STAATLICHE UNIVERSITÄT SANKT PETERSBURG
Philologische Fakultät
Lehrstuhl für Deutsche Philologie
Darja Markovna Scheveleva
Linguopragmatische Aspekte politischer Werbung in Deutschland:
vergleichende Analyse der Wahlkampagnen 2005 und 2013
Лингвопрагматическая характеристика немецкой политической рекламы:
сравнительный анализ предвыборной кампании 2005 и 2013 гг.
MASTERARBEIT
Fachrichtung: 45.04.02 LINGUISTIK
Masterstudiengang: «Theorie und Praxis verbaler Kommunikation»
Wissenschaftliche Betreuerin:
Dr. Phil. Irina Evgenjevna Jesan
Sankt Petersburg
2016
Einleitung..................................................................................................................... 4
Kapitel I. Linguopragmatische Charakteristik der Wahlwerbung und
Wahlkampftextsorten..................................................................................................8
§ 1. Sprache und Politik. Problemstellungen und Forschungsstand.......................... 8
§ 2. Wahlkampagnen und Wahlkampfsprache. Wahlwerbung...................................9
2.1. Wahlkampfsprache im Bundestagswahlkampf 2005.......................................9
2.2. Wahlkampfsprache im Bundestagswahlkampf 2013.....................................11
§ 3. Textsorten im Kommunikationsbereich Politik.................................................12
3.1.Linguistischer Hintergrund. Klassifikationen von Textsorten im politischen
Bereich.................................................................................................................. 12
3.2.Klassifikationskriterien und Beschreibungskategorien...................................14
3.3.Von Parteien emittierte Textsorten.................................................................. 16
3.4.Wahlmanifest bzw. Wahlprogramm als wählergerichtete Wahlkampftextsorte20
3.4.1. Adressatenbezogenheit............................................................................. 20
3.5.Die Textstrategie der Textsorte Wahlmanifest bzw. Wahlprogramm..............22
§ 4. Der politische Wortschatz..................................................................................28
4.1. Das Schlagwort, seine Funktionen und Struktur............................................32
4.2. Bedeutung und Struktur von Stigma- und Fahnenwörtern............................35
Fazit des 1. Kapitels...................................................................................................38
Kapitel II. Linguistische Analyse der Textsorte Wahlmanifest bzw. Wahlprogramm
..................................................................................................................................... 40
§1. Struktureller Aufbau und die wichtigsten Themenbereiche...............................40
1.1. Das Wahlmanifest SPD 2005......................................................................... 40
1.2. Das Wahlprogramm CDU/CSU 2005............................................................ 43
2
1.3. Das Wahlprogramm SPD 2013-2017............................................................. 46
1.4. Das Wahlprogramm CDU/CSU 2013-2017................................................... 50
§2. Linguistische Besonderheiten der politischen Werbung in Wahlmanifesten und
Wahlprorammen....................................................................................................... 54
2.1. Syntax und Satzarten......................................................................................54
2.1.1. Ellipsen..................................................................................................... 56
2.1.2. Gebrauch des Futurs I............................................................................... 58
2.1.3. Gebrauch der Modalverben.......................................................................60
2.1.4. Anrede in der politischen Werbung...........................................................61
2.2. P ol i t i s che Wahl wer bung und der Wor t s chat zgebr auch i n der
Textsorte Wahlmanifest bzw. Wahlprogramm......................................................62
2.2.1. Gebrauch von Schlagwörtern: Fahnen- und Stigmawörter......................62
2.2.2. Fremdwörter und das Kriterium der Adressatenbezogenheit...................66
2.3. Annäherung an den Begriff Metapher und ihr Gebrauch in der politischen
Werbung................................................................................................................ 72
Fazit des 2. Kapitels...................................................................................................76
Zusammenfassung..................................................................................................... 78
Literaturverzeichnis.................................................................................................. 81
3
Einleitung
Die Parteien veröffentlichen vor den Wahlen auf den Bundes-, Landes-, und
Kommunalebenen ein Wahlprogramm bzw. ein Wahlmanifest, das das Politikangebot
der jeweiligen Partei für die Wähler ist. Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen die
Wa h l m a n i f e s t e d e r P a r t e i e n , d i e a l s „ d a s T h e m e n m a n a g e m e n t d e s
Programmwahlkampfes“ (Korte, 2003: 122) bezeichnet werden können und die im
Allgemeinen „handlungsorientiert, zeitlich begrenzt und relativ umfassend“ sind
(Klingemann, 1989: 99). Der Begriff Wahlmanifest wird als „ein Dokument, das über
Charakter und Ziele einer politischen Gruppe, Partei oder Bewegung Aufschluss geben
soll“ (Stammen, 1986: 17) verstanden. „Die Programmatik ist ein konstitutives Merkmal
politischer Parteien und die Partei gewinnt und sichert dadurch ihre politische Identität“
(Klingemann, 1989: 99). Klingemann kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Wähler
durch die Wahlmanifeste über die Zielsetzungen und Positionen der unterschiedlichen
Parteien in verschiedenen Politikfeldern informieren. In den Wahlmanifesten werden
Schwerpunktthemen gesetzt und Maßnahmen vorgeschlagen, die im Falle eines
Wahlsieges umgesetzt werden sollen.
Der Begriff „Wahlprogramm“/„Wahlmanifest“ erfüllt zwei Funktionen: „Die
Manifeste der Parteien haben einerseits die Aufgabe, nach außen zu wirken und
andererseits die Funktion, das innere Gefüge der Parteien zu gestalten“ (Stammen, 1986:
17).
Das Wahlprogramm trägt deshalb zur Verständigung über Ziele innerhalb der
Partei bei. Da wie der Autor feststellt, setzt die Entstehung der Wahlmanifeste einen
4
Prozess innerhalb der Parteien voraus. Die Entwürfe der Wahlprogramme bzw.
Wahlmanifeste werden schließlich in den Parteien erarbeitet.
Die Wahlprogramme bzw. Wahlmanifeste der Parteien sind seit Langem
Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung. Schon 1975 wurden sie von
Wissenschaftlern mit Hilfe von qualitativen und quantitativen Methoden analysiert.
Die Untersuchungen von Hans-Dieter Klingemann (1989), Dieter Felbick (1991),
Gisela Harras (1991), Armin Burkhard (1996), G.W. Baeva (2000), Jörg Kilian (2003),
S.A. Tschubaj (2003), Walther Dieckmann (2005), Josef Klein (2005), W.E.
Tschernjavskaja (2012), Bettina Bock (2013), Melani Schröter (2014) und Thomas
Niehr (2014) thematisieren die wahlprogrammatischen Positionen der Parteien auf den
unterschiedlichen politischen Ebenen, die zeitspezifischen Gemeinsamkeiten der
Wahlmanifeste und die ideologischen Unterschiede der Parteien untersuchen. Diese
Inhaltsanalysen sind besonders hilfreich, um die ideologischen Grundpositionen der
Parteien zu verstehen.
Nach Th. Niehr trägt die Sprache in der Öffentlichkeit zur Konsensbildung bei. Er
spricht deshalb von einem sprachlichen „Konsensbildungs-Verfahren“, in dem sich
prinzipiell alle Gesellschaftsmitglieder über die praktischen Fragen der gemeinsamen
Lebensgestaltung einigen. Im Fokus dieser Diskussionen stehen alle Texte, die
thematisch zu diesem Sprachgebrauch gehören. Zu dieser Art von Texten zählen
Zeitungstexte, Parteiprogramme, Wahlmanifeste, Wahlprogramme, Bundestagsdebatten
und Texte im Internet zu öffentlich relevanten Themen.
Dank der rasanten Entwicklung der Politolinguistik wurden in den letzten
Jahrzehnten eine Reihe interessanter Ansätze entwickelt, die es erlauben, die Debatten,
mit denen wir täglich konfrontieren, zu untersuchen.
Ziel dieser Arbeit ist es, eine inhaltsbezogene und vergleichende Analyse der
Wahlkampfsprache in den Bundestagswahlkämpfen 2005 und 2013 durchzuführen. Die
5
Wahlkampfsprache soll dabei aus linguopragmatischer Sicht betrachtet werden. Gemäß
unserer Zielsetzung ergeben sich folgende Aufgaben:
-
Sichtung der Literatur, die dem Thema „Sprache der Politik“ gewidmet ist
-
Definition des Begriffs „Wahlwerbung“ und Analyse ihrer Stellung im
Kommunikationsbereich Politik
-
Analyse des Wahlmanifests bzw. Wahlprogramms als wählergerichteter
Wahlkampftextsorte
-
Sprachliche Analyse der Wahlmanifeste bzw. Wahlprogramme:
Linguistische Charakteristik von Wahlmanifesten bzw. Wahlprogrammen in
Bezug auf die periphere Stellung dieser Textsorte im Bereich der politischen Werbung
Beschreibung von Funktionen politischer Sprache am Beispiel des
Wahlmanifests und Wahlprogramms
Vergleichende Analyse von Themenbereichen in den Wahlmanifesten bzw.
Wahlprogrammen in den Bundestagswahlkämpfen 2005 und 2013
Analyse von Schlagwörtern und ihre Einteilung in Fahnen- und
Stigmawörter
Untersuchung der pragmatischen Kategorie der Adressatenbezogenheit
Syntaktische Analyse der wählergerichteten Textsorte
Analyse des Metapherngebrauchs in Wahlmanifesten und Wahlprogrammen
Die Herausarbeitung von sprachlichen Besonderheiten der Textsorte
„Wahlmanifest“ bzw. „Wahlprogramm“
Da das Ziel dieser Arbeit eine linguopragmatische Analyse der Textsorte
„Wahlmanifest bzw. Wahlprogramm“ ist, bietet sich die Verwendung der deskriptiven
(beschreibenden) Methode an. Diese Methode zeichnet sich dadurch aus, dass man das
Material sammelt, interpretiert und einer komplexen lingoupragmatischen Analyse
unterzieht.
Als Material dieser Forschung wurden die Wahlmanifeste der beiden großen
deutschen Volksparteien, der CDU und der SPD, die in der Zeit von 2005 bis 2013
herausgegeben wurden, gewählt. Die Zahl der sprachlichen Zeichen beträgt 374 400.
6
Dass hier zum ersten Mal eine vergleichende linguopragmatische Analyse der
Textsorte „Wahlmanifest“ bzw. „Wahlprogramm“ unternommen wird, zeigt, wie
notwendig diese Forschung ist. Das vorgeschlagene Thema ist heute aktuell, weil in den
entsprechenden Bereichen der Sprachwissenschaft bis jetzt grundsätzliche Arbeiten
fehlen, die die Besonderheiten der Textsorte „Wahlmanifest“ bzw. „Wahlprogramm“ auf
den verschiedenen sprachlichen Ebenen systematisch beschreiben.
Die vorliegende Masterarbeit besteht aus der Einleitung, zwei Kapiteln, der
Zusammenfassung und dem Literaturverzeichnis. Außerdem werden die einzelnen
Kapitel jeweils mit einem Fazit abgeschlossen.
In der Einleitung der Masterarbeit werden das Thema, das Problemfeld, das
empirische Material sowie die allgemeine Struktur der Arbeit vorgestellt. Der Einleitung
folgt das erste Kapitel, das theoretische Fragen und Begriffe enthält. Im ersten Kapitel
„Die linguopragmatische Charakteristik von Wahlwerbung und Wahlkampftextsorten“
werden sprachwissenschaftliche Arbeiten nach der Forschung der Wahlwerbung
verallgemeinert. Außerdem wird in diesem Kapitel eine Definition der Textsorte
„Wahlmanifest“ bzw. „Wahlprogramm“ versucht und ihre Funktionen analysiert. Es
werden auch Klassifikationskriterien und Beschreibungskategorien von politischen
Textsorten vorgestellt.
Das zweite Kapitel „Linguopragmatische Analyse von Wahlmanifesten bzw.
Wahlprogrammen“ ist der Analyse der Textsorte „Wahlmanifest bzw. Wahlprogramm“
aus dem der Masterarbeit zugrundeliegenden Stoff gewidmet. In diesem Kapitel werden
sprachliche Mittel von Wahlmanifesten untersucht und ihre Verwendungsgründe erklärt.
Es wird die Struktur für die Analyse der sprachlichen Besonderheiten der Wahlmanifeste
bzw. Wahlprogramme ausgearbeitet.
Die Arbeit schließen Zusammenfassung und Literaturverzeichnis ab. In der
Zusammenfassung werden Schlussfolgerungen bezüglich der Struktur und Funktion von
7
Wahlprogrammen bzw. Wahlmanifesten als Textsorten im Kommunikationsbereich
Politik gezogen.
Am Beispiel des Wahlmanifests wird gezeigt, wie aktuell die Forschungen zur
Rolle der Wahlwerbung sind. Aus textpragmatischer Perspektive gehören Wahlmanifeste
zur Textklasse der Appelltexte. In vielen Wahlmanifesten wird der Appell in den
einleitenden und den abschließenden Textpassagen umgesetzt. In der textlinguistischen
Forschung wird dem Wahlmanifest stellenweise außerdem eine informative Funktion
zugesprochen. In der kommunikativen Praxis können Wahlmanifeste tatsächlich auch als
Programminformation dienen. Wegen der offenbar vorhandenen Informativität bei
gleichzeitigem Appellcharakter wird auch eine „informativ-persuasive“ Funktion als
vorherrschende Textfunktion der Textsorte „Wahlmanifest“ angenommen.
Kapitel I. Linguopragmatische Charakteristik der Wahlwerbung und
Wahlkampftextsorten
§ 1. Sprache und Politik. Problemstellungen und Forschungsstand
Sprache dient den politisch handelnden und argumentierenden Personen dazu, im
„Medium der Öffentlichkeit Zustimmungsbereitschaften zu erzeugen“ (Lübbe 1975:
107). Wenn man politische Sprache in diesem Sinne auffasst, dann wird ihre
Verwandtschaft zur Werbesprache deutlich. Von besonderer Wichtigkeit ist dabei, dass
man sich von der Vorstellung verabschiedet, Sprache diene in erster Linie der
Informationsübermittlung.
Bereits an dem bekannten Modell sprachlicher Funktionen von Karl Bühler lassen
sich verschiedene Grundfunktionen von Sprache ablesen. Für politische Sprache ist
dabei die Appellfunktion von besonderer Bedeutung. Diese Funktion politischer Sprache
wird aber als „manipulativ“ abgewertet.
Zu Recht merkt Kilian an, dass es eine unzulässige Verkürzung wäre, politische
Sprache auf den Kampf um Machterhalt, auf Manipulation und Propaganda zu
8
reduzieren, mithin der politischen Sprache die Funktion der Darstellung abzusprechen.
Hilfreich ist eine differenzierte Betrachtung des Politik-Begriffs, die zwischen System,
politischen Prozessen und verschiedenen Politikfeldern unterscheidet (Klein 1998: 194).
Insbesondere für die politischen Prozesse, in denen es um die Durchsetzung von
Interessen geht, ist ein strategischer Sprachgebrauch von zentraler Bedeutung. Dies gilt
allerdings weniger für die politische Sprache, die mit dem politischen System in
Verbindung steht.
Betrachtet man den politischen Sprachgebrauch in Wahlkämpfen, so sieht man
recht deutlich, dass die politisch Handelnden sich häufig einer wertenden Sprache
bedienen, um den eigenen Standpunkt zu legitimieren, den des Gegners zu
delegitimieren oder mindestens abzuwerten:
„Politischem Handeln und Sprechen liegen vielfältige Interessen zugrunde, die die
Handlungs- und Sprechhandlungsintentionen determinieren. In demokratischpluralistischen Systemen ist politische Kommunikation vom Widerstreit der Interessen,
Meinungen und Weltanschauungen geprägt, der sich bis in die Lexik und deren
ideologisch gegensätzliche Verwendung hinein auswirkt. Insofern politisches Sprechen
notwendigerweise parteilich und bedient sich ideologisch wertende Sprachformen“
(Burkhard 2003: 120).
„Es geht darum, über die Wünschbarkeit und Verwirklichbarkeit von Vorschlägen
und Plänen zu befinden und zu ihre Durchsetzung Unterstützung zu suchen. Die Sorge,
dass Emotionen den Sachverhalt verunklären und das Ergebnis nicht Überzeugung,
sondern Verführung sei, ist berechtigt, muss sich aber genauso auf die intellektuellen
Mittel beziehen. Auch die Information und die deutende Verarbeitung ist parteiisch“
(Dieckmann 1975: 99).
In diesem Zusammenhang muss außerdem an die realitätskonstituierende
Funktion von Sprache erinnert werden. Einen direkten Zugang zur Realität haben wir
nicht, sondern nur vermittels unserer Sprache. Mit den Ausdrücken unserer Sprache
9
bezeichnen wir die Dinge in der Welt. Man darf sich dieses Verhältnis von Dingen in der
Welt und Ausdrücken allerdings nicht als eine eindeutige Zuordnung von Dingen und
Ausdrücken vorstellen. Vielmehr haben wir meist Bezeichnungsalternativen zur
Verfügeng. Sie unterscheiden sich oft durch die ihnen inhärente Wertungskomponente.
Eine Entscheidung über die Angemessenheit oder Nicht-Angemessenheit von
Ausdrücken lässt sich zwar argumentativ begründen, letztlich ist sie ein Reflex auf die
Sicht der Sprecher.
§ 2. Wahlkampagnen und Wahlkampfsprache. Wahlwerbung
2.1. Wahlkampfsprache im Bundestagswahlkampf 2005
„Der Wahlkampf für die Bundestagswahl am 18. September 2005 ist ein
augenfälliges Beispiel dafür, dass sich im Wahlkampf Darstellung, Wahrnehmung und
vielfach auch Substanz von Politik nicht unerheblich von dem unterscheiden, was vorher
und nachher der Fall ist“ (Klein, 2005:3). Um diese Eigenart des Wahlkampfs zu
verstehen ist es notwendig genau zu untersuchen, was in einer solchen Situation auf der
Ebene des Semiotischen geschieht. Untersucht muss dafür die Bedeutung einerseits
sprachlicher, andererseits visueller Elemente politischer Texte (dort spielt Sprachliches
die erste und Visuelles die zweite Hauptrolle). Politischen Botschaften können durch
reine Sprachtexte vermittelt werden. Der Interaktionsrahmen Wahlkampf generiert
etliche eigene Textsorten, Redetypen, Hörfunk- und TV-Formate bzw.
wahlkampfspezifische Ausprägungen allgemeinerer Typen. Vor allem betont Klein eine
spezifische Art dichter Intertextualität und Intermedialität, was mit dem
Kampagnencharakter von Wahlkämpfen zu tun hat (vgl. Radunski 1980; Klein 1991).
Bei Sprüchen und Wörtern findet im Vergleich zu den Verhältnissen außerhalb von
Wahlkampfzeiten, die in Parteien durch wenig strukturierte Vielfalt, durch Ressort- und
Flügelkonkurrenz gekennzeichnet sind, eine rigide Konzentration auf wenige Slogans
und Schlagwörter statt, die mit hoher Aufdringlichkeit propagiert werden.
10
Für die CDU/CSU bedeutete der Wahlkampf sowohl in programmatischer als
auch in personeller Hinsicht keine Zäsur. Dass Angela Merkel 2006 als erste Frau für
das Amt des Bundeskanzlers kandidieren würde, war innerhalb der CDU/CSU
keineswegs unumstritten. Kanzlerkandidatin war keineswegs ausgemacht. Aber die
Situation, schon 2005 im Wahlkampf zu stehen, zwang zur schnellen Entscheidung
(Burckhard 2006:13).
Die CDU/CSU führte den Bundestagswahlkampf 2005 als Lagerwahlkampf, mit
der FDP „als vermeintlichem Juniorpartner in einer kommenden Bundesregierung“
(Klein 2005:4).
Die CDU/CSU hat sich auf der Ebene der Sachthemen auf das Thema Arbeit unter
dem Slogan „Vorfahrt für Arbeit“ konzentriert. Aus den Verbindungen zwischen diesem
zentralen Motto und anderen Schlagwörtern und Slogans bestand der CDU-Wahlkampf.
Das schwache Wahlergebnis für die CDU/CSU führt man nicht zuletzt auf einen
geringen Konkretisierungsgrad der Vorschläge zurück.
Für die SPD bedeutete der Bundestagswahlkampf 2005 eine deutliche
Akzentverschiebung gegenüber dem, was sie zuvor als ihre Politik dargestellt hatte eine Akzentverschiebung, die bei den Schröderianern eher wahltaktisch, auf der linken
Seite des SPD-internen Spektrums indes substanziell gemeint war. Bundeskanzler
Schröder hatte sein Reformprogramm Agenda 2010 trotz Wahlniederlagen mit Härte und
Zähigkeit verfolgt. Es enthielt neben Impulsen zur Stärkung privater und öffentlicher
Investitionen in den Kernbereichen der sozialen Sicherung (gesetzliche
Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung und Rentenversicherung)
Neujustierungen, die von den Gegnern als Paradigmenwechsel verstanden wurden
(Niehr 2014:36).
11
2.2.
Wahlkampfsprache im Bundestagswahlkampf 2013
„Wahlkämpfe können als Phasen einer verdichteten Politik aufgefasst werden,
denn in ihnen spitzen sich die Positionskämpfe der Parteien, die täglich stattfinden, auf
einen ganz bestimmten, relativ kurzen Zeitraum zu. In ihnen werden Themen und
Personen fokussiert; die Akteure konzentrieren sich u.a. auf prägnante, kurze Slogans
oder Schlagwörter“ (Hüpper/Spieß 2005:3). Dieser Zeitraum des Wahlkampfes ist
dadurch bestimmt, dass die Parteien Regierungsmacht erlangen oder aber beibehalten
wollen, wozu es sprachlicher Strategien bedarf. Sprachliche Strategien stehen dabei
immer im Zusammenhang mit nicht-sprachlichen Strategien (z.B. Bildern, Musik etc.).
Bestimmt wurde der Wahlkampf durch klassische Kommunikationsformate (Plakate,
Werbespots etc.). Zwar kamen auch neue Textsorten wie z.B. Slideshows im Web 2.0
hinzu, aber einige relativ neue Kommunikationsformate wie Chats und Kandidatenblogs
wurden relativ schnell wieder verdrängt, wie Diekmannshenke konstatiert
(Hüpper/Spieß 2005:4).
Die sprachliche Strategie der CDU wich 2013 deutlich von vorangegangenen
Wahlkämpfen ab, so Klein. Es ist auffällig, dass die CDU nicht an einem Streit um
politische Konzepte, der sich u.a. in einer Debatte über Begriffe zeigen kann, interessiert
war, sondern eine „Deeskalationsstrategie" verfolgte. Merkels Kandidatur verlangte
nicht nach einer Abgrenzung zur Politik der vergangenen Legislaturperiode. Vielmehr
bedurfte es der Hervorhebung der positiven Regierungsleistungen, was sich in Slogans
wie „Deutschland ist stark. Und soll es bleiben“ oder „Weil jeder zählt“ das Ganze im
Blick zeigte. Die CDU musste sich aufgrund der knapp prognostizierten
Regierungsmehrheiten alle Möglichkeiten der Koalition offenhalten, so dass es keinen
auf Dissens gerichteten Lagerwahlkampf geben konnte.
§ 3. Textsorten im Kommunikationsbereich Politik
Für den Kommunikationsbereich Politik sind viele Textsorten wichtig. Diese
müssen situationsangemessen verwendet werden. „Textsorten“ sind konventionell
12
geltende Muster für komplexe sprachliche Handlungen, wobei schriftliche als auch
mündliche Texte im Kommunikationsbereich Politik in Frage kommen (z. B.
Regierungserklärung, Parteiprogramm, politische Rede). Hinzu kommen sogenannte
„Interaktionsformate“, die gesprächsorientiert sind und alle Formen mündlicher
Interaktion innerhalb des Kommunikationsbereichs Politik umfassen (z. B. Interview,
politische Talkshow, Pressekonferenz).
3.1. Linguistischer Hintergrund. Klassifikationen von Textsorten im
politischen Bereich
In dieser Masterarbeit wurde ein Textsortenbegriff von Brinker gewählt, der
lautet: „Textsorten sind konventionell geltende Muster für komplexe sprachliche
Handlungen und lassen sich jeweils als typische Verbindungen von kontextuellen,
kommunikativ-funktionalen und strukturellen Merkmalen beschreiben“ (Brinker
1988:124).
Als Texte werden mündliche und schriftliche Sprachgebilde verstanden, die einen
Emittenten als für den Text Verantwortlichen zugerechnet werden (zum Begriff Emittent
vgl. Glinz 1977:17). Den meisten politischen Textsorten ist eine primäre
Adressatenorientierung eigen. Dieselbe Textsorte kann unterschiedliche kommunikative
Funktionen erfüllen (vgl. Kühn 1995:25).
Um eine Ordnung in die Menge an Texttypen zu bekommen, können diese nach
bestimmten Kriterien klassifiziert werden. Für politische Texttypen bietet sich eine
Klassifikation nach den jeweiligen Textproduzenten an (vgl. hierzu Klein 2000). Als
Produzenten von politischen Texttypen kommen in Frage:
-
Parlamente und parlamentähnliche Versammlungen (z. B. Verfassung,
Gesetz, Geschäftsordnung)
-
Regierungen (z.B. Staatsvertrag, Regierungsbericht)
-
Parteien (z.B. Wahlplakat, Parteiprogramm, Koalitionsvertrag)
13
-
Politiker (z.B. Rücktrittserklärung, Zwischenruf, Wahlrede, Gedenkrede)
-
Bürger, Presse, Verbände (z.B. Pressekommentar, Volksbegehren,
Memorandum)
Außerdem können Texttypen nach Funktion, Inhalt und charakteristischen
sprachlichen Mitteln bestimmt werden. Das Personalpronomen wir kommt gehäuft vor,
da mit wir Gemeinsamkeit zum Ausdruck gebracht wird und der Redner mit dem
Publikum zu einer Einheit verschmilzt.
Die mündlichen Interaktionsformate lassen sich im Wesentlichen in drei größere
Sprechhandlungsmuster einteilen (vgl. hierzu Klein 2001):
-
Diskussion- und Debattenformate (z.B. Plenardebatte, politische Talkshow)
-
Verhandlungsformate (z.B. Konferenz, Koalitionsverhandlung)
-
Frage-Antwort-Formate (Parlamentarische Befragung, Anhörung)
Wegen der Vielzahl politischer Textsorten, ist es kaum möglich in der Forschung
alle detailliert zu behandeln. Klein unterscheidet drei Beschreibungstypen:
1.
Die detaillierte Einzelbeschreibung unter Heranziehung aller oben
vorgestellten Kategorien
2.
Die knappe Einzelbeschreibung auf der Basis der Kernkategorien Emittent,
Adressat, Grundfunktion
3.
Die Erläuterung mehrerer Textsorten im Verbund (Klein 2001: 34), das
heißt, Klein schlägt vor, die Textsorten zunächst in Textsorten-Klassen
zusammenzufassen und dann exemplarisch je eine Textsorte daraus zu untersuchen. In
jeder Textsorten-Klasse wird eine Textsorte, die für das politische System und für den
politischen Prozess, detailliert beschrieben:
-
Verfassung
-
Staatsvertrag
-
Wahlspot
-
Wahlprogramm
14
-
Debattenrede
-
Protestresolution
3.2. Klassifikationskriterien und Beschreibungskategorien
Sprachliches Handeln, das als bewusste und zielgerichtete Tätigkeit verstanden
wird, bedient sich unterschiedlicher Wörter. Diese entfalten ihre Bedeutung nicht
isoliert, sondern innerhalb von Texten. Wörter im Gebrauch finden sich immer in
Texten, deshalb ist die Betrachtung der Textebene für die Politolinguistik unerlässlich:
„Der Text ist die primäre sprachliche Handlungseinheit, in der sich Sprachverwendung
in der Politik vollzieht“ (Girnth 2002: 72).
Für die Existenz politischer Textsorten gibt es alltagssprachlich deutliche
Hinweise. So sprechen wir von Parlamentsreden, Parteiprogrammen, Wahlmanifesten
oder Regierungserklärungen und setzen damit das Vorhandensein entsprechender
Textsorten voraus.
Vor diesem Hintergrund gewinnt der Versuch an Plausibilität, Texte aus der
Sphäre der Politik zu Textsorten zu bündeln, die sich aufgrund von speziellen
Merkmalen ergeben. Den Versuch, Textsorten im Bereich politischer Institutionen zu
beschreiben, hat Klein (2000) vorgelegt.
Zentrale Kategorien zur Klassifikation von Textsorten sind nach Klein Emittent,
Adressat und kommunikative Grundfunktion. Mit Hilfe von grammatischen,
thematischen und lexikalischen Kategorien beschreibt Klein 74 Textsorten von der
Abgeordnetenfrage bis zum Zwischenruf.
Emittenten verbinden mit ihren Äußerungen immer eine bestimmte
Kommunikationsabsicht. Texte haben dementsprechend die Funktion, die
Kommunikationsabsicht des Emittenten „mit bestimmten, konventionell geltenden, d.h.
in der Kommunikationsgemeinschaft verbindlich festgelegten Mitteln“ (Brinker 1992:
93) auszudrücken.
15
Hauptkriterium der Textsorten-Einteilung ist die Kategorie Emittent. Das kann
man durch folgende Gründe bestimmen: Politische Systeme unterscheiden sich in
Verteilung und Kontrolle von Macht. „Kommunikationstheoretisch gewendet, bedeutet
dies die Frage danach, wer unter welchen Bedingungen und in welchem Maße welchen
Adressaten gegenüber der Möglichkeit hat, adressatenbildende Textsorten mit direktivregulativer Grundfunktion und meinungsbetonte Textsorten mit evaluativ-appellativer
Grundfunktion zu emittieren“ (Niehr, 2013:155). Darum erfolgt die primäre Einteilung
der politischen Textsorte in dem Beitrag nach dem jeweiligen Emittenten und seiner
Rolle im politischen System.
Die Abhängigkeit des Textsortensystems vom politischen Systemstatus der
Emittenten wird deutlich, wenn man einen vergleichenden Blick auf Textsorten in
totalitären System wirft (Niehr, 2013: 155). Textsorten mit herrschaftskritischem Inhalt
sind hier von Sanktionen bedroht.
Moderne parlamentarische Demokratien zeichnen sich durch Gewaltenleitung aus.
Die damit verbundene Einrichtung selbständig agierender Gewalten (Legislative,
Exekutive, Judikative) spiegelt sich im Gebrauch unterschiedlicher Textsorten durch die
Vertreter der jeweiligen Gewalten wieder.
Das hohe Maß an Öffentlichkeit, das in modernen parlamentarischen Demokratie
herrscht, bedeutet, dass die Emittenten für ihre Texte zumindest potentiell mit einem
Rezipientenspektrum rechnen müssen. Dennoch haften den meisten politischen
Textsorten eine primäre Adressatenorientierung an, neben an weitere, sekundäre
Adressaten gedacht sein kann (vgl. Kühn 1995:121).
Es muss nochmal darauf hingewiesen werden, dass Als Klassifikationskriterien,
die von Th. Niehr herausgegliedert werden, die Kategorien Emittent, Adressat und
kommunikative Grundfunktion gleichzeitig zentrale Kategorien der TextsortenBeschreibung sind. Daneben müssen weitere pragmatische Kategorien wie thematische,
grammatische, lexikalische u.a. Kategorien hinzutreten. Die Zahl und der Art dieser
16
Kategorien hängt von der Tiefe und Genauigkeit der Textsorten-Beschreibung. Für die
detaillierte Beschreibung legt Niehr folgende Kriterien zugrunde:
Pragmatische Kategorien:
-
Emittent
-
Adressat
-
Textart
-
Grundfunktion
-
Texthandlungsmuster
Semantische Kategorien:
-
Thema
-
Lexik
Grammatische Kategorien:
-
Syntax
-
Verbkategorien
-
Personenbezug durch Personalformen
Rhetorische Kategorien:
-
Bauform
-
Themenentfaltung
-
Tropen
Die gleichzeitige Verwendung der meisten Kategorien ist kaum möglich. Das
hängt davon ab, ab es sich um eine schriftliche oder mündliche Textsorte geht, d.h. nach
der Textart, ob sie regulativ oder informativ ausgerichtet ist, d.h. nach ihrer
Grundfunktion, welche Themenspezifik, welche Lexik und welche Bauform sie besitzt,
ob in ihr bestimmte Verbkategorien und bestimmte Personalformen dominieren oder
fehlen.
Was die rhetorischen Kategorien anbetrifft, werden hier folgende sprachliche
Merkmale unterteilt.
17
Themenentfaltung: explikativ oder argumentativ. Bauform als äußere Gliederung,
die meistens zweistufig ist.
Die thematische Gliederung folgt dem Prinzip der Aufzählung.
Syntax: Nominalstil-Tendenz.
Verbkategorien: Indikativ Präsens, Futur, selten Vergangenheitstempora.
Personenbezug: zur Selbstbezeichnung der Partei entweder Personal- und PossessivPronomina der 1. Person Plural.
Lexik: wertende Lexeme in großer Zahl, darunter insbesondere Stigmawörter,
Vielfalt voluntativer Ausdrücken oder von Ausdrücken in voluntativer Leseart.
3.3.
Von Parteien emittierte Textsorten
„Textsorten legen wesentliche Anforderungen an ihre Gestaltung fest, denen sich
die Sprecher und Schreiber nicht entziehen können“ (Eroms 2008: 20). Textsorten setzen
also den Wahlfreiheiten Grenzen. Die Auswirkungen von Vertextungsstrategien in
Texten betreffen vor allem Stilwerte, die immer dann vorliegen, „wenn sich Varianten
finden lassen, deren spezifische Auswahl erklärt werden kann“ (Eroms 2008: 81).
Syntaktische und morphologische Stilelemente wie Infinitivkonstruktionen,
Nominalphrasen, der Imperativ oder das Präsens sind typisch für Vertextungsstrategien
in Gegenstands- und Vorgangsbeschreibungen und in bestimmten Texten mit bestimmter
Funktion zu erwarten. Auf die funktionalstilistischen, normativen Bedingungen soll im
folgenden Abschnitt eingegangen werden.
„Mit dem Konzept der Funktionalstile können Aussagen über die
unverwechselbaren Merkmale von Sprache in bestimmten Funktionsbereichen getroffen
werden. Nach Auffassung der Funktionalstilistik haben sich in gesellschaftlichen
Bereichen der Kommunikation je eigene Sprachgebrauchsbedingungen herausgebildet“
(Eroms 2008: 107). Die Sprachgebrauchsbedingungen führen zu Normen für eine
situationsadäquate und dem Kommunikationsbereich zweckentsprechende Wahl
18
sprachlicher Mittel. Funktionalstile können den funktionalen Teilsystemen moderner
Gesellschaften zugeordnet werden, und so lassen sich funktionalstilistische
Besonderheiten der Sprache der Wissenschaft, der Politik, des Rechts, der Medien, in
der Erziehung, der Religion (sakrale Sprache) oder der Kunst ausmachen. Die in die
Funktionalstile eingehenden Sprachverwendungsnormen sind Grammatik und Stil doch
nicht allein aus dem vorfindlichen Sprachgebrauch abzuleiten, sondern durch die
Kommunikationsrestriktionen der jeweiligen funktionalen Teilsysteme der Gesellschaft
bedingt. Diese Kommunikationsrestriktionen resultieren aus der Rationalität, der
Charakteristik der sozialen Systeme. Die Systemrationalität wird funktional
ausdifferenzierter Teilsysteme der Gesellschaft wie Recht, Politik, Wirtschaft, Religion,
Kunst, Erziehung oder Wissenschaft mit den Kategorien Funktion, Leistung, Medium,
Code, Programm beschrieben. Die Funktion eines Systems besteht darin, für ein
spezifisches Problem „funktional äquivalente Problemlösungen“ (Krause 2005: 151)
anzubieten. Während es die Funktion der Wissenschaft ist, neues wahres Wissen zu
erzeugen, besteht die Funktion der Wirtschaft in der Knappheitsminderung. Der Aspekt
Leistung sagt etwas über die Beziehungen von Systemen aus. Systeme stellen für andere
Systeme Leistungen zur Verfügung. So stellt die Wissenschaft Wissen für andere
Systeme der Gesellschaft (z. B. für die Medien) bereit.
Wahlkampftextsorten besitzen geringes Eigengewicht. Sie haben Stellenwert im
Rahmen des Gesamtkonzepts einer Wahlkampagne (vgl. Klein 1991: 260).
Beherrschende Prinzipien von Wahlkampagnen sind die Konzentration auf die
Kandidaten auf wenige Sachthemen sowie eine werbestrategisch mediale Distribution
(dazu und zum Folgenden Radunski 1980).
Wahlkampftextsorten haben folgende Kommunikationsfunktionen:
-
Auf die Wahl aufmerksam und sie zum öffentlichen Thema zu schenken
-
Die Hauptaussagen und Kandidaten möglichst günstig zu präsentieren
-
Parteimitglieder und -anhänger für den Wahlkampf zu mobilisieren.
19
Zu den von Parteien emittierten Textsorten zählt M. Schröter folgende:
-
Wahlprogramm
-
Wahlanzeige oder Wahlannonce
-
Wahlbroschüre, Wahlprospekt, Flugblatt
Als primär parteiintern gerichtete Textsorte ist für uns das Grundsatzprogramm
von großem Interesse. Weiter werden wir diese Textsorte ausführlicher betrachten.
Wahlprogramm stellt den Schrifttext mittleren oder größeren Umfangs dar und
konzentriert sich auf die Hauptthemen der Wahlkampagne. Es verknüpft mit
zielgruppenspezifisch ausgerichteten Sub- und Nebenthemen. Seine
Kommunikationsfunktionen:
-
Thematische Orientierungs- und Formulierungshilfe für Wahlkämpfer
-
Mobilisierungshilfe für die Parteibasis
-
Informationsquelle für Journalisten und interessierte Wähler
Die Wahlanzeige, die mit verbalen und schriftgraphischen Mitteln gestaltete
Werbe-Textsorte geringeren oder mittleren Umfangs in Printmedien.
Wahlbroschüre, Wahlprospekt oder Flugblatt heben auf materielles Format ab.
Bei Ballnuß und Klein haben Parteiprogramme mehrere Ausprägungen. Die
wichtigsten sind Grundsatzprogramme und Wahlprogramme. Daneben gibt es unter
Bezeichnungen wie „Aktionsprogramm“, „Manifest“, „Orientierungsrahmen“ u.ä.
Programme mittlerer Reichweite. Das sind vor allem Schrifttexte größeren Umfangs. Als
Emittent wird hier der Parteitag genutzt. Die Adressanten – Parteimitglieder,
Öffentlichkeit. Im Wahlmanifest bzw. Wahlprogramm wird das Thema der politischethischen Grundwerte und die durch sie begründeten Ziele und Handlungsabsichten in
dem für wichtig gehaltenen politischen Bereich hervorgehoben. Als Grundfunktion
bezeichnet man Orientierungsfunktion.
Indem die Partei sich auf der Basis breiter interner Diskussion zu ihren
Grundwerten bekennt,
20
-
formuliert sie ihr Selbstverständnis
-
gibt sie sich Orientierung für künftiges politisches Handeln
-
schafft sie sich eine Legimitationsgrundlage
-
Integriert sie verschiedene Parteiströmungen
-
schafft sie politisch-ideologische Identifikationsmöglichkeiten für
Mitglieder und Anhänger
-
profitiert sie sich im Verhältnis zur politischen Konkurrenz
-
wirbt sie für ihre Politik
-
macht sie ihren politischen Gestaltungsanspruch geltend
In der linguistischen Literatur ist die Unterscheidbarkeit vom Grundsatz und
Parteiprogrammen anhand der Funktion durchaus umstritten. So kritisiert Ballnuß die
Unterscheidbarkeit Meinung von Strauß (1986, 194), der auf eine Ausrichtung von
Grundsatzprogrammen auf die Partei, von Wahl- und Regierungsprogrammen auf die
Öffentlichkeit festmacht. Dieser Unterschied erklärt sie als „einer Überprüfung an der
Realität nicht stand“ (Ballnuß 1996: 37). Sie hält lediglich eine Untersuchung anhand
einer Selbstklassifikation für möglich.
„Die Bezeichnung „Parteiprogramm“ steht hier demnach als Oberbegriff für
verschiedene Formen von politischen Programmen, die Bezeichnung
„Grundsatzprogramm“ nur für die Programme, die von Parteien ausdrücklich als solche
genannt werden“ (Ballnuß 1996: 36).
Allerdings kann die Klassifizierung von Texten durch die Emittenten linguistisch
nicht in allen Fällen befriedigen. Denn bereits die von der CDU und SPD vergebenen
Textsortenbezeichnungen für ihre eigenen Wahlprogramme werfen natürlich Fragen auf.
Es bleibt zu klären, inwieweit die Selbstklassifikation der Texte durch die Autoren mit
einem linguistischen Textsortenanalyseübereinstimmen und in wie weit sich in den
Texten selbst Anhaltspunkte für eine Klassifizierung finden lassen.
21
3.4.
Wahlmanifest bzw. Wahlprogramm als wählergerichtete
Wahlkampftextsorte
Ein Wahlmanifest bzw. ein Wahlprogramm ist ein Instrument, denn in einem
solchen Manifest sind neue Bedeutung für Begriffe eingeführt oder alte werden
beibehalten, auf jeden Fall werden in einem solchen Manifest Begriffe und Bedeutungen
festgeschrieben. Ein Wahlmanifest ist auch ein Sprachnormierungsversuch.
Mit einem Wahlmanifest und einem Wahlprogramm legt sich eine Partei auf
gewisse Überzeugungen und Ziele fest und macht damit für sich, für ihre Funktionäre
und Mitglieder verbindlich. In zweiter Linie wird sich ein Wahlmanifest in seinen
Feststellungen und Forderungen auch danach richten, was politisch gerade
erfolgversprechend erscheint. Und besonders in den von ihr in ihrem Manifest
verwendeten Sprachmittel wird sie sich danach richten. Ein Wahlmanifest ist ein solcher
Sprachnormierungsversuch, der unter taktischen Gesichtspunkten erfolgt. Eben deshalb
kann man ein Wahlmanifest als Instrument, vielleicht sogar als Waffe, im politischen
Streit um Worte bezeichnen.
„Im Streit um Worte geht es nicht einfach um die Bedeutung der Wörter, insofern
sie die Realität beschreiben, sondern um die Bedeutung der Wörter, insofern sie Realität,
wie sie sein soll, postulieren und damit auch fordern, wie wir uns, in Bezug auf Realität
verhalten sollen. Beim Streit um Worte geht es nicht nur um die deskriptive, es geht
auch um ihre präskriptive Bedeutung, sondern auch um ihre deontische Bedeutung, wie
sie hier heißen soll“ (Wengeler 2005:176).
3.4.1. Adressatenbezogenheit
Mit diesem Begriff ist diejenige Bedeutungskomponente von Wörtern oder
Wendungen gemeint, dass wir in Bezug auf einen Gegenstand etwas nicht dürfen, dürfen
oder sollen.
22
Es ist zu vermuten, dass deontische Bedeutungen von Wörtern in einem
Wahlmanifest besonders wichtig sind. Denn jedes Wahlmanifest ist ja doch wohl – so
sagt es schon das Wort Manifest – vor allem eine Antwort auf die Frage „Was tun?“ In
jedem solchen Manifest sind Grundsetze für das künftige Handeln einer Partei
formuliert. In einem Manifest sagt eine Partei, was sie will. Zugleich wird aber in einem
Wahlmanifest dies Wollen auch begründet, so dass es zum Wesen eines Wahlmanifests
auch gehört, dass es sagt, was richtig und was falsch ist. Was wiederum heißt, dass ein
Wahlmanifest auch und vor allem sagt, was, weil es richtig ist, gewollt und getan werden
soll.
Woraus sich weiter ergibt, dass ein Wahlmanifest aus Sollens-Aussagen besteht.
Beschreibendes und Analytisches wird in einem Wahlmanifest auch zu finden sein, weil
die Imperative eines solchen Manifests zu begründen sind auch aus seiner Sicht der
Welt, wie sie ist, aus Einschätzung der Lage, wie sie einer Partei sich darstellt. Die
Beschreibung, was ist, wird aber in einem Wahlmanifest im Dienst der Argumentation
stehen für das, was sein soll. Ein Wahlmanifest ist nur sekundär und hilfsweise
deskriptiv, primär und präskriptiv. Es beschreibt zwar aber auch, vor allem aber
beschreibt es vor. So dass es in der Tat ist, dass in einem Wahlmanifest auch SollensBedeutungen, die deontische Bedeutung der Wörter wichtig ist, von denen es Gebrauch
macht.
Erscheinen Wörter vor allem in deskriptiven, deontisch-appellativ neutralen
Zusammenhängen, so wird ihre Bedeutung vor allem deskriptiv sein. Kommen dagegen
bestimmte Wörter in appellativ-deontischen Texten vor, dass wird ihre Bedeutung auch
deontisch-appellativ eingefärbt sein.
Paul Grice geht davon aus, dass menschliche Kommunikation kooperatives
Handeln sei. Grice hat diese Erwartungen in Kommunikationsmaximen gefasst (Grice
1979: 249):
1.
Maxime der Qualität
23
2.
Maxime der Quantität
3.
Maxime der Relation
4.
Maxime der Modalität
Die Kommunikationsmaximen sagen „was Gesprächsteilnehmer tun müssen, um
ein Gespräch möglichst effizient, rational und kooperativ zu führen – sie sollten sich
aufrichtig, relevant und klar ausdrücken und dabei hinreichende Informationen liefern“
(Livenson 2000: 112). Auf solche Weise lassen sie sich im Kooperationsprinzip: „Mache
deinen Gesprächsbeitrag jeweils so, wie es von dem akzeptierten Zweck oder
akzeptierten Richtung des Gesprächs, an dem du teilnimmst, gerade verlangt wird“
(Grice 1979: 248). Man kann diese Überlegungen auch im Hinblick auf das
Kooperationsprinzip so formulieren: Manchmal möchten wir nicht möglichst effizient,
rational und kooperativ kommunizieren. Dass dies so ist, verträgt sich sehr wohl mit der
Theorie der Kommunikationsmaximen.
Grice versteht diese nicht als Handlungsforderung, sondern geht mit seiner
Theorie der konversationellen Implikaturen davon aus „dass man vielmehr das Gesagte
so oft wie möglich so interpretiert, dass es den Maximen zumindest auf irgendeiner
Ebene entspricht“ (Levinson 2000: 113).
Vor dem Hintergrund der Überlegungen von Grice werden Strategien, die in der
politischen Kommunikation typischerweise eingesetzt werden. Den Versuch einer
Kategorisierung hat Josef Klein (1998b) unternommen. Seine Darstellung liegt den
folgenden Ausführungen zugrunde. Er unterscheidet zwischen Basis-, Kaschier- und
Konkurrenzstrategien im politischen Sprachgebrauch. Die Basisstrategien dienen dazu,
sich an den Präferenzen relevanter Adressatengruppen zu orientieren und die eigene
Position aufzuwerten. Mit dieser Aufwertung geht meist die Abwertung gegnerischer
Positionen. Diese Strategien dienen auch zur Anpassung an die massenmedialen
Erfordernisse.
24
Sprachlich lässt sich der Einsatz solcher Basisstrategien an der Verwendung von
Hochwertwörtern und entsprechenden Argumentationsfiguren ausmachen.
3.5.
Die Textstrategie der Textsorte Wahlmanifest bzw. Wahlprogramm
Aus textpragmatischer Perspektive gehören Wahlmanifeste zur Textklasse der
Appelltexte. In vielen Wahlmanifesten wird der Appell in einleitenden und
abschließenden Textpassagen thematisiert oder sogar sprachlich ausagiert und damit
direkt signalisiert:
„Mit unserem Programm möchten wir Ihnen in dieser schwierigen Zeit ein
Angebot machen für eine andere Politik. Wir wollen Sie von unseren Ideen überzeugen“
(Bündnis 90/Die Grünen 2013:11).
„Nutzen Sie Ihre Chance am 27. September. Wählen Sie die FDP“ (FDP 2013:
77).
In textlinguistischen Arbeiten wird Wahlmanifest stellenweise außerdem eine
informative Funktion zugesprochen. In der kommunikativen Praxis können
Wahlmanifeste tatsächlich auch als Programminformation für Journalisten,
„programminteressierte Wähler“ oder für Parteimitglieder dienen (vgl. Klein 2000:743).
Politiker sowie die Parteibasis am Wahlstand können Wissensbestände über das eigene
Programm wiederum zur Persuasion verwenden, so dass thematische Struktur und
sprachliche Ausprägung eines Wahlmanifests in anschließende Diskurse eingehen.
Wegen der offenbar vorhandenen Informativität bei gleichzeitigem Appellcharakter wird
auch eine „informativ-persuasive“ Funktion als vorherrschende Textfunktion der
Textsorte Wahlmanifest angenommen (vgl. Girnth 2002:40-41). Diese Funktion trägt der
Vermittlung von Programminformationen Rechnung, kann jedoch als spezifische
Ausprägung des Appells verstanden werden.
Die Textstrategie von Wahlmanifesten besteht darin, eine kollektive
Identitätskonstruktion mit einer fortlaufenden Werteorientierung und einer Doppelung
25
von textuellen Funktionsindikatoren zu verbinden. Die in Wahlmanifesten geleistete
kollektive Identitätskonstruktion bezieht sich auf die jeweils emittierende Partei als
Organisation. Dieser Teil der Textstrategie wird durch eine Vielzahl kommunikativer
Mittel konstituiert, von denen die Profilierung als dominantes Mittel hervorgehoben
werden soll: dass Parteien in Manifesten ein Profil entwickeln, indem sie auf ihre Ziele,
ihre vorangegangenen Leistungen, ihre Kompetenz und ihre Grundwerte verweisen,
liegt auf der Hand. An vielen Stellen wird dabei das Problematisieren als
kommunikatives Mittel der Profilierung vorangestellt.
Kommunikative Mittel werden hier in einer sich wiederholenden Weise
kombiniert: das in Sequenz geleistete Problematisieren bereitet die anschließende
Profilierung vor. Da auch die Lösung komplexer Probleme impliziert, findet außerdem
eine Aufwertung des Emittenten statt. Dabei stehen Lexeme, die die emittierende Partei
bezeichnen, in zentralen Syntagmen im Subjekt. Auch auf thematischer Ebene wird der
Emittent hervorgehoben, indem die thematische Struktur wie im Beispiel auf die Partei
und ihr Profil zuläuft. Insgesamt bildet die jeweilige Eigengruppe innerhalb der
Themenhierarchie von Wahlmanifesten den thematischen Kern, die Ressortthemen
hingegen bilden lediglich den Hintergrund, vor dem die Partei und ihr Profil als zentrale
Figur gestaltet werden. Diese Hierarchisierung ist ebenfalls ein kommunikatives Mittel
im Rahmen der Identitätskonstruktion. Als weiteres Mittel ist die Kollektivierung zu
nennen, die an der Textoberfläche durch Wiederholung des Parteinamens, vor allem aber
durch das in hoher Frequenz vorhandene Pronomen wir hervortritt, das sich in der
Frequenzanalyse (nach Ausschluss von Präpositionen und Artikeln) als das häufigste
Lexem der Textsorte erwiesen hat und die eigentlich komplexe Organisation Partei nach
außen homogenisiert. Zu beachten ist dabei allerdings, dass das kollektive wir als
inklusives wir gelten muss, sobald Parteimitglieder Wahlmanifeste lesen. Die
Konstruktion der Kollektividentität dient dann nicht nur der Darstellung nach außen,
sondern der personalen Identifikation der Mitglieder. Darüber hinaus kann eine noch
26
größere Gruppe, etwa die gesamte Bevölkerung, in das wir eingeschlossen werden. So
trägt das Wahlmanifest der CDU aus dem Jahr 2013 den Titel „Wir haben die Kraft“
(CDU 2013), wobei durch die schwarz-rot-goldene Unterlegung des wir deutlich wird,
dass das Pronomen gleichzeitig auf die Partei und auf die gesamte Bevölkerung
verweist. Der Rezipient wird so in ein Kollektiv inkludiert, das von der emittierenden
Partei ausgestaltet wird. Das Modalverb „wollen“ als zweithäufigstes Lexem tritt oft in
Verbindung mit dem kollektiven wir auf. An diesen Stellen wird die
Identitätskonstruktion durch den Verweis auf beabsichtigte Handlungen und
wünschenswerte Zustände konstituiert. Die damit verbundene Signalisierung einer
motivationalen Einstellung ist ein kommunikatives Mittel, das die Identitätskonstruktion
unterstützt und als indirekte Signalisierung des Appells gelesen werden muss. Im
Rahmen der Identitätskonstruktion sind außerdem kommunikative Mittel wirksam, die
zur Abgrenzung von Fremdgruppen, vor allem von konkurrierenden Parteien dienen. Die
der Wahlwerbung zugeschriebene „Polarisierung“ und die „Gegnerabwertung“ (Efing
2005:228) sollen hier als kommunikative Mittel verstanden werden, die
Identitätsbildung durch Abgrenzung betreiben. Diese Mittel strukturieren Teile der
untersuchten Texte auf allen Ebenen, spielen jedoch bei weitem nicht in allen
untersuchten Wahlmanifesten eine Rolle. Das im Jahr 2005 aus der Opposition heraus
entstandene Wahlmanifest der CDU verdeutlicht, in welchem Umfang sich Polarisierung
und Gegnerabwertung auf die grammatische und thematische Struktur sowie auf die
Textgliederung auswirken können. So besteht das Manifest durchgehend aus Passagen,
die abwechselnd die Überschriften „Wo stehen wir“ und „Was wir wollen“ tragen, wobei
unter der ersten Überschrift stets „das schwere Erbe von rot-grün“ (Efing 2005:229).
Dass Parteien eine Wertebasis aufzeigen, in der sie Grundwerte versuchen zu
okkupieren und gruppenspezifische Werte ausbilden, ist vielfach thematisiert worden
(Wengeler 2005:187). Aus textpragmatischer Perspektive ist der Verweis auf Werte ein
wiederkehrendes Element der Textstruktur, das die Appellfunktion stützt. Auf
27
lexikalischer Ebene zeigt sich in Wahlmanifesten eine hohe Frequenz von
Symbolwörtern, wobei Freiheit, Verantwortung, Demokratie, Bildung, Arbeit, Zukunft
und Gerechtigkeit am häufigsten auftreten. Noch aufschlussreicher ist eine
Kontextanalyse, die zeigt, dass Symbolwörter zum einen in ressortspezifische
beschrieben wird, während die jeweils folgenden Passagen von Profilierung und
Aufwertung der Eigengruppe bestimmt sind.
Privatheit ist der Kern persönlicher Freiheit. Auf diese Weise werden
Ressortthemen ideologisiert. Darüber hinaus treten Symbolwörter in Textabschnitten
auf, die als Bekenntnisse zu Grundwerten gelesen werden können: „Deutschland ist
stark geworden durch die Kraft seiner Menschen. Diese Kraft entsprang der Gewissheit,
dass gemeinsam erreichter Wohlstand auch gerecht verteilt wird, dass es
Chancengleichheit gibt und Gerechtigkeit zwischen den Generationen. Soziale
Gerechtigkeit muss bleiben. Wir wollen nicht ohne sie leben“ (SPD 2005:8). Das
Bekenntnis zu einer ideologischen Grundlage gehört zu den kommunikativen Mitteln
der Textsorte Wahlmanifest. Die Bekenntnishaftigkeit von Wahlmanifesten macht
deutlich, dass verschiedene textstrategische Prinzipien zusammenspielen und einander
stützen: die Aufwertung der Eigengruppe und die Profilierung werden zum Teil anhand
ideologischer Bekenntnisse gestaltet, so dass insgesamt die Werteorientierung die
Bildung einer kollektiven Identität stütz. Für die Zustimmung der Wähler ist die
Werteorientierung entscheidend, denn ein Teil der Wählerschaft findet in der
Kondensierung von Grundwerten und in ideologisch geprägten Wirklichkeitsmodellen
leichter Identifikation und Zugehörigkeit als etwa in ressortspezifischen Details zur
Gesetzgebung.
Die Aussagen, die über den Emittenten und die außersprachliche Wirklichkeit
getroffen werden, treten häufig in Einfachsätzen oder Parataxen auf. Solche Strukturen
machen den Text verständlich und die Textinhalte gut nachvollziehbar. Zur
Nachvollziehbarkeit trägt auch das vorwiegend deskriptive Entfaltungsmuster bei. Diese
28
Strukturen sind Ausdruck eines weiteren kommunikativen Mittels, das als
Evidenzvermittlung bezeichnet werden soll: „Eine Kernfrage ist es, welche
menschlichen Einflüsse auf die Natur tolerierbar sind und welche unterbunden werden
müssen. Naturschutzmaßnahmen müssen naturwissenschaftlich begründet und seriös auf
ihre Wirksamkeit hin überprüft werden. Ein dem Menschen verpflichteter Naturschutz
will Naturerleben fördern und das Ausgrenzen des Menschen vermeiden. Naturschutz
darf nicht als Deckmantel für Bevormundung missbraucht werden“ (SDP 2005:27).
Dieses Beispiel stammt aus einem einleitenden Abschnitt zum Thema
„Umweltschutz“ in einem Wahlmanifest der SDP. Der vom Emittenten geforderte
kritische Blick auf Umweltschutzmaßnahmen und die Notwendigkeit ihrer Überprüfung
werden ohne weitere Herleitung zur „Kernfrage“ des Themas erhoben, so dass ein
sachorientierter und analytischer Charakter verankert wird. Lexeme wie
„naturwissenschaftlich“ und „seriös“ unterstützen diese Sachlichkeit. Die vermittelte
Perspektive wird nicht in Form einer Argumentation entfaltet, sondern anhand eines
deskriptiven Grundmusters. Offenbar muss man für die Wahrheit, wenn man sie denn
besitzt, nicht argumentieren, sondern sie lediglich beschreiben. Die im Beispiel
auftretenden Modalverben – im Text geht es darum, was der Naturschutz selber will,
was insgesamt muss und was darf – sind im Gesamtkorpus hochfrequent. Dadurch
erhalten die Texte einen normativen Charakter. Die gruppeneigene Position wird durch
die Signalisierung normativer Einstellungen als die Position herausgestellt, die
umzusetzen ist. Normativität und Evidenzvermittlung gehören zu den häufigen,
textsortentypischen kommunikativen Mitteln. Die thematische Progression kann als
redundanzvermeidend bezeichnet werden, da jeder Satz einen neuen Aspekt des Themas
beschreibt. Das Entfaltungsmuster ist über weite Strecken deskriptiv, da nicht zwischen
Thesen und Argumenten unterschieden wird. Von der Textoberfläche her wird also
Informativität nahegelegt. Erst eine weitere Betrachtung des Entfaltungsmusters unter
semantisch-thematischen Gesichtspunkten macht den appellativen Charakter der
29
Textsorte deutlich: die deskriptive Entfaltung erfolgt anhand von Spezifizierungen zum
ideologisch determinierten Wirklichkeitskonzept des Emittenten. In der
Texttiefenstruktur realisiert sich also der Appell.
Die Textstrategie von Wahlmanifesten besteht demnach auch darin,
meinungsbetonte Inhalte fortlaufend in Oberflächenstrukturen zu kleiden, die
Informativität signalisieren. Dieses den Text organisierende Prinzip soll als Doppelung
von Funktionsindikatoren bezeichnet werden.
Diese Beschreibung der Textstrategie von Wahlmanifesten erfasst bereits die
textsortentypischen Organisationsprinzipien. Die aufgezeigten kommunikativen Mittel
sind dabei Teil eines noch breiteren Spektrums von Mitteln, das weiter auszuarbeiten ist.
Bei der Analyse der Textstrategie wird deutlich, dass die Kategorie der kommunikativen
Mittel eine heterogene Kategorie ist. Gerade die Offenheit dieser Kategorie macht es
möglich, unterschiedliche Aspekte der Textstrategie zu benennen und detailliert
herauszuarbeiten. Es zeichnet sich außerdem bereits ab, dass die Musterhaftigkeit von
Strukturen und Mitteln durch die Einbeziehung einer breiten Materialbasis deutlich
herausgearbeitet werden kann. Die laufende Untersuchung soll das Bild vervollständigen
und es am Ende auch möglich machen, textsortenspezifische und emittentenspezifische
Muster voneinander zu unterscheiden. Das entwickelte Verständnis der Textstrategie
bildet dafür die notwendige theoretische Grundlage.
§ 4. Der politische Wortschatz
Zugrunde der vorliegenden Analyse werden die Arbeiten von J. Klein und W.
Diekmann gelegt. Die Frage, ob es so etwas wie einen politischen Wortschatz, eine
politische Lexik überhaupt gibt, scheint auf den ersten Blick trivial zu sein. Vor dem
Hauptgrund, dass es aber kaum möglich sein dürfte, eine politische Fachsprache zu
identifizieren, scheint die Frage berechtigt zu sein, was denn die politische Lexik
ausmacht. Die Fachsprache ist inzwischen einig, dass der politische Wortschatz
30
„insgesamt nichtfachsprachlich“ ist (Dieckmann 2005:17). Dies liegt daran, dass
politische Sprache zu großen Teilen alltagssprachlich ist – immer dann etwa, wenn es
weniger um die Lösung von Detailproblemen als um das allgemein verständliche
Werben um Zustimmung geht.
Es erscheint deshalb im politischen Lexikon bestimmte Teilbereiche zu
unterscheiden. Die folgende Darstellung orientiert sich an der Darstellung Dieckmanns
(2005:17).
Der Wortschatz, der in dem politischen Bereich verwendet wird, ist eine
Mischung aus vier Hauptingredienzen:
-
dem Institutionsvokabular
-
dem Ressortvokabular
-
dem allgemeinen Interaktionsvokabular
-
dem Ideologievokabular (Dieckmann 1969:45)
Institutionsvokabular
Sprache in der Politik wird als keine Fachsprache gekennzeichnet. Ihr
Mischcharakter, ihre Überscheidung mit mehreren Fachsprachen und mit der
Alltagssprache sprechen gegen eine solche Charakterisierung.
Eigene fachsprachliche Züge enthält am ehesten das politische
Institutionsvokabular. Darunter fallen insbesondere:
-
Bezeichnungen für die staatlichen Organisationen, die politischen
Institutionen und deren Untergliederungen (Bundesstaat, Parlamentarische Demokratie,
Bundesrepublik Deutschland, Bunderrat, Fraktion, Partei, Opposition usw.)
-
Bezeichnungen für staatliche und politische Rollen (Mandat, Amt,
Bundespräsident, Bundeskanzler, Senator, Mitglied, Regierungssprecher usw.)
31
-
Bezeichnung für kodifizierte Normierungen politisch institutionellen
Handelns (Charta der Vereinigten Nationen, Grundgesetz, Landesverfassung, Pakt,
Partei-Statut usw.)
-
Politik-spezifische Bezeichnungen für politische Handlungen, Prozesse und
Zustände (freie, gleiche und geheime Wahlen, Aktuelle Fragestunde, Große/Kleine
Anfrage, Bericht zur Lage der Nation, Staatsakt usw.)
Politik bezieht sich auf alle öffentlich relevanten Bereiche. Politische
Sprachverwendung integriert Vokabular aus den verschiedenen Fachsprachen der
zahlreichen Sachbereiche, für die politischen Entscheidungen getroffen werden.
Je stärker Politiker(innen) ressortorientiert sind, je mehr ihre politische Arbeit
ausgerichtet ist auf bestimmte Fachkreise, desto mehr werden sie in ihrem
Wirkungsbereich von Ressortvokabular Gebrauch machen. Politiker, die dabei die
Verständlichkeitsproblematik nicht aus den Augen verlieren, könne auf zwei Typen von
Wörtern zurückgreifen. Erstens sind das die Wörter, die gut verständlich sind aufgrund
ihrer Kompositaelemente (z.B. Höchstwerte, Ladenschlussgesetz). Linguistisch
interessanter ist der zweite Typ zur Vermittlung von Ressortsprache. Das sind
Bezeichnungen wie Giftmüll oder Fristenlösung. In keinem Paragraphen eines Umwelt-,
Straf-, oder Finanzgesetzt findet man diese plakativen Ausdrücke. Gleichwohl hört man
sie in vielen Debatten. Sie sind dazu erfunden, politisch brisante Tatbestande eines
Ressorts auf eine Formulierung zu bringen, die leicht als Schlagwort benutzt werden
kann.
Sprache in der Politik ist tief durchtränkt von allgemeinsprachlichen
Bezeichnungen für menschliche Interaktion und ihre verschiedenen Aspekte. Dazu
gehört auch ein umfangreiches Vokabular zur Bezeichnung sprachlicher Handlungen wie
eingestehen, kritisieren begrüßen, anregen, beseitigen, warnen, erklären, anbieten,
appellieren, fragen, drohen, versprechen, bilanzieren, ankündigen und zur Bezeichnung
32
sprachlicher Interaktionen wie erörtern, debattieren, diskutieren, streiten, verhandeln,
sich einigen.
Das Ideologievokabular umfasst die Wörter, in denen politische Gruppierungen
ihre Deutungen und Bewertungen der politisch-sozialen Welt, ihre Prinzipien und
Prioritäten formulieren (Dieckmann 1969:45). Dazu gehören vor allem:
-
Lexeme. In denen artikuliert wird, was als grundlegende soziale
Beziehungen und Formationen gilt (Gemeinschaft, Familie, Klasse, Gesellschaft usw.).
-
Lexeme, in denen die Prinzipien der Organisation des politischen Lebens
formuliert sind (parlamentarische Demokratie, freie Wahlen, Opposition usw.). Diese
Lexeme bezeichnen Prinzipien, die von den politischen Kräften in der Bundesrepublik
geteilt werden. Da ein politisches System in seinen Grundzügen die Konkretisierung
einer Ideologie ist, verwundert es nicht, dass einige Ideologievokabeln auch im
Institutionsvokabular aufgezählt sind
-
Lexeme, in denen die grundlegenden Werte und Handlungsorientierungen
zum Ausdruck kommen (Würde des Menschen, Menschenrechte, Freiheit, Revolution,
Reform usw.)
Die Unterschiedlichkeit der Ideologien zeigt sich in unterschiedlicher Auswahl
aus diesem Vokabular. Die Unterschiedlichkeit der Ideologien manifestiert sich dann:
-
In der Unterschiedlichkeit der Bedeutung, mit der gleichlautende Lexeme
benutzt werden (ideologische Polysemie)
-
In der Unterschiedlichkeit des Rangs, den ein Begriff innerhalb des
Wertesystems hat. Alle Parteien, die sich in der Bundesrepublik bemühen, bekennen sich
sowohl zur Freiheit des Einzelnen als auch zur sozialen Gerechtigkeit.
-
In der Unterschiedlichkeit der Referenzbereiche, auf die sich der
Wertbegriff bezieht
33
Zum Ideologievokabular zählt man nicht die Fülle der Detail-Nomenklaturen zu
den verschiedenen Ressorts, wie man sie in Parteiprogrammen oder Wahlmanifesten
häufig findet. Die Grenzen sind fließend, vor allem wenn die Regelung bestimmter
Bereiche von zentraler Bedeutung für die jeweilige Ideologie ist. Die Tatsache, dass sich
in den Lexemen des Ideologievokabulars die grundlegenden politischen Orientierungen
einer politischen Gruppierung zeigen, könnte zum Schluss verleiten, Ideologiesprache
mit Meinungssprache gleichzusetzen. In allen politischen Kontroversen wird
Meinungssprache geredet. Aber nicht jede politische Kontroverse hat ideologischen
Charakter im Sinne des verwendeten Ideologiebegriffs.
Um die Bedeutung von Wörtern vollständig beschreiben zu können, hat sich
durchgesetzt, neben einer begrifflichen Grundbedeutung, der denotativen Bedeutung,
auch eine konnotative Nebenbedeutung anzunehmen. In der Linguistik spricht man von
denotativen und emotiven Bedeutungsbestandteilen. Damit soll ausgedrückt werden,
dass sich die Bedeutung von Ausdrücken nicht darin Erschöpft, Dinge zu bezeichnen.
Häufig nehmen wir mit der Bezeichnung von Dingen oder Sachverhalten eine
Bewertung vor. So evozieren bestimmte Ausdrücke spezielle Konnotationen bei den
Rezipienten. Unter diesen fasst man eine Vielzahl von Nebenbedeutungen zusammen
(Niehr 2014:13), nämlich sowohl nicht definitorische, gegenstandsbezogene Merkmale
wie auch evaluative Merkmale.
Für die Politolinguistik sind die deontischen Bedeutungsbestandteile, die über die
Bewertung hinaus als appellativ wahrgenommen werden. Deontisch stammt aus dem
Griechischen und bedeutet „das Nötige, das Schickliche, die Pflicht“. Deontische
Bedeutungsbestandteile sind solche, mit deren Hilfe Handlungsanweisungen
ausgesprochen werden können.
Mit dem Begriff „deontische Bedeutung ist also diejenige Bedeutung oder
Bedeutungskomponente von Wörtern oder Wendungen gemeint, kraft derer Wort oder
34
Wendung bedeutet oder mitbedeutet, dass wir, in Bezug auf einen Gegenstand, etwas
nicht dürfen, dürfen oder sollen“ (Hermanns 1989:74).
Ihre besondere Relevanz für die politische Kommunikation erhalten die
Ausdrücke mit deontischer Bedeutung dadurch, dass diese keineswegs immer so
eindeutig ist. Ihr besonderes Potenzial für die politische Kommunikation ist dadurch
begründet, dass sie stark appellativ wirken.
Gelingt es einer Partei Wörter, deren Bedeutungsbestandteile allgemein als
deontisch positiv eingeschätzt werden, mit dem eigenen Manifest zu identifizieren, dann
haben es die politischen Gegner schwer, Gegenpositionen zu verbalisieren.
Ebenfalls von Interesse sind in diesem Zusammenhang Wörter mit umstrittener
Deontik. Je nach Parteistandpunkt wird man die mit diesen Ausdrücken verbundene
Deontik anders eingeschätzt. Solche deontischen zwiespältigen Ausdrücke eröffnen
Anschauungen ein mögliches semantisches Kampffeld. Auf diesem Kampffeld
versuchen die politischen Gegner, ihre deontische Sicht der Dinge durchzusetzen.
4.1. Das Schlagwort, seine Funktionen und Struktur
Viele Wörter kommen in der politischen Kommunikation besonders häufig vor.
Anschließend werden die für die verbale politische Auseinandersetzung besonders
wichtigen und typischen Schlagwörter beschrieben. Bei den Schlagwörtern handelt es
sich um eine bestimmte Art von Wörtern mit einigen besonderen Eigenschaften, z.B.
Verwendungshäufigkeit und Brisanz.
Schlagwörter sind insofern besonders auffällige und für linguistische
Untersuchungen interessante sprachliche Einheiten, als sie über einen bestimmten
Zeitraum hinweg in öffentlicher politischer Kommunikation häufig auftreten, mit ihnen
oft ein ganzes politisches Programm kondensiert erfasst und gleichzeitig die positive
oder negative Einstellung gegenüber dem bezeichneten Programm transportiert wird.
Mit Hilfe von Schlagwörtern werden Programme, Ideen oder Beschreibungen von
35
Sachverhalten verkürzt ausgedrückt. „Insofern haben Schlagwörter zunächst eine
kognitive Funktion, indem sie komplexe Dinge sprachlich so vereinfachen, dass
Kommunikation über sie möglich wird“ (Felbick 2003:20). Hierin ähneln sie den
Fachwörtern.
Felbick nennt auch formale Merkmale, v.a. lexikalische Einheit und prägnante
Form. Schlagwörter sind Lexeme, zu denen aber auch Mehrwortlexeme gehören können
(z.B. langer Marsch durch die Institutionen). Satzwertige Ausdrücke wie Losungen oder
Slogans zählen nicht zu den Schlagwörtern. Mit der prägnanten Form sind sprachliche
Gestaltungsmittel gemeint, die ein Schlagwort einprägsam oder griffig machen, wie
etwa Metaphern (Eiserner Vorhang) oder Alliterationen (Kalter Krieg). Dies ist kein
Merkmal aller Schlagwörter (Paragraph 218, Agenda 2010), kann aber ihrer Verbreitung
förderlich sein (Felbick 2003:21).
Es gibt Schlagwörter, die sich auf positiv bewertete Konzepte beziehen wie
Demokratie, Frieden und Freiheit Diese Schlagwörter werden daher auch Hochwertwörter genannt. Hochwertwörter zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich auf derart
positiv bewertete Konzepte beziehen, dass die Infragestellung der positiven Bewertung
praktisch tabu ist Das Gleiche gilt für ihre negative Entsprechung, die sogenannten
Unwertwörter wie Faschismus, Diktatur, oder Terrorismus. Der negativen Bewertung
der bezeichneten Sachverhalte lässt sich auch nicht gut widersprechen Schlagwörter
bezeichnen also positiv oder negativ bewertete Sachverhalte.
Zusammenfassend lässt sich herausstellen, dass Schlagwörter gekennzeichnet sind
von Schröter und Carius durch
-
ihr Verhältnis zu politisch-gesellschaftlich relevanten Sachverhalten;
-
ihr Verhältnis zu Diskursen, mit denen sie sich verändern, von deren
Brisanz
-
ihre Vorkommenshäufigkeit abhängt und auf dem ihr programmatischer
Gehalt und ihre semantische Komplexität beruhen;
36
-
ihr Verhältnis zu Perspektiven, denn sie drücken häufig eine bestimmte
Perspektive auf einen Sachverhalt aus und transportieren auch Bewertungen der
entsprechenden Sache;
-
ihr Verhältnis zu Gruppen, denn Schlagwörter sind häufig gruppen- und
dementsprechend meinungsgebundene Ausdrücke (Schröter/Carius 2009:78).
Etwas näher soll noch einmal auf das Merkmal der Umstrittenheit eingegangen
werden, denn es kann sich auf verschiedene Dimensionen eines Schlagwortes beziehen.
Zum einen kann die Sache, auf die sich das Schlagwort bezieht, umstritten sein.
Die einen betonen die Chancen, die anderen die Gefahren der Globalisierung; in diesem
Fall wird die Sache unterschiedlich bewertet.
Zum anderen kann die Bedeutung eines Schlagwortes umstritten sein, wie bei dem
Beispiel Demokratie. Auch wenn Demokratie von den verschiedensten Parteien und
Gruppierungen positiv bewertet wird, hinsichtlich der Bewertung der Sache also keine
Differenzen bestehen, können sich jedoch große Differenzen bei der Frage nach der
konkreten Erscheinungsform oder Umsetzung von Demokratie ergeben.
In der Literatur zur Sprache der Politik benutzt man den Begriff Schlagwort. Die
Definition in Anlehnung an Dieckmann und Strauß lautet: „Das Schlagwort erfüllt den
Zweck, die öffentliche Meinung im System der Meinungsbildung und
Meinungsänderung zu beeinflussen. Voraussetzungen dafür sind sowohl die
Öffentlichkeit des Sprechers, als auch sein Wille, die Öffentlichkeit zu beeinflussen.
Modewörter schließt Dieckmann aus, da sie die Beeinflussung der Öffentlichkeit nicht
intendieren. Schlagwörter werden grundsätzlich erst in bestimmten Situationen zu
Schlagwörtern und sind nicht schon ursprünglich solche. Zudem sind sie auch nicht von
den Sprechern ablösbar (Strauß/Haß/Harras 1989:32). Damit kann man das Verb
schlagen, das in dem Substantiv Schlagwort steckt, in seiner eigentlichen Bedeutung
übernehmen: „Es veranschaulicht die appellative, handlungsanweisende Funktion des
37
Schlagwortes im politisch-emotionalen Kräftefeld des Meinungsstreits ebenso wie im
publikumswirksamen Politik-Spektakel“ (Strauß/Haß/Harras 1989:33).
Als politische Schlagwörter werden Wörter bezeichnet, wenn sie in öffentlichen
Auseinandersetzengen häufig oder inflatorisch verwendet werden und wenn sie in
komprimierter Form politische Einstellungen ausdrücken oder provozieren.
„Schlagwörter dienen als Instrumente der politischen Beeinflussung, mit denen versucht
wird, Denken, Gefühle und Verhalten zu steuern. Sie sind eine Hauptwaffe der
politischen Auseinandersetzung, deswegen sind sie oft selbst umkämpft. Die politische
Auseinandersetzung ist nicht Kampf mit Wörtern, sondern auch oft Kampf um Wörter,
meist um Schlagwörter“ (Strauß/Haß/Harras. 1989:56).
Die auffallende Eigenschaft von Schlagwörtern ist ihre Fähigkeit zu
verallgemeinern. „Schlagwörter erheben Relatives zu Absolutem und reduzieren das
Komplizierte auf das Typische (…)“ (Strauß/Haß/Harras 1989:33). Die Emotionale
Färbung ist für das Schlagwort charakteristisch sowie „die Intention, die Öffentlichkeit
durch Emotionen zu beeinflussen“ (Leithner 2004: 130). Aufgrund ihrer emotionalen
Wertung werden die Schlagwörter in Fahnen und Stigmawörter unterschieden.
Abb. 1 Schlagwörter
Politische
Schlagwörter
ziehen ihr Wirkungspotential oft aus dem Raffinement einer komplexen
Bedeutungsstruktur. Um das alles bildlicher zu äußern, kann man an dem beliebig
herausgegriffenen Schlagwort Funktionärsherrschaft zeigen. In der Auseinandersetzung
um die Erweiterung der Mitbestimmung der Arbeitgeberseite und ihren politischen
38
Verbündeten als verbale Waffe zur Abwehr von Mitbestimmungsforderungen. Beide
Kompositionselemente von Funktionärsherrschaft, Funktionär und Herrschaft realisieren
3 Funktionen:
-
inhaltliche Charakterisierung des Sachverhaltes
-
Bewertung des Sachverhaltes
-
Appell an die Adressaten
Die inhaltlich-charakterisierende Funktion oder anders genannt deskriptive liegt
bei Funktionär in dem Hinweis, dass die erweiterten Mitbestimmungsrechte durch
hauptamtliche Angestellte der Gewerkschaften wahrgenommen werden. Zur Bedeutung
des Wortes Funktionär gehört damit für viele Sprachteilhaber, dass es sich um einen
Personentyp handelt, dem man misstrauen muss, dem man wenig Verantwortung
anvertrauen soll. Fritz Hermanns hat diesen Teil der Bedeutung eines Wortes, in dem
sich normative Einstellungen artikulieren, als „deontische Bedeutung“ bzw. als
„deontische Bedeutungskomponente“ eines Lexems bezeichnet (Hermanns 1986:87).
In politischer Sprachverwendung sind nämlich Bewertung durch den Sprecher und
Appell an den Adressaten, sich der Bewertung anzuschließen. Bewertung und Appell
sind Ausprägungen desselben deontischen Geltungszusammenhangs. Darum ist
„deontisch“ den vielfach benutzten Termini „expressiv/evaluativ“ und
„appellativ/präskriptiv“, die jeweils nur eine Seite der Kommunikationskonstellation
akzentuieren, überlegen.
4.2.
Bedeutung und Struktur von Stigma- und Fahnenwörtern
Die Fahnenwörter werden mit einer positiven Wertung verbunden.
Strauß/Haß/Harras benutzen als Synonym für Fahnenwort den Begriff Leitwort. Die
Funktion des Fahnenwortes besteht darin, die eigene Partei und ihre Ziele positiv
darzustellen. Hierbei handelt es sich um eine folgenreiche Ähnlichkeit der Fahnenwörter
39
mit den Hochwertwörtern. Der Unterschied besteht darin, dass die Fahnenwörter in die
Richtung Grundwertewörter gehen, während die Hochwertwörter durch ihr positives
Denotat gekennzeichnet sind.
Klein stellt fest, dass gerade im Wahlmanifest auf die inhaltliche Füllung der
vagen Begriffe verzichtet wird. Der Grund dafür, dass diese Begriffe positiv konnotiert
sind und die Adressaten sich darunter das vorstellen sollen, was sie selbst damit
verbinden. Man hofft auf die emotionale Wirksamkeit dieser Abstrakta (Klein 2005:53).
Stigmawörter, auch Fahnenwörter genannt, bilden das negative Verhältnis zu den
Fahnenwörtern. Sie verfolgen das Ziel, die gegnerische Partei negativ darzustellen.
Wenn sich das politische Kultur zum Negativen wendet, kommen Stigmawörter zum
Einsatz (Strauß/Haß/Harras 1989:36). Die Ergebnisse von Analyse deuten darauf hin,
dass Stigmawörter der einen Partei zugleich Fahnenwörter der anderen Partei sein
können.
Zwei Fälle sind beim Streit um Worte zu unterscheiden:
-
Ein Wort hat zu einem bestimmten Zeitpunkt gemeinsprachlich eine
bestimmte Sollens-Bedeutung, die sinnvollerweise nicht angefochten werden kann.
Dann kann es sich beim politischen Wortstreit nur darum handeln, die deskriptive
Bedeutung dieses Wortes in Frage zu stellen und neu zu bestimmen oder
festzuschreiben. Dies scheint weltweit beim Wort „Demokratie“ der Fall zu sein.
-
Die deskriptive Bedeutung eines Wortes scheint unverrückbar festzustellen.
Dann kann es im politischen Wettstreit darum gehen, um die präskriptive Bedeutung
dieses Wortes zu streiten, um das, was es deontisch impliziert (Klein 2005:33).
„Ideologische Polysemie“ oder „ideologische Homonymie“ tritt beim Streit um
Worte in beiden Fällen ein, denn nicht nur, wenn ein Wort von zweit oder mehr Parteien
in verschiedenen präskriptiver Bedeutung gebraucht wird, ist es polysem bzw. sind es
zwei verschiedene Wörter mit verschiedener Bedeutung und mit gleicher Gestalt. Dann
liegt ideologische Polysemie und Homonymie vor, wenn ein Fahnenwort der einen
40
Partei zugleich ein Stigmawort der anderen Partei ist. Wenn das Erkennungswort der
einen Partei, mit dem sie sich selbst und ein für sie positives Ziel bezeichnet, im
Sprachgebrauch einer zweiten Partei ein Kennungswort für die erste Partei ist, dass die
zweite Partei mit diesem Kennungswort für die erste Partei zugleich ein negatives Ziel
benennt, das auf keinen Fall erreicht werden darf (Klein 2005:34).
„Ideologische Synonymie“ liegt umgekehrt dann vor, wenn zwei verschiedene
Wörter dieselbe Sache bezeichnen, verschiedener Wertung, mit verschiedener
deontischer Implikation.
In allen politischen Texten wird mit ideologischen Homo- und Synonymien
gerechnet und gearbeitet. Besonders in Wahlmanifesten, insofern sie ihrer Funktion nach
Sprachnormierungsversuche sind. Wobei in diesem Spiel zwei Strategien oder Taktiken
möglich sind, von denen man die eine als Assimilations-, die andere als
Dissimilationstaktik bezeichnen kann.
Im Streit versucht um Worte eine Partei entweder, sich ein fahnen- oder
Stigmawort ihrer Gegenpartei zu eigen zu machen, indem sie den Sprachgebrauch der
Gegenpartei bei einem bestimmten Wort unterwandert. Das ist die Assimilationstaktik,
die darin besteht, dass eine Partei dazu übergeht, ein bisher allein von einer
Konkurrenzpartei benutztes Wort selbst zu benutzen, so dass es dann für den
Sprachgebrauch der Konkurrenzpartei nicht mehr charakteristisch ist. Hier sind auch
zwei Fälle unterscheiden:
-
Sie macht sich die Ziele des Gegners gleich und es entsteht eine Art
ideologischer Polysemie oder Homonymie, die aber nur symptofunktional ist, denn
inhaltlich-deskriptiv sowohl wie appellativ-deontisch ist sie dann, wenn der
„Aneignungsversuch“ der Sprache des Gegners erfolgreich war.
-
Sie benutzt nur den Sex-Appell, den ein Wort der Sprache des Gegners hat,
um davon zu profitieren, meint aber dann, wenn sie es verwendet, so dass eine nicht nur
symptofunktionale, sondern auch symbolfunktionale die Folge ist (Klein 2005:21).
41
Mit der ersten Taktik (Assimilation) rückt die Partei sprachlich und vielleicht auch
inhaltlich so eng wie möglich an den Gegner heran. Mit der zweiten (Dissimilation) hält
sie sich vom Gegner sprachlich auch inhaltlich entfernt. Wobei die Taktik vom einem
Wort zum anderen eine andere sein kann, so dass es meistens ein Freistil sein wird, in
dem sich die Kämpen denn insgesamt üben.
Fazit des 1. Kapitels
Von besonderer Wichtigkeit ist dabei, dass man sich von der Vorstellung
verabschiedet, Sprache diene in erster Linie der Informationsübermittlung.
Die politische Sprache ist zum großen Teil alltagssprachlich – immer dann etwa,
wenn es weniger um die Lösung von Detailproblemen als um das allgemein
verständliche Werben um Zustimmung geht.
Der Wortschatz, der in dem politischen Bereich verwendet wird, ist eine
Mischung aus vier Hauptingredienzen: dem Institutionsvokabular, dem
Ressortvokabular, dem allgemeinen Interaktionsvokabular und dem Ideologievokabular
Politische Schlagwörter sind solche Wörter, die in öffentlichen
Auseinandersetzengen häufig oder inflatorisch verwendet werden und die in
komprimierter Form politische Einstellungen ausdrücken oder provozieren.
In allen politischen Texten wird mit ideologischer Homo- und Synonymie
gerechnet und gearbeitet. Das Wahlmanifest ist ein Machtinstrument. In einem solchen
Manifest werden Begriffe und Bedeutungen festgeschrieben. Ein Wahlmanifest ist auch
ein Sprachnormierungsversuch. Ein Wahlmanifest spricht, indem es vorschreibt, was
gewollt werden soll, den Dingen deontische Eigenschaften zu oder ab. Es beschreibt
damit deontische Sachverhalte.
Sprachliches Handeln, das als bewusste und zielgerichtete Tätigkeit verstanden
wird, bedient sich unterschiedlicher Wörter. Diese entfalten ihre Bedeutung nicht
isoliert, sondern innerhalb von Texten. Wörter im Gebrauch finden sich immer in
42
Texten, deshalb ist die Betrachtung der Textebene für die Politolinguistik unerlässlich:
„Der Text ist die primäre sprachliche Handlungseinheit, in der sich Sprachverwendung
in der Politik vollzieht“ (Girnth 2002:72).
Eine wichtige Rolle spielt Wahlwerbung innerhalb eines Wahlkampfes. Politische
Werbung ist nicht nur Aufgabe politischer Parteien sowie ihrer Vereinigungen,
Sonderorganisationen und Arbeitsgemeinschaften, sondern auch von Verbänden,
Gewerkschaften.
In der Linguistik wie auch in der Politolinguistik hat man sich lange schwergetan
anzuerkennen, dass es oberhalb der Wortebene Untersuchungsobjekte gibt, die für
Linguisten von großem Interesse sind. Aus textpragmatischer Perspektive gehören
Wahlmanifeste zur Textklasse der Appelltexte. In vielen Wahlmanifesten wird der Appell
in einleitenden und abschließenden Textpassagen thematisiert oder sogar sprachlich
ausagiert und damit direkt signalisiert.
43
Kapitel II. Linguistische Analyse der Textsorte Wahlmanifest bzw.
Wahlprogramm
§1. Struktureller Aufbau und die wichtigsten Themenbereiche
1.1.
Das Wahlmanifest SPD 2005
In dem Wahlmanifest mit dem Titel „Vertrauen in Deutschland“ formulieren die
Sozialdemokraten Ziele für eine starke Wirtschaft, einen sozialen Staat und eine
menschliche Gesellschaft.
Auf 43 Seiten wenden sich die Sozialdemokraten gegen die Politik der „sozialen
Kälte“ von CDU/CSU und FDP und gegen die „populistischen Illusionen“ der geplanten
neuen Linkspartei. Der Text ist in 7 Kapitel eingeteilt, von denen das zentrale 6. Kapitel
noch einmal 24 Unterpunkte enthält, in denen die „Ziele und Wege“ ausgeführt werden.
Die SPD formuliert Ziele für eine starke Wirtschaft, einen sozialen Staat und eine
menschliche Gesellschaft. Die ersten 5 Kapitel lassen sich als Einleitung zum 6. Kapitel
lesen, während das 7. Kapitel „Die Wahl“ in nur wenigen Zeilen feststellt, dass sie SPD
die richtigen Ziele und Wege kennt.
Mit Hilfe eines Diagramms versucht man die Hauptthemen der Partei besser zu
veranschaulichen.
Abb. 2 Hauptthemen der SPD
44
Hauptthemen der spd
Arbeitsmark
Elterngeld
Bildung
Mindestlohn
Bürgerversicherung
Steuern und Unternehmenssteuern
12.07%
22.41%
12.07%
18.97%
17.24%
17.24%
Dem ersten Kapitel „Die Entscheidung“ kommt die Funktion zu, einerseits
implizit an die traditionellen Programme der SPD anzuknüpfen, andererseits den Bezug
zu aktuellen politischen Lage herzustellen. Die aktuellen Teile enthalten „SchlagwörterCluster“, die den mit SPD-Rhetorik Vertrauten einen hohen Wiederkennungswert
garantieren. Darüber hinaus zeigen die verwendeten Schlagwörter die intendierte
politische Pragmatik an. Die Bedeutung von Schlagwörtern und ihre Arten (Stigma- und
Fahnenwörter) wurden im ersten Kapitel betrachtet.
Th. Niehr lässt Arbeit, Sicherheit und Menschlichkeit als Fahnenwörter
identifizieren. Einerseits werden die Schlagwörter Wohlstand für alle, Sicherheit und
Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität präsentieren. Es bleibt zu fragen, wie die SPD die
Anknüpfung an traditionelle SPD-Werte ausdrückt. Es fällt auf, dass diese Schlagwörter
mit der Schlagewort-Trias Arbeit, Sicherheit und Menschlichkeit stehen (Niehr
2014:61).
Das folgende Kapitel des Wahlmanifests trägt den Titel „Das Erreichte:
Erneuerung und Zusammenhalt“. Deutlich ist hier der Wahlkampfcharakter des
Manifests zu erkennen. Vielmehr werden die Fehler des politischen Gegners benannt.
45
Wir finden im Einzelnen: Irrglaube, Entsolidarisierung, Zerstörung, Ausgrenzung
und Demagogen. Natürlich sind diese Ausdrücke eher auf eine aktuelle politische
Auseinandersetzung hin und passen zum Charakter eines Wahlprogramms.
Als erstes Thema wird im Wahlmanifest das Thema der Arbeitnehmerrechte
bezeichnet. Dieser Begriff wurde im Wahlmanifest 13 Mal benutzt. Die SPD will der
Garant für die Rechte der Arbeitnehmer bleiben. Zum Wahlprogramm gehört deshalb die
Garantie für den vollständigen Erhalt des Kündigungsschutzes, der Tarifautonomie und
der Gültigkeit der Flächentarifverträge.
Der Begriff Arbeitsmarkt folgt der Arbeitnehmerrechte.
Bsp. Nr. 1 (SPD): An der Reformagenda 2010 von Bundeskanzler Gerhard
Schröder hält die Partei fest, will allerdings nachbessern. So erhalten ältere
Arbeitnehmer künftig länger Arbeitslosengeld I. Auch soll das Arbeitslosengeld II in
Ostdeutschland auf das Westniveau angehoben werden (SPD 2005:12).
Damit setze sich die SPD auch selbstkritisch mit Fehlentwicklungen aus den
Arbeitsmarktreformen der rotgrünen Bundesregierung auseinander – beispielsweise bei
der Leiharbeit oder bei der Vermögensanrechnung von Arbeitslosengeld II-Empfängern.
Sozialdemokraten treten ein für gleiche Bildungschancen, für hohe
Bildungsqualität, für individuelle Förderung und lebenslanges Lernen. Daher will die
SPD, dass auch bei sinkenden Schülerinnen- und Schülerzahlen die notwendigen
Finanzmittel im Bildungsetat verbleiben.
Bsp. Nr. 2 (SPD): Die SPD spricht sich klar gegen Studiengebühren im
Erststudium und für den Erhalt des BAföG aus. Ziel bleibt, von 2010 an drei Prozent des
Bruttoinlandsproduktes für Forschung aufzuwenden (SPD 2005:12).
Die SPD hat als erste Partei in Deutschland bereits im Jahr 2004 ein
umfangreiches Konzept zur Bürgerversicherung vorgelegt, das bis heute Grundlage für
ihre gesundheitspolitische Programmatik ist. In der Zeit der großen Koalition 2005-2009
konnte dies nur teilweise umgesetzt werden, da CDU/CSU der umfassenden Stärkung
46
der Solidarität massiv entgegengearbeitet haben. Selbst das Wort wurde im Text 10 Mal
bemerkt.
Bsp. Nr. 3 (SPD): Beamte und Selbstständige werden „in die solidarische
Krankenversicherung“ einbezogen. Neben dem Erwerbseinkommen sollen Kapital- und
Zinseinkünfte in die Finanzierung fließen, Mieteinnahmen aber nicht. Das
„Nebeneinander“ von gesetzlichen und privaten Kassen wird in einen „Wettbewerb um
die beste Versorgung umgewandelt“ (SPD 2005:14).
Arbeitsnehmerpolitik und Bürgerversicherung sind die Hauptrichtungen der SPD,
die sich diese Partei von anderen unterscheiden lässt.
SPD garantiert jungen Eltern ein Jahr lang ein Elterngeld. Zugleich sollen Kitas
gebührenfrei werden. In dem Wahlmanifest spricht sich die SPD für einen Wettbewerb
zwischen gesetzlichen und privaten Kassen aus. Im Rahmen einer Bürgerversicherung
müsse jeder in die Versicherung einzahlen. Spitzenverdiener sollen einen Steuerzuschlag
von drei Prozent zahlen. Außerdem will die SPD tarifliche Mindestlöhne für alle
Branchen. Die Häufigkeit dieses Begriffs beträgt 10 Mal.
Bsp. Nr. 4 (SPD): Mütter oder Väter sollen im ersten Lebensjahr des Kindes bei
Aussetzen der Berufstätigkeit ein Elterngeld erhalten. Die Höhe der Zahlung orientiert
sich am Arbeitslosengeld 1 und läge damit bei 67 Prozent des Einkommens. Weitere
Ziele sind die Gebührenfreiheit für Kitas sowie eine Sprachkurspflicht, damit alle
Schulkinder Deutsch können (SPD 2005:13).
Die Situation mit Kitas ist ein altes Problem in Deutschland, die ziemlich groß
geworden ist und nur zum ersten Mal bei der SPD 2005 hervorgehoben wurde.
Das Begriff Mindestlohn wurde im Wahlmanifest 7 Mal benutzt Die SPDBundestagsfraktion setzt sich für die konsequente Umsetzung des Koalitionsvertrages
für einen flächendeckenden, gesetzlichen Mindestlohn ein. Wer Vollzeit arbeitet muss
davon ordentlich leben können ohne auf ergänzende Transferleistungen angewiesen zu
sein.
47
B s p . N r. 5 ( S P D ):
Die Tarifvertragsparteien werden aufgefordert,
bundeseinheitliche Mindestlöhne in allen Branchen zu vereinbaren. Andernfalls wollen
die Sozialdemokraten „Maßnahmen für einen gesetzlichen Mindestlohn“ ergreifen (SPD
2005:11).
Außerdem noch 2 wichtige Themen wurden im Wahlmanifest hervorgehoben:
Steuern und Unternehmenssteuern. Diese lassen wir gemeinsam betrachten, weil diese
Bereiche so eng mit einander verbunden sind. Die schon genannten Wörter sind pro 7
Mal im Wahlmanifest zu treffen.
Bsp. Nr. 6 (SPD): Die Sozialdemokraten wollen Topverdiener stärker zur Kasse
bitten. Die Gelder sollen für Bildung und Forschung eingesetzt werden. Der geplante
Zuschlag von drei Prozentpunkten auf den Spitzensteuersatz von 42 Prozent gilt ab
einem Einkommen von 250 000 Euro pro Jahr bei Einzelpersonen und ab 500.000 Euro
pro Jahr bei Verheirateten (SPD 2005:16).
Bsp. Nr. 7 (SPD): Kleinere und mittlere Unternehmer sollen künftig für privat
entnommene Gewinne Einkommensteuer bezahlen, für in der Firma verbleibende
Gewinne jedoch die günstigere Körperschaftsteuer, so wie bisher nur die Konzerne. Die
Körperschaftsteuer soll von 25 auf 19 Prozent reduziert, Handwerk und kleinere
Betriebe von der Gewerbesteuer faktisch freigestellt werden. (SPD 2005:16).
1.2.
Das Wahlprogramm CDU/CSU 2005
Das Wahlprogramm der CDU ist vom Aufbau dem Wahlmanifest der SPD recht
ähnlich. Es ist in zwei große Teile A und B aufgeteilt. Teil A umfasst 6 Seiten, Teil B –
30 Seiten. Der erste Teil ist eine Bestandsaufnahme und gleichzeitige Kritik an der
rotgrüner Politik. Hier finden wir eine Einleitung, die einem Grundsatzprogramm
vorangestellt sein könnte:
Bsp. Nr. 8 (CDU/CSU): Globalisierung und Wissensgesellschaft sind die
Herausforderungen unserer Zeit. Sie werden von vielen als Bedrohung empfunden. Wir
48
sind überzeugt: Globalisierung, also weltweiter Handel und weltweites Wirtschaften,
und Wissensgesellschaft bergen größte Chancen für unser Land - wenn wir sie erkennen
und wenn wir sie nutzen wollen. Wir wollen die Bürger unseres Landes zu Gewinnern
dieser Entwicklung machen. Wir wollen, dass sich unsere Werte von Demokratie und
Sozialer Marktwirtschaft auch in dieser Zeit behaupten können. Wir wollen, dass die
Politik wieder dazu beiträgt, Deutschlands Chancen zu erkennen und zu nutzen. Das
muss das Ziel einer großen gemeinsamen Anstrengung unseres Landes sein (CDU/CSU
2005-2009:3).
Endete dieser Absatz nicht mit der Behauptung „Das geht aber nicht einer Politik
des „Weiteres so wie bisher“, dann wäre er in einem Grundsatzprogramm denkbar,
einem Programm, das die zentralen Schlagwörter Globalisierung, Wissensgesellschaft,
Demokratie und Soziale Markwirtschaft ins Verhältnis zueinander setzen müsste, dass
das Profil dieser Partei deutlich würde.
Der weitere Verlauf dieses ersten Teils des Programms zeigt, dass es in der Tat um
Wahlkampf gehen soll. Unter der Überschrift „Wo stehen wir? – das schwere Erbe von
Rot-Grün“ erfolgt eine Kritik an Rot-Grün. Dem folgt eine Gegenüberstellung der
eigenen Ziele unter der Überschrift „Wohin wollen wir? – Chancen nutzen statt „Weiter
so“. Es folgt ein anschließender Absatz unter der Überschrift „Was leitet uns? –
Verlässligkeit und Klarheit“
In diesem einleitenden Kapitel des CDU-Programms wird die Struktur des
zweiten Teils „Unsere Ziele – unsere Maßnahmen“ vorgegeben. Dieser zweite Teil
umfasst 6 Kapitel unterschiedlicher Länge, die alle in die Unterpunkte „Wo stehen wir?“
und „Was wollen wir?“ aufgeteilt sind. Der erste Punkt der Kritik ist die rotgrünen
Regierung (Beispiel 9) bzw. den herrschenden Zuständen (Beispiel 10):
Bsp. Nr. 9 (CDU/CSU): Während viele Mitbürger in Deutschland mit
überwältigender Mehrheit die Gründung einer eigenen Familie als persönliches
Lebensziel ansehen, verwirklichen immer weniger Menschen den bestehenden
49
Kinderwunsch. Deutschland ist bei der Geburtenrate Schlusslicht in Europa! Die
Bundesregierung hat den Stellenwert von Ehe und Familie in den letzten Jahren
zunehmend relativiert (CDU/CSU 2005-2009: 3).
Bsp. Nr. 10 (CDU/CSU): Unser derzeitiges föderales System ist geprägt von
langwierigen und komplizierten Entscheidungsprozessen. Statt klar abgegrenzter
Kompetenzen haben wir einen Beteiligungsföderalismus, der Bund und Ländern immer
weniger eigene Gestaltungsspielräume lässt und schnelle Entscheidungen blockiert
(CDU/CSU 2005-2009: 32).
Der zweite Punkt entfaltet in zwei Schritten die geplanten Maßnahmen zur
Beseitigung der Missstände. Der erste Schritt besteht in grundsätzlicher Erwägung, die
teilweise in einem Grundsatzprogramm stehen könnten. Zu den früher zitierten
Beispielen lauten diese Erwägungen:
Bsp. Nr. 11 (CDU/CSU): Die Familie ist die wichtigste Form des
Zusammenlebens. Wir stehen zum besonderen Schutz von Ehe und Familie. Die
Menschen wollen in glücklichen persönlichen Verhältnissen leben. Das können Ehe,
Familie und andere Formen des Zusammenlebens sein, die Lebenssinn, Geborgenheit
und Glück vermitteln. Weil wir Zukunft wollen, ist unser Maßstab: Vorrang für Familien
und Kinder! Deshalb schaffen wir bessere Rahmenbedingungen für Familien und
Kinder (CDU/CSU 2005-2009: 64).
Bsp. Nr. 12 (CDU/CSU): Deutschland braucht eine Modernisierung der
bundesstaatlichen Ordnung. Wir wollen eine Föderalismusreform, die Deutschland auch
im internationalen Modernisierungswettbewerb handlungsfähiger macht. Wir wollen
Machtverschränkungen entzerren und gegenseitige Blockademöglichkeiten abbauen.
Wir setzen uns für eine Entflechtung der Verantwortlichkeiten und eine Steigerung von
Zweckmäßigkeit und Effizienz der Aufgabenerfüllung ein (CDU/CSU 2005-2009: 32).
Zum Schluss folgen diesen allgemeinen Erwägungen konkretere Planungen, die
die Höhe des Kindergrundfreibetrags oder die Mischfinanzierung zwischen Bund und
50
Ländern betreffen. Solche Punkte ließen sich nach einer Regierungsübernahme in kurzer
Zeit angehen und wären in einem Grundsatzprogramm fehl am Platz.
Abb.3 Hauptthemen der CDU/CSU
Hauptthemen der cdu/csu
Arbeit
Bildung
Familie
Lohn
Rente
Man
kann im
CDU-
7; 13.73%
13; 25.49%
einige
10; 19.61%
10; 19.61%
Programm
11; 21.57%
Passagen
finden, die
an
ein
Grundsatzprogramm erinnern. Allerdings ist die Gewichtung im CDU-Programm eine
andere als im SPD-Programm. Viel deutlicher wird auf aktuelle Entwicklung abgehoben
und viel deutlicher erfolgt eine Konzentration auf wahlkampfspezifische Themen.
Darüber sagt uns allein das Inhaltsverzeichnis: Von den sechs aufgeführten
Themenkomplexen heißt der erste „Vorfahrt für Arbeit“. Er enthält 11 Unterkapitel und
umfasst 12 Seiten. Die restlichen fünf Themen werden auf 15 Seiten abgehandelt. So
wird durch den Textumfang die Gewichtung der Themen unterstrichen. Diese sind beim
SPD-Programm sehr weniger heterogen, und andererseits wird den an ein
Grundsatzprogramm erinnernden Passagen im SPD-Programm wesentlich mehr Raum
gewidmet.
1.3.
Das Wahlprogramm SPD 2013-2017
Der Titel des Wahlprogramms der SPD lautet „Das wir entscheidet“. Dieses
Programm wurde am 14.04.2013 auf dem Bundesparteitag der SPD einstimmig
akzeptiert und veröffentlicht. Dieses Programm beinhaltet 120 Seite, 43.633 Wörter und
51
11 Abschnitte. Die SPD hat erstmals die Menschen aufgerufen, das Wahlprogramm
mitzugestalten. Auf bundesweit mehr als 350 Veranstaltungen hat die SPD gefragt: Was
muss in Deutschland besser werden? Die Vorschläge und Ideen wurden von der SPD im
Programm berücksichtigt.
Ein zentrales Thema der SPD im Wahlkampf 2013 ist soziale Gerechtigkeit. Es
handelt sich hier um ein Fahnenwort, das in der Geschichte Deutschlands Gegenstand
zahlreicher semantischer Kämpfe gewesen ist. Über das erste Kapitel hinweg sind dem
Fahnenwort eine positiv evaluative Bedeutung und eine einheitliche Bedeutung
gemeinsam. Die Hauptthemen der SPD kann man aus dem Inhaltsverzeichnis sofort
verstehen und die lauten: Steuern und Finanzen, Energie, Arbeit, Familie, Gesundheit
und Pflege, Rente und Umwelt. SPD und CDU/CSU sind den gleichen Themen seine
Programme gewidmet, deswegen haben wir eine gute Möglichkeit das im Vergleich zur
CDU/CSU zu betrachten.
Die SPD will die Finanzmärkte umfassend regulieren. Die Folgen
unverantwortlicher Spekulationen auf den Finanzmärkten hätten „zu einer dramatisch
gestiegenen Staatsverschuldung in Europa geführt“ (Klein 2008:15). Die SPD setzt
deshalb auf die Finanztransaktionssteuer, strengere Eigenkapitalvorschriften für Banken
sowie eine klare Trennung von Investment- und Geschäftsbanken.
Bsp. Nr. 13 (SPD): Die Institute sollen europaweit aus eigenen Mitteln einen
Rettungsschirm aufbauen, damit der Staat bei Schieflagen nicht haften muss. Besondere
steuerliche Privilegien „für einzelne Interessengruppen, etwa Hoteliers und reiche
Erben“, die CDU/CSU und FDP in den vergangenen Jahren geschaffen hätten, wollen
die Sozialdemokraten wieder rückgängig machen. Steuerbetrug soll stärker bekämpft
werden (SPD 2013: 4).
Die Energiewende wollen die Sozialdemokraten durch ein eigenes
Energieministerium steuern. Dabei wollen sie die Bezahlbarkeit der Energiewende
52
gewährleisten und weitere Belastungen für die produzierende Wirtschaft und die
privaten Haushalte vermeiden, etwa durch die Senkung der Stromsteuer.
Bsp. Nr. 14 (SPD): Aus diesem Grund wollen wir das Erneuerbare-EnergienGesetz grundlegend reformieren. So wollen wir die Förderung der erneuerbaren
Energien und das System der Strompreisbildung unter den Prämissen der
Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit grundlegend neu konzipieren. Um den Ausbau
u n d d i e Modernisierung der Netzinfrastruktur voranzutreiben, wollen wir die
Übertragungsnetze in einer Deutschen Netz-Gesellschaft zusammenführen. Die
öffentliche Hand soll sich an der Netz-AG und ihren Erträgen beteiligen, indem sie in
den Anschluss von Offshore-Parks und andere wichtige Großprojekte investiert und so
eine Steuerungsfunktion übernimmt (SPD 2013: 7).
Die SPD setzt sich das Ziel „Vollbeschäftigung in guter Arbeit“. Deshalb will sie
eine Stärkung des Tarifvertragssystems und der Tarifbindung. Denn eine gerechte
Beteiligung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am wirtschaftlichen Erfolg sei
ökonomisch zur Stärkung der Binnennachfrage notwendig und ein unverzichtbarer
Beitrag für mehr Verteilungsgerechtigkeit.
Bsp. Nr. 15 (SPD): Außerdem wollen wir einen gesetzlichen Mindestlohn von
8,50 Euro einführen, was bei der CDU/CSU nicht vorkommt. Leiharbeiter sollen bei
gleicher Arbeit den gleichen Lohn erhalten wie fest angestellte Kollegen. Um
fragwürdige Werkvertragskonstruktionen zu unterbinden, plant die SPD klarer zu
fassen, was ein echter und was ein Schein-Werkvertrag ist. Zudem will sie die
Sanktionen bei Missbrauch verschärfen. Die SPD will gesetzlich regeln, dass bei
gewerblichen Mini-Jobs die grundlegenden arbeitsrechtlichen und tariflichen
Ansprüche in einem schriftlichen Arbeitsvertrag niedergelegt werden und die
Möglichkeit der Kontrolle ihrer Einhaltung verbessert wird (SPD 2013: 12).
53
Die SPD plant, das von der schwarz-gelben Koalition neu eingeführte
Betreuungsgeld wieder abzuschaffen und das dadurch gesparte Geld komplett in den
Ausbau von Kitas und Tagespflege zu investieren.
Bsp. Nr. 16 (SPD): Das Kindergeld wollen die Sozialdemokraten neu
strukturieren, um Familien mit geringen und mittleren Einkommen davor zu bewahren,
auf Hartz-IV-Niveau abzurutschen: Familien mit einem Einkommen bis 3.000 Euro
können mit dem bisherigen Kindergeld von 184 Euro und einem Kinderzuschlag von
140 Euro auf bis zu 324 Euro pro Monat kommen (SPD 2013: 12).
Die Sozialdemokraten erklären in ihrem Wahlprogramm, dass sie Gesundheit und
Pflege wieder zu Kernaufgabe des Sozialstaats machen wollen. Ihre Gesundheitspolitik
soll die Zweiklassenmedizin beenden und dafür sorgen, dass alle am medizinischen
Fortschritt teilnehmen können. Gelingen soll das durch die Einführung einer
sogenannten Bürgerversicherung als Krankenvoll- und Pflegeversicherung.
Bsp. Nr. 17 (SPD): Dieses Konzept sieht vor, dass zukünftig alle Bürgerinnen und
Bürger in Bürgerversicherungen versichert sind. Damit soll auf lange Sicht die
Trennung zwischen privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen aufgehoben
werden. Alle heute gesetzlich Versicherten und jeder künftige Krankenversicherte sollen
automatisch Mitglied der Bürgerversicherung werden. Bislang Privatversicherte sollen
für ein Jahr befristet wählen können, ob sie wechseln wollen. Sowohl gesetzliche als
auch private Krankenversicherungen sollen die Bürgerversicherung anbieten. Jeder soll
in der Bürgerversicherung unabhängig vom Erwerbsstatus, Alter, Geschlecht oder dem
Gesundheitsrisiko aufgenommen werden (SPD 2013: 12).
Aufgrund des steigenden Verbrauchs natürlicher Ressourcen will die SPD eine
Entkoppelung von Wohlstand und quantitativem Wachstum erreichen. In Bezug auf den
Flächenverbrauch formuliert die SPD das langfristige Ziel einer ausgeglichenen Bilanz
zwischen Ver- und Entsiegelung.
54
Bsp. Nr. 18 (SPD): Von der Gesamtfläche des Waldes sollen 10 Prozent rein
natürlicher Entwicklung überlassen werden. Um dem Artensterben entgegenzuwirken,
soll außerdem das Nationale Naturerbe um 30.000 ha erweitert werden. Im Hinblick auf
v e r b e s s e r t e n Ti e r s c h u t z s t re b e n w i r a u c h e i n e Ü b e r a r b e i t u n g des
Bundesjagdschutzgesetzes an (SPD 2013: 19).
Hauptthemen der spd
Steuern und Finanzen
Gesundheit
Energie
Rente
Arbeit
Umwelt
Familie
6; 9.38%
7; 10.94% 13; 20.31%
7; 10.94%
10; 15.63%
11; 17.19%
10; 15.63%
Abb.4 Hauptthemen der SPD
Im Vergleich zu dem Wahlmanifest 2005 kann man feststellen, dass das
Themenfeld sich geändert hat. Auf dem ersten Platz, anstatt Arbeitsmärkte, kommt
Steuern vor, die 2005 am wenigsten zu betrachten waren. Nächste Veränderung ist mit
dem Thema Arbeit verbunden. Dieses Thema bleibt im Laufe von 8 Jahren immer
aktuell. Eine Reihe von neuen Begriffen, die mehr 2013 hervorgehoben waren: Energie,
Familie und Gesundheit.
Während die CDU/CSU die Zulassung der doppelten Staatsbürgerschaft ablehnen,
akzeptieren die SPD, die doppelte Staatsbürgerschaft. Nach SPD ist die Hinnahme der
doppelten Staatsbürgerschaft nur möglich, wenn die Menschen mindestens seit 8 Jahren
in Deutschland leben. Obwohl ein kommunales Wahlrecht für Ausländer von den
Parteien abgelehnt wird, setzt sich SPD für ein kommunales Wahlrecht für Nicht-EU
Bürgerinnen ein. Obwohl die CDU und CSU die Integrationspolitik mit 2,50% noch
länger als die anderen Parteien, haben sie eine konservative Integrationspolitik und
55
betonen mehrheitlich die Aufgaben anstatt der Rechte von Migranten. Deutschland wird
als „ein erfolgreiches Integrationsland“ bezeichnet. Sie orientieren ihre
Integrationspolitik an den gemeinsamen deutschen Werten und der Kultur, die eine
schnelle und erfolgreiche Integration ermöglicht. Sie wollen weitere hochqualifizierte
und leistungsbereite Menschen aus anderen Ländern für sich gewinnen. Man braucht
ausreichende Informationsangebote etwa zu Einreise, Schule und Beruf sowie zum
Spracherwerb, damit sich Neuzuwanderer auf das Leben in Deutschland gut vorbereiten
können. Sie werben dafür, dass sich mehr junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte
für eine berufliche Laufbahn im öffentlichen Dienst, insbesondere als Lehrerinnen und
Lehrer, als Polizistinnen und Polizisten oder in der Justiz entscheiden.
1.4.
Das Wahlprogramm CDU/CSU 2013-2017
Am 23. Juni haben die CDU und CSU ihr gemeinsames Regierungsprogramm
2013 verabschiedet. „Gemeinsam erfolgreich für Deutschland“ lautet der Titel des
Programms. Die CDU/CSU bot den Bürgern die Möglichkeit, Wünsche und Ideen zum
Wahlprogramm einzubringen. Unter dem Titel „Was mir am Herzen liegt!“ stellte die
CDU auf einer Internetseite, nach acht Themenfeldern sortiert, schlagwortartig ihre
Ziele für eine weitere Wahlperiode vor und gab allen Interessierten bis zum 30. April die
Möglichkeit, diese zu kommentieren. Zudem hatte die CDU im ganzen Bundesgebiet
über eine Million Postkarten verteilt, mit denen die Bürgerinnen und Bürger ihre
Anregungen auch per Post einsenden konnten. Das Programm hat 128 Seiten, besteht
aus 42.299 Wörtern und sieben Abschnitten.
Die Themen, die wir weiter betrachten werden, versuchen wir kurz im Laufe des
Programms zusammenzufassen und sie mit den Themen des Regierungsprogramms
2005-2009 zu vergleichen.
Die CDU/CSU setzt sich in diesem Wahlprogramm für solide Staatsfinanzen ein.
Wie sie ihre Wahlversprechen finanzieren will, verrät sie nicht genauer. Steuern sollen
56
allerdings auf keinen Fall erhöht werden. Stattdessen stehen alle Vorhaben des
Wahlprogramms unter Finanzierungsvorbehalt. Im Regierungsprogramm geht es um die
Möglichkeit, dass die Menschen erkennen können, dass es bei den Steuern gerecht
zugeht.
Nach Ansicht der CDU/CSZ ist Deutschland finanzpolitisch schon jetzt auf einem
guten Weg: Dank der Bundesregierung, die die Ausgaben begrenzt, die Schuldenbremse
eingeführt und durch „erfolgreiche Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik“ die
Einnahmen erhöht habe.
Die CDU/CSU spricht sich für die Energiewende aus. Diese soll zügig und mit
Augenmaß umgesetzt werden. Der Umbau der Energieversorgung benötige stabile
Rahmenbedingungen, wie das schon im Regierungsprogramm betont wurde.
Bsp. Nr. 19 (CDU/CSU): Dementsprechend soll das Erneuerbare-EnergienGesetz (EEG) weiterentwickelt werden, um verlässliche Rahmenbedingungen für
Investitionen und Planungen zu schaffen. Nach der bisherigen Anschubfinanzierung soll
es nun darum gehen, wettbewerbsfähige Preise für erneuerbare Energien zu erreichen.
Damit eine stabile Stromversorgung gewährleistet wird, sollen der Ausbau der
Stromnetze vorangetrieben und neue Speichertechnologien entwickelt werden. Zugleich
müssen die Energiekosten weiterhin für Verbraucher und für die Industrie bezahlbar
sein, damit letztere international wettbewerbsfähig bleibe (CDU/CSU 2013: 23).
Die CDU/CSU setzt sich Vollbeschäftigung zum Ziel, welches durch „Fleiß, neue
Ideen und technischen Fortschritt“ erreicht werden soll (CDU/CSU 2013). Die
CDU/CSU lehnt zwar einen gesetzlichen Mindestlohn weiterhin ab, doch sei es Sache
der Politik, die Voraussetzungen zu schaffen, dass alle Menschen die Chance auf einen
ordentlichen Lohn haben. Deshalb sollen in Bereichen, in denen es keine Tarifverträge
gibt, Arbeitgeber und Gewerkschaften gesetzlich verpflichtet werden, einen tariflichen
Mindestlohn festzulegen.
57
Die CDU/CSU will Ehe und Familie besonders fördern, da diese das Fundament
unserer Gesellschaft seien, so auch im Regierungsprogramm 2005-2009. Das
Ehegattensplitting will sie deshalb erhalten und um ein Familiensplitting ergänzen,
indem die Steuerfreibeträge von Kindern schrittweise auf Erwachsenenniveau
angehoben werden.
Bsp. Nr. 20 (CDU/CSU): Zugleich sollen Kindergeld und Kinderzuschlag erhöht
werden. Ehegattensplittung bleibt im Regierungsprogramm als Ausdruck des
besonderen grundgesetzlichen Schutzes von Ehe und Familie erhalten. Es ist keine
Steuervergünstigung, sondern Ausdruck der Lebens- und Verantwortungsgemeinschaft
Ehe. Familien sollen eine möglichst große Wahlfreiheit bei der Gestaltung der
Kinderbetreuung haben. So will die Union den Menschen mehr Freiräume bei der
Gestaltung der Elternzeit einräumen, indem sie ein Teilelterngeld einführt, das bis zu 28
Monate bezogen werden kann (CDU/CSU 2013: 16).
CDU und CSU verweisen darauf, den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz
für Kinder zwischen zwölf und 36 Monaten durchgesetzt zu haben.
CDU und CSU wollen, dass auch in Zukunft jeder in Deutschland Zugang zu
einer guten medizinischen Versorgung hat, unabhängig von seinem Einkommen, Alter
oder gesundheitlichen Zustand. Dafür wollen sie am bisherigen Gesundheitssystem mit
gesetzlichen und privaten Krankenkassen festhalten.
Bsp. Nr. 21 (CDU/CSU): Das Konzept einer Einheitsversicherung lehnen wir ab.
Aus unserer Sicht sind die privaten Krankenversicherungen unverzichtbarer Bestandteil
des Gesundheitssystems. Die Reform der gesetzlichen Krankenversicherungen habe das
System und die Beiträge stabilisiert. In Zukunft sollen Krankenkassen, deren Rücklagen
die gesetzliche Mindestreserve um ein Mehrfaches übersteigen, zur
Prämienrückerstattung an ihre Mitglieder verpflichtet werden (CDU/CSU 2013: 21).
58
Für die CDU/CSU stand eine zukunftsfeste Alterssicherung wie im
Regierungsprogramm 2005-2009 so auch im Wahlprogramm 2013 auf drei Säulen: der
gesetzlichen Rentenversicherung, der privaten und der betrieblichen Vorsorge.
Bsp. Nr. 22 (CDU/CSU): Die gesetzliche Rentenversicherung soll dabei die
tragende Säule bleiben. Diese werde durch die Rente mit 67 gestärkt, an der die Union
festhalten und sie bis 2029 schrittweise einführen will. Die private und betriebliche
Vorsorge soll ausgebaut werden. Das gilt besonders für die betriebliche Vorsorge bei
kleinen und mittleren Unternehmen. Ein besonderes Anliegen der Union ist die
sogenannte „Mütterrente“, worum es überhaupt im Regierungsprogramm nicht ging. Ab
2014 sollen Erziehungszeiten von bisher benachteiligten Müttern oder Vätern, deren
Kinder vor 1992 geboren wurden, mit einem zusätzlichen Rentenpunkt anerkannt
werden (CDU/CSU 2013:9).
Die CDU/CSU will eine Wirtschaft, die Vorreiter bei nachhaltigen Produkten,
intelligenten Lösungen und Strategien zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Umwelt
und Wirtschaft ist. Umweltschutz soll zusammen mit den Menschen und der Wirtschaft
vorangebracht werden und nicht gegen sie.
Ein zentrales Vorhaben der CDU/CSU in der Umweltpolitik stellt die Senkung des
Rohstoffverbrauchs dar. Dazu soll die Wiederverwertung von Rohstoffen durch
Einführung einer einheitlichen Wertstofftonne ausgebaut werden, außerdem sollen
Anreize und Beratungsangebote für Bürger und Unternehmen erweitert werden.
Ein zentrales Vorhaben im Regierungsprogramm 2005-2009 stellt mehr Markt und
Wettbewerb im Umweltbereich, den kooperativen Umweltschutz und die integrierte
Produktpolitik in einem „Umweltpakt Deutschland“.
Beim Thema Steuern beabsichtigt die CDU/CSU klar, weder Steuern erhöhen
noch senken zu wollen. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer will die CDU/CSU
allerdings durch den Abbau der „kalten Progression“ entlasten; ein Vorhaben, das schon
im Regierungsprogramm der CDU/CSU 2005-2009 stand. Bei der „kalten Progression“
59
handelt es sich um eine heimliche Steuererhöhung aufgrund des progressiven
Steuertarifs, die zum Tragen kommt, wenn eine Gehaltserhöhung nur die Inflation
ausgleicht, die Einkommensteuersätze aber nicht der Inflationsrate angepasst werden.
Das Problem der Arbeitslosigkeit steht nicht so akut, wie im Regierungsprogramm
2005-2009. Die Aufmerksamkeit wird nicht darauf gerichtet, weil die CDU/CSU dies
teilweise gelöst hat.
§2. Linguistische Besonderheiten der politischen Werbung in Wahlmanifesten
und Wahlprorammen
2.1. Syntax und Satzarten
Bei der Wahlwerbung in unserem Korpus unterscheidet man verschiedene
syntaktische Konstruktionen: Setzungen und Ein-Satz-Schlagzeilen.
Laut Eggers sind Setzungen als „solche Äußerungen, die nicht zu grammatisch
vollständigen Sätzen ausgeformt sind, in denen vor allem das verbale Prädikat und
meistens auch Subjekt fehlt“. Damit grenzen sich Setzungen von den Ellipsen ab, die
nur eine Möglichkeit der Ergänzung zulassen.
Bsp. Nr. 23 (CDU/CSU): „Weniger Vorschriften, mehr Freiheit; Neue Chancen
für Arbeitnehmer: Flexibler Arbeitsmarkt; Senkung von Lohnzusatzkosten für mehr
Arbeitsplätze; Unternehmenskultur mit Zukunft; Steuern: einfach, wettbewerbsfähig und
gerecht“ (CDU/CSU 2005:9).
Bsp. Nr. 24 (SPD): „Das schwarz-gelbe Erbe von Helmut Kohl, Forschung und
Entwicklung prioritär, Gute Bildung für alle, Mehr Hilfen für alle Formen von Familie,
Offene Gesellschaft, Friede und Freiheit“ (SPD 2005:6).
Bsp. Nr. 25 (CDU/CSU): „Weniger Schulden, bessere Chancen, Sichere Arbeit
und gute Löhne, Starke Wirtschaft und gesunde Betriebe, Mehr im Geldbeutel“
(CDU/CSU 2013:12).
60
Bsp. Nr. 26 (SPD): „Deutschland besser und gerechter regieren, Für ein neues
soziales Gleichgewicht in unserem Land, Gute Arbeit in einer modernen Gesellschaft,
Miteinander für mehr Soziale Marktwirtschaft in Europa, Chancengleichheit und
Aufstieg durch Bildung“ (SPD 2013:12).
In einem Ausrufesatz will der Sender den Empfänger nicht nur informieren,
sondern er will seine Bewunderung über einen Sachverhalt metteilen. Es handelt sich
um eine emotionale Färbung. Ein Ausrufezeichen wird gebraucht, um der Aussage mehr
Nachdruck zu verleihen. In diesem Satz kann das finite Verb im Indikativ an erster,
zweiter oder letzter Stelle stehen.
Bsp. Nr. 27 (CDU/CSU): „Sozial ist, was Arbeit schafft!“ (CDU/CSU 2005:6).
Bsp. Nr. 28 (SPD): „Für Gewalt, rechtsextremes Gedankengut sowie Intoleranz
und Missachtung gegenüber Minderheiten ist in Deutschland kein Platz!“ (SPD
2005:23).
Bsp. Nr. 29 (SPD): „Nichts über uns ohne uns!“ (SPD 2013:32).
Die Einleitung der Nebensätze hängt vom Verhältnis ab, das zwischen den Sätzen
eines Satzgefüges besteht. Dieses Verhältnis ist als Nebensatz bezeichnet. Nach der
Meinung von Leitner (2004) unterscheidet sie Relativ-, Inhalts- und Verhätnissätze.
Relativsätze sind Nebensätze und dienen dazu, eine Eigenschaft eines
Individuums anzugeben; „er ist daher von einem Substantiv abhängig oder hat selbst
denselben Status wie eine Substantivgruppe im Satz“ (Lehmann 1984)
Bsp. Nr. 30 (CDU/CSU): „Wer bei der Bildung und Forschung spart, spart am
Hirn“ (CDU/CSU 2013:17).
Bsp. Nr. 31 (SPD): Was heute als Prototyp bezeichnet wird, können Sie morgen
auch Job-Maschine nennen“ (SPD 2013:34).
Inhaltssätze sind Nebensätze, die die Rolle von Subjekt oder Objekt in Sätzen
übernehmen können. Folgende Beispiele sollen es beweisen.
61
Bsp. Nr. 32 (SPD): „Wir wollen nicht, dass man Reiche und Arme in Zukunft
schon am Lächeln erkennen“ (SPD 2005:24).
Bsp. Nr. 33 (CDU/CSU): „Wir treten dafür ein, dass die Beitragsbezogenheit der
Leistungen in der Arbeitslosenversicherung stärker erkennbar wird“ (CDU/CSU
2005:13).
Bsp. Nr. 34 (SPD): „Unser Ziel ist, dass alle Menschen auch in hohem Alter
Anerkennung finden, aktiver Teil unserer Gesellschaft sind und in materieller Sicherheit
leben können“ (SPD 2013:55).
Bsp. Nr. 35 (CDU/CSU): „CDU und CSU kommt es auf die Meinung der Bürger
an, wir wollen, dass sich Bürgerinnen und Bürger aktiv in Debatten einmischen“
(CDU/CSU 2013:69).
Es handelt sich beim Nebensatz um einen Inhaltssatz, der prototypisch durch die
Subjektion „dass“ eingeführt wird. Verhältnissätze werden Nebensätze bezeichnet, die
eine adverbiale Bestimmung als Satzglied in einem Satz ersetzt werden kann. Einige
ausgewählte Beispiele sollen dies belegen:
Bsp. Nr. 36 (CDU/CSU): „Eine Vollmitgliedschaft lehnen wir ab, weil das die
Integrationsfähigkeit der Europäischen Union überfordern würde“ (CDU/CSU
2005:37).
Bsp. Nr. 37 (SPD): „Betriebe werden davon nicht betroffen, weil die betriebliche
Sphäre durch die Unternehmensteuerreform von der privaten getrennt wird“ (SPD
2005:59).
Bsp. Nr. 38 (SPD): „Sie dürfen nicht von der Förderung ausgeschlossen bleiben,
weil ihnen die Eigenmittel fehlen“ (SPD 2013:85).
Bsp. Nr. 39 (CDU/CSU): „Zahlreiche Leistungen kirchlicher Einrichtungen für
unser Gemeinwesen sind nur möglich, weil die Kirchen im erheblichen Umfang eigene
Mittel beisteuern und Kirchenmitglieder sich ehrenamtlich engagieren“ (CDU/CSU
2013:70).
62
2.1.1. Ellipsen
Als Arbeitsbegriff nehmen wir die Duden-Definition an und wir betrachten
Ellipsen als „Weglassungen, in denen immer gemessen am Programm eines
Satzbauplans – eine Position nicht besetzt ist“1. Es gibt jedoch Ellipsen, die nicht in
Verbindung zu einem nachfolgenden Satz stehen.
Der Empfänger weiß, dass die elliptische Schlagzeile im Kontext der politischen
Werbung steht und er ist sich ohne zusätzliche Information bewusst, wie er die Ellipsen
aufzufüllen hat.
Bsp. Nr. 40 (SPD): „mehr Arbeit und weniger Arbeitslosigkeit in Deutschland“
(SPD 2005:5).
In diesem Beispiel weiß der Empfänger, dass sich die SPD das als Ziel setzt und
kann das Verb „wollen“ ergänzen. Außerdem könnte es die Schlagzeile auch durch
„bringen“ oder „ermöglichen“ ergänzt werden. So unterstellt er der SPD, dass sie das
Vorhaben aktiv umsetzen werden. „Ob sie es nun mit dem tatkräftigen Verb bringen oder
mit dem Verb wollen ausdrücken, ist unerheblich“ (Leitner 2004:102). Aus diesem
Grund wird diese Schlagzeile zu den Ellipsen eingeordnet.
Folgende Beispiele werden nicht erläutert. Die fehlenden Satzteile werden in
Klammern ergänzt.
Bsp. Nr. 41 (SPD): „Zukunftsvisionen gibt es nicht nur im Kino, sondern [die gibt
es] auch in der Politik“ (SPD 2005:32).
Bsp. Nr. 42 (CDU/CSU): „[wir wollen] Weniger Vorschriften, mehr Freiheit“
(CDU/CSU 2005:3).
Bsp. Nr. 43 (CDU/CSU): „Strenge Regeln für die Finanzmärkte [schaffen]“
(CDU/CSU 2013:3).
1 http://www.duden.de/rechtschreibung/Ellipse
63
Bsp. Nr. 44 (SPD): „Lebensqualität und Innovation durch gute Umweltpolitik
[einsetzen]“ (SPD 2013:5).
Bei den elliptischen Sätzen können unterschiedliche Positionen besetzt sein. Diese
werden kontextuelle Ellipsen genannt. Die werden in 5 Varianten untergeordnet:
-
Subjekt elliptisch
Bsp. Nr. 45 (CDU/CSU): „Die Bürgerversicherung gibt keine Antwort auf die
Probleme der Bevölkerungsentwicklung. Diese [Probleme] wirken wie eine
Sondersteuer für kleine und mittlere Einkommen“ (CDU/CSU 2005:27).
Bsp. Nr. 46 (SPD): „Es gibt viele schöne Plätze in Deutschland. Die schönsten
[Plätze] sind für uns Arbeitsplätze“ (SPD 2005:38).
-
Verb elliptisch
Bsp. Nr. 47 (CDU/CSU): „Sichere, bezahlbare und saubere Energie [haben]“
(CDU/CSU 2013:9).
Bsp. Nr. 48 (SPD): „Helmut Kohl und seine Regierung aus CDU/CSU und FDP
[haben] 1998 ein schweres Erbe [hinterlassen]“ (SPD 2005:8).
-
Pronomen elliptisch
Bsp. Nr. 49 (SPD): „Wir sehen [es] als sinnvoll an, das Bundesjagdgesetz zu
überarbeiten und stärker an waldökologischen Anforderungen und am Tierschutz
auszurichten“ (SPD 2013:92).
-
Subjekt und Verb elliptisch
Bsp. Nr. 50 (SPD): „Wir erneuern unser Land, aber [wir wollen] kein anderes
Land“ (SPD 2005:11).
-
Subjekt, Verb und Pronomen elliptisch
Bsp. Nr. 51 (CDU/CSU): „Wie, glauben Sie, löst man die Probleme von heute?
[Löst man diese] mit einem Kanzler von gestern?“ SPD 2005 S 36
64
Es wird deutlich, dass die Sätze die dominierende Stellung in der politischen
Werbung einnehmen. Ihnen folgen die Ellipsen. Das sagt, dass folgende Sätze die
klassische politische Werbung von den Wahlprogrammen unterscheiden lassen.
Die Aufforderungssätze nehmen in der politischen Werbung eine breite Stellung
ein. Eine Partei muss durch die Werbung versuchen, den Wählern zu präsentieren, dass
sie im Vergleich zur Konkurrenz als fähiger bezeichnet wird.
Die Ausrufesätze werden in der politischen Werbung und vor allem in Manifesten
und Wahlprogrammen verwendet um die Wähler anzusprechen.
2.1.2. Gebrauch des Futurs I
Ein Blick in Wahlmanifest bzw. Wahlprogramm der CDU/CSU und der SPD
verdeutlicht, dass das Futur I in politischen Reden zur Realisierung unterschiedlicher
Sprechhandlungen genutzt werden kann. Dies werden wir weiter betrachten.
Das Futur I wird verwendet, um die Zusammenarbeit mit anderen Parteien im
Bundestag zu signalisieren und die eigene Position zu bestätigen. Einige ausgewählte
Beispiele sollen dies belegen:
Bsp. Nr. 52 (SPD): „Nur Länder, denen wir wirtschaftliche Perspektiven geben,
werden sich für Demokratie und Menschenrechte öffnen“ (SPD 2005:18).
Bsp. Nr. 53 (CDU/CSU): „Wir werden jede Maßnahme daran messen, ob sie
Arbeitsplätze fördert oder Arbeitsplätze gefährdet“ (CDU/CSU 2005:7).
Bsp. Nr. 54 (CDU/CSU): „Wir werden deshalb alles tun, damit unsere Kinder
eine gute und gesicherte Zukunft haben“ (CDU/CSU 2005:7).
Bsp. Nr. 55 (SPD): „Wir leben Demokratie und werden dies weiter tun“ (SPD
2013:4).
Bsp. Nr. 56 (SPD): „Wir wollen und werden weiter als die starke politische Kraft
für wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Fortschritt in Deutschland und in
Europa kämpfen“ (SPD 2013:5).
65
Bsp. Nr. 57 (CDU/CSU): „Deshalb werden wir uns gemeinsam mit unseren
Partnern dafür einsetzen“ (CDU/CSU 2013:6).
Die Form des Futurs I bezieht sich auf beabsichtigte oder unterlassene
Handlungen des Referenten. In dieser Form gibt es eine positive Bewertung der
Handlung. Das Personalpronomen wir verweist zudem auf einen parteienübergreifenden
Kontext.
Das Futur I kann im Zusammenhang mit einer Drohung gegenüber der
amtierenden Regierung oder der Opposition stehen.
Bsp. Nr. 58 (SPD): „Wi r werden diesen Kampf gewinnen, wenn wir uns auf
unsere Stärken besinnen und zu Neuem bereit sind“ (SPD 2005:15).
Auf diese Weise wird gleichzeitig die tatsächliche oder scheinbare Macht der
Partei unterstrichen.
Mit dem Futur I wird eine Verheißung gezeichnet. Der Referent der Äußerungen
zeichnet das positive Bild eines in der Zukunft liegenden Ereignisses. „Dabei kann die
Verheißung unterschiedliche Funktionen erfüllen, wie etwa die Bestätigung einer
eingeschlagenen Richtung“ (Gansel 2009: 260).
Bsp. Nr. 59 (CDU/CSU): „Wir werden auch dafür werben, unsere erfolgreiche
duale Ausbildung in Schule und Betrieb in anderen europäischen Ländern einzuführen,
weil sie jungen Menschen eine gute berufliche Zukunft eröffnen kann“ (CDU/CSU
2013:5).
Zusammenfassend kann mit Gansel (2009) festgehalten werden, dass das Futur I
geradezu ein zwingendes Moment enthält. So stellt Gansel fest, dass der einfache
Ausdruck einer auf die Zukunft gerichteten Absichtserklärung. Dies wird damit
begründet, dass zwischen einem Vorsatz und der tatsächlichen Realisierung einer
Absicht notwendige Beziehung besteht. In Bezug auf die Wirkung des Futurs stellt
WELKE (2005: 441) fest, dass es in seiner Wirkung „gleichsam als
Naturnotwendigkeit“ verstanden werden kann, das heißt „Zukunftsbedeutung mit
66
Wahrheitsanspruch“ besitzt. Gewissheit und Notwendigkeit sind jedoch nur
Implikaturen dieser sprachlichen Form, die nicht mit der eigentlichen zukünftigen
Bedeutung gleichgesetzt werden können.
2.1.3. Gebrauch der Modalverben
Das Modalverb müssen und die Negation des Modalverbs dürfen (dürfen nicht)
verbinden sich in der Kommunikation mit positiven oder negativen Geboten.
Modalverben lassen sich grundsätzlich deontisch oder epistemisch verwenden. Diewald
kennzeichnet die deontische Verwendung als den „lexikalischen, weniger
grammatikalisierten oder nicht-deiktischen Gebrauch“, die epistemische Verwendung
der Modalverben als „grammatischen, grammatikalisierten oder deiktischen Gebrauch“
(Diewald 1999: 13).
Der Unterschied zwischen diesen beiden Formen besteht nach Diewald darin, dass
es bei dem nicht-deiktischen Gebrauch um die Darstellung eines Zustandes des
Satzsubjekts geht. Mit dem deiktischen Gebrauch hingegen wird auf die
Sprechereinstellung zum dargestellten Gegenstand Bezug genommen. Die in den
Wahlmanifest bzw. Wahlprogramm verwendeten Modalverben müssen und dürfen nicht
dem nicht-deiktischen Gebrauch zugeordnet werden. Insbesondere für das Modalverb
müssen zeigt sich in Wahlmanifest bzw. Wahlprogramm eine häufige Verwendung und
dies über alle Parteien hinweg.
Die folgenden Beispiele illustrieren zudem die Einbindung des Modalverbs in die
Figur des syntaktischen Parallelismus, wodurch die Eindringlichkeit noch erhöht wird.
Bsp. Nr. 60 (CDU/CSU): „Wenn wir diese Abrüstung machen, dann müssen wir
schrittweise vorgehen“ (CDU / CSU 2013:14).
Bsp. Nr. 61 (SPD): „Es muss eine Lösung gefunden werden, damit dieses Land …
in die Vertragsgemeinschaft zurückkehrt. Es muss eingebunden werden …“ (SPD
2013:36).
67
Um auf die Häufigkeit der Modalverben zu verweisen, sei angemerkt, dass sich in
dem Wahlmanifest der SPD „Vertrauen in Deutschland“ 2005 die folgenden Formen in
entsprechender Anzahl finden: Wir müssen (22), Es muss (17), Muss man (4), Sie
müssen (6), Hätte müssen (3); Wir dürfen nicht (5) und Es darf nicht (4). In dem
Wahlprogramm der CDU/CSU „Deutschland. Chancen nutzen“ 2005 - Wir müssen (38),
Es muss (8), Muss man (3), Sie müssen (5), Wir dürfen nicht (5) und Es darf nicht (3). In
dem Wahlprogramm der SPD „Das wir entscheidet“ 2013 - Wir müssen (18), Es muss
(6), Muss man (9), Sie müssen (8), Wir dürfen nicht (4) und Es darf nicht (4). Im
Wahlprogramm der CDU/CSU „Gemeinsam erfolgreich für Deutschland“ 2013 - Wir
müssen (26), Es muss (10), Muss man (9), Sie müssen (2), Wir dürfen nicht (2) und Es
darf nicht (7).
Auffällig ist hierbei, dass die höchste Zahl des Modalverbs müssen mit dem
Personalpronomen wir gebraucht wird. Damit wird der Versuch unternommen, eine
Gruppenidentität und Einigkeit zu den Bundeswahlen zu erzielen. So wird die Gestalt
eines Gebots oder Verbots genutzt, um den Anschein einer vermeintlichen
Zwangssituation herzustellen. Es entsteht die Suggestion, dass keine Alternative zu dem
in der Rede jeweils geforderten Verhalten existiert.
2.1.4. Anrede in der politischen Werbung
Das Personalpronomen wir wird hineingenommen, weil sich das Pronomen zum
einen auf die Partei bezieht, zum anderen auf den Wähler. Die Parteien beschränken sich
nicht auf eine Anredeform, sondern auf die drei Formenzurückgreifen. In der SPD und
der CDU/CSU kommt das Personalpronomen wir oft vor. Die höfliche Form Sie taucht
nur bei der SPD auf. Deutschland ist bei der SPD und der CDU/CSU eine beliebte
Appelltechnik.
Durch das Wort Deutschland werden alle Wählergruppen zu erreichen versucht.
Dies zeigen folgende Beispiele:
68
Bsp. Nr. 62 (SPD): „Deutschland besser und gerechter regieren:“ (SPD 2013:3).
Bsp. Nr. 63 (CDU/CSU): „Gemeinsam erfolgreich für Deutschland“ (CDU/CSU
2013 Titel).
Bsp. Nr. 64 (SPD): „Wir wollen, dass Deutschland seine Kräfte bündeln kann
und dass so Wohlstand für alle dauerhaft gesichert ist“ (SPD 2005: 5).
Bsp. Nr. 65 (CDU/CSU): „Wir wollen, dass die Politik wieder dazu beiträgt,
Deutschlands Chancen zu erkennen und zu nutzen“ (CDU/CSU 2005: 3).
Das Pronomen wir bezieht sich auf jede Person. Dabei wird betont, dass alle
Wähler und Partei gemeint sind, wodurch das Gemeinschaftsgefühl des Wählers
unterstrichen werden soll.
Bsp. Nr. 66 (SPD): „Auf der Höhe der Zeit zu sein, bedeutet zuerst, dass wir uns
daran erinnern: Die Kraft der Erneuerung hat in der SPD eine Tradition, die
Gründungsgedanke und Gegenwartsaufgabe zugleich ist“ (SPD 2013:4).
Bsp. Nr. 67 (CDU/CSU): „Wir stehen zu dieser Verantwortung, weil wir wissen,
dass Deutschland auf Dauer nur stark und erfolgreich sein kann, wenn es auch Europa
gut geht“ (CDU/CSU 2013:13).
Bsp. Nr. 68 (CDU/CSU): „Wir wollen die Bürger unseres Landes zu Gewinnern
dieser Entwicklung machen“ (CDU/CSU 2005:3).
Bsp. Nr. 69 (SPD): „Wir wollen, dass das Zusammenwachsen befördert und der
Aufbau Ost vorangetrieben wird“ (SPD 2005:5).
2.2.
Politische Wahlwerbung und der Wortschatzgebrauch in der
Textsorte Wahlmanifest bzw. Wahlprogramm
2.2.1. Gebrauch von Schlagwörtern: Fahnen- und Stigmawörter
Mit Hilfe von einem speziellen Programm „Wordle-Software“ versuchen wir eine
Schlagwolke bzw. Wortwolke, Schlagwortmatrix aus den Fahnenwörtern bzw.
Schlagwörtern der Programme von politischen Parteien zu erstellen. Darunter versteht
69
man eine Methode zur Informationsvisualisierung, bei der eine Liste aus Schlagworten,
oft alphabetisch sortiert, flächig angezeigt wird, wobei einzelne unterschiedlich
gewichtete Wörter größer oder auf andere Weise hervorgehoben dargestellt werden. Sie
kann so zwei Ordnungsdimensionen (die alphabetische Sortierung und die Gewichtung)
gleichzeitig darstellen und auf einen Blick erfassbar machen.
Solche Art der Darstellung von Wortwolken werden beim gemeinschaftlichen
Indexieren und in Weblogs eingesetzt. Schlagwortwolken wurden zuerst 2002 von Jim
Flanagan eingesetzt und zunächst als gewichtete Liste bezeichnet.
Die Schlagwortwolken wurden von Wissenschaftlern seit dem Anfang des 21.
Jahrhunderts untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass Schlagwörter, die die folgenden
Eigenschaften besitzen, mehr Beachtung erfahren:
-
Schlagwörter mit einer großen Schriftgröße. Mit solcher Arte wird Effekt
durch weitere Faktoren, wie Anzahl der Buchstaben oder der benachbarten Schlagwörter
beeinflusst.
Schlagwörter in der Mitte der Schlagwortwolke. Effekt beeinflusst durch
das jeweilige Layout der Schlagwortwolke
Schlagwörter im linken, oberen Quadranten. So wird Effekt durch westliche
Lesegewohnheiten beeinflusst
Als erstes Beispiel betrachten wir die Wortwolke der Wahlprogramme von
CDU/CSU 2005-2013
Abb. 5 Schlagwortwolke der CDU/CSU
70
Sehr auffallend in dieser Wolke sind die Schlagwörter Deutschland, Land,
Mensch, Zukunft, Europa, Chance. Das Wort Deutschland kommt in dem
Regierungsprogramm 93 Mal vor, was eine große Bedeutung dem Land bringt.
Deutschland steht im Vordergrund bei der CDU/CSU und spielt dabei die wichtigste
Rolle. Als Folge steht das Wort Land weiter und wird 16 Mal im Programm benutzt.
Darunter versteht man die Wichtigkeit der deutschen Nationalität, die sich nicht nur mit
„einem“ eigenen Land assoziieren, sondern auch mit Deutschland. Mensch bzw.
Menschen sind sehr im Programm verwendet. Für die CDU/CSU steht das Problem der
Arbeitslosigkeit sehr aktuell, was in einem auffälligen Beispiel sehen kann:
Bsp. Nr. 70 (CDU/CSU): Knapp 5 Millionen Menschen sind offiziell arbeitslos,
die höchste Zahl seit Bestehen der Bundesrepublik. Hinzu kommen über 1,3 Millionen
Menschen, die sich in Betreuungsprogrammen der Arbeitsverwaltung befinden und
weitere Hunderttausende, die sich enttäuscht zurückgezogen haben (CDU/CSU 2005:
4).
Mit jeder Seite des Regierungsprogramms wird es klarer, dass die CDU/CSU wird
alles tun, damit die Menschen und so auch die Kinder eine gute und gesicherte Zukunft
haben:
Bsp. Nr. 71 (CDU/CSU): Wir werden uns wieder gemeinsam mit den Bürgern auf
den Weg in eine bessere Zukunft für Deutschland machen: von einer Gesellschaft, die
71
gefangen ist in dem Versuch der gleichmäßigen Verteilung von „Weniger“, hin zu einer
Gesellschaft, die ihre Kräfte auf das Erwirtschaften von „Mehr“ konzentriert
(CDU/CSU 2005:5).
Mit folgendem Auszug aus dem Regierungsprogramm bestätigt die CDU/CDU die
bedeutendste Rolle des ganzen Europas:
Bsp. Nr. 72 (CDU/CSU): Wir bitten um ein Mandat für eine Politik, die
Deutschlands Rolle und Verantwortung als starker Partner in Europa und der Welt
sieht. Denn Europa und das europäische Einigungswerk müssen aus der Krise geführt
werden (CDU/CSU 2005: 7).
Deshalb werden sie alles machen, um Deutschlands Rolle als Gestalter und
Mittler in Europa und der Welt zu stärken.
Schon im Regierungsprogramm erscheint die Formulierung „Deutschlands
Chancen nutzen“ im Einleitungssatz des nur 8 Sätze umfassenden Schlussabschnitts und
damit an exponierter Stelle:
Bsp. Nr. 73 (CDU/CSU): „Wohin wollen wir? - Chancen nutzen statt „Weiter so“
(CDU/CSU 2005: 4).
Abb. 6 Schlagwörterwolke der SPD
72
Präsupponiert ist natürlich jedes Mal, dass diese Chancen in der Tat bestehen und
von der bisherigen Regierung nicht genutzt werden. Um was für Chancen in welcher
Hinsicht es sich handelt, wird aber nicht gesagt, so dass auch hier ein eklatanter Mangel
an Konkretion sichtbar wird, der sich negativ auf der Abbildung 6.
Im Vergleich zur CDU/CSUs Wortwolke betrachten wir die Schlagwörterwolke
des Wahlmanifests 2005 und des Regierungsprogramms 2013 von SPD.
Das sieht etwas anders aus als die Wortwolke der CDU/CSU. Aber die
Ähnlichkeiten kommen vor. Wie bei der CDU/CSU treffen wir die Schlagwörter
Deutschland, Mensch, Land, Europa, aber zu den neuen Wörtern, die auch so auffallend
sind, gehören Gesellschaft, Bildung, Arbeit und Politik. Alle diese Begriffe sind im
Wahlmanifest zu treffen, die sehr oft bei den allgemeinen Formulierungen vorkommen.
Die SPD erstrebt eine menschliche Gesellschaft, die Freiheit, Gerechtigkeit und
Solidarität symbolisiert. Sie wollen eine lebendige Demokratie und eine aktive
Bürgergesellschaft.
Als Partei des technischen Fortschritts setzt die SPD seinen Schwerpunkt auf
Bildung, Forschung und Wissenschaft. Diesen Weg der Innovationen haben sie mit dem
Regierungswechsel begonnen und die Mittel für Bildung und Forschung stark gesteigert.
Sogar im Inhaltsverzeichnis kommt das Wort Arbeit vor:
Bsp. Nr. 74 (SPD): „Wir wollen mehr Arbeit schaffen und weniger
Arbeitslosigkeit haben in Deutschland“ (SPD 2005: 6).
Bsp. Nr. 75 (SPD): „Ein starkes Land braucht Selbstvertrauen. Und gute Politik
braucht das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger. Um unser Land in eine gute Zukunft
zu führen, müssen Blockaden aufgebrochen und lähmender Streit überwunden werden“
(SPD 2005: 8).
Dabei wurde festgestellt, dass SPD für ihre Politik kämpft, weil diese Politik, ihrer
Meinung nach gut für die Menschen und für das Land ist.
73
2.2.2. Fremdwörter und das Kriterium der Adressatenbezogenheit
Die Programme aller Parteien enthalten eine Vielzahl von Fremdwörtern, die
häufig mit Erklärungen im Text verwendet werden.
Anglizismen begegnen uns in der heutigen Zeit fast überall und haben sich
mitunter so stark in den Alltag eingeschlichen, dass viele sie kaum noch als
Fremdsprache wahrnehmen. Wir benutzen sie – bewusst oder unbewusst – fast täglich in
unseren Unterhaltungen. Wir stoßen auf sie in Zeitungen, auf Plakaten, in Schaufenstern,
im TV oder auf unseren mobilen Geräten. Insbesondere die Werbebranche kommt ohne
die Verwendung von Anglizismen heute nicht mehr aus.
CDU/CSU 2013 - Sharing Economy, Cybermobbing, Smart Homes, Cloud Computing, Big Data, Smart Grids, E-Health.
Bsp. Nr. 76 (CDU/CSU): „Dazu zählt die durch das Internet hervorgebrachte
Wirtschaft des Teilens (Sharing Economy)“ (CDU/CSU 2013:24).
„Share Economy bzw. Sharing Economy ist aus makroökonomischer Sicht ein
hybrides Marktmodell und aus makroökonomischer Sicht eine Bezeichnung für
Unternehmen, deren Geschäftskonzept gekennzeichnet ist durch die gemeinsame
zeitlich begrenzte Nutzung von Ressourcen, die nicht dauerhaft benötigt werden
(Puschmann, Alt, 2016).
Selbst dieser Begriff ist vor kurzem im Alltagsleben erschienen. Sharing Economy
stellt fest, dass die Leute nicht nur für sich selbst Geld sparen, sondern auch mit
jemandem etwas Sparsames vorhaben würden. Heutzutage kann man diesen Begriff zu
einem Trend zählen, weil er populär ist und in der Zukunft erwarten die Wissenschaftler
in diesem Bereich einen großen Erfolg.
Für die CDU/CSU ist auch am wichtigsten immer i n zu sein, um die Distanz
zwischen Menschen zu verkürzen.
Als weiteres Beispiel wurde das Fremdwort „Cybermobbing“ analysiert.
74
Bsp. Nr. 77 (CDU/CSU): „Strafbarkeitslücken wollen wir durch neue
Tatbestände für Straftaten im digitalen Raum schließen, etwa zum Schutz unserer Kinder
vor Beleidigung und Drangsalierung im Netz („Cybermobbing“) (CDU/CSU 2013:26).
Den Begriff des Mobbings erkennt man heute in der Berufswelt. Mobbing ist als
Straftat anerkannt. Falls Mobbing in den sozialen Netzen stattfindet, spricht man von
Cybermobbing. Letztlich ist Cybermobbing nichts Anderes als Hänseln, Schikanieren,
Beschimpfen und Erpressen in den sozialen Online-Netzwerken. Dazu gehört der
Versand von E-Mails oder SMS, die Belästigung im Chat oder im Instand Massaging,
auf Webseiten oder durch die Verbreitung von Videos. Genutzt werden öffentliche, halböffentliche oder private Linien, in denen der Betroffene vor einem breiten Publikum
fertiggemacht werden soll. 2
Bsp. Nr. 78 (CDU/CSU): „Sogenannte Smart Homes werden in naher Zukunft
unser Heim und unseren privaten Lebensalltag prägen“ (CDU/CSU 2013:33).
Auf Deutsch lässt sich dieses Wort durch den Begriff „Intelligentes Wohnen“
bezeichnen, der technische Verfahren im privaten Wohnbereich, bei denen Geräte
eingesetzt werden, die aufgrund einer Datenvernetzung und Fernsteuerbarkeit
zusätzliche Funktionen bieten.3
Bei der CDU/CSU wird diesen Begriff in der Reihe von neuen Trends benutzt, die
zurzeit für Menschen von großem Interesse sind. Es geht wiederum um die Distanz
zwischen der Politik und dem alltäglichen Leben.
Bsp. Nr. 79 (CDU/CSU): „Hinter Stichworten wie „Cloud Computing“, „Big
Data“, „Smart Grids“, „E-Health“ verbirgt sich eine globale Entwicklung mit
ungeheurer Dynamik, die unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft nachhaltig
verändern werden“ (CDU/CSU 2013:35).
Im Wahlmanifest 2005 und Wahlprogramm 2013 der SPD sind folgende
Fremdwörter, die schon seit Jahrzehnten in der deutschen Sprache gebraucht werden und
2 http://arbeits-abc.de/cybermobbing-definition-beispiele-sowie-folgen-fuer-opfer-und-taeter/
3 https://de.wikipedia.org/wiki/Intelligentes_Wohnen
75
nicht augenfällig sind, zu unterscheiden: Marktradikalismus, Ressourcenverbrauch,
Innovationstätigkeit, Dienstleistungssektor, Finanzsektor.
Bsp. Nr. 80 (SPD): „Ökologische Nachhaltigkeit: Es gilt, Wachstum und
Ressourcenverbrauch absolut zu entkoppeln, die Treibhausgasemissionen zu senken und
Ressourcen produktiver zu nutzen“ (SPD 2005:14).
Unter dem Begriff Ressourcenverbrauch versteht man den Arbeitseinsatz sowie
den Verbrauch von Gütern und Dienstleistungen, der zur Erstellung von
Dienstleistungen aufgewendet wird. Selbst das Wort Ressource kommt aus dem
Englischen und wurde im Programm der SPD als Zusammengesetzte Fremdwort
gebraucht.
Bsp. Nr. 81 (SPD): „Nicht zuletzt deshalb muss der Finanzsektor jetzt auch dazu
beitragen, diese Schulden wieder abzutragen“ (SPD 2013:12).
Dieser Begriff ist sehr eng mit dem Begriff Dienstleistungssektor verbunden, zu
dem alle Institutionen und Systeme gehören, die finanzielle Leistungen für eine
Volkswirtschaft erbringen. Dazu zählen insbesondere „Finanzmärkte (Geldmarkt,
Kapitalmarkt und Devisenmarkt) und Finanzintermediäre (Banken, Versicherungen
usw.) Die wichtigsten Funktionen des Finanzsektors sind die Geldfunktion, die
Lenkungsfunktion (Allokationsfunktion), d.h. die Vermittlung und Koordination des
finanziellen Mittelflusses zwischen Kreditgebern (Gläubiger) und Kreditnehmern
(Schuldner), und die Versicherungsfunktion (Diversifikationsfunktion)“, d.h. die
Reduktion des mit der Überlassung von finanziellen Mitteln verbundenen Risikos (Horst
Gischer 2001:2).
Die Programme aller Parteien enthalten eine Vielzahl von Wortkomposita
(zusammengesetzte Wörter) und Nominalisierungen (Substantivierung von Verben und
Adjektiven). Auch die häufige Verwendung von Nominalisierungen führt zu einem
abstrakten Sprachstil.
76
CDU/CSU - Öffentlich-Private-Partnerschaften, Jugendausbildungsvertretungen,
Lebenszeitpolitik, Kinderbetreuungseinrichtungen, Wirtschaftsfördergesellschaften,
Energieversorgung, Energieerzeugungsarten.
Bsp. Nr. 82 (SPD): „Auch werden wir verstärkt die Möglichkeiten der
Zusammenarbeit von öffentlichen und privaten Geldgebern in sogenannten ÖffentlichPrivaten-Partnerschaften (ÖPP) nutzen, wenn dadurch Kosten gespart und Projekte
schneller umgesetzt werden können“ (CDU/CSU 2013:30).
Eine öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) oder Public-private-Partnership (PPP)
versteht man als geregelte Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und
Unternehmen der Privatwirtschaft in einer Zweckgesellschaft. Ziel von ÖPP ist „die
Arbeitsteilung, wobei der private Partner die Verantwortung zur effizienten Erstellung
der Leistung übernimmt, während die öffentliche Hand dafür Sorge trägt, dass
gemeinwohlorientierte Ziele beachtet werden“ (Daniela Kirsch 1999:29). Am
wichtigsten findet man hier die Schreibung des Begriffs durch Striche. Es ist klar
gewesen, dass das Wortkomposita eine Übersetzung aus dem Englischen ist und als
selbständiges zusammengesetztes Wort im Deutschen benutzt worden ist.
Bsp. Nr. 83 (SPD): „Eine wichtige Rolle spielen für uns dabei auch die
Jugendausbildungsvertretungen, die die Interessen der Auszubildenden einbringen und
auf diesem Weg an der laufenden Verbesserung der Ausbildungsarbeit in den Betrieben
mitwirken“ (CDU/CSU 2005:14).
In Betrieben mit in der Regel mindestens fünf Arbeitnehmer, die das 18.
Lebensjahr noch nicht vollendet haben (jugendliche Arbeitnehmer) oder die zu ihrer
Berufsausbildung beschäftigt sind und das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben,
werden Jugend- und Ausbildungsvertretungen gewählt und kann nur gewählt werden,
wenn bereits ein Betriebsrat besteht. Eine Doppelmitgliedschaft in Betriebsrat und
Jugend- und Auszubildendenvertretung ist im Betriebsverfassungsgesetz nicht
vorgesehen.
77
Bsp. Nr. 84 (SPD): „Lebenszeitpolitik – mehr Zeit für Familie und Bildung
ermöglichen“ (CDU 2013: 29).
Dieser Begriff braucht keine weitere Erklärung, weil sie schon im Wahlprogramm
erklärt worden war als besondere Achtung auf die Politik für Familie und Bildung.
Bsp. Nr. 85 (SPD): „Die Wirtschaftsfördergesellschaften der neuen Länder sollen
bei der Erschließung internationaler Märkte und der Gewinnung geeigneter Investoren
seitens der Germany Trade & Invest Gesellschaft weiterhin unterstützt werden“ (CDU
2005:35).
Unter diesem Begriff versteht man Gesellschaft zur Förderung der Ökonomie in
Deutschland.
Bsp. Nr. 86 (SPD): „Die Energieversorgung der Zukunft wird vielfältiger. Wir
wollen die Vielfalt von Windenergie an Land und auf dem Meer, Sonnen- und
Bioenergie, Wasserkraft und Erdwärme nutzen, sie intelligent miteinander verknüpfen
und auf einen gesunden Mix der Energieerzeugungsarten achten“ (CDU/CSU 2013:29).
Darunter versteht man die Summe von folgenden Wörtern wie Energiequelle,
Energiewirtschaft, Energietechnik, Energieträger und Energiewandler
Umgangssprachlich in nicht – wissenschaftlicher Literatur werden die Begriffe Energie,
Energieträger und Energiequelle oft als Synonyme verwendet, doch im
wissenschaftlichen Bereich der Energietechnik sind damit unterschiedliche Bedeutungen
verbunden. Die Energiequelle ist in einem abgeschlossenen System das Element,
welches die Energie meist durch Umwandlung aus einer anderen Energieform zur
Verfügung stellt, der Energieträger hingegen ist die mengenmäßige, bilanzierfähige
Einheit, welche Energie enthält oder überträgt.
SPD – Arbeitsschutzgesetzgebung, Sozialstaatlichkeit, Gleichberechtigung,
Selbstbestimmungsrecht, Emanzipation, Patchwork- oder Regenbogenfamilien.
Bsp. Nr. 87 (SPD): „Ohne die SPD sähe unser Land anders und ärmer aus, gäbe
e s k e i n e n A c h t - S t u n d e n - Ta g , k e i n e A r b e i t n e h m e r r e c h t e , k e i n e
78
Arbeitsschutzgesetzgebung und keine Sozialstaatlichkeit in unserer Verfassung“ (SPD
2013:4).
Die Arbeitsschutzgesetzgebung ist ein deutsches Gesetz zur Umsetzung von EURichtlinien zum Arbeitsschutz.
Seine vollständige Bezeichnung lautet: „Gesetz über die Durchführung von
Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des
Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit“.
Ziel des Gesetzes ist es, die Gesundheit aller Beschäftigten durch Maßnahmen des
Arbeitsschutzes zu sichern und zu verbessern.
Bsp. Nr. 88 (SPD): „Die Verankerung der Gleichberechtigung im Grundgesetz
1949 und die Durchsetzung des Selbstbestimmungsrechts der Frau in den 1970er
Jahren“ (SPD 2013:5).
Das Selbstbestimmungsrecht ist ein Gedanke der Menschenrechte. Jeder Mensch
und jede Gruppe hat demnach das Recht, seine eigenen Angelegenheiten frei und ohne
die Einmischung von anderen zu regeln, soweit sie sich im Einklang mit den
anerkannten Regeln der jeweiligen Gemeinschaft befinden.
Bsp. Nr. 89 (SPD): „Deshalb sind vor allem wir Sozialdemokratinnen und
Sozialdemokraten gefordert, auf neuen Wegen, die sozial und ökologisch ausgerichtet
sind, unser historisches Projekt der Emanzipation neu zu begründen und zu
verwirklichen“ (SPD 2005:13).
Emanzipation4 stammt aus dem lateinischen emancipatio und bedeutet
„Entlassung aus der väterlichen Gewalt“ oder auch die „Freilassung eines Sklaven“. Das
lateinische Wort emancipatio ist eine Zusammensetzung aus drei Wörtern: e bedeutet
aus, manus bedeutet Hand, capere ist nehmen. Ausgangspunkt ist das Wort mancipatio:
durch Auflegen der „Hand“ wurde, in Anwesenheit von fünf Zeugen, eine Sache in
Besitz „genommen“.
4 https://de.wikipedia.org/wiki/Emancipation
79
Bsp. Nr. 90 (SPD): „Dazu gehören Paare – ob mit oder ohne Kinder und
Trauschein – ebenso wie Alleinerziehende, Patchwork- oder Regenbogenfamilien sowie
Großeltern und Menschen, die für ihre pflegebedürftigen Eltern sorgen“ (SPD 2013:
52).
Patchworkfamilie oder Regenbogenfamilie5 stammen völlig aus dem Englischen
(engl. patchwork, ‚Flick-‘, ‚Stückwerk‘) Patchwork-Family.
Der Begriff
Patchworkfamilie wurde für deutsche Sprache 1990 erstmals von der Übersetzerin
Margaret Minker erwähnt.
Er wird seither vermehrt in populärwissenschaftlichen Werken als auch von
Politik und Lehre übernommen, wobei der Begriff Patchworkfamilie inhaltlich
umfassender ist als die Definition des Begriffs Stieffamilie und auch als Synonym für
die gesellschaftliche Veränderung benutzt wird. Die Worte Regenbogen- und
Patchworkfamilie werden dabei häufig als Synonyme zu Stieffamilie verwendet.
2.3.
Annäherung an den Begriff Metapher und ihr Gebrauch in der
politischen Werbung
Man versteht darunter, dass konzeptuelle Metaphern, die uns in der alltäglichen
Sprache gar nicht auffallen und als selbstverständlich erscheinen, für eine besondere
Wirklichkeitskonstitution sorgen. Und insbesondere durch die hier nur grob skizzierten
Eigenschaften kann metaphorisches Sprechen für strategische Operationen im
politischen Sprachgebrauch hervorragend nutzbar gemacht werden“ (Niehr 2014:33). Es
ist zu bedenken, dass es für die politischen Akteure darum geht, den metaphorischen
Sprachgebrauch einzuführen, also Metaphern zu besetzen und damit „Realitäten in den
Köpfen der Hörer“ zu schaffen (Lakoff/Wehling 2009: 31).
Burkhardt rechnet die Metapher, gemeinsam mit Schlag-, Schlüssel-, Wertwörtern,
Anspielungen, rhetorischen Figuren, unter lexikalische Charakteristika des öffentlich5 https://de.wikipedia.org/wiki/Stieffamilie
80
politischen Redens und liefert eine zufriedenstellende Definition dieser Erscheinung.
Nach seiner Auffassung sind die Metaphern: „implizite oder explizite Identitätsaussagen,
in denen ein Referenzobjekt in vom allgemeinen Sprachgebrauch abweichender, ja sogar
in zumeist überraschender Weise unter ein Prädikat subsumiert wird, zu dem es den
konventionellen Sprachregeln gemäß eigentlich nicht gehört, um durch die abweichende
Prädikation einige Eigenschaften des angesprochenen Gegenstandes besonders
hervorzuheben“ (Burkhardt 2003: 369).
Laut der Definition aus dem Duden (Duden – Fremdwörterbuch 2001: 628) ist die
Metapher ein „sprachlicher Ausdruck, bei dem ein Wort oder eine Wortgruppe aus
seinem eigentlichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen übertragen wird [...]“.
Ein Abstraktum wird dabei durch eine Umschreibung ersetzt und vorstellbar gemacht
(Kohl 2007, S. 16; 24), ohne dass jedoch ein direkter Vergleich zwischen
Bezeichnendem und Bezeichnetem vorliegt. Voraussetzung ist, dass zwischen
Bezeichnendem und Bezeichnetem eine oder mehrere Eigenschaften verbindend wirken,
damit die Übertragung verstanden werden kann.
Kohl gliedert den metaphorischen Prozess in einen „Herkunftsbereich“, dem die
eigentliche Bedeutung des Wortes oder der Wortgruppe entstammt, sowie in einen
„Zielbereich“, auf den diese Bedeutung übertragen wird (Kohl 2007, S. 16; 25).
Zu persuasiven Zwecken besonders geeignet sind Metaphern. Sie sind in der
politischen Kommunikation unentbehrliche Mittel, um komplexe politische Sachverhalte
zu vereinfachen, zu interpretieren und zu bewerten. Als Beispiele seien hier
Bsp. Nr. 91 (CDU/CSU): „In der Regierungszeit von Rot-Grün war die Schere
zwischen den unteren und oberen Einkommen auseinandergegangen“ (CDU/CSU
2013:21).
Beispiele für ungewöhnliche und auffällige Metaphern fanden sich in den Texten
von Wahlprogrammen der beiden Parteien kaum. Ansonsten waren im Wesentlichen die
für den politischen Sprachgebrauch schon klassisch zu nennenden metaphorischen
81
Konzepte im Sprachgebrauch der CDU/CSU und der SPD zu entdecken: Die Metaphern
von auseinandergehenden Scheren etc.
Bsp. Nr. 92 (CDU/CSU): „Ideologische Scheuklappen werfen Deutschland im
internationalen Wettbewerb zurück“ (CDU/CSU 2005:6).
Bsp. Nr. 93 (SPD): „PDS und WASG treiben den Sozialstaat mit ihren
Vorschlägen in die Finanzkrise und streuen Menschen, die so dringend auf Arbeit
warten, mit vermeintlich einfachen Lösungen Sand in die Augen“ (SPD 2005:13).
Manchmal werden stehende Redensarten gebraucht.
Bsp. Nr. 94 (SPD): „Unser Ziel: Keine Bank darf ganze Staaten mit in den
Strudel ziehen“ (SPD 2013:19).
Bsp. Nr. 95 (SPD): „Für sie wollen wir Politik machen – mit dem „Blick von
unten” und mit Leidenschaft und Beharrlichkeit“ (SPD 2013:24).
In den Texten finden sich die üblichen politiktypischen metaphorischen
Konzeptualisierungen: Wirtschaft als Organismus:
Bsp. Nr. 96 (SPD): „Als die Konjunktur 2008 und 2009 einbrach, haben wir mit
gezielten Investitionsprogrammen in den Kommunen und für die Autoindustrie den
Wachstumsmotor neu in Gang gesetzt“ (SPD 2013:2007).
Bsp. Nr. 97 (CDU/CSU): „Wirtschaftswachstum. Gerechtigkeitswachstum.
Innovationswachstum. Solch ein Wachstum bringt Deutschland voran“ (CDU/CSU
2005:7).
Bsp. Nr. 98 (SPD): „Mittelfristig treten wir dafür ein, dass die so genannte „erste
Säule” der pauschalen Agrarsubventionen bis auf einen kleinen Sockelbetrag
abgeschmolzen und in die „zweite Säule” zur Stärkung und Wiederbelebung des
ländlichen Raums umgeschichtet wird“ (SPD 2013:89).
Daneben fanden sich vor allem Ausprägungen der metaphorischen Konzepte von
Weg, Bewegung und Richtung (Vorschritte, entscheidender Schritt, Vorfahrt für Arbeit,
Kurswechsels in Richtung, in Gang setzen etc.):
82
Bsp. Nr. 99 (CDU/CSU): „Wir werden uns wieder gemeinsam mit den Bürgern
auf den Weg in eine bessere Zukunft für Deutschland machen…“ (CDU/CSU 2005:9).
Bsp. Nr. 100 (SPD): „Der nächste große Schritt wird die Einführung einer
gerechten Bürgerversicherung sein“ (SPD 2005:13).
Bsp. Nr. 101 (CDU/CSU): „Die Senkung von Lohnzusatzkosten ist dazu ein
entscheidender Schritt“ (CDU/CSU 2005:14).
Bsp. Nr. 102 (CDU/CSU): „Vorfahrt für Arbeit und Beschäftigungssicherung
heißt auch, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine schnellere Anpassung an die
veränderten Rahmenbedingungen zu ermöglichen“ (CDU/CSU 2005:13).
Bsp. Nr. 103 (SPD): „Hierzu bedarf es Anreize und Fördermechanismen
zugunsten eines Kurswechsels in Richtung Realwirtschaft“ (SPD 2013:32).
Bsp. Nr. 104 (SPD): „An vielen Universitäten wurden strategische Entwicklungen
in Gang gesetzt, interdisziplinäre Cluster wurden gegründet und der Ausbau von
Graduiertenschulen hat einen Schwung erfahren“ (SPD 2013:48).
Die Kern-Metaphorik ist auch relativ interessant:
Bsp. Nr. 105 (SPD): „Eine freie Presse und ein unabhängiger Journalismus
gehören zum unverzichtbaren Kern einer Demokratie“ (SPD 2013:65).
Bsp. Nr. 106 (CDU/CSU): „Die Verantwortung Deutschlands für die europäische
Einigung, für die transatlantische Partnerschaft, für die Existenz Israels ist Kern der
Staatsräson Deutschlands“ (CDU/CSU 2005:37).
Bsp. Nr. 107 (CDU/CSU): „In diesem Sinne bleibt Landesverteidigung die
verfassungsmäßige Kernaufgabe der Bundeswehr als Wehrpflichtarmee“ (CDU/CSU
2005:37).
Außerdem finden sich in diesen Texten martialische Metaphern wie der Kampf,
die Bekämpfung von Missständen, bekämpfen usw. Politische Auseinandersetzung wird
als Kampf dargestellt.
83
Bsp. Nr. 108 (CDU/CSU): „Wir sagen der Wegwerfmentalität den Kampf an und
werden dazu mit dem Lebensmittelhandel, den Verbrauchern und Tafeln sowie anderen
Beteiligten an der Erreichung des EU-Ziels zur Halbierung der Lebensmittelabfälle
arbeiten“ (CDU/CSU 2013:65).
Bsp. Nr. 109 (CDU/CSU): CDU und CSU werden weiterhin dafür sorgen, dass
öffentliche Gelder zur Extremismusbekämpfung nur an Einrichtungen vergeben werden,
die sich zu Freiheit und Demokratie bekennen“ (CDU/CSU 2013:73).
Es gibt noch eine ganze Reihe von Metaphern, die für diese Textsorte relevant ist:
Politik (Empfängerkonzept) sind Personen (Spenderkonzept) (Hand in Hand arbeiten,
Vorreiter, in der Hand von Städten).
Bsp. Nr. 110 (CDU/CSU): „Wir wollen, dass unsere attraktive Wirtschaftsstruktur
aus Großindustrie und Mittelstand, in der produzierende Unternehmen und Dienstleister
Hand in Hand arbeiten, erhalten und ausgebaut wird“ (CDU/CSU 2013:35).
Bsp. Nr. 111 (SPD): „Europa muss Vorreiter einer neuen Marktordnung werden,
mit der wir die Finanzmärkte bändigen“ (SPD 2013:17).
Bsp. Nr. 112 (SPD) „Deshalb unterstützen wir Infrastrukturen in der Hand von
Städten, Gemeinden und Kreisen und werden die Rahmenbedingungen zur
Kommunalisierung entsprechender Einrichtungen weiter verbessern“ (SPD 2013:13).
Durch den Gebrauch von Metaphern erscheinen politische Sachverhalte in einem
neuen Licht und können vor dem Hintergrund bereits vertrauter Erfahrungen leichter
vermittelt werden.
Fazit des 2. Kapitels
Das Hauptziel der politischen Werbung ist für eine Partei und ihre Kandidaten zu
werben. Dafür gibt es verschiedene Argumentationsformen. Die Partei und die Personen
sollen positiv dargestellt werden. Obwohl die Programme im Mittelpunkt stehen, neigen
die Parteien zu starker Personalisierung.
84
Im Mittelpunkt steht das Parteiprogramm und dann folgen inhaltliche
Schwerpunkte, über die die Wähler informiert werden. Das Programm befindet sich also
im Vordergrund und kann teilweise als politische Werbung einer Partei betrachtet
werden.
Die politische Werbung in Wahlmanifesten und Wahlprogrammen greift stark auf
die empfängerbezogenen Argumente zurück. Der Appell wird auf Werte und
Grundbedürfnisse des Menschen gerichtet. Die Präsentation reiner Informationen zu
einer Partei würde an den Wählern vorbeiziehen.
Der Themenbereich bei der SPD ist durch folgende Schlagwörter identifiziert:
Arbeitnehmerrecht, Arbeitsmarkt, Bildung, Bürgerversicherung, Elterngeld, Konjunktur,
Kultur und Steuern. Dies wird bei der CDU/CSU durch Energie, Finanzen, Gesundheit
und Pflege ergänzt. Sehr auffallend bei der CDU/CSU sind die Schlagwörter
Deutschland, Land, Mensch, Zukunft, Europa, Chance. Das Wort Deutschland kommt in
dem Programm 93 Mal vor. Wie bei der CDU/CSU trifft man in den Programmen der
SPD die Schlagwörter Deutschland, Mensch, Land, Europa, aber zu den neuen Wörtern,
die auch so auffallend sind, gehören Gesellschaft, Bildung, Arbeit und Politik.
Die Wahlprogramme enthalten Fremdwörter, die mit Erklärungen im Text
verwendet werden. So stellen sie keine Verständlichkeitshürde dar.
In den Wahlmanifesten und Wahlprogrammen finden sich verschiedene
syntaktische Konstellationen: Ein-Satz-Schlagzeilen, Satz-Ellipse-Schlagzeilen etc.
Dabei stehen die Sätze an erster Position, gefolgt von Ellipsen. Das Wahlmanifest bzw.
Wahlprogramm weist auch komplexe Sätze auf.
Die Syntax in Wahlmanifesten bzw. Wahlprogrammen ist vielschichtig. Um die
Wähler zu überzeugen und auch Aufmerksamkeit zu erregen, werden verschiedene
syntaktische Konstruktionen angewendet.
Bei der Untersuchung von Personalpronomen stellte sich heraus, dass in der
Wahlwerbung die Anrede und der direkte Appell an die Wähler bevorzugt werden.
85
Sowohl das Pronomen wir, als auch die höfliche Form Sie kommen in den Texten von
Wahlprogrammen vor. Das Substantiv Deutschland wird sehr oft sowohl von der
CDU/CSU als auch von der SPD verwendet. All das erzeugt ein Identitätsgefühl bei den
Wählern.
Zusammenfassung
Der Sprachgebrauch in der Politik ist sehr wichtig. Ziel der vorliegenden
Masterarbeit war es, eine linguopragmatische inhaltsbezogene und vergleichende
86
Analyse der Textsorte Wahlprogramm bzw. Wahlmanifest durchzuführen. In der
Masterarbeit werden unter anderem auch Wahlkampagnen und Wahlkampfsprache der
beiden Volksparteien analysiert und miteinander verglichen. Im theoretischen Teil der
vorliegenden Arbeit werden sprachwissenschaftliche Arbeiten nach der Forschung der
Wahlwerbung verallgemeinert.
Wir stimmen der These zu, dass es für die Existenz politischer Textsorten
alltagssprachlich deutliche Hinweise gibt. Wir haben die Texte von Wahlmanifesten bzw.
Wahlprogrammen als selbständige wählergerichtete Wahlkampftextsorte untersucht.
Mit einem Wahlmanifest und einem Wahlprogramm legt sich eine Partei auf
gewisse Überzeugungen und Ziele fest und macht damit für sich, für ihre Funktionäre
und Mitglieder verbindlich. Deshalb gibt es Auseinandersetzungen, weil die
Programmpunkte des Wahlprogramms, auf die sich die Parteimitglieder einigen, für alle
bindend sind. Außerdem wird sich ein Wahlmanifest in seinen Feststellungen und
Forderungen auch danach richten, was politisch gerade erfolgversprechend erscheint.
Wahlkämpfe sind Phasen einer verdichteten Politik, denn in ihnen spitzen sich die
Positionskämpfe der Parteien in einem relativ kurzen Zeitraum zu. Da stehen bestimmte
Themen im Fokus.
Obwohl die Programme einen großen Umfang haben, beschränkt sich ihr Inhalt
auf drei oder höchstens vier Themen. Dass sich ein Wahlprogramm auf die Hauptthemen
der Wahlkampagne reduziert, war zu erwarten.
Es hat sich herausgestellt, dass die Hauptthemen der SPD durch bestimmte
Schlagwörter gekennzeichnet sind: Arbeitnehmerrecht, Arbeitsmarkt, Bildung,
Bürgerversicherung, Elterngeld, Konjunktur, Kultur und Steuern. Bei der CDU/CSU
wird der Themenbereich durch Energie, Finanzen, Gesundheit und Pflege erweitert.
Was die Intertextualität angeht, so fungieren als Vortexte insbesondere das
bisherige Programm oder Programme der politischen Konkurrenten.
87
Außerdem haben wir die Texte von Wahlprogrammen auf verschiedenen
sprachlichen Ebenen analysiert. Was den politischen Wortschatz anbetrifft, so kommen
bestimmte Wörter in der politischen Kommunikation häufig vor wie z.B. Fremdwörter
und zahlreiche Komposita. Der Charakter des ideologischen Lagerwahlkampfs wird vor
allem im Gebrauch von Schlagwörtern deutlich. In der Arbeit werden die für die verbale
politische Auseinandersetzung besonders wichtigen und typischen Schlagwörter sowie
politikspezifische Lexik beschrieben. Mit Hilfe von Schlagwörtern werden Programme,
Ideen oder Beschreibungen von Sachverhalten verkürzt ausgedrückt.
Die Verfasser der Wahlprogramme bzw. Wahlmanifeste versuchen, Begriffe zu
besetzten. Sie bemühen sich, sich von einigen strategisch problematischen Begriffen zu
distanzieren, verwenden Fahnen und Stigmawörter. Sie bedienen sich auch deontisch
aufgeladener Begriffe. Sprachlich zeigt es sich an der Verwendung positiver
Schlagwörter und positiv besetzter Ausdrücke wie sozial, gerecht, familienfreundlich
etc.
Mit Bezug auf die Metaphorik in der Wahlkampfsprache der beiden Parteien
sorgten weder das Wahlmanifest der SPD noch das Wahlprogramm der CDU/CSU für
Überraschungen. Im Text kommen nur die üblichen politiktypischen
Konzeptualisierungen vor, deren Gebrauch in der vorliegenden Arbeit analysiert wird.
Die Verwendung von Modalverben gehört zu einem wichtigen Merkmal der
Textsorte Wahlprogramm bzw. Wahlmanifest. Von großem Interesse ist der Gebrauch
von Modalverben müssen und dürfen. Es ist bemerkenswert, dass das Modalverb
müssen des Öfteren mit dem Personalpronomen wir gebraucht wird. Die Vielfalt der
voluntativen Ausdrücke (wollen) ist auch bemerkenswert. Der Kommunikationsmodus
ist evaluativ/voluntativ/kommissiv.
Der Analyse von Anredeformen in den Texten von Wahlprogrammen wird auch
große Aufmerksamkeit geschenkt.
88
Für die gesamte Textkonstitution der Textsorte Wahlmanifest bzw. Wahlprogramm
der CDU/CSU und der SPD ist es von großer Bedeutung, dass das Futur I auch in der
Textsorte zur Realisierung unterschiedlicher Sprechhandlungen genutzt werden kann.
Aus textpragmatischer Perspektive lässt sich feststellen, dass Wahlmanifeste bzw.
Wahlprogramme zur Textklasse der Appelltexte gehören. In der Arbeit sind wir zum
Ergebnis gekommen, dass es viele Textstellen gibt, wo der Appell direkt signalisiert
wird. Wahlmanifeste bzw. Wahlprogramme sind an solche Adressatengruppen gerichtet,
die sich im Bereich Politik gut auskennen oder politisch engagiert sind. Die
Wahlprogramme sind auch sowohl für Journalisten als auch für interessierte Wähler eine
wichtige Informationsquelle.
Es lässt sich bestätigen, dass das Wahlprogramm in einem höheren Maß eine
Werbefunktion erfüllt, während ein Grundsatzprogramm eine stärkere
Legitimationsfunktion hat. Der Gebrauch von Fremdwörtern und Anglizismen ist für die
Wahlwerbung typisch. Dies können wir auch in Wahlmanifesten und Wahlprogrammen
finden als Beweis dafür, dass diese Textsorte einige Funktionen der politischen Werbung
wie z.B. Informations-, Suggestions-, Imagefunktion übernimmt. Eine der wichtigsten
Funktionen der Wahlprogramme besteht darin, nach außen für die eigenen Standpunkte
zu werben.
Die Ergebnisse der Arbeit können als Ausgangspunkt für die weitere linguistische
Analyse der politischen Textsorten dienen.
89
Literaturverzeichnis
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