REGIERUNG DER RUSSLÄNDISCHEN FÖDERATION
STAATLICHE UNIVERSITÄT SANKT PETERSBURG
Philologische Fakultät
Lehrstuhl für deutsche Philologie
Rakowskaja Ekaterina Sergeewna
LINGUAKULTUROLOGISCHER ASPEKT DEUTSCHER UND RUSSISCHER
PHRASEME MIT HYDRO- UND HYDROPHYTISCHER KOMPONENTE
ЛИНГВОКУЛЬТУРНЫЙ АСПЕКТ НЕМЕЦКИХ И РУССКИХ
ФРАЗЕОЛОГИЗМОВ С ВОДНЫМ КОМПОНЕНТОМ В ИХ СОСТАВЕ
Fachrichtung: 45.04.02 LINGUISTIK
Masterstudiengang: «Interlinguale Kommunikation als Kulturdialog»
Wissenschaftliche Betreuerin:
Dr. Phil. Kristina Walerjewna Manerowa
Sankt Petersburg
2017
Inhalt
Einleitung. ...................................................................................................................... 3
Kapitel I. Das Konzept Wasser in der modernen Phraseologie und Linguokulturologie. 7
1.1. Die Rolle des Wassers in Weltreligionen und Weltentstehunglehren.
Wassersymbolik in verschiedenen Kulturen. .................................................................. 7
1.2. Wassersymbolik in Weltreligionen. ......................................................................... 8
1.3. Rolle des Wassers in verschiedenen Kulturen........................................................ 11
1.3. Kulturspezifik der Phraseologismen. Forschung des linguakulturologischen Aspekts
der Phraseologischen Einheiten. ................................................................................... 14
1.4. Metapher als Basis der phraseologischen Einheiten. Rolle und Klassifikationen von
Metaphern. Der Begriff der kognitiven Metapher. ........................................................ 16
1.5. Kontrastive Phraseologie. Klassifikationen der Äquivalenztypen von
Phraseologismen. ......................................................................................................... 18
1.6. Schlussfolgerungen: .............................................................................................. 21
Kapitel II. Phraseologische Einheiten mit hydro- und hydrophytischen Komponenten im
Deutschen und Russischen. .......................................................................................... 23
2.1. Phraseologische Einheiten mit einer hydrophytischen Komponente ...................... 23
2.2. Phraseologische Einheiten mit einer hydrologischen Komponente. ....................... 43
2.3. Phraseologische Einheiten mit der Komponente Wasser. ...................................... 59
2.4. Schlussfolgerungen: .............................................................................................. 78
Fazit: ............................................................................................................................ 80
Quellenverzeichnis. ...................................................................................................... 83
2
Einleitung.
Phraseologie ist eine relativ junge Teildisziplin der Linguistik. Sie trat als
selbständige linguistische Disziplin erst Anfang des 20.Jahrhunderts hervor. Dies ist
auch der Grund dafür, dass es in der Phraseologie viele Gebiete gibt, die noch nicht
ausreichend erforscht und tiefgründig untersucht wurden. Die moderne Etappe in der
Entwicklung der Phraseologie als einer sprachwissenschaftlichen Disziplin wird mit der
starren Aufmerksamkeit zu den Fragen der Kulturbezogenheit einzelner Komponenten
der Phraseologismen und der semantischen Umdeutung im Bereich der Phraseologie
charakterisiert.
Das Wasser ist zugleich ein unmittelbares Symbol des Lebens und des Todes. In
manchen Kulturen und Religionen hat das Wasser verschiedenste Bedeutungen:
Reinheit, Fruchtbarkeit, Heilung, Ursprung des Lebens. Da die Sprache ein
Aufbewahrungsort der Symbole ist, die je nach der Kultur unterschieden werden,
werden diese Symbole in der Phraseologie einer Sprache gefestigt. Durch die
Untersuchung der Phraseologie verschiedener Sprachen kann man die Ähnlichkeiten
und Unterschiede dieser oder jener Kultur vergleichen. In der vorliegenden Masterarbeit
wird die Untersuchung des Konzepts Wasser und Wassermotive in der Sprache und der
Kultur am Beispiel der Phraseme mit Hydro- und hydrophytischen Komponenten
vorgenommen.
Viele
anerkannte
Wissenschaftler
wie
W.N.Telia,
V.M.Mokienko,
D.O.Dobrowolskij, H.Burger, A.A.Potebnja, A.Buhofer, A.Sialm, W.W.Winogradow,
H.J.Heringer, W.Fleischer, S.G.Ter-Minasowa
u.a.
untersuchen detailliert die
Phraseologie, die Kulturcodes und die Wechselwirkung der Sprache und der Kultur.
Die Masterarbeit ist der Forschung der Phraseme mit hydro- und hydrophytischen
Komponenten in der russischen und deutschen Sprache gewidmet.
3
In der vorliegenden Masterarbeit wurden die Phraseme mit hydro- und
hydrophytischen Komponenten in der russischen und deutschen Sprache und Kultur
einer semantischen Analyse unterzogen.
Die Masterarbeit gliedert sich in 2 Hauptkapitel:
1) die theoretischen Grundlagen der Forschung. Zuerst werden folgende Begriffe
detailliert geklärt: die Kultur und die Sprache sowie ihre Zusammenwirkung. Man
betrachtet eine neue Richtung in der Wissenschaft – die Linguokulturologie, die in der
deutschen Sprachwissenschaft als kulturwissenschaftliche Linguistik etabliert wurde
(vgl. Kuße 2012),
außerdem wird die Rolle der sprachlichen und der kognitiven
Metapher in der Phraseologie betrachtet. Dann untersucht man das Grundkonzept dieser
Arbeit – die Wasserkomponente
und
die hydrophytische Komponente in den
deutschen und russischen Phrasemen. Auch untersucht man solche Begriffe wie
Äquivalenz der Phraseologismen, semantische Umdeutung, ihre Klassifikationen usw.
Nach dem theoretischen Teil der Forschung wird das Fazit gezogen.
2) Der zweite Teil enthält die empirische Untersuchung, und zwar die Analyse
der russischen und deutschen Phraseme mit den Hydro- und hydrophytischen
Komponenten nach den Äquivalenztypen und den kulturbezogenen Besonderheiten. Am
Ende des Kapitels wird das Fazit vorgestellt. Aus den Ergebnissen dieser Untersuchung
werden Schlussfolgerungen über die gesamte Studie gezogen.
Der Gegenstand der Untersuchung ist das Konzept des Wassers und seine
Symbolik, die in der Phraseologie unterschiedlich und ungleich rezipiert wird.
Als Untersuchungsmaterial dient das Wörterbuch „Klar Schiff machen! Fisch,
Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und Redensarten: mit
historisch-etymologischen Kommentaren“ von S. Altman und H. Walter.
Das Ziel der Arbeit besteht darin, eine ausführliche Äquivalenzanalyse und
Äquivalenzfestlegung der deutschen und russischen Phrasemen mit den Hydro- und
hydrophytischen Komponenten unter linguakulturologischen Aspekt vorzunehmen.
4
In diesem Zusammenhang hat sich die Masterarbeit folgende Aufgaben gestellt:
1.
Eine vergleichende Äquivalenzanalyse der Phraseologismen mit den
Hydro- und hydrophytischen Komponenten nach der Semantik innerhalb einer
Kultur zu geben;
2.
Die
Begriffe
„Äquivalenz“,
„semantische
Umdeutung“
zu
untersuchen;
3.
Aufgrund der gesammelten Beispiele eine Klassifikation zu bilden;
4.
Die Symbolik des Konzepts Wasser und dessen Rezeption in den
deutschen und russischen Phrasemen detailliert zu untersuchen.
Die methodische Grundlage der Untersuchung bilden das Kontrastivprinzip, die
Methode
der
Stichprobe,
Untersuchungen
im
Bereich
der
Phraseologie,
Linguokulturologie, Landeskunde.
Die wissenschaftliche Neuheit der Untersuchung besteht in der ausführlichen
semantischen und kulturologischen Untersuchung der Phraseme mit Hydro- und
hydrophytischen
Komponenten,
in
der
Analyse
und
der
Feststellung
der
Äquivalenztypen von Phrasemen mit diesen Komponenten und in der kontrastiven
Analyse dieses Konzepts in der Phraseologie in der russischen und deutschen Sprache.
Die theoretische Bedeutung der Untersuchung besteht darin, dass:
1) die Erweiterung des existierenden Wissens und die Entwicklung der
linguakulturologisch relevanten Begriffe der Phraseologie des Deutschen und
Russischen am Beispiel der Phraseme mit Hydro- und hydrophytischen Komponenten
dargestellt wurde;
2) die Symbolik als Grundlage für die Wiederspiegelung der kulturellen
Besonderheiten einer einzelnen Kultur betrachtet wurde;
5
3) die kontrastive Untersuchung der Phraseme mit den Hydro- und
hydrophytischen Komponenten im Deutschen und Russischen durchgeführt wurde.
Die praktische Bedeutung der vorliegenden Untersuchung bilden die
ausführliche Betrachtung und die Klassifikationen des deutschen und russischen
sprachlichen
Bildes
„Wasser“,
die
sowohl
im
Deutschunterricht
und
im
Russischunterricht als auch in Seminaren für Kulturologie verwendet werden können.
Außerdem besteht die praktische Bedeutung der Untersuchung in der empirischen
Arbeit, indem diese nicht nur für die vorliegende Arbeit sondern auch für weitere
Untersuchungen im Bereich der Linguistik, Linguokulturologie, interkulturellen
Kommunikation, Kulturologie und Philosophie von Bedeutung ist.
Alle ausgewählten Beispiele werden analysiert und klassifiziert.
Die Struktur der vorliegenden Masterarbeit: die Studie besteht aus der
Einleitung, zwei Kapiteln, der Zusammenfassung und dem Quellenverzeichnis.
6
Kapitel I. Das Konzept Wasser in der modernen Phraseologie und
Linguokulturologie.
1.1. Die Rolle des Wassers in Weltreligionen und Weltentstehungslehren.
Wassersymbolik in verschiedenen Kulturen.
Wasser als Symbol hat viele Bedeutungen, die schon seit dem Altertum bekannt
sind. Eine von diesen Bedeutungen ist das geistige Leben, die geistige Fruchtbarkeit des
Menschen. Wasser wird auch im engen Zusammenhang mit der Erschaffung der Welt
gesehen: in vielen Religionen wird Wasser als Ursprung der ganzen Existenz
verstanden. Nach manchen Legenden und religiösen Ansichten stammt die Menschheit
aus dem Wasser. Meere, Flüsse, Seen und andere Gewässer wurden als Wohnorte von
Göttern und Geistern angesehen1.
Wasser und Meer werden mit dem Ursprung jeglichen Lebens verbunden, dem
Lebenskraft. Das Kind beginnt sein Leben im Fruchtwasser der Mutter. Wasser ist eine
unbedingte Voraussetzung des Lebens. Ohne Wasser kann man das Leben nicht
vorstellen und seine Rolle kann man kaum zu hoch einschätzen. Durch die
Wassersymbolik können Raumvorstellungen, religiöse Besonderheiten, Rituale, Werte
und Kunst einer Kultur vermittelt werden. Nach den Ansichten von Cornelia Feyrer, ist
Wasser “sprach- und kulturübergreifend als Symbolträger und Spender Medium für
Vergleiche, Metaphern, Allegorien und abstrakte Bilder von besonderer Relevanz 2”.
Man findet Erwähnung der Wassersymbolik schon im antiken Griechenland und
in der antiken Philosophie: Der aus Ephesos stammende Philosoph Heraklit (ca. 550480 v. Chr.) wurde durch den Ausspruch „Panta rhei“ („Alles fließt“) bekannt. Auch
Plato befasste sich weniger mit dem Wesen des Wassers, sondern interpretierte es im
Hinblick auf Spiegel und Abbild. Immer wieder diente ihm das Wasser als Vergleich.
1
Bauer, Stefan. Wasser als Symbol in Mythos und Religion. In: Forum, Nr. 258. Juli 2006. S.43-44
Feyrer, Cornelia. Wasser - Kulturem und Universalie. Wasserkonzept(e) und Wassermetaphorik in Original
und Übersetzung. In: Eibl, Doris. Wasser und Raum. Beiträge zu einer Kulturtheorie des Wassers. V&R Press,
Innsbruk, 2007. S.115
7
2
So beschrieb er den idealen Staat als ein Gewässer, in das alle Quellen und Bäche
zusammenfließen3.
1.2. Wassersymbolik in Weltreligionen.
Die Symbolik des Wassers kommt vor allem in den Religionen und Mythen aller
Zeiten zum Ausdruck. Die Hauptbedeutung des Wassers in Weltreligionen ist
Reinigung, Neubeginn. Das Wasser birgt eine reinigende Kraft in sich. Das Wasser
spült alles Böse weg, und wird in den meisten Kulturen zum symbolischen Element der
rituellen Reinigung. Mithilfe des Wassers wird Schmutz abgespült, Sauberkeit wird
wiedergebracht.
Im Alten Testament findet man viele Erwähnungen der Wassersymbolik.
Gewässer stehen oft für etwas Lebendiges, "lebendiges Wasser". Wasser in der
christlichen und jüdischen Traditionen hat auch eine Bedeutung der Reinheit: mit
Wasser können Krankheiten, Unheile beseitigt werden. Das Wasser galt oft als
Kostbarkeit. In der Bibel wurde es für Reinheit, Dank und Lobpreis verwendet4. Auch
das Ritual der Taufe ist im Christentum untrennbar mit dem Wasser verbunden: beim
Vollzug der Taufe wird der Täufling vollständig untergetaucht, um das Sterben und
Auferstehen zu symbolisieren. Die Taufe wird als ein Ritual der Reinigung von Sünden,
und zwar von der Erbsünde betrachtet. Das Ritual bezieht sich auf die Taufe Christi im
Fluss Jordan durch Johannes den Täufer. Das wird zum Urbild jeder Taufe. Mit dem
Wasser werden die Vergangenheit und alle Sünden eines Menschen weggespült. Die
Vergebung der Sünden ist also das Hauptziel jeder Taufe. Obwohl die Taufe sich in
verschiedenen christlichen Kirchen unterschiedlich entwickelt hat, bleibt das Wasser
das Grundelement des Rituals. Ob der Täufling völlig getaucht wird oder ihm nur
dreimal über den Kopf gegossen wird, verliert das Wasser seine symbolische Bedeutung
3
Feyrer, Cornelia. Wasser - Kulturem und Universalie. Wasserkonzept(e) und Wassermetaphorik in Original
und Übersetzung. In: Eibl, Doris. Wasser und Raum. Beiträge zu einer Kulturtheorie des Wassers. V&R Press,
Innsbruk, 2007. S.115
4
Pumplun, Christina. Begriff des Unbegreiflichen: Funktion und Bedeutung der Metaphorik in den
Geburtsbetrachtungen der Catharina Regina von Greiffenberg (1633-1694). Rodopi; Amsterdam - Atlanta, CA,
1995. S. 98-99
8
nicht. Das Ritual der Fußwaschung hat dieselbe symbolische Bedeutung. Man
interpretiert die Fußwaschung Jesu als ein Symbol der inneren Reinigung. Auch zu
erwähnen ist, dass durch ein rituelles Waschen mit heiligem Wasser Unreinheit und
Sünden weggespült werden, was zur Reinigung der Seele führt.
Es gibt viele Traditionen im Christentum, die die Wertschätzung des Wassers
zum Ausdruck bringen. Dazu gehört die Tradition des Weihwassers. Diese Tradition ist
nicht nur in den evangelisch-reformierten Kirchen, sondern eher in der römischkatholischen und orthodoxen Kirche verbreitet. Eine Sache oder eine Substanz weihen,
bedeutet sie mit Gott zu verbinden. Was man weiht, ist normalerweise von der Kultur
und der Kirche abhängig. Dazu gehören Wasser, das Allerheiligste, Hostien, einige
Nahrungsmittel (z.B. Eier in der Ostkirche). Dabei wird die heilende Wirkung des
Wassers immer betont. Besondere Bedeutung im Christentum haben Quellen, in denen
Menschen wunderbare Heilungen bekommen. Bekannt ist die Quelle in Lourdes,
Frankreich. Dem Wasser in dieser Quelle wurde heilende Wirkung zugesprochen,
nachdem das 14-jährige Bernadette Soubirous eine Erscheinung der Muttergottes hatte 5.
In anderen Weltreligionen wird Wasser auch hoch geschätzt. Für Buddhisten
besteht die Natur aus 4 Elementen: Wasser, Feuer, Erde, Luft. Das Gleichgewicht der
Elemente spielt dabei eine wichtige Rolle. Wie auch in allen anderen Religionen besteht
es im Buddhismus der Glaube daran, dass das Wasser eine Reinigungskraft hat. In
Japan existiert eine buddhistische Schulrichtung namens Shingon-shū. Für diese Schule
sind Wasserfallmeditationen üblich. Während einer solchen Meditation muss man unter
dem Wasserstrahl stehen. Nach den Glaubensvorstellungen der Vertreter hilft dabei das
Wasser den Körper und Gedanken zu reinigen und von Sünden reinzuwaschen.
Das Wasser wird auch als eine Art von der Opfergabe dem Gott betrachtet und
sollte deswegen in schönes Gefäß als Zeichen des Respekts, der Verehrung und der
Dankbarkeit eingesetzt6. Im tibetischen Buddhismus verwendet man Ritualvasen, die
dazu geeignet sind, der Meditierenden auf dem Weg zum Nirvana zu reinigen. Diese
5
6
Oestigaard, Terje. Water and World Religions: An Introduction. SFU&SMR, Bergen, 2005. 112 S.
Kiyota, Minoru. Shingon Buddhism: Theory and Practice. Los Angeles/Tokyo: Buddhist Books International, 1978. S.178
9
Ritualvasen sollten unbedingt mit einem Stoff zum Zeichen des Respekts vor dem
Wasser gedeckt sein7.
Im Koran ist das Wasser eine Quelle des Lebens und ein Gottesgeschenk, das
hilft, die Pflichten eines Muslims nachkommen zu können. Das Paradies im Koran, in
der arabischen Übersetzung das Wort für “Garten”, wird als ein wasserdurchflossener
Garten dargestellt, der von irdischen Problemen nicht betroffen ist. Das Wasser wird
nicht nur im Schöpfungsmythos erwähnt, sonder auch seine Kraft als reinigendes
Element wird im Koran erwähnt8.
Besondere Bedeutung haben Reinigungsrituale im Islam. Darunter unterscheidet
man zwei Arten der Rituale. Der Wudū ist ein heiliges Ritual des Händewaschens im
Islam. Das Ziel dieses Rituals ist das Erreichen der rituellen Reinheit (arab. tahāra). Der
Wudū ist vor jedem Gebet notwendig. Dabei unterscheidet man drei Arten vom Wudū:
die Waschung der Hände, des Gesichts, der Füße9. Eine andere Art von der rituellen
Waschung im Islam ist Ghusl. Diese Art der Waschung ist nicht mit dem Wudū zu
verwechseln, da Ghusl ist dafür verwendet wird, den ganzen Körper zu reinigen. Sie
erfolgt
nicht
vor
jedem
Gebet,
sondern
ausschließlich
nach
bestimmten
Verunreinigungen wie Wochenbett10.
Dieselben Ansichten teilen auch Hindus. Ausgehend davon, dass das Wasser als
Ursprung des Lebens gilt und auch als Quelle des Lebens betrachtet wird, werden in der
hinduistischen Mythologie die Wassergötter als älteste und mächtigste Götter genannt.
Im indischen Mythos brachte der Wassergott Vishnu die Welt aus dem Ozean hervor 11.
Der im Himalaja entspringende Fluss Ganges gilt als heilig. Das Wasser wird im
Hinduismus als Naturkraft betrachtet und das Wasser des Ganges gilt heilig, weil es von
dem höchsten Gebirge fließt und somit diese Kraft in sich enthält. Das Wasser ist auch
das Symbol für den Lebenszyklus: aus dem Wasser ist alles Lebendige entstanden.
7
Wurst, Rotraut. Wasser im Buddhismus: seine spirituelle und rituelle Bedeutung. In: Schlangenbrut; 28 (2010), Nr. 111.
Marschner, Christian/ Schomaker, Rahel/ Janosch, Meike. Wasser als religiös-kulturelles Gut im Islam. In: Janosch,
Meneke. Wasser im Nahen Osten und Nordafrika. Waxmann, 2008. Münster/ New York/ München/ Berlin. S. 34-37
9
Sina, Ali: Understanding Muhammad. A psychobiography of Allâh's prophet. Enspiren Press, 2008, S. 154
10
Wensinck, A. J., Kramers, J. H. (Hrsg.): Handwörterbuch des Islam. Brill, Leiden 1941, S. 145.
11
Zimmer H.R. Myths and Symbols in Indian Art and Civilization. Princeton University Press, Princeton, 1972. 248 S.
8
10
Nach dem Tod kehrt der Asche wieder zum heiligen Fluss zurück. Bis heute wollen
viele Hindus am Ufer des Ganges oder in der heiligen Stadt Varanasi sterben und ihre
Asche im Fluss verstreuen lassen12.
Wasser als Symbol kann man aber auch mit dem Vergehen verbinden. Das
fließende Wasser verkörpert die vergehende Zeit, die Unabwendbarkeit des
menschlichen Lebens. Wasser dient als eine Erinnerung darüber, dass nichts dauerhaft
und beständig ist, sondern alles fließt, ändert sich. Somit wird das Wasser zur
Verkörperung der sich erneuernden Kraft des Lebens.
Aber das Wasser birgt Gefahr in sich in der Form von einer Naturkraft, die man
nicht völlig bewältigen kann. Das Wasser kann auch eine unheimliche Macht haben:
Überflutungen, anhaltende Regenfälle, Sturmfluten bedeuten Tod und bedrohen den
Menschen mit Zerstörungen. Die Dualität dieses Symbols findet man in Mythen und
Religionen der Welt. Auf solche Weise findet man Parallelen vom biblischen Mythos
von der Sintflut in vielen anderen Kulturen, und zwar im Gilgameschepos. Die
Parallelen sind offensichtlich: Noah nimmt zwei Tiere jeder Gattung mit, am Berg
Ararat prüft er mit Hilfe von einer Taube, ob der Sintflut schon zu Ende ist 13.
1.3. Die Rolle des Wassers in verschiedenen Kulturen
Das Element Wasser, das „für die Enkulturation der Individuen wie für die
Entwicklung der Kulturen eine überragende Bedeutung hat“ stellt ein „absolutes
Phänomen“ dar14. Fast in allen Kulturen nimmt das Wasser einen zentralen Platz. Das
Wasser bestimmt das Lebenstempo und manchmal auch die Lebensumstände der
Menschen.
Es
formt
auch
die
heutige
Gesellschaft
aus:
Klimawandel,
Überschwemmungen oder Dürren, Trinkwassermangel. Alle diese und auch viele
12
Zühlke, Lena. Verehrung und Verschmutzung des Ganges. Zusammenhang der ökologischen Probleme und der
religiösen Bedeutung des heiligen Flusses. Regiospectra Verlag, Berlin, 2013. 480 S.
13
Böhme, Hartmut. Anthropologie der Vier Elemente. In: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik (Hg.): Wasser;
Köln 2000, S. 17–38
14
Böhme, Hartmut. Umriß einer Kulturgeschichte des Wassers. Eine Einleitung. In: Kulturgeschichte des Wassers ed. by H.
Böhme. Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1988. S.7-42
11
andere Faktoren holen Wasser plötzlich in den Zeiten der Globalisierung ins
Rampenlicht.
Wasser, Entwicklung der Menschheit und der Kultur sind untrennbar miteinander
verbunden. Unsere Vorstellungen über das Wasser sind in dem Sinne von der Kultur
geprägt, dass es viele Faktoren gibt, die diese Vorstellungen ausformen. Das heißt, dass
jede Kultur einzigartig ist und die Vertreter dieser Kultur ihre Vorstellungen über die
Welt anhand ihrer kulturellen Ansichten basieren.
Als erster Faktor, der auf die kulturbezogene Wahrnehmung des Wassers Einfluß
hat, kann man Entfernung des Wassers oder Zugang zum Wasser in einer Kultur
nennen. Es ist wichtig, ob ein Land einen Zugang zum Meer oder Ozean hat. Der
Zugang zu den großen Wasserrädern ermöglicht nicht nur Hochsee-, sondern auch
Binnenschiffsverkehr. Man hat eine Gelegenheit, neue Länder oder auch Kontinente zu
besuchen. Das weckt den Wunsch nach Reisen und neuer Entdeckungen. Die Größe der
Wasserfläche und des offenen Raums hat auch eine bestimmte Wirkung auf die
Menschen: man trifft sich mit einer Naturkraft, die geheimnis- und gefahrvoll ist. Dabei
entsteht es ein Wunsch diese Kraft zu verstehen, zu bewältigen.
Der zweite Faktor, der auch eine Wirkung hat, ist Betrachtung des Wassers als
ein Wohl oder eine Gefahr im Rahmen einer Kultur. Man kann zwei Kulturtypen
unterscheiden. Für die Kulturen des ersten Typs ist es üblich, das Wasser als bedrohlich
und gefährlich zu betrachten. Zum zweiten Typ gehören die Kulturen, in denen das
Wasser äußerst hoch geschätzt wird, wegen seiner Mangel oder anderen Gründe. Zum
Beispiel in Ländern und Gebieten, wo Überschwemmungen oder andere mit dem
Wasser verbundene Naturkatastrophe typisch sind, muss man sich immer vor dieser
Naturkraft in acht nehmen. Andererseits wird das Wasser in den wasserarmen Regionen
der Welt höher geschätzt, weil es Leben mit sich bringt und als eine Erlösung von der
Dürre betrachtet wird.
Man muss auch auf die Häufigkeit der Niederschläge in einer oder anderen
Kultur achten. In manchen Regionen der Welt gibt es Regenzeiten, die bis einigen
12
Monaten dauern können. Es gibt auch Gebiete oder Städte, wo es das ganze Jahr lang
oft regnet. Sie können auch Scherze innerhalb einer Kultur erwecken und werden oft zu
den kulturspezifischen Symbolen.
Der letzte Faktor, der einen Einfluss auf die Wasserwahrnehmung hat, ist der Typ
der Gewässer, die für eine Kultur typisch sind. Hier unterscheidet man zwischen
Kulturen, in denen es mehr Binnengewässer gibt, die eine größere Rolle spielen. Solche
Kulturen kann man “limnologisch” (aus dem griech. limne, "Binnensee" und logos,
"Kenntnis") nennen. Zum zweiten Typ gehören die sogenannten “pelagiale” Kulturen
(vom griech. pélagos – „Meer15“), in denen das Meer und offene Gewässer von
Bedeutung sind. In diesem Zusammenhang bestimmt das Wasser räumliche
Verhältnisse für die Vertreter beider Kulturen.
Das alles kann die Rezeption der Wassersymbolik in beiden Spacghen zum
Objekt der kontrastiven Analyse machen. Die Hydro- und hydrophytischen
Komponenten werden oft in den russischen und deutschen Sprachen verwendet.
Phraseologische Einheiten mit Hydro- und hydrophytischen Komponenten werden auch
oft in den Medien benutzt, z.B.:
Steter Tropfen höhlt den Stein: Beckstein will Merkel bei der
Pendlerpauschale umstimmen. Günther Beckstein lässt nicht locker.
(http://www.spiegel.de/politik/deutschland/steter-tropfen-hoehlt-den-stein-becksteinwill-merkel-bei-der-pendlerpauschale-umstimmen-a-543867.html )
Streit unter Super-Egos. Ronaldo kontert Mourinho. Wenn José Mourinho
den Mund öffnet, kann das hohe Wellen schlagen. Jüngstes Opfer seiner Attacken:
Sein Ex-Spieler Cristiano Ronaldo - der sich den Vorwurf gefallen lassen muss, nicht
der "echte" Ronaldo zu sein. (http://www.spiegel.de/video/cristiano-ronaldo-wehrt-sichgegen-angriff-von-jose-mourinho-video-1288145.html)
15
http://www.wissen.de/lexikon/pelagial
13
Но всё же вода камень точит ― за последнее десятилетие
подобралась небольшая, но стабильная группа зрителей, понявших, что
телевидение не заменит живой контакт и впечатление от знакомства с
талантливым человеком. [Владимир Сигалов. «Слова любви моей» (2003) //
«Вестник США», 2003.11.12] (http://www.ruscorpora.ru/)
Да, много воды утекло, ― сказал Володя. ― Я теперь часто
возвращаюсь мыслями к прошлому и вижу, что, пожалуй, мы с тобой допустили
ошибку. [И. Грекова. Летом в городе (1962)] (http://www.ruscorpora.ru/)
Da Wasser eine der zentralen Rollen in der Phraseologie von beiden Sprachen
spielt, kann man bemerken, dass die Phraseme mit Hydrokomponenten auch regelmäßig
in den Medien oder in der Rede der Muttersprachler vorkommen.
1.3.
Kulturspezifik
der
Phraseologismen.
Forschung
des
linguakulturologischen Aspekts der Phraseologischen Einheiten am Beispiel der
Phraseologismen mit Hydro- und hydrophytischen Komponenten.
Die linguakulturologische Betrachtungsweise in der Wissenschaft wurde zum
ersten Mal in den Werken von W. N. Telija, M. L. Kowschowa, I. W. Sacharenko usw.
verwendet. Der phraseologische Wortschatz der Sprache ist eine der Hauptrichtungen
der Forschung in der Linguokulturologie geworden. Es lässt sich festzustellen, dass die
Phraseologismen in sich die kulturelle Erfahrung der Vergangenheit und der Gegenwart
akkumulieren.
Laut W. M. Mokijenko, „wird unter einer phraseologischen Einheit eine relativ
feste, reproduzierbare, expressive Verbindung verstanden, die eine einheitliche
Bedeutung hat16“. Diese Definition fasst die Ansichten von solchen Wissenschaftlern
wie W. W. Winogradow, A. W. Kunin, W. N. Telija, W. G. Gak, A. I. Fedorow usw.
zusammen. Das heißt, dass phraseologische Einheiten als besondere sprachliche
16
Мокиенко, В.М. Славянская фразеология: Уч. Пособие для филол. специальностей уни-тов// В.М.Мокиенко. – М.:
Высшая школа, 1980. – С. 4.
14
Zeichen verstanden werden können, für die Festigkeit, Reproduzierbarkeit, Bildlichkeit
und Expressivität typisch sind.
Traditionell ist die Forschung der national-kulturellen Besonderheiten von
Phraseologismen wurde mit der Beschreibung der Lexik mit einer Nulläquivalenz
verbunden, die einen Verweis auf die geographische, historische oder kulturelle
Beziehung eines Bildes (z.B. вольный казак, верста коломенская, скатертьсамобранка). National-spezifisch in diesem Fall sind Bezeichnungen von typischen
russischen Gegenständen, Eigennamen, regionale Lexik usw. Seit Anfang des XX.
Jahrhunderts ändert sich das Verfahren der Wissenschaftler in Bezug auf die
lexikographische Beschreibung der Phraseologismen und die Forschung ihrer nationalkulturologischen Spezifik. Heutzutage wird viel Aufmerksamkeit der nationalen
Spezifik von verbaler Kategorisierung der Realität gewidmet.
Moderne Forscher
verbinden solche spezifische Merkmale in der mentalen Aktivität der Muttersprachler
mit der Spezifik der Denotation, mit den begrifflichen Lücken, mit den sozialsymbolischen Besonderheiten des Denkens 17.
Die national-kulturelle Interpretation der Phraseologismen fängt mit der
Verständigung der Volksweisheit an. Phraseologismen werden als Einheiten verstanden,
die die Erfahrung und historische Sichtweise eines Volkes enthalten. Etymologische
und
landeskundliche
Kommentare
verwendet
man
in
diesem
Fall
dafür,
kulturspezifische und universelle Merkmale für die Bezeichnung eines oder anderen
Elements der Realität. Zum Ende des XX. Jahrhunderts werden Begriffe „Kultur“,
„Weltanschauung“, „Stereotyp“, „Vorbild“, „Ritual“ usw. für
solche Forscher wie
A. K. Baiburin, G. I. Kabakowa, W. I. Kowal, W. M. Mokienko und viele andere
Wissenschaftler zentral. Das heißt, dass die Forschung einer Sprache von einem festen
immanenten Paradigma, wo eine Sprache von allen anderen Objekten getrennt
betrachtet wird, zum einen anthropologischen Paradigma umgewandelt ist, wo eine
Sprache im Kontext des menschlichen Lebens und der Umwelt betrachtet ist.
17
Ковшова М.Л. Лингвокультурологический метод во фразеологии: Коды культуры. // М.Л. Ковшова. – Изд. 3-е. –
М.: ЛЕНАНД, 2016. – С.32
15
Kulturspezifische
Besonderheiten
von
Phraseologismen
mit
Hydro-
und
hydrophytischen Komponenten kann man dadurch erklären, dass jede Kultur ihre eigene
Wahrnehmung vom Wasser hat, obwohl das Wasser als eine Universalie in den
Weltkulturen und Religionen betrachtet werden kann. In der Masterarbeit werden diese
Besonderheiten während der Analyse der vorliegenden Beispiele untersucht.
1.4. Metapher als Basis der phraseologischen Einheiten. Rolle und
Klassifikationen von Metaphern. Der Begriff der kognitiven Metapher.
Es ist auch wichtig darauf zu weisen, dass eine Metapher allen phraseologischen
Prozessen zugrundeliegt. Die sprachliche Metapher wurde von G. N. Skljarewskaja als
„eine Realisation der sekundären indirekten Nomination bei der zweischichtigen
Semantik“ bezeichnet18. Auch W. N. Telija teilt diese Ansicht: „Das Problem des
sprachlichen Weltbildes ist aufs engste mit der Metapher verbunden. Der Auswahl von
einem oder anderen Bild, der zum Metaphermotiv wird, ist nicht nur mit der subjektiven
Intention des Sprechers verbunden, sondern auch mit seiner Sichtweise und mit der
Vergleichbarkeit der stereotypen Bilder und Normen seines Weltbildes19“. Jeder
Muttersprachler und auch ein ganzes Volk haben ihre eigenen sprachlichen Weltbilder,
die durch die Traditionen, Normen, kulturelle Ansichten und Bräuche geprägt sind.
Die Metapher ist ein oft verwendetes rhetorisches Mittel in der Sprache. Katrin
Kohl nennt folgende Funktionen der Metapher 20:
1) Funktion der Veranschaulichung – die Metaphern tragen zur „Inszenierung“
eines Textes bei;
2) Funktion der Emotionalisierung – durch Metaphern werden Emotionen
aufgeweckt;
18
Скляревская Г.Н. Метафора в система языка // Г.Н. Скляревская. – СПб.: Филол. факультет СПбГУ, 2004. – С. 15.
Телия В.Н. Метафоризация и ее роль в создании языковой картины мира / В.Н.Телия / Роль человеческого
фактора в языке. Язык и картина мира. – М.: Наука, 1988а. – С.177-189 (hier und im Weiteren meine Übersetzung –
E.R.)
20
Kohl, K. Poetologische Metaphern: Formen und Funktionen in der deutschen Literatur // K.Kohl. – Berlin: DeGryuter,
19
2007. – S. 66-71
16
3) Funktion der Stimulation – Metaphern können zu Handlungen bewegen
(diese Funktion wird oft in der Werbung benutzt);
4) Funktion der Ausfüllung – Metaphern können Lücken in der Lexik einer
Sprache ausfüllen.
Die metaphorische Reihe in einer Sprache ist von den Merkmalen der
semantischen Struktur der primären nominativen Bedeutung begrenzt. Das primäre Feld
spiegelt reale Verbindungen zwischen Objekten wieder. Fast jede Komponente dieses
Feldes kann metaphorisiert werden, wodurch eine metaphorische Gruppe entsteht. Aus
diesen metaphorischen Gruppen entsteht dann weiter das sekundäre Metapherfeld, das
metaphorische Verbindungen darstellt 21.
Dietz nennt folgende Arten von sprachlichen Metaphern22:
1) Individuelle (poetische) Metapher: solche Metapher haben typischerweise
eine ästhetische oder sprachspielerische Funktion. Sie haben einen hohen Grad der
Okkasionalität (der Vorhang der Pupille (Rilke)).
2) Usuell gewordene Metapher: für diese Art der Metapher ist auch eine
ästhetische Funktion typisch, sie wird aber regelmäßig von
Mehrheit der
Muttersprachler verwendet (z.B. Himmelszeit, Butterberg)
3) Lexikalisierte Metapher: wird von Muttersprachlern schon nicht mehr als
Metapher empfunden. Solche Metaphern verlieren ihre übertragene Bedeutung und
bekommen eine neue lexikalische Bedeutung mit der Zeit.
4) Metaphorische Katachrese: bei dieser Metapher liegt nur ein geringer Grad
an Okkasionalität zu keinem Zeitpunkt vor.
21
Скляревская Г.Н. Метафора в система языка // Г.Н. Скляревская. – СПб.: Филол. факультет СПбГУ, 2004. – С. 136138.
22
Dietz, H. Phetorik in der Phraseologie: zur Bedeutungrhetorischer Stielelemente im idiomatischen Wortschatz des
Deutschen// Hans-Ulrich Dietz. – Tübingen: Niemeyer, 1999. – S. 50
17
Anhand einer Klassifikation der Kompositmetaphern von Otmar Käge wird von
Dietz eine weitere Klassifikation von Metaphern in Phraseologismen vorgeschlagen.
Laut dieser Klassifikation können Phraseologismen auf teilmetaphorische und
gesamtmetaphorische geteilt werden23. Nach der Analyse von substantivischen,
adjektivischen und verbalen Verbindungen, wurde es von Dietz festgestellt, dass die
gesamtmetaphorische Phraseologismen sind im Deutschen am weitesten verbreitet.
Einige Wissenschaftler fangen in den letzten 30 Jahren an, einen neuen Typ der
Metapher zu unterscheiden, und zwar eine kognitive Metapher. Lakoff und Johnson
haben 1980 eine kognitive Metaphertheorie entwickelt. Laut dieser Theorie stellen
Metaphern einen wichtigen Teil kognitiver Prozesse im menschlichen Denken und
Handeln vor24. Unsere Kommunikation mit der Welt ruft die Entstehung solcher
Metaphern hervor. Auf diese Weise wird unser konzeptuelles System gebildet. Der
Prozess der Konzipierung eines abstrakten Konzeptes in Begriffen des Konkreten ist
konzeptuelle Metapher genannt 25. Das heißt, dass ein abstraktes Konzept durch ein
konkreteres Konzept metaphorisch strukturiert und konzeptualisiert werden kann. Die
Analyse dieser Konzepte und Metaphern kann für die kontrastive Analyse der
Phraseologismen verwendet werden.
1.5. Kontrastive Phraseologie. Klassifikationen der Äquivalenztypen von
Phraseologismen.
Schon über 40 Jahren ist die kontrastive Phraseologie zum Gegenstand
zahlreicher Studien geworden. Laut Harald Burger geht es bei der kontrastiven
Phraseologie
„um
die
Ermittlung
und
Beschreibung
phraseologischer
Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten oder Unterschiede zwischen verschiedenen oder
23
Dietz, H. Rhetorik in der Phraseologie: zur Bedeutungrhetorischer Stielelemente im idiomatischen Wortschatz des
Deutschen// Hans-Ulrich Dietz. – Tübingen: Niemeyer, 1999. – S. 152
24
Johnson, M., Lakoff, G. Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern // M.Johnson, G.Lakoff. –
Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag, 2003. – S. 11
25
Johnson, M., Lakoff, G. Philosophy in the Flesh. The embodied mind and its challenge to western thought. //
M.Johnson, G.Lakoff. – New York: Basic Books, 1999. – S. 3
18
mehreren Sprachenpaaren26“.
Phraseologismen können als eine Sonderform der
nationalen Identität eines Volkes betrachtet werden. Laut Csaba Földes gibt es mehrere
Voraussetzungen, die eine Basis der kontrastiven Phraseologie bilden. Dazu gehören:
1) Vorhandensein von Übereinstimmungen, Ähnlichkeiten und Unterschieden in
dem zum Vergleich anstehenden Sprachen;
2) innersprachliche Beschreibung;
3) Vergleichbarkeit;
4) Ermittlung einer Invariante oder Bezugsgröße, von der aus Ähnlichkeiten und
Unterschiede beurteilt werden;
5) Einsatz eines einheitlichen theoretischen Konzepts für die Interpretation der
Erscheinungen in den kontrastierten Sprachen27.
D. A. Cruse nennt einige Kriterien, nach deren der kontrastive Sprachvergleich
sich erfolgt. Er unterscheidet folgende Kriterien:
1) es ist zwei oder mehrere zu vergleichende Sprachen vorhanden;
2) mithilfe der kontrastiven Analyse werden Gemeinsamkeiten und auch
Unterschiede der Redewendungen in den zu vergleichenden Sprachen entdeckt;
3) die Verwandtschaft der Sprachen hat keinen Einfluss auf die Ergebnisse der
Analyse;
4) der Sprachvergleich ist für praktische Ziele benutzt ist 28.
Csaba Földes erörtert auch die Möglichkeiten der kontrastiven Methode in der
Phraseologie. Nach seiner Ansichten ist diese Methode induktiv29. Das erklärt er
26
Burger, H. Phraseologie. Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung/Phraseology. An International
Handbook of Contemporary Research. // H. Burger, D. Dobrovol’skij, P. Kühn, N. R. Norrick. – 2 Bde./2 Vol. Berlin/New
York: Walter de Gruyter, 2007. – S. 630
27
Földes, C. Deutsche Phraseologie kontrastiv. Intra- und interlinguale Zugänge. // C.Földes. – Heidelberg: Groos, 1996. –
S. 15.
28
Cruse, D. A. Lexicology. Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Lexikologie: ein internationales
Handbuch zur Natur und Struktur von Wörtern und Wortschätzen (T.1) / D. A. Cruse. – Berlin: Walter de Gryuter, 2002. –
S. 443
19
dadurch, dass Phraseologismen Zeichenkomplexe sind, die aus den Einheiten der
primären Systeme gebildet sind (z.B. Lexik, Morphologie und Syntax) und um sie
analysieren zu können, muss man zuerst diese einzelnen Elemente analysieren. Auf
solche Weise unterscheidet Földes drei Aspekte. Dazu gehören ein lexikalischer Aspekt,
ein struktur-syntaktischer und ein struktur-semantischer Aspekt. Anhand dieser Aspekte
können Äquivalenten in den Phraseologismen verschiedener Sprachen entdeckt werden.
Es existiert mehrere Äquivalenzmodelle der Phraseologismen in verschiedenen
Sprachen. Die meisten Klassifikationen stellen eine grobe Dreiteilung in Voll-, Teilund Nulläquivalenz dar. Eine der Klassifikationen wurde von Peter Durco
vorgeschlagen30. Durco unterscheidet zwischen folgenden Typen der Äquivalenz:
1)
Monoäquivalenz – einem Element entspricht genau eine äquivalente
Form. Bei dieser Art der Äquivalenz werden ergänzende Untertypen genannt:
symmetrische Äquivalenz – die verglichenen Einheiten sind
strukturell identisch;
symmetrisch-asymmetrische
Äquivalenz
–
die
verglichenen
Einheiten unterscheiden sich teilweise strukturell;
asymmetrische Äquivalenz – bei den verglichenen Einheiten sind
entweder Abweichungen in der Komponentenstruktur typisch oder die
Einheiten haben verschiedene Motiviertheit;
2)
Polyäquivalenz – einer Redewendung entsprechen zwei oder mehrere
äquivalente Phraseme in einer anderen Sprache;
3)
Semiäquivalenz – mehreren Einheiten entsprechen auch mehrere
äquivalente Einheiten, die sich nicht völlig decken, sondern nur teilweise
überschneiden;
29
Földes, C. Deutsche Phraseologie kontrastiv. Intra- und interlinguale Zugänge. // C.Földes. – Heidelberg: Groos, 1996. –
S. 17
30
Durco, P. Probleme der Äquivalenz von Sprichwörtern aus der Sicht ihrer suprasemantischen Charakteristiken. // In:
Phraseologismen und Sprichwörter in der modernen deutschen Sprache. Hrsg. Von Gester S., Marek, L. – Univerzita
Tomáše Bati ve Zlíně, 2010. – S. 31-40
20
4)
Nulläquivalenz – in der Sprache gibt es kein sprichwörtliches
Äquivalent31.
Eine andere weit verbreitete Klassifikation wurde von D. Dobrowolskij
entwickelt32. Er erörtert eine Möglichkeit der Idiom-Äquivalenz auf der Sprachebene.
Zu dieser Klassifikation gehören folgende Typen der Äquivalenz:
1)
Volläquivalenz – zu den volläquivalenten Phrasemen zählt Dobrowolskij
die Phraseologismen bei, die eine gleiche lexikalische, syntaktische und semantische
Struktur haben;
2)
Teiläquivalenz – für die phraseologischen Einheiten dieser Gruppe ist
nicht volle Übereinstimmung der syntaktischen und lexikalischen Strukturen bei der
gleichen semantischen Struktur typisch;
3)
Phraseologische Parallelität – zu dieser Gruppe der Idiomen gehören die
Redewendungen, die dieselbe Bedeutung haben, die aber mit einer komplett anderen
lexikalischen und syntaktischen Struktur zum Ausdruck gebracht wird;
4)
Nulläquivalenz – zu dieser Gruppe gehören die Redewendungen, die ein
einer anderen Sprache keine phraseologisierte Entsprechung haben und nur
beschreibend übersetzt werden können.
Es wurde entschlossen in dieser Arbeit für die Analyse der Phraseologismen mit
hydro- und hydrophytischen Komponente die Klassifikation von D. Dobrowolskij zu
benutzen, denn man kann bei dieser Klassifikation Unterschiede zwischen
Redewendungen in verschiedenen Sprachen auf mehreren Ebenen nachvollziehen kann.
1.6. Schlussfolgerungen:
Man kann feststellen, dass Wasser als Konzept eine enorme Rolle in der
Weltkultur spielt. Das Wasser wird bei allen Weltreligionen als eine untrennbare
31
Durco, P. Probleme der Äquivalenz von Sprichwörtern aus der Sicht ihrer suprasemantischen Charakteristiken. // In:
Phraseologismen und Sprichwörter in der modernen deutschen Sprache. Hrsg. Von Gester S., Marek, L. – Univerzita
Tomáše Bati ve Zlíně, 2010. – S. 31-40
32
Добровольский Д.О. Беседы о немецком слове: Studien zur deutschen Lexik. — М.: Языки славянской культуры,
2013. — С.553-555
21
Bedingung des Lebens auf der Erde betrachtet und wird für Zwecke der
Reinigungsrituale verwendet.
In verschiedenen Kulturen der Welt wird das Wasser unterschiedlich
wahrgenommen. Einerseits lässt es sich festzustellen, dass das Wasser gefährlich als
jede Naturkraft sein kann. Andererseits bestimmt das Wasser sowie die Raum- und
Distanzverhältnisse als auch das Tempo des Lebens.
Es ist festzustellen, dass Phraseologismen ihre eigene national-kulturelle Spezifik
haben, die bei der Berücksichtigung der interkulturellen Besonderheiten aus der
linguakulturologischen Sicht erforscht werden kann. Dabei ist es wichtig die Metapher
zu berücksichtigen, die manchen Redewendungen zugrunde liegen, unter deren man
eine kognitive Metapher betonen kann. Bei dieser Metapher kann ein abstraktes
Konzept durch ein konkreteres Konzept Weg metaphorisch strukturiert und
konzeptualisiert werden. Da Konzepte von Kultur zu Kultur spezifisch sind, können
deswegen Phraseologismen kontrastiv untersucht werden.
Bei der kontrastiven Phraseologie geht es darum, die Gemeinsamkeiten und
Unterschiede in den Phraseologismen verschiedener Sprachen auszusuchen. Um das zu
realisieren, werden verschiedene Äquivalenzmodelle von mehreren Wissenschaftler
vorgeschlagen, die zwischen verschiedenen Ebenen und Kriterien unterscheiden.
Anhand dieser Klassifikationen werden mehrere Typen von Äquivalenz der
Phraseologismen genannt. In dieser Masterarbeit wird die Klassifikation von
D. Dobrowolskij wegen ihrer Übersichtlichkeit und Berücksichtigung der semantischen,
lexikalischen
und
syntaktischen
Struktur
der
Redewendungen
verwendet.
Phraseologische Einheiten mit Hydro- und hydrophytischen Komponenten werden
anhand dieser Klassifikation betrachtet und weiter klassifiziert. Es werden in der
Masterarbeit kulturelle Besonderheiten der Phraseme analysiert.
22
Kapitel II. Phraseologische Einheiten mit Hydro- und hydrophytischen
Komponenten im Deutschen und Russischen.
Im zweiten praktischen Kapitel werden eingehend phraseologische Einheiten mit
verschiedenen Hydro- und hydrophytischen Komponenten betrachtet und analysiert.
Die deutschen Beispiele sind in der Masterarbeit primär, zu ihnen werden entsprechende
Äquivalente im Russischen betrachtet und analysiert.
Vor allem wird die Äquivalenz der Phraseme auf der Ebene des Sprachsystems
analysiert. Es werden auch etymologische und strukturelle Besonderheiten betrachtet,
damit die kulturellen Aspekte einzelner Idiomen in den Blick genommen werden
können.
Während der Analyse wurden die phraseologischen Einheiten in 3 Gruppen
geteilt und entsprechend analysiert:
Phraseologische Einheiten mit einer hydrophytischen Komponente
Phraseologische Einheiten mit einer Hydrokomponente
Phraseologische Einheiten mit der Komponente Wasser
2.1. Phraseologische Einheiten mit einer hydrophytischen Komponente
Unter den phraseologischen Einheiten mit einer hydrophytischen Komponente
werden die Redewendungen betrachtet, die als Komponente Pflanzen, Tiere oder Vögel
enthalten, die in der Nähe von Wasser heimisch sind.
Die Komponente: Aal – рус. сущ. зоол. угорь33
1) Den Aal beim Schwanzen fassen/ haben – рус. прост. экспресс.
Поймать чёрта за хвост – (добиться успеха в каком-либо трудном деле)34.
33
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
23
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren (jemand ist zu etw. unfähig, vor allem wegen
mangelnder
Fertigkeiten),
nicht
aber
in
Bezug
auf
ihre
bildliche
Bedeutungskomponente (Aal vs. Teufel)
Das Bild vom schlüpfrigen Aal ist bereits in der Antike vertreten, aber erst im
Mittelalter ist auch von seinem Schwanz die Rede und es gehört zu der in der gesamten
europäischen Phraseologie verbreiteten Bildern. Es ist jedoch kaum zu unterscheiden,
von wo die Neuerung ausging, da sie in Frankreich und in Deutschland gleichmäßig
auftritt, zunächst in lateinischen Handschriften des Mittelalters: „Qui tenet anguillam
per caudam, non habet illam“. Das aus dem Lateinischen entlehnte Sprichwort „Wer
den Aal nimmt beim Schwanz, dem bleibt er weder halb noch ganz“ ist ebenso wie die
Phraseologismen in vielen Sprachen vertreten. Das lateinische Sprichwort geht jedoch
auf ein analoges griechisches Sprichwort zurück.
Im Russischen wird ein anderes sprachliche Bild benutzt, und zwar wird die
Komponente „Teufel“ verwendet, wobei er als schwer zu fassen verstanden wird.
2) Dünn wie ein Aal (wie ein Hering) – рус. Тощая (худая, сухая) как
(сушеная, вяленая) вобла; Тощая (худая, худющая) как селедка; Костлявая
(тощая) как тарань35.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren (jemand ist zu etw. unfähig, vor allem wegen
mangelnder
Fertigkeiten),
nicht
aber
in
Bezug
auf
ihre
bildliche
Bedeutungskomponente (Aal vs. Hering/Plötze). In dieser Wendung wird die Form des
34
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
35
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.9
24
Aales zur Grundlage des Vergleiches. Das Russische verwendet ebenfalls ein FischBild, jedoch das der Plötze oder auch des Herings.
3) Geschmeidig wie ein Aal – рус. Ловок как угорь; гибкий как змея;
проворный как змея; увертливый (скользкий) как уж 36.
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
Die Beweglichkeit des Aals wird in der Volkssprache bildlich auf den Menschen
übertragen. Der redensartliche Vergleich ist im Deutschen seit dem 19. Jahrhundert
belegt und sie bezeichnet einen schlauen Menschen, der sich immer wieder entwindet,
wenn man ihn gefasst zu haben glaubt 37. Dasselbe sprachliche Bild wird auch im
Russischen verwendet.
4) Glatt (schlüpfrig) wie ein Aal (nicht zu fassen sein; sich aus jeder Situation
herauswinden)38 – рус. скользкий, увертливый, изворотливый как угорь39.
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
Die Beweglichkeit des Aals wird in der Volkssprache bildlich auf den Menschen
übertragen. Der redensartliche Vergleich ist im Deutschen seit dem 19. Jahrhundert
belegt und sie bezeichnet einen schlauen Menschen, der sich immer wieder entwindet,
wenn man ihn gefasst zu haben glaubt40. Dieses Bild ist auch in anderen Sprachen
36
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.10
37
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 54
38
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 278
39
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.11
40
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 54
25
bereits seit der Antike weit verbreitet und so verwundert es nicht, dass sie in Form und
Inhalt weitgehend41.
5) Sich drehen und winden wie ein Aal/Wurm (sich aus einer unangenehmen
Lage zu befreien suchen; sich vor Verlegenheit winden, peinlich berührt sein42) – рус.
как уж на сковородке43.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren (jemand ist zu etw. unfähig, vor allem wegen
mangelnder
Fertigkeiten),
nicht
aber
in
Bezug
auf
ihre
bildliche
Bedeutungskomponente.
Mit seinem schlanken, langen und sehr beweglichen Körper erinnert der Aal eher
an eine Schlange als an einem Fisch. Wird ein Aal gefangen, versucht er sich durch
heftige Schlängel- und Ringelbewegungen zu befreien. Dabei kommt ihm zugute, dass
er wegen seiner schlüpfrigen Haut mit kleinen Schuppen nur schwer festzuhalten ist.
Die Komponente: Backfisch – 1) рус. сущ. общ. жареная рыба; 2) устар.
девочка-подросток; 3) неодобр. грымза; 4) пищ. запеченная рыба, рыба для
запекания 44
6) Ein Backfisch sein – рус. девчушка, малолетка, желторотка, девочкаподросток45.
In diesem Beispiel tritt eine Nulläquivalenz auf. Seit dem späten 19. Jahrhundert
ist in der Umgangssprache die heute veraltende Bedeutung „junges Mädchen von etwa
41
Borchardt, W., Wustman, G., Schoppe, G. Die sprichwörtlichen Redensarten im deutschen Volksmund nach Sinn und
Ursprung erläutert. – 7. Aufl. Neu bearb. – V. A.Schirmer. Leipzig, 1954 – S.19
42
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 848
43
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.11
44
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
45
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.26
26
14-17 Jahren“ fixiert46. Die sprachgeschichtliche Ableitung des Wortes Backfisch bleibt
umstritten. Zunächst wurde es für junge Studenten, dann für halbwüchsige Mädchen
von etwa 12-16 Jahren gebraucht. S.Kube meint, dass die Bezeichnung deshalb auf
einem Verbalhornung des akademischen Grades baccalaureus handeln könnte.
Andere europäische Sprachen haben dieses Bild nicht übernommen und
verwenden für denselben Inhalt andere Sprachmittel.
7)
Einen
auf
Backfisch
machen
–
рус.
(ирон. нечистый; бывший в употреблении, поношенный).
не
первой
«Лыков
свежести
торопливо
полез в карман, но тотчас смущённо спрятал платок обратно, — он был далеко не
первой свежести» (Б. Изюмский. Алые погоны)47.
In diesem Beispiel tritt eine Nulläquivalenz auf. Die Redewendung ist seit 1900
nachgewiesen48. Seit dem späten 19. Jahrhundert ist in der Umgangssprache die heute
veraltende Bedeutung „junges Mädchen von etwa 14-17 Jahren“ fixiert. Die
sprachgeschichtliche Ableitung des Wortes Backfisch bleibt umstritten. Im Russischen
gibt es kein direktes Äquivalent.
Die Komponente: Embargo – 1) сущ. юр. Запрет поставок, запрет торговли;
2) экон. Эмбарго (запрещение); 3) бизн. Запрет захода в территориальные воды
(или порты) своей страны иностранных судов, эмбарго49.
8) Ein Embargo verhängen – рус. накладывать, вводить эмбарго 50.
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
46
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 72
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
48
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 72
49
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
50
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
47
27
Der Ausdruck bezeichnet ursprünglich das Zurückhalten fremden Eigentums
(besonders Handelsschiffe) durch einen Staat 51. Der Ausdruck kommt aus dem
Spanischen von embargo, zu embargar – „in Beschlag nehmen, behindern, aufhalten“.
Dies bezog sich vor allem auf Schiffe, die zunächst zeitweilig beschlagnahmt wurden
oder nicht mehr auslaufen durften (ein Schiff mit embargo belegen). Da der Seehandel
sehr bedeutsam war und wirkungsvoll behindert werden konnte, erweiterte sich die
Bedeutung von Embargo hin zur Seeblockade und dann zur allgemeinen Handelssperre
gegen Staaten oder Staatenbündnisse52.
Bei dieser Wendung handelt es sich um einen Internationalismus, der
terminologisch in den meisten europäischen Sprachen verwendet wird.
Die Komponente: Ente – сущ. общ. (речная) утка 53.
9) etw. abschütteln wie die Ente das Wasser – рус. как с гуся вода (разг.
экспрес. 1. кому. Совершенно безразлично, никак не действует на кого-либо. 2. с
кого. Легко, быстро, бесследно исчезает, забывается и т. п. что-либо кем-либо).
«И то надо помнить, что этот грех замолить — плёвое дело. Клади шесть недель
по ступоклонов на день, отпой шесть молебнов мученице Самаиде, ради
избавления от блудные страсти, всёкак с гуся вода, — на том свете не помянется
(Мельников-Печерский. В лесах)»54.
In diesem Beispiel tritt eine Teiläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische und auch syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt. Die lexikalische Struktur unterscheidet sich
dabei teilweise, wobei im Russischen die Komponente „Gans“ statt „Ente“ verwendet
wird. Die Redewendung ist im Deutschen seit Anfang des 20. Jahrhundert fixiert 55.
51
Duden Bd.5: Fremdwörterbuch: Das Fremdwörterbuch. Mannheim: Bibliographisches Institut Verlag, 2005. – S. 263
Essig, R.-B. Butter bei die Fische. Wie das Meer in unsere Sprache floss. Sprichwörter und Redensarten gesammelt und
erklärt von Rolf-Bernard Essig. Hamburg: mareverlag, 2010. – S. 57
53
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
54
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
55
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 209
52
28
Das Bild
ist vielen europäischen Sprachen bekannt. Dasselbe Bild wird im
Deutschen häufiger mit „etw. läuft von jmdm. ab wie das Wasser von der Gans“
geäußert.
Die Komponente: Fisch – сущ. общ. рыба 56.
10) Butter an/bei die Fische (keine halben Sachen)57 – рус. все или ничего; не
юлить; говорить начистоту; называть вещи своими именами 58.
Die umgangssprachliche Redewendung im Sinne von „keine halben Sachen“ ist
seit 1850 im Norden Deutschlands gebräuchlich59. Die Redensart nimmt wohl darauf
Bezug, dass ein Fischgericht ohne Buttertunke oder Buttersoße als sehr kärglich
angesehen wurde.
Andere Sprachen reflektieren diese dialektale Form und verwenden andere
sprachliche Mittel. Im Russischen gibt es kein direktes Äquivalent.
11) Der Fisch – wie der Gast – fangen am dritten Tag zu stinken – рус. гость
и рыба начинают пахнуть на третий день60.
Das Sprichwort ist mit einem ähnlichen Bild in vielen Sprachen vertreten. Erste
Fixierungen im Spanischen datieren auf 1500, im Französischen und Deutschen auf
1541, im Englischen 1580. Die Feststellung, dass ein Gast nach einiger Zeit zur Last
werden kann, ist weit in europäischen und nicht europäischen Ländern verbreitet,
darunter im Arabischen, im Persischen, Chinesischen und Japanischen 61. Im Russischen
existiert kein Äquivalent.
56
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 144
58
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.40
59
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 147
60
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.56
61
Paczolay, G. European Proverbs. In 55 Languages with Equivalents in Arabian, Persian, Sanskrit, Chinese and Japanese.
DeProverbio.com, USA, 2002. – S.301-303
57
29
12) Der Fisch stinkt vom Kopf her (wenn irgendwo etw. nicht einwandfrei,
nicht in Ordnung ist, dann ist die Ursache dafür bei der Führung, Leitung zu suchen 62) –
рус. рыба гниет с головы63.
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
Das Sprichwort geht weit in die Antike zurück und ist bereits in lateinischen und
griechischen Texten fixiert, z.B. bei Plutarch64.
Im Deutschen wird es aktiv in der heutigen Umgangssprache und in den
Massenmedien abwertend gebraucht. Erste deutsche Fixierungen gehen in das Jahr 1541
zurück. Es ist deutsch erst seit ca. 1920 geläufig und reflektiert den natürlichen
Vorgang, dass die Zersetzungsprozesse des Fisches am Kopf, im Hirn beginnen und
dabei ein sehr unangenehmer Verwesungsgeruch entsteht. Diese Annahme ist jedoch
umstritten, manche Folkloristen und Sprachforscher meinen, Fische fangen an den
Augen und Kiemen zuerst an zu faulen65.
Die allgemeine Erkenntnis vom Fisch, der am Kopf zuerst stinkt, ist in vielen
europäischen und nicht europäischen Sprachen bildlich und sprichwörtlich geworden.
In den meisten Fällen hat es abwertenden Charakter.
13) Die Fische füttern (ugs. scherzh.): sich infolge von Seekrankheit über die
Reling des Schiffes erbrechen66) – рус. страдать морской болезнью67.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
62
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 221
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
64
Paczolay, G. European Proverbs. In 55 Languages with Equivalents in Arabian, Persian, Sanskrit, Chinese and Japanese.
DeProverbio.com, USA, 2002. – S.440
65
Paczolay, G. European Proverbs. In 55 Languages with Equivalents in Arabian, Persian, Sanskrit, Chinese and Japanese.
DeProverbio.com, USA, 2002. – S.442
66
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 222
67
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
63
30
Kernbedeutung miteinander korrelieren (jemand ist zu etw. unfähig, vor allem wegen
mangelnder
Fertigkeiten),
nicht
aber
in
Bezug
auf
ihre
bildliche
Bedeutungskomponente.
In dieser Redewendung wird sprachbildlich dargestellt, dass man sich auf einer
Schifffahrt, wenn einem vorwiegend durch starke Schiffsbewegungen speiübel wird,
über die Reling übergibt. Die Wendung ist in den Korpora eher seltener anzutreffen,
denn es handelt sich um einen vorwiegend in Norddeutschland gebräuchlichen
Ausdruck. Das sprachliche Bild ist trotz aller fachsprachlicher (Segeln, Schifffahrt) und
regionaler (nord-) deutscher Begrenzung auch in anderen europäischen Sprachen
vorhanden und wird verwendet 68. Im Russischen findet man aber kein direktes
Äquivalent zur Phraseme.
14) Dicker (großer, fetter) Fisch (ugs.: 1. ein gesuchter Verbrecher;
2.
scherzh.jmd., der sich auf einem bestimmten Gebiet o. Ä. besonders auszeichnet) 69 –
рус. важная птица70.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren (jemand ist zu etw. unfähig, vor allem wegen
mangelnder
Fertigkeiten),
nicht
aber
in
Bezug
auf
ihre
bildliche
Bedeutungskomponente.
Die Redewendung ist in der deutschen Sprache mit einer ganzen Reihe von
Bedeutungen präsent. Erste Fixierungen der Wendung gehen in das Jahr 1920 zurück –
besonders die Bedeutungen, die mit der kriminellen Welt verbunden sind 71. Der
Schwerverbrecher und seine Verfolgung werden unter dem Bilde des Angelns nach
68
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.59
69
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 222
70
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
71
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 237
31
einem Fisch gesehen. Ein ähnliches Bild gibt die Grundlage für die nicht seltene
Bedeutung „Kapitalverbrechen, sehr lohnender Einbruch“.
In dem Sinne, dass man „fischen“ muss, ist auch die zweite Bedeutung zu
verstehen, also eine sich ergebende günstige Gelegenheit, eine Chance, beim Schopf zu
ergreifen. Der Fisch-Metapher folgt dem allgemeinen Modell, in dem Menschen
vielfach direkt oder allgemein mit einem Tier verglichen werden. Das große oder hohe
Tier verbindet diese volkstümliche Bildersprache mit der allgemeinen Hoch-TiefMetaphorik. In anderen europäischen Sprachen findet man andere bildlichphraseologische Äquivalente: im Russischen wird ein Vergleich mit einem Vogel
durchgeführt.
15) Faule Fische (ugs.: dumme Ausreden, Lügen72) – рус. отговорки, вранье,
вздор73.
Die Wendung ist im Deutschen bereits seit etwa 1500 gebräuchlich ist. Der in
Fäulnis übergehende Fisch reizt niemanden zum Kauf, trotz aller gegenteiligen,
werbenden Beteuerungen. Dieses Bild wird zur Grundlage der phraseologischen
Bedeutung. Die Redensart wird gebraucht, um vor unsicheren Geschäften zu warnen
oder um Zweifel an Zusagen oder Versprechungen auszudrücken.
Die Redewendung findet sich bereits in Luthers Sprichwörtersammlung: „Bleib
dahymen mit deinen faulen Fischen“.
Die europäischen Sprachen verwenden unterschiedliche bildliche Äquivalente
dieser Wendung. Also die direkten Äquivalente fehlen. Im Russischen wird es kein
direktes phraseologisches Äquivalent.
16) Kalt wie ein Fisch sein; ein kalter Fisch
(ugs.: jmd. , der keine
Gefühlsregungen, kein Mitgefühl zeigt 74) – рус. холодный, как рыба75.
72
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 221
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016
74
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 221
73
32
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt. Die Wendung ist seit dem 19. Jahrhundert im
Deutschen aktiv76.
Die Kälte des Fisches, seine Stummheit und Flinkheit, sind in verschiedenen
Redensarten als Vergleiche herangezogen worden, um das entsprechende Verhalten von
Menschen zu charakterisieren. Russische Sprache greift ein ähnliches ichthyologisches
Bild auf.
17) Kleine Fische (ugs.: Dinge, die nicht ins Gewicht fallen; Kleinigkeiten77) –
рус. Мелкая сошка (прост. пренебр. человек, занимающий низкое служебное или
общественное положение) 78.
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
Der phraseologische Vergleich ist in vielen Sprachen gebräuchlich. Im Deutschen
wird die Wendung seit dem 16. Jahrhundert aktiv verwendet 79.
Der stumme Fisch ist seit den alten Ägyptern fast bei allen Kulturvölkern ein
sprichwörtliches Bild für die Schweigsamkeit 80. Das sprichwörtliche Bild beruht auf der
Unfähigkeit des menschlichen Gehörs, unter Wasser Geräusche wahrzunehmen.
Menschen hören durch Luftschall, Fische durch Schwingungen des Wassers.
Im Russischen wird die Wendung – im Unterschied zum Deutschen, und damit ist
sie ein partieller falscher Freund – auch für jemanden verwendet, der verschwiegen ist,
75
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016
76
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 238
77
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 729
78
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
79
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 237
80
Walter 2008: Walter, H. Wörterbuch deutscher sprichwörtlicher und phraseologischer Vergleiche. Teil I. Verlag
Dr.Kovac. Hamburg, 2008. – S.100
33
Geheimnisse für sich behalten kann. Das Deutsche differenziert semantisch: Der
Vergleich „stumm wie ein Grab“ bedeutet, dass jemand absolut verschwiegen ist,
Geheimnisse für sich behält, wer stumm ist wie ein Fisch, sagt kein Wort, äußert sich
nicht.
18) Weder Fisch noch Fleisch (ugs.: nicht zu bestimmen, nicht einzuordnen
sein; nichts Eindeutiges sein81) – рус. ни рыба, ни мясо (ничем не выделяющийся,
посредственность, средний) 82.
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
Eine Reihe von Sprachforschern führt den Phraseologismus darauf zurück, dass
Fisch und Fleisch in der katholischen Kirche als Gegensätze gelten, was mit der
Vorschrift zusammenhängt, wonach am Freitag der Fleischgenuss untersagt ist,
wohingegen Fisch genossen darf83. Nach anderer Deutung bezieht sich die Redensart
auf diejenigen Bürger, die sich im 16. Jahrhundert weder zum Katholizismus noch zum
Protestantismus bekennen mochten und also die Bestimmungen hinsichtlich des Fischund Fleischgenussen ablehnten.
Die Wendung ist ein klassischer Europäismus und in faktisch allen Sprachen
vertreten – jedoch mit lexikalischen Varianten. Im Sprachvergleich Deutsch-Russisch
handelt es sich um einen partiellen „falschen Freund“: während im Deutschen
Gegenstände, Prozesse und Personen bezeichnet werden können, bezieht sich das
russische Äquivalent ausschließlich auf Personen84.
81
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 221
Большой фразеологический словарь русского языка. — М.: АСТ-Пресс. В.Н. Телия. 2006. (http://dic.academic.ru/,
Zugriff am: 19.12.2016)
83
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. 928 S.
84
Шанский Н.М., Зимин В.И., Филиппов А.В. Краткий этимологический словарь русской фразеологии // РЯШ. 1979,
№ 5. С. 90
82
34
Die Komponente: Flunder
– сущ. общ., океаногр. Камбала речная
(Pleuronectes flesus L.)85.
19) Platt wie eine Flunder (ein Pfannkuchen, ein Bügelbrett) (ugs.: völlig
überrascht, verblüfft sein86) – рус. очень удивленный87.
Der phraseologische Vergleich reflektiert seit ca. 1900 die physische
Beschaffenheit der Flunder, die zu der Ordnung der Plattfische gehört und sich durch
ihren an die Bodenzonen eines Gewässers oder Meeres angepassten flachen Körper
auszeichnet. Das Wort „platt“ kommt von „plätten“ (bügeln) 88. Die Bedeutung „flach“
wird zum Ausgangspunkt der weiteren Übertragungen.
Der Vergleich verwendet die Körperform der Flunder, um idiomatisch die
„Plattheit“ zu verstärken89. Im Russischen befindet sich kein direktes Äquivalent.
Die Komponente: Forelle – сущ. общ., океаногр. форель90.
20) Sicher wie eine Forelle unter zehn Flechten – рус. разг. дело пахнет
керосином (прост. шутл. О приближении чего-л. опасного, неприятного,
угрожающего91).
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren (jemand ist zu etw. unfähig, vor allem wegen
mangelnder
Fertigkeiten),
nicht
aber
in
Bezug
auf
ihre
bildliche
Bedeutungskomponente.
85
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 572
87
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
88
Röhrich, L. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, 5. Bd. Herder/Spektrum. Bd. 4800. Verlag Herder, Freiburg, Basel,
Wien 2001. – S. 1188
89
Walter, H./ Mokienko, V. u.a. Russisch-Deutsch-Spanisches Wörterbuch aktueller Sprichwörter. Mit europäischen
Parallelen und Zeichnungen von Regina Walter. Universität Greifswald, 2009. – S. 103
90
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
91
Мокиенко, В. М., Никитина, Т. Г. Большой словарь русских поговорок. — М: Олма Медиа Групп, 2007. – С.181
86
35
In
dieser
Wendung
wird
eine
gesteigerte
Gefahr
ausgedrückt.
Den
phraseologischen ichthyologischen Vergleich kann man im Russischen nicht finden.
Die Komponente: Gans – сущ. общ., орнит. Гусыня, гусь 92.
21) Etw. tropft (läuft) von jmdm. Ab wie das Wasser von der Gans – рус. как
с гуся вода. (разг. экспрес. 1. кому. Совершенно безразлично, никак не действует
на кого-либо. 2. с кого. Легко, быстро, бесследно исчезает, забывается и т. п. чтолибо кем-либо)93.
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
Die umgangssprachliche Wendung ist im Deutschen seit Mitte des 19.
Jahrhunderts fixiert. Einige Linguisten vertreten die Meinung, dass der Phraseologismus
eine Ellipse aus dem Sprichwort „Wie das Wasser von der Gans herabfließt, so die
Verleumdung von rechtschaffenen Menschen“ sei94.
Die russische feste Wendung wird nicht selten auf alte Zauber- und
Beschwörungsformeln zurückgeführt, die an Krankenbetten gesprochen worden sein
sollen: С гуся вода, а с нашего мальчика (девочки) – худоба (болезнь). Die Eltern
und Heiler in den russischen Dörfern glaubten, dass dies die Krankheiten des Patienten
ableitete, wie Wasser von den Entenflügefeldern95.
Das Bild von der Gans, von der das Wasser abtropft, ist der Beobachtung der
Natur entnommen und völlig korrekt, denn Gänse schützen ihr Gefieder mit Fett von
der Nässe. Das Bild ist in vielen europäischen Sprachen bekannt, und somit ist ein
weitverbreitetes Idiom.
92
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
94
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 269
95
Алефиренко, Н.Ф., Золотых, Л.Г. Фразеологический словарь: Кульутрно-познавательное пространство русской
идиоматики. ЭЛПИС, Москва, 2008. – С. 96
93
36
Die Komponente: Hai – сущ. общ. океаногр. акула 96.
22) Sich wie ein Hai einer Sache bemächtigen – рус. наброситься как
ястреб; как коршун на воробушкa; ободрать, как волк овцу97.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren (jemand ist zu etw. unfähig, vor allem wegen
mangelnder
Fertigkeiten),
nicht
aber
in
Bezug
auf
ihre
bildliche
Bedeutungskomponente.
Der redensartliche Vergleich mit dem Hai taucht immer wieder dann auf, wenn es
sich um eine besonders gierige und alles verschlingende Art der Bereicherung handelt 98.
Im Russischen wird der phraseologische Vergleich unterschiedlich realisiert.
Die Komponente: Hans – сущ. имя собств. Ганс, Ханс 99.
23) Blanker Hans 100 (dichter.: die Nordsee bei Sturm) – рус. Северное море.
Die norddeutsche Bezeichnung für die Nordsee bei Sturm. Die Redewendung
geht vermutlich auf den Deichgraf von Risum zurück. Der Name „Blanker Hans“ leitet
sich vermutlich aus dem Niederländischen ab, wo blank „weiß“ heißt und damit die
Gisch gemeint ist, also das schämende, spritzende Wasser auf Wellen bei Sturm 101.
Hans ist die Kurzform des männlichen Vornamens Johannes. Ähnlich wie bei
Rasmus handelt es sich hierbei um ein Apotropaion (gr.) – ein magischer Gegenstand
oder ein Bild zum Schutz gegen böse Kräfte102. Bei diesem Ausdruck handelt es sich um
96
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.89
98
Walter, H./ Mokienko, V. u.a. Russisch-Deutsch-Spanisches Wörterbuch aktueller Sprichwörter. Mit europäischen
Parallelen und Zeichnungen von Regina Walter. Universität Greifswald, 2009. – S. 103
99
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
100
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 325
101
Bartz, D. Seemannsprache. Von Tampen, Pütz und Wante. Bielefeld: Delius Klasing Verlag, 2007. – S. 45-46
102
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.91
97
37
eine typisch deutsche Erscheinung. In anderen Sprachen wird die Nordsee mit
terminologischen Bezeichnungen benannt. Im Russischen gibt es kein direktes
Äquivalent.
Die Komponente: Hecht – сущ. общ., ихт., океаногр. Щука (Esox L.) 103.
24) der Hecht im Karpfenteich sein (ugs.: durch seine Anwesenheit für Unruhe
sorgen; (unter trägeren Menschen) die führende Rolle spielen, eine besondere Stellung
einnehmen104) – рус. волк в овчарне105.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren (jemand ist zu etw. unfähig, vor allem wegen
mangelnder
Fertigkeiten),
nicht
aber
in
Bezug
auf
ihre
bildliche
Bedeutungskomponente.
Die Wendung ist seit dem frühen 18. Jahrhundert belegt, gebräuchlich seit dem
frühen 19. Jahrhundert106. In der Natur jagt der Hecht die trägen Karpfen hi n und her
und lässt sie nicht zur Ruhe kommen. Das sprichwörtliche Bild stellt also einen
lebhaften Fisch inmitten anderer, langsam und träge sich bewegender Fische dar. Daher
rührt die Bedeutung „ein Störenfried sein, Unruhestifter“.
Diese Redewendung ist in slawischen Sprachen nicht vertreten.
25) Ein toller (doller) Hecht sein (ugs.: ein Mann, der [wegen seines Mutes,
seiner Unverfrorenheit, seiner Cleverness o. Ä.] bewundert wird 107) – рус. разг.
Сорвиголова (Очень смелый, отчаянный человек108).
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
103
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 334
105
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
106
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 335
107
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 334
108
Толковый словарь Ефремовой. Т. Ф. Ефремова. 2000. (http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
104
38
Kernbedeutung miteinander korrelieren (jemand ist zu etw. unfähig, vor allem wegen
mangelnder
Fertigkeiten),
nicht
aber
in
Bezug
auf
ihre
bildliche
Bedeutungskomponente.
Die Wendung ist ausschließlich auf Männer bezogen und seit 1850 belegt 109. Das
in der Sprache übertragen verwendete Bild des Raubfisches „Hecht“ ist jedoch viel
älter. Ein toller Hecht ist ein Draufgänger, Lebemann, Weiberheld. Hier liegt eine
deutliche Bedeutungsentwicklung vor: aus dem „räuberischen Menschen“ wurde ein
toller Typ. Der Ausdruck wird fast nur ironisch verwendet.
In den anderen Sprachen wird kein ichthyologisches Bild verwendet. Im
Russischen gibt es kein direktes Äquivalent.
Die Komponente: Hechtsuppe – сущ. рус. сильный сквозняк 110.
26) Es zieht wie Hechtsuppe (ugs.: es herrscht starke Zugluft111) – рус. тянет
как из трубы112.
Das Wort „Hechtsuppe“ existiert nur in dieser Wendung, obwohl es
volksetymologisch auf eine Fischsuppe zurückgeführt wird, in der das Fischfleisch
lediglich „ziehen“ muss, beim Kochen würd das Fleisch bekanntlich zerfallen. Die
Hechtsuppe in der genannten Wendung, die seit dem 19. Jahrhundert bekannt ist, geht
wahrscheinlich auf Jiddisch „hech“ – „wie“ und jiddisch „supa“ – „Windsbraut, Orkan,
Sturm“ zurück, heißt somit wir ein Sturmwind. Damit ist die innere Struktur des
Phraseologismus erklärt113.
Ein solches „Fischbild“ ist anderen Sprachen nicht bekannt. Andere innere
Strukturen werden verwendet. Im Russischen gibt es kein direktes Äquivalent.
109
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 335
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
111
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 876
112
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.97
113
Röhrich, L. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, 2. Bd. Herder/Spektrum. Bd. 4800. Verlag Herder, Freiburg,
Basel, Wien 2001. – S. 686
110
39
Die Komponente: Hering – сущ. рус. общ. Океаническая сельдь, сельдь,
сельдевые, морская сельдь114.
27) Dünn wie ein Hering – рус. тощая как селедка115.
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt. In dieser Wendung wird die Form des Aales zur
Grundlage des Vergleiches.
Das Russische verwendet ebenfalls ein Fisch-Bild, jedoch das der Plötze oder
auch des Herings. Der Grund dafür liegt in einer äußeren Ähnlichkeit.
28) wie die Sardinen in der Büchse (sehr eng, gedrängt116) – рус.
Как сельдей в бочке (разг. экспрес. О большом скоплении людей; очень много; так
много, что тесно) 117.
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
Der Hering ist ein in großen Schwärmen besonders in der nördlichen Meeren
auftretender Fisch, der gern als Speisefisch verwendet wird. Das phraseologische Bild
ist übertragen von der Art der Verpackung in Fässern und Tonnen und im Deutschen
seit etwa 1700 fixiert118.
Die Wendung wird im deutschen aktiv umgangssprachlich verwendet, oft mit
einer pejorativen Tendenz (wie auch im Russischen). Das sprachliche Bild ist in vielen
anderen Sprachen bekannt und kann als phraseologischer Internationalismus betrachtet
wird.
114
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
116
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 833
117
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
118
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 340
115
40
Die Komponente: Holländer – сущ. рус. голландец119 .
29) Fliegender Holländer – рус. Летучий голландец (Легендарный образ
капитана, обречённого вместе со своим кораблём вечно носиться по морю, не
приставая к берегу; корабль этого капитана) 120.
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
Der „Fliegende Holländer“ ist besonders durch die Oper Richard Wagners „Der
fliegende Holländer“ berühmt geworden. Die Ursprünge der Legende sind nicht
bekannt. Die frühesten schriftlichen Versionen stammen aus dem 18. Jahrhundert 121.
Das Bild des fliegenden Holländer, des ewig Unruhigen, findet sich auch in anderen
europäischen Sprachen.
Die Komponente: Krebsgang .
30)
den
Krebsgang
gehen/nehmen
(Rückschritte
machen,
sich
verschlechtern122) – рус. Идти на попятную/на попятный. (Прост. Отступать от
своего решения, соглашаясь с кем в чём-либо) 123.
In diesem Beispiel tritt eine Teiläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische und auch syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
Die Redensart ist schon seit dem späten Mittelalter bekannt. Sie bezieht sich in
ihrer Bildlichkeit auf die rückwärtsgerichtete Bewegungsweise des Krebses. Dem liegt
119
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121
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 351
122
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 435
123
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
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120
41
die falsche Vorstellung zugrunde, dass der Krebs sich nicht vorwärts, sondern rückwärts
fortbewegt124.
Das Bild ist vielen europäischen Sprachen bekannt und ist im Russischen
phraseologisiert worden.
Die Komponente: Peter – сущ. имя собств. Петр 125 .
31) Blauer Peter - die Signalflagge „P“ im internationalen Flaggenalphabet 126.
Blauer Peter ist eine Bezeichnung für die Signalflagge P des Flaggenalphabets. Er
ist seit spätestens 1832 in der englischen Form bezeugt 127. Die Flagge ist vor der
Einführung von Marryats System als Blaue Flagge bekannt.
Im Russischen gibt es kein Äquivalent zu dieser Redewendung und die
Bedeutung kann nur beschreibend übermittelt werden kann.
Die Komponente: Rasmus – сущ. море, дух, моря, морской царь 128.
32) Rasmus tobt/ ist wütend (starker Wind, schwerer Sturm) – рус. Сильный
ветер, сильный шторм 129.
Rasmus ist als Kurzform des ursprünglich aus dem Griechischen stammenden
männlichen Vornamens Erasmus ein im norddeutschen und auch im skandinavischen
Sprachraum vorkommender männlicher Vorname mit der Bedeutung „Der Heißgeliebte,
der Liebenswerte“. Ein Heiliger dieses Namens ist Patron der Seeleute, er gilt als
124
Walter, H. Wörterbuch deutscher sprichwörtlicher und phraseologischer Vergleiche. Teil I. Verlag Dr.Kovac. Hamburg,
2008. – S.176
125
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
126
Wanzeck, C. Zur Etymologie lexikalisierter Farbwortverbindungen. Untersuchungen anhand der Farben Rot, Gelb, Grün
und Blau. Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Literatur. Hrsg. Cola Minis und Arend Quak, 149. Amsterdam –
New York, NY 2003. – S.17
127
Kluge F. Wortgeschichtliches Handbuch deutscher Schifferausdrücke älterer und neuerer Zeit auf Veranlassung des
Königlich-preußischen Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten. Hrsg. V. Friedrich Kluge.
Verl. Der Buchhandlung des Waisenhauses. Halle a.d.S. 1911. – S. 100
128
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
129
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.149
42
Märtyrer und Nothelfer. An der Küste, in der Seemannssprache, bedeutet die Wendung
etwa seit 1850, dass die See im Unwetter ist130.
Das in der Wendung benutzte sprachliche Bild ist anderen Sprachen nicht
bekannt. Im Russischen gibt es kein direktes Äquivalent.
2.2. Phraseologische Einheiten mit einer hydrologischen Komponente.
In der Gruppe von phraseologischen Einheiten mit einer hydrologischen
Komponente werden die Redewendungen betrachtet, die verschiedene Gewässer und
Wasserspeicher als Komponente enthalten.
Die Komponente: Bach – сущ. общ. источник, поток, приток небольшой
реки, ручей131.
33) Den Bach runtergehen / den Bach runter sein (ugs.: am Ende sein,
verloren sein, scheitern, zugrunde gehen, zunichtewerden132) – рус. Опуститься на
дно, потерпеть банкротство, приходить в упадок, разрушаться, прогореть 133.
In diesem
Beispiel tritt eine Nulläquivalenz auf. Die Redewendung ist im
Deutschen seit 1870 gebräuchlich134. Sie ist durch das im Bach fließende Wasser
motiviert, denn ein Bach kann Sachen, die in ihn hineinfallen, weit mitreißen, sodass die
Dinge nicht mehr auffindbar und somit verloren, versunken sind. Man kann auch
vermuten, dass die Wendung auch darauf zurückzuführen ist, dass man früher viel am
Bach oder Fluss gearbeitet hat (z.B. Wäsche gewaschen). Wenn dabei etwas weggespült
wurde, war es oft verloren.
Andere Sprachen haben das Bach-Bild nicht übernommen. In der russischen
Sprache gibt es keine eindeutige oder ähnliche phraseologisierte Entsprechung.
130
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 651
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
132
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 84
133
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.26
131
134
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 72
43
Die Komponente: Ebbe – сущ. общ. (морской) отлив135.
34) : irgendwo ist/herrscht Ebbe (ugs., scherzh.: (in Bezug auf einen
Gegenstand, der zur Aufbewahrung o. Ä. von Geld dient) kein Geld mehr 136) – рус. На
мели. (Разг. Ирон. Быть, находиться в крайне затруднительном положении,
испытывать крайнюю нужду, лишения137).
In diesem Beispiel tritt eine Teiläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische und auch syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt. Die lexikalische Struktur unterscheidet sich
dabei teilweise (die Verbalkomponente fehlt im russischen Äquivalent).
Die „Ebbe“ bezeichnet das in Wechsel der Gezeiten eingetretene „Niedrigwasser
des Meeres“. Im Sinne von „Geldmangel“ ist das Lexem im Deutschen – vom Tiefstand
des Meerwasserspiegels übertragen – seit 1700
geläufig138 . Seit dem Ende des
18.Jahnrhunderts wird Ebbe auch in der Redensart: Bei mir ist Ebbe (in der Kasse)
verwendet. 1772 ist die Wendung bei Martin Wieland bezeugt („weil seine Finanzen
sich dammals in der niedrigsten Ebbe befanden“ 139).
Die Komponente: Flaute – сущ. мор. затишье, штиль, безветрие140.
35) Flaute in der Kasse (im Geldbeutel, im Portemonnaie 141) - рус. На мели.
(Разг. Ирон. Быть, находиться в крайне затруднительном положении, испытывать
крайнюю нужду, лишения142).
135
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 173
137
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
138
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 189
139
Röhrich, L. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, 2. Bd. Herder/Spektrum. Bd. 4800. Verlag Herder, Freiburg,
Basel, Wien 2001. – S. 349
140
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
141
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.74
142
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
136
44
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren (jemand ist zu etw. unfähig, vor allem wegen
mangelnder
Fertigkeiten),
nicht
aber
in
Bezug
auf
ihre
bildliche
Bedeutungskomponente.
Die „Flaute in der Kasse, im Portemonnaie“ meint, dass momentan kein Geld
vorhanden ist. Das zugrunde liegende sprachliche Bild ist vom Tiefstand des
Meerwasserspiegels übertragen. Dasselbe sprachliche Bild wird auch im Russischen
und in anderen Sprachen verwendet.
Die Komponente: Fluss – сущ. поток, река, течение143.
36) Alle Flüsse (Wasser) laufen (fließen) ins Meer144 – рус. Все реки текут в
море145.
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
Die Redewendung ist biblischen Ursprungs und in vielen Sprachen bekannt
(«Все реки текут в море, но море не переполняется: к тому месту, откуда реки
текут, они возвращаются, чтобы опять течь». Еккл. 1, 7-9). Das geflügelte Wort
stammt aus dem Alten Testament und gehört in einen Zusammenhang, in dem von der
Vergeblichkeit aller irdischen Dinge gesprochen wird. Es wird resümiert, dass alles,
was geschieht, einem ewigen Gesetz folgt, das unwandelbar den ständig gleichen Gang
der Welt bestimmt146.
143
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.76
145
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
146
Duden. Das große Buch der Zitate und Redewendungen. Hrsg. V. d. Dudenredaktion. 2. Überarb. Und aktualisierte
Aufl. Hrsg. V.d. Dudenredaktion. Mannheim, Dudenverlag, 2007. – S.71
144
45
– сущ. мор. рукав (реки), канал, рукав реки,
Die Komponente: Kanal
фарватер147.
37) Den Kanal voll haben (einer Sache gründlich überdrüssig sein148) – рус.
сыт по глотку/
по
горло
(прост. экспрес. Что-либо надоело, раздражает, нет
возможности больше терпеть что-либо149).
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren (jemand ist zu etw. unfähig, vor allem wegen
mangelnder
Fertigkeiten),
nicht
aber
in
Bezug
auf
ihre
bildliche
Bedeutungskomponente.
Die Redewendung ist seit Beginn des 20.Jahrhunderts gebräuchlich, spätestens
seit 1914150. Die sehr bildliche Wendung wird mitunter auf gestaute Flussläufe oder auf
von Eis versperrte Kanäle bezogen. Die Redensart kann sich auch auf den
„Speisekanal“ im Sinne von Speiseröhre beziehen.
Dabei wird der Zustand des
(Beinahe-) Erbrechens thematisiert. Entsprechend entsteht die zweite (etwas weniger
aktuelle) Bedeutung von „sich den Kanal voll laufen lassen“ – sich betrinken.
Wegen der besonderen Motivation der Komponente „Kanal“ in der ersten oben
genannten deutschen Bedeutung ist davon auszugehen, dass sich das sprachliche Bild in
anderen Sprachen nicht wiederholt.
Die Komponente: Kielwasser
– сущ. 1) мор. Кильватер; 2) судостр.
Кильватерная струя, попутный след судна 151.
38) In jemandes Kielwasser fahren/segeln/schwimmen; sich in jemandes
Kielwasser halten/befinden (jmdm. im Handeln, in seinen Ansichten folgen und davon
147
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 388
149
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
150
Röhrich, L. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, 2. Bd. Herder/Spektrum. Bd. 4800. Verlag Herder, Freiburg,
Basel, Wien 2001. – S. 799
151
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
148
46
profitieren)152 – рус. Плыть/идти/следовать в кильватере (Разг. Неодобр. Или
Ирон. Следовать неотступно за кем-л., сопровождать кого-л.)153.
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
Die Redewendung ist seit Beginn des 17. Jahrhunderts bekannt und entstammt
der Seemannssprache 154. Das Kielwasser ist die Fahrspur, die sich hinter einem
fahrenden Schiff auf dem Wasser durch die Schraubenbewegung bildet und wird in
dieser Bedeutung häufig verwendet. Das größere, stärkere Schiff bahnt dem kleineren
den Weg und schützt es dadurch vor möglicher Gefahr. Das sprachliche Bild ist
mehreren europäischen Sprachen phraseologisiert.
Die Komponente: Meer – сущ. 1) общ. большое водохранилище, океан; 2)
большое озеро, море155.
39) in einem Meer von Tränen ertrinken – рус. Море слез156.
In diesem Beispiel tritt eine Teiläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische und auch syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt. Die lexikalische Struktur unterscheidet sich
dabei teilweise (die Verbalkomponente fehlt im russischen Äquivalent).
In der Redewendung wird das rhetorische Stilmittel der Hyperbel realisiert
worden. Das Meer steht dabei für Weite, Größe, Unendlichkeit.
152
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 401
Большой словарь русских поговорок. М: Олма Медиа Групп. В. М. Мокиенко, Т. Г. Никитина. 2007.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
153
154
Röhrich, L. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, 2. Bd. Herder/Spektrum. Bd. 4800. Verlag Herder, Freiburg,
Basel, Wien 2001. – S. 835
155
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
156
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.136
47
40) wie Sand am Meer (zahllos, im Überfluss [von zählbaren Dingen157]) – рус.
Как песку морского158.
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
Die Redewendung ist im Deutschen seit etwa 1500 geläufig. Die Redewendung
ordnet sich in das phraseologische Modell älterer germanischer Vergleichsformen für
eine große Menge ein159. Der phraseologische Vergleich ist durch die häufige
Verwendung in der Heiligen Schrift geläufig geworden und wird deswegen auch zu
Rech als direkter Bibleismus bezeichnet («И скопил Иосиф хлеба весьма много, как
песку морского, так что перестал и считать; ибо не стало счета» Быт: 41, 49).
Der Ausdruck ist vielen weiteren europäischen Sprachen bekannt, im Russischen
wurde aber nicht phraseologisiert und wird phraseologisch nicht verwendet.
Die Komponente: Oberwasser – сущ. 1) общ. высокий уровень воды 2) геол.
верховье, верхнее течение (реки) 3) гидр. паводок, верхний бьеф, половодье 160
41) (wieder) Oberwasser haben/kriegen/bekommen (ugs.: in eine günstigere
Lage kommen; widrige Umstände überwinden161) – рус. оказываться в выигрыше,
взять верх над кем-то; добиваться главенствующего положения; становиться
лидером162.
In diesem Beispiel tritt eine Nulläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der Phraseme
nicht übereinstimmt.
157
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 512
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
159
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 691
160
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
161
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 543-544
162
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.140-142
158
48
Die Wendung ist im Deutschen seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts
gebräuchlich163. Sie ist vorwiegend im mittel- und niederdeutschen Sprachgebiet sehr
verbreitet und wird vor allem in solchen Situationen verwendet, in denen sich die Lage
eines vorher in schlechte Position gekommenen wesentlich verbessert hat – oft mit der
Nebenbedeutung, dass dieser wieder eine bestimmende Position einnehmen will oder
einnimmt.
Die Wendung stammt ursprünglich aus der Sprache der Müller. Eine
Wassermühle kann durch zwei Arten der Wasserführung angetrieben werden: das
Wasser, das oberhalb einer Mühle, eines Mühlwehrs oder einer Schleuse gestaut wird,
damit es auf das Mühlrad geleitet werden kann und so die Mühle antreibt, bezeichnet
man als Oberwasser. Bei einem ausreichenden Höhenunterschied und entsprechender
Fließgeschwindigkeit – beides wird in der Regel durch kleine Kanäle oder Staudämme
erzeugt – reicht auch ein kleines Rinnsal noch aus, um eine Mühle anzutreiben, denn es
nutzt zusätzlich zum Wasserdruck die Schwerkraft aus. Das Unterwasser dagegen fließt
unter dem Mühlrad hindurch und hat nur die Kraft der Fließgeschwindigkeit, der Bach
muss von Natur aus deutlich schneller fließen164.
Die
Komponente:
Sintflut
–
сущ.
1) перен. наводнение, потоп;
2) библ. всемирный потоп 165.
42) nach mir die Sintflut (was danach kommt, wie es hinterher aussieht, ist mir
ganz gleichgültig166) – рус. После нас хоть потоп167.
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
163
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 580
Röhrich, L. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, 4. Bd. Herder/Spektrum. Bd. 4800. Verlag Herder, Freiburg,
Basel, Wien 2001. – S. 1108
165
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
166
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 543-544
164
167
Серов, В. Энциклопедический словарь крылатых слов и выражений. — М.: «Локид-Пресс», 2003.
(http://dic.academic.ru/contents.nsf/dic_wingwords/, Zugriff am: 19.12.2016)
49
Die Redewendung geht auf einen Ausspruch der Marquise de Pompadour (17211764) zurück, die die Mätresse des französischen Königs Ludwig XV war. Der
Ausspruch unterstreicht eine gleichgültige Haltung zu den Folgen eigenen oder fremden
Handelns. Die französischen Truppen sind in der Schlacht bei Roßbah im November
1757 den preußischen Truppen erlegen. Während eines Festes, das durch die Nachricht
von der Niederlage bei Roßbach gestört zu werden drohte, soll sie diese Worte
ausgerufen haben. Diese Redensart wird heute vielseitig gebraucht und hat sich zu
einem geflügelten Wort entwickelt 168.
Das deutsche Word „Sintflut“ ist etymologisch mit mdh. sin(t)vluot, ahd.
sin(t)fluot und weiter auf altdt. sin- „immer“ und Flut „Überflutung“, somit auf eine
„lang anhaltende, ständige Überflutung“. Der erste Teil des Wortes ist heute nicht mehr
verständlich und wurde volksetymologisch umgedeutet Sünde und die Wendung damit
zu „Sünde, Bestrafung für menschliche Verfehlungen“ (Sündflut). Die verfestigten
Konnotationen mit der Bestrafung für Sünden, die in der modernen Lexikographie
begründet liegen, haben ihre Spuren in der modernen Lexikographie hinterlassen:
Einige normative deutsche Wörterbücher führen diese an der ersten Stelle an 169.
Im Russischen wird dieselbe Redewendung verwendet.
43) eine Sintflut von etw. (eine [plötzlich auftretende] übermäßig große Menge,
ein Übermaß von etw.) 170 – рус. Море (чего-либо).
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren (jemand ist zu etw. unfähig, vor allem wegen
mangelnder
Fertigkeiten),
nicht
aber
in
Bezug
auf
ihre
bildliche
Bedeutungskomponente.
168
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 543-544
Kluge F. Wortgeschichtliches Handbuch deutscher Schifferausdrücke älterer und neuerer Zeit auf Veranlassung des
Königlich-preußischen Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten. Hrsg. V. Friedrich Kluge.
Verl. Der Buchhandlung des Waisenhauses. Halle a.d.S. 1911. – S. 850
170
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 543-544
169
50
In der Redewendung wird das rhetorische Stilmittel der Hyperbel realisiert
worden.
Die Sintflut steht dabei für Weite, Größe, Unendlichkeit. Im russischen
Sprache wird das Wort „море“ mit Wörtern, die Flüssigkeiten, Abstrakta oder eine
Menge von etwas bedeuten (vgl. море слез, море людей,море счастья).
Die Komponente: Strom – сущ. 1) общ. течение (тж. перен.), ток (электр.),
(электрический) ток, течение, поток (тж. перен.), (большая) река171.
44)
gegen/wider
den
Strom
schwimmen
(sich
der
Meinung,
den
Gepflogenheiten der Mehrheit entgegenstellen172) – рус. Плыть против течения
(Разг.
Экспрес.
Действовать
самостоятельно,
наперекор
установившимся
традициям, образцам) 173.
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
Der Phraseologismus ist in der deutschen Sprache bereits seit 1180 fixiert,
wahrscheinlich ist es sogar noch älter 174. Die Redewendung basiert sich auf einer noch
älteren Metapher, die auf einer alltäglichen Beobachtung basiert und die vielen
europäischen Sprachen bekannt ist. Eine analoge Form kann man in der Bibel finden:
„Schäme dich nicht, zu bekennen wo du gefehlt hast, und strebe nicht wider den
Strom“. «Не стыдись исповедовать грехи твои и не удерживай течения реки»
(Еккл 4, 30).
Klare Bildhaftigkeit und die gängige Erkenntnis, dass Gegenstände und
Lebewesen mit der Strömung leicht schwimmen können. Das Bild ist in vielen
Sprachen gebräuchlich.
171
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 725-726
173
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
174
Röhrich, L. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, 2. Bd. Herder/Spektrum. Bd. 4800. Verlag Herder, Freiburg,
Basel, Wien 2001. – S. 1578
172
51
45) mit dem Strom schwimmen (sich der Meinung, den Gepflogenheiten der
Mehrheit
anschließen)
–
рус.
Плыть по течению
(Разг.
Экспрес.
Жить,
действовать пассивно, подчиняясь сложившимся обстоятельствам) 175.
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
Die Redewendung basiert sich auf einer Metapher, die auf einer alltäglichen
Beobachtung basiert. Der Phraseologismus ist vielen Sprachen bekannt, im Russischen
existiert ein direktes Äquivalent zu dieser Wendung. Das kann man damit verbinden,
dass das zugrunde liegende sprachliche Bild als universell bezeichnet werden kann.
– сущ. 1) судостр. капля, образование
Die Komponente: Tropfen
капель, падение капель176.
46)
Ein
Tropfen
im
Meer
–
рус.
Капля в море
(Экспрес. Ничтожно мало чего-либо в сравнении с чем-либо177).
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
Der phraseologische Vergleich ist im Deutschen erst relativ spät fixiert worden,
seit Ende des 19. Jahrhunderts178. Er geht auf die Bibel zurück. Im „Buch Jesus Sirach“
heißt es: „Wenn er lange lebt, so lebt er hundert Jahre. Wie ein Tropfen im Meer und
wie ein Körnlein Sand, so gering sind seine Jahre im Vergleich mit der Ewigkeit“ (Sir
18, 8). «Число дней человека – много, если сто лет: как капля воды из моря или
крупинка песка, так малы лета его в дне вечности» (Сир 18, 8). Hier wird bildlich
175
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
176
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
177
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
178
Röhrich, L. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, 5. Bd. Herder/Spektrum. Bd. 4800. Verlag Herder, Freiburg,
Basel, Wien 2001. – S. 1645
52
das menschliche Leben mit einem Wassertropfen oder einem Sandkörnchen verglichen,
und sogar ein in unserem Verständnis hohes Lebensalter im Vergleich mit der Ewigkeit.
Unser bildhafter Ausdruck veraltet jedoch im Deutschen und ist vorwiegend in der
Lyrik anzutreffen.
Die Geschichte des Bibleismus erklärt recht deutlich, weshalb der deutsche
Ausdruck aus dem Gebrauch verschwindet, der russische seinerseits häufig verwendet
wird. Das Buch von Sirach gehört nicht zum kanonischen Text der deutschen Bibel,
weswegen er von vielen Muttersprachlern auch nicht als Bibleismus erkannt wird. Seine
hohe Stilistik widersetzt sich einem häufigen Gebrauch. In Russland hingegen ist das
Buch Sirach häufiger Bestandteil von Predigten und Liturgie, dadurch breit bekannt und
in dem Zusammenhang sind es auch viele Ausdrücke.
47) wie/nur ein Tropfen auf einen/ auf dem heißen Stein sein (viel zu wenig
sein179) – рус. Капля в море (экспрес. Ничтожно мало чего-либо в сравнении с чемлибо) 180.
In diesem Beispiel tritt eine Teiläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische und auch syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmen. Die lexikalische Struktur unterscheidet sich
dabei teilweise.
Die Redewendung ist seit etwa 1800 belegt und sie wird bis heute aktiv
gebraucht181. Das dahinter stehende Bild ist eindeutig: Ein Tropfen (oder wenige
Tropfen) sind nicht genug, um einen heißen Stein abzukühlen, sie verdampfen vorher
und es bleiben keinerlei Spuren zurück, dass etwas angesichts des bestehenden Bedarfs
viel zu wenig ist, eine zu vernachlässigend kleine und daher wirkungslose Menge ist.
Eine synonyme, jedoch im Deutsche ein selten gebrauchter Form der Redensart ist „Ein
Tropfen im Meer“. Im Unterschied von dieser biblischen Wendung ist der
179
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 767
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
181
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 851
180
53
Phraseologismus eine deutsche Bildung und hat volkstümliche Wurzeln. Im Russischen
hat die Redewendung auch die biblischen Wurzeln.
48) steter Tropfen höhlt den Stein (Geduld und Hartnäckigkeit beseitigen auch
unüberwindlich scheinende Hindernisse) – рус. Капля камень долбит/точит182.
In diesem Beispiel tritt eine Teiläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische und auch syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt. Die lexikalische Struktur unterscheidet sich
dabei teilweise.
Die sprichwörtliche Redensart hat ihre Quelle bei dem griechischen Epiker
Choirillos von Samos (2. Hälfte des 5. Jahrhunderts v.Chr.). Die lateinische Form Gutta
cavat lapidem (wörtlich: Der Tropfen höhlt den Stein), der die deutsche Redensart
nachgebildet ist, findet sich bereits bei dem römischen Dichter Ovid (43 v.u. Z. bis 17
oder 18 n.u.Z.) in den „Epistulae ex Ponto“ (IV, 10, 5). Einige Sprachforscher meinen,
dass das Sprichwort erst durch sein biblisches Bild zum geflügelten Wort wurde durch
seine Verwendung in Predigten, beim Vorlesen der Heiligen Schrift, bei Gebeten und
Gesprächen zu geistlichen Themen183.
Das Sprichwort ist in allen europäischen Sprachen verbreitet, wird aktiv
verwendet und gelegentlich transformiert. G.Paczolay führt es in rund 40 Sprachen auf
– darunter im Arabischen, Chinesischen, Japanischen184. Dasselbe sprachliche Bild liegt
dem russischen Äquivalent zugrunde.
49) Viele Tropfen machen ein Meer (einen Fluss; machen auch heiße Steine
nass); Viele kleine Tropfen machen viel aus – рус. С миру по нитке [голому]
рубашка (Народн. Отовсюду понемногу) 185.
182
Васильев, А.И., «Фразеологический словарь языка В.И.Даля». – Елец: ЕГУ им.Бунина, 2016. – с. 82
Röhrich, L. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, 2. Bd. Herder/Spektrum. Bd. 4800. Verlag Herder, Freiburg,
Basel, Wien 2001. – S. 1645-1646
184
Paczolay, G. European Proverbs. In 55 Languages with Equivalents in Arabian, Persian, Sanskrit, Chinese and Japanese.
DeProverbio.com, USA, 2002. – S.349
185
Большой словарь русских поговорок. М: Олма Медиа Групп. В. М. Мокиенко, Т. Г. Никитина. 2007.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
183
54
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren (jemand ist zu etw. unfähig, vor allem wegen
mangelnder
Fertigkeiten),
nicht
aber
in
Bezug
auf
ihre
bildliche
Bedeutungskomponente.
Die Idee, dass viele kleine Dinge einen großen Effekt haben können, ist
universell. In den anderen europäischen Sprachen findet man ähnliche Bilder mit
vielfachen Varianten, die aussagen, dass viel Kleines zu etwas Großem führen kann. Im
russischen Äquivalent wird keine hydrophytischen Komponente in dieser Redewendung
verwendet.
Die Komponente: Trübe – сущ. 1) общ. осадок, муть186.
50) im Trüben fischen (unklare Zustände zum eigenen Vorteil ausnutzen187) –
рус. Удить рыбу в мутной воде (Неодобр. Извлекать выгоду из чьих-л.
затруднений,
пользоваться
в
корыстных
целях
неясностью
ситуации,
беспорядками, какими-то неурядицами)188.
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
Die Wendung ist im Deutschen seit dem 16. Jahrhundert bezeugt 189. Sie beruht
jedoch auf einer wesentlich älteren Fabel des griechischen Dichters Äsop. In ihr wühlt
der Fischer das Wasser auf, um die Fische in dem schlammigen, undurchsichtigen
Wasser in seine Netze zu jagen.
Vgl. Adelung: „Das Wasser ist trübe. Im trüben Wasser fischen, oder im Trüben
fischen, da man mehr Fische bekommt, weil alsdann die Fische ihre Gefahr nicht
186
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 767
188
Васильев, А.И., «Фразеологический словарь языка В.И.Даля». – Елец: ЕГУ им.Бунина, 2016. – с. 183
189
Röhrich, L. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, 2. Bd. Herder/Spektrum. Bd. 4800. Verlag Herder, Freiburg,
Basel, Wien 2001. – S. 1647
187
55
gewahr werden; figürlich, sich einer allgemeinen Verwirrung zu seinem Vortheile zu
Nutze machen“190. Die genannte Redensart gehört zu den in Europa am weitesten
verbreiteten sprachlichen Bildern, vgl. das im Deutschen ebenfalls seit dem 16.
Jahrhundert bezeugte internationale Sprichwort „Im Trüben ist gut fischen“, das der
Wendung zugrunde liegt. G.Paczolay führt Beispiele aus 38 Sprachen an, darunter aus
nicht europäischen Sprachen, wie dem Arabischen, dem Persischen, dem Sanskrit, dem
Chinesischen191.
Die Wendung kann zu den phraseologischen Universalien gezählt werden, sie ist
in faktisch allen europäischen Sprachen und weit darüber hinaus bekannt und wird aktiv
verwendet.
Die Komponente: Wässerchen – сущ. 1) разг. речушка, ручеёк, водичка 192.
51) Kein Wässerchen trüben können – рус. воды не замутит (разг. Ктолибо очень скромен, тих, смирен. О человеке, который не причинит никому ни
малейшего зла, ни малейшей обиды). Мухи не обидит; тише воды, ниже травы.193
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
Die Redensart kommt in übertragender Bedeutung schon bei dem Prediger
Berthold von Regensburger im 13. Jahrhundert vor, dann in Sebastian Brants
„Narrenschiff“ (1494) und bei Luther (s.u.). Die Form „kein Wässerchen betrüben“ hält
sich bis ins 18. Jahrhundert. Die Herkunft der Wendung ist nicht endgültig geklärt.
Viele Quellen führen sie auf eine Äsopsche Fabel zurück. Darin frisst der Wolf das
Lamm mit der Begründung, es habe sein Trinkwasser verunreinigt (getrübt) – und zwar
190
Adelung, J.C. Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wärterbuches der hochdeutschen Mundart, mit
beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen. Mit D.W. Soltaus Beiträgen.
Revidiert und berichtigt von Franz Xaver Schöneberg. T.1-4. 1780-1808. Vierter Teil. Wien: Anton Pichler, 1808. – S.702
191
Paczolay, G. European Proverbs. In 55 Languages with Equivalents in Arabian, Persian, Sanskrit, Chinese and Japanese.
DeProverbio.com, USA, 2002. – S.391
192
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
193
Учебный фразеологический словарь. — M.: АСТ. Е. А. Быстрова, А. П. Окунева, Н. М. Шанский. 1997.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
56
trotz des demütigen Einwandes des Schafes, dass das ja gar nicht möglich sei, weil das
Wasser nicht bergauf fließe194. Für den Wolf ist die Beschuldigung somit nur ein
Vorwand. Er frisst das Lamm „zur Strafe“ auf.
Röhrich weist auf einen möglichen mythologischen Hintergrund der Redensart
hin: Ihr liege wohl außer der antiken Fabel auch die alte Vorstellung zugrunde, dass der
klare Spiegel des Wassers sich trübe, wenn ein böser Mensch hinenschaut. Wer also
nicht böse ist, trübt es nicht. Daher die Redensart von völlig harmlosen oder, in
Weiterentwiclkung, von harmlos scheinenden Menschen gebraucht 195.
Diese Wendung ist mit ähnlichen Bildern auch in weiteren Sprachen vertreten.
Die Komponente: Wasserfall – сущ. общ. водопад196.
52) reden wie ein Buch/wie ein Wasserfall (ugs.: sehr viel/ununterbrochen
reden) – рус. 1) Сорока. Птица сем. вороновых с белыми перьями в крыльях.
Трещит как с. (говорит быстро и громко; разг. неод. 197); 2) Трещотка. 1. жен.
Устройство, издающее треск. 2. жен. (мн. в одном знач. с ед.). Народный ударный
музыкальный инструмент нанизанные на шнур (шнуры) деревянные пластинки,
издающие сухие звонкие звуки. 3. муж. и жен. Человек, к-рый громко, без умолку
говорит, таратора198.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren (jemand ist zu etw. unfähig, vor allem wegen
mangelnder
Fertigkeiten),
nicht
aber
in
Bezug
auf
ihre
bildliche
Bedeutungskomponente.
194
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 784
Röhrich, L. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, 2. Bd. Herder/Spektrum. Bd. 4800. Verlag Herder, Freiburg,
Basel, Wien 2001. – S. 1699
196
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
197
Толковый словарь Ожегова. С.И. Ожегов, Н.Ю. Шведова. 1949-1992. (http://dic.academic.ru/, Zugriff am:
19.12.2016)
198
Толковый словарь Ожегова. С.И. Ожегов, Н.Ю. Шведова. 1949-1992. (http://dic.academic.ru/, Zugriff am:
19.12.2016)
195
57
Die Wendung ist im Deutschen seit ca. 1920 geläufig 199. Wer „wie ein Wasserfall
redet“, redet unaufhörlich, sehr viel und sehr schnell200. Die fließende oder flüssige
Rede steht im Gegensatz zur stockenden und stotternden Aussprache. Sie vermittelt das
Gefühl sanften und mühelosen Dahingleitens, ähnlich der harmonischen Musik, bei der
wir ja auch von Klangwellen sprechen201.
Im russischen Äquivalent wird ein anderes sprachliches Bild verwendet, was man
mit einer geringeren Anzahl der Wasserfälle innerhalb des Landes und folglich auch in
der Sprache verbinden kann.
Die Komponente: Welle – сущ. 1) общ. водяной вал, волна202.
53)
hohe
Wellen
schlagen
(große
Erregung
verursachen203)
–
рус.
Гнать/поднимать волну (1. На кого. Жарг. угол., неодобр. Выражать негативное
отношение к кому-л., осуждать кого-л. 2. Жарг. угол., неодобр. Проявлять
волнение, возбуждение. 3. Прост. Вызывать беспорядок, поднимать шум. 4.
Одесск. Обманывать, лгать) 204.
In diesem Beispiel tritt eine Teiläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische und auch syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt. Die lexikalische Struktur unterscheidet sich
dabei
teilweise,
wobei
die
semantische
Graduierung
des
Merkmals
der
Hydrokomponente in der deutschen Phraseme höher ist (hohe Wellen schlagen).
Die Wendung ist bereits recht alt. In der Bedeutung „man ereifert sich“ ist sie
bereits seit etwa 1700 fixiert 205. Der Ausdruck basiert mit seiner Semantik auf der
Situation, dass ein Boot aufgrund von hohem Wellengang, Wind usw. schwer zu steuern
199
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 908
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 610
201
Müller, L. Lexikon der Redensarten. 4000 deutsche Redensarten, ihre Bedeutung und Herkunft. Hrsg. V. K.Müller.
München, Bussermann, 2005. – S.652.
202
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
203
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 834
204
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
205
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 353
200
58
ist, dass hohe Wellen ein Schiff in Gefahr bringen können, indem sie auf Deck gehen,
das Wasser eindringt, dass Leute über Bord gespült werden können. Wenn ein Boot
oder Schiff auf glatter See fährt, ist das Leben relativ normal, es gibt nichts Besonderes.
Hohe Wellen, z.B. durch Unwetter, können jedoch zu Gefahrmomenten führen. Das
stürmische Meer und der heftige Seegang bilden einen auffälligen Gegensatz zum
stillen Wasser des Binnensees. Dieser Kontrast wird redensartlich genutzt.
Es kann angenommen werden, dass dieselbe symbolische Bedeutung der
russischen entsprechenden Variante der Redewendung zugrunde liegt, aber der
linguokulturologishe Aspekt die Wellen in einem Binnengewässer vermuten lässt.
2.3. Phraseologische Einheiten mit der Komponente Wasser.
Die Redewendungen mit der Komponente Wasser werden in dieser Masterarbeit
getrennt betrachtet. Es wird entschlossen, dass die Redewendungen mit der
Komponente Wasser getrennt analysiert werden, da diese Gruppe sehr umfangsreich ist.
Außerdem hat die Komponente eine Reihe der Bedeutungen, die getrennt betrachtet sein
sollten.
Die Komponente: Wasser – сущ. 1) общ. водяной вал, волна206.
54) Alle Wasser/Flüsse laufen/fließen ins Meer (resignierte Feststellung über
etwas Unabänderliches oder die den Dingen innenwohnende Gesetzmäßigkeit 207) – рус.
Все реки текут в море.
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
Wasser ist die Schlüsselkomponente in der Phraseme. Die Redewendung
ist biblischen Ursprungs und in vielen Sprachen bekannt («Все реки текут в море, но
206
Универсальный русско-немецкий словарь (http://universal_ru_de.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.206
207
59
море не переполняется: к тому месту, откуда реки текут, они возвращаются,
чтобы опять течь». Еккл. 1: 7-9). Das geflügelte Wort stammt aus dem Alten
Testament und gehört in einen Zusammenhang, in dem von der Vergeblichkeit aller
irdischen Dinge gesprochen wird. Es wird resümiert, dass alles, was geschieht, einem
ewigen Gesetz folgt, das unwandelbar den ständig gleichen Gang der Welt bestimmt 208.
Wegen des biblischen Ursprungs der Redewendung gibt es eine Entsprechung im
Russischen.
55)
jmdm. steht das Wasser bis zum Hals/bis an die Kehle/bis zur Kehle
(ugs.: jmd. ist in größten finanziellen Schwierigkeiten209) – рус. Положение
становится критическим, вода подступает к самому горлу 210.
Wasser ist die Schlüsselkomponente in der Phraseme. In diesem Beispiel tritt
eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür liegt darin, dass die
semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse vorliegenden
Phraseme übereinstimmt.
Die Wendung ist im Deutschen seit dem 17. Jahrhundert belegt, seit 1900 im
besonders aktiven Gebrauch211. Sie bezieht sich in ihrer Bildlichkeit auf einen
Ertrinkenden, der Gefahr läuft, sein Leben zu verlieren und sich somit in höchster
Gefahr befindet. Das genannte Bild geht auf die Bibel zurück. In den Psalmen betet ein
Mensch: „… und sein Odem wie eine Wasserflut, die bis an den Hals reicht: zu
zerstreuen die Helden, bis sie zunichtewerden, und er wird die Völker mit einem Zaum
in ihren Backen hin und her treiben (Jes 30, 28)“. Vgl.: „…и дыхание его, как
разлившийся поток, который поднимается даже до шеи, чтобы развеять народы до
истощания; и будет в челюстях народов узда, направляющая к заблуждению»
(Иез 30, 28)“.
208
Duden. Das große Buch der Zitate und Redewendungen. Hrsg. V. d. Dudenredaktion. 2. Überarb. Und aktualisierte Aufl.
Hrsg. V.d. Dudenredaktion. Mannheim, Dudenverlag, 2007. – S.71
209
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 821
210
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.207
211
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 907
60
Die Wendung mit der Komponente „Kehle“ veraltet, wesentlich häufiger findet
sich die Variante „jmdm. steht das Wasser bis zum Hals“ mit derselben Semantik 212.
Wegen des biblischen Ursprungs der Redewendung gibt es eine Entsprechung im
Russischen.
56) da/bis dahin fließt noch viel Wasser den Berg/den Rhein/die Elbe/die
Spree (ugs.: das dauert noch eine lange Zeit 213) – рус. Много воды утечет
(утекло214).
Wasser ist die Schlüsselkomponente in der Phraseme. In diesem Beispiel tritt
eine Teiläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür liegt darin, dass die semantische
und auch syntaktische Struktur der zur Analyse vorliegenden Phraseme übereinstimmt.
Die lexikalische Struktur unterscheidet sich dabei teilweise.
Diese sprichwörtliche Redensart ist bereits seit dem Mittelalter bekannt und seit
spätestens 1500 im Deutschen fixiert 215. Ein ähnliches oder gleiches Bild wird in
mehreren Sprachen benutzt. Dabei wird der Lauf der Zeit mit dem fließenden Wasser
verglichen. Das entsprechende Äquivalent ist auch im Russischen präsent.
57) ins Wasser gehen (sich das Leben nehmen, indem man sich in einem Fluss,
See
o.
Ä.
ertränkt216)
–
рус.
Утопиться/наложить на себя руки
(Прост. Кончать жизнь самоубийством) 217.
Wasser ist die Schlüsselkomponente in der Phraseme. In diesem Beispiel
tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür liegt darin, dass die
vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte Kernbedeutung miteinander
korrelieren, nicht aber in Bezug auf ihre bildliche Bedeutungskomponente.
212
Röhrich, L. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, 5. Bd. Herder/Spektrum. Bd. 4800. Verlag Herder, Freiburg,
Basel, Wien 2001. – S. 1701
213
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 821
214
Васильев, А.И., «Фразеологический словарь языка В.И.Даля». – Елец: ЕГУ им.Бунина, 2016. – с. 94
215
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 907
216
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 822
217
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
61
Das Bild der Wendung ist mit einer seit alters Zeiten verbreitete Form des
Selbstmordes, dem Ertränken, verbunden ist. Wer nicht schwimmen kann, geht schnell
im tiefen Wasser unter. Das sprachliche Bild des Todes kann als universell gelten, wird
aber in der russischen Sprache ohne Hydrokomponente realisiert.
58) jmdm. nicht das Wasser reichen können (ugs.: an jmds. Fähigkeiten,
Leistungen o. Ä. nicht heranreichen218) – рус. В подметки не годиться (Значительно
хуже по своим качествам, достоинствам и т. п. Кто-л., что-л. Настолько хуже
другого по своим качествам, что их нельзя даже и сравнивать) 219.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren, nicht aber in Bezug auf ihre bildliche
Bedeutungskomponente.
Die Wendung ist bereits recht alt und im Deutschen seit dem 16. Jahrhundert
gebräuchlich (Küpper 1993, 907). Der ursprüngliche Sinn der Redensart ist – nicht
einmal wert sein, dem Adeligen den niedrigen Dienst des Wasserreichens an den Tisch
zu tun220“. Im Mittelalter wurde in vornehmen Häusern vor und nach dem Essen den
Tischgästen von den Edelknaben kniend eine Schale mit Wasser zur Reinigung der
Hände gereicht und ihnen Wasser über die Hände gegossen. Da die Rangordnung in der
damaligen adligen Hierarchie eine zentrale Rolle spielte, durfte das Wasser nur von
Edelknaben, einem offiziellen Untergegebenen, gereicht werden221.
Im russischen Äquivalent wird die Bedeutung durch das sprachliche Bild einer
niedrigen Tätigkeit realisiert (das man nicht einer Fußsohle gleichgestellt sein kann).
218
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 822
Большой фразеологический словарь русского языка. — М.: АСТ-Пресс. Е.Н. Телия. 2006. (http://dic.academic.ru/,
Zugriff am: 19.12.2016)
220
Röhrich, L. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, 5. Bd. Herder/Spektrum. Bd. 4800. Verlag Herder, Freiburg,
Basel, Wien 2001. – S. 1699
221
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 821
219
62
59) hier, dort usw. wird auch nur mit Wasser gekocht (ugs.: hier, dort usw.
geht es auch nicht anders zu als überall, werden auch keine Wunder vollbracht 222) – рус.
Простой смертный (ничем не выделяющийся, рядовой, средний человек) 223.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren, nicht aber in Bezug auf ihre bildliche
Bedeutungskomponente.
Die Wendung ist im Deutschen seit dem 18. Jahrhundert bis heute im aktiven
Gebrauch224. Sie bezog sich ursprünglich auf die wirtschaftlichen Verhältnisse ärmerer
Leute, bei denen mit gewöhnlichem Wasser statt – wie bei den Wohlhabenderen – mit
Wein oder Fleischbrühe gekocht wurde 225. Daher auch die Bedeutung, dass es woanders
oder bei jemandem auch nicht anders ist als überall zugeht, dort auch nichts
Überdurchschnittliches vollbracht wird. Im Russischen wird eine andere Ausdruckform
verwendet, die keine hydro- oder hydrophytischen Komponente enthält.
60) Wasser auf jmds. Mühle sein: (jmdn. unterstützen, beflügeln226) – рус.
Лить воду на мельницу (Разг. Высказывать доводы, положения, подкрепляющие
чьё-л. мнение, позицию) 227.
In diesem Beispiel tritt eine Teiläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische und auch syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmen. Die lexikalische Struktur unterscheidet sich
dabei teilweise (im Russischen ist eine andere verbale Komponente verwendet).
222
223
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 822
Толковый словарь русского языка / Под ред. Д.Н. Ушакова. — М.: Гос. ин-т "Сов. энцикл."; ОГИЗ; Гос. изд-во
иностр. и нац. слов., 1935-1940. (4 т.). (http://dic.academic.ru/contents.nsf/ushakov/, Zugriff am: 19.12.2016)
224
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 907
225
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 822
226
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 820
227
Мокиенко, В. М., Никитина, Т. Г. Большой словарь русских поговорок. — М: Олма Медиа Групп, 2007. – С.153
63
Die Redewendung ist im Deutschen bereits sehr alt und seit spätestens 1600
belegt228. Man bringt mit der Redewendung zum Ausdruck, dass etwas jemandes
Ansichten, jemandes Wünschen entspricht, etwas zu jemandes Vorteil gereicht.
Die Wendung leitet sich, wie auch andere, von der mechanischen Funktionsweise
der Wassermühle her. Mühlen waren entweder auf Wind angewiesen (Windmühen)
oder das Mühlrad wurde durch Wasser angetrieben (Wassermühlen). Wenn das Wasser
bei Letzterer fehlte oder zu schwach war, konnte die Mühle nicht arbeiten – was sich
auch in einer Reihe weiterer Wendungen widerspiegelt. Eine Reihe weiterer
europäischer Sprachen nutzt das gleiche Bild.
61) Wasser hat keine Balken (Wasser ist gefährlich, weil man darin untergehen
und ertrinken kann229) – рус. Не зная броду, не лезь в воду230.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren,
nicht aber in Bezug auf ihre bildliche
Bedeutungskomponente.
Das Wort „Balken“ bezeichnet ein vierkantiges, massives, langes Stück Bauholz,
welchem eine wichtige Rolle im Bauwesen zukommt. Der Balken in diesem Sprichwort
bezeichnet Festigkeit, Stabilität, Halt. Da Wasser diesen Halt einem schwimmenden
Mensch nicht geben kann erfolgt daher der mahnende Aspekt des Sprichwortes, dass
man untergehen oder ertrinken kann231.
Im russischen Sprichwort wird dagegen das Bild von einer Flut verwendet. Damit
meint man, dass wenn eine Flut unbekannt ist und man nicht genau weiß, wie gefährlich
228
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 907
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 820
230
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.219
231
Duden. Das große Buch der Zitate und Redewendungen. Hrsg. V. d. Dudenredaktion. 2. Überarb. Und aktualisierte
Aufl. Hrsg. V.d. Dudenredaktion. Mannheim, Dudenverlag, 2007. – S.812
229
64
der Grund ist, muss man sich darauf passen. Auf solche Weise wird sprachlich die
Angst vor der Ungewissheit, vor der Gefahr realisiert, die das Wasser bringen kann.
62) Wasser in ein/mit einem Sieb schöpfen (sich mit etwas Aussichtslosem
abmühen232) – рус. Дурака учить – что воду решетом носить233.
In diesem Beispiel tritt eine Teiläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische und auch syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmt. Die lexikalische Struktur unterscheidet sich
dabei teilweise.
Die ersten Erwähnungen dieser Wendung findet man schon bei Plato. Andere
antike Schriftsteller haben auch dieses sprachliche Bild verwendet. In der Antike galt
die Fähigkeit, Wasser in einem Sieb zu tragen, als Zeichen weiblicher Jungfräulichkeit,
als Belohnung für Enthaltsamkeit234.
In
der
Redewendung
werden
als
Oxymoron
absurde
Handlungen
zusammengebracht. Daraus entsteht ihre Semantik von einer aussuchtlosen, absurden,
nutzlosen Tätigkeit. Der Ausdruck gehört zu den sprachlichen Universalien, denn er ist
nicht nur in den indoeuropäischen Sprachen anzutreffen, sondern auch in Sprachen
anderer Gruppen wie im Ungarischen, Finnischen, Arabischen usw 235.
63) ins kalte Wasser springen/geworfen werden (ugs.: sich in ungewohnter
Situation,
bei
einer
völlig
neuen
Aufgabe
bewähren
müssen 236)
–
рус.
Броситься в омут с головой (прост. экспрес. Безрассудно решиться на какой-либо
смелый, отчаянный поступок) 237.
232
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 821
Мокиенко, В. М., Никитина, Т. Г. Большой словарь русских поговорок. — М: Олма Медиа Групп, 2007. – С.756
234
Бирих, А.К., Мокиенко, А.В., Степанова, Л.И. Словарь русской фразеологии. Историко-этимологический
справочник. – Изд. 3-е, испр. И доп. Под ред. Докт. Фил. Наук., проф. В.М.Мокиенко. – М.: «Астрель», АСТ, Люкс,
2005. – С. 106
235
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.220
236
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 822
237
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
233
65
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren,
nicht aber in Bezug auf ihre bildliche
Bedeutungskomponente.
Die Redewendung ist im Deutschen seit 1920 fixiert 238. Der Ausdruck bedeutet
die Aufnahme einer riskanten oder vorher unbekannten Tätigkeit ohne Vorbereitung
oder Zweifel.
Dem in der Redewendung verwendeten sprachlichen Bild liegt zugrunde, dass ein
Sprung ins kalte Wasser lebensgefährlich sein kann. Durch den Temperaturschock steigt
der Blutdruck stark an, die Gefäße ziehen sich zusammen, und ein gewaltiger Druck
lastet auf dem Kreislauf. Mögliche Folge ist ein Herzinfarkt oder Schlaganfall. Aus der
medizinischen Sicht wird eine solche Aktivität als gefährlich betrachtet. Damit ist die
Semantik der Redewendung verbunden. Jede neue Tätigkeit oder Handlung werden als
gefährlich verstanden wegen ihrer Neuigkeit. Im Russischen wendet man sich ans Bild
einer Untiefe, in die man sich wirft, ohne über die Folgen zu denken. Dabei wird die
Untiefe auch als besonders gefährlich betrachtet, wegen der Ungewissheit was dort
unten auf dem Grund ist.
64) jmdm. läuft das Wasser im Mund[e] zusammen (ugs.: jmd. bekommt
großen Appetit auf etw. , großes Verlangen nach etw 239.) – рус. Слюнки
текут (Разг. Экспрес. Кто-либо испытывает сильное желание съесть, попробовать
или выпить что-либо вкусное) 240.
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmen.
238
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 907
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 821
240
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
239
66
Die Redewendung wird gebraucht um auszudrücken, dass jemand beim Anblick
von verlockend zubereitetem Essen oder beim Gedanken daran sofort Appetit bekommt.
Wenn man sich den Geschmack oder den Geruch einer leckeren Speise vorstellt, fließt
dabei instinktiv vermehrt Speichel, was in der Tat ein Reflex ist. Der Speichel macht die
Nahrung weich und geschmeidig, so dass sie leicht über die Speiseröhre in den Magen
gleiten kann.
Das sprachliche Bild scheint universell physiologisch zu sein, denn sie vertritt in
vielen Sprachen. Im Russischen wird dasselbe sprachliche Bild benutzt.
65) Wasser predigen und Wein trinken (andere zu Genügsamkeit, Sparsamkeit,
Verzicht o. Ä. aufrufen, aber sich selbst keinerlei Einschränkungen dieser Art
unterwerfen, von anderen Enthaltsamkeit fordern, aber selbst verschwenderisch
leben241) – рус. Двуликий Янус (неодобр. Неискренний, двуличный, лживый
человек) 242.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren,
nicht aber in Bezug auf ihre bildliche
Bedeutungskomponente.
Im Redewendung geht es nicht nur darum, jemanden auf die Differenz seines
Redens und Handelns aufmerksam zu machen, sondern das heuchlerische Verhalten
dessen anzuprangern, der hohe Ansprüche an andere formuliert, sie aber selbst in aller
Stille für sich außer Kraft setzt.
Bei der Wendung handelt es sich um ein geläufiges geflügeltes Wort nach
Heinrich
Heine.
Es
erscheint
in
seinem
Gedichtzyklos
„Deutschland.
Ein
Wintermärchen243“. Geht zurück auf das Gedicht "Deutschland. Ein Wintermärchen"
241
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 822
Серов, В. Энциклопедический словарь крылатых слов и выражений. — М.: «Локид-Пресс», 2003.
(http://dic.academic.ru/contents.nsf/dic_wingwords/, Zugriff am: 19.12.2016)
243
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 821
242
67
von Heinrich Heine (1844) zurück, in dem er die Kirche kritisiert, die den Menschen
predigt, sich mit ihrer Armut abzufinden:
Ich
weiß,
sie
tranken
heimlich
Wein
Und predigten öffentlich Wasser.
66) jmdn., sich über Wasser halten (jmds., seine eigene Existenz [in
wirtschaftlicher Hinsicht] erhalten) – рус. На плаву (быть; оставаться; держаться в
жизнеспособном состоянии; в порядке) 244.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren,
nicht aber in Bezug auf ihre bildliche
Bedeutungskomponente.
Die Redensart ist erst seit dem 18. Jahrhundert belegt 245. Die Wendung bezieht
sich auf jemanden, der zu ertrinken droht. Das Bild wird von einem Ertrinkenden
hergenommen, der sich Mühe gibt, um nicht zu ertrinken. Laut V.N.Telia geht das Bild
auf das Wahrsagungsritual zurück, wobei verschiedene Objekte ins Wasser geworfen
wurden. Wenn diese Objekte flott waren, sagte es glückliche Zukunft hervor. Daraus
kann man die Bedeutung der modernen Redewendung zu folgen.
67) reinsten Wassers; von reinstem Wasser (ohne Einschränkung, durch und
durch246) – рус. Чистой (чистейшей) воды (Книжн. Экспрес. Самый настоящий247).
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmen.
244
Большой фразеологический словарь русского языка. — М.: АСТ-Пресс. В.Н. Телия. 2006. (http://dic.academic.ru/,
Zugriff am: 19.12.2016)
245
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 907
246
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 822
247
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
68
Die Redewendung ist mit ihrer übertragenen Bedeutung im Deutschen bereits seit
dem 16. Jahrhundert fixiert 248. Es geht auf das Symbol des Wassers als Bild der
Reinheit, mitunter jedoch auch der Unreinheit, zurück. Laut Küpper, könnte die
Redewendung auf dem wasserhellen Glanz von Edelsteinen oder Perlen basieren.
Höchstwahrscheinlich geht der Phraseologismus auf einen Fachausdruck in der
Edelsteinschleiferei zurück. Dabei werden Diamanten vom „ersten, zweiten, dritten
Wasser“ unterschieden249.
Im Russischen wird dasselbe sprachliche Bild verwendet, dabei entsteht eine
direkte Entsprechung.
68) stille Wasser sind tief (äußerlich zurückhaltende, ruhige Menschen haben oft
überraschende [Charakter] Eigenschaften250) – рус. В тихом омуте черти водятся251.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren,
nicht aber in Bezug auf ihre bildliche
Bedeutungskomponente.
Die Redewendung ist seit dem 19. Jahrhundert im Deutschen belegt. Die
Redewendung wird in Bezug auf einen gefühlstief veranlagten Menschen verwendet,
der seine Gefühle und Ansichten nicht zeigt, der ruhig und verschlossen zu sein scheint.
Der Sprichwort hat einen lateinischen Ursprung: „Altissima quaeque flimona minimo
sono labuntur“ (Quintus Curius Rufus). Vom englischen Dichter John Lyly (1553-1606)
wurde es übertragen zu: „Water runs where it is deepest“ 252.
Die Ambivalenz, die sich in der Redewendung wiederspiegelt, wird von vielen
Sprachen verwendet.
248
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 906
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 822
250
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 821
251
Пословицы русского народа. — М.: Художественная литература. В. И. Даль. 1989.
(http://dic.academic.ru/contents.nsf/dahl_proverbs/, Zugriff am: 19.12.2016)
252
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 906
249
69
69) mit allen Wassern gewaschen sein (ugs.: sehr gerissen sein, alle Tricks
kennen253) – рус. Пройти огонь и воду и медные трубы (Разг. Экспрес. Многое
испытать в жизни, перенести разные трудности, побывать в различных
переделках, трудных ситуациях) 254.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren,
nicht aber in Bezug auf ihre bildliche
Bedeutungskomponente.
Die Redewendung wurde seit dem 19. Jahrhundert fixiert. Die Wendung bezieht
sich auf Seeleute, die schon mit dem Wasser verschiedener Ozeane in Berührung
gekommen waren, also weit gereist und daher sehr erfahren waren255. Der Ausdruck
wird in Bezug auf eine Person verwendet, die sehr erfahren ist, sich nicht so leicht
überrumpeln lässt, sondern seine praktischen Erfahrungen schlau für sich nutzt 256. Im
Russischen wird nicht nur eine Hydrokomponente verwendet, sondern mehrere
antonymische Komponente. Damit wird betont den Grad der Erfahrenheit einer Person.
70) Wasser ins Meer tragen/schütten (eine in hohem Maße sinnlose, unnötige
Handlung vollziehen257) – рус. В лес дров не возят, в колодезь воды не льют258.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren,
nicht aber in Bezug auf ihre bildliche
Bedeutungskomponente.
253
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 822
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
255
Duden. Das große Buch der Zitate und Redewendungen. Hrsg. V. d. Dudenredaktion. 2. Überarb. Und aktualisierte Aufl.
Hrsg. V.d. Dudenredaktion. Mannheim, Dudenverlag, 2007. – S.131
256
Röhrich, L. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, 5. Bd. Herder/Spektrum. Bd. 4800. Verlag Herder, Freiburg,
Basel, Wien 2001. – S. 1702
257
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.231
258
Даль, В.И. Пословицы русского народа. — М.: Художественная литература, 1989.
(http://dic.academic.ru/contents.nsf/dahl_proverbs/, Zugriff am: 19.12.2016)
254
70
Die Redewendung ist bereits recht alt. Sie wurde bereits vom römischen
Schriftsteller Ovid gebraucht: „aquas in mare fundere“. Das sprachliche Bild betont die
Vergeblichkeit, Überflüssigkeit einer Handlung, die keinen praktischen Sinn hat und
nur zum Verlust der Energie führt 259.
Die Redewendung hat eine Entsprechung im Russischen, die aber nur teilweise
erfolgt. Statt der Komponente „Meer“ wird das Wort „Brunnen“ (колодец) verwendet,
das ein Bauwerk zur Wassergewinnung bezeichnet. Die Bedeutung bleibt damit
dieselbe.
71) Stehend Wasser stinkt, gebrauchter Pflug blinkt (mangelnde körperliche
und mentale Aktivität wirkt sich negativ auf Leistungsfähigkeit und Gesundheit260) –
рус. Под лежачий камень и вода не течет261.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Sprichwörter in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren,
nicht aber in Bezug auf ihre bildliche
Bedeutungskomponente.
Die Redewendung ist seit dem 19. Jahrhundert bekannt 262. Das sprachliche Bild,
das in dieser Wendung verwendet wird, ist durchschaubar. Stehendes Wasser – im
Unterschied zum fließenden – kann leicht zu faulen anfangen, organisches Material
wird zersetzt und es entstehen übel riechende Gase, die eben stinken. Der Ausdruck
dient als eine Erkenntnis aktiv, zu bleiben. In der russischen Entsprechung wird die
Komponente „Wasser“ mit der Komponente „Stein“ verwendet (камень): das fließende
Wasser kann nicht unter einem Stein fließen, denn er bewegt sich nicht.
259
Müller, K. Lexikon der Redensarten. 4000 deutsche Redensarten, ihre Bedeutung und Herkunft. Hrgs.v.K.Müller. –
München, Basserman, 2005. – S. 652
260
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.232
261
Даль, В.И. Пословицы русского народа. — М.: Художественная литература, 1989.
(http://dic.academic.ru/contents.nsf/dahl_proverbs/, Zugriff am: 19.12.2016)
262
Düringsfeld, I. Sprichwörter der germanischen und romanischen Sprachen. Vol. I-II. Leipzig: Herman Fries, 1866. –
S. 132
71
72) etw. tropft (läuft) von jmdm. ab wie das Wasser von der Gans (etw. sich
nicht zu Herzen gehen lassen263) – рус. Как с гуся вода (Разг. Экспрес. 1.
Совершенно
безразлично,
никак
не
действует
на
кого-
либо. 2. Легко, быстро, бесследно исчезает, забывается и т. п. что-либо кемлибо264).
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmen.
Die umgangssprachliche Wendung ist im Deutschen seit Mitte des 19.
Jahrhunderts fixiert. Einige Linguisten vertreten die Meinung, dass der Phraseologismus
eine Ellipse aus dem Sprichwort „Wie das Wasser von der Gans herabfleusst, so die
Verleumdung von rechtschaffenen Menschen“ sei265.
Die russische feste Wendung wird nicht selten auf alte Zauber- und
Beschwörungsformeln zurückgeführt, die an Krankenbetten gesprochen worden sein
sollen: С гуся вода, а с нашего мальчика (девочки) – худоба (болезнь). Die Eltern
und Heiler in den russischen Dörfern glaubten, dass dies die Krankheiten des Patienten
ableitete, wie Wasser von den Entenflügefeldern266.
Das Bild von der Gans, von der das Wasser abtropft, ist der Beobachtung der
Natur entnommen und völlig korrekt, denn Gänse schützen ihr Gefieder mit Fett von
der Nässe. Das Bild ist in vielen europäischen Sprachen bekannt, und somit ist ein
weitverbreitetes Idiom.
263
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.235
264
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
265
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 269
266
Алефиренко, Н.Ф., Золотых, Л.Г. Фразеологический словарь: Культурно-познавательное пространство русской
идиоматики. ЭЛПИС, Москва, 2008. – С. 96
72
73) etw. abschütteln wie die Ente das Wasser (etw. sich nicht zu Herzen gehen
lassen267) – рус. Как с гуся вода (Разг. Экспрес. 1. Совершенно безразлично, никак
не действует на кого-либо. 2. Легко, быстро, бесследно исчезает, забывается и т.п.
что-либо кем-либо) 268.
In diesem Beispiel tritt eine Teiläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische und auch syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmen. Die lexikalische Struktur unterscheidet sich
dabei teilweise, wobei im Russischen die Komponente „Gans“ statt „Ente“ verwendet
wird.
Die Redewendung ist im Deutschen seit Anfang des 20. Jahrhundert fixiert 269.
Das Bild von der Gans oder der Ente, von der das Wasser abtropft, ist der
Beobachtung der Natur entnommen und völlig korrekt, denn Gänse schützen ihr
Gefieder mit Fett von der Nässe. Das Bild ist vielen europäischen Sprachen bekannt.
Dasselbe Bild wird häufiger mit „etw. läuft von jmdm. ab wie das Wasser von der
Gans“
74) jmdm. das Wasser abgraben (ugs.: jmdn. seiner Wirkungsmöglichkeiten
berauben; jmdm. die Existenzgrundlage nehmen270) – рус. Отбить хлеб. (Разг.
Неодобр. Лишать кого-либо возможности заработать, берясь за то же дело,
занятие) 271.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren,
nicht aber in Bezug auf ihre bildliche
Bedeutungskomponente.
267
Altman, S., Walter, H. Klar Schiff machen!: Fische, Wasser, Schiffe und die Menschen am Meer in Sprichwörtern und
Redensarten ; mit historisch-etymologischen Kommentaren. Greifswald - Ernst-Moritz-Arndt-Univ., Inst. für Slawistik,
2014 – S.46
268
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
269
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 209
270
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 823
271
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
73
Diese Wendung bezog sich wahrscheinlich ursprünglich auf den Betrieb der
Wassermühle. Wer den Wasserzulauf verändert (z. B. durch das Graben eines neuen
Bachbettes), sodass das Mühlrad nicht mehr oder mit weniger Kraft angetrieben wird,
kann die Mühle stilllegen272.
Im Russischen wird keine Hydrokomponente realisiert. Stattdessen wird die
Komponente „хлеб“ (Brot) verwendet. In der russischen Kultur gilt das Brot als etwas
Wichtiges, ein untrennbarer Bestandteil jeder Mahlzeit (vgl. Хлеб всему голова).
Wenn man kein Brot hat, bedeutet das, dass man hungert. Auf diese Weise ist ein ganz
von dem Deutschen unterschiedliches Sprachbild entstanden.
75) Blut ist dicker als Wasser (verwandtschaftliche Bindungen sind stärker als
alles andere273) – рус. кровь не вода (иноск. О силе кровных родственных уз, о
родственных чувствах) 274.
In diesem Beispiel tritt eine Teiläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische und auch syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmen. Die lexikalische Struktur unterscheidet sich
dabei teilweise.
Das Sprichwort geht mit seinem Wurzeln bis ins Mittelalter zurück 275. Die
Wendung kann so verstanden werden, dass einem Blutsverwandte näher stehen als die
Paten, die einem durch das Wasser verdünnt wird. Einige Sprachforscher vertreten die
Meinung, dass die Redewendung biblische Wurzeln hat. Zu den Zeiten des Alten
Testaments wurden die Verträge „im Blute“ besiegelt. Solche Verträge galten stärker als
Familienbeziehungen, weil man mit Verwandten durch Wasser verbunden ist (hier
könnte das Fruchtwasser der Mutter sein). Die Redensart wurde besonders populär
272
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 821
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 823
274
Михельсон, М.И. Русская мысль и речь. Свое и чужое. Опыт русской фразеологии. Сборник образных слов и
иносказаний. Т. 1—2. Ходячие и меткие слова. Сборник русских и иностранных цитат, пословиц, поговорок,
пословичных выражений и отдельных слов (иносказаний). СПб., тип. Ак. наук, 1896—1912. 2208 стр.
(http://dic.academic.ru/contents.nsf/michelson_new/, Zugriff am: 19.12.2016)
275
Paczolay, G. European Proverbs. In 55 Languages with Equivalents in Arabian, Persian, Sanskrit, Chinese and Japanese.
DeProverbio.com, USA, 2002. – S.235
273
74
durch Wilhelm II., der sich damit seit 1896 wiederholt auf die Verwandtschaft der
Throne in Deutschland und Großbritannien berief276.
Die sprachlichen Bilder im Russischen und im Deutschen entsprechen einander.
76) Blut [und Wasser] schwitzen (ugs.: in einer schwierigen Situation in großer
Aufregung sein, große Angst vor einem Misserfolg, vor einem unangenehmen Ausgang
o. Ä. haben277) – рус. Потом и кровью (Экспрес. Ценой величайших усилий,
тяжким трудом (достигать, добывать, доставаться) 278.
In diesem Beispiel tritt eine Teiläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische und auch syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmen. Die lexikalische Struktur unterscheidet sich
dabei teilweise.
Der archaisierende Phraseologismus „Blut schwitzen“ ist im Deutschen seit der
Zeit Martin Luthers fixiert. Höchstwahrscheinlich geht die Redewendung auf Bibel
zurück279. Im Lukasevangelium wird sehr bildlich das Leiden Christi zur Stunde seiner
Verhaftung dargestellt: „Und es kam, dass er mit dem Tode rang und betete heftiger. Es
ward aber sein Schweiß wir Blutstropfen, die fieln auf die Erde“ (Lk 22, 44) – «И,
находясь в борении, прилежнее молился, и был пот Его, как капли крови,
падающие на землю» (Лк 22, 44)
Die Ergänzung mit der Hydrokomponente „und Wasser“ wurde später
hinzugefügt, und zwar zur Erneuerung der Expressivität und der Emotionalität 280. Im
Russischen wird die Redewendung mit der Bibel nicht assoziiert.
276
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 124-125
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 125
278
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
(http://dic.academic.ru/, Zugriff am: 19.12.2016)
279
Küpper, H. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1995. – S. 117
280
Mokienko, V.M., Walter, H. Ein Buch mit sieben Siegeln. Historisch-etymologische Skizzen zur deutschen Phraseologie.
Greifswald: Universtität Greifswald, 2011. – S. 69
277
75
77) [jmdm.] Wasser in den Wein gießen (jmds. Begeisterung dämpfen281) –
рус. Ложка дёгтя в бочке мёда (Разг. Шутл.-ирон. О небольшом, незначительном
добавлении, которое портит большое и хорошее) 282.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren,
nicht aber in Bezug auf ihre bildliche
Bedeutungskomponente.
Die Redewendung ist bereits seit dem Mittelalter bekannt. Bis 17. Jahrhundert hat
man selten den reinen Wein getrunken. Meistens wurde der Wein mit dem Wasser
verdünnt. Wein und Wasser werden seit jenen Zeiten als beliebtes Gegesantzpaar
benutzt283.
In der russischen Entsprechung wird keine Hydrokomponente benutzt. Die
Bedeutung wird mittels anderer sprachlichen Bilder realisiert.
78) ins Wasser fallen (ugs.: ausfallen, nicht stattfinden können284) – рус.
Пойти прахом (Экспрес. Совершенно, полностью пропадать, разваливаться,
разрушаться. Проходить без результатов, даром, впустую) 285.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren (jemand ist zu etw. unfähig, vor allem wegen
mangelnder
Fertigkeiten),
nicht
aber
in
Bezug
auf
ihre
bildliche
Bedeutungskomponente.
Die Wendung ist in der deutschen Sprache seit dem 19. Jahrhundert fixiert und
wird bis heute aktiv verwendet 286. In dieser Redewendung benutzt man ein sprachliches
281
Duden Redewendungen, Bd. 11. Duden Verlag, 2012. – S. 821
Фразеологический словарь русского литературного языка. — М.: Астрель, АСТ. А. И. Фёдоров. 2008.
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282
76
Bild, das damit verbunden ist, dass wenn etwas ins Wasser gefallen ist, wird es
tatsächlich verloren oder wird kaputt gehen.
Im Russischen entsteht keine Entsprechung mit einer Hydrokomponente.
79) nahe am/ans Wasser gebaut haben (ugs.: sehr leicht in Tränen ausbrechen)
– рус. Глаза на мокром месте (разг. ирон. кто-либо плаксив, слезлив; часто и
беспричинно плачет) 287.
In diesem Beispiel tritt eine phraseologische Parallelität auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die vorliegenden Phraseme in Bezug auf ihre lexikalisierte
Kernbedeutung miteinander korrelieren,
nicht aber in Bezug auf ihre bildliche
Bedeutungskomponente.
Die Wendung ist im Deutschen seit dem 19. Jahrhundert geläufig 288. Als „Wasser
“ werden viele farblosen Flüssigkeiten oder Säfte des Körpers bezeichnet. Die Wendung
will ausdrücken, dass jemand den Tränen so nahe ist wie ein am Ufer gebautes Haus
dem Wasser. Dabei klingt an, dass »Wasser« auch die Bedeutung »Tränen« haben kann;
vgl. z. B. »das Wasser tritt, schießt jemandem in die Augen« 289. Obwohl es im
Russischen keine Komponente „Wasser“ im entsprechendem Äquivalent benutzt wird,
ist das sprachliche Bild auf diese oder andere Weise auch mit der Flüssigkeit verbunden
ist.
80) wie mit kaltem Wasser übergossen (plötzlich ernüchtert, enttäuscht290) –
рус. Как/точно водой окатить (Разг. Экспрес. Охладить пыл, рвение; привести в
замешательство кого-либо) 291.
286
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288
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289
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290
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291
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287
77
In diesem Beispiel tritt eine Volläquivalenz der Phraseme auf. Der Grund dafür
liegt darin, dass die semantische, lexikalische und syntaktische Struktur der zur Analyse
vorliegenden Phraseme übereinstimmen.
Das Bild von einem Menschen, der mit dem Wasser übergossen wurde, ist der
Lebensbeobachtung entnommen und völlig korrekt, weil man so etwas nicht erwartet
und folglich überrascht wird.
2.4. Schlussfolgerungen:
Es lässt sich festzustellen, dass nach der Analyse der vorliegenden Beispiele
einige Besonderheiten der phraseologischen Einheiten mit den Hydro- und
hydrophytischen Komponenten
genannt werden können.
Erstens, die analysierten
Beispiele wurden nach der Art der Komponente in drei Gruppen geteilt, und zwar
phraseologische Einheiten mit einer hydrophytischen Komponente (32 Beispiele),
phraseologische
Einheiten
mit
einer
Hydrokomponente
(21
Beispiele)
und
phraseologische Einheiten mit der Komponente Wasser (27 Beispiele). Insgesamt
wurden 80 Paar Beispiele der Analyse unterzogen. Außerdem wurde die Äquivalenz
der zur Analyse vorliegenden phraseologischen Einheiten anhand der Klassifikation von
D. Dobrowolskij betrachtet. Die größte Gruppe der phraseologischen Einheiten wurde
durch die phraseologische Parallelität gekennzeichnet (28 Beispiele). Zur zweitgrößten
Gruppe gehören phraseologische Einheiten mit einer Volläquivalenz (26 Beispiele).
Man kann das dadurch erklären, dass obwohl das Wasser zu den Hauptkonzepten vieler
Kulturen gehört, wird die Kernbedeutung solcher phraseologischen Einheiten mit den
Hydro-
und
hydrophytischen
Komponenten
durch
unterschiedliche
Komponente realisiert. Der Grund dafür liegt darin, dass
bildliche
die phraseologischen
Einheiten durch die unterschiedliche kulturelle Motivierung geprägt sind. Es wurde
noch zwei zusätzliche Gruppen analysiert. Dazu gehören phraseologische Einheiten mit
der Teiläquivalenz
(13 Beispiele) und die phraseologischen Einheiten mit der
Nulläquivalenz (13 Beispiele). Eine große Anzahl der phraseologischen Einheiten mit
78
der Nulläquivalenz lässt sich dadurch erklären, dass sie zu den kulturspezifischen
Objekten, Realien oder Erscheinungen gehören.
79
Fazit:
In der vorliegenden Masterarbeit wurden phraseologische Einheiten mit einer
Hydro- und hydrophytischen Komponente analysiert und klassifiziert. Eine besondere
Rolle dabei hat die Analyse des Konzeptes Wasser in der deutschen und der russischen
Kulturen gespielt, die im ersten theoretischen Kapitel angegeben wurde. Das
lingualukturologische Konzept “Wasser” ist ein multidimensionaler Begriff, der in sich
begriffliche, bildliche und wertmäßige Charakteristiken enthält. Dieses Konzept ist
eines der ältesten und wichtigsten Konzepte, das eine zentrale Rolle in der nationalen
Konzeptenspheren verschiedener Sprachen spielt. Es lässt sich festzustellen, dass das
Konzept „Wasser“ ein komplizierter Begriff ist. Folgende Komponenten des Begriffs
können im Sprachbewusstsein der Deutschen und der Russen genannt werden:
1.
Die begriffliche Komponente – der Hauptbestandteil des Konzeptes
ist eine Flüssigkeit, die verschiedene qualitative, funktionale, physische und
chemische Charakteristiken hat. Außerdem wird das Wasser als eine Summe der
Einheiten betrachtet, die metonymisch oder metaphorisch mit dem Hauptelement
verbunden sind.
2.
Substanz
Die bildliche Komponente – das Wasser wird als eine aktive
betrachtet,
aus
deren neue
Bilder
durch den Prozess
der
Methapherisierung entstehen.
3.
Die wertmäßige Komponente – das Wasser wird positiv als eine
wichtige, lebensnotwendige Substanz, ein untrennbarer Teil des geographischen
Gebiets bewertet; negativ wird das Wasser als eine gefährliche Naturkraft
betrachtet.
Das Konzept Wasser hat einen komplexen Inhalt und kann als eine Summe der
konzeptuellen Elemente betrachtet wird. Die komparative Untersuchung des Konzeptes
„Wasser“ ist zukunftsweisend.
80
Als die linguakulturologische Analyse der deutschen und der russischen
phraseologischen Einheiten gezeigt hat, wird das Konzept Wasser durch folgende Bilder
realisiert:
1. Wasser als Flüssigkeit, die eine wichtige Voraussetzung für alles Lebendige ist.
2. Wasser als Element der Natur, eine Wasserfläche, die dem festen Land
entgegengesetzt werden kann.
3. Wasser als Zeitlauf.
Phraseologische Einheiten können entweder positive oder negative Konnotation
haben. Das ist davon abhängig, wie unterschiedlich Charakteristiken vom Wasser
interpretiert sind. Es wurde auch eine Klassifikation der kulturbezogenen Faktoren der
Wasserwahrnehmung vorgeschlagen.
Im zweiten praktischen Kapitel wurden verschiedene phraseologische Einheiten
mit den Hydro- und hydrophytischen Komponenten analysiert. Es ist festzustellen, dass
zu der größten Gruppe der phraseologischen Einheiten mit einer Hydro- oder
hydrophytischen Komponente die Phraseme gehören, die als Komponente Wasser
haben. Es ist dadurch zu erklären, dass das Wasser ein umfangreiches Konzept in allen
Kulturen ist, dass mit dem menschlichen Dasein untrennbar verbunden ist. Es lässt sich
entnehmen, dass das Konzept Wasser eine Universalie in verschiedenen Kulturen ist,
denn die phraseologischen Einheiten mit der Volläquivalenz und der phraseologischen
Parallelität gehören zu den zwei größten Gruppen der analysierten phraseologischen
Einheiten. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Phraseme des biblischen Ursprungs in
allen Sprachen universell sind, denn sie aus einer Quelle stammen, dadurch kann man
die Volläquivalenz solcher phraseologischen Einheiten erklären. Während der Analyse
wurde eine
Klassifikation der phraseologischen Einheiten mit Hydro- und
hydrophytischen Komponenten nach Bestandkomponenten zusammengestellt.
Die Ergebnisse dieser Studie können für die weitere kontrastive Analyse der
kulturell spezifischen Besonderheiten der russischen und deutschen Phraseme mit einer
81
Hydro- und hydrophytischen Komponente verwendet werden. Ein weiterer Ausblick der
Forschung ist mit der Analyse des pragmalinguistischen Potenzials der genannten
Phraseme im Deutschen und im Russischen, auch kontrastiv, möglich.
82
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