werkzeugkasten „Klopf
und Hämmer“, der als Ziel hat, die Prinzessin den Lesern näherzubringen.
63
Die gleiche Idee findet man in dem russischen Märchen „Хочу быть
простой девочкой“, wo ein Mädchen versteht, wie schwer und langweilig es ist,
Prinzessin zu sein. Man benutzt das typische Märchenmotiv der schönen
Prinzessin, aber während im Volksmärchen die Prinzessin eine Standardfigur ist
und das soziale Thema nicht angesprochen wird, wird in den modernen Märchen
gerade das soziale Thema aktualisiert.
Das neue Motiv der deutschen und russischen Märchen ist die Freundschaft
mit dem Gegenspieler am Ende des Märchens. Zum Beispiel erzählt das Märchen
"Der Prinz mit der Trompete“ über Prinzen, Prinzessinnen, Schlösser, Untertanen,
Unglück, Aufgaben und Drachenkampf. Aber anders als in den Volksmärchen sind
der Prinz und der Drache befreundet, niemand stirbt, und der Prinz verliebt sich in
eine Prinzessin ohne Krone. Der Prinz findet seinen Platz im Leben.
Als neue Erfindung der modernen Märchen kann man die Tatsache nennen,
dass die Figuren in den modernen deutschen und russischen Märchen schon den
Inhalt der Volksmärchen kennen, und diese Kenntnisse helfen ihnen bei der
Überwindung der Hindernisse (SR, HuG). In diesem Zusammenhang spricht man
über Intertextualität, weil man die Texte aufgrund des Wissens über andere Texte
versteht [Чернявская 2009: 188]. Der Leser kann erraten, wie die handelnden
Personen weiter agieren werden. Das Märchen „Der kleine Gott und die Tiere“
basiert auf dem Schöpfungsmythos der Entstehung der Tiere. Die Hauptfigur ist
der kleine Gott, ein Kind, das Schritt für Schritt die Tiere erschafft. Das Märchen
ist auch ohne die Kenntnis der biblischen Schöpfungsgeschichte verständlich, aber
mit dieser Kenntnis wird es anders interpretiert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die deutschen und russischen
Märchen die gleichen Motive enthalten, was von demselben Ursprung des
Märchens, von dem Bezug auf das Volksmärchen, von den gleichen Zielen in der
Kindererziehung und möglicherweise von der Globalisierung zeugen kann. Zu den
alten Motiven der Zaubermärchen, die in den Kunstmärchen gefunden wurden,
zählt man Kampf mit dem Gegenspieler, eine wunderbare oder verzauberte
64
Hauptfigur, eine wunderbare Gabe, einen Ort, einen Helfer, eine Aufgabe,
verzauberte Ehepartner.
Zu den neuen Motiven zählt man in den deutschen und russischen
Zaubermärchen
die
Freundschaft
mit
dem
Gegenspieler
und
moderne
Prinzessinnen und Prinzen.
Viele Motive sind den Volksmärchen entnommen, aber die sprachlichen
Mittel der Realisation sind anders und entsprechen den modernen Realien.
2.5 Die vermittelnden Werte
In der Sprache des Märchens werden von dem Autor direkt und indirekt die
Werte vermittelt. Man findet belehrende Inhalte in den Worten und Handlungen
der Figuren: Затем Петя подошел к сидящему на краю песочницы грустному
Сереже и, глядя на его макушку, произнес: «Прости, мне очень жаль, что я
толкнул тебя, - и, когда тот поднял глаза, с улыбкой сказал: - Пойдем,
Серега, я расскажу тебе про Рыцаря!» (ПиР), oder in dem Schlusssatz: Теперь
ты знаешь, почему мы, белые и пушистые облака, иногда превращаемся в
грозовые тучи (Нисоткопвгт) (Im Märchen werden die Familienbeziehungen
behandelt und es wird erklärt, warum die Eltern manchmal streng und böse sind).
So wurden die Werte aufgrund des sprachlichen Weltbildes (Sieh 1.2.3)
entschlüsselt.
Sowohl Volksmärchen als auch Kunstmärchen belehren ihre Leser und
Leserinnen und vermitteln Gerechtigkeit und eine glückliche Weltsicht. Das Böse
wird bestraft und das Gute wird belohnt. Jedes Märchen hat eine Botschaft, einen
belehrenden Sinn.
Folgende Werte wurden in den deutschen Zaubermärchen festgestellt:
1.
Hilfsbereitschaft (14). So retten zwei Jungen Schneewittchen vor ihrer
Stiefmutter, als die Jungen zufällig in das Märchen gerieten, weil die Prinzessin so
schön und fromm war. Dabei haben sie das Märchen schon gelesen und gewusst,
wie sie die Prinzessin vor der Stiefmutter retten können (SR).
65
2.
Fleiß im Gegensatz zu Faulheit (5). Zum Beispiel war die Prinzessin
Milena unfreundlich, frech und ungehorsam. Die Eltern machten sich immer
größere Sorgen, je älter ihre geliebte Tochter wurde. Ihre Mutter wurde leidend
darüber und starb. Ein Rabe stellt dem Mädchen drei Aufgaben, die sie fleißig
lösen muss, so kann sie ihre Mutter wieder zum Leben zurückführen. (MuR).
3.
Großzügigkeit im Gegensatz zu Geiz (4), zum Beispiel: „Die
Prinzessin aber platzte fast vor Zorn. Sie musste unentwegt daran denken, wie
wundervoll es wäre, diesen besonderen Frauenmantel zu tragen und setzte alles
daran, um in den Besitz desselben zu gelangen. […] Hocherfreut nahm sie den
Frauenmantel entgegen. Doch kaum berührte sie den Stoff, verwandelte sich dieser
in kleine Fetzen“ (bF).
4.
Rücksicht (4). Jeder muss das machen, was er besser kann,
unabhängig von seinem Geschlecht (TP) und man respektiert diese Wahl: „…und
die Prinzessin wurde eine berühmte Ohrenärztin, die zu Ohrenvorträgen und
Ohrenkongressen auf der ganzen Welt eingeladen wurde, während der Prinz zu
Hause für sie das Telefon abnahm und mit den Kindern die Hausaufgaben
machte…“ (TP).
5.
Gerechtigkeit (4) Ein Mädchen zeigt, dass es nicht so hilflos ist und
kämpft selbst mit einem Drachen. Die deutschen Prinzessinnen wollen eine
Ausbildung bekommen und dann als Apothekerin arbeiten (zP). Außerdem zeigen
die Autoren, dass die hohe gesellschaftliche Position allein einen Menschen nicht
glücklich macht oder das der soziale Status nicht so wertvoll ist.
6.
Freundschaft (3). Ein Mädchen befreundet sich mit einem mystischen
Wesen und auch als es in Gefahr war, versuchte das Wesen seinen Freund zu
retten: „Kurby hielt sich im Verbogenen, um seine Freundin nicht weiter zu
gefährden. Er wollte kein Risiko eingehen und blieb bei den gefühllosen
Nachrichten“ (K82).
7.
Familienliebe (2);
8.
Gutartigkeit im Gegensatz zu Bosheit (2);
9.
Freisinn im Gegensatz zu Eifersucht (1);
66
10.
Klugheit im Gegensatz zu Dummheit (1).
In den russischen Märchen wurden folgende Werte vermittelt:
1.
Klugheit im Gegensatz zu Dummheit und List (6). Das Kloß
(колобок) rettet sich von dem Fuchs schlauerweise: „– Хорошо, Лиса, сиди. / Я
запрыгну, погоди! / Разогнался Колобок, / Прыгнул прямо Лисе в лоб. / Между
глаз он ей попал, / Во всю силу заорал: / – Караул, кума, беги! / Там охотник
впереди! […] / Спасся чудом Колобок.“ (Кссннл).
2.
Rücksicht (6). Zum Beispiel lachte ein Mädchen eine Alte aus und
wurde in eine Alte verzaubert. Erst als sie verstand, dass man den Älteren Respekt
zeigen muss, wurde sie entzaubert „А ты очень добрая, Аделаида. Не все так
плохо, – со значением сказала она, – ты правильно сделала, что пришла.
Этот путь дался тебе нелегко, девочка-старушка. Я принимаю твои
извинения и прощаю тебя. […] Твоя доброта, – она тебя и спасла. Теперь
поспеши к своим, горем убитым родителям, порадуй их. И впредь уважай
старость.“ (Д-с).
3.
Hilfsbereitschaft (6). Zum Beispiel verliebt sich ein König in ein
einfaches Mädchen, nachdem es ihm den Knopf angenäht hat: „Должно быть,
крепкие нитки были у девушки с васильковыми глазами, раз она не только
пуговицу сумела ими пришить к парадному камзолу короля, но и самого
короля к своей скромной персоне“ (Кип). Die Liebe des Königs ist eigentlich die
Belohnung für die Arbeit, weil niemand den Knopf annähen konnte.
4.
Fleiß im Gegensatz zu Faulheit und Geiz (4). Zum Beispiel im
Märchen „Астра“: „Только не возлюбила невестку свекровь. Ревность её
одолела, что любимый сынок теперь всё больше внимания молодой, красивой
жене уделяет. […] Узнала секрет Астры, когда та в очередной раз
обернулась звездой и упала в кувшин, схороненный в укромном местечке. […]
И вот, когда в очередной раз Астра упала в свой сокровенный кувшинчик,
свекровь украдкой взяла его, накрыла плотной крышкой. […] Чуть рассвело,
свекровь взяла кувшин, отправилась продавать звезду. Только крышку с
кувшина сняла, а там вместо звезды уголёк. […] Едва вернулась домой,
67
отворила сундучок с приданым невестки. И там вместо самоцветов да
золота одни угольки.“
5.
Demut im Gegensatz zu Arroganz (3). Ein König wollte zum Beispiel
der berühmteste sein und machte eine Allee aus Zeitungen, Bildern, Souvenirs, die
ihm gewidmet wurden. Er ging in andere Länder, um noch berühmter zu werden
und als er zurückkam, war seine kleine Tochter schon verheiratet und hatte Kinder.
Er hat das Großwerden seiner Tochter und Enkelin verpasst (Асл).
6.
Ordnung (1). Man bringt den Lesern bei, ihre Zimmer aufzuräumen,
sonst sind die Spielzeuge unzufrieden und können weglaufen: Извините, что я
подслушал ваш разговор. Я думал, игрушки нужны для того, чтобы
развлекать детей, и все. А оказалось, у вас должна быть своя жизнь.
Игрушечная. Она такая же важная, как и моя. Я больше не буду вас
кидаить и, конечно, ломать… Обещаю! (Вивж)
7.
Familienliebe (5).
8.
Freundschaft (5).
9.
Liebe (3).
10.
Heimat (1).
Bei der Interpretation der Werte ist es sinnvoll, an die Dimension
Individualismus vs. Kollektivismus von G. Hofstede anzugehen, die in der
interkulturellen Kommunikation verwendet wird. Diese Dimension zeigt die
Prioritäten innerhalb der Gesellschaft. Die individualistischen Kulturen schätzen
das Individuum und sind aufgabenorientiert. Die kollektivistischen Kulturen
schätzen die Gruppenbeziehungen und sind beziehungsorientiert [Heringer 2014:
142-145].
Sowohl in den deutschen als auch in den russischen Märchen schätzt man
Hilfsbereitschaft, Rücksicht, Familienliebe, Gutartigkeit, Freundschaft, Klugheit,
Fleiß. Aber Klugheit ist für Russen mit List verbunden, während für Deutsche
Klugheit eher Vernunft bedeutet.
Die Untersuchung zeigt, dass die wichtigsten Tugenden für die deutsche
Kultur Hilfsbereitschaft, Fleiß und Großzügigkeit sind. Einige deutsche
68
Schriftsteller betonen, dass Mädchen nicht nur mit den Kindern die Zeit verbringen
wollen, sondern noch eine Ausbildung bekommen und Karriere machen wollen.
Die russischen Zaubermärchen basieren meistens auf der Opposition
Dummheit und Klugheit. Das zeigt unter anderem den Zusammenhang mit den
Volksmärchen über den dummen Ivan. Die List der Hauptfiguren hilft ihnen den
dummen Gegenspieler zu überwinden. Oft werden in den russischen Märchen auch
die Beziehungen in der Familie behandelt, es wird gezeigt, wie wichtig die Familie
für jeden ist.
Außerdem zeichnen sich die russischen Märchen durch Schätzung der Liebe
und der Familienbeziehungen aus. Öfter als in den deutschen Märchen geht es in
den russischen Märchen um Freundschaft. Im Vergleich zu den deutschen Märchen
lehren russische Märchen, öfter rücksichtvoll anderen Menschen gegenüber zu
sein. Es sei betont, dass Ordnung in dem russischen Märchen positiv bewertet
wird, obwohl es ein Stereotyp über Deutsche ist.
Viele Märchen haben einen belehrenden Inhalt, der nicht im Vordergrund
steht. Die deutschen und russischen Kunstmärchen lehren Kinder, höflich zu sein
und bringen das Benehmen in der Öffentlichkeit bei. Zum Beispiel putzt der kleine
Gott im Märchen „Der kleine Gott und die Tiere“ seine Zähne und macht seine
Hausarbeit. Im Märchen „Волшебный замок“ wird den Lesern Etikette
beigebracht. Es gibt auch eine russische Märchenserie „Сказки непослушных
малышей“ für kleine Kinder, in denen in einer märchenhaften Form den Kindern
erklärt wird, was gut ist und wie man sich richtig benimmt.
Zusammenfassend betont man, dass die meisten Werte, die in den
analysierten Kunstmärchen gefunden wurden, sowohl in den deutschen, als auch in
den russischen Märchen vorhanden sind. Die beiden Kulturen schätzen
Hilfsbereitschaft, Rücksicht, Familienliebe, Gutartigkeit, Freundschaft, Klugheit
und Fleiß.
Zu den Werten, die die russischen Märchen von den deutschen
unterscheiden, gehört die Heimatliebe und die Familienbeziehungen. Der Grund
69
könnte
in
der
Beziehungsorientierung
der
russischen
Kultur
und
der
Aufgabenorientierung der deutschen Kultur liegen.
Man kann aufgrund des analysierten Stoffs zum Schluss kommen, dass für
die deutsche Kultur die ordnungsgemäße Haltung, die gewissenhafte und fleißige
Arbeit und die Gutartigkeit am wichtigsten sind, was eine individualistische Kultur
kennzeichnet. Die russische Kultur schätzt die Klugheit, die Familienbeziehungen,
die Heimatliebe und die Rücksicht, was Russland als kollektivistische Kultur
charakterisiert.
Fazit zum Kapitel II
Im Kapitel II wurden die kulturellen Besonderheiten der deutschen und
russischen Märchen im Vergleich dargestellt. Man kann Eigenschaften und
Charakteristiken hervorheben, die den deutschen und russischen Märchen
gemeinsam sind. Die deutschen und russischen Kunstmärchen zeichnen sich oft
durch Rückgriff zu den Volksmärchen in der Darstellung der Figuren und der
Handlung aus:
Die Handlung entwickelt sich in den deutschen und russischen
Kunstmärchen den Volksmärchen gleich, was von gemeinsamen Kanonen zeugen
kann. Außerdem zeichnen sich die deutschen und russischen Märchen durch
denselben Ursprung aus, weil die Motive der Kunstmärchen vor allem gleich sind
und auf Volksmärchen zurückführen.
Die Zeit in den deutschen und russischen Märchen folgt den Gesetzen der
Volksmärchen: die Handlung läuft in der Vergangenheit, dabei werden die
entsprechenden Zeitformen verwendet. Die Zeitangaben sind unbestimmt und, falls
sie bestimmt sind, machen sie bei den Lesern nur eine Illusion der wahren
Geschichte.
Die deutschen und russischen Kunstmärchen können auf Volksmärchen
basieren, aber dabei noch die moderne Welt widerspiegeln. Die deutschen und
russischen Schriftsteller bringen die Realität dem Märchen näher und führen
70
moderne Realien in das Märchen ein. So zeichnen sich die deutschen und
russischen Kunstmärchen durch den Zusammenhang zwischen mythologischen
Vorstellungen und modernen Weltvorstellungen aus. Die alten Inhalte, Werte,
Handlungen, magische Zahlen, Rituale, Zaubersprüche, typische Einleitungs- und
Schlussformeln werden mit Hilfe neuer Realien dargestellt.
Die deutschen und russischen Schriftsteller bringen die reale Welt dem
Märchen näher, indem sie neue Gegenstände oder Figuren aus der realen Welt ins
Märchen einbeziehen. Die handelnden Figuren sind oft Kinder in den deutschen
und russischen Märchen. Das erleichtert den kleinen Lesern, sich mit der
Hauptfigur zu identifizieren. Das Aussehen der Figuren in den deutschen und
russischen Märchen entspricht den modernen Vorstellungen.
Der Raum des deutschen und russischen Kunstmärchens verbindet auch die
Märchenwelt mit der modernen Realität, weil man moderne Alltagsgegenstände,
Umgebung, Bezeichnungen der Essgewohnheiten und des Alltags einbezieht.
Die Motive der deutschen und russischen Kunstmärchen werden auch mit
Hilfe neuer sprachlicher Mittel realisiert. Es wurden neue und alte Motive
festgestellt. Zu den Motiven, die den Volksmärchen entnommen wurden, gehören
Kampf mit dem Gegenspieler, wunderbare oder verzauberte Hauptfigur,
wunderbare Gabe, Ort, Helfer, Aufgabe, verzauberte Ehepartner. Die neuen
Motive sind folgende: Freundschaft mit dem Gegenspieler und moderne
Prinzessinnen und Prinzen.
Die deutschen und russischen Märchen haben noch gemeinsame
Eigenschaften, die sie aber von den Volksmärchen unterscheiden. Im Unterschied
zu den Volksmärchen wurden in den deutschen und russischen Kunstmärchen die
Funktionen der Figuren verändert, die Bösen können manchmal zu Guten werden
und umgekehrt. Dabei bekommen die deutschen und russischen Figuren Namen
aus Volksmärchen oder moderne Eigennamen, die entsprechend der Sprache in
gekürzte Formen transformiert werden können. Die Kunstnamen werden für die
wunderbaren Gegenspieler verwendet.
71
Die meisten deutschen und russischen Märchen beginnen mit der
Situationsbeschreibung, was auf den raschen Rhythmus des heutigen Lebens
zurückweisen kann. In den Schlussformeln geben oft die deutschen und russischen
Schriftsteller den Lesern die Möglichkeit, über die Zukunft der Figuren
nachzudenken, weil das Märchen ein offenes Ende hat.
Die deutschen und russischen Kunstmärchen haben viele Gemeinsamkeiten,
aber es wurden dennoch auch Unterschiede festgestellt.
In den deutschen Märchen im Unterschied zu den russischen zeigt sich die
moderne Welt in der Sprache der Figuren, die oft umgangssprachliche Ausdrücke
und aktuelle Entlehnungen, die in der Sprache geläufig sind, enthält. Bei der
Benennung der Figuren und der Orte verwenden die deutschen Schriftsteller oft
fremde Namen, die der Mode der Zeit entsprechen.
Dagegen benutzen die russischen Autoren öfter veraltete Ausdrücke und die
für die Volksmärchen typischen Namen. Bei der Bildung der Ortsnamen folgen die
russischen Autoren den Wortbildungsregeln.
Außerdem beobachtet man in der Darstellung der Handlung Werte, die für
die Kultur wichtig sind. Der Raum in den deutschen und russischen Märchen kann
aus zwei Welten bestehen. Aber im Unterschied zu den russischen Märchen haben
die deutschen Märchen öfter zwei unterschiedliche Welten, dass auf das Streben
nach Ordnung verweisen kann. In den russischen Märchen sind öfter die reale Welt
und die zauberhaften Gegenstände und Wesen verbunden.
Darüber hinaus können sich die Erzähler an die Leser wenden. Die
deutschen Autoren lassen die Erzähler am Ende des Märchens sprechen. Im
Gegensatz dazu sprechen die Erzähler in den russischen Märchen im Laufe der
Handlung die Leser an.
Die beiden Kulturen schätzen gleiche Werte, was von den gleichen Wurzeln
der Volksmärchen zeugen kann: Hilfsbereitschaft, Rücksicht, Familienliebe,
Gutartigkeit, Freundschaft, Klugheit und Fleiß. Aber die Deutschen im
Unterschied zu den Russen schätzen die ordnungsgemäße Haltung und die
72
gewissenhafte und fleißige Arbeit mehr. Im Gegenteil dazu schenken die Russen
mehr Aufmerksamkeit der Familie und den Beziehungen.
73
ZUSAMMENFASSUNG
In der vorliegenden Arbeit wurden die besonderen kulturellen Eigenschaften
der deutschen und russischen zeitgenössischen Zaubermärchen für Kinder
untersucht. Die am Anfang gestellten Aufgaben wurden in der Arbeit gelöst.
Erstens wurden die Merkmale des Kunstmärchens im Unterschied zu dem
Volksmärchen betrachtet. Zu den Gemeinsamkeiten zwischen den Volks- und
Kunstmärchen
gehören:
Aufgabe
des
Helden,
magische
Requisiten,
Zahlensymbolik, sprechende Tiere, Verbindung zum Mythos und Bewältigen
alltäglicher Probleme haben sie gemeinsam. Außerdem ist die Funktion der Raumund Zeitangaben in den Kunstmärchen und in den Volksmärchen ähnlich: Sie
tragen dazu bei, eine fantastische Atmosphäre zu vermitteln. Es wurden folgende
Besonderheiten
im
Unterschied
zum
Volksmärchen
hervorgehoben:
Psychologisierung der Figuren, Sprache mit festen Redewendungen, originelle
Schauplätze und oft das Fehlen der Einleitungs- und Schlussformeln. Die
modernen Kunstmärchen zeichnen sich durch den Zusammenhang zwischen den
mythologischen Vorstellungen und modernen Weltvorstellungen aus, die durch
moderne Realien im Märchen dargestellt werden.
Zweitens wurden die sprachlichen Besonderheiten der deutschen und
russischen Kunstmärchen im Vergleich dargestellt. Als gemeinsame Merkmale
treten folgende in Erscheinung: die Sprache des Kunstmärchens ist einfach,
verständlich und die Handlung steht im Zentrum. Die Handlung läuft in der
Vergangenheit, dabei werden die entsprechenden Zeitformen verwendet. Die
Schriftsteller können von den traditionellen Formeln und Strukturen abweichen.
Die Funktionen der Figuren wurden im Vergleich zu den Volksmärchen verändert.
Ihre Rede ist mit umgangssprachlichen Ausdrücken angefüllt. Die Struktur des
Textes zeichnet sich dadurch aus, dass die deutschen und russischen Autoren oft
ein offenes Ende lassen. Alte Inhalte, Werte, Handlungen, magische Zahlen,
Rituale, Zaubersprüche, typische Einleitungs- und Schlussformeln werden mit
74
Hilfe der neuen Realien dargestellt. Die Märchenwelt ist mit modernen Realien
angefüllt.
Zu
den
Unterschieden
zwischen
den
deutschen
und
russischen
Kunstmärchen gehören folgende: die Rede der Figuren in den deutschen
Kunstmärchen enthält öfter umgangssprachliche Ausdrücke, Entlehnungen und die
Figuren bekommen fremde Eigennamen. Zwischen der realen und der
fantastischen Welt wird oft eine klare Grenze gezogen. Der Erzähler wendet sich
an die Leser in den Schlussformeln.
Die russischen Märchen zeichnen sich öfter durch die Verwendung von den
veralteten Ausdrücken und von Eigennamen aus den Volksmärchen aus. In der
dargestellten Märchenwelt werden die Realität und die Fiktionalität verbunden.
Der Autor kann die Handlung kommentieren.
Letztendlich wurden die ergebenen Besonderheiten aus der linguokulturellen
Sicht beobachtet. Die Kunstmärchen widerspiegeln die moderne Realität, dabei
werden moderne Realien in den Märchentext integriert. Viele Bezeichnungen in
den deutschen Märchen folgen der aktuellen Mode. In den Texten findet man den
Einfluss der Computerisierung, weil viele technische Geräte benutzt werden. In
den russischen Märchen werden zwar auch Details aus der modernen Realität
erwähnt, dagegen werden öfter alte Realien aus den Volksmärchen behandelt. Das
zeugt davon, dass die deutschen Autoren sich mehr mit moderner Realität
befassen, während die russischen Autoren sich meistens an alte Traditionen halten.
Die beiden Kulturen schätzen Hilfsbereitschaft, Rücksicht, Familienliebe,
Gutartigkeit, Freundschaft, Klugheit und Fleiß. Die Märchen lehren gute Taten zu
vollbringen, den Notleidenden zu helfen und gut und fromm zu sein. Aber für die
Deutschen sind die ordnungsgemäße Haltung und die gewissenhafte und fleißige
Arbeit wichtiger, während für die Russen die Familie und die Beziehungen im
Vordergrund stehen.
In der Perspektive können auch die Verfilmungen der Märchen analysieret
werden, in denen nicht nur die Sprache, sondern auch ihre Verbindung mit der
visuellen Darstellungsart beobachtet werden können.
75
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